Bücher mit dem Tag "romanbiografie"
100 Bücher
- Maria Regina Kaiser
Katharina von Bora & Martin Luther
(30)Aktuelle Rezension von: Rose75Da ich von der Autorin schon die Roman-Biographie "Xanthippe - Schöne Braut des Sokrates" mit viel Freude gelesen habe, war ich sehr neugierig auf dieses Buch mit der Lebensgeschichte von Katharina von Bora (1499 - 1552).
Die Erzählung beginnt mit einem jungen Mädchen, das als Waise in die Obhut ihrer Tanten ins Kloster Mariathron übergeben wurde. Dort lernte sie lesen, schreiben und rechnen. So gut es ging, verbrachte sie viel Zeit in der klostereigenen Landwirtschaft. Aus Überzeugung wurde sie eine Braut Christi und ein späterer Aufstieg zur Priorin und Äbtissin zeichnete sich schon früh ab. Durch einen Zufall bekamen sie und Mitschwestern Schriften des Ketzers Luther in die Hände. Katharina fühlte sich sofort angesprochen davon und ihre Gelübde waren nur noch eine Last für sie. An Ostern 1523 fliehen neuen Nonnen aus dem Kloster Mariathron und finden Zuflucht in Wittenberg bei Martin Luther höchstpersönlich. Katharina war dabei und über die Zeit entwickelte sich eine Beziehung zum Doktor Luther.
Frau Kaiser hat sehr glaubwürdig, den historisch - reformatorischen Zeitgeist, die Armut der einfachen Leute, den Bauernkrieg und die Pest, mit dem Lebenslauf von Katharina von Bora verbunden.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich würde gerne weitere Biographien dieser Art lesen.
- Joachim Meyerhoff
Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war
(362)Aktuelle Rezension von: sabatayn76‚Erfinden heißt Erinnern‘ (Seite 21)
Im zweiten Band der Reihe ‚Alle Toten fliegen hoch‘ erzählt Joachim Meyerhoff vom Aufwachsen auf einem Psychiatriegelände, vom Vater, der Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist, vom Leben in der Direktorenvilla im Zentrum der Anlage, vom täglichen Kontakt mit den Psychiatriepatienten auf dem Gelände und im Elternhaus, von den beiden Brüdern, von Feiern.
Meyerhoff berichtet jedoch auch von Konflikten mit den Brüdern und zwischen den Eltern, von Tod und Sterben.
Ich habe schon vor mehreren Jahren den ersten und den vierten Band der Reihe gelesen, und obwohl ich das Setting auf dem Psychiatriegelände spannend fand, habe ich erst vor zwei Wochen den zweiten Band der Reihe gekauft, dann aber sofort angelesen.
Da ich vor fast 30 Jahren eine Krankenpflegeausbildung in einer psychiatrischen Klinik gemacht habe, die ein ähnlich weitläufiges Gelände hatte wie die von Meyerhoff beschriebene, habe ich mich beim Lesen viel an eigene Erfahrungen und Erlebnisse erinnert. Dies hat mir von Anfang an am Buch gefallen: die lebendigen, oft humorvollen, oft aber auch tragischen Schilderungen des Lebens in der Direktorenvilla.
Trotzdem habe ich nach etwa 50 Seiten überlegt, ob ich das Buch nicht abbreche, weil ich irgendwie nicht in die Geschichte hineingefunden habe. Ich habe weitergelesen, weil mir das Buch von einer Freundin ans Herz gelegt wurde - und es hat sich gelohnt, denn irgendwann habe ich beinahe atemlos weitergelesen, war gebannt und gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte, die einen oft lächeln lässt und die mich am Ende zum Weinen gebracht hat.
Das Ende hat mich tief bewegt, gibt allen Fäden und Anekdoten im Buch eine besondere Bedeutung, und es wird deutlich, dass all diese kleinen Geschichten wichtig für die Gesamtgeschichte waren. - Erik Lorenz
Die Geschichte des Sitting Bull.
(21)Aktuelle Rezension von: Ellaa_Meine Meinung:
•Achtung! Enthält Spuren von Spoilern!• Dieses Buch steckt voller Details, die mit Liebe und viel Mühe ausgearbeitet wurden- das merkt man mit jeder Seite. Wir begleiten den Häuptling Sitting Bull auf seinen Weg als kleinen Jungen- bis hin zum erwachsenen Mann und als Beschützer seines Volkes. Ich kann schonmal sagen: Hin- und wieder hat man definitiv einen Kloß im Hals! Eine tragische, bewegende Geschichte.
Cover: Das Cover des Buches hat mir sofort gefallen. :)
Wir sehen zunächst das stolze Gesicht eines Mannes- hohe Wangenknochen, sein alterndes Gesicht voller Ernst und Anmut, welches uns entgegenblickt. Rechts kann man einen Adler erkennen, weiter links einen Soldaten mit blauer Uniform auf braunem Pferd. Alles Dinge die uns in diesem Buch begleiten werden.
Unten ist ein Tal abgebildet- sehr grün, mit einem Fluss und umgeben von Fels und Gestein.
Das Ganze wirkt wie gemalt- was es defintiv auch wurde. Ein super schönes Cover, welches zum Stöbern einlädt. Noch ein absolutes Pluspünktchen, sind die unzähligen, teils atemberaubenden Illustrationen! Egal ob es kleine Abbildungen von z.b. Friedenspfeifen sind oder abstrakte, riesige Bilder zu Schlachten. Hier kommt garantiert jeder auf seine Kosten. :)
Schreibstil: Der Schreibstil war insgesamt gut verständlich und hat mir daher ganz gut gefallen. Wie für eine Biographie typisch, (auch wenn sie geschichtenhaft aufgezogen wurde) ist alles sehr sachlich geschrieben worden.
Hier gibt es wenig Emotionen, aber ich mochte das distanzierte erzählen dennoch gerne. Es ist unparteiisch, obwohl man trotzdem die tiefe Bewunderung des Autors herauslesen kann. Kein Wunder bei so einem herausragenden Häuptling, der soviel für sein Volk geleistet hat.
Idee: Die Idee des Buches hat mir sehr Gut gefallen.
Das Buch lässt sich in eine Einführung, einen Hauptteil und ein Nachwort gliedern.
Die Einführung fande ich wirklich sehr schön. Wir lernen einen Jungen und seinen Großvater kennen, der ihm, jetzt wo er alt genug ist, seine Stammesgeschichte erzählen möchte. Er soll die Traditionen lernen und die Geschichte des größten aller Häuptlinge erfahren: Des Sitting Bull.
Anhand von bemalten Stücken, die noch von Sitting Bull selbst gemalt wurden, erzählt der Großvater also seine Geschichte.
Und wir gelangen direkt in den Hauptteil.
Sitting Bull hat sich bereits als Kind und Jugendlicher einen Namen gemacht- er antwortet besonnen, entscheidet klug und kann schon erhebliche Erfolge in einzelnen Aufgaben erzielen. Schon mit jungen Jahren darf er an der wichtigen Büffeljagd teilnehmen, wo er auch sogleich einen tödlichen Schuss erzielen kann.
Nicht so wie andere, nimmt er nicht den nächstbesten Büffel- welches eine Kuh mit Kalb gewesen wäre, sondern entscheidet sich um. Eine weise und hochachtungsvolle Entscheidung, wie man es auch in der weiteren Geschichte von ihm gewohnt ist. Sein Volk wird nämlich unmittelbar bedroht: Blauröcke (Soldaten) und somit auch "Weißgesichter" töten die für sie lebensnotwendigen Büffel, stehlen ihr Land und es kommt immermehr zu Übergriffen.
