Bücher mit dem Tag "russische literatur"

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245 Bücher

  1. Cover des Buches Anna Karenina (ISBN: 9783730609828)
    Leo Tolstoi

    Anna Karenina

    (1.097)
    Aktuelle Rezension von: Ellinorliest

    Im 19. Jahrhundert wurden drei berühmte Ehebrecherinnenromane veröffentlicht: Madame Bovary, Effi Briest und Anna Karenina. Ich habe nun alle drei gelesen und hätte man mich davor gefragt, wie ich denke, dass sie mir gefallen werden, hätte ich genau diese Reihenfolge genannt: erst den Franzosen, dann den Deutschen und schließlich den Russen. Tatsächlich war es nun gerade andersherum: Madame Bovary fand ich furchtbar langweilig, Effi Briest war ok. Anna Karenina dagegen war großartig.

    Dissen (in meiner Ausgabe mit kleiner Schrift) fast tausendseitigen Wälzer habe ich mir als Hörbuch zu Gemüte geführt. Sonst hätte ich vermutlich nicht durchgehalten, Teile übersprungen. So jedoch hatte ich 40 Stunden lang Ulrich Noethen in den Ohren, der das wirklich toll macht, wenn man sich erst einmal an sein doch recht flottes Sprechtempo gewöhnt hat.

    Die Geschichte der Titelheldin ist nur eine von eigentlich dreien, die in dem Roman erzählt werden. Den berühmten ersten Satz „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich; jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich.“, kennt fast jeder. Tolstoi erzählt weitschweifig, aber er erzählt sehr gut. Es gibt nur wenige Stellen, die ich mir etwas kürzer gewünscht hätte. Neben den Geschehnissen innerhalb der Familien gibt das Buch auch einen sehr umfassenden Einblick in die russische Gesellschaft. Der Roman spielt zwar in der Oberschicht, dennoch gibt es viele Szenen, in denen Bezug auf das einfache Volk genommen wird. Auch herrschen unterschiedlichste Ansichten bezüglich Reformbestrebungen und dergleichen. Als dies macht Anna Karenina zu einem wahrhaft großen Werk. Es gefiel mir dabei auch deutlich besser als Krieg und Frieden, da mein Interesse an Kriegstaktiken etc. eher gering ist.

    Eine große Lese- bzw Hörempfehlung von mir.

  2. Cover des Buches Krieg und Frieden (Leo Tolstoi) (ISBN: B0CH3HX6TW)
    Leo Tolstoi

    Krieg und Frieden (Leo Tolstoi)

    (508)
    Aktuelle Rezension von: Itsnotabout_Happyendings

    Tolstois "Krieg und Frieden" ist ein zeitloses Meisterwerk, das die Schicksale russischer Adelsfamilien während der napoleonischen Kriege verfolgt, insbesondere die Entwicklungen von Pierre Besuchow, Andrej Bolkonski und Natascha Rostowa. Der Roman verbindet persönliche Geschichten mit historischen Ereignissen und zeigt die psychologische Tiefe der Charaktere. Besonders eindrucksvoll sind Pierres und Nataschas Wandlungen. Tolstois schonungslose Darstellung des Krieges, insbesondere der Schlacht von Borodino, entlarvt heroische Mythen und thematisiert die Sinnlosigkeit des Krieges sowie die Rolle des Individuums in der Geschichte.

    Die Detailtreue des russischen Gesellschaftslebens im 19. Jahrhundert ist bemerkenswert, auch wenn die Vielzahl an russischen Namen und die Länge des Romans eine Herausforderung darstellen können.

    Empfohlen für:

    • Liebhaber komplexer Literatur
    • Geschichtsinteressierte
    • Leser philosophischer Themen
    • Fans tiefgehender Charakterentwicklung

    Weniger geeignet für:

    • Leser, die schnelle Unterhaltung suchen
    • Personen, die lange philosophische Passagen vermeiden
    • Leser, die Schwierigkeiten mit vielen Charakteren und Handlungssträngen haben

    Ein hilfreicher Tipp für das Lesen ist, eine Liste der Hauptcharaktere und deren Beziehungen zu erstellen.


