Bücher mit dem Tag "romanfortsetzung"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "romanfortsetzung" gekennzeichnet haben.

7 Bücher

  1. Cover des Buches Ein ganz neues Leben (ISBN: 9783499012860)
    Jojo Moyes

    Ein ganz neues Leben

     (1.916)
    Aktuelle Rezension von: Julia-Bronsema

    "Ein ganz neues Leben"  Es ist die Fortsetzung von "Ein ganzes halbes Jahr" von Jojo Moyes. Die Geschichte setzt ein, nachdem Louisa Clark den Verlust von Will Traynor überwunden hat. Sie versucht, ein neues Leben aufzubauen und neue Abenteuer zu erleben. 


    Das Buch erforscht Themen wie Verlust, Neuanfang und die Bedeutung von Selbstfindung. Jojo Moyes schafft es erneut, mit ihren Charakteren eine emotionale Verbindung herzustellen und den Leser mitzunehmen. Die Geschichte ist herzzerreißend, aber auch inspirierend und zeigt, dass das Leben auch nach schweren Zeiten weitergehen kann.


    Wenn du "Ein ganzes halbes Jahr" mochtest, wirst du sicherlich auch "Ein ganz neues Leben" genießen. Es ist eine berührende Fortsetzung, die die Geschichte von Louisa Clark auf eine neue Ebene bringt. Man muss sich aber emotional auf diese berührende Geschichte einlassen können. Ich brauchte meine Zeit um das Buch überhaupt anfangen zu können, da ich von dem Ende des ersten Buches immer noch enttäuscht war.

  2. Cover des Buches Sie (ISBN: 9783453441637)
    Stephen King

    Sie

     (943)
    Aktuelle Rezension von: zickzack

    Paul Sheldon ist Schriftsteller der bekannten und beliebten Reihe „Misery“. Doch eines Tages hat er im tiefsten Winter einen schweren Autounfall und ausgerechnet sein „Fan Number One“ gabelt ihn auf. Annie Wilkes bringt Paul in ihr Haus und zwingt ihn dazu einen weiteren Band der „Misery“-Reihe zu schreiben. Eigentlich hatte er mit dem letzten Band mit dieser abgeschlossen, aber Annie Wilkes will das nicht akzeptieren. Es wird ein unglaublicher, schmerzvoller Leidensweg für Paul Sheldon, der nun den Launen einer Annie Wilkes ausgesetzt, deren Vergangenheit alles andere als blütenrein ist.

     

    Am Anfang dachte ich, dass das Buch schwierig für mich werden konnte, denn ich war nicht sofort begeistert. Denn es fängt damit an, dass Paul in dem Zimmer erwacht, wo eigentlich die gesamte Handlung spielt. Er ist mehr oder weniger im Delirium und kann vor Schmerzen nicht klar denken. Und dann taucht immer wieder Annie Wilkes auf, wo man aber von Anfang an das Gefühl hat, dass mit der gewaltig was nicht stimm.

    Doch nach und nach hat mich das Buch mehr begeistert, bis es wirklich eine Sogwirkung auf mich hatte und ich einfach wissen wollte, was noch weiter geschehen wird. Bei dem Buch lohnt es sich wirklich über die ersten 50-100 Seiten hinaus zu lesen, denn meiner Meinung braucht es etwas, bis man im Buch angekommen ist.

    Es war ein Kammerspiel zwischen zwei Figuren. Ich fand das so faszinierend, wie Stephen King es geschafft hat, ein Buch zu schreiben, dass wirklich nur von zwei Figuren und praktisch in einem Raum stattfindet (man kann Pauls kleine Ausflüge ins restliche Haus dabei getrost ignorieren, denn die hatten nur einen geringen Teil) und es dennoch immer spannender wurde. Und das lag einzig daran, dass ich mehr von den Figuren erfahren wollte. Die Figuren waren so gut, dass es gar nicht so viel mehr Handlung drum herum braucht.