Jeder einzige Ureinwohner muss sich Angst um seine Zukunft machen. Eine nie dagewesene Bedrohung kommt direkt auf sie zu.. und wir begleiten Sitting Bull auf diesem Umschwung und lebensveränderten Werdegang.
Insgesamt ist die Geschichte herrlich erzählt worden- die einzelnen Etappen werden künstlerisch untermalt und gut herübergebracht. Ab und an hat mir jedoch die Tiefe und Emotion etwas gefehlt. Ich habe mir eine Story gewünscht, in der man noch das Lagerfeuer knistern hört und sich tief in alles hineinfühlen kann, dass war jedoch nur teilweise der Fall. Schade- denn das Buch hat wie schon erwähnt, locker leichte Romanzüge an sich.Kapitel: In diesem Buch steigerte sich die Spannung von Kapitel zu Kapitel. Obwohl man weiß, wie die Geschichte letzten Endes ausgehen wird, fiebert und leidet man doch mit den "native americans" mit. Die kleinen Lichtblicke und die große Hoffnung hat mich zutiefst berühren können. Es ist glaube ich kein Geheimnis, dass ich großen Respekt vor diesen Leuten habe. Ihre Verbundenheit mit der Natur, ist für mich ein Vorbild. Ihre Art zu Leben ein Rätsel, aber auch unheimlich spannend.
Das Ende zeigt auf, dass doch zum Schluss einiges von ihrer Kultur verloren gegangen ist- nicht, weil sie dass so wollten, sondern weil sie mehr oder weniger dazu gezwungen wurden. Jedoch sind sie dabei, dass wissen darum wieder weiterzugeben.. und das ist auch gut so. Wie schade wäre es, wenn nichts von ihren Traditionen übrig bleiben würde.
Charaktere: In diesem Buch lernen wir völlig verschiedene und unzählige Charaktere kennen.
Der wichtigste Charakter ist die Hauptfigur Sitting Bull.
Sitting Bull ist ein unheimlich faszinierender Mann. Vom Springenden Dachs (Kindername), erarbeitet er sich schnell den Namen Sitting Bull (soviel wie: Der Bulle der sitzend über die Herde wacht). In seinem Leben gibt es auf und ab's an denen wir teilhaben dürfen. Wir lernen z.B. das es völlig normal ist, dass die Ureinwohner gleich mehrere Frauen hatten und alle unter einem Zelt wohnten. Auch Sitting Bulls Frauen und Kinder werden kurz angeschnitten.
Eine sehr wichtige Person in seinem Leben ist z.B. Sein Vater: Jumping Bull. Allgemein kann man sagen, dass sein Vater und einige seiner männlichen Verwandten ihm sehr wichtig waren. Mit ihnen beratschlagt er sich und tauscht sich aus. Bekommt wichtige Tipps und Anmerkungen. Auch sein Adoptivbruder ist sein ein und alles.
Die Frauen spielen bei ihm keine zentrale Rolle, wie es mir scheint.
Mein Fazit: Ich vergebe herzliche 4 Sterne. Dieses Buch ist ein Werk, welches das Leben des großen Häuptlings Sitting Bull beleuchtet und herrliche Einblicke in das Leben der Ureinwohner Amerikas bietet.
Wir dürfen Traditionen, Sitten und Bräuche miterleben und sind sogar in der Lage Vergleiche zu früher und heute anzustellen. Eine eher traurige Bilanz die definitiv nicht kalt lässt.
Kommt auch ihr auf die Reise Sitting Bulls mit? - Kazuo Ishiguro
Was vom Tage übrig blieb
(287)Aktuelle Rezension von: Leseratte_09Kazuo Ishiguro, Literaturnobelpreisträger, schafft – so das Nobelpreiskommittee – Romane von starker emotionaler Kraft. Sein dritter Roman ist „Was vom Tage übrig blieb“ und ist vielleicht das bekannteste seiner Werke. Der Roman wurde mit dem Booker Prize(1989) ausgezeichnet und 1993 mit Anthony Hopkins und Emma Thompson in den Hauptrollen verfilmt.
Ishiguro erzählt die Geschichte von Stevens, Butler in Darlington Hall und dies mit Leib und Seele – ohne die herrschenden Strukturen zu hinterfragen oder merkwürdige Verhaltensweisen seiner Lordschaft sowie Vorgänge im Herrenhaus in Frage zu stellen. Private Gefühle und Wünsche verdrängt er, so dass er über Jahrzehnte in seiner eigenen Welt lebt und gar nicht merkt – oder sich eingestehen möchte – dass er sich verliebt. Jahre später, auf einer Autofahrt über Land, überdenkt er sein Leben, beginnt zu hinterfragen, die verpassten Chancen zu erkennen und sich auch über den schwindenden Einfluss des britischen Empire, den faschistischen Tendenzen vor dem 2. Weltkrieg seine Gedanken zu machen. War sein Idealismus, mit dem er sich seinem Leben als Butler gewidmet hat, wirklich so ultimativ richtig, wie er es gelernt und immer gedacht hat?
Die leise, fast zarte und doch kraftvolle Erzählweise von Ishiguro hat mich berührt. Szenen voll Situationskomik wechseln sich mit ironischen, fast satirischen Betrachtungen ab und werden immer wieder von tragischen, hochemotionalen Passagen abgelöst. Es ist ein Buch, welches zum Nachdenken anregt über die eigenen verpassten Chancen und darüber, was im eigenen Leben wirklich wichtig ist und wo Idealismus einen durchs Leben tragen kann und sollte.
Für mich ein großartiger Gesellschaftsroman und in jedem Fall ein moderner Klassiker, den es lohnt zu lesen.
- Caroline Bernard
Frida Kahlo und die Farben des Lebens
(180)Aktuelle Rezension von: reneeFrida Kahlo, Malerin, Sozialistin, Feministin, Idol und unerschöpfliches Thema. Ja, das muss man so sagen. Frida ist für mich ein unerschöpfliches und immer sehr inspirierendes Thema. Auch wenn die Beleuchtung ihrer Person hier etwas unterhaltend erfolgt. Dennoch kann ich mich fallen lassen in Fridas Welt, dennoch sehe ich sie vor mir. Denn Frida ist halt Frida.
Ja, was soll man sagen, wenn man Frida verehrt. Dies hier ist keine hohe Literatur. Die Dialoge sind manchmal schon sehr schnulzig. Dennoch dreht sich das Buch ja um Frida und da kann ich wahrscheinlich nicht völlig neutral bewerten. Denn Fridas Welt will man beschreiten, durch jedwede Augen betrachten. Von Frida will ich alles lesen. Und auch ein unterhaltendes Buch entfaltet diesen Frida-Zauber.
Denn diese On-Off-Beziehung mit Diego Rivera hat ja auch einen etwas unterhaltend-schnulzigen Beigeschmack. Für die Betrachter. Für die Außenstehenden. Wenn man in dieser Geschichte drinsteckt, wird dies alles andere, aber niemals schnulzig gewesen sein. Im Dreieck springende Gefühle. Ein heikles Thema. Aber eben auch ein Thema, wo wir mitreden können. Denn das Thema Liebe, seine Irrungen und Wirrungen, kennen wir wohl alle. Wenn man drinsteckt, ist es das pure Feuer, wenn die Liebe besteht, ist es herrlich, wenn sie vergeht, denkt man sich manchmal, nie wieder. Aber irgendwann kommt das Feuer wieder auf Besuch. Und das Spiel beginnt erneut.
