Bücher mit dem Tag "regisseure"
23 Bücher
- Nick Hornby
Miss Blackpool
(97)Aktuelle Rezension von: wandablueEigentlich ist „Miss Blackpool“ eine recht intelligent geschriebene Darstellung des Schauspielermilieus, einschließlich dessen, wie es so läuft im ShowBiz, wenn man hinter die Kulissen blickt, wo die Regisseure, Autoren und Produzenten hocken. Es handelt sich darum, wie man Stücke schreibt und hofft, dass sie erfolgreich werden. Und es geht auch darum, wie man sich verändert, wenn man erfolgreich wurde.
Allerdings wird das in Frage stehende Stück "Barbara (and Jim)" in aller Ausführlichkeit vorgestellt und das ist das "uneigentlich": es interessiert mich nicht. Schauplatz ist London.
Die Charaktere in „Miss Blackpool“, die Geschichte, von einer, die aus Blackpool auszog, um berühmt zu werden, sind viel weniger glamourös als man sich so vorstellt, aber auch viel authentischer. Wertvoll ist, dass der Roman nicht auf dem roten Teppich endet, wenn man es geschafft hat, sondern auch einen Blick auf die alternden Darsteller wirft. Auch Zeitenwandel wird nebenbei thematisiert, weil man "damals" noch nicht offen über Sexualität schreiben durfte, und offizell Unverheirate gar keinen hatten (haha)- und über Schwule durfte man sowie so nicht öffentlich reden. Deshalb gibt es auch einen Autoren im Buch, der ein Büch über homosexuelle Liebe schreibt;das ist einer der besseren Parts im Roman.Fazit: Soweit ok.
Kategorie: Gute Unterhaltung
KiWi, 2014 - Stephen King
Danse Macabre
(57)Aktuelle Rezension von: Horatio-BuecherliebeDer Danse Macabre ist ein Walzer mit dem Tod. Das ist eine Tatsache, und wir können es uns nicht leisten, vor dieser Tatsache zurückzuschrecken. Die Horrorgeschichte bietet die Möglichkeit, etwas zu betrachten, was sich hinter Türen abspielt, die wir normalerweise doppelt verschlossen halten, (…). Doch die menschliche Fantasie gibt sich nicht mit verschlossenen Türen zufrieden. Irgendwo gibt es eine Tanzpartnerin, flüstert die Fantasie in die Nacht hinein – eine Tanzpartnerin in einem verrotteten Ballkleid, eine Partnerin mit leeren Augenhöhlen, grünem Schimmel auf den ellbogenlangen Handschuhen, Maden, die im verbliebenen schütteren Haar wuseln. Ein solches Geschöpf in den Armen halten? Wer, fragen Sie mich, würde so verrückt sein? Nun…?
In diesem Augenblick, unmittelbar nach der Lektüre, muss ich zunächst einmal gestehen, dass mich lange kein Sachbuch mehr so sehr beeindruckt hat, wie Stephen Kings „Danse Macabre“.
Immer wieder war ich in den letzten Jahren bei den Recherchen zu meinen Lektüren der Horrorliteratur auf dieses Buch mit dem auffälligen Namen gestoßen: „Danse Macabre“, oder auf Deutsch der „Totentanz bzw. Makabertanz“. Laut Wikipedia eine im 14. Jahrhundert aufgekommene Darstellung des Einflusses und der Macht des Todes auf beziehungsweise über das Leben der Menschen. Oft in allegorischen Gruppen, in denen die bildliche Darstellung von Tanz und Tod meist gleichzeitig zu finden ist. Stephen Kings „Danse Macabre“ wird als „das Grundlagenwerk über die Geschichte des Horrors in Literatur und Film vom Viktorianischen Zeitalter bis heute“ bezeichnet. Achthundert prall gefüllte, verheißungsvolle Sachbuchseiten vom Meister des Horrors persönlich. Daran konnte ich nicht mehr länger vorbeigehen.
Warum schreibst du kein Buch über das ganze Horror-Phänomen aus deiner Sicht? Bücher, Filme, Radio, Fernsehen, alles.
