Bücher mit dem Tag "rollenbilder"
29 Bücher
- Benjamin Myers
Offene See
(392)Aktuelle Rezension von: ChubBeeOffene See ist für mich mehr als nur eine Geschichte, es ist eine Einladung, in eine Welt einzutauchen, die von der Schönheit der Natur, der Komplexität menschlicher Beziehungen und der Kraft der Erinnerungen geprägt ist.
Myers Sprache ist präzise und poetisch zugleich. Die Geschichte ist von einer melancholischen Stimmung getragen,
die jedoch nie ins düstere abgleitet.
- Rebecca Martin
Nacktschnecken
(18)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerNora und Paul sind ein Paar. Doch irgendwie scheint es nicht mehr ganz rund zu laufen. Neben Kosenamen und relativ oberflächlichen Gesprchen plätschert die Beziehung nur so dahin. Paul geht seinem Studium nach während Nora als Schauspielerin arbeitet. Aufkommendes Glück wird recht schnell wieder zunichte gemacht, sodass man als Leser oft gelangweilt die nächsten Seiten liest. Immer in der Hoffnung, etwas spannendes und außergewöhnliches möchte passieren. Nora wirkt auf mich als Charakter unreif und unruhig. Sehr gerne hätte ich sie öfter geschüttelt und aus ihrer Lethargie geholt. Leider ist auch der weitere Verlauf der Handlung ziemlich ersichtlich und vorhersehbar, sodass es am Ende ziemlich plump und unspektakulär zu einem "Happy-End" kommt.
Schade eigentlich, denn Rebecca Martins Debütroman vor 8 Jahren "Frühling und so" machte Lust auf mehr. So kann ich für Nacktschnecken leider nur 2,5 Sterne geben.
- Han Kang
Die Vegetarierin
(467)Aktuelle Rezension von: philineDass es vielen nicht gefällt, ist verständlich. Es ist schwer erträglich, wenn man dieser Art von übergriffiger Gewalt aus dem Weg geht (gehen kann). Das Buch spiegelt die bittere und so alltägliche Realität so vieler Familien und in sie verwobenen Gesellschaften wieder. Eine Person verhält sich anders und plötzlich herrscht um sie herum Chaos. Sie isst und kocht von heute auf morgen nur noch vegan und ihr Umfeld eskaliert. Nach diesem ersten Abschnitt nimmt die Geschichte weiteren Verlauf, den ich nicht vorwegnehmen will. Wer Ähnliches an sich selbst durchlebt hat oder mit Mitgefühl für leidgetragene Angehörige kämpft, wird dieses Buch als lustig, liebevoll, dankbar und warm erleben. Um dieses Buch lieben zu können, muss man vielleicht selbst schon einiges durchlitten haben. Umso wichtiger, dass es geschrieben wurde und diese fiktive Dokumentation realer Menschlichkeit mit solch hohen Auszeichnungen gewürdigt wurde.
- Truman Capote
Frühstück bei Tiffany
(648)Aktuelle Rezension von: Sanne54Die eigentliche Hauptfigur ist Holly, eine junge Frau, die der eigentliche Erzähler des schmalen Romans, ein noch nicht besonders erfolgreicher Schriftsteller, wohl niemals vergessen wird. Sie ist seine glamouröse Nachbarin in New York. Das interessanteste an dem Buch sind meiner Meinung nach die beschriebenen Charaktere, allen voran natürlich Holly, die irgendwie noch in der Zeit nach den schillernden 1920er Jahren hängen, während in Europa schon der verheerende 2.Weltkrieg tobt. Die flatterhafte junge Frau hat eine Abneigung gegen Vogelkäfige, schenkt ihm aber einen, pflegt nicht nur Kontakte zu seriös wirkenden vermögenden Männern, sondern auch zu einem berüchtigten Gangster, der in Sing-Sing einsitzt. Sie verteilt Karten, die ihre Adresse mit "Auf Reisen" angibt, plant schließlich sich nach Südamerika zu verheiraten und offenbart nach und nach die eine oder andere Überraschung ...
Obwohl noch nicht sooo alt, ist "Frühstück bei Tiffany" dennoch schon eine kleine Zeitreise, das hat mir gefallen.
Auf mich ist die Faszination des Erzählers für eine Holly nicht ganz übergesprungen, die letztlich eine Episode in seinem Leben bleiben wird - den Eindruck hat man aber von Anfang an. Dafür ist mir diese Figur einfach zu überspannt ...
- Cornelia Harz
Die Macht der Träne
(15)Aktuelle Rezension von: halofulbright"Die Macht der Träne" hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Ich war sofort total begeistert von der Idee und habe das Buch in nur zwei Stunden gelesen.
Ich konnte mich leider nicht wirklich mit den handelnden Charakteren identifizieren und mich auch kaum in sie einfühlen - gerade die beiden Frauen, die nicht im Fokus standen, waren für mich ein wenig unrealistisch und überzogen. Die Protagonistin wirkte eher etwas unscheinbar auf mich.
Gepackt hat mich aber die Idee - und die Art und Weise, wie gerade die Frauen von dem "Therapeuten" manipuliert wurden. Das war mit am spannendsten.
Einige Szenen waren für mich nicht unbedingt ausführlich genug geschrieben und ich hätte gerne doppelt so viele Seiten gehabt, um wirklich Spannung aufkommen zu lassen. So ging mir einiges zu schnell, um mich um die Charaktere zu Sorgen. Es wurde mir auch zu schnell "aufgelöst" - die Gefahr war einfach schnell wieder verschwunden.
Dennoch ein tolles Buch, dass ich jedem Thriller-Fan empfehlen kann!
- Meg Wolitzer
Das weibliche Prinzip
(142)Aktuelle Rezension von: blumenkind_93„Man musste nicht alle mögen, aber bedenken, dass alle in einem Boot saßen – wobei ‚Boot‘ die gegenwärtige Situation bezeichnete. Und so sah die Situation schon seit Jahrhunderten aus. Sie war zementiert.“
Der Roman „Das weibliche Prinzip“ erzählt die Geschichte der jungen, schüchternen Studentin Greer Kadetzky und der charismatischen Frauenrechtlerin Faith Frank. Herausgefordert durch den Tatendrang und die Überzeugungen von Faith will auch Greer mit ihrem Leben etwas Sinnvolles anfangen. Dabei beginnt sie, sich die Fragen zu stellen: Wer bin ich eigentlich? Und wer will ich sein?