Nun ist Frida aber nicht nur die On-Off-Beziehung. Sie ist viel mehr. Vielleicht ist die Lektüre über diese charismatische Frau gerade deshalb auch immer ein Gewinn. Denn man kommt ihr näher, durchlebt im Buch mit ihr die Stationen ihres Lebens.
Und dies hat mir gefallen, eine weitere Reise durch die Welt der Frida Kahlo. Ein weiterer inspirierender Blick auf das Leben einer starken Frau.
- Ilona Jerger
Und Marx stand still in Darwins Garten
(141)Aktuelle Rezension von: MadamebiscuitZuerst hatte ich befürchtet, dass es viel um die Theorien der beiden gehen würde, die zwar wirklich spannend und interessant sind, aber nicht zwingend leicht zu lesen. Aber die Autorin hat genau das nicht getan, sie hat die beiden älteren Herren - vor allem Darwin - in den Fokus gestellt. Dabei beschreibt sie beide so liebenswürdig, schrullig und exzentrisch, dass es ein absolutes kurzweiliges Lesevergnügen war. Ihr flüssiger Schreibstil und der bildliche Sprachstil brachten sie mir zusätzlich nahe.
Ich habe so einiges über die beiden Männer und ihr Leben erfahren, zum Beispiel, dass beide aus gläubigen Familien kamen. Im Laufe ihres Lebens ihren Glauben allerdings verloren haben, was maßgeblich ihre beider Werke beeinflusst hat.Auch meine Wissenslücke über das Paarungsverhalten von Regenwürmern konnte ich schließen. 🤭
Auch wenn es das besagte Dinner in der Realität nie gab, ist gerade das eine der amüsantesten Szene mit einem herrlichen rhetorischen Schlagabtausch.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle, die Lust auf einen kurzweiligen Roman haben.
- Tania Douglas
Jan Hus, der Feuervogel von Konstanz
(10)Aktuelle Rezension von: mabuerele„...Selbst im Sturm spannt sich Gottes Gewölbe noch über uns. Solange ich den Himmel sehe, macht mir nichts Angst...“
Wir schreiben das Jahr 1378. Im böhmischen Ort Birken versammelt sich die Gemeinde zum Gedenkgottesdienst für Karl IV., König von Böhmen und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
Auch Johannes aus Husinetz, der sich später Jan Hus nennen wird, mit seiner Familie nehmen am Gottesdienst teil. Sie treffen Großtante Ofka, die ihre Enkeltochter Aneschka bei sich aufgenommen hat. Ihre Äußerungen zur Kindererziehung lassen Schlimmes befürchten.
Kurze Zeit später hat Michael, Jans Vater, einen schweren Unfall. Martin, der älteste Sohn, bekommt das Fuhrgeschäft und den Hof. Für Jan erfüllt sich sein sehnlichster Wunsch. Er darf nach Prag auf die Schule.
Die Autorin hat einen spannenden und vielschichtigen historischen Roman geschrieben. Eigentlich sind es drei Bücher in einem. Im ersten Abschnitt geht es um die Studienjahre von Jan Hus. In der Zeit lernt er die Lehre des englischen Reformers John Wycliff kennen und schätzen. Der zweite Teil widmet sich den begnadeten Prediger Jan Hus. Der letzte Abschnitt steht ganz im Zeichen des Konzils von Konstanz.
Die Personen sind gut charakterisiert. Das trifft nicht nur auf Jan Hus zu, sondern auch auf die Menschen, die seinen Lebensweg kreuzen. Ich möchte mich hier auf zwei Protagonisten beschränken. Aneschka geht bei ihrer Tante durch eine harte Schule. Das macht sie stark. Sie wird Jan sein Leben lang begleiten. Sie, die lange wie eine Aussätzige behandelt wurde, wendet sich den Ärmsten der Gesellschaft zu. Ihr Einfühlungsvermögen und ihre Kraft, das Leben in der damaligen Zeit alleinstehend zu meistern, ihre Vergebungsbereitschaft und ihre nie aufhörende Liebe nötigen mir als Leser Bewunderung ab.
Die zweite wichtige Person ist Nikolaus Zeiselmeister. Er ist der Gegenspieler von Jan Hus und lässt keine Gelegenheit aus, um ihn zu schaden. Dabei bedient er sich auch unlauterer Mittel. Sein Ringen um Anerkennung nimmt fast groteske Züge an. Die Autorin ermöglicht mir ab und an einen Blick in seine Vergangenheit. Dort liegen die Wurzeln seines Verhaltens.
Das Buch lässt sich gut lesen. Dazu tragen die fesselnde Handlung und die interessanten Protagonisten bei. Hinzu kommt, dass auch die historischen Belange der Zeit sehr gut beschrieben werden. Die Auseinandersetzungen um die deutsche Kaiserkrone, die Machtspiele zwischen dem Adel und den klerikalen Kreisen werden detailgetreu wiedergegeben und dabei so geschickt in die Handlung eingeflochten, dass sie dem Spannungsbogen keinem Abbruch tun.
Der Schriftstil des Buches ist ausgereift. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Beschreibung des Lebens in Prag. Hier werden alle Gesellschaftsschichten berücksichtigt. Treffende Metapher und passende Adjektive fördern der Anschaulichkeit. Mit allgemeinverständlichen Worten lässt die Autorin Jan Hus in vielen interessanten Dialogen oder in seinen Predigten die Unterschiede der bisher herrschenden kirchlichen Meinung zu der Auffassung von Wycliff herausarbeiten. Die Kritik am der Maßlosigkeit der Kardinäle und Päpste wird genauso thematisiert wie tiefer gehende theologische Fragen. Jans tiefer Glaube und seine Rückbesinnung auf die Bibel zieht sich durch das Buch. Obiges Zitat vermittelt eine geringen Eindruck davon. Gekonnt werden die inneren Kämpfe der Protagonisten dargestellt. Mit den Gefühlen der handelnden Personen geht die Autorin behutsam um. Emotional bewegende Szenen vervollständigen die Handlung.
Zu Beginn des Buches befindet sich ein ausführliches Personenverzeichnis. Historische Bezüge, ein Glossar und ein Quellenverzeichnis im Anhang vervollständigen das Buch.
Das Cover als Flammenmeer mit dem Titel auf dem als alt gemachten Pergament passt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin hat auf beeindruckende und bewegende Weise ein Lebensbild mit all seinen Stärken und Schwächen, inneren Kämpfen, Erfolgen und Niederlagen gezeichnet. Jan Hus sollte nach dem Wunsche seines Gegenspielers auf ewig vergessen sein. Das geschah nicht. Andere sind seinen Spuren gefolgt und haben alte Verkrustungen im kirchlichen Gefüge aufgebrochen. Daran konnten weder Verrat noch Verleumdung etwas ändern.
