Bücher mit dem Tag "russische geschichte"
21 Bücher
- Leo Tolstoi
Krieg und Frieden (Leo Tolstoi)
(509)Aktuelle Rezension von: Itsnotabout_HappyendingsTolstois "Krieg und Frieden" ist ein zeitloses Meisterwerk, das die Schicksale russischer Adelsfamilien während der napoleonischen Kriege verfolgt, insbesondere die Entwicklungen von Pierre Besuchow, Andrej Bolkonski und Natascha Rostowa. Der Roman verbindet persönliche Geschichten mit historischen Ereignissen und zeigt die psychologische Tiefe der Charaktere. Besonders eindrucksvoll sind Pierres und Nataschas Wandlungen. Tolstois schonungslose Darstellung des Krieges, insbesondere der Schlacht von Borodino, entlarvt heroische Mythen und thematisiert die Sinnlosigkeit des Krieges sowie die Rolle des Individuums in der Geschichte.
Die Detailtreue des russischen Gesellschaftslebens im 19. Jahrhundert ist bemerkenswert, auch wenn die Vielzahl an russischen Namen und die Länge des Romans eine Herausforderung darstellen können.
Empfohlen für:
- Liebhaber komplexer Literatur
- Geschichtsinteressierte
- Leser philosophischer Themen
- Fans tiefgehender Charakterentwicklung
Weniger geeignet für:
- Leser, die schnelle Unterhaltung suchen
- Personen, die lange philosophische Passagen vermeiden
- Leser, die Schwierigkeiten mit vielen Charakteren und Handlungssträngen haben
Ein hilfreicher Tipp für das Lesen ist, eine Liste der Hauptcharaktere und deren Beziehungen zu erstellen.
- Fjodor Michailowitsch Dostojewski
»Das drucken Sie aber nicht!«
(493)Aktuelle Rezension von: Anke_KuehneTolles Buch, ich bin nachhaltig beeindruckt!!! Dostojewski schrieb es vor über 150 Jahren und er ist moderner als viele Politiker heute… Sprachlich ist es sperrig und brillant. Außerdem war mir diese russische Epoche bislang unbekannt, ich habe viel gelernt.
- Carola Schneider
Mein Russland
(14)Aktuelle Rezension von: kruemelmonster798Carola Scheider nimmt ihre Leser mit nach Russland und versucht anhand von elf unterschiedlichen Porträts das Land zu beschreiben.
Sie schreibt in ihrem Vorwort, dass ihr Buch weder eine repräsentative gesellschaftliche Studie noch eine wissenschaftliche Analyse ist, sondern eine zutiefst subjektive Auswahl von Menschen, die sie auch ebenso subjektiv beschreibt.
Anhand der Porträts, die völlig unterschiedliche Menschen, ihre Hoffnungen, ihre Erfahrungen, ihr Leben mit vielen Widrigkeiten zeigen, kann man Russland ein wenig kennenlernen.
Elf Porträts sind jetzt zwar nicht viel, aber ich fand die Auswahl der Interviewpartner/-innen in ihrer Unterschiedlichkeit hat schon einen Einblick ermöglicht, was Menschen in Russland umtreibt.
Gut gefallen hat mir auch, dass die Autorin die Menschen manchmal auch nach einiger Zeit wieder getroffen hat und berichtet, was nach dem Gespräch noch geschehen ist.Der Schwerpunkt liegt auf der politischen Situation und weniger auf dem Alltagsleben.
Mein Fazit: Leicht lesbarer und interessanter - sicherlich subjektiver - Einblick in ein großes, vielschichtiges Land. - Amor Towles
Ein Gentleman in Moskau
(152)Aktuelle Rezension von: holzmair_evaAm 21 Juni 1922 wird Graf Alexander Rostov von den Bolschewiken zu lebenslangem Hausarrest im berühmten Moskauer Hotel Metropol verurteilt, doch wird er diesen Hausarrest nicht in seiner edlen Suite mit Blick auf das Bolshoi-Theater verbringen, sondern in einem Dachzimmerchen ohne Komfort.
Das ist die Ausgangslage für den 462 Seiten umfassenden Roman von Amor Towles, in dem das Leben des fiktiven Grafen Rostov, wohl nicht zufällig gleichen Namens wie die Rostovs in Tolstois "Krieg und Frieden", bis zum Jahr 1954, das für den Protagonisten in vielerlei Hinsicht eine Zäsur darstellt, nachgezeichnet wird.
Brillant werden historische Ereignisse mit dem Schicksal des Grafen verwoben, der aufgrund seiner Erziehung die neuen Lebensumstände mit Disziplin und Neugierde zu meistern sucht. Er kann den geänderten Zeiten auch einiges abgewinnen, schließt Freundschaft mit dem kleinen Mädchen Nina, mit der Schneiderin Marina, dem Oberkellner, dem Chefkoch, macht sich nützlich (er ist unschlagbar, wenn es um die richtige Sitzordnung bei Treffen von Parteiapparatschniks geht), wird irgendwann selbst als Kellner eingestellt, denn seine ausgesuchte adelige Höflichkeit prädestiniert ihn geradezu für diesen Job.
Später wird ihm die erwachsene Nina ihre Tochter übergeben, weil sie ihrem Mann in die Verbannung folgt, und Graf Rostov mutiert zum spätberufenen Vater. Und, und, und.
