Bücher mit dem Tag "republikflucht"
51 Bücher
- Eugen Ruge
Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna
(288)Aktuelle Rezension von: Anna_BubeEine Nacherzählung des Untergangs von Pompeji mit teils fiktiven Charakteren.
Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Wie der Autor immer Mal wieder mit einem Augenzwinkern Bezug auf den Leser nimmt.
Auch die Geschichte an sich fand ich sehr interessant und humorvoll erzählt. Jeder hat natürlich schon Mal von dem Schicksal Pompejis gehört. Aber durch dieses Buch kann man sich eine bessere Vorstellung von den damaligen Verhältnissen und Geschehnissen machen. Auch wenn es die Personen nicht alle tatsächlich gab.
Jowna ist die Hauptperson, ein junger Mann der eher zufällig bei einem Vortag eines Wissenschaftlers erfährt, dass die Stadt auf einem wieder erwachten Vulkan liege, der aller Voraussicht nach bald ausbrechen würde. Jowna beschließt alles daran zu setzen den Bewohnern die Gefahr deutlich zu machen und sie dazu zu bewegen die Stadt zu verlassen. So macht sich der einstige Herumtreiber allmählich einen Namen. Mit einer Hand voll Philosophen versucht er eine neue Siedlung am Meer zu gründen. Ein kühner Plan, aber das Schicksal legt ihm so einige Steine in den Weg, am Ende sogar buchstäblich.
- Lutz Seiler
Kruso
(127)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderKein anderes Buch wird in letzter Zeit so oft besprochen, kritisiert, gelobt und hinterfragt wie Kruso. Soeben ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis und sofort auf allen Bestenlisten.Edgar Bendler ist nach dem Tod seiner Freundin aus der Bahn geraten und er schmeißt sein Studium hin. Die Lyrik liebt er, aber wie soll er ohne seine Geliebte weiter machen? Er geht nach Hiddensee und findet im Klausner eine Anstellung als Abwäscher. Hier kann er abschalten, vergessen, ausschwitzen und doch auch weiter fabulieren. Er lernt hier Kruso kennen und diese beiden Männer entwickeln eine tiefe Freundschaft und sind Beide Getriebene und Suchende und Kruso treibt Ed immer wieder an und hat auch sonst im Klausner das Sagen und Lenken. Hier im letzten Sommer der DDR, begegnen wir vielen Lebenswegen und Schicksalen und im Klausner finden sie eine Insel.Lutz Seiler war bisher als Lyriker bekannt und hat mit diesem Roman ein Werk geschaffen, dass fast nur gelobt wird und eben jetzt mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Literatur ist immer Geschmacksache, Gott sei Dank. Am Anfang fand ich die Sprache fesselnd, frisch, neu und die vielen lyrischen Anspielungen und großartigen Metaphern ergänzten den wunderbaren Stil. Nach 200 Seiten etwa aber, verlor ich den Faden, die Geduld, das Interesse und es wiederholte sich leider vieles und inmeinen Augen begeisterten die Figuren nicht mehr. Ich lege selten ein Buch weg und bin weiter im Klausner geblieben und wollte doch wissen, was passiert, wenn sich das Jahr 1989 zum Ende neigt? Wo führt der Weg von Ed und Kruso hin? Am Ende kam für mich nochmal Spannung auf und ich konnte die Protagonisten fertig begleiten und sie hallen doch weiter nach. Lutz Seiler verlangt einem einiges ab und ich persönlich hätte in paar Kürzungen besser gefunden. Im direkten Vergleich zum Preisträger der Leipziger Buchmesse 2014 Sasa Stanisic "Vor dem Fest," verliert Lutz Seiler in meinen Augen. Stanisic hat auch einen außergewöhnlichen Erzählstil, aber auch wenn bei ihm nichts passiert, lebt die Geschichte und die Sprache. Denn auch in "Vor dem Fest," geht es genau genommen um eine DDR Geschichte, auch wenn diese da schon länger Geschichte ist, aber sie bebt doch nach. "Kruso" ist kein schlechtes Buch, aber in meinen Augen wird es etwas überschätzt. Aber Gott sei Dank ist Literatur Geschmacksache, bilden Sie sich selbst Ihr Urteil.
- Friederike Schmöe
Fliehganzleis
(45)Aktuelle Rezension von: IchLeseGerneUndDuDer zweite Band der Kea Laverde Reihe umfasst zwei Handlungsstränge. Zum Einen ist es die Flucht eines Mödchens aus der DDR, und im Zweiten sind es die Ermittlungen im hier und heute. Die Autorin verbindet beide Stränge sehr gut, so dass auch diese Fortsetzung mit der Ghostwriterin spannend und unterhaltsam ist. Es gab leider auch ein paar Hänger, die den Verlauf der Geschichte etwas träger gemacht haben.
Ich bin schon sehr auf die Nachfolgebände gespannt.
- Charlotte Link
Sturmzeit - Die Stunde der Erben
(277)Aktuelle Rezension von: _jamii_Deutschland 1977. Alexandra Marty hat viel von ihrer Großmutter Felicia geerbt – nicht nur deren Familiensinn, sondern vor allem auch ihren Ehrgeiz und Freiheitsdrang. Aufgewachsen in den Jahren politischer Unruhen und Veränderungen, ist Alexandra eine junge Frau ihrer Zeit, kühl und zärtlich, eigenwillig und anschmiegsam, träumerisch und mit einem ausgeprägten Blick für die Wirklichkeit. Doch als sie das große Erbe Felicias antritt und das Familienunternehmen übernimmt, trifft sie eine folgenschwere Entscheidung, durch die auf einmal alles auf dem Spiel steht. Ein Zurück in die behütete Idylle auf dem Gut der Familie kann es nicht geben, und Alexandra muss sich erneut entscheiden, ob sie ihren ganz eigenen unabhängigen Weg gehen und sich endlich aus dem Schatten ihrer Familie lösen möchte ...