  3. Cover des Buches Metro 2033 (ISBN: 9783453529687)
    Dmitry Glukhovsky

    Metro 2033

    (660)
    Aktuelle Rezension von: james_Hurt

    So mein Senf dazu .Das Buch ist richtig heftig. Die Atmosphäre ist so dicht, du fühlst dich, als würdest du selbst durch diese dunklen, kaputten Metro-Tunnel schleichen – ständig auf der Hut, voll Gänsehaut. Glukhovsky schafft es, diese postapokalyptische Welt so intensiv rüberzubringen, dass man den Moder fast riechen kann.

    Die Story zieht dich rein, auch wenn’s manchmal ruhiger wird – aber das passt zum Setting. Es geht nicht nur ums Überleben, sondern auch um Angst, Hoffnungslosigkeit und was vom Menschen übrig bleibt, wenn alles den Bach runtergeht.

    Kein locker-leichter Lesespass, aber wenn du auf düstere, fesselnde Welten stehst: absolut lesen!

  4. Cover des Buches Meister und Margarita (ISBN: 9783423143011)
    Michail Bulgakow

    Meister und Margarita

    (439)
    Aktuelle Rezension von: MEva

    Eigentlich sollte dies mein Lieblingsbuch sein; das Thema ist schaurig-schön, es beinhaltet einen sprechenden Kater und die zeitlose Geschichte des Gut und Böse.

    Ist es aber nicht. Grund ist die völlig unnötige umständliche Formulierung. Bei Kritikern als poetisch beschrieben bleibe ich einfach verdattert zurück - was darin gipfelt, dass ich nach jeden Kapitel den Inhalt googeln muss. Dieses Buch bedarf vieler Erklärungen - in der vorliegenden Ausgabe nehmen diese allein 100 Seiten ein - aber ein Personenregister hätte meiner Meinung nach auch hinzugefügt werden können. Am Ende heißt es wer sich durchbeißt wird belohnt: Diese Erfahrung blieb bei mir leider aus.

  5. Cover des Buches Lolita (ISBN: 9783644056312)
    Vladimir Nabokov

    Lolita

    (508)
    Aktuelle Rezension von: juni_mond

    Es wurde eigentlich schon alles über dieses Buch gesagt und geschrieben. 

    Mich hat der poetische Stil in dem dieses Werk (von solch einem Inhalt) gehalten ist sehr beeindruckt – so viele Wörter überliest man im ersten Rutsch beiläufig, aber ihnen wohnt eine tiefe Bedeutung inne – Aufmerksames Lesen ist hier also unerlässlich, will man das Werk voll zur Geltung kommen lassen.

    Was mich überrascht hat: selten habe ich so gewissenhaft mehrere Nachworte zu einem Roman berücksichtigt – Nabokov zählte sich nicht zu den Moralisten, er hat dieses Werk nicht mit der hauptsächlichen Absicht geschrieben eine Moral zu verkünden, dass diese Moral aber implizit mit dem Werk mitschwingt hat er nicht dementiert. Auf eine Nachfrage einer Journalistin, ob Lolita ein unmoralisches Buch sei antwortete er wie oben angedeutet, er sei kein Moralist und halte nichts von moralistischer Literatur, »Es [das Buch] hat aber doch eine sehr moralische Moral: Tu Kindern nichts zuleide. Humbert tut einem etwas zuleide. Sein Gefühl gegenüber Lolita lässt sich rechtfertigen, aber nicht seine Perversität.«

    (Entnommen aus dem Nachwort des Herausgebers).

    Humbert Humbert, ein Pädophiler, setzt im Egoismus seiner "Liebe" Lolita, ein junges Mädchen, gefangen und stiehlt ihr ihre Jugend und versucht über den ganzen Verlauf der Geschichte hinweg, die Lesenden zu täuschen.

    Ein Zitat aus dem letzten Kapitel – Spoilerwarnung!