Hält man diesen Taschenbuchbackstein dann in den Händen, folgt bereits beim Blick auf das Copyright der Originalausgabe die erste Ernüchterung. Das „Danse Macabre“ erschien bereits im Jahr 1981 und ist tatsächlich, bis auf ein paar Ausnahmen, auf die Periode von 1950 bis 1980 beschränkt. Der mir vorliegenden aktuellen deutschen Ausgabe von 2010 sind zwar, neben dem Vorwort zur Originalausgabe, auch noch die Vorworte von 1983 und 2010 beigefügt, das ändert jedoch nichts daran, dass die Neuerern Entwicklungen des Genres keine Berücksichtigung finden. Eine mehr als erhebliche Einschränkung.
Allerdings muss ich zugestehen, dass das aktuelle Vorwort zur Ausgabe von 2010 etwas über dieses Manko hinwegtrösten kann. Es ist eigentlich weniger ein Vorwort als vielmehr ein Essay zur Entwicklung des Genres der letzten 40 Jahre. „Blair Witch Projekt“, „Saw“, „District 9“, „Dawn oft he Dead“, „From Dusk till Dawn“, „Scream“, usw. sind die Werke, denen sich King hier widmet und die er in einen größeren Zusammenhang einordnet. In diesem Vorwort formuliert er auch die zentrale These des „Danse Macabres“, gemäß der eine gute Horrorgeschichte auf symbolischer Ebene funktioniert und auf fiktionale (und gelegentlich übernatürliche) Ereignisse zurückgreift, um uns beim Verstehen unserer eigenen tiefen echten Ängste zu helfen.“ Allein der wirklich gelungene Essay rechtfertigt für mich bereits die Anschaffung des Taschenbuchs.
Im Anschluss lädt Stephen King die Lesenden dann endlich zum Totentanz. Das Buch ist in zehn Kapitel gegliedert, die für den Meister allerdings nur unverbindliche Empfehlungen zu sein scheinen. Das „Danse Macabre“ ist das Sachbuch eines großartigen Erzählers und King geht wirklich in die Vollen. Mit seinem geballten Wissen rund um die Horrorliteratur, den Horrorfilm und die Unterhaltungsindustrie, stürzt er sich geradezu auf die Materie. Weniger an Fakten orientiert, sondern immer auf der Suche nach der guten Geschichte, „erzählt“ er im wahrsten Sinne des Wortes die Geschichte des Horrorgenres, und er erzählt sie packend, mitreißend und äußerst ausführlich. Dabei droht er zwischendurch immer wieder den Faden zu verlieren, so sprunghaft mäandert er durch die Kapitel. Ungeheuer intensiv, geradezu ein Rausch des Erzählens, der es den Lesenden nicht leicht macht, den Überblick zu behalten.
Das Buch beginnt mit einem Blick zurück auf das Kino der 50er Jahre. King erinnert sich an den Tag, an dem er als Kind im Kino saß und der Horrorfilm plötzlich wegen der Nachricht unterbrochen wurde, dass der Sputnik über ihren Köpfen ins All geschossen worden war. Der Wechselbeziehung zwischen Kaltem Krieg und frühen Horrorfilm, ist das erste Kapitel des Buchs gewidmet. Warum sollte man sich schreckliche Sachen ausdenken, wo es doch so viel echten Schrecken auf der Welt gibt?
Im Zentrum des nächsten Kapitels stehen die legendären „Geschichten vom Haken“ und der Niedergang des Horrorfilms im Verlauf der 50er Jahre. Weiter geht es mit drei klassischen Romanen, die von Stephen King als das „Tarot“ des Horrorgenres bezeichneten werden. Mary W. Shelleys „Frankenstein“, Bram Stokers „Dracula“ und Robert L. Stevensons „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ sind für ihn die wichtigsten Werke und Archetypen des Genres.