Es geschieht so viel in diesem Hotel, das der Graf nie verlassen darf, dass die Leserin sich auf jedes neue Kapitel freut.
Das Buch - eine Empfehlung!
- Douglas Smith
Und die Erde wird zittern
(9)Aktuelle Rezension von: Andreas_Oberender"Dienstag. Ein kalter, windiger Tag. Ich war den ganzen Vormittag beschäftigt. Mittagessen mit Fürst Orlow und Resin. Ging spazieren. Um 4 Uhr fuhren wir nach Sergejewka. Tee mit Miliza und Stana. Wir lernten einen Mann Gottes kennen, Grigori aus dem Gouvernement Tobolsk."
Mit diesen lapidaren Worten hielt Zar Nikolaus II. am 1. November 1905 in seinem Tagebuch die erste Begegnung mit dem sibirischen Bauern Grigori Rasputin (1869-1916) fest. Wie sehr das Treffen ihr Leben prägen und verändern sollte, ahnten der Zar und seine Gemahlin Alexandra an jenem Tag nicht. Rasputin gehört zu den berühmtesten – oder wohl eher berüchtigtsten – Figuren der russischen Geschichte. Über Rasputin dürfte ähnlich viel geschrieben worden sein wie über Peter den Großen, Katharina die Große, Lenin und Stalin. Bis heute wird dem Mann aus Sibirien eine erhebliche Mitschuld am Niedergang der Romanow-Monarchie und am Zusammenbruch des Zarenreiches zugeschrieben. Kaum eine andere Gestalt hat im vorrevolutionären Russland derart viel Hass auf sich gezogen wie Rasputin. In den Augen seiner Zeitgenossen war der Sibirier ein religiöser Fanatiker und Sektierer; ein Hochstapler und Scharlatan, der sich als Wunderheiler ausgab; ein reaktionärer Einflüsterer, der die Politik des Zaren verhängnisvoll beeinflusste; ein unersättlicher Lustmolch und Frauenschänder; ein Landesverräter und Spion im Sold der Deutschen. Wie Douglas Smith in der Einleitung seines Buches hervorhebt, wurde über kaum eine andere Figur der russischen Geschichte so viel Unsinn verbreitet wie über Rasputin. Smith hat es sich zum Ziel gesetzt, den Wust von Gerüchten und Legenden beiseite zu schieben, der das Rasputin-Bild bis heute prägt.
Smith ist nicht der erste Autor, der das gängige Zerrbild von Rasputin durch ein realistisches Porträt ersetzen möchte. Alle anderen Versuche aus jüngerer Zeit, ein an überprüfbaren Fakten orientiertes Bild von Rasputin zu entwerfen, übertrifft Smith durch die ungeheure Breite und Tiefe seiner Darstellung. Mit seiner Biographie leistet er mehr, als nur Rasputins Lebensweg zu rekonstruieren, von den obskuren Anfängen in Sibirien bis zum gewaltsamen Tod im Dezember 1916. Smith bietet ein beeindruckendes Panorama der russischen Gesellschaft am Vorabend des Ersten Weltkrieges und der Revolution. Rasputin lebte in einem Land, das aus den Fugen zu geraten drohte. Die Abneigung, die er auf sich zog, kaum dass er zum Vertrauten der Zarenfamilie aufgestiegen war, ist nur vor dem Hintergrund der Krise verständlich, in der sich das späte Zarenreich befand. Das Verhältnis zwischen der Krone und den gebildeten Ständen war nachhaltig gestört und von wechselseitigem Misstrauen geprägt. In der Presse regte sich immer wieder Kritik am Zaren und an der ominösen "Hofpartei", die angeblich den Gang der hohen Politik bestimmte. Im Regierungsapparat, aber auch in der Leitung der Orthodoxen Kirche waren Machtkämpfe und Intrigen an der Tagesordnung. Rasputin betrat ein Minenfeld, als er 1905 nach Petersburg kam. Ehe er sich versah, wurde er in die Konflikte und Spannungen hineingezogen, die das politische, gesellschaftliche und religiöse Leben Russlands bestimmten.
Konsequent gibt Smith jenen Quellen den Vorzug, die zu Rasputins Lebzeiten entstanden sind, nicht erst nach seinem Tod. Für die Biographie hat Smith umfangreiche Aktenbestände aus russischen, europäischen und amerikanischen Archiven ausgewertet. Skeptisch betrachtet er die Memoiren von Zeitgenossen, die erst nach Rasputins Tod verfasst wurden. Nach dem Ende der Romanow-Monarchie waren der Diffamierung und Dämonisierung des Sibiriers keinerlei Grenzen mehr gesetzt. Viel zu lange, so Smith, haben fragwürdige und problematische Quellen, die aus der Zeit nach Rasputins Tod stammen, das Rasputin-Bild bestimmt. Für die Biographie hat Smith außerdem die zeitgenössische russische Presse und die Korrespondenzen zahlreicher Persönlichkeiten ausgewertet. Es liegt auf der Hand, dass sich eine Rasputin-Biographie nicht damit begnügen kann, die gesicherten Fakten über Rasputins Leben zusammenzufassen. Smith schildert das Leben seines Protagonisten, und zugleich analysiert er, welches Bild sich die russische Gesellschaft von dem Emporkömmling Rasputin zusammenphantasierte. Was hat Rasputin tatsächlich getan, und was wurde ihm von der Öffentlichkeit angedichtet und unterstellt? Smiths Bemühungen laufen auf die Demontage eines zählebigen Mythos hinaus, auf die Widerlegung oder zumindest Abschwächung vieler Legenden, die seit über hundert Jahren im Umlauf sind. Smith geht dabei allerdings nicht so weit wie manche russische Autoren der Gegenwart, die den negativen Rasputin-Mythos in sein Gegenteil verkehren und Rasputin zum Unschuldslamm und Märtyrer stilisieren.