    "Leser! Was ich hörte, war einzig die Melodie spielender Kinder, nichts als das, und so klar war die Luft, dass das Gehör in diesem dünnen Dunst sich mischender Stimmen - majestätisch und präzis, fern und zauberhaft nah, freimütig und himmlisch rätselhaft - dann und wann, als würde er freigegeben, einen fast artikulierten Ausbruch hellen Gelächters unterscheiden konnte oder den Schlag einer Baseballkeule oder das Geklapper eines Spielzeugwagens, aber alles war viel zu weit entfernt, als dass das Auge in den leicht eingravierten Straßen irgendeine Lebensregung hätte erkennen können. Ich stand in meiner luftigen Höhe und konnte mich an diesem musikalischen Vibrieren nicht satthören, an diesen einzelnen Rufen, die auf dem Hintergrund verhaltenen Gemurmels aufblitzten, und dann wusste ich, dass es nicht das Fehlen Lolitas an meiner Seite war, was diesen hoffnungslosen Schmerz verursachte, sondern das Fehlen ihrer Stimme in diesem Chor."

    Was für eine schöne Sprache für eine furchtbare Tatsache... "...das Fehlen ihrer Stimme in diesem Chor." Er nahm Lolita ihre Kindheit, weshalb sie nicht Teil dieses Chors sein konnte.


  6. Cover des Buches »Das drucken Sie aber nicht!« (ISBN: 9783492242684)
    Fjodor Michailowitsch Dostojewski

    »Das drucken Sie aber nicht!«

    (493)
    Aktuelle Rezension von: Anke_Kuehne

    Tolles Buch, ich bin nachhaltig beeindruckt!!! Dostojewski schrieb es vor über 150 Jahren und er ist moderner als viele Politiker heute… Sprachlich ist es sperrig und brillant. Außerdem war mir diese russische Epoche bislang unbekannt, ich habe viel gelernt.

  7. Cover des Buches Die Brüder Karamasow (ISBN: 9783746639000)
    Fjodor M. Dostojewski

    Die Brüder Karamasow

    (253)
    Aktuelle Rezension von: Lesung_vor_acht

    Der obligatorisch beste Roman aller Zeiten (Sigi Freud) gleicht einem elefantösen Mammutbrocken. Das rund 1242 Seiten lange Familienepos schildert auf theologischer und psychologischer Ebene den Niedergang einer Familie als exemplarisches Beispiel für das alte Russland. Rein inhaltlich handelt es sich zweifelsohne um ein Meisterwerk. Gewohnt scharfsinnig analysiert Dostojewskij die verschiedenen Milieus und weitet seinen Roman zu einer gewaltigen Gegenwartsstudie aus. Dass es sich trotzdem um ein zeitloses Werk handelt, zeugt von seinen philosophischen Kompetenzen.

    Wie gern würde ich fünf Sterne vergeben! Aber angesichts der Schwächen des Romans kann ich mir das nicht leisten.

    So scharfsinnig Dostojewskij sich mit Theologie und Psychologie auseinandersetzt, so klobig geraten seine Dialoge. Die Handlung des Buchs wäre schnell erzählt, aber aufgrund der haarsträubend überlangen Reden und unnötig detaillierten Monologe (die schon eher an ein Theaterstück erinnern) ähnelt das Buch eher einer Karikatur seiner selbst. Dostojewskij scheint es gänzlich unmöglich zu sein, präzise und genau zu formulieren - er schweift ab, entschuldigt sich durch den Mund seiner Figuren und setzt im nächsten Atemzug zum nächsten Monolog an. Er überlässt nichts der Fantasie. Ähnlich wie Umberto Ecos Werke legt sich auch dieses Buch bereits selbst aus, sodass man sich als Leser nur noch bequem für eine Sichtweise zu entscheiden hat (im Fall der Gerichtsverhandlung für einen der Erzrivalen Kirillowitsch oder Fetjukowitsch). Philosophisch vertreten sind dabei Idealismus (Aljoscha), Zynismus (Iwan), rationaler Materialismus (Kolja Krassotkin), Hedonismus (Fjodor Pawlowitsch), usw. Der angebliche Mörder Mitja steht für das alte Russland und Smerdjakow tritt als ideologisches Opfer Iwans auf. Iwan erkennt in sich selbst den Teufel.

    Das Buch ist ein Meisterwerk. Aber eben ein Meisterwerk mit dramaturgischen Schwächen.


     

  8. Cover des Buches Der Idiot (ISBN: 9783746638775)
    Fjodor M. Dostojewski

    Der Idiot

    (285)
    Aktuelle Rezension von: HenrikeSchwenn

    In den 1860ern kehrt der junge Fürst Myschkin nach Sankt Petersburg zurück, nachdem er aufgrund seiner Epilepsie lange in einer Schweizer Klinik gelebt hat. Er bemüht sich, Kontakte zu knüpfen und sich eine Existenz aufzubauen, doch sein Mitgefühl für die umschwärmte und verachtete Nastssja Filipowna wird ihm schließlich zum Verhängnis.