Im nächsten Kapitel wird es dann plötzlich biografisch. Dazu sei gesagt, dass im Grunde das gesamte „Danse Macabre“ von autobiografischen Betrachtungen und Bezügen komplett durchzogen ist. Aber hier im vierten Kapitel widmet King sich ganz ausführlich seiner Jungend und den Anfängen seiner Autorentätigkeit. Und dann ist da auch noch die immer wieder gestellte Frage, wie aus ihm jemand werden konnte, der solch fürchterliche Dinge schreibt.
Der Horrorfilm hat die Absicht, uns wehzutun, ganz recht, und deshalb lauert er auch dort, im dunkelsten Teil des Waldes. Auf dieser grundlegenden Ebene albert der Horrorfilm nicht herum: Er will Sie.
Nach weiteren Kapiteln über die Zeit der Horrorhörspiele im Radio, den modernen amerikanischen Horrorfilm und den Horrorfilm als „Junk-Food“, wendet sich King schließlich dem Schwerpunkt des „Danse Macabres“ zu, dem Kapitel über die Literatur des Horrors. In diesem bei weitem umfangreichsten Kapitel, betrachtet und bespricht er ganz ausführlich die Romane, die für ihn nicht weniger als alles Gute im Horror-Genre repräsentieren. Bücher und Geschichten, die in seinen Augen „die oberste Pflicht der Literatur erfüllen – uns die Wahrheit über uns selbst zu sagen, indem sie uns Lügen über Menschen erzählen, die nie existiert haben“:
Da sind „Ghost Story“ von Peter Straub (1979), als „wahrscheinlich der beste übernatürliche Roman“ und im Anschluss daran die Bücher über die Orte des Bösen. Der wunderbare Roman „The Haunting of Hill House“ von Shirley Jackson (dt. „Spuk in Hill House“ – 1959), der auch mir ausgesprochen gut gefällt und auf diesem Blog bereits ausführlich vorgestellt wurde. Daneben, und ebenfalls ein Spukhausroman, Anne River Simmons „The House Next Door“ (1978). Weiter geht es über „Roasemary’s Baby“ von Ira Levins (1967) als Spiegel urbaner Paranoia der Stadtbewohner, hin zu Jack Finneys kleinstädtischer Paranoia-Geschichte „The Bodysnatchers“ (1955). Danach das „Something Wicked This Way Comes“ von Ray Bradbury (1962), das sich nach Kings Ansicht jeder fein säuberlichen Kategorisierung der Analyse entzieht. Auch das wesentlich bekanntere „The Shrinking Man“ (dt. „Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“ – 1956), wie King anmerkt ein Fantasyroman, der fälschlicherweise als Science-Fiction eingeordnet worden sei, wird ganz ausführlich besprochen. Weitere Klassiker wie Ramsey Campels „The Doll Who Ate His Mother (1976) und James Herberts „The Fog“ (1978) schließen das riesige Kapitel ab.
All diese Werke sind allerdings bei weitem nicht die einzigen, die im „Danse Macabre“ beleuchtet werden. Im Anhang sind weit über 170 Filme und Bücher aufgezählt, auf die sich King im Verlaufe seiner umfangreichen Ausführungen bezieht. Und tatsächlich droht der 800-Seiten starke Band unter der Wucht dieser ausufernden Menge filmischer und literarischer Bezüge geradezu zu platzen.
Wie ich bereits anführte, ist das „Danse Macabre“ ein erzähltes Sachbuch. Es wurde ganz bewusst ohne jeden akademischen Anspruch verfasst und stellt Stephen Kings völlig eigene, sehr persönliche Sicht der Dinge dar. Genau das macht seinen besonderen Reiz aus. Vollkommen frei von jeglicher Belastung empirischer Evidenz, sprudeln die aufsehenerregenden Thesen zum Horrorgenre nur so aus ihm heraus. Immer scharfsinnig, pointiert und, wie es sich für einen meisterhaften Erzähler gehört, begleitet von äußerst unterhaltsamen Geschichten und autobiografischen Anekdoten. Ein unerschöpfliches Füllhorn, ganz sicher keine literaturwissenschaftliche Arbeit. Sehr originell und gewöhnungsbedürftig.