Über Rasputins Leben bis zum Alter von etwa 30 Jahren ist so gut wie nichts bekannt. Rasputin erhielt keine Schulbildung; er lernte erst als Erwachsener Lesen und Schreiben. Kurz vor der Jahrhundertwende hatte er ein religiöses Erweckungserlebnis. Obgleich Ehemann und Vater, begann er ein neues Leben als Pilger und religiöser Wanderer (strannik). In seinem sibirischen Heimatdorf Pokrowskoje und später in Petersburg gewann er als spiritueller Mentor viele Anhänger und Verehrer. Anders als oft behauptet, trat Rasputin nicht als Wunderheiler und Hypnotiseur auf. Bald nach seiner Ankunft in Petersburg (1905) wurde er dem Zarenpaar vorgestellt. Auch Nikolaus und Alexandra lernten Rasputin als geistlichen Beistand schätzen, wie Tagebuchnotizen und Briefe belegen. Die Bluterkrankheit des Thronfolgers Alexej spielte eine geringere Rolle als traditionell angenommen. Die Begegnungen und Gespräche mit Rasputin hatten auf das Zarenpaar eine tröstende und aufbauende Wirkung. Besonders die Zarin konnte mit "Vater Grigori" ihre inbrünstige Religiosität ausleben. Sie war überzeugt, dass Rasputins Gebete segensreich für ihre Familie waren. Rasputin hatte kein Interesse an Theologie. Der christliche Glaube war für ihn eine Sache des Herzens, nicht des Verstandes. Mit dieser Haltung traf er den Nerv der Zarin und seiner mehrheitlich weiblichen Anhängerschaft. Rasputin zog Menschen an, die mit der in pompöser Routine erstarrten Amtskirche unzufrieden waren und sich nach emotional intensiven Glaubenserlebnissen sehnten. Smith zitiert aus Briefen, die Rasputin an die Zarenfamilie schrieb, und aus einigen Interviews, die er russischen Zeitungen gab. Diese Quellen zeigen Rasputin als Mann von schlichtem Gemüt. Seine Denk- und Ausdrucksweise war naiv und schwärmerisch.
Wie Smith mehrfach betont, hielt sich Rasputin nie dauerhaft am Zarenhof auf. Erst 1914 nahm er sich eine eigene Wohnung in der Hauptstadt. Er kehrte immer wieder für längere Zeit in seine sibirische Heimat zurück. Oft vergingen mehrere Monate zwischen seinen Begegnungen mit Nikolaus und Alexandra. Und doch wurde die Öffentlichkeit schon bald nach Rasputins Ankunft in Petersburg argwöhnisch. Was hatte dieser ungehobelte und schmutzige Bauer im Palast zu suchen? Wie konnte es sein, dass er mit der Zarenfamilie auf vertrautem Fuße stand? Höflinge und Minister, Kirchenleute und Journalisten stellten die abenteuerlichsten Vermutungen über Rasputin und seine Rolle im Umfeld des Herrscherpaares an. Die Presse inszenierte im Lauf der Jahre mehrere Kampagnen gegen den Sibirier. Kleinere, an sich harmlose Skandale, an denen Rasputin beteiligt war, wurden von den Medien gezielt ausgeschlachtet und aufgebauscht, um Rasputin in Verruf zu bringen (Kap. 40 und 45). Auch das Parlament, die Duma, debattierte mehrfach erregt über die Frage: Wer ist dieser Rasputin, und was führt er im Schilde? Es gab etliche Gründe, warum die Spekulationen aus dem Ruder liefen und die Anfeindungen von Jahr zu Jahr bösartiger wurden. Die selbstgewählte Abschottung des Zarenpaares führte zwangsläufig zur Entstehung von Gerüchten. Mit ihrer hartnäckigen Weigerung, Rasputin fallenzulassen und wegzuschicken, fachten Nikolaus und Alexandra den Zorn all derer an, denen der Sibirier ein Dorn im Auge war. Allzu bereitwillig glaubte die Öffentlichkeit, der Thron werde von "dunklen Kräften" kontrolliert. Irgendjemand musste ja schuld daran sein, dass die Kluft zwischen Krone und Gesellschaft immer tiefer wurde. Im Ersten Weltkrieg führte die allgegenwärtige Spionage- und Verschwörungsmanie dazu, dass Rasputin und die Zarin verdächtigt wurden, im Auftrag der Deutschen die russischen Kriegsanstrengungen zu sabotieren. Auch das spannungs- und widerspruchsreiche kulturelle Klima des russischen Fin de siècle, der Zusammenprall von Aufklärung und Obskurantismus, wurde Rasputin zum Verhängnis. Scharlatane aller Art hatten um die Jahrhundertwende Hochkonjunktur in Russland, Wahrsager und Hypnotiseure, Gurus und selbsternannte Wunderheiler. In den Augen kritischer Zeitgenossen stand Rasputin stellvertretend für alle irrationalen und "mittelalterlichen" Kräfte, die Russland daran hinderten, endlich in der Moderne anzukommen (Kap. 11).