    Dieses Buch war in mehrerer Hinsicht schwere Kost. Ich fand es größtenteils sehr schwer und langatmig zu lesen, da für die fast 900 Seiten kaum etwas passiert. Myschkin ist ein eher passiver Protagonist, der die Dinge meist einfach geschehen lässt. Genau diese Tatenlosigkeit vermittelt aber sehr gut das allgegenwärtige Gefühl von Ohnmacht. Myschkin glaubt an das Gute im Menschen und will ihnen helfen, doch weder hat er die Fähigkeit dazu, noch wollen die Betroffenen überhaupt Hilfe annehmen. So fängt das Buch perfekt das Gefühl ein, hilflos der Selbstzerstörung eines Menschen zusehen zu müssen, der einem am Herzen liegt. Dabei ist nur schade, dass fast alle wichtigen Momente zwischen Myschkin, Nastassja, und ihrem Verehrer Rogoschin im Hintergrund stattfinden und ich keine richtige Beziehungen zu ihnen aufbauen konnte.

    Was mich bei der Stange gehalten hat und mir am stärksten im Gedächtnis geblieben ist, ist die dichte, beunruhigende Stimmung. Die russische Oberschicht verbirgt unter ihrem trägen Luxusleben eine hässliche Fratze: Alles läuft über Beziehungen und jeder will sich mit den richtigen Leuten gutstellen, um seine Position zu sichern. Wer Pech hat oder in Ungnade fällt, kann jederzeit abstürzen, was buchstäblich zum Tod führen kann. Menschen, die nicht hineinpassen, werden wie die Pest gemieden, weil der Umgang mit ihnen wie ein Makel abfärbt. Das bekommt auch Myschkin aufgrund seiner geistigen Behinderung zu spüren, wenn es ihm auch nicht bewusst wird. Am schlimmsten wird aber Nastassja Filipowna mitgespielt. Ihr reicher Ziehvater hat ihre Notlage als Waise ausgenutzt, um sie zu manipulieren und zu missbrauchen, was sie schwer traumatisiert hat. Während er ungestraft bleibt, wird die von der Gesellschaft verachtet, weil sie keine Jungfrau mehr ist.

    Die besondere Verbindung zwischen Myschkin und ihr entsteht dadurch, dass er sie als einziger als das Opfer in dieser Geschichte erkennt, das Hilfe braucht. Anstatt andere zu verurteilen, hat er Mitgefühl mit allen. Sein Vertrauen in das Gute macht ihn unvorsichtig. In der Oberschicht hat er keine Chance.

    Vor diesem Hintergrund hat mich beeindruckt, wie mitfühlend Dostojewski über seine Hauptfiguren schreibt, die unter der Unwissenheit und Verachtung ihrer Umgebung leiden. Myschkin erkennt zwar, dass Nastassja unter einer psychischen Krankheit leidet, kann aber natürlich nicht wissen, welche das ist und was man dagegen tun könnte.

    Insgesamt eine traurige Geschichte von Figuren, die von Anfang an keine Chance hatten. Sie hätte mir wahrscheinlich besser gefallen, wenn sie die wichtigen Handlungspunkte in den Vordergrund gerückt hätte. Außerdem vermisse ich die pure Bosheit und Düsternis, die ich an Dostojewskis anderen Büchern so geliebt habe. Seine charakteristische Stimmung, die jede Szene jederzeit eskalieren lassen könnte, gibt es aber auch hier.

  9. Cover des Buches Wächter der Nacht (ISBN: 9783453316188)
    Sergej Lukianenko

    Wächter der Nacht

    (956)
    Aktuelle Rezension von: Armillee

    Band 1 der 4-teiligen Serie habe ich im Tauschregal gefunden. Als Vampir-Fan war ich gespannt.

    Vampire, Gestaltwandler, Hexen, Magier und andere Wesen...das kommt alles hier vor.