Dieses Buch ist lediglich ein Spaziergang durch alle Welten von Fantasy und Horror, die mich entzückt und entsetzt haben. Es hat kaum einen Plan oder eine Ordnung, und wenn Sie ab und zu an einen Jagdhund mit nicht besonders gut ausgeprägter Nase denken müssen, der hin und her springt und jedem interessanten Geruch folgt, den er wahrnimmt, dann soll es mir recht sein. Aber es ist keine Jagd, es ist ein Tanz. Und manchmal machen sie die Lichter in diesem Ballsaal aus. Aber wir werden dennoch tanzen, Sie und ich. Auch im Dunkeln. Ganz besonders im Dunkeln. Darf ich bitten?
Stephen Kings „Danse Macabre“ ist nicht einfach nur ein Grundlagenwerk über die Geschichte des Horrors, es ist ein rauschhafter Tanz mit dem Morbiden. Dieses aus allen Nähten platzende Buch gewährt uns einen eindrucksvollen Blick tief in die Gedankenwelt des Meisters. Für die ganz großen Fans des Autors ein atemberaubendes Erlebnis, ja geradezu eine Pflichtlektüre. Für alle anderen ist das Buch nahezu unlesbar.
- James Monaco
Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk
(43)Aktuelle Rezension von: DuffyWelke und Wischmeyer stellen vor: Deutsche Helden privat und ein paar, die es nicht in das Buch geschafft haben. Wenn sich zwei Mächtige der scharfsinnigen Satire und der durchtriebenen Wortgewalt zusammentun und ein Buch machen, kann es nur daneben gehen oder großartig werden. Hier ist es großartig geworden, die Lachschübe kommen stoßweise und heftig, die brillianten Wendungen von Wischmeyer werden ergänzt durch Welkes schon aus der Heute-Show bekannten Neuwortschöpfungen, zusammen ein unschlagbares Team und es bekommt jeder "Held" in Deutschland sein Fett weg, in diesem Buch ist alles, was der Deutsche über A-S Promis, Politker und sonstige Medienschergen wissen muss. Wer sich vorbehaltlos amüsieren will, herzhaft lachen und auch ein paar Wahrheiten verträgt, der ist hier genau richtig. Viel Vergnügen. - Michael Feeney Callan
Robert Redford
(8)Aktuelle Rezension von: BriVorab eine Warnung – meine Mitverdächtige Thursdaynext hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich bei diesem Post sehr fanlastig bin. Ja, das ist wahr, aber leider auch nicht zu ändern. Ich kann nur sagen: Hier stehe ich und kann nicht anders. Wer also in diesem Fall Objektivität erwartet sei gewarnt, er wird sie hier nicht finden.
Seit seinem Erscheinen 2011 – also fünf Jahre nun – liegt eine Biographie immer griffbereit, damit ich mich weiter in ihr vertiefen, sie neu lesen, wieder lesen und einfach darin schwelgen kann. Alleine das Cover lässt mich einen guten Start in den Tag haben. Jahrelang habe ich mich davor gedrückt, sie Ende zu lesen und euch hier vorzustellen. Aber nun, einen Tag vor dem 80. (!) Geburtstag des für mich so einzigartigen Schauspielers, Regisseurs, Produzenten und vor allem vielschichtigen, spannenden Menschen, ist es soweit.
Michael Feeney Callan hat 2009 diese Biographie vorgelegt, für die er seit 1995 recherchiert hatte. Sein großes Glück war die Offenheit des Mannes, den er porträtieren wollte: Robert Redford stand ihm in vielen offiziellen und inoffiziellen Interviews Rede und Antwort. Doch die nach Callans eigener Aussage wichtigste Quelle waren Redfords Notizbücher, in die er volle Einsicht bekam. Ein Glücksfall für den Biographen und Redford Afficionados wie mich.