Doch damit nicht genug: Aus Sicht der russischen Gesellschaft verkörperte Rasputin den Archetyp des "bösen Ratgebers", der einen willensschwachen Herrscher nach Belieben manipuliert. Aber war der Mann aus Sibirien wirklich die Graue Eminenz hinter dem Thron? Wie Smith herausarbeitet, kann überhaupt keine Rede davon sein, dass Rasputin systematisch Einfluss auf die Staatsgeschäfte genommen hätte. Einem gänzlich ungebildeten Mann wie Rasputin fehlten alle Voraussetzungen für eine ernst zu nehmende politische Betätigung. Rasputin, zeitlebens auffallend unehrgeizig, besaß kein wie auch immer geartetes politisches Programm, und er war auch nicht das Haupt einer Gruppe oder Clique, die nach der Macht im Staate strebte. Seine Möglichkeiten, auf die Regierung und die Kirchenleitung einzuwirken, waren nicht zuletzt deshalb sehr begrenzt, weil seriöse Politiker und Kirchenführer von Anfang nichts mit ihm zu tun haben wollten. An mehreren Beispielen zeigt Smith, dass der Zar Rasputins gelegentliche Vorschläge in Sach- und Personalfragen ignorierte. Rasputin hob sich noch in anderer Hinsicht von fürstlichen Günstlingen früherer Jahrhunderte ab: Er strebte nicht nach Ämtern und Titeln, und er nutzte seine Stellung nicht, um ein riesiges Vermögen zusammenzuraffen. Geld interessierte ihn nicht. Die Besitztümer, die er seiner Familie hinterließ, hatten einen Wert von gerade einmal 23.500 Rubeln (Kap. 74). Rasputins angebliches Millionenvermögen existierte nur in der Phantasie seiner Feinde.
Was bleibt vom Rasputin-Mythos? Hatte Rasputin am Ende eine saubere Weste? Wurde ihm von seinen Kritikern durchweg Unrecht getan? Smith stellt klar, dass manche Vorwürfe berechtigt waren. Ähnlich wie die Zarin und andere konservativ gesinnte Personen bestärkte Rasputin Nikolaus II., an der Autokratie als Herrschaftsform festzuhalten und eine Parlamentarisierung des politischen Systems nicht zuzulassen. Das ist jedoch keine Überraschung. Denn warum hätte ausgerechnet ein sibirischer Bauer als Verfechter des Parlamentarismus auftreten sollen? Auch der Vorwurf sexueller Promiskuität lässt sich nur zum Teil entkräften. Rasputin, daran lässt Smith keinen Zweifel, war ein zwanghafter Fummler und Grabscher. Er konnte seine Hände nicht von den Frauen lassen, die in seinen Dunstkreis gerieten. Liebhaber der Zarin und Vater des Thronfolgers war er aber nicht. Im Krieg hatte Rasputin tatsächlich Anteil an etlichen fatalen Personalentscheidungen des Zaren. Dennoch gelangt Smith zu dem Schluss, dass nicht Rasputins Aktivitäten zu dem rapiden Ansehensverlust führten, den die Monarchie in den letzten Jahren ihres Bestehens erlitt. Ausschlaggebend war vielmehr die grotesk verzerrte Wahrnehmung Rasputins in der russischen Gesellschaft. Dem Sibirier wurden finstere Absichten unterstellt, die er nicht hatte, und ihm wurde ein Einfluss zugeschrieben, den er nicht besaß. Nach den militärischen Rückschlägen der Jahre 1915 und 1916 wurde Rasputin die Schuld an allem angelastet, was in Russland im Argen lag. Seine Mörder rechtfertigten ihre Tat damit, sie hätten die Monarchie und das Reich retten wollen. Doch kaum drei Monate nach Rasputins Tod brach das alte Russland wie ein Kartenhaus zusammen.
An Douglas Smiths Buch wird künftig niemand vorbeikommen, der sich mit dem Untergang der Romanow-Monarchie beschäftigt. Fachhistoriker und historisch interessierte Laien können die Biographie gleichermaßen mit großem Gewinn lesen. Warum nur vier Sterne? Das Buch zeigt anschaulich, wohin es führt, wenn ein Autor zu viel über sein Thema weiß und der Versuchung nachgibt, sein gesamtes Wissen vor dem Leser auszubreiten. Über weite Strecken ist die Fülle und Dichte der vermittelten Informationen schlichtweg erdrückend. Die Erzählung wird umso minutiöser und detailreicher, je mehr sich Smith auf Rasputins Ende zubewegt. Auf die Jahre 1914 bis 1916 entfällt die Hälfte der 74 Kapitel. Es kommen Hunderte und Aberhunderte von Personen vor. Selbst unwichtige Nebenfiguren werden von Smith mit vollem Namen eingeführt, etwa die Polizisten, die Rasputin im Auftrag des Innenministeriums überwachten, oder die Prostituierten, mit denen Rasputin in Petersburg Umgang hatte. In diesem Gewimmel der Personen und Namen geht rasch jeglicher Überblick verloren. Für Leser, die mit der Geschichte des späten Zarenreiches nicht oder nur flüchtig vertraut sind, ist die Lektüre kein Spaziergang. Ohnedies braucht man gutes Sitzfleisch und Durchhaltevermögen, um den 800-seitigen Text zu bewältigen. Es handelt sich um ein anspruchsvolles Buch, das sich nicht als Gelegenheits- oder Unterhaltungslektüre eignet.(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Oktober 2017 bei Amazon gepostet)
- Alexander Solschenizyn
Der Archipel GULAG
(54)Aktuelle Rezension von: DrGordonDas Buch zum Thema sowjetisch-russischer Terror und kommunistischer Diktatur. Trotzdem der Autor gut beschreibt, das die Gulags bereits zur Kaiserzeit existiert haben. Egal mit wem ich über das Thema Vertreibung, Verbannung des sowjetischen Kommmunismus rede, empfehle ich Solschenizyn zu lesen. Als ein Art Grundlagenwerk Wenn ich Archipel Gulag gelesen habe, kann ich andere Bücher und Autoren (z.B. Herta Müller oder der chinesische Nobelpreisträger Gao Xingjian) besser verstehen und einordnen. Das Buch lässt niemanden kalt. Resumée: Absolut empfehlenswert und lesenswert. - Sam Eastland
Roter Zar
(48)Aktuelle Rezension von: ArmilleeDie Geschichte beginnt 1929, 10 Jahre nach der Ermordung des letzten Zaren und seiner Frau, den 4 Töchtern, sowie Alexei, der einzige Sohn.