     

    Da war also Annie Wilkes, die als Krankenschwester gearbeitet hat und daher einen nicht enden wollenden Hort an Medikamenten vorrätig hat. Bei ihr konnte man nie sicher sein, mit welcher Stimmung sie ins Zimmer kam und als man erfahren hat, dass Paul seinen eigentlich letzten Band der „Misery“-Reihe, die Protagonistin sterben lassen hat und Annie gerade dabei war diesen zu lesen, fieberte ich auf den Moment hin, bis sie es erfahren würde und was sie dann mit Paul anstellen würde. Diese Frau war eine absolute Psychopathin, die einen gehörigen Knacks in der Rübe hatte. Sie konnte auf ihre gruslige Art liebenswürdig sein, wenn sie wütend war, wollte man nicht mit ihr in einem Raum sein, aber dann hatte sie auch depressive Phasen, die im Prinzip genauso gefährlich waren. Jedes Wort was sie sagte, jede Antwort vom Paul, konnte das Fass zum Überlaufen bringen. Sie war eine unglaublich gruslige, wie aber auch spannende Antagonistin.

    Und dann war da noch der Schriftsteller Paul Sheldon, aus dessen Sicht die gesamte Geschichte erzählt wurde und der den Launen der Annie Wilkes hilflos ausgeliefert war. Er musste alle körperlichen und seelischen Schmerzen ertragen. Sie schreckte nicht zurück einen Teil seines Selbst und seines Erschaffens zu nehmen. Er musste vorsichtig in seinen Handlungen sein und dennoch schien es meist so, dass er ihr hoffnungslos unterlegen war, da sie ihn mehrere Schritte voraus war.

     

    In dem Buch gab es emotionale, erschreckende, gruslige und eklige Szenen. Wie es für Stephen King typisch ist, nicht nur das Paul Schriftsteller war, hat er hier auch einiges über das Schriftstellertum mit eingebaut. Das war schon sehr interessant, aber auch hat Stephen King hier seinen eigenen Drogenmissbrauch mitverarbeitet.

    Mir hat unglaublich gut gefallen, wie nah er bei Paul war und wie sehr der Leser mitgelitten hat. Bei anderen Geschichten von Stephen King, wo es mehrere Perspektiven gibt, da springt er ja gerne mal wild zwischen diesen, auch mitten im Absatz. Ich fand es hier sehr angenehm, dass man bei Paul geblieben ist und ihn immer mehr kennengelernt hat und es einfach wehgetan hat, wie sehr er gelitten hat und man gespürt hat, wie sein Hass auf Annie Wilkes ständig stieg. Das erste einschneidende Erlebnis und was er ihr auch bis zum Schluss nicht verziehen hat, war, als er Seiten verbrennen musste. Das kann ich schon sehr nachfühlen, wie schmerzhaft das für die Schriftstellerseele sein muss.

     

    Was mir nicht gefallen hat und darum bekommt das Buch auch keine vollen Punkte, sind die King’schen Längen. Das Buch hätte deutlich kürzer sein können und gerade den Anfang fand ich unglaublich zäh und da konnte ich auch noch nicht so mit Paul mitleiden, weil ich die Figur ja noch nicht kannte und keine emotionale Bindung zu ihm hatte. Auch in späteren Szenen hat King mal wieder palavert.

    Auch gab es Ausschnitte aus dem Band zur „Misery“-Reihe, die Paul gerade schrieb. Das fand ich ganz nett, mehr aber auch nicht. Interessant waren dann die Verbindungen, die dann zur eigentlichen Geschichte geschoben wurde und man hat dadurch auch gemerkt, wie Paul mehr und mehr mental abgebaut hat.

     

    Fazit: Ein Stephen King Roman mit deutlicher Sogwirkung. Das Kammerspiel zwischen den Figuren fand ich unglaublich spannend und hat mich daran erinnert, dass ich gern Bücher lese, in denen gar nicht mal so viele Figuren auftauchen. Das Meiste, was ich an Büchern mag, sind gut ausgearbeitete Figuren, denn diese können über eine mittelmäßige Handlung hinweghelfen, wobei ich nicht sagen möchte, dass dies eine mittelmäßige Handlung war. Sie brauchte nur am Anfang etwas Anlauf. Von mir gibt es vier Sterne.

  3. Cover des Buches Antonio im Wunderland (ISBN: 9783499259067)
    Jan Weiler

    Antonio im Wunderland

     (435)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    Der zweite Teil von Weilers Familiengeschichten, diesmal aufgeteilt zwischen einem Familien-Italien-Urlaub mit Jan und alleman, bei dem sich eine Scherbe im Fuß nach tetanus-Spritze als Glücksfall gestaltet (man hat endlich seine Ruhe und wird von Nonna Anna umsorgt), natürlich nur mit mitgebrachter Matratze, und einem New-York-Trip mit Toni und Benno Tiggelkamp, die schon den Check-in am Düsseldorfer Flughafen aufmischen und später zu diversen Verhaftungen im Big apple sorgen. Nur die Robert-de-Niro-Passage kann man kaum glauben, ist dies wirklich passiert? Oder geht hier die Pretty-woman-Phantasie mit dem Autor durch? Sehr mysteriös, wohlwahr, und nur einfach schön mit der Onkelwerdung am Ende des Buchs.