Aus unterschiedlichen Blickwinkeln können Greer selbst, ihr langjähriger Freund Cory, Zee und Faith ihre eigenen Geschichte erzählen. Den spannenden Charakteren werden einige Schicksalsschläge, Enttäuschungen, Verrat und Tod zugemutet. Letztendlich geht es aber um Freiheit und Würde, Mitmenschlichkeit und Träume. - Cho Nam-Joo
Kim Jiyoung, geboren 1982
(466)Aktuelle Rezension von: BernaIn dem Roman „Kim Jiyoung, Geboren 1982“ von Cho Nam-Joo geht es um ein schmerzhaft gewöhnliches Leben einer Frau in Korea.
Wir haben einen auktorialen Erzähler, der dem Leser die Innenwelt der Protagonistim Kim Jiyoung Nahe bringt. Auch wenn alltägliche Situationen beschrieben werden, kann, denke ich, fast jede Frau beim Lesen der Lektüre dennoch viele Parallelen zu ihrem Leben ziehen. Warum? In dem Roman geht es primär um eine Feindlichkeit gegenüber Frauen und Mütter, die man aus dem beruflichen oder privaten Kontext kennt.
Der Roman ist chronologisch in Zeitfenster eingeteilt worden. Beispielsweise geht es im zweiten Kapitel um die Jahre zwischen 1982 und 1994. Dies führt dazu, dass der Leser Zeuge vieler Diffamierungen gegenüber der Protagonisten wird und peu a peu mehr Empathie für diese entwickelt.
Zusammengefasst kann ich das Buch aus voller Überzeugung weiterempfehlen. Dieses Werk ist so gut, dass es weltweit als Pflichtlektüre an Schulen eingeführt werden sollte, denn „die millionenfach verkauften Exemplare dieses Buches sollte man sich als eine Art Mitgliedsausweis vorstellen, der die kollektive Erfahrung der Erniedrigung von Frauen belegt“ (New York Review of Books).
- Gunda Windmüller
Weiblich, ledig, glücklich - sucht nicht
(7)Aktuelle Rezension von: PaperboatDa denkt man, wir leben in einer fortschrittlichen Zeit, und dann zeigt Gunda Windmüller mit ihrem Buch „Weiblich, ledig, glücklich – sucht nicht“ auf, wie rückständig unsere Gesellschaft noch in Bezug auf alleinstehende Frauen ist. Während Männer als begehrenswerte Bachelor gesehen werden, degradiert man weibliche selbstgewählte Singles zu alten Jungfern, die zusehen sollten, dass sie unter die Haube kommen, solange sie noch einen Funken Restschönheit haben, den ein Kerl will. Schlimmer wird es noch, wenn die sich selbst genügende Frau der Beteiligung am Fortbestand der Art entziehen und keine Kinder bekommen will. Althergebrachte Denkmuster und eigens danach ausgerichteter Kapitalismus wollen vermitteln, dass Frau nur in einer Beziehung aufgehen kann, dabei ist klar, dass keine Beziehung besser ist als eine schlechte und Statistiken zeigen, dass Singles nicht weniger glücklich sind als ihre weiblichen Mitmenschen in Beziehungen.
Gunda Windmüllers Erläuterungen erweitert sie durch Querverweise anderer AutorInnen, Erfahrungen aus Freundes- und Bekanntenkreis sowie Filmen und Serien, die immer noch ein bestimmtes Bild zu erzeugen suchen. Gunda Windmüller hat eine lockere Art ihr Thema zu vermitteln. Ein interessantes Buch, das man gut weglesen kann, um über bestimmte Dinge einmal zu reflektieren, auch wenn man bereits zu den weiblichen und glücklichen Singles dieser Welt gehört.
- Nadine Kegele
Lieben muss man unfrisiert
(12)Aktuelle Rezension von: Ivonne_Gerhard...... Ich erzähl dir meine Sichtweisen und meine Erlebnisse im Laufe meines Lebens ;-) Ein Buch welches wirklich viele schöne interessante und unterschiedliche Geschichten besitzt und jede Geschichte ist so einzigartig und man lernt die Frauen ungeschönht und real kennen :-) die Erzählungen sind lebhaft, standhaft, real und direkt,... Wie erging es Ihnen , wie fühlten sie sich, was haben sie gelernt,... Ein Buch welches zum nachdenken anregt und auch den Werdegang der Frau in der Gesellschaft aufzeigt,... Ein wirklich toll geschriebenes und umgesetztes Buch ;-) jeder hat seine eigene Geschichte , die er erlebt und durchlebt,..... - Philipp Oehmke
Schönwald
(90)Aktuelle Rezension von: Janicka13Bereits das Cover des Romans "Schönwald" spiegelt die Stimmung gut wider: Ruth Schönwald, kultiviert, beherrscht, wortkarg, intelligent und vom Leben enttäuscht, ist die Zentralfigur der durchaus vermögenden, akademisch geprägten Familie Schönwald. Die Eröffnung des Buchladens ihrer Tochter Karolin bringt Ruths drei Kinder, zwei Enkel und ihre Schwiegertochter zusammen - allerdings nur räumlich, nicht unbedingt emotional. Denn wenn die Schönwalds eines nicht beherrschen, dann ist es eine offene Kommunikationskultur. Jedes Familienmitglied hegt gegenüber einem oder mehreren anderen versteckte Gefühle, verbirgt Ereignisse und hat Geheimnisse, die niemand erfahren soll. Durch eine kluge Verkettung von Umständen werden die Familienmitglieder wie ein Spielball aus einer Situation in die nächste geworfen. Zu diesem schicksalhaften Spiel passt die Eigenart des Autors, manchmal mitten in einer Szene den Erzählfokus und die Perspektive von einem Beteiligten auf den anderen zu übertragen, sehr passend. Als Leserin konnte ich mich in den jeweiligen Erzähler gut hineinfühlen und mich über die anderen wundern, bis der nächste Wechsel mir wieder eine andere Motivation und Gefühlswelt eines anderen Familienmitglieds offenlegte.