Ich hatte echt meine Zweifel, ob ich dieses Buch überhaupt lesen sollte, weil ich solche Mühe mit dem zweiten Teil bzw. vor allem mit Felicia und Belle gehabt habe.
Ich bin froh, habe ich es dann doch gelesen, denn Teil 3 ist um Längen besser als der Vorgänger! Zum einen hilft, dass Felicia und Belle nicht mehr die Hauptfiguren sind, sondern eben ihre Erben, mit welchen ich deutlich besser klargekommen bin. Belle nimmt nur noch eine Rolle am Rande ein, Felicia ist immer noch präsent. Während diese am Anfang immer noch schwierig zu ertragen war, ging das im Verlaufe des Buches besser.
Es gibt hier mehr unabhängige Einzelgeschichten als vorher. Man kann an mehreren Schicksalen teilhaben, welche eigentlich nichts miteinander zu tun haben, ausser dass die einzelnen Personen auf welche Art auch immer miteinander verwandt sind. Entsprechend weniger sind sie auch miteinander verknüpft.
Ebenfalls wird die Zeit der deutschen Spaltung sehr interessant und bildlich dargestellt.
Manchmal, vor allem gegen Ende, ziehen sich die Ausführungen etwas in die Länge, aber ansonsten sehr gelungener Roman mit starken Charakteren!
- Brigitte Riebe
Die Schwestern vom Ku’damm. Tage der Hoffnung
(3)Aktuelle Rezension von: meisterlampeInhaltsangabe:
Wirtschaftswunder, Kaufrausch, Träume in Pastell – drei Schwestern und ein Kaufhaus am Ku'damm
Berlin 1958: Farben und Formen, Augenblicke eingefangen mit Bleistift und Papier. Seit sie denken kann, will Florentine Thalheim sich ganz dem Zeichnen und der Malerei hingeben. Doch die jüngste von drei Töchtern war schon immer eine Rebellin. Zweimal ist sie durch das Abitur gefallen, mehr als eine Ausbildung zur Dekorateurin hat sie nicht vorzuweisen. Während ihre Schwestern Rike und Silvie hoffen, dass sie ihr Talent eines Tages für das Kaufhaus am Ku'damm einsetzen wird, träumt Florentine weiterhin den wagemutigen Traum, an der Berliner Kunstakademie angenommen zu werden …Meine Meinung:
Direkt im Anschluss an Band 2 hörte ich nun auch "Die Schwestern vom Ku’damm 3. Tage der Hoffnung", gelesen von Anna Fischer. Der dritte Teil dreht sich vordergründig um das Nesthäkchen Florentine, die mir immer etwas sprunghaft, quengelig, überdreht vorkommt. Natürlich darf man den Altersunterschied zu Rike und Silvie nicht vergessen, aber Flori machte auf mich immer den Eindruck eines aufmüpfigen Mädchens. Lange Zeit weiss Florentine nicht, was sie will, aber als sie es weiss, bleibt sie hartnäckig, bis sie sich durchgesetzt hat - sei es nun an der Kunstakademie oder bei Studienfreund Benka. Wunderbar fand ich weiterhin die "Stars" und Berühmtheiten, mit denen die Schwestern persönlichen Kontakt haben: Rut Brandt, Marlene Diedrich, ...
"Tage der Hoffnung" spielt von Februar 1958 bis Juni 1963, der Hörer erlebt u.a. den Mauerbau mit und den Besuch Kennedys in Berlin, alles Ereignisse, die lange vor meiner Geburt stattfanden. In meiner Jugend ist die Mauer gefallen, die armen Leute damals wussten nicht, wie lange das dauern wird. Es ist also auch ein großer "Geschichts"-Anteil dabei, der in das Leben der Thalheims eingewebt ist. Die Familie hat wie immer Höhen und Tiefen zu meistern, Familien werden auseinandergerissen, andere bekommen Zuwachs und Nachwuchs, lang vermutete Geheimnisse werden gelüftet. Die Entwicklung geht weiter, man merkt es an Autos, Technik, Kleidung, wie eine Zeitreise, wenn man jetzt zuhört. Im Großen und Ganzen wieder eine umfangreiche und bewegende Geschichte, die Brigitte Riebe sich für die Thalheims ausgedacht hat. Diese hat mir allerdings nicht ganz so gut gefallen, wie die beiden Vorgängerbände. Für "Die Schwestern vom Ku’damm. Tage der Hoffnung", Teil 3 der Reihe, vergebe ich 4 gute Sterne.
- Klaus Kordon
Krokodil im Nacken
(38)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerBloom - Sie schlüpfen auch in deiner Stadt" von Kenneth Oppel steht als 2. Band einer Trilogie seinem Vorgänger an Spannung in nichts nach. Die Protagonisten die man schon aus dem ersten Band kennt bleiben ihren Charakteren treu und man kann sich gut mit ihnen identifizieren. Die schwarzen Pflanzen sind bekämpft nun fallen Insekteneier auf die Erde . Die 3 Protagonisten werden derweil in einen Bunker gebracht indem sie von Dr. Ritter der ein gruseliger Charakter ist auf ihre körperlichen Veränderungen hin untersucht werden. Der spannende Schreibstil und die verschiedenen Perspektivwechsel der Hauptpersonen sorgen für eine besondere Stimmung in der Geschichte. Das Buch kann man lesen als würde man einen Film schauen, die Hintergründe sind so plastisch beschrieben, dass man das Gefühl hat man würde ein Teil der Geschichte sein. Am Ende des Buches wird man schon sehr im Regen stehen gelassen, aber es gibt ja noch einen dritten Teil auf den man sich dann freuen kann und der durch das offene Ende sehr große Erwartungen weckt.
- Claire Winter
Kinder des Aufbruchs
(78)Aktuelle Rezension von: zauberblumeAuf die Fortsetzung von „Kinder ihrer Zeit“ habe ich mich schon riesig gefreut. War dieses Buch ja schon ein richtiger Pageturnen. In „Kinder des Aufbruchs“ begegnen wir wieder diesen vier jungen Menschen, die zwischen Verrat, Spionage und dem Kampf um Demokratie stehen.