  4. Cover des Buches Das Kartell (ISBN: 9783426308547)
    Don Winslow

    Das Kartell

     (141)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Die amerikanische Originalausgabe dieses Romans erschien 2015 unter dem Titel „The Cartel“. Es ist der zweite Band der berühmten Kartell-Saga des Autors. Erzählt wird der jahrzehntelange Kampf des amerikanischen Drogenfahnders Art Keller gegen die mexikanische Drogenmafia, der für Keller zu einer persönlichen Obsession wird, insbesondere wenn es um das Kartell seines ehemaligen Freundes Adán Barrera geht. Gegenüber dem Vorgängerband sind die Kartelle noch mächtiger geworden. Verbunden damit ist eine Zunahme der Brutalität, qualitativ und quantitativ. Die Bosse halten sich nicht mehr nur ein paar Schläger- und Mördertrupps, sondern regelrechte Armeen, nicht selten zusammengesetzt aus ausgebildeten Ex-Soldaten, die der höheren Bezahlung wegen die Seiten gewechselt haben. Alle bekämpfen irgendwie alle, Bündnisse werden geschmiedet, um sie bald zu brechen und die Polizeibehörden des Landes stehen jeweils auch in Lohn und Brot eines der Konkurrenten. Das alles ist möglich, weil der Drogenhandel so unglaublich hohe Gewinne abwirft, dass er alle anderen Geschäfte, selbst die Prostitution, in den Schatten stellt.

    Zu Beginn enthält der Roman einige Ungereimtheiten. So heißt Adáns im ersten Band verstorbener Bruder plötzlich Ramón statt Raúl. Außerdem wartet Adán zu Beginn dieses Bandes noch auf seinen Prozess, obwohl er doch im letzten Band schon verurteilt wurde: 12 Mal lebenslänglich. In diesem Band ist er kurz nach seinen Aussagen plötzlich auch zu 22 Jahren verurteilt, offenbar ohne Prozess. Zudem taucht plötzlich eine Schwester Elena von Adán Barrera auf, die im ersten Band überhaupt nicht erwähnt wird. Diese Schlampereien ziehen sich leider ein bisschen durch. So heißt ein Konkurrent Barreras, der im ersten Band noch Güero Méndez hießt plötzlich Güero Palma (Droemer Tb, November 2021, S. 275)

    Die Machtverhältnisse zwischen den Akteuren ändern sich öfters mal ein bisschen zu schnell und unmotiviert, um noch logisch zu sein. Das ist schade, weil es Winslow ansonsten sehr gekonnt versteht, raffinierte Intrigen fehlerfrei und spannend zu inszenieren. Zwischendurch geht jedoch auch immer wieder ein Teil der Spannung verloren, wenn sich die Geschichte in der Aufzählung von Morden erschöpft. Das ist zwar schockierend, aber irgendwann nicht mehr spannend. Es kam mir manchmal so vor, als wollte Winslow die Anzahl der Morde und die Brutalität in der Sprache auf einen Höhepunkt treiben. Ein Beispielsatz: „Köpfe und Gliedmaßen vermischen sich in seiner Stadt mit allem dem anderen Unrat, und in den Slums laufen die Straßenköter mit blutigen Lefzen und schuldbewussten Blicken umher.“ (ebd., S. 620)

    Vielleicht tue ich dem Autor aber auch insofern unrecht, als die Brutalität schlicht und einfach der Wirklichkeitsnähe geschuldet ist, denn dass Winslow einen erheblichen Rechercheaufwand betrieben hat, ist dem Werk anzumerken. Das betrifft nicht nur die Namen der Kartelle, die allesamt der Realität entnommen sind, sondern zeigt sich auch in einzelnen Kapiteln, denen öfters kaum veränderte reale Geschehnisse zugrunde liegen.