Pekkala war ein enger Vertrauter des Zaren und nach der Revolution wurde er als Zwangsarbeiter in die sibirische Taiga geschickt. Er ist dort Baummarkierer, lebt völlig isoliert in einer selbstgebauten Erdhöhle und eigentlich überlebt man in dieser unwirtlichen Gegend in diesem Beruf im Schnitt nur 6 Monate.
1929 ist Stalin an der Macht und die Gerüchte um den Goldschatz des Zaren sind nie verstummt.
Nun wird Pekkala begnadigt, aber nur, wenn er die Ermittlungen aufnimmt um den oder die Mörder der Zarenfamilie zu finden. Sollte ihm das gelingen, ist er frei.
Ich sage es mal vorweg : ich bin kein Fan von diesem ganzen Spionagekram, Gulag, Kommunisten, Kalter Krieg, Bomben + andere Waffen u.s.w.
Aber ich habe mich schon auf den ersten Seiten festgelesen. Obwohl hier alles versammelt ist, was ich nicht mag, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Und das sagt eine Menge über die Qualität aus. Mein erstes Buch von Sam Eastland.
Es gibt zwei Handlungsstränge :
-> die Gegenwart, wie Pekkala wieder gefunden und rekrutiert wird. Dann begleitet ihn der Leser auf der Suche nach der (gefährlichen) Wahrheit bis zur Aufklärung.
-> der Rückblick, der bei Pekkalas Elternhaus und seinem älteren Bruder beginnt. Seit Vater ist Bestatter und Pekkala hilft ihm schon in jungen Jahren bei der Arbeit, denn später soll er alles übernehmen. Aber das Schicksal will es anders. Pekkala bewirbt sich für die Ausbildung als Kadett, um dem Zaren zu dienen / beschützen. Ich werde als Leser zur ersten Begegnung mitgenommen, lerne viel über den Tagesablauf der Zarenfamilie, wie es politisch sehr gefährlich wurde, das Exil und schließlich der scheußliche Mord an sechs Menschen..
Und auch ich will wissen -> wer war das ?
Und ich will wissen, ob es den Zarenschatz wirklich gibt !
Die fiktive Geschichte wirkt absolut real. Ich war dabei.
Am Ende des Buches hat der Autor die wahre Abfolge aufgelistet.
Ein Buch ist auch dann für mich super, wenn mich das Gelesene so bewegt, dass ich weiter im Internet recherchiere und noch mehr wissen will. Ich schau mir die Bilder und Fotos an und habe das Gefühl : dieser Autor hat mich 100% abgeholt.
- Silke Ellenbeck
Ich wollte einen Soldaten heiraten und zwanzig Kinder bekommen - Maria Romanow - die dritte Tochter des letzten Zaren Nikolaus II
(10)Aktuelle Rezension von: snowbellDer biografische Roman „Ich wollte einen Soldaten heiraten und zwanzig Kinder bekommen“ ist Maria Romanowa, der dritten Tochter von Zar Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra, gewidmet, die in der wissenschaftlichen Forschung im Schatten ihrer Geschwister steht.
Hierbei wird die tragische Geschichte der Romanows und der Untergang des russischen Kaiserreiches aus dem Blickwinkel eines naiven, unbedarften jungen Mädchens geschildert, das uns einen Einblick in ihr privilegiertes Leben gewährt und das autokratische Herrschaftssystem ihres Vaters niemals in Frage stellt. Wir werden in die (teilweise komplizierten) Familienverhältnisse und Verwandtschaftsbeziehungen zu anderen europäischen Höfen eingeführt. Wir erfahren von der sorglosen Kindheit und der behüteten Jugend, die Maria Romanowa am russischen Zarenhofe verleben darf. Wir werden Zeuge des glücklichen Familienlebens von Zar Nikolaus II. und empfinden tiefes Mitleid angesichts der unheilbaren Krankheit des Thronfolgers, welche die streng gläubige Zarin in die Hände von Rasputin geraten ließ. Wir erleben die gesellschaftlichen, politischen und sozialen Umbrüche, begleiten die Zarenfamilie durch den Ersten Weltkrieg und erleben ihre schrittweise Erniedrigung bis zu ihrem schrecklichen Ende im Keller des Ipatjew-Hauses in Jekaterinburg.