Äußerst detailliert muss man sie nennen, die Biographie. Nicht nur was das Leben Redfords angeht, sondern auch die Kenntnis und Darstellung seiner Kunst, seines Schaffens und Wirkens in vielen Bereichen. Ich schreibe ganz bewußt Kunst, denn eigentlich wollte der am 18. August 1936 in Los Angeles geborene Redford mit aller Macht Maler werden, nicht Schauspieler. Seinen Weg über die Malerei, die ihn auch nach Europa führte, zeichnet Callan spannend nach. Hier wird der sonst so perfekt wirkende Schauspieler, der mich mit seiner wunderbar komödiantischen Darstellung, der etwas steif und zugeknöpft wirkenden jungen Anwalts Paul Bratter, für sich eingenommen hatte, zur Person, zum Menschen mit Werten, Einstellungen und Höhen und Tiefen.
Redford war bis zu den Filmen, die ihm in den 70er Jahren Anerkennung und Geld brachten, nie wirklich vermögend. 1955 stirbt seine Mutter – alles ändert sich, nicht nur für ihn, auch für seinen Vater:
„Ich werde nie vergessen, in welcher Verfassung er mich am Flughafen abgeholt hat,“ sagt Redford. “ Ich hatte ihn nie als verletzlich erlebt, und die Machtverhältnisse zu Hause waren immer klar gewesen. Ich hatte ihm die Hölle heißgemacht,, aber er war immer der Boss geblieben. Am Flughafen war es plötzlich umgekehrt. Er war am Boden zerstört. Ich hab ihm gesagt, er soll auf den Beifahrersitz rutschen, und habe mich ans Steuer gesetzt. Alles änderte sich nach dem Tod meiner Mutter. Charlies Welt brach zusammen und meine ebenfalls, wie es schien.“
1956 begibt sich Redford – auch wegen der für ihn nicht mehr ertragbaren Verhältnisse zuhause – spontan auf eine längere Europareise. In Paris studiert er Malerei, wechselt gar bereits nach kurzer Zeit an ein die erst kürzlich eröffnete Académie Charpentier, die ihm außerordentlich gut tut.
“ … Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich frei und unbefangen arbeiten, Dinge ausprobieren, sehen, ob etwas funktionierte oder nicht, und mir eine Mappe zusammenstellen. Ich veränderte mich von Grund auf. Als ich in Paris ankam, trug ich ein T-Shirt mit U-Boot-Ausschnitt und eine Baskenmütze, die ich in einem Laden in Beverly Hills geklaut hatte. Ich spielte Gene Kelly in Paris. Als ich im Atelier im dritten Stock der Académie arbeitete, war es vorbei mit dem Gehabe. Ich malte mit Öl, jeden Tag.“
Schon hier deutet sich an, welche Qualitäten er besitzt und was er braucht, um (mit sich) zufrieden zu sein. Doch Europa ist nicht nur Frankreich. Gemeinsam mit seinem Freund Jack Brendlinger macht er sich im November ’56 auf nach Italien, wo sie wegen überfüllter Jugendherbergen häufig im Dreck schlafen mussten. Es war ein extrem kalter Winter und als sie Florenz erreichten, war für Redford klar, dass er alleine weiterreisen musste, mit und wegen und für seine Kunst. Allgegenwärtig: die Angst zu versagen, das alte Leben fortführen zu müssen, zurückzukehren nach Los Angeles ohne etwas Vorzeigbares. Er mietet sich bei einer italienischen Familie ein, die kein englisch spricht, er spricht kein italienisch, die Lebensrhythmen sind grundverschieden und es ist kalt, richtig kalt.
„ … Die meiste Zeit war ich damit beschäftigt, mich irgendwie zu wärmen. Und nicht den Verstand zu verlieren. Und zu arbeiten. Nur diese drei Dinge spielten noch eine Rolle: Wärme, Zurechnungsfähigkeit, Arbeit Und ich rauchte einen Verschnitt aus Kath und Alfa-Zigaretten, um mich warm zu halten.“
Er versucht hinter den Spiegel zu sehen und sich selbst zu finden, herauszufinden, wer er ist. Dabei entwickelt er so etwas wie eine Zwangsneurose und ist überzeugt, dass das Zimmer wärmer würde, je mehr er rauchte. Da aber kein Geld da war, halbierte er seine Zigaretten und raucht zwanzig Stunden am Tag, die Luft wurde immer verbrauchter, er nahm immer mehr ab und starrte unentwegt auf Gesicht im Spiegel. Eines Nachts im Februar halluzinierte er und sah im Spiegel jemanden, den er nicht mehr erkannte, weder >Haut noch Knochen. Er brach zusammen, und erkannte, dass er in Florenz nichts erreichen würde können. Für Redford ein wichtiger Wendepunkt. Die Nacht in Florenz machte ihn zu einem anderen Menschen.