    Dieser Roman ist bestimmt kein schlechter, die Freunde bluttriefender Seiten werden ihn vielleicht sogar lieben, aber aus meinem Blickwinkel kommt er nicht an die Raffinesse und Spannung des Vorgängers heran. Drei Sterne.

  5. Cover des Buches Hannibal von Thomas Harris (2001) Taschenbuch (ISBN: B00IVR76X8)

    Hannibal von Thomas Harris (2001) Taschenbuch

     (50)
    Aktuelle Rezension von: JennyWa

    Inhalt:
    Starling muss bei einer Drogenrazzia eine Dealerin erschießen, welche ihr Baby auf den Armen hielt. Dabei verlor auch Starling einen ihrer Kollegen. Dieser war auch ihr Ausbilder an der FBI-Academy.
    Durch einen Brief von Hannibal wird Starling wieder auf seinen Fall angesetzt und trifft auf Mason Verger. Dieser ist das einzige Opfer, welches Hannibal's Spielchen überlebte. Zwar für sein Leben schwer verwundet, dafür aber stinkreich. 

    Personen:
    Dr. Hannibal Lecter:
    *sein Intelligenzquotient und der Grad seines Denkvermögens entziehen sich herkömmlichen Bewertungskriterien
    *wird als Ungeheuer bezeichnet
    *hat sich den sechsten Finger chirurgisch entfernen lassen


    Clarice Starling:
    *FBI-Agentin und selbstbewusste Frau;
    *wird von den meisten - über ihr stehenden - männlichen Kollegen eher verachtet und ihr werden Steine in die berufliche Laufbahn gelegt;
    *nach ihrer Suspendierung, rettet sie Hannibal auf eigene Faust 

    Mason Verger:
    *überlebendes Opfer von Hannibal Lecter;
    *wurde sichtbar entstellt und ist vom Hals abwärts gelähmt;
    *durch seinen Reichtum hat er viel Einfluss auf das Bureau
    *will seinen Rachdurst an Hannibal stillen

    Meinung:
    Fängt schon sehr spannend an. Starling wird wieder als starke, jedoch auch vorlaute FBI-Agentin dargestellt. Ich finde diese Frauenrolle sehr passend für dieses Buch. Die eher positiven Emotionen von Hannibal gegenüber ihr, lassen ihn nicht mehr allzu gefühllos wirken. Hingegen wird Mason als absoluter Arsch dargestellt. Er misshandelt Kinder psychisch und keiner der es mitbekommt kümmert sich darum.

    Der zweite Teil "Florenz" irritiert mich. Ich kann keinen Zusammenhang erkennen, was die Geschichte von Rinaldo Pazzi mit der eigentlichen Thematik des Buches zu tun hat. Die Schreibart in Kapitel 21, in der der Leser persönlich angesprochen wird, gefällt mir sehr gut. Es gibt diesem 2ten Teil eine neue Spannung. Denn ansonsten wurde dieser Teil sehr in die Länge gezogen.

    Nach dem einschläfernden zweiten Teil, wird es im dritten Teil nur mäßig spannender.

    Endlich - das vierte Kapitel hat mich wieder erweckt!! Die Planung von Mason, Hannibal zu töten, ist wahrlich gut beschrieben und spannend zugleich

    Das fünfte Kapitel hab ich verschlungen. Es geht rasant von einer Szene in die andere. Das Starling Lecter retten will und schlussendlich von ihm gerettet wird zeigt eine klare Verbindung zwischen ihnen.

    Sechstes Kapitel: Nie im Leben hätte ich mit solch einem Ende gerechnet. Es prägt sich sehr in die Psyche des Lesers.

  6. Cover des Buches Das Duell (ISBN: 9783596159925)
    Akif Pirinçci

    Das Duell

     (102)
    Aktuelle Rezension von: katzekatzekatze
    Francis hat plötzlich einen Rivalen. Das findet er natürlich gar nicht super, vor allem nicht als sich herausstellt, dass der es nicht nur locker mit ihm aufnehmen kann, sondern ihn augenscheinlich auch noch um Längen übertrumpft.
    Die Dinge ändern sich jedoch, als sich herausstellt, dass es sich bei der aufgefundenen strangulierten Leiche des Artgenossen keinesfalls um einen Fremden handelt, sondern der dem Rivalen und angeblichen Meisterdetektiv durchaus bekannt war. Francis beginnt zu schnüffeln - und stößt auf ein abartiges Geheimnis, mit einem Ende, das so abstrus ist, dass es fast schon wieder genial ist.