Eine spannende Familiengeschichte, die man nicht mehr aus der Hand legen will. - Rosalind Parker
Gnade der Schatten
(18)Aktuelle Rezension von: seiten_der_weltKlappentext:
Rosanne ist die Erstgeborene des Königs. Doch sie passt nicht in die Rolle der Prinzessin, ist eigensinnig, wider-willig - und schläft mit den Soldaten.
Der König ist unzufrieden mit ihr, seine anderen Töchter spielen die Rolle besser. Doch Rosanne ist die Thronfolgerin und dem König bleibt keine andere Wahl. Er plant, seine Tochter zu verheiraten, um ihr etwas Sanftmut zur Seite zu stellen, der ihre Schwächen ausgleichen soll.
Aber ein Prinz nach dem anderen verschwindet in ihren Gemächern - und dann aus dem Schloss.
Bis der König den sanftmütigen und gutherzigen Castiel findet, er wäre der ideale Schwiegersohn.
Rosanne ist nicht gerade begeistert von der Wahl ihres Vaters, sie findet den jungen Prinzen langweilig. Er passt nicht zu ihrem Leben.
Überraschend weist er ihre Annäherungen für eine gemeinsame Nacht jedoch zurück und kratzt damit an Rosannes Stolz. So schnell gibt die Prinzessin nicht auf.
Und plötzlich erfährt sie sein Geheimnis und ihr wird klar, dass Castiel nicht der langweilige Prinz ist, für den sie ihn gehalten hat. Aber er verschwindet und lässt eine Prinzessin zurück, für die ein Mann zum ersten Mal mehr war als nur Sex.
Die Geschichte einer Prinzessin, die keine Prinzessin sein will, und einer Liebe gegen die Vernunft.Eigene Meinung:
Das Cover von dem Buch gefällt mir sehr gut,und macht auch neugierig. Ich finde das Buch mit noch nicht mal 150 Seiten sehr kurz. Direkt am Anfang fängt das Buch mit einer Sex-Szene an. Das gefällt mir für den Anfang überhaupt nicht. Ich mag es nicht,wenn der Sex direkt auf den ersten paar Seiten passiert. Ich mag es lieber,wen sich die Geschichte langsam aufbaut. Doch auch im weiteren Verlauf des Buches geht es sehr viel um Sex. Ich hatte das Gefühl,es ging nur darum.Am Rande wurde noch ein wenig Geschichte mit ein gebracht. Doch die Charaktere waren meiner Meinung nach,überhaupt nicht ausgearbeitet. Man konnte keine Charakterzüge,Makel oder Eigenschaften erkennen.Die Protagonistin möchte keine Prinzessin sein,nutzt es aber sehr stark aus. Und auch das sie ihren Körper später verkauft,gefällt mir nicht.Selbst mit dem Schreibstil hatte ich Probleme.Ich konnte gar keinen Draht zu den Figuren aufbauen. Ich hätte mir von dem Klappentet definitiv mehr erhofft,denn dieser klingt sehr spannnend und viel versprechend. Leider merkt man davon in dem Buch selber überhaupt nichts. Ich habe nichts dagegen,Sex Szenen,gerne auch ausführlicher beschrieben,zu lesen. Doch bei diesem Buch hatte ich das Gefühl,ich lese einen Porno. Ich würde das Buch definitiv nicht noch mal lesen und auch nicht weiterempfehlen. Dafür passiert mir auf jeden Fall zu wenig.
Bewertung:
2 von 5 Sternen
Link zu meinem Blog:
https://flammendearcolein.wixsite.com/seitenderwelt
- Gabriela Häfner
Das innere Korsett
(21)Aktuelle Rezension von: DaniRoeKlappentext:
Geblendet von einigen erfolgreichen Karrierefrauen übersehen wir, dass Frauen heute keineswegs vorpreschen, sie treten auch nicht auf der Stelle, sie rudern vielmehr zurück. Im internationalen Vergleich schneidet Deutschland in Sachen Gleichberechtigung inzwischen sogar schlechter ab als Nicaragua und die Philippinen. Wie kann dies sein?Bärbel Kerber und Gabriela Häfner zeigen auf, dass der Grund hierfür Rollenklischees sind, die Mädchen und klein auf anerzogen werden. Zwar bildet man Mädchen heute dazu aus, beruflich durchzustarten, zugleich erwartet man von ihnen jedoch, liebevoll und fürsorglich zu sein. Umsicht und Sanftmütigkeit helfen ihnen aber im Arbeitsleben – und auch in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Partner – nicht weiter. Dieses Büch öffnet die Augen dafür, wie Frauen durch Rollenbilder ausgebremst werden, die die gesellschaftliche Vorstellung davon bestimmen, wie eine Frau zu sein hat.
Cover:
Das Cover ist komplett in einem matten rot gestaltet. Zu sehen ist ein angedeutetes Korsett in dem der Buchtitel „Das innere Korsett“ in einem matten rosa steht. Der Untertitel „Wie Frauen dazu erzogen werden, sich ausbremsen zu lassen“ ist in weiß unterhalb des Korsetts zu lesen. Die Haptik ist sehr glatt und angenehm.
Inhalt:
1. Das große Rätseln2. Starke Frauen, schwache Bilanz
3. Persönliche Wendepunkte
4. Die (un)heimlichen Erzieher
5. Zeit für neue Geschlechterbilder
Meinung:Ein gut recherchiertes Buch, das alle Facetten der heutigen Frau in Deutschland wiedergibt.
Der Charakter des Buches, ist ähnlich einer Dissertation (was sich auch durch den umfangreichen Anhang zeigt).
Es ist kein Buch für Feministinnen, aber eines dass zum Nachdenken und hoffentlich auch zum Umdenken auffordert.
Ich kann wirklich keine Filme mehr ansehen, oder Werbung oder ähnliches – ohne die Klischees zu entdecken. Gruselig.
Fazit:
Es ist die Zeit des Umdenkens gekommen. Wieder einmal.Hoffentlich erreicht dieses Buch viele Leserinnen und Leser. Und hoffentlich werden die Medien auch darauf aufmerksam und ändern an der Unterhaltungsgestaltung etwas.