- Paula McLain
Madame Hemingway
(99)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderHadley Richardson ist mit 28 Jahren immer noch nicht verheiratet. Das ist im Jahre 1920 schon ein kleiner Aufreger. Auf einer Feier in Chicago lernt sie den um einiges jüngeren Ernest Hemingway kennen und ist fasziniert. Sein Umgang mit der Sprache, seine charmante Art und seine betörenden Augen. Hadley verliebt sich und entgegen der Warnungen ihrer Freundinnen, lässt sie sich auf eine Beziehung ein. In Paris lassen sie sich nach ihrer Heirat nieder und Ernest fängt langsam an literarische Erfolge zu feiern. Hadleys Leben ist ein komplett anderes und F.Scott und Zelda Fitzgerald oder auch Gertrude Stein gehen bei den Hemingways ein und aus. Nach dem leidenschaftlichen Beginn, nach einer aufregenden ersten Zeit und vielen interessanten Begegnungen schleicht sich aber ein Alltag ein. Hadley möchte gerne ein Kind, aber Ernest möchte noch warten und will erstmal als Schriftsteller Erfolg haben. Langsam schleichen sich Streitigkeiten ins perfekte Glück und Ernest verfällt wieder in alte Lebensmuster und Hadley möchte aus Liebe stark sein, aber wie lange? Paula McLains Buch ist ein großartiger Roman, ein wunderbares Bild und eine detaillierte Geschichte über die Frau von Hemingway und natürlich auch über den bekannten Schriftsteller. Wunderbar!
- Laura Baldini
Lehrerin einer neuen Zeit
(136)Aktuelle Rezension von: Universum_der_WoerterLaura Baldini lässt Maria Montessori und die Zeit in der sie lebte wieder auferstehen.
Der angenehme Schreibstil lässt mich durch die Seiten fliegen. Die Autorin beschreibt den Werdegang Montessoris, von ihren Anfängen bis zur anerkannten Pädagogin.
Maria Montessori war mir ein Begriff, aber durch diesen Roman habe ich so viel neues über sie erfahren und war mehr und mehr von ihr beeindruckt. Ich finde ihren Werdegang sehr faszinierend. Besonders spannend fand ich die Abschnitte in denen sie mit Kindern in einer Psychiatrischen Klinik arbeitete.
Die Autorin fasst die wichtigsten Momente Montessoris in einem Roman zusammen und ich genoss die Reise mit ihr. Denn in diesem Roman wird das Leben einer beeindruckenden Persönlichkeit geschildert sowie über ihre Arbeit, die bis heute in etlichen Kindergärten und Schulen angewandt wird.
Am Ende fand ich sie ein wenig verbohrt und egoistisch aber das war der Zeit geschuldet in der sie lebte.
Ein toller Roman den ich nur empfehlen kann
- Udo Jürgens
Der Mann mit dem Fagott
(25)Aktuelle Rezension von: Petra54Seine Lieder sind nicht so mein Geschmack, doch seine Texte gefallen mir nach wie vor. Darin geht es nicht um platten Herz-Schmerz, sondern um bewundernswert geschickt erzählten Alltag.
Allein der abgedruckte Satz „Vielschichtig, lebendig und spannend erzählt!“ von Bernhard Schlink auf dem Titelbild, einer meiner Lieblings-Autoren, hat mich animiert, diese 762 Seiten dicke Biografie zu lesen. Ich habe es keinen Augenblick bereut.
Die Geschichte beginnt mit Jürgens Großvater Heinrich Bockelmann, der 1891 nach Moskau auswandert und sein Glück findet. Dort wird auch Udos Vater Rudolf geboren. Die Familie muss vor dem ersten Weltkrieg fliehen, was nur zum Teil gelingt.
Alle fünf Brüder sind wie ihr Vater hochintelligent und überdurchschnittlich begabt, was mich sehr beeindruckte. Udo Jürgens erzählt ausgesprochen spannend von seiner großen Familie, die unfassbares Leid während verschiedener Kriege und Gefangenschaften überlebte. Seine besondere Gabe für die Musik zeigte sich bereits in seiner Kinderzeit. Er beschönigt und verklärt in seinem Buch nichts – auch nicht seine Unfähigkeit zur Treue oder Liebe.
Sämtliche Personen sind hervorragend charakterisiert, was bei den verschiedenen Neigungen und Fähigkeiten und politischen Sichtweisen nicht einfach ist. Mir imponiert, dass er immer klar Stellung bezieht.
Gestört hat mich, dass die Geschichte nicht chronologisch erzählt wurde. Ich konnte mich zwar dank der Überschriften mit Jahreszahlen leicht orientieren, wurde aber jedes Mal aus einer spannenden Phase herausgerissen. Deshalb vergebe ich nur vier Sterne. Gegen Ende waren mir auch die vielen Wiederholungen, in denen sich die Personen erinnerten, zu viel. Außerdem fehlte bei einigen Kapiteln das Substantiv (Dachte mir nichts dabei. Betrachtete das Plakat.) Das passt nicht zu Udos normalerweise korrektem Deutsch.
Mein Fazit: Diese Geschichte über drei Generationen äußerst talentierter Männer hat mich durchweg gefesselt und mir großen Respekt abverlangt vor ihren Leistungen.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt sehr treffend: „Ein Roman wie ein Jahrhundertkonzert – Familiensaga und Zeitgeschichte ein einem.“
- Marie Benedict
Mrs Agatha Christie
(172)Aktuelle Rezension von: Primrose24Im Dezember 1926 verschwindet die bekannte Krimiautorin Agatha Christie unter mysteriösen Umständen aus ihrem Herrenhaus. Lange kennt niemand ihren Aufenthaltsort, während nicht nur die Polizei, sondern auch tausende Helfer auf der Suche nach ihr sind. Immer mehr verhärtet sich der Verdacht, dass ihr Ehemann etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat. Doch nach elf Tagen erscheint Agatha Christie wieder auf der Bildfläche und bis heute weiß niemand, was damals wirklich mit ihr geschehen ist.
Der Roman „Mrs Agatha Christie“ behandelt das Verschwinden der erfolgreichen Krimiautorin im Jahr 1926, welches bis heute ein Mysterium ist. Die Perspektive der Erzählung wechselt zwischen Agatha, die vornehmlich über die Entwicklung ihrer Beziehung zu ihrem Ehemann Archibald Christie von ihrem ersten Treffen und ihrer Ehe berichtet und der Perspektive von Archie während des elftägigen Verschwindens seiner Ehefrau. Die Geschichte ist insgesamt clever erzählt, wobei vor allem die Beziehung zwischen Agatha und Archie im Fokus steht. Archie, zunächst völlig vernarrt in seine frisch angetraute Ehefrau, entwickelt sich nach dem Krieg zu einem unsicheren, stets schlecht gelaunten Menschen. Während Agatha alles versucht um ihren Ehemann glücklich zu machen, opfert sie dabei die Beziehung zu ihrer Tochter und auch sich selbst. Diese hoch toxische Beziehung, sowie der Perspektivenwechsel und die Suche nach Agatha Christie verleihen dem Roman einiges an Spannung. Einige Passagen aus der Vergangenheit der Krimiautorin waren mir jedoch etwas zu langatmig, da schnell klar wird, worauf die Beziehung der Eheleute hinausläuft. Die Auflösung von Agatha Christies Verschwinden, wenn natürlich völlig fiktiv, hat mir gut gefallen, hätte jedoch etwas detaillierter gestaltet werden können.
Insgesamt hatte die Geschichte einiges an Unterhaltungswert, vor allem da ich die Romane von Agatha Christie sehr mag. Jedoch konnte die Geschichte an Spannung nicht mit ihren eigenen Werken mithalten.