Der Inhalt: Sechs Jahre nach dem Mauerbau lernt die erfolgreiche Dolmetscherin Emma in West-Berlin die aus dem Ostteil der Stadt geflohene Sängerin Irma Assmann kennen. Als sie ihrer Zwillingsschwester Alice davon erzählt, reagiert diese beunruhigt. Alice schreibt als Journalistin über die Studentenbewegung und steht in Kontakt mit verschiedenen Fluchthilfe-Organisationen. Ist Irma mit ihren ehemaligen Beziehungen zum KGB als Informantin im Westen? Oder sind die Schwestern und deren Männer Julius und Max durch ihre Verbindungen zur DDR zu Zielscheiben geworden? Kurz darauf wird die Sängerin ermordet, und die vier geraten inmitten der Studentenunruhen zwischen die Fronten der Geheimdienste.
Wow! Noch jetzt nach Beendigung dieser spannenden und beeindruckenden Lektüre habe ich Gänsehautfeeling und bin total beeindruckt und berührt. Der Schreibstil der Autorin ist einfach herausragend und sie bringt uns in diesem Roman vergangene Geschichte (bestens recherchiert) wieder nahe. Und ich bin wirklich sehr beeindruckt. Wir begegnen wieder den vier jungen Leuten, den Zwillingen Emma und Alice, Max und Julius und dürfen sie ein ganzes Stück auf ihrem Lebensweg begleiten. Sie habe eine schwierige Zeit hinter sich und haben endlich ihren Platz gefunden. Doch sie werden von der Vergangenheit eingeholt und plötzlich stehen die Flucht und alle schrecklichen Erlebnisse mit aller Deutlichkeit vor ihren Augen. Und kaum zu glauben, welche große Rolle die Geheimdienste im Berlin von 1967 gespielt haben und welchen Einfluss sie auf die Menschen hatten. Ich werde beim Lesen von zahlreichen Emotionen übermannt und die Geschichte geht mir wirklich unter die Haut. Der Spannungsbogen ist einfach fantastisch und ich konnte diese sensationelle Lektüre nicht mehr aus der Hand legen. Mein Puls ist von Seite zu Seite gestiegen und am Ende des Buches ist eine große Last von mir abgefallen.
In meinen Augen ein absolutes Meisterwerk. Ein Lesehighlight, das ich von der ersten bis zur letzten Seite regelrecht verschlungen habe. Auch das Cover ist wieder ein echter Hingucker- beeindruckend. Selbstverständlich vergebe ich für diese Traumlektüre 5 Sterne.
- Anne Barns
Drei Schwestern am Meer (Neuauflage)
(133)Aktuelle Rezension von: Buchfresserchen1Katharina, kurz Rina genannt, und ihre Schwestern Pia und Jana sind, nach dem Unfalltod der Eltern, bei ihrer Oma auf Rügen groß geworden.
Rina, die es beruflich nach Berlin verschlagen hat, macht Urlaub bei ihrer Oma, als diese stürzt und ins Krankenhaus muss.
Sofort reisen auch die Schwestern an und ein turbulenter Sommer mit vielen Veränderungen beginnt.
Das Cover und der Titel ähneln dem Buch Apfelkuchen am Meer, von der selben Autorin. Deshalb wurde ich auch sofort auf das Buch aufmerksam.
Wie ich es nun von der Autorin schon kannte, handelt es sich bei dem Roman um einen seichten Sommerroman zum Wegträumen.
Wobei ich das nicht abwertend meine, sondern eher einfach mal schön für zwischendurch.
Ein bisschen vorhersehbar, Friede, Freude, Eierkuchen, eine kleine Liebesgeschichte und ein paar Lebensweisheiten.
Wer nicht mehr erwartet ist hiermit gut bedient.
Die Story ist stimmig und liebevoll dargebracht.
Mir hat das Buch gut gefallen.
- Charlotte Gneuß
Gittersee
(42)Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutterFahneneid, Gruß der Pioniere und Schwüre auf das Vaterland sind mir sowas von fremd und haben meine Schulzeit somit auch nicht beeinflusst.
Karin geht’s da anders, denn sie ist in der DDR aufgewachsen und wir verbringen mit ihr ein paar Monate im Jahr 1976 in Gittersee, einem dörflichen vor Ort von Dresden. Da ist sie 16. und verliebt, in Paul, der mit ihr ein Abenteuer erleben wird und dann spurlos verschwindet. Lange Zeit weiß sie nicht sicher, ob er lebt, Republikflucht begangen hat oder sich irgendwo versteckt. Sie gerät ins Visier der Stasi, wird als Mithelferin verdächtigt und als Informantin missbraucht. Sie hat Probleme, sich gegen unterschwellige Drohungen zu wehren und spielt mit. Das hat Folgen für ihre ganze Umgebung.
Es war unglaublich interessant Karin auch durch ihr Familienleben zu begleiten, indem sie mehr Mutter als Schwester für ihre „Kleine“ ist, und das muss sie auch sein, denn ihre Oma trauert der faschistischen Vergangenheit nach, ihre Mutter träumt von einem anderen Leben und der Vater ist überfordert und ertränkt seinen Kummer in Alkohol.
Die Atmosphäre fühlt sich stimmig an, auch wenn ich es nicht wirklich beurteilen kann.
Überall lauert die Gefahr abgehört zu werden und mit den Folgen leben zu müssen. Für ein junges Mädchen wie Karin bringt das viele Fragen mit sich. Ihre manchmal anmutende Naivität hat was berechnendes oder ist es doch nur Unsicherheit?