Für diese komplexe Meisterleistung, die thematisch gut aufgebaut, wissenschaftlich fundiert und dennoch gut lesbar ist gibt es 5 von 5 Punkten.
- Tanja Raich
Jesolo
(54)Aktuelle Rezension von: bookish_autumn"Ständig versuchst du, mich zu verbiegen, bis ich nicht mehr weiterkann, bis ich zusammenbreche und liegen bleibe. Bis da nichts mehr bleibt von mir." - Seite 50
Andrea ist 35 Jahre alt und möchte sich, was ihre Zukunft betrifft, nicht festlegen. Im Gegenzug zu ihren langjährigen Freund Georg. Er möchte heiraten und eine Familie gründen - für sie jedoch ausgeschlossen. Als die Beiden aus ihren gemeinsamen Urlaub zurückkommen, stellt Andrea fest, dass sie schwanger ist. Dies verändert alles - sie wird in ein Leben gedrängt, dass sie gar nicht möchte...
Das Buch "Jesolo" stand schon sehr lange auf meiner Wunschliste - die Thematik ist äußerst interessant und wird viel zu selten behandelt. Nachdem ich den Roman beendet hatte, fragte ich mich, wie man solch' eine geniale Idee vergeigen kann? Die Geschichte hatte definitiv Potenzial, allerdings hat mir die Umsetzung nur bedingt gefallen. Der Anfang (der gemeinsame Urlaub in Jesolo) ist Tanja Raich äußerst gut gelungen. Man hat einen guten Einblick in Andreas Gefühlswelt und ihre Beziehung erhalten. Danach verliert sich die Geschichte immer mehr - es gibt zu viele Handlungs- und Zeitsprünge. Auch die Schwangerschaft steht nicht im Fokus.
Am Anfang konnte ich Andrea gut verstehen - ich kann durchaus nachvollziehen, wie es ist, an einer Beziehung festzuhalten, die auf Dauer nicht funktionieren kann, weil sich beide in ganz andere Richtungen entwickelt haben. Später wurde sie mir mit jeder Seite unsympathischer. Sie entscheidet sich bewusst für ein Kind und somit für ein Leben, das sie gar nicht möchte. Warum? In einer Zeit, in der Abtreibung möglich ist, muss sich niemand in die Mutterrolle drängen lassen. Doch diese Möglichkeit ist für Andrea nur kurz ein Thema. Außerdem hat sie mich mehrmals sehr wütend gemacht - in der Schwangerschaft rauchen und Alkohol trinken geht gar nicht!
Ich musste das Buch öfters auf die Seite legen um über das Gelesene nachzudenken. Es bleiben viele Fragen offen und das Ende der Geschichte leistet dazu seinen erheblichen Beitrag. Wer ist Andrea? Hat sie überhaupt eine Persönlichkeit? Wie kann eine Frau, die derart auf ihre persönliche Freiheit pocht ihre Stimme verlieren und andere über ihr Leben entscheiden lassen? Wieso entscheidet sie sich bewusst für ein Kind, obwohl sie ihr/ihm niemals gerecht werden kann bzw. es niemals lieben kann, weil sie/er sie selbst immer an das erinnern wird, dass sie aufgegeben hat? Fragen über Fragen...
Eine Geschichte, die zum Denken anregt.
- Toril Brekke
Die Frauen vom Fjord
(5)Aktuelle Rezension von: Livricieux»Doch, Sanna wusste, dass etwas zu Ende war. Wie durch eine Art Schleier konnte sie sich sehen. Durch einen Schleier, durch den etwas gesiebt worden war. Zehn Keime, die in ihr hängen geblieben waren, in ihrem Körper, um dort zu reifen. Wie etwas Heiliges kam ihr das vor. Aus einer Welt des Lichts waren sie gekommen, wie winzige blinkende Fische, anfangs einfach nur Seelen, Seelen, die in den Schleier gehüllt worden waren, in ihr, mit Knochen und Substanz, mit Herz und Lunge, bis sie hinausgestoßen worden waren ins das Irdische. […]
Sie hatte sie geboren. Das war der Sinn ihres Lebens gewesen.« (S. 410-411)
Kurz zum Inhalt
Norwegen, Ende des 19. Jahrhunderts. Sara ist die Tochter einer Hebamme und heiratet den armen Kaufmann Jacob Mortensen. Mit ihm zieht von Ålesund nach Trondheim. Die ersten Jahre sind hart und bald schon bevölkern viele Kinder die Wohnung und den Krämerladen. Doch der wirft kaum genug zum Leben ab. Erst als sich Sara entscheidet, nicht nur Hausfrau und Mutter zu sein, sondern sich auch beherzt um das Geschäft zu kümmern, geht es aufwärts.
Wenige Jahre später ist Jacob ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden. Doch Sara ist unglücklich und sehnt sich nach einer Freiheit, die in den Konventionen der Zeit unerreichbar scheint. All ihre Hoffnungen ruhen daher auf ihrer Tochter Sanna. Deren standesgemässe Heirat mit dem jungen Geschäftsmann Andreas Morck birgt das Versprechen von Glück und Liebe. Doch erst die Enkelin wird dieses Versprechen einlösen können.
Wie war es denn nun?
An dieses Buch von Toril Brekke bin ich ja per Zufall in der Bibliothek bei uns im Dorf geraten- Eigentlich war ich ja nur dort um das Abo zu verlängern, aber wie das wohl bei uns Leseratten so ist, immer und überall werden neue Bücher entdeckt. Letztes Jahr waren wir zudem auf den Lofoten in den Ferien und so packte ich kurzerhand Die Frauen vom Fjord in meine Tasche.
Zugegeben, der Einstieg in die Geschichte war nicht ganz einfach, denn Toril Brekke’s Schreibstil ist sehr speziell, irgendwie ganz schön holprig, herb, kantig und unkonventionell. Aber auch total passend zur wilden und urtümlichen Natur in Norwegen. Gleichzeitig schlicht und klar, mit einfachen Worten und dann auch wieder poetisch mit ausdrucksstarken Bildern. Ich geb es zu, es dauerte einen Moment, bis ich in den Klang dieser Sprache gefunden habe, aber nach Beenden der Lektüre könnte ich es mir nicht besser wünschen. Dieses Herbe und Kantige abwechselnd mit den poetischen Passagen machen dieses Buch zu dem, was es ist und es passt einfach. Toril Brekke erzählt mitreissend und einfühlsam vom Schicksal dreier Frauen und verknüpft dies geschickt mit der norwegischen Geschichte.