Ein Mensch, der weiterhin das, was er tut, richtig tun will. Mehr oder weniger durch Zufall gerät er auf die Schauspiel-Schiene. Auch hier fühlt er sich häufig nicht verstanden. Rollen, die er unbedingt spielen möchte, weil sie psychologisch angelegt und dadurch interessant sind, muss er sich erkämpfen. Sein blendendes Aussehen ist es, das ihm hier häufig im Weg steht. Doch glücklicherweise ist sein Talent genauso stark, wie sein Durchhaltevermögen und so erkämpft er sich ein ums andere Mal die Rollen, die ihm angeblich niemand abnehmen würde, weil er doch nach außen hin einfach ein Glückskind ist. Wie sehr sich Realität und äußere Wahrnehmung manchmal unterscheiden wird hier absolut deutlich. Auch deshalb, weil Callan Redford häufig selbst zu Wort kommen lässt. Die vielen Interviews, die er mit ihm und anderen Personen, die ihn gut kennen, geführt hat, schlagen sich detailreich und authentisch in der Biographie nieder. Hintergrundinformationen über die Filme bis 2007, die er drehte, produzierte oder bei denen er Regie führte, machen das Buch für manche Leser etwas zu ausdifferenziert – ich aber habe es genossen. Erfuhr ich doch so viel mehr über die Filme, die ich schon so häufig gesehen habe und verstand und sah dadurch viel mehr, als vorher.
Aber auch sein Privatleben, seine unglaubliche Arbeit als Umweltschützer – er kaufte einen ganzen Canyon, um ihn als Naturgut zu erhalten und eine Straße zu verhindern, die dort gebaut werden sollte, ließ dort Hotels nach seinen Entwürfen bauen, die perfekt in die Landschaft eingepasst sind – und seine große Unterstützung einer unabhängigen Filmszene durch das Sundance-Festival kommen nicht zu kurz. Wunderbare Einblicke bieten auch die von Redford zum großen Teil privat zu Verfügung gestellten Photos. Keine schnelle Lektüre, aber für mich eine mich immer weiter begleitende und inspirierende.
Man könnte noch ganz viel über diese außerordentlich fundierte Biographie sagen – doch am besten ist es, man liest sie selbst, wenn man möchte. Ich packe das Buch erst mal wieder an seinen Stammplatz, griffbereit neben dem Sofa, in die Ecke mit dem Bild, das mich seit Jahrzehnten von Wohnung zu Wohnung begleitet und sehe mir heute Abend, in Vorbereitung auf den 18. August, mindestens einen Redford Film an. Wahrscheinlich was Spannendes oder mein Allheilmittel für Tage, an denen ich einen Energieschub brauche. Was das ist? Ich verrate es euch: Barfuß im Park – mit der bezaubernden Jane Fonda. Vielleicht habt auch ihr eine Schwäche für Redford? Oder zumindest einen Film, der euch ganz besonders gut gefällt? Dann würde ich mich freuen, wenn ihr ihn mir verratet … alle habe ich tatsächlich noch nicht gesehen. - David Gilmour
Unser allerbestes Jahr
(13)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderJesse hat die Schnauze voll von der Schule und will einfach nur leben. Seine Eltern leben getrennt und seine Mutter meint, dass er einen Mann an der Seite braucht und sie zieht er zu seinem Vater. David ist Filmexperte, Kritiker, Journalist und schlägt seinem Sohn einen gewagten Handel vor. Finger weg von Drogen und keine Konflikte mit dem Gesetzt, dafür darf Jesse daheim bleiben und bekommt seine Bildung durch seinen Vater. Es werden Filme geschaut, Klassiker der Filmgeschichte, Trash, vergessene Perlen, eben alles was die Filmwelt hergibt und so lernt Jesse auf höchst unkonventionelle Art und Weise Werte des Lebens kennen und sein Vater bringt ihm einiges fürs Leben bei. Kann dieser Weg zu einer umfassenden Bildung führen? Wird Jesse als erwachsener Mann in der Arbeitswelt bestehen können?