Stilistisch war ich sofort gefangen. Der freche Schreibstil machte sich in meinem Ohr breit, und ich meinte ständig eine Sprache im Dialekt raus zu hören, obwohl sie gar nicht schriftlich abgebildet wurde. Sie ist auf eine besondere Art und Weise reduziert. Die Dialoge sind kein bisschen geschönt und haben einen eigenen Slang
Mir hat das unglaublich gut gefallen. Aber auch hier wieder fehlende Anführungszeichen, teils der Wechsel zu wörtliche Rede mitten im Satz . Das kann das Lesen sehr erschweren und ich verstehe auch immer noch nicht, warum auf die Strichelchen verzichtet wird. In vielerlei Beziehung erinnert mich der Text an „22 Bahnen“ von Caro Wahl.
Die Verwicklungen, in die das junge Mädchen gerät, haben auch mich beim Lesen eingeengt. Planwirtschaft bedeutet auch, dass man seinen Wünschen nicht nachgehen kann und ist man noch so talentiert. Der Staat bestimmt, was gebraucht wird. Selbstverwirklichung spielt nun wirklich gar keine Rolle. Ich bin so froh, in demokratischen Verhältnissen groß geworden zu sein.
Das Ende fand ich harmlos, bis ich mich entschieden hab, den Anfang noch mal zu lesen, den ich schon fast vergessen hatte. Jetzt ist es rund.
Charlotte Gneuß hat es meinem Empfinden nach geschafft, auf wenigen Seiten absolute Authentizität herzustellen. Ein packendes Buch Das trotz des schweren Themas immer mal wieder Leichtigkeit ausstrahlt. Hat Spaß gemacht zu lesen
- Elisabeth Herrmann
Zeugin der Toten
(170)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderAuf Rügen gab es ein Kinderheim der DDR. Eines Nachts kommt wieder ein kleines Mädchen und man stülpt ihm eine neue Identität über. Die Geschichte ihrer Eltern, ihres Lebens wird umgeschrieben. Viele Jahre später ist Judith Keppler Cleanerin. Sie reinigt Wohnungen von Toten und macht hierbei einen Fund, der ihr Leben für immer verändern wird. Die Wohnung der toten Frau die sie gereinigt hat, hat mit ihr und ihrer Vergangenheit zu tun. Zur selben Zeit versucht der ehemalige Quirin Kaiserlay, er ist ehemaliger BND-Agent und hat jemanden an der Hand, der brisante Informationen besitzt und das könnte einiges aufwirbeln. Als Kaiserlay in einer bekannten Politshow zu Gast ist, will er alles auffliegen lassen und einen Teil der DDR Geschichte in eine anderes Licht rücken und ehemalige Spitzel und Mitarbeiter enttarnen. Aber seine Quelle meldet sich nicht und wird dann tot aufgefunden. Hier kreuzen sich die Wege von Quirin und Judith und beide müssen um ihr Leben fürchten, denn die Gegner von einst, sind auch heute noch aktiv und wollen um jeden Preis verhindern, dass die Mikrofilme entdeckt werden, die es angeblich gibt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und ums eigene überleben. Elisabeth Hermann ist ein perfekter Spionagethriller gelungen, der mit seinen überraschenden Wendungen verblüfft und einen Teil der Deutschen Geschichte wieder aufleben lässt.
- Anja Baumheier
Kranichland
(111)Aktuelle Rezension von: EmmaWinterKranichland ist ein Sehnsuchtsland; dorthin ziehen die Kraniche im Herbst und Marlene beneidet sie um diese Freiheit. Sie hat 1968 in Ost-Berlin nicht die Möglichkeit zu reisen, wohin sie möchte. Gemeinsam mit ihrem Freund Wieland plant sie die Flucht über Prag, dort werden sie jedoch von der Stasi abgefangen.
Die Autorin öffnet ein Nähkästchen voller Geheimnisse und Schweigen in einer Familie, die an den sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat glauben möchte, jedoch letztlich daran zerbricht. Erst mit der Enkelgeneration wird das Schweigen gebrochen und nun müssen alle mit den Scherben leben. Dem Genre wird der Roman gerecht, er unterhält und hat durchaus spannende Momente. Leider hatte er für mich aber auch einige Schwächen. Die Charaktere sind recht platt und klischeehaft. Ich konnte mit keiner Figur richtig mitfiebern, sie blieben mir fremd. Es passiert viel, was ohne Bezug zur Handlung bleibt und dann einfach im Sande verläuft. Außerdem waren einige Szenen und Charaktere einfach nicht glaubhaft, da wird der gute Wille schon sehr strapaziert.
Interessant sind die Bezüge zur Geschichte der DDR, Fluchtversuch, Austausch politischer Gefangener etc. Das wird gut vermittelt. Von einer Bekannten habe ich mir sagen lassen, dass auch die häufig erwähnten Einrichtungsgegenstände absolut typisch gewesen seien, die hätten ihre Eltern auch gehabt, u. a. das Pastellgemälde des Wiener Schokoladenmädchens oder eine Vase aus Meißner Porzellan. Diese Objekte spielen im Roman eine wichtige Rolle und gerade die Symbolik der Vase ist wirklich gut gemacht.
Alles in allem ein Unterhaltungsroman, der mir etwas zu "leicht" in der Sprache war, stellenweise einfach unglaubwürdig und mit Geheimnissen und Verschwiegenheit überfrachtet. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und dieser Roman hat eine große Fangemeinde. Mir hat "Die Erfindung der Sprache" von der Autorin wesentlich besser gefallen, das Buch kann ich sehr empfehlen, es ist völlig anders geschrieben.