Im ersten Teil wird vor allem die Geschichte von Sara und Jacob erzählt, wie sie sich kennen lernen und wie sie sich aus der Armut raus arbeiten. Diese Zeit ist geprägt von Verzicht und harter Arbeit, aber immer wieder blitzt auch ganz viel Güte und Solidarität auf. Die Autorin beschreibt Saras Leben als unglücklich und traurig. Sie liebt ihren Jacob nicht wirklich und versucht verzweifelt ihrem Leben einen Sinn zu geben und ihre Sehnsucht nach Freiheit zu leben.
»Und so ware es dann passiert. Wegen des Geredes ihrer Mutter von einem Traum; denn durch Träume spricht Gott zu den Menschen. Sie hatte sich verlobt. Und Mortensen war nach Trondheim gereist, um alles vorzubereiten.« (S. 36)
Diese Sehnsucht vererbt sie ihrer einzigen leiblichen Tochter Sanna, deren Leben im zweiten Teil des Buches geschildert wird. Sexuell völlig unerfahren erlebt diese in ihrer Hochzeitsnacht ein Trauma, dachte sie doch, dass der Storch die Kinder im Weidenkörbchen vorbei brächte. Sie konnte »den Zusammenhang zwischen diesem Schrecklichen und dem Besuch des Storchs nicht verstehen« (S. 304). In den nächsten 15 Jahren gebärt Sanna ihrem Ehemann zehn Kinder, doch der Preis den sie zahlt ist hoch. Schliddert sie doch von einer Depression in die nächste. Erst als ihre fruchtbaren Jahre vorbei sind, wacht sie auf und lernt ihre Kinder, ihren Mann und auch sich selbst kennen. Plötzlich interessiert sie sich wieder für ihre Umwelt, für Politik und die Geschäfte des Mannes. So schafft sie es, eine ganz neue Beziehung zu ihm aufzubauen und sich Stück für Stück mehr Mitsprache zu erkämpfen.
»Sanna lebte in ihrer eigenen Welt. Sie lebte in ihren Romanen. Sie lebte in der biblischen Geschichte. Sie sprach in Gedanken mit den Personen, über die sie las. Sie hörte nicht, wie das Kindermädchen im Nebenzimmer schimpfte. Sie hörte kaum, wie der Mann seine Nachkommen züchtigte.
Später im Winter bekam sie noch einen Sohn.« (S. 346)
Man merkt, Toril Brekke mag ihre Frauenfiguren, sind sie doch Vorkämpferinnen für etwas, das erst die Frauen in unserer Zeit (und unserer Breitengrade, aber dies ist nur eine Bemerkung am Rande) so wirklich erfahren können: Freiheit. Die Freiheit, sich zu bilden, etwas zu lernen, die Freiheit von der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Vätern, Ehemännern und selbst über die eigene Sexualität zu bestimmen, aufgeklärt und unabhängig. Sanna und Sara stehen stellvertretend dafür, dass der Traum vom persönlichen Glück niiemals aufgegeben werden darf.
Fazit
Die Frauen vom Fjord von Toril Brekke ist ein toller historischer Roman, der vor allem durch den Klang der Sprache besticht. Noch nie habe ich ein Buch gelesen, dessen Sprache so sehr die Natur und Lebensart des Handlungsortes widerspiegelt, herb, kantig, schnörkellos und gleichzeitig doch sehr poetisch und verspielt.
Zudem merkt man als Leser*in, dass der Autorin ihre Frauenfiguren am Herzen liegen. Sie erzählt einfühlsam von deren Schicksal und macht sie zu Vorkämpferinnen für eine Sache, die an manchen Orten auch heute noch keine Selbstverständlichkeit ist: Freiheit und Unabhängigkeit. - Chantal Schreiber
Kurt, Einhorn wider Willen 1. Wer möchte schon ein Einhorn sein?
(52)Aktuelle Rezension von: papa.hirsch.liest🦊 ab 5
📄 112 Seiten
💶 15,00 Euro
📖 Ellermann Verlag @verlagsgruppe_oetinger
🖊️ Chantal Schreiber @ch.schreiber
🎨 Stephan Pricken @stephanpricken1
⁉️ Buch über Vorurteile
🦌Worum geht es?🦌
In der Geschichte geht es um ein Einhorn, dass sehr unsanft von einem Vogel namens Trill geweckt wurde. Dieser Vogel hörte zum einen nicht auf Kurt, so heißt das Einhorn, mit Klischees über Einhörner zu nerven und zum anderen suchte es ein Einhorn für die Rettungsaktion einer Prinzessin. Besser gesagt als ein Tausch, aber das wusste Kurt noch nicht. Doch Kurt hat alles andere als Lust auf eine solche Rettungsaktion, wie aus einem Märchenbuch, bis…🦌Mein Eindruck:🦌
Ich habe ja mit einem späteren Band von Kurt angefangen und war damit nicht sehr glücklich. auch die Kinder haben keinen so großen Gefallen an der damaligen Geschichte gefunden. Daher durfte ich nun die Anfänge von Kurt miterleben und ich muss wirklich sagen, dass ich überwältigt bin von dieser Geschichte, denn wenn Sarkasmus ein Buch wäre, wäre es dieses. Ich liebe nicht nur Sarkasmus, sondern auch Ironie und dieses Buch spiegelt mich eins zu eins wieder. Weiterhin ist die Geschichte voller Klischees und Vorurteilen gegenüber Einhörnern und Prinzessinnen. Doch das Klischees nicht immer erfüllt werden, belegt die Geschichte. Auch die Illustrationen, anders bin ich von Stephan nicht gewohnt, sind witzig und originell.
Fazit: Ein sarkastisches starkes Prinzessinnenbuch für richtige Ninja-Einhörner.