- Hans Pleschinski
Wiesenstein
(53)Aktuelle Rezension von: SigismundFünf Jahre nach seinem viel gelobten Roman „Königsallee“ um Nobelpreisträger Thomas Mann widmet sich Hans Pleschinski (61) nun in seiner auch für literaturwissenschaftlich Unerfahrene absolut lesenswerten Romanbiografie „Wiesenstein“, im März beim Verlag C. H. Beck erschienen, dem Leben und Wirken des Dramatikers und Lyrikers Gerhart Hauptmann (1862-1946). Während die vordergründige Romanhandlung nur Hauptmanns letzte Lebensmonate zwischen März 1945 und Juni 1946 in seiner geliebten Jugendstilvilla Wiesenstein, „der mystischen Schutzhülle meiner Seele“, im niederschlesischen Agnetendorf umfasst - also die dramatischen Wochen zwischen letzten Kriegstagen, russischer Besetzung, polnischer Rache und der Vertreibung aller Deutschen -, lässt Pleschinski in Gesprächen des Hauspersonals, in Rezitationen aus Hauptmanns Werken, in Tischgesprächen des Dichters oder in dessen Erinnerungen nicht nur das Leben des 83-Jährigen bis in dessen Kindheit als Hotelierssohn in Bad Salzbrunn vor unseren Augen ablaufen. Der Autor zeigt uns vor allem das kulturelle Vermächtnis des in seiner literarischen Vielfalt wie auch politisch schwer einzuordnenden Nobelpreisträgers. Gewiss, manche Passage hätte Pleschinski vielleicht kürzer fassen können. Dennoch bleibt der Roman auch für literaturwissenschaftliche Laien interessant und spannend zu lesen. Der Autor wertet nicht, lässt auch nichts aus. Er verdeutlicht, dass nicht nur Macht, sondern auch Ruhm korrumpiert: Hauptmann wurde zeitlebens, ungeachtet der Widersprüchlichkeit seiner Werke, von Öffentlichkeit und Machthabern wenn nicht verehrt, dann doch geehrt. Schon zu Kaisers Zeiten erhielt er 1912 den Literaturnobelpreis, wurde zum Nationaldichter erhoben. Förderte der Schriftsteller bei Ausbruch des Ersten wie des Zweiten Weltkriegs in seinem Werk die Kriegseuphorie, wandelte er sich nach ersten Verlusten plötzlich zum Pazifisten. Von den Nazis wurde der Volksdichter gebraucht, auch missbraucht. Selbst die russischen Besatzer wissen nach Kriegsende, sein Loblied zu singen. Zuletzt erscheint der ostzonale Kulturwissenschaftler Johannes R. Becher in der Villa Wiesenstein und will unter Verweis auf Hauptmanns Vorkriegsdrama „Die Finsternisse“, in dem er die immerwährende Verfolgung des jüdischen Volkes beklagt hatte, den schon Todgeweihten noch für das neue Deutschland gewinnen. Jeder findet also in der Vielfalt der Werke Hauptmanns für sich mindestens eines, das dem aktuell angesagten Zeitgeist entspricht und alle unpassenden zu vernachlässigen ermöglicht. Pleschinski zeigt die Widersprüche Hauptmanns: Zum 80. Geburtstag nahm dieser 1942 die Ehrungen der Nazis entgegen. Er bewirtete in der Villa Wiesenstein in Kriegszeiten den in Polen als Generalgouverneur eingesetzten Hans Frank ebenso wie später russische Kommandanten. Hauptmann wandelte als gefeierter Nationaldichter zwischen den Welten. Er selbst, den Hitler in die „Liste der Gottbegnadeten“ aufgenommen hatte, hielt sich im Rückblick für überparteilich, nennt sich in Pleschinskis Buch selbst einen „Kompromissler“, gesteht kurz vor seinem Tod aber dann doch mit Blick auf seinen langjährigen Rivalen um die Publikumsgunst, den frühzeitig emigrierten Thomas Mann: „Wer nur zuschaut, ist deswegen noch lange nicht unschuldig.“ Pleschinskis Roman „Wiesenstein“ ist ein wunderbares Buch, das jeder Freund deutscher Literatur lesen sollte. - Maria Peters
Die Dirigentin
(87)Aktuelle Rezension von: YukBookDirigentinnen sind noch heute eine Rarität. Wie schwer muss es erst vor hundert Jahren für Frauen gewesen sein, diese Laufbahn einzuschlagen. Eine Vorstellung davon bekommt man in diesem biografischen Roman.
Antonia Brico arbeitet als Platzanweiserin in einer New Yorker Konzerthalle, lässt jedoch nichts unversucht, um ihren Traum zu verwirklichen: eines Tages ein Orchester zu dirigieren. Allerorts stößt die 24-Jährige auf Ablehnung, Spott und Verachtung, doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Ihre Willensstärke und Widerstandskraft haben mich tief beeindruckt.
Sehr interessant sind auch die Nebenfiguren Frank und Robin, die mit ihrer jeweiligen Backstory den Blick auf die Jazzszene und Klassenunterschiede erweitern. Durch den Wechsel zwischen den drei Innenperspektiven werden die Charaktere noch greifbarer und vor allem deutlich, welche Außenwirkung Antonia Brico hat. Neben dieser starken Persönlichkeit und ihrem harten Kampf in der Männerdomäne habe ich auch Wissenswertes über ihre Vorbilder Willem Mengelberg und Albert Schweitzer erfahren.
- Robert Seethaler
Der letzte Satz
(216)Aktuelle Rezension von: _liesmich_Oja, dieses wunderbare Buch über Gustav Mahlers letzte Stunden hat mich mit dem Lesen wieder versöhnt. Mahler befindet sich auf seiner letzten Reise und blickt ab und an auf sein Leben und Alma zurück. Der Autor beschreibt in einer sachlichen Sprache, Ereignisse im Gestern und Heute. Nachdem ich bereits *Die Muse von Wien* (Leben von Alma) gelesen habe, ist dieses Buch eine großartige und sehr berührend zu lesende Ergänzung. Top!
- Jörg F. Nowack
Der neugierige Junge, der die Welt erschütterte - Lilly und Nikolas auf Luthers Spuren
(5)Aktuelle Rezension von: lehmasDie Geschwister Lilly und Nikolas dürfen in einem Theaterstück über Martin Luther und Katharina von Bora mitspielen, das in ihrer Schule anlässlich der Feier zum Reformationstag aufgeführt werden soll. Nun bestürmen sie ihre Eltern mit Fragen, wer dieser Luther eigentlich war. Anstatt ihre Kinder den Eintrag aus dem Lexikon vorzulesen, beschliesst die Familie kurzerhand eine Wochenendreise auf den Spuren Luthers zu unternehmen. An dieser Stelle dachte ich, was für coole Eltern. Geschichte vor Ort zum Anfassen hinterlässt doch den meisten Eindruck. Gemeinsam dürfen wir die Familien bei ihrer Reise nach Eisleben, Mansfeld, Erfurt, Eisenach und Wittenberg begleiten und erfahren jede Menge über die Zeit, in der Martin Luther lebte und was wir dieser großen Persönlichkeit alles zu verdanken haben. Auch für mich als Erwachsener waren hier noch jede Menge Neuigkeiten dabei.