- Gerhard Jaeckel
Die Charité
(3)Aktuelle Rezension von: Jens65Die Biographie einer Klinik ist ja auf den ersten Blick nicht unbedingt das spannendste vorstellbare Sujet. Aber das Buch von Gerhard Jaeckel belehrt den Leser eines Besseren: Aus der Geschichte einer traditionsreichen Institution macht er eine spannende und abwechslungsreiche Erzählung. Angefangen von der Gründung der Charité als Pesthaus bis hin zu den Geschehnissen nach dem zweiten Weltkrieg versteht sich das Buch auch als Portrait der Zeit und der Stadt Berlin - und natürlich auch der berühmten Mediziner, die hier ihrem Beruf und ihrer Berufung nachgingen. Langweilig wird die Lektüre nie, denn die verschiedenen Epochen der Geschichte der Klinik werden in Stories aus dem Leben der jeweiligen Zeit eingebunden. Man bekommt mit diesem Buch letztlich drei in einem: Die Geschichte eines Berufes, denn die Charité war die Wiege zahlreicher Quantensprünge der operativen Medizin; die Geschichte einer Klinik und einer Stadt; und schließlich die Geschichte der Gesellschaft dieser Stadt. Auch für Nichtmediziner ein Genuß. - Pia Ziefle
Länger als sonst ist nicht für immer
(66)Aktuelle Rezension von: Jonas1704Wie schwer hat man es wenn einem die Mutter oder gar auch der Vater als Kind verlässt? Immens schwer würde man sagen. Den drei Menschen, bei denen es in dieses Buch geht, ist dieses wiederfahren. Erstmal lernen wir Lew Bergmann kennen, der in Dehli über den Tod seiner Mutter erfährt. Aufgrund dessen, und da er von nun an bloß noch ihn hat, macht er sich auf die Suche nach seinem Vater, den er 29 Jahre lang nicht gesehen hat. Er hat das Gefühl von Verlassensein nie vergessen und möchte endlich von seinem Vater erfahren, was damals passiert ist und warum sie ihn beide verlassen haben. Was er erfährt überschreitet seine Vorstellungen.
Danach kommt Ira, die als Bäckerin arbeitet und auch kein leichtes Leben hat, nebenbei sich noch liebevoll um den kranken Vater kümmert und um ihren Sohn John. Auch Ira sucht nach Antworten den auch sie wurde von Ihrer Mutter irgendwann verlassen. Die Jahre die sie präsend war, hat sie sich nicht um sie gekümmert und Ira kann dies weder vergessen noch verstehen. Der einzig große Halt in ihrer Kindheit war Fido. Fido, ein Junge aus Jugoslawien der mit seinem Großvater nach Heidelberg kam auch um nach seiner Mutter zu suchen. Er verlässt jedoch schon bald Heidelberg und sucht selbst eine Antworten.
Ein einfühlsamer Roman über die innere Ruhe die jeder mit sich mehr oder weniger trägt, je nachdem wie seine Kindheit verlief. Den unser Charakter und Erwachsensein hat im größtenteil mit unserer Kindheit zu tun.
Tiefgründig und in einer flüssigen Schreibweise geschrieben. - Ellen Sandberg
Das Unrecht
(70)Aktuelle Rezension von: ChrixxyTitel: Das Unrecht
Autorin: Ellen Sandberg
Genre: Kriminalroman/Thriller
Veröffentlichung: 2023Ellen Sandberg ist bekannt für Ihre Fähigkeit komplexe Themen in spannende Geschichten zu packen. Auch mit ihrem Buch Das Unrecht, einem fesselnder Thriller, der gekonnt historische Elemente mit einem packenden Kriminalfall verbindet, enttäuscht sie ihre Leser nicht.
Die Handlung dreht sich um Verbrechen, die tief in der Vergangenheit verwurzelt sind, und deren Konsequenzen bis in die Gegenwart reichen. Um endlich ihren inneren Frieden zu finden, stellt sich Annett endlich der Vergangenheit, die sie 28 Jahre lang lieber ruhen lies. Sie beginnt, die Wahrheit über die Ereignisse jenes Sommers zu ergründen. Die nie ganz verheilten Wunden reißen wieder auf und drohen erneut ihr Leben in den Abgrund zu ziehen.
Inge Löhnig (alias Ellen Sandberg) steigert kontinuierlich die Spannung, indem sie in verschiedenen Zeitebenen wechselt. Die Erzählstränge aus der Vergangenheit und der Gegenwart verweben sich zu einer dichten, atmosphärischen Geschichte. Sowohl die heimtückischen Methoden des SED-Unrechtregimes, als auch die Unfähigkeit angemessen damit umzugehen, werden fesselnd dargestellt.
Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch gezeichnet, der Schreibstil von Ellen Sandberg ist gewohnt flüssig und eindringlich. Sie versteht es, Bilder im Kopf der Leser entstehen zu lassen.
Insgesamt ist Das Unrecht ein mitreißender und nachdenklich stimmender Roman, der nicht nur als Thriller überzeugt, sondern auch als tiefgründiges Werk über die Verdrängung von Schuld und den langen Schatten der Vergangenheit. Ellen Sandberg beweist erneut ihr Talent, historische Themen in spannenden Geschichten zu verarbeiten, die lange nach dem Lesen nachhallen.
Fazit: Wieder ein eindrucksvolles Ellen-Sandberg-Werk, das nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt.
- Tom Liehr
Sommerhit
(41)Aktuelle Rezension von: NoraAmelieEin spannender, einfühlsamer Roman vor dem Hintergrund deutsch-deutscher Geschichte. Da sage noch einer, der Wenderoman sei tot. Tom Liehr beweist entgegen dieser Behauptungen, dass es viele Arten gibt, die "Wende"-Geschichte über die Zeit zu retten. Und das finde ich persönlich absolut wichtig.
Falk Lutters Wende war die überstürzte Flucht aus der DDR in den Westen. Doch wo er gehofft hatte, Freunde zu finden, fand er dieselben menschlichen Abgründe, wie es sie auch im Osten gegeben hat.
Eine Geschichte über Schuld und Sühne, Hass und Vergebung. Lange wartet der Leser auf den Moment der Rache. Als er schließlich kommt, verspürt er Genugtuung. Aber ebenso Bedauern, sich von Liehrs Protagonisten verabschieden zu müssen.
Tom Liehr ist auf jeden Fall ein Autor, den man sich merken sollte.