    Das Buch zeichnet sich wieder durch die brilliante Sprache des Autoren aus, anders wie in Cave Canem hatte ich sogar das Gefühl, dass sich nicht übertriebenermaßen in Beschreibungen ergangen wurde, sondern dass die Handlung gut und flüssig voranging. Ich würde sogar fast soweit gehen und behaupten, dass für die spannende Handlung die Seitenanzahl zu kurz gehalten wurde, 100 Seiten mehr hätten der Storyentwicklung garantiert nicht geschadet. Man hätte auch noch mehr auf einzelne Charaktere eingehen können.
    Ein Buch, das ich insgesamt allen Felidae-Roman- und Katzenfans nur empfehlen kann :>
  7. Cover des Buches Imperial Bedrooms (ISBN: 9783462312348)
    Bret Easton Ellis

    Imperial Bedrooms

     (31)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Ich muss euch an dieser Stelle vorwarnen: diese Rezension wird lang. Ich habe im Vorfeld vier Seiten mit Notizen vollgeschrieben. Zum Vergleich, normalerweise verfasse ich nur eine Seite und komme damit problemlos auf meine durchschnittliche Zeichenanzahl. Nach der Lektüre von „Imperial Bedrooms“ konnte ich spüren, wie mein Hirn auf Hochtouren lief. Ich hatte das Gefühl, jedes Wort, das ich niederschrieb, floss von selbst aus mir heraus. Meine Gedanken überschlugen sich regelrecht; es gibt so viel zu sagen und auch jetzt noch bin ich überzeugt, dass ich längst nicht alle Symbole entschlüsselt habe. Ich hoffe sehr, ihr habt die Geduld, mit mir einen etwas umfangreicheren Ausflug in diesen Albtraum von einem Buch zu machen.

    25 Jahre sind vergangen, seit Clay Los Angeles nahezu fluchtartig verlassen hat. Sein Leben ging weiter, von seiner Heimatstadt kam er jedoch nie richtig los. Als Drehbuchautor steht er noch immer in engem Kontakt mit der Glitzer-Glamour-Welt Hollywoods. Jetzt kehrt er wieder einmal zurück und trifft schnell auf einige seiner alten Freunde. Ebenso schnell ergreift auch die alte Angst Besitz von Clay, doch dieses Mal scheint sie begründet zu sein: er fühlt sich verfolgt, ist überzeugt, dass jemand wiederholt in seine Wohnung einbricht, während er nicht da ist. Auch seine neue Freundin Rain kann ihn nicht richtig ablenken, da er weiß, dass sie nur mit ihm zusammen ist, um eine Rolle in einem seiner Filme zu ergattern. Als ein Bekannter aus der Branche tot aufgefunden wird, steigert sich Clays Angst zur Panik. Die Situation spitzt sich zu und Clay muss einsehen, dass sich in 25 Jahren gar nichts verändert hat…