Anhand der Beschreibungen zu der damaligen Zeit gelingt es den kleinen und großen Lesern gut, sich in die Menschen von damals reinzudenken und die Forderungen und Wünsche, die Luther hatte, nachzuvollziehen. Das vielschichtige Zusammenspiel von Kirchen, Adelsstrukturen, Bergbau und Bauern ist ein recht komplexes Thema, das hier sehr gut für Kinder aufbereitet wurde. Auch die Ausführungen, wie die Schule damals aussah und was die Kinder in der Freizeit spielten, dürfte so manches Kind in Erstaunen versetzen und über Dinge wie ein eigenes warmes Bett, Bücher und Spielzeug sowie nette Lehrer und vielleicht doch nicht sooo strenge Eltern nachdenken lassen. Martin Luther hat nicht "nur" die Bibel übersetzt und sich gegen den Ablasshandel eingesetzt, er hat auch Änderungen für das alltägliche Leben bewirkt, sich für den Schulbesuch für Jungen und Mädchen eingesetzt und eine einheitliche deutsche Sprache geschaffen. Einer seiner wichtigsten Aussagen war, dass man bei der Bildung der Kinder anfangen muss, wenn es dem Staat besser gehen soll. Und das gilt auch noch heute für viele Probleme in der Welt. Gebt den Kindern Bildung, wenn sich etwas ändern soll!
Die Verbindung zwischen erzählender Geschichte und Sachbuch ist hier sehr gut gelungen. Das Buch weckt den Wunsch, die Reise auf Luthers Spuren selbst nachzureisen und alle Orte sich anzuschauen. Vor allem die Wartburg war ein sehr interessantes Kapitel für meinen Sohn. So ist das Buch auch ein wunderbarer Ausgangspunkt für die Planung eines Kurzurlaubs. Man muss eigentlich nur noch die Übernachtungen buchen und ins Auto steigen.
Fazit: Ein Buch, dass mich begeistern konnte. Es vermittelt geschickt viel Wissen, ohne das es langweilig wird. Wenn man vorher noch nicht viel über Luther wusste, hat man spätestens nach dieser Lektüre größte Hochachtung für seinen Mut und seine Leistung! - Mary Basson
Die Malerin
(88)Aktuelle Rezension von: A_KaidenDie Sprache der Autorin ist sehr schön und bildhaft. Dies hat mich dazu bewegt, weiterzulesen und den Roman erst in der Mitte abzubrechen. Denn die Story zieht sich leider extrem in die Länge und auch mit der Hauptfigur, sie sich auf ihren verheirateten Lehrer einlässt und von diesem jahrelang an der Nase herumführen lässt, wurde ich absolut nicht warm. Das Frauenbild hat mich ehrlich gesagt so genervt, dass ich letztendlich nach über 300 Seiten abgebrochen habe. Das ist allerdings Geschmackssache, deswegen bon mir trotzdem 3 Sterne, auch wegen dem schönen Schreibstil.
- Klaus Cäsar Zehrer
Das Genie
(88)Aktuelle Rezension von: HansDurrerVollkommen mittellos landet der 18jährige Ukrainer Boris Siddis 1886 in New York. Er ist ein intelligenter und unabhängiger Kopf, unbeeindruckt von sozialen Rangunterschieden, ein Idealist. „Er konnte Universitäten nicht ausstehen und Professoren noch weniger. Diese saturierten Langweiler verstanden sich prächtig darauf, sich ihre Dutzendgelehrtheit vergolden zu lassen, aber von der Kühnheit, vom Abenteuer, von der Lust und der Leidenschaft, von der mitunter auch quälenden Anstrengung des Denkens wussten sie nichts.“ Er ist eigenwillig, er will kein Normalo sein. Seine zukünftigen Schwiegereltern lässt er wissen, dass er keineswegs gedenke, den traditionellen Ernährer zu geben und ihre Tochter von sich und seinem Geld abhängig zu machen. Stattdessen will er sie darin unterrichten, selbstständig zu werden, sich zu bilden. „Denn das einzige Vermögen, das einem keiner stehlen kann, ist jenes, das man im Kopf hat.“
Boris Siddis ist ein Bildungsbesessener, fanatisch eignet er sich Wissen an, fanatisch gibt er es weiter. Mit seiner Hilfe schafft es seine Frau Sarah, zum Medizinstudium zugelassen zu werden, er selber bringt es zum Dozenten in Harvard und zum Forscher an der Columbia. Es ist die Zeit der psychologischen Forschung: Suggestion und Hypnose, Dissoziation und Persönlichkeitsspaltung, Selbstbestimmung und Fremdsteuerung.
Dann wird Boris und Sarah Siddis ein Sohn geboren, der nach dem Förderer und Kollegen von Boris, dem berühmten Psychologieprofessor William James benannt wird, der auch der Pate des Buben wird. Gemäss Boris‘ Überzeugung gibt es keine höhere Pflicht, als sich zur Perfektion heranzubilden, und so wird der kleine William einem Erziehungsprogramm auf Grundlage der neuesten psychologischen Erkenntnisse unterzogen. „ … die normalen Leute. Schau sie dir an, Sarah. Wie angepasst sie sind, und wie unglücklich. Sie machen immer nur das, was andere von ihnen verlangen. Die reinsten Marionetten. So einer soll William nicht werden.“
Die Schule muss der Kleine gleichwohl besuchen und findet dort alles ausgesprochen eigenartig. So berichtet er vom ersten Schultag: „Sehr wichtig ist ihnen das Begrüssen. Die Lehrerin kommt herein, stellt sich hinter den Katheder und sagt: ‚Guten Morgen, Kinder.‘ Dann müssen alle gleichzeitig aufspringen, sich neben ihre Bank stellen, im Chor ‚Guten Morgen, Mrs. Withcomb!‘ rufen und so lange stehen bleiben, bis sie ‚Danke, setzt euch‘ sagt. Das wird immer wieder geübt. Der Nutzen ist unklar. Die Lehrerin sagt nur, dass das eben dazugehört. Danach wird ein Schulgebet gesprochen. Die Schüler müssen Gott bitten, ihnen beim Lernen zu helfen. Eine Diskussion darüber, ob es Gott überhaupt gibt, ist unerwünscht.“
Wie sein Vater ist auch Billy ein eigenbrötlerisches Genie und darüber hinaus ein Besserwisser. Seine Klassenkameraden mögen ihn nicht, die Lehrer fürchten ihn – er ist ein Wissenshungriger und nicht wie die andern am Abschlusszeugnis interessiert. Überall steht er im Mittelpunkt, nirgends gehört er dazu, auch mit seinen Mitstudenten in Harvard, wo er im Alter von elf Jahren als Special Student zugelassen wird, kommt er nicht zurecht. Er wehrt sich gegen seine ehrgeizigen Eltern, will nicht so werden, wie sie es für ihn vorgesehen haben, überwirft sich mit ihnen – und könnte ihnen in seinem ganzen Tun und Lassen ähnlicher kaum sein.
Er schliesst sich „den Roten“ an, kommt vor Gericht, wo er sich selber verteidigt und auf die Kraft der Logik zählt – so weist er etwa den Richter darauf hin, dass das Recht auf Privateigentum in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung nicht garantiert sei, im Gegensatz zum Recht auf Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück – und auf eine Realität stösst, die er weder versteht noch verstehen will.
Er findet eine anspruchslose Arbeit bei einer Versicherungsgesellschaft und fühlt sich frei, da er niemand Spezieller mehr sein muss. „Er hatte keinen Grund, sich zu schämen. Vorausgesetzt, er würde niemals versuchen, Karriere zu machen und sich hochzukämpfen Richtung Turmspitze. Solange er konsequent in den untersten Bereichen des Unternehmens blieb und der Versicherung nur seine Zeit zur Verfügung stellte, aber nicht sein Herzblut und erst recht nicht seine Intelligenz, so lange würde er noch er selbst sein.“
Doch man lässt ihn nicht in Ruhe. Als die Presse Wind vom Schicksal des einstigen Wunderkindes bekommt, flieht William zuerst nach San Francisco, der Liebe wegen, die jedoch unerwidert bleibt. An die Ostküste zurückgekehrt, beginnt er mit dem Schreiben von unverkäuflichen Büchern, als sich die Weltwirtschaftskrise ankündigt. Dieses Werk ist auch eine intelligente Geschichtslektion.