- Wolfgang Mondorf
Wende-Trilogie / Und am Ende die Wende
(9)Aktuelle Rezension von: Susi180Lisa mit dem System zu arrangieren. Es ist das Schicksal von vier Jugendlichen, sinnbildlich für eine Generation, der innerhalb der Grenzen einer menschenverachtenden Mauer nur die Alternative zwischen Anpassung und Strafvollzug blieb. Und dennoch vereinte sie die unbeugsame Sehnsucht nach Freiheit.
Der Autor:
Geboren und aufgewachsen in Frankfurt am Main, Verheiratet mit Frau Dr. Christina Mondorf, drei Kinder
Meine Meinung:
Ich bin ein Kind der ehemaligen DDR und habe meine gesamte Kindheit in dieser verbracht. Allein dies hat dazu beigetragen das ich das Buch lesen wollte. Erstmal möchte ich hervorheben, das der Autor einen sehr angenehmen Schreibstil hat. Schon auf den ersten Seiten fühlte ich mich zurückversetzt. Die Charaktere waren mir schnell ans Herz gewachsen und das verfolgen ihrer Geschichte hat großen Spaß gemacht.
Es war Wahnsinn was ich alles kannte. Vieles kam mir so vertraut vor. Wenn man ein Buch liest, was seine eigenen Erfahrungen wieder spiegelt ist es nochmal eindringlicher. Die politische Situation und das Prinzip der DDR, war für mich super gut wiedergegeben. Natürlich war ich ein Kind und habe nicht alles mitbekommen, aber vieles ist doch in meinem Kopf hängen geblieben. Der Autor hat die Zeit und Situation super gut eingefangen. Mit viel Klarheit und klaren Worten zeichnet er die Charaktere und ihr Handeln.
Das Anpassen und unterordnen, das aufbegehren gegen den Staat, der Versuch auszubrechen, dies alles war authentisch aufgezeigt. Das Buch hat mir großen Spaß gemacht, nicht nur weil ich aus der Zeit komme, sondern auch durch die Recherche und Echtheit der Handlung. Das ist ein Buch was auch meine Eltern lesen müssten. Sie würden wahrscheinlich noch mehr eigene Erfahrungen wiedererkennen. Ich kann es empfehlen, wenn man einen kleinen Einblick bekommen möchte, wie schwer es teilweise auch war in der DDR gelebt zu haben. Mich konnte das Buch schmunzeln lassen, Kopf schütteln lassen und viel Nicken der Zustimmung. Eine Geschichte die lange in meinem Kopf bleiben wird.
- Friedrich Christian Delius
Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus
(42)Aktuelle Rezension von: WespenhuetteMeine Schwester hat mir das Buch gegeben: sie ist Seglerin und kennt die beschriebenen Gewässer zwischen Rügen und Hiddensee. Ich leider nicht, deswegen musste ich diese Passagen überlesen. Aber ich bin ein großer Freund von literarischen 'Remakes' und diese moderne Nacherzählung ist wirklich lesenswert. Ich plane demnächst nach Syrakus zu fliegen und mir das vor Ort anzuschauen. - Claudia Rusch
Zapotek und die schlafenden Hunde
(31)Aktuelle Rezension von: Martinchen"In den 1980er Jahren machte Henning Zapotek rüber und kehrte der DDR entschlossen den Rücken. Nun, 27 Jahre später und inzwischen Kriminalkommissar, besucht er widerwillig seinen Heimatort an der Ostseeküste. Denn so hat er sich sein Sabbatjahr nicht vorgestellt: In seinem Elternhaus wird die Leiche des Mieters gefunden und Zapotek steckt plötzlich mitten in einem neuen Fall. Dabei holt ihn seine Vergangenheit immer wieder ein. Denn bei seiner Flucht hatte er sich damals keine Freunde gemacht..." - soweit der Klappentext.
Claudia Rusch, Jahrgang 1971, wuchs auf der Insel Rügen, in der Mark Brandenburg und seit 1982 in Berlin auf. Sie studierte Germanistik und Romanistik und lebt als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter "Meine freie deutsche Jugend". "Zapotek und die strafende Hand" ist ihr erster Krimi, inzwischen gibt es einen zweiten Band "Zapotek und die schlafenden Hunde".
Das Buch nimmt langsam an Fahrt auf. Von daher passt es ganz ausgezeichnet an die Ostseeküste, wo eher bedächtig gehandelt wird (an der Nordseeküste übrigens auch). Die Landschaft, der Ort, die Personen sind wunderbar beschrieben, die Autorin hat eine Auge dafür. Und sie hat eine Sprache dafür gefunden. Die Personen, teilweise "Typen" mit ihren besonderen Eigenheiten, sind detailliert und liebevoll beschrieben. Mit hat es hier insbesondere Zapoteks Nachbar Kurt Jasmund angetan, der seine Beobachtungen und Meinungen knapp auf Platt kundtut. Gut verständlich, auch für die, die kein Platt "snacken".
Es gibt zu Beginn einen Einbruch, den Zapotek zum Anlass nimmt, zu ermitteln. Außerdem gibt es drei Tote, von denen zwei auf eine ganz ähnliche Art und Weise und aus ähnlichen Gründen sterben - diese Idee von Claudia Rusch hat mir sehr gefallen. In meinen Augen ist diese Ermittlung eher die Nebenhandlung. Es geht viel mehr um Henning Zapotek und seine Vergangenheit. Dieser Ermittler war mir auf den ersten Seiten sehr unsympathisch, weil er nach dem unmäßigen Genuss von Weinbrand mit einem mächtigen Kater aufwacht. Es wird dann aber sehr schnell klar, dass dies aus bestimmten Gründen dramaturgisch notwendig ist. Und Henning Zapotek wird mit seinen Problemen auf einmal sehr sympathisch.
Es ist kein Buch für Krimifans, die es möglichst blutig und spannend mögen. Es ist ein Regionalkrimi für Leser, die sich auch mit den Menschen auseinandersetzen wollen.