Es ist das erste Buch, das ich von Silke Ellenbeck gelesen habe, und ich bin begeistert von ihrem leichten, flüssigen Schreibstil, der das historische Geschehen vor meinen Augen entstehen lässt. Hier wird Geschichte lebendig! Abgerundet wird das hervorragend recherchierte Buch durch zahlreiche Fotografien, die ich in dieser Fülle noch niemals zuvor gesehen habe. Ich kann es jedem Leser empfehlen, der sich für die russische Geschichte interessiert und mehr über die letzte Zarenfamilie erfahren möchte.
- Hanns Kneifel
Katharina die Große, Kaiserin von Russland
(2)Aktuelle Rezension von: Minje"Katharina die Große- Kaiserin von Russland" von Hanns Kneifel erschien 2001 bei Weltbild.
Inhalt
Die sterbende Katharina sieht ihr Leben an sich vorüberziehen: ihre Ehe, ihre Liebhaber und ihre Thronbesteigung.
Meinung
Aufbau
Mir gefällt die besondere Art des Buches. Katharina liegt im Sterben und aus der Sicht der Sterbenden erleben wir mit, wie ihr gesamtes Leben an ihr vorbeizieht. Anfangs habe ich das nicht ganz begriffen wegen der unterschiedlichen Namen. So ist Sophie Auguste Friederike von Anhalt Zerbst diejenige, die später Jekaterina heisst. Oder eben Katharina die Große. Als ich das begriffen habe, was das Buch gut zu verstehen.
Zeittafel
Eine 18 seitige Zeittafel ergänzt das Buch. Ich habe parallel zum Buch in der Zeittafel gelesen und ich empfinde diese Zeittafel als hilfreich, da es hier rein um die objektiven Daten geht.
Quellen
Der Autor benutzt als Quellen z.B. die Memoiren von Katharina der Großen. Mir gefällt das, da man sie als Person daurch gut kennenlernt.
Eindrucksvoll
Als besonders eindrucksvoll erscheint mir die 6monatige Reise ans Schwarze Meer 1787. Außerdem beeindruckt hat mich, was Katherina alles für Russland gemacht hat. Man bedenke, sie hatte den Mut, sich als erste gegen die Pocken impfen zu lassen. Was für ein Mut in der damaligen Zeit!
Fazit
Man muss bedenken, dass alles aus Katherinas Sicht geschildert wird. - Wladimir Kaminer
Meine kaukasische Schwiegermutter
(33)Aktuelle Rezension von: HoldenNordkaukasus ist nur einmal im Jahr: Kaminer schildert dir russische Provinz im Nordkaukasus, besagte Schwiemu kommt in einigen Geschichten vor, genauso wie wunderbar schrullige Leute im Bad-taste-Land, alle sehr trinkfreudig, sicherlich eine Reise wert! Schön sind auch die hellsichtigen Kommentare zu sowjetischem Sozialismus, Mick Jagger usw. Jogi Bitter ist übrigens ein großer Kaminer-Fan, der gerade diese Passagen sehr schätzt.
55 Karten über Russland
(2)Aktuelle Rezension von: Linker_MopsIch liebe diese Reihe des Katapult-Verlages und habe mich natürlich auch dieses Buch zugelegt. Und wie üblich wurde ich nicht enttäuscht: Es ist informativ; nicht zu verkopft von den Texten (d.h. gut verständlich); sehr neutral in der Betrachtung, dennoch geht es gut kritisch mit der Putin-Politik um; die Graphiken und Karten vervollständigen gut die Texte; und es gibt gut einen Einblick in die Historie sowie die heutige Zeit.
Das einzige was man kritisieren könnte ist, dass der gewohnte Witz gefehlt hat, der zwischendurch bei den anderen Bänden eingestreut war. Aber angesichts der aktuellen politischen Situation und mit dem Angriffskrieg, wäre das hier wohl eher nicht angebracht. Daher verstehe ich, dass es hier fehlt.
Mein Fazit: Wieder ein grandioses Kartenbuch. Der Katapult-Verlag kann es halt und ist bei sowas immer der richtige Verlag für sowas.
- Coryne Hall
LITTLE MOTHER OF RUSSIA
(1)Aktuelle Rezension von: WedmaDiese Biographie (Bio) von Dagmar von Dänemark (1847-1928)/Maria Fjodorovna, i.d. Familie auch Minnie genannt, die von 1881 bis 1894 Kaiserin von Russland war, habe ich ausgesprochen gern gelesen, daher empfehle ich diese Bio auch gern weiter.
Rund 350 Seiten des Textes sind in fünf Teile geordnet und erzählen recht detailliert und lebendig über das Leben der dänischen Prinzessin, angefangen von der Kindheit in eher wenig üppigen Verhältnissen, ohne typische kaiserliche Firlefanz, was sie zu einer bodenständigen, praktisch veranlagten Frau werden ließ, über ihre ersten erwachsenen Jahre, als sie sich zum ersten Mal als Verlobte des russischen Thronfolgers, des Erstgeborenen von Kaiser Alexander II. und seiner Frau Maria Alexandrovna/ Marie von Hessen und bei Rhein, genannt Nixa, Russland näherte, später den Bruder von Nixa, nach seinem frühen Tod, heiratete und an seiner Seite 13 Jahre die Kaiserin von Russland war. Auch ihre Jahre als Kaiserwitwe, sowie die Exiljahre sind sehr schön, facettenreich und bildhaft beschrieben worden.