David Gilmour hat eine einfühlsame Vater Sohn Geschichte geschrieben und nimmt uns mit in die faszinierende Welt der Filme und lässt uns doch so einiges über das Leben lernen und er vermittelt Gefühle und Stimmungen auf wunderbare Weiße.
- Ian Jackman
Dr. House
(7)Aktuelle Rezension von: KymLucaEin schönes Buch über die Hintergründe der TV-Serie Dr. House. Man bekommt viele Einblicke in die Dreharbeiten und die ganze Arbeit die hinter so einer erfolgreichen Serie steckt. Auch viele inhaltliche Zusatzinformationen sind zu finden. Das ganze ist mit Zitaten, Interviews, Fotos und einem angenehmen Schreibstil ausgearbeitet.
Nur zu empfehlen, wenn man die ersten 6 Staffeln der Serie gesehen hat, da anderenfalls zu viele Handlungsstränge aufgedeckt werden. - Paul Duncan
Stanley Kubrick
(5)Aktuelle Rezension von: MasauDieses Buch bietet eine Zusammenfassung von Stanley Kubriks Werken. Für alle interessant, die sich einen Überblick über das Leben des Ausnahme-Regisseurs verschaffen wollen. Schön bebildert mit netten Anekdoten bedeutet das Buch für ca. 2h gemütliches Lesevergnügen. - Christof Weigold
Der blutrote Teppich
(51)Aktuelle Rezension von: buecherwurm1310Eigentlich hatte Hardy Engel nach seinem letzten Fall die Nase von der Filmbranche und der Ermittlertätigkeit voll. Inzwischen konnte er aber selbst die Miete nicht mehr zahlen. Dann hat der bekannte Regisseur William Desmond Taylor einen Auftrag für ihn. Als Hardy ihn aufsucht, liegt Taylor erschossen in seinem Wohnzimmer. Natürlich gerät Hardy ins Visier der Ermittler. Daher bleibt ihm keine Wahl, als selbst den wahren Täter zu finden.
Mir hatte schon der Vorgängerband „Der Mann, der nicht mitspielt“ gut gefallen und Hardy Engels zweiter Fall konnte mich auch wieder überzeugen. Der Autor Christof Weigold hat auch dieses Mal wieder einen realen Mordfall aus der Vergangenheit aufgegriffen und darum eine Geschichte gesponnen. Man trifft in dem Buch auf viele bekannte Namen aus der Filmbranche in den Zwanziger Jahren. Der Schreibstil ist lebendig, ein wenig lakonisch und sehr gut zu lesen.
Der Deutsche Reinhard Engel hat auf eine Karriere als Schauspieler gehofft, doch da das nicht so recht funktioniert, betätigt er sich nebenbei auch als Privatermittler. Doch in Hollywood wird mit harten Bandagen gekämpft. Keiner gönnt dem anderen etwas und man wird leicht zum Spielball derer, die das Sagen haben. Auch in diesem Fall weiß Hardy nie so genau, wem er trauen kann, denn es wird manipuliert und integriert. Aber Hardy zieht sein Ding durch, auch wenn er sich mit einigen mächtigen Leuten anlegen muss. Ich mag Hardy, auch wenn er nicht unbedingt ein Sympathieträger ist.
Immer wieder gibt es neue Wendungen, welche die Spannung hochhalten.
Mir hat auch dieser Roman wieder viel Spaß bereitet. Ich kann ihn empfehlen.
- John Irving
My Movie Business
(17)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDer Markt verlangt wohl soetwas. Lieber Irving-Fan, du brauchst son Kram nicht. - Alison Castle
The Stanley Kubrick Archives, w. Audio-CD and film-strip
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