- Eva-Maria Neumann
Sie nahmen mir nicht nur die Freiheit
(9)Aktuelle Rezension von: RedrosebooksIch bin nach dem Mauerfall geboren, von daher kenne ich das geteilte Deutschland nur aus Geschichten. Es ist schwer, die damaligen Verhältnisse zu begreifen und so richtig nachvollziehen kann man das ganze wohl nur, wenn man es miterleben musste, aber Eva-Marias Roman hat mir das ganze auf jeden Fall näher gebracht. Sie beschreibt schockierend ehrlich ihre eigenen Erlebnisse und stellt damit mit Sicherheit keinen Einzelfall da. Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und mochte es sehr. Ich empfehle das Buch eigentlich jedem, jene die es mit erlebt haben, zur Aufarbeitung und die, die wie ich nicht wirklich viel über die damaligen Verhältnisse wussten.
- Paula Fürstenberg
Familie der geflügelten Tiger
(44)Aktuelle Rezension von: katzenminzeGerade erst hat Johanna ihr Elternhaus verlassen und ist nach Berlin gezogen um in der Großstadt eine Ausbildung als Straßenbahnfahrerin zu beginnen. Ihre Mutter hätte es lieber gehabt, wenn Johanna ein Studium begonnen hätte; doch was ist die schon für ein Vorbild, wenn sie als ausgebildete Tierärztin lieber im Zoo die Ställe ausmistet und ein Fundtier nach dem anderen im Wohnzimmer gesund pflegt?
Ein Vater kommt in Johannas Leben nicht vor. Laut ihrer Mutter hat der kurz vor der Wende – Johanna war gerade Zwei – in den Westen rübergemacht und anschließend nie wieder von sich hören lassen. Doch das ändert sich nun! Ihr Vater Jens meldet sich, aber er ist krank und die beiden haben keine Chance mehr, richtig miteinander zu reden. Dabei hat Johanna so viele Fragen. Was ist damals passiert, dass er Frau und Kind verlassen hat? Und warum hat er sich nie wieder gemeldet? Ohne die Möglichkeit, Antworten von ihrem Vater zu bekommen, macht Johanna sich auf Spurensuche bei anderen Familienmitgliedern und in ihrer Fantasie.
Der kurze Roman ist in einem angenehm ruhigen, etwas lakonischen Ton geschrieben, der gut zu Johannas Geschichte und introvertiertem Charakter passt. Die Straßenbahnfahrerausbildung fand ich ein schönes Detail und besonders der Beginn des Romans hat mich gleich mitgezogen.
Paula Fürstenberg beschreibt gekonnt den Bruch einerseits, den das Ende der DDR für dessen Bewohner dargestellt hat und das Unverständnis andererseits, das Johannas Generation für dieses vergangene System aufbringt. Auch Kritik an der DDR sowie an den Folgen der eiligen Wiedervereinigung klingen an. Da der Roman recht kurz ist, passiert das allerdings eher in Nebensätzen und ich fand das Thema – wenn auch ganz anders umgesetzt – in Daniela Kriens Roman „Irgendwann werden wir uns alles erzählen“ irgendwie geschickter eingeflochten und stimmungsvoller erzählt.
Was mir leider nicht gefallen hat, war der Umgang der anderen Figuren mit Johanna und ihren Fragen nach der Vergangenheit. Durchweg alle Frauen mit denen sie redet – ihre Mutter, ihre Halbschwester und ihre Großmutter – reagieren abweisend und sind sauer auf Johanna, weil sie ihnen ihre Version der Ereignisse nicht unbesehen glaubt. Diese Reaktionen fand ich absurd: Wer bitte wird sauer auf eine junge Frau, die nie einen Vater hatte, nie mit ihm sprechen konnte und so viele berechtigte Fragen nach dem Warum hat? Verständnis? Mitgefühl? Unterstützung? Das gab es bei keiner der anderen Figuren und das fand ich einfach komplett unglaubwürdig.
So hat mich der Roman nach dem guten Start leider etwas verloren, war aber insgesamt trotz kleiner Kritikpunkte eine interessante Lektüre mit einer stillen, manchmal etwas seltsamen aber liebeswerten Erzählerin.
- Grit Poppe
Abgehauen
(60)Aktuelle Rezension von: MarinaHDurch einen Fehler, habe ich diesen Teil vor ‚Weggesperrt‘ gelesen, doch auch wenn man mit diesem Band anfängt, kommt man gut mit.
Gonzo war mir von den ersten Kapiteln her sympathisch, man hat sie in der Dunkelzelle kennengelernt, die ich mir nur schrecklich vorstellen kann!
Der Schreibstil ist sehr angenehm und zeitgerecht, man kann sich sehr gut in Gonzo reinversetzen.Man merkt was für ein armes, verletztes Kind Gonzo in ihrem inneren ist. Sie wird direkt von ihrer Mutter abgegeben und ihre Pechsträhne durchs Leben beginnt! In Torgau erreicht sie dann wahrscheinlich ihren Tiefpunkt.
Glücklicherweise kann sie abhauen und trifft auf den Weg in den Westen René.
Grit Poppe spricht mit diesem Buch ein ernstes, grausames Thema an, was leider immer noch nicht angesprochen wird.Ich bin ihr sehr dankbar für dieses Buch, sie hat mich in ein mir sehr interessantes Thema eingetaucht.
Fazit: Ein schockierendes, interessantes Buch. - Antonia Michaelis
Wolfsgarten
(24)Aktuelle Rezension von: MiGuKurzbeschreibung
Achim und Karl besuchen ihr ehemaliges Kinderheim und entdecken dort einen verborgenen Garten, von dem sie bisher nichts wussten.
Als sie durch das schmiedeeiserne Tor gehen, ist dieses plötzlich nach Betreten fest verschlossen.
Auf der Suche nach einem Ausweg, entdecken sie ein altes Herrenhaus, in dem scheinbar die Zeit stehen geblieben ist.