    Zwei Organisationen haben vor langer Zeit Waffenstillstand geschlossen. Die Wächter der Nacht (die Guten) und die Wächter des Tages (ohOh)

    Es geht um das Gleichgewicht zwischen Gut + Böse. Verstöße werden von der Inquisition geahndet.

    Für mich ist die Hauptfigur (in allen 4 Bänden) Anton Gorodetzki, ein Mitarbeiter der Nacht mit wenig Magie. An seinen Gedanken lässt der Autor mich teilhaben. Er handelt manchmal aus unerfindlichen Gründen nur nach seiner Intuition und damit kommt er meistens ans Ziel. Er ist cool !

    Und er lernt seine Frau kennen, weiß es nur noch nicht. Eine nicht initiierte große Magiererin -> Sweta

    Der Chef der Nachtwache ist Geser und der Boss der Tagwache ist Sebulon (der eine ganz fiese echte Gestalt hat)

    Das hört sich nun erstmal sehr nach Märchen und Fantasie an, aber es ist durchaus real geschrieben und spielt um die Jahrtausendwende. Und das macht es für mich so spannend zu lesen.

    Ein Lesevergnügen ohne langweile Kapitel.



  10. Cover des Buches Verbrechen und Strafe (ISBN: 9783596907304)
    Fjodor M. Dostojewski

    Verbrechen und Strafe

    (170)
    Aktuelle Rezension von: Schlehenfee

    Rodion Romanowitsch Raskolnikow, ein ehemaliger Student, fristet ein ärmliches Dasein und muss immer wieder Geld bei einer alten Wucherin leihen. Da er sich zu Höherem berufen fühlt und die alte Frau für ihn nur eine Laus ist, will er sie umbringen. Nachdem Raskolnikow seinen Plan umgesetzt hat, plagt ihn jedoch sein Gewissen und die Polizei gerät auf seine Spur. Wird er mit seiner Tat davonkommen oder nicht? 


    „Verbrechen und Strafe“ ist mein erstes Werkt von Fjodor Dostojewski und ich wusste vorher nicht, dass Elemente eines Kriminalromans in dieses Buch eingeflossen sind. So wurde es unerwarteterweise phasenweise echt spannend. Vor allem Raskolnikows Katz-und-Maus-Spiel mit den Ermittlern und der verbale „Showdown“ mit Porfirij Petrowitsch waren ganz großartig herausgearbeitet.

    Durch die Ermordung der Alten glaubt Raskolnikow der Menschheit etwas Gutes zu tun, da er „unwertes“ Leben beseitigt. Wenn ihr euch jetzt fragt, „Habe ich das nicht schon einmal irgendwo gehört?“ oder es euch beklemmend aktuell vorkommt, dann geht es euch wie mir. Gerade die Aktualität der zugrundeliegenden Motive des Protagonisten, gepaart mit dem Blick auf arme und reiche Menschen in Sankt Petersburg, auf die man im Roman trifft, haben mich begeistert! Dadurch wird „Verbrechen und Strafe“ zu einem zeitlosen Meisterwerk.


    Es gibt noch einige weitere Erzählstränge, die sich um Sonja und Raskolnikows Familie drehen. Dabei geht es wieder um Armut und um Wege, daraus zu entkommen. Außerdem wird ein gutes Bild der damaligen Gesellschaft gezeichnet. Dies hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.


    Die Charaktere sind alle gut gezeichnet: Dunja gefiel mir extrem gut mit ihrer Charakterstärke, Dmitrij lockert die Handlung auf und bringt eine humorvolle Note mit ein, Sonja ist eine gute Seele und verantwortlich für die Läuterung Raskolnikows. Luschin ist ein Narzisst, Swidrigajlow ein widerlicher Pädophiler und Porfirij Petrowitsch ein gerissener Ermittler.


    Mit Swetlana Geiers Übersetzung bin ich sehr gut zurechtgekommen. Der Stil eines Romans aus dem 19. Jahrhundert wird als Rahmen beibehalten, doch lockern zeitgenössische Worte und ein modernerer Satzbau das Ganze auf lassen den Leser nicht ermüden. So macht das Lesen russischer Klassiker Spaß! Ich bin mir sicher, dass ich gerne noch zu weiteren Werken Dostojewskis greifen werde. 

  11. Cover des Buches Der Spieler (ISBN