Die Schilderungen spiegeln viel mehr als nur das Leben von Dagmar. Da steht eine längst vergangene Epoche samt den historischen Persönlichkeiten einem lebendig vor Augen. All die politischen Entscheidungen, die getroffen werden mussten, die Kriege und ihre Auswirkungen sind hier keineswegs ausgespart worden, denn Dagmar hat schon ihren Einfluss ausgeübt, wo sie konnte: manche Heirat und manchen Ausgang der Verhandlungen mitbestimmt, obwohl sie offiziell „nur“ die Frau von Alexander III. war und sich bloß um das Häusliche kümmern sollte. Sie hat sechs Kindern das Leben geschenkt, nur vier erreichten das Erwachsenenalter.
Dagmar war am Hof sehr beliebt, hat gern die kaiserlichen Bälle veranstaltet, da das Tanzen ihr großes Vergnügen bereitete. Sie trug gern auch Schmuck, der oft üppig ausfiel, und schöne Kleider. Insofern ähnelte sie der Alexandra Fjodorovna, Charlotte von Preußen, der Frau von Nikolaus I. Dagmar konnte aber auch genauso gut in einer Hütte stehen und eine Fischsuppe kochen, aus den Lachsen, die ihr Mann, Kaiser Alexander III., aus dem Wasser gezogen hatte, was sie gern auf den Reisen in skandinavische Ländern taten. Sie führten größtenteils ein normalbürgerliches Leben, bloß ihr Mann ging dem Job eines reaktionären Kaisers in einem verfallenden Staat nach und sie kümmerte sich um das Zwischenmenschliche.
Man lernt auch einiges über das Leben am Hof, aus Dagmars Sicht, man sieht den letzten Kaiser Nikolaus II. aufwachsen und seine Frau Alix von Hessen und bei Rhein, und keine andere, auswählen. Man erfährt auch ein wenig über den Alexej, insb. über seine Krankheit, und etwas mehr über die Töchter des letzten Kaiserpaares. Auch darüber, dass Dagmar die Alix nie mochte und kein gutes Verhältnis zu ihr hatte. Die Fehler von Nikolaus II. konnte sie kaum verhindern, obwohl sie es versucht hatte.
Dagmar war ein Familienmensch und sorgte sich um die Ihren, wobei ihr Standesdünken keineswegs fremd war. Aber einige, darunter ihre Kinder Olga und Michael, heirateten die Bürgerlichen, was Dagmar am Ende, insb. im Exil, auch hinnahm.
Spannend war u.a., wie sie zum Schluss auf der Krim saß und Russland nicht verlassen wollte, obwohl es schon recht gefährlich wurde, da die neue Macht der Kaiserfamilie auf den Fersen war. Dagmar konnte sehr bestimmend sein und ließ paar Schiffe ohne sie übers Schwarze Meer nach Konstantinopel abfahren.
Ich habe mich in dieser Bio sehr wohl gefühlt. Sie liest sich sehr angenehm: Sachlich, aber auch sehr nett erzählt, was man schlicht und ergreifend nennt. Einige Momente gingen just unter die Haut.
Alles in allem hinterlässt dieses Werk einen bleibenden, sehr positiven Eindruck. Man sieht auch, dass dieser Bio umfangreiche und tiefgreifende Recherchen zugrundeliegen. Die Quellen sind im Text gekennzeichnet und hinten nach Kapiteln geordnet, anschließend in der Bibliographie auf 10 S. mit vollen Titeln aufgeführt. Ausführliches Register auf 15 S. hilft beim Wiederfinden der Schlüsselstellen. Am Anfang gibt es Ahnentafeln von der dänischen und der russischen kaiserlichen Familien, was sich auch sehr hilfreich erweist.
Es gibt 62 s/w Fotos in zwei Blöcken im Text, die sowohl die kleine Dagmar mit ihren Schwestern zeigen, ihre Eltern, sie mit Nixa und später Dagmar als Kaiserin von Russland; als auch paar Mal die russischen kaiserlichen Familien, 2 Generationen, ihre Anwesen auf der Krim und St. Petersburg; zum Schluss Dagmar als alte Frau und ihren Sarg. Bei manchen Fotos fehlt das Datum, bei den meisten ist die Jahrangabe aber da.
Die Bio hat 1999 das Licht der Welt erblickt, was erklärt, warum so manches Detail zum Schluss nicht auf dem neusten Stand ist, 2006 wurde sie überarbeitet und in 2017 nochmals aufgelegt.
Fazit: Eine sehr gut gelungene, detaillierte, facettenreiche Biographie von Dagmar/ Maria Fjodorovna, die ich auf der gesamten Länge genossen habe. Ich musste mal lachen, mal weinen. Aber die meiste Zeit las ich vergnügt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen, machte aber extra Pausen, damit das tolle Buch nicht zu schnell zu Ende ging. Wenn ich so schöne Biographien zu lesen bekomme, bräuchte ich keine Romane mehr, da hier wohl kaum etwas der Dichtung angehört, zudem sehr schön erzählt. Da musste ich nochmals denken: Das Leben selbst schreibt die tollsten, ergreifendsten Geschichten.