    „Imperial Bedrooms“ lieferte mir genau das, was ich erwartet hatte. Es ist ein verstörender, abstoßender, widerlicher Horrortrip, ähnlich wie „Unter Null“, allerdings stechen weniger bestimmte Einzelszenen heraus. Stattdessen ist es das Buch als Ganzes; der Terror ist subtiler, perfider, wie eiskalte Finger, die unter die Kleidung kriechen und einen Schauder verursachen. Ich bin tief enttäuscht von Clay und dem, was aus ihm wurde. In 25 Jahren hat er sich kein bisschen weiterentwickelt, er hat nur alte Eigenschaften und Verhaltensweisen tiefer eingeprägt. All das Potential, das ich in „Unter Null“ noch in ihm sah, ist rückstandslos verpufft. Wie konnte es nur passieren, dass er vom moralischen Anker, der all die Verderbtheit seiner Freunde in Relation setzte, zu einem so ekelhaften, trieb- und impulsgesteuerten Erwachsen wurde? Es gibt einen Begriff, der früher in meinem Freundeskreis Gang und Gebe war für Menschen wie Clay: er ist klatschen geblieben. Er lebt völlig in sich zurückgezogen und hat sich trotzdem extrem weit von sich selbst entfernt, als befände er sich in einem Gefängnis in seinem Kopf. Er schwebt, hat den Kontakt zur Realität, seinem Gewissen, seiner Menschlichkeit und zum Teil auch zu seinem Ich verloren und befindet sich in einem luftleeren Raum; unter ihm der Abgrund, der bereits seine Seele verschlungen hat und nur noch auf seinen Körper wartet. Er konnte seiner Herkunft nicht entfliehen, hatte nicht die Stärke, ihr den Rücken zu kehren und wurde selbst zu einem Monster aus Hollywood. Hollywood – ein Ort, an dem es permanent nur um Macht geht. Clay beherrscht diese Machtspielchen perfekt, allerdings nur von oben nach unten, niemals andersherum, was sich in seiner… nennen wir es mal „Beziehung“ zu Rain deutlich zeigt. Rain ist das perfekte Beispiel für das Scheitern des Feminismus. Um unabhängig zu sein, was in diesem Fall mit „berühmt sein“ gleichzusetzen ist, begibt sie sich unaufhörlich in Abhängigkeitsverhältnisse, was einfach nur paradox ist. Sie versucht, vor sich selbst die Fassade aufrecht zu erhalten, dass sie alles unter Kontrolle hat, aber das ist eine Lüge und sie WEIß es. Sie ist der menschliche Abfall dieses Mikrokosmos, in dem es nicht verwunderlich ist, dass Menschen in alle Einzelteile zerbrechen. Vielleicht können in Hollywood wirklich nur diejenigen überleben, die dort aufgewachsen sind und von skrupellosen Teens zu skrupellosen Erwachsenen wurden, die nicht daran gewöhnt sind, etwas nicht zu bekommen und zu besitzen. Clay hält sich selbst nicht für einen dieser manipulativen Hollywood-Typen – genau das hebt ihn krass von allen anderen ab und macht ihn in meinen Augen noch widerlicher. Natürlich sind einige seiner alten Freunde abscheulich, doch jemand wie beispielweise Rip macht sich zumindest keine Illusionen darüber, wie er wirklich ist. Er belügt sich nicht selbst. Gerade mit ihm hat Clay weit mehr gemeinsam, als er selbst zuzugeben bereit ist. Es gibt eine Szene, in der Bret Easton Ellis unmissverständlich betont, dass Clay freiwillig das Leben gewählt hat, das er führt und kein Stück besser ist als diejenigen, die er früher verurteilte. In dieser meint Trent, der mittlerweile mit Clays Ex-Freundin Blair verheiratet ist, dass Clay es ja eigentlich gar nicht nötig habe, zu arbeiten, weil seine Familie vermögend ist. Dieser Ausspruch hat mir vor Augen geführt, was Clay für eine Entscheidung getroffen hat, denn es ist wahr, er müsste nicht arbeiten, also wieso ging er zurück? Wieso hat er sich selbst über die Kante getrieben und den point of no return erreichen lassen? Nun ist er obsessiv, egoistisch, gewalttätig, vollständig beziehungsunfähig und wird von einer diffusen Angst angetrieben, deren Ursprung er selbst nicht kennt. Ich glaube, seine Angst stammt aus den verschütteten Tiefen seines Ichs; er fürchtet sich davor, eines Tages aufzuwachen und sich eingestehen zu müssen, wie degeneriert sein Leben wirklich ist.

    „Imperial Bedrooms“ ist brillant. Es hat mich aufgewühlt und das Karussell meiner Gedanken zum Rotieren gebracht. Bret Easton Ellis schreibt unbarmherzig und hart; seine Romane zu lesen ist, als würde man über Scherben laufen: jede weitere Seite schmerzt mehr als die vorangegangene.
    Ich bin nicht sicher, ob man „Unter Null“ lesen muss, um „Imperial Bedrooms“ zu verstehen, denn die Geschichte ist so flach wie die Charaktere, was in diesem Fall allerdings nicht negativ ist. Mehr Tiefgang hätte niemals zu der oberflächlichen Gesellschaft gepasst, die Ellis darstellt. Ich denke, „Imperial Bedrooms“ könnte für sich allein stehen, aber die vollständige Entwicklung des Protagonisten Clay begreift man nur, wenn man „Unter Null“ bereits gelesen hat.
    Ich möchte dieses Buch nicht empfehlen. Ich persönlich fand es großartig in all seiner Abscheulichkeit, doch ich weiß auch, dass nicht alle LeserInnen für diese Art von Roman gemacht sind. Ihr müsst für euch selbst entscheiden, ob ihr euch so viel Scheußlichkeit aussetzen wollt.

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