Fremde Kinder kommen täglich in den Garten, um zu arbeiten. Wer sind die „hohen Herren“ von denen sie sprechen und gibt es wirklich Wölfe, die nachts ihr Unwesen treiben?
Die beiden Freunde versuchen das Rätsel zu lösen, und geraten dabei in Lebensgefahr.
Meinung
Es handelt sich hier um den dritten Band der „Karl und Achim“-Trilogie. Diesmal treffen die beiden sich ein Jahr später in ihrem ehemaligen Kinderheim und geraten in ein großes Abenteuer, das beide das fürchten lehrt.
Ich war sehr gespannt auf den Abschluss dieser Trilogie und muss gestehen, dass mir der letzte Band nicht ganz so gut gefiel.
Er wirkte auf mich ernster aber auch farbloser.
Theoretisch hätte man die ersten beiden Bände auch ohne diesen hier abschließen können aber da im letzten Band „Maria“ in den Focus rückt, wollte ich darauf nicht verzichten.
Das Abenteuer ist zwar wieder sehr fantasievoll und bietet nicht nur einen Zeitsprung und einen recht realistischen und historischen Hintergrund, sondern auch ein schreckliches, furchterregendes Geheimnis.
Leider empfand ich die Geschichte aber alles andere als mitreißend sondern eher langatmig und wiederholend. Überraschende Wendungen gab es nur wenig und spannende Ereignisse boten nur einen geringen Spannungsbogen.
Dies mag natürlich mit daran liegen, dass in jedem Kapitel die Ereignisse, genau wie bei den Vorgängern, schon vorher angekündigt werden.
Sicher, es braucht auch einige Zeit um die Handlungsidee aufzubauen, aber hier war es mir zu viel des Guten.
Obwohl die beiden Hauptfiguren mir ans Herz gewachsen sind, konnten sie mich diesmal nicht so recht überzeugen. Die Freundschaft wird zwar auf eine harte Probe gestellt, aber irgendwie konnte ich ihre Reaktionen nicht so gut abnehmen wie vorher.
Und auch alle anderen Figuren blieben für mich auf Distanz und wirkten oft nicht authentisch genug.
Dabei war das Märchen, das in diesem Abenteuer verpackt war, eine sehr schöne Idee und voller Fantasie.
Dennoch fehlte mir, trotz des sehr fantasievollen Schreibstils, diesmal das gewisse Etwas.
Atmosphärisch gesehen war dieser Band sehr düster und bedrückend. Stellenweise auch sehr grausam und recht anspruchsvoll, so dass er zwar zum Nachdenken anregen kann aber auch offene Fragen zurückbleiben.
Fazit
„Wolfsgarten“ konnte mich abschließend leider nicht so begeistern. Der Band wirkte auf mich düsterer und anspruchsvoller. Ich hatte das Gefühl, es passte für mich nicht so richtig zum Stil der Vorgänger.
Ich kann nicht genau benennen, woran es lag, aber auf der einen Seite war es mir zu viel des Guten, auf der anderen zu wenig. Die ersten beiden Bände wirkten auf mich kindlicher, märchenhafter und der letzte Band einfach erwachsener und anspruchsvoller.
Insgesamt fand ich aber die „Karl und Achim-Trilogie“ gut gelungen, obwohl mir auch die ersten beiden Bände gereicht hätten.
- Frank Goldammer
Juni 53
(40)Aktuelle Rezension von: ZahirahWie es schon der Titel verrät spielt der 5. Teil der Max-Heller-Reihe von Frank Goldammer im Sommer 1953. Am 17. Juni kommt es zum Volksaufstand. Dabei sind Tote und Verletzte zu beklagen und viele Verhaftungen werden vorgenommen. Tags darauf wird Heller zu einem Tatort gerufen. Der Betriebsleiter der VEB RID Dresden wird tot in einem Glaswollebehälter gefunden. Die Ermittlungen erweisen sich für Heller und Oldenbusch als schwierig, da das MfS in Gestalt Bech's schon Schuldige im Visier hat, und diese umgehend inhaftieren lässt. Als dann auch noch Kruppa, Parteifunktionär des Betriebes, verschwindet, stehen die zwei Ermittler vor einem weiteren Rätsel. Aber mit seiner Beharrlichkeit, oder nennen wir es Sturheit, schafft es Heller auch diesen Fall zum Abschluss zu bringen. Seine private Situation indes spitzt sich allmählich zu. Sein Sohn Klaus geht immer mehr in seiner Arbeit für das MfS auf und seine Frau Karin liebäugelt immer mehr mit einem Leben im Westen bei ihrem anderen Sohn Ernst. Für Heller alles andere als Ruhe und Beschaulichkeit daheim, nach einem harten Arbeitstag.
Kurzum: Auch der 5. Fall von Max Heller ist wieder ein gelungener Mix aus historischen Fakten und einer spannenden Krimihandlung. Für mich immer noch sehr unterhaltend. Deshalb vergebe ich auch hier eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.
- Claudia Rusch
Meine freie deutsche Jugend
(39)Aktuelle Rezension von: Holden"für Irmgard, ganz herzlich, Weimar 16.10.03" lautet die Widmung, dem bleibt eigentlich nichts hinzuzufügen, nur das hier die Lebensgeschichte eines Vorbilds an Zivilcourage anschaulich präsentiert wird. Wäre man selbst so tapfer gewesen, man weiß es nicht, aber durch die Erziehung zum Querdenken durch ihre Mutter und deren Freunde wurden die Energien der kleinen Claudia in die richtigen Bahnen gelenkt. Das DDR-Unrecht wird drastisch angeklagt, so daß kein Platz mehr für Ostalgie und Verklärung bleibt, erst mit der "Wende" wurden die Oppostitionellen zu "echten" DDR-Bürgern, aber aufhalten ließ sich der hier schreibende Wirbelwind nicht. Auch ein Vorbild an Lebensenergie und der Beweis dafür, was man als Individuum erleben kann.