Bewertung: 🦊🦊🦊🦊🦊
Viel Freude beim Lesen, Vorlesen und Träumen. 🦊
- Dasa Szekely
Das Schweigen der Männer
(8)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer"Wir sind um so viel ärmer, als ihr seid. Wir suchen nicht, wir lassen uns bloß finden. Wenn wir euch leiden sehen, packt uns der Neid. Denn ihr dürft alles fühlen. Und wenn ihr trauert, drückt uns nur der Schuh. Ach, unsere Seelen sitzen wie auf Stühlen und sehn der Liebe zu.“ Nicht von Dasa Szekely, sondern von Erich Kästner. „Ein Mann gibt Auskunft“ heißt das Gedicht. Mit diesem Zitat will Dasa Szekely das Verhältnis zwischen Männern und Frauen auf den Punkt bringen.Der Inhalt
Dasa Szekely beschäftigt sich in ihrem Roman mit der (vermeintlichen) Krise des modernen Mannes. Sie arbeitet hauptberuflich als Coach für Männer und kann daher aus erster Hand berichten. Dasa Szekely versucht, das Schweigen „der“ Männer in zahlreichen Situationen zu beschreiben und zu erklären. Warum sitzen viele Männer Probleme nur aus? Warum werden aus scheinbar reifen Persönlichkeiten plötzlich verantwortungslose Nichtstuer? Und was lässt sich gegen den weiteren Absturz des starken Geschlechts unternehmen?Gute Recherche, viele Wiederholungen
Obwohl die Autorin sehr genau recherchiert hat, um ihre Thesen zu untermauern, wirkt das Buch insgesamt oberflächlich. Der Grund: Dasa Szekeley pauschalisiert und steckt Männer in Schubladen. Dies wird vor allem im Kapitel über Trennungskinder klar, die unter den Auseinandersetzungen zwischen Mutter und Vater leiden. Die fehlende Reife der Männer sei schuld, meint die Autorin.Mein Fazit
Ein netter Zeitvertreib und Stoff zum Nachdenken, logisch strukturiert, doch mit zahlreichen inhaltlichen Wiederholungen. Größtes Manko: Während Ursachen ausführlich geschildert werden, kommen Lösungsansätze zu kurz.Danke für die Leseeindrücke an Harry Pfliegl
- Julia Onken
Rabentöchter
(1)Aktuelle Rezension von: ClariJulia Onken hat sich in ihrer Abhandlung mit der schwierigen Beziehung zwischen Töchtern und Müttern befasst. Geboren ist sie 1942 und hat durchaus noch die Auswirkungen althergebrachter Rollenmuster an sich selbst erleben können. Hin und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und Abneigung erinnert sich Julia Onken nach dem Tod ihrer Mutter an die mühsame Beziehung zu ihr. Diese pendelte zwischen Fremdheitsgefühlen, Versuchen der Annäherung und immer wieder einer tiefen Diskrepanz zwischen Hass und Liebe. Am besten ging es ihr mit der Mutter, wenn eine fremde Person als Puffer die Gegenwart zwischen ihr und der Mutter entlastete. Auf der Suche nach der Frau, die ihre Mutter war, und die sie eigentlich gar nicht richtig kannte, entwickelt Julia Onken Psychogramme von Mutter- Tochterbeziehungen, die ihren eigenen Erfahrungen ähneln. Kernpunkt ihrer These ist die Feststellung, dass es vielen Frauen im vergangenen Jahrhundert an angemessenem Selbstwertgefühl mangelte. Verbunden mit Erziehungsmustern, die sich häufig gleichen, waren Frauen vor allem Hilfsobjekte männlicher Eigensucht und Herrschaft. Das Rollenbild zieht sich fast bis in die heutige Zeit, in der zuletzt immer Frauen für die Fürsorge aller Familienmitglieder zuständig sind, ohne besonderes Ansehen dafür zu ernten. Insbesondere die Rolle der Sexualität machte Frauen in früheren Zeiten zu Abhängigen im Geschlechtergefälle. Mit Scham und Abwertung reagierten Familie und Gesellschaft noch bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts auf voreheliche Sexualkontakte und Schwangerschaften. Das „ gefallene Mädchen“ war ein gängiger Begriff, nachzulesen auch in Fontanes Romanen zu Ende des 19.Jahrhunderts als Ausdruck einer falschen bürgerlichen Moral, in der einem Mann alles, einer Frau aber gar nichts erlaubt war. Julia Onken macht die Ohnmacht einer Verständigung zwischen Müttern und Töchtern an dem tief verinnerlichten und abwertenden Selbstwertgefühl von Frauen fest, die, wie immer sie sich auch verhielten, an Grenzüberschreitungen scheitern mussten, die ihnen die Gesellschaft abverlangte. Das abgewertete Rollenbild lässt Töchter unbewusst erschauern und bedroht sie, in die gleiche Falle selbstzerstörender Ichwerdung zu tappen. Töchter wehren diese mit Hass und Ablehnung der Mutter gegenüber ab. So gibt es eine Generationenfolge immer gleicher Rollenmuster: hier Frauen mit ihren Schamgefühlen der Minderwertigkeit, die sich in den Töchtern fortzusetzen drohen. Als gewichtig erachtet die Autorin Frauenfreundschaften. Hier können vertrauensvolle Offenheit und wohlwollende Zuwendung zu einem Ausgleich führen. Freundinnen können unbeschwert gegenseitig Identifikationsobjekt sein und Hilfsfunktionen bei der emotionalen Entwicklung bieten. Wünschenswert wäre eine neue Offenheit auch zwischen Müttern und Töchtern. So weit Julia Onkens Thesen. An zahlreichen Beispielen macht sie ihre Beobachtungen fest, denn sie leitet als Psychologin Frauenseminare und Selbstfindungsgruppen am Bodensee. Nicht immer werden sich Frauen in ihren Abhandlungen wiederfinden. Es gibt durchaus jene, denen das Glück des Kinderkriegens über alles geht, und die nach gelungenen Kinderjahren in glücklichen Elternhäusern mit harmonischen Identifikationsfiguren in keine der genannten Abwertungstheorien hineinpassen. Insgesamt aber ist die Abhandlung ein gelungener Abriss kultureller Entwicklung von Frauenschicksalen, der durchaus Anlass zum Nachdenken bietet. Zwar gibt es bereits eine Reihe von Frauenliteratur zum gleichen Thema. Doch setzt Julia Onken noch einmal eigene Akzente. - Madlen Ottenschläger
Das ist doch nur für Mädchen!
(7)Aktuelle Rezension von: AtheneEinhörner, Schwerter, Kronen, Fussbälle, Teetässchen, Raketen, Schleifen, Autos in der Falz des Bilderbuches finden sich allerhand kleine Symbole… doch was davon ist für Mädchen oder Jungs?
Mit farbenfrohen Bildern von Jennifer Coulmann macht sich Madlen Ottenschläger in einem Bilderbuch ab ca. 3 Jahren auf, um zu schauen, welches Schubladendenken bereits die Kleinen angenommen haben.
Es finden sich diverse Situationen beim Kleidungskauf, Spielen im Kinderzimmer, im Kindergarten und in der Natur wider.
Die freundlichen Farben und die sanften Zeichnungen empfand ich als sehr gelungen und unterteilen sich anfänglich thematisch geschlechterspezifisch (Rosa = Mädchen, blau = Junge).
Erst als sich die „Schubladen“ vermischen, wird es bunter und ist damit für Kids visuell besser nachzuvollziehen: Manni ein kleiner Junge trifft auf viele Situationen, in denen ein Junge etwas macht, was nur für Mädchen ist oder ein Mädchen etwas macht, was nur für Jungen ist.
Doch er merkt schnell, alles macht Spaß und man würde viel verpassen, wenn man nicht mitmacht. Genau genommen wäre es „stinkeoberlangweilig“ und das müssen manche halt noch lernen. Ich vergebe volle Punktzahl.
- Bascha Mika
Die Feigheit der Frauen
(15)Aktuelle Rezension von: JacyntheKlappentext
Wir fordern ein eigenständiges Leben, aber ordnen uns freiwillig unter. Wir reden von Sebstbestimmung, aber stolpern in die Rollenfallen. Wir wollen nach vorne, aber bleiben in der zweiten Reihe stehen. Was ist nur los mit uns Frauen? Können wir nicht frei und gleich sein oder wollen wir nicht?
Meine Meinung
Ein schwieriges Thema, dem sich die Frauenrechtlerin Bascha Mika hier einmal mehr zuwendet. In mehreren Kapiteln, die einzeln oder am Stück gelesen werden können, beschreibt sie anhand von beispielhaften Frauen, die sie selbst kennengelernt hat, typische Rollenfallen, in die wir Frauen auch heute noch tappen. Diese sind unter Anderem "Die Liebeslist", "Die Modelzucht", "Das Kümmersyndrom" und "Das Hormonkomplott", und bei mir stellte sich allein schon beim Lesen der Titel ein sauerer Geschmack im Mund ein, denn ich wusste, dass das was kommt, berechtigte Vorwürfe sind.
Zugegeben - ihre Wut auf unsere Gesellschaft schlägt sich sehr stark in Sprache und Ausdruck des Buches nieder, was den Anschein mangelnder Objektivität erwecken kann. Andererseits hat sie allen Grund, wütend zu sein, das sollten wir alle. Es ist wirklich haarsträubend, wie wir Frauen uns häufig den Männern fügen, und mir fiel zu jedem der Kapitel mindestens eine Freundin oder Bekannte ein, die genauso gehandelt hat. Ihrem Mann zu liebe alles aufgab, ihre eigenen Träume sausen ließ. Vielleicht ist es auch nur durch wütende Aufrufe möglich, uns aus unserem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Interessant ist, dass Mika in ihrem Buch nicht primär die Männer für den Zustand verantwortlich macht, der viele Frauen noch heute wie vor 100 Jahren leben lässt. Wie der Untertitel "Rollenfallen und Geiselmentalität. Eine Streitschrift wider den Selbstbetrug" schon sagt, ist es ihrer Meinung nach größtenteils die Schuld der Frauen, die sich widerstandslos in ihre Rollen fügen, weil es von Mutter, Schwiegermutter und Schwester so vorgelebt und erwartet wird. Wir selbst seien es, die den Männern zu ihrer Vormachtstellung verhelfen, daher hätten wir selbst es auch in der Hand, dies zu ändern. Nein, wir hätten sogar die Pflicht dazu.
Neben ihren eigenen Erfahrungen führt Mika auch Zitate von Ärzten und Ärztinnen, Psychologen und Psychologinnen sowie anderen Menschen, die mit der Problematik der weiblichen Unterwerfung zu tun haben, auf. Man erfährt von Studien und Statistiken, die die Thesen belegen, und diese sind teilweise wirklich erschreckend. Dennoch hat Mika für dieses Buch viel negative Kritik erhalten, auch und vor allem von Seiten von Frauen, die sich selbst für das Leben als Hausfrau und Mutter entschieden haben.
Mika räumt zwar ein, dass auch solch eine Entscheidung okay ist, doch es wir mehr als deutlich, dass sie der Meinung ist, diese Frauen belögen sich selbst. Und es steckt auch viel Wahres hinter dieser Annahme. Es gibt viele Frauen, die die altbewährten "drei K" zu ihrem Lebensinhalt machen, ihre Entscheidung jedoch als selbstbestimmt und -gewollt darstellen. Die sich von ihrem Mann abhängig machen, weil sie kein Gehalt und später keine Rente beziehen, und die später hart auf dem Boden der Realität aufschlagen, wenn der Mann sie verlässt oder durch eine Krankheit aus dem Leben gerissen wird. Auch ich selbst kenne solche Frauen.
Man kann dieses Buch gut oder schlecht finden - die Hauptsache ist, dass man zum Nachdenken angestoßen wird und sich eine eigene Meinung bildet. Wie ist es eigentlich bei mir? Was sind meine Ziele und welche Rolle spielen Männer darin? Dazu ist das Buch bestens geeignet und ich vergebe 4 von 5 Wolken. - Paolo Giordano
Schwarz und Silber
(4)Aktuelle Rezension von: pardenMELANCHOLIE...
Signora A., genannt Babette, ist das eigentliche Zentrum einer Kleinfamilie. Als Haushälterin sorgt sie für den reibungslosen Ablauf des Haushalts, kümmert sich um den kleinen Sohn und hat auch für die Befindlichkeiten der Eheleute - ein Physiker und eine Architektin - immer ein offenes Ohr. Schon lange verwitwet, scheint Signora A. noch fest in althergebrachten Rollenmustern verankert und von unerschütterlichen Prinzipien durchdrungen zu sein, was für das schwankende moderne Ehepaar eine enorme Entlastung bedeutet und das prekäre emotionale Gleichgewicht zwischen den Familienmitgliedern austariert. Mit ihrer zupackenden Art und ihrer Fürsorglichkeit garantiert sie den stets bedrohten Zusammenhalt der jungen Turiner Familie. Doch plötzlich kündigt Signora A. von einem Tag auf den anderen - und wie sich herausstellt, ist sie schwer krank.
Die Novelle beginnt mit der Nachricht von dem Tod der Signora A., genau am 35. Geburtstag des Ich-Erzählers, und endet am Grab der ehemaligen Haushaltshilfe der kleinen Familie, wo mit dem letzten Wort der wahre Name Babettes verraten wird: Anna.
"An meinem 35. Geburtstag hat Signora A. mit einem Mal die Beharrlichkeit, die sie in meinen Augen vor allem anderen auszeichnete, aufgegeben, und hat in einem Bett, das inzwischen für ihren Körper übermäßig groß erschien, schließlich die uns bekannte Welt verlassen. An jenem Morgen war ich zum Flughafen gefahren und hatte Nora abgeholt, die von einer kurzen Geschäftsreise zurück kam. Obwohl es schon Mitte Dezember war, ließ der Winter auf sich warten, und die eintönigen Flächen zu beiden Seiten der Autobahn waren von einem dünnen Streifen blassen Nebels überzogen, wie um den Schnee nachzuahmen, der nicht fallen wollte."
Dazwischen wird in oft abrupten zeitlichen Sprüngen nicht nur von einer neun Jahre dauernden Symbiose zwischen der Familie und Signora A. erzählt. Beschrieben werden auch das filigrane Gleichgewicht zwischen den Eltern und ihrem Sohn sowie die Lebensumstände der Haushälterin und ihre eigene Geschichte, ihre kurze, glückliche Ehe mit einem ambitionierten, kunstinteressierten Trödler. Doch die Krankheit von Signora A. gewinnt hier zunehmend an Gewicht - und mit ihr die sich zuspitzende Bedrohung des Zusammenhalts der kleinen Familie.
"Auf die Dauer braucht jede Liebe jemanden, der sie sieht und anerkennt, sie beglaubigt, sonst läuft sie Gefahr, für ein Missverständnis gehalten zu werden."
Paolo Giordano hat hier eine leise Novelle geschrieben, die eindeutig autobiografisch geprägt ist, wie man eingangs erfährt: 'Dies ist das Fragment einer wahren und leidvollen Geschichte in literarischer Verarbeitung.' Geschickt arrangiert der Autor in diesem wie ein Kammerspiel anmutenden Roman die Handlungsstränge, arbeitet mit Rückblenden und verwebt kunstvoll die Einblicke in die verschiedenen Leben, splittert die Krankengeschichte der Haushälterin in markante Episoden auf. Einige Szenen sind besonders einprägsam, beispielsweise wie der Erzähler Signora A. in einen Perückenladen begleitet, ihr bei der Prozedur der Anpassung beisteht, anschließend tagelang mit dem Perücken-Holzkopf im Auto durch die Gegend fährt und manchmal sogar das Wort an ihn richtet.
"Zur Anprobe gehe ich mit ihr, was mich ziemlich befremdet, ungefähr so, als müsste ich sie zum Frauenarzt begleiten."
Paolo Giordano lässt seinen Ich-Erzähler auf die antike Vier-Säfte-Lehre des Gelehrten Galenos von Pergamon zurückgreifen, um das Ungleichgewicht in der Beziehung der Eheleute zu verdeutlichen. Der Erzähler selbst zählt sich zu Schwarz aufgrund seiner schwermütigen und verschlossenen Art, aber seine Frau Nora sieht er im Bereich der Farbe Silber, der Überschwänglichkeit und Leichtigkeit. Seine anfängliche Hoffnung zu Beginn seiner Ehe war, dass sich ihrer beiden Säfte wie verschiedenfarbige Lacke vermischen würden, so dass auch er letztlich von einem Glanz überzogen würde, doch es mehrt sich die Erkenntnis, dass sie doch wie Öl und Wasser getrennt bleiben. Ein unglaubliches Bild von der Einsamkeit in der eigentlichen Gemeinsamkeit.
"Auch ein junges Paar kann erkranken, an Unsicherheit, Wiederholung, Einsamkeit. Die Metastasen breiten sich unsichtbar aus, und unsere hatten bald das Bett erreicht. (...) In einem Sicherheitsabstand voneinander liegend, glichen unsere Körper uneinnehmbaren Marmorblöcken."
Einfache, klare Sätze prägen diese Novelle. Kein Wort erscheint hier zu viel, vieles schwebt zwischen den Zeilen mit, die Szenen erscheinen in einer unaufdringlichen Präsenz vor den Augen des Lesers / Hörers. Der Ich-Erzähler beschreibt das Geschehen und die inneren Prozesse beinahe nüchtern und distanziert, und doch ist die Melancholie mit jeder einzelnen Zeile der Erzählung verwoben. Eine unspektakuläre Geschichte, die wohl komponiert dennoch in den Bann zu ziehen vermag.
Heikko Deutschmann liest die ungekürzte Ausgabe (3 Stunden, 32 Minuten) passend in einem ruhigen, getragenen Vortrag. Wenn man sich auf so viel Melancholie einlassen mag, ist dieses Hörbuch eine literarische Empfehlung!
© Parden - Svenja Maria Dilger
Neue Väter: Zur Vereinbarkeit von Sorge- und Erwerbsarbeit (Schlaglichter, Band 2)
(3)Aktuelle Rezension von: milchkaffeeDieses Buch war anders als ich es erwartet habe. Warum? Es war sehr theoretisch , mit fehlten praktische Beispiele. Auch fand ich die Schrift sehr klein. Die Aussagen fand icn dennoch gut, aber ich denke es ist für mich eher eine wissenschaftliche Arbeit im Studium, als ein Buch das interessierte Eltern lesen werden... Schade.