Nicht zuletzt ist „Das Genie“ ein Buch darüber, wie brutal und rücksichtslos die Mehrheit mit Andersdenkenden umgeht, denen oft gar nichts anderes bleibt, so sie sich denn nicht verleugnen wollen, als sich in Sturheit und Arroganz zu retten. Mit tragischen Konsequenzen, wie Klaus Cäsar Zehrer eindrücklich zeigt.
Glänzend geschrieben, wunderbar witzig und erhellend erzählt – selten ist über „unser“ westliches Wertesystem unterhaltsamer aufgeklärt worden. „Das Genie“ ist ein Meisterwerk!
- Gloria Goldreich
Die Tochter des Malers
(66)Aktuelle Rezension von: MarinaHPersönliche Meinung:
Das Buch spricht mich weder vom Cover, weder vom Klappentext besonders an. Ida Chagall ist ein unsympathischer Charakter, der durchs ganze Leben, nie wirklich frei von ihrem Vater wird. Ihr Vater, der berühmte Marc Chagall, hat sie vollkommen in seiner Gewalt und man merkt die Abhängigkeit zwischen den beiden.
Der Schreibstil der Autorin spricht mich gar nicht an, es sind zu viele Füller, zu wenig Handlung.
Ihre Beschreibungen sind zu detailliert, nach nur wenigen Seiten, bekommt man genug davon. Selbst beim mehreren Seiten überspringen, kommt man gut mit der Handlung zurecht da einfach nichts passiert.Fazit:
Ein langweiliges Buch, welches sich nicht zu lesen lohnt. Marc Chagall war ein Tyrann, der seinen Angehörigen das Leben zur Hölle gemacht hat.
- Maria Regina Kaiser
Enid Blyton. Geheimnis hinter grünen Hecken
(35)Aktuelle Rezension von: AmberStClairKlappentext:
Die erste deutschsprachige Romanbiografie über die britische Erfolgsautorin.
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Empathisch-respektvolle Hommage an eine Autorin, die mit ihrem Werk Millionen von Kinderherzen erobert und ganze Bibliotheken füllt.
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Leidenschaftliche Vielschreiberin, clevere Unternehmerin, engagierte Kinderversteherin: das facettenreiche Porträt einer Frau mit vielen Gesichtern.
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Kenntnisreich und einfühlsam erzählt, mit einem klugen Nachwort und einem ausführlichen Anhang.
„Die Urteile irgendwelcher Menschen über zwölf Jahre interessieren mich nicht“, bemerkt Enid Blyton (1897-1968), der es mit ihren Geschichten gelingt, Generationen von Kindern zum Lesen zu motivieren.
Eine aussichtsreiche Ausbildung zur Pianistin bricht Enid ab, sie wirkt als Lehrerin und Kolumnistin für Kinderzeitschriften. Schließlich macht sie ihre Schreibleidenschaft zur Profession, wird eine der international erfolgreichsten SchriftstellerInnen. Denn die Britin nimmt Kinder ernst, weiß, wovon sie träumen. Mit ihren millionenfach verkauften Büchern bietet Enid Blyton attraktive Fluchtwelten, vor allem spannendes Lesefutter: Begeistert tauchen Mädchen und Jungen seit Jahrzehnten ein in die Abenteuer der „Fünf Freunde“ oder der „Schwarzen Sieben“.
Die leidenschaftliche Vielschreiberin ist zudem eine umtriebige Geschäftsfrau, befördert auf geniale Weise die Vermarktung ihrer Titel. Zeitlebens engagiert sie sich auch karitativ, kümmert sich um vernachlässigte, schutzlose Kinder. Mehr als fünfzig Jahre nach ihrem Tod polarisiert sie noch immer, denn viele Erwachsene stempeln Blytons Werke als trivial ab, kritisieren Sprache und Moral ihrer Texte. Bis heute umwabert die Autorin Rätselhaftes und Geheimnisvolles. Nahezu jeder kennt ihren Namen, hat etwas von ihr gelesen. Doch verstanden wird Enid Blyton von den wenigsten ...
Meine Meinung:Enid Blyton: „Geheimnis hinter grünen Hecken“ ist eine Romanbiografie über die beliebte Kinderbuchautorin. Hier wird ihr Leben erzählt von Kind auf an bis zu ihrem Tod. Sie liebt ihren Vater über alles und er ist ihr Vorbild, bis er die Familie verläßt. Enid gibt sich die Schuld und mit ihrer Mutter versteht sie sich nicht. Ihre erste Ehe scheitert an Alkohlproleme und ihre eigenen Kinder versteht sie nicht. Aber ihre Fantasie und Träume lebt sie aus und schreibt wunderbare Kinderbücher.
In allem war es eine interessante Geschichte über Enid Blyten. Die Frau hatte schon einen gewissenes Charisma. Aber ich fand sie Gefühlskalt und sehr Ich bezogen, allerdings gegenüber ihrer Familie.
Der Schreibstil ist flüssig und gut so das man das Buch gerne gelesen hat. Auch die Charaktere kamen gut herüber.
In allem eine gute lesbare Geschichte!
- Michelle Marly
Romy und der Weg nach Paris
(73)Aktuelle Rezension von: JulianchenRomy Schneider hat mich schon als Kind fasziniert. Ihre frühe Paraderolle als Kaiserin Sissi ist sicher eine der frühesten Erinnerungen, doch auch die traurige, einsame Romy kurz vor ihrem Tod hat sich mir eingeprägt. Michelle Marly beschreibt ihrem Roman den Weg von der jungen erfolgreichen Schauspielerin zur selbstbewussten Frau. Ein wirklich bewundernswerter und sicher auch harter Weg, wie sehr gut deutlich wird. Die Handlung beginnt Ende der 50er Jahre als Romy zu Dreharbeiten nach Paris geht und dort den jungen und damals noch unbekannten Alain Delon kennenlernt. Auch eine Figur, die mich sehr fasziniert. Der rebellische, oft ungehobelte, aber wunderschöne Mann wird Romy über viele Jahre begleiten. Erst als Liebhaber und Verlobter, dann als guter und wichtiger Freund. Den Großteil des Buches nimmt die Liebesgeschichte zwischen den beiden ein. Romys Gefühlsleben ist sehr gut eingefangen. Sie, die die Jugend übersprungen hat, fühlt plötzlich die Energie und das Leid der ersten großen Liebe. Ihre Geschichte ist eng verflochten mit der professionellen Karriere der beiden Schauspieler. Während es für Alain immer weiter bergauf geht, stagnieren die Angebote für Romy. Das ist die erfolgsverwöhnte junge Frau nicht gewöhnt. Sie leidet und doch gelingt es ihr, den Kopf aus dem Sand zu ziehen. Ihr Willen die französische Sprache zu lernen und am Theater in Paris zu bestehen, imponieren mir. Als Leser weiß man schon, dass die Beziehung zu Delon nicht von Dauer sein wird und dieses Ungleichgewicht zwischen den beiden zieht sich durch die Jahre. Romy ist immer die, die etwas mehr liebt. Besonders beeindruckt hat mich auch das sehr enge Verhältnis zu ihrer Familie, insbesondere ihrer Mutter. Romy kann sich nur schwer lösen, sehnt sich nach Harmonie und kann dennoch dem Drang nach Freiheit nicht widerstehen. Ein sehr bildhafter und gefühlvoller Einblick in das Leben und Wirken einer der bedeutendsten Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts.