- Gordon McGill
Spione wie wir
(1)Aktuelle Rezension von: HoldenDas Buch zur Geheimdienstklamotte mit Dan Aykroyd und Chevy Chase zur Zeit der Aufrüstungswut in der Mitte der 80er Jahre. Millbarge und Fitz-Hume sind die tölpelhaftesten Regierungsbeamten, die sich finden lassen und haben bei einer Eignungsprüfung so dreist beschissen, daß sie eigentlich rausfliegen müßten. Stattdessen werden sie zu einem vermeintlichen Top-secret-Geheimmanöver verpflichtet und werden nach nervenzehrendem Ausbildungsprogramm über Pakistan abgeworfen. Die beiden ahnen nicht, daß sie nur als Ablenkungsmanöver für die wahren Agenten eingesetzt werden und man in Washington jede Minute mit ihrem Tod rechnet. Nach zahlreichen Fettnäpfchen können die beiden doch noch dazu beitragen, eine nukleare Katastrophe zu verhindern, und finden so ganz nebenbei noch ihre Traumfrauen...Den Film hab ich noch nicht gesehen, kann ich also nix zu schreiben. Aber die Militär- und Geheimdienstsatire, die hier enthalten ist, ist schon sehr gelungen.
- Amor Towles
Ein Gentleman in Moskau
(14)Aktuelle Rezension von: JonathanSpiesJa man spürt ihn deutlich, den Einfluss Tolstois, der dieser Geschichte ihr ganz eigenes Farbspektrum gibt. Doch es ist natürlich dem Autor zuzuschreiben, diesen schmalen Grad gefunden zu haben, zwischen Langeweile und Turbulenz.
Sehr gut erfährt man durch das zumeist eher gemächliche Tempo der Geschichte das Gefühl, wie es sich für unseren Protagonisten anfühlen muss, den Rest seines Lebens unter Hausarrest in einem Moskauer Hotel verbringen zu müssen.
Geduld braucht man allemal, der Geschichte gespannt zu folgen. Zeitgleich schafft Armor Towles es aber auch, jene von seinem offenkundigen Vorbild Tolstoi bekannten Schnittmengen gegensätzlicher Sphären, in vielen Nebenschauplätzen politischer und zwischenmenschlicher Tragik buchstäblich unter einem Dach zu verweben. Das allein ist schon eine Kunst für sich und wie ich finde, hier bemerkenswert gut gelungen. Es braucht wohl auch einen gewissen sprachlichen Stil um dies zu erreichen, diesen hat der Autor hier zweifelsohne gefunden.
Und so ist es am Ende eine beachtliche Sammlung bunter Begebenheiten und tragischer Entwicklungen, die das Geschehen der Welt wie unter einem Brennglas ins Innere des Hotel Metropol projizieren.
Meine persönliche Empfehlung ist, das Buch in Ruhe und an einem abgeschiedenen Ort zu einem Zeitpunkt zu lesen, da man selbst viel Zeit hat. Andernfalls, so jedenfalls erging es mir, überschattet das Hintergrundrauschen des Alltagsstress' ein wenig die einzigartige Qualität dieses Werks.
- Günther Pfeifer
Der letzte Sterz
(23)Aktuelle Rezension von: JoanStefEine gute Wahl für Leser, die Freude an Kriminalromanen mit authentischem Lokalkolorit haben.Es fällt dem Leser leicht, sich in der Welt ihrer Ermittlungen zurecht zu finden, da der Autor die Charaktere gut beschreibt. Obwohl besonders zu Beginn viel Information auf den Leser zukommen, kann ich nur empfehlen dabei zu bleiben.Das symphatische, originelle Ermittlerteam, die Wortspiele basierend auf Dialekt und steirischen Bräuchen komplementiert die Krimigeschichte. Das Buch liefert,gute spannende Unterhaltung kombiniert mit Informationen über die Persönlichkeiten der heimischen Protagonisten und ihrer Lebens-& Denkweise.Ich freue mich auf die nächste Romanfolge. Die Zwischenzeit werde ich nutzen, die vorangegangenen Romane zu lesen. Ich habe "Appetit" auf mehr! - Viktorija Tokarjewa
Der Baum auf dem Dach
(6)Aktuelle Rezension von: Petra54Der Titel ist etwas unglücklich gewählt, das Bild passt sowohl zum Inhalt als auch zum Verlag (Diogenes).
Für mich war es absolut faszinierend, wie undramatisch die Autorin die heftigsten Dramen des menschlichen Lebens in einer kurzen Bemerkung zusammenfasst. Das ist ungewöhnlich und mir erheblich angenehmer als tropfender Schmalz und zahllose Wiederholungen, damit es auch der letzte unbedarfte Leser begreift. Auch wenn die Autorin Gefühle kaum andeutet, war ich als mitfühlender Leser immer mitten im Geschehen.
Eine junge Russin will wegen ihrer Schönheit Schauspieler werden, doch sie sieht für die Regisseure zu unspektakulär aus und benimmt sie viel zu unauffällig. Sie bekommt nur unbedeutende Nebenrollen, verliebt sich in einen jüngeren Regisseur und lebt mit ihm zusammen, obwohl er sie gar nicht wahrnimmt.
Elisabeth Zettl (Die Welt) beschreibt den Inhalt sehr treffend: „Eine nachdenklich stimmende Geschichte über die Bedeutung verpasster Chancen, über Einsamkeit, Schicksalsergebenheit und die Macht der Liebe.“
Da mir die kurzen, auf den Punkt genauen Sätze so gut gefallen, werde ich von dieser Autorin noch weitere Bücher kaufen und lesen.
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