- Isabel Allende
Inés meines Herzens
(55)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderInés Suarez. Dieser Name taucht ein paar mal in kurzen Absätzen der Chilenischen Geschichte auf. Isabel Allende hat sich auf die Spurensuche gemacht und das Portrait einer beeindruckenden Frau erschaffen. Früh hatte sie geheiratet und nach dem Weggang ihres Mannes erkämpfte sie sich selbst das Recht reisen zu dürfen. Ihr Weg führte sie bis nach Peru wo sie fest stellen musste, dass ihr Mann tot ist. Durch die lange Fahrt war ihre Abenteuerlust geweckt und sie machte sich auf zur Eroberung Chiles. Inés lernte wichtige Männer kennen und auch Lieben, aber fand nicht nur Verbündete sondern auch Feinde und Neider. Inés wird mühelos auch ihr Herz erobern und Isabel Allende erzählt gewohnt Virtuos.
- Julian Barnes
Der Lärm der Zeit
(87)Aktuelle Rezension von: holzmair_evaAngeregt zu dieser Lektüre wurde ich durch den Besuch der Oper Lady Macbeth von Mzensk in einer großartigen Aufführung der Wiener Staatsoper vor wenigen Tagen.
Genau dieses Werk liefert den Komponisten Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch dem Stalinistischen Säuberungswahn aus, weil Genosse Stalin die Aufführung der Oper am 26. Januar 1936 im Bolschoi Theater noch in der Pause verlässt. Fortan wartet Schostakowitsch jede Nacht mit gepacktem Koffer vor der Aufzugstür, um Frau und Kindern den Anblick der Schergen zu ersparen, denn sie holen „einen immer mitten in der Nacht“. Doch die Schergen bleiben aus. Am Ende seines Lebens wird Schostakowitsch, von Selbstzweifeln geplagt, laut Barnes feststellen: „Indem sie ihn leben ließen, hatten sie ihn umgebracht.“
Schostakowitsch ärgert sich über die Besucher (z.B. Sartre) aus dem Westen, die Stalin bewundern und begeistert über eine Sowjetunion schreiben, die es so nicht gibt, denn der Sowjetmensch hat gelernt, Fremden gegenüber nur die Propagandameinung zu äußern, damit ihn die Machthaber nicht verfolgen (das kommt einem irgendwie bekannt vor, oder?).
Der Komponist, der sich selbst als feig bezeichnet, versucht irgendwie durchzukommen, nicht der Partei beizutreten, sie jedoch mit mittelmäßigen, dem Geschmack der Kulturbonzen entsprechenden Kompositionen bei Laune zu halten, und dazwischen Musik zu schreiben, die ihm am Herzen liegt. Jeden Morgen tröstet er sich mit zwei Gedichten von Jewtuschenko, von denen eines Die Karriere treffend seine Situation beschreibt: „Ein gelehrter Mann zu Galileos Zeit / wusste wie Galileo Bescheid: / Die Erde dreht sich ganz bestimmt / Jedoch er hatte Weib und Kind“.
Unter Chruschtschow wird Schostakowitsch genötigt, der Partei beizutreten. Von den ins Ausland geflohenen Kollegen wird er deshalb bei einer Propagandareise in die USA gemieden. Er muss Reden verlesen, die nicht er, sondern irgendein Parteiapparatschnik geschrieben hat. Er versucht, sich mit Ironie davon zu distanzieren, aber niemand begreift diese Ironie. Die Zuhörer:innen nehmen das Geschwafel aus seinem Mund ernst.
So begleitet die Leserin / der Leser den Komponisten Schostakowitsch durch ein von staatlicher Willkür bestimmtes Leben, das auch einige Glücksmomente bereithält, die jedoch „von allem, woran er sich nicht erinnern“ will, „überdeckt und verwoben“ werden.
Julian Barnes liefert eine brillante Analyse des Verhaltens eines Künstlers in der Diktatur. Sie ist gerade jetzt wichtig, wo wir dazu neigen, vorschnell Menschen zu verurteilen, die sich nicht gegen den von ihrem Machthaber losgetretenen Krieg aussprechen.
Großes Lob auch an die Übersetzerin der deutschen Fassung, Gertraude Krueger, die hier ausgezeichnete Arbeit geleistet hat.
- Sophie Villard
Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück
(65)Aktuelle Rezension von: Stephanie_RuhDas Buch spielt in den Jahren 1937 bis 1942. Von der anfangs sorglosen Zeit, umgeben von Künstlern, bis zur Zeit des 2. Weltkriegs, in der es nicht nur um Kunst, sondern auch ums eigene Überleben geht. Peggy Guggenheim möchte die Kunst fördern, ein eigenes Museum haben. Das ist nicht so einfach, grade als Frau. Doch Peggy schafft es, wenn sie zwischendrin auch auch aufgeben muss.
Sophie Villard schafft es mit "Peggy Guggenheim und der Traum vom Glück", ein lebendiges Bild dieser interessanten Frau zu erschaffen. Einer Frau, die nicht nur für die Kunst, sondern auch für Männer schwärmt. Durch die berühmten Namen von Malern, Künstlern und Autoren lernt man noch einiges dazu. Das Buch war von Anfang bis Ende interessant, ich habe mich keinen Augenblick gelangweilt.Das Cover ist mir zu unauffällig, da hätte ich noch mehr Bezug auf den Namen Guggenheim erwartet. Der Schreibstil der Autorin ist klar und unterhaltsam, trotz der nicht immer fröhlichen Themen. Am liebsten würde ich mir jetzt direkt ihr Museum in Venedig anschauen!
- Pam Muñoz Ryan
Der Träumer
(17)Aktuelle Rezension von: BibliomaniaPablo Neruda war schon als Kind ein Träumer. Ein Sammler der kleinen, unauffälligen Dinge, wie Muscheln, Steine, Äste oder Glasscherben. Immer war er mit dem Kopf in den Wolken und ein kreatives Köpfchen. In diesem Buch, das 2015 den Jugendliteraturpreis gewonnen hat, wird Nerudas Kindheit erzählt und liebevoll illustriert, wie er zu dem geworden ist, der er später wurde, der große Dichter Pablo Neruda.
Pablo Neruda, der ursprünglich Neftalí Reyes hieß, hat neben vielen Naturmaterialien vor allem auch Wörter gesammelt. Er hat Geschichten und Gedichte geschrieben, Berichte und sogar bei seinem Onkel in der Zeitungsagentur mitgearbeitet. Trotz des strengen Vaters, der aus ihm einen Arzt oder Eisenbahner machen wollte, ist Neruda sich treu geblieben und hat sich gegen seinen Vater aufgelehnt. Keine leichte Kindheit in Südamerika, aber große Ideen und Visionen haben ihn zu einem der meistgelesenen Dichter der Welt gemacht.
Das Buch, das im Aladin Verlag erschienen ist besticht durch die schönen Bilder und kleineren Gedichte. Schön ist auch, dass die Schrift in grün gehalten ist (ein wenig musste ich an die unendliche Geschichte denken). Eine schöne Geschichte, die Nerudas Biografie aufzeichnet, mit seinen Höhen und Tiefen und vor allem seinem Festhalten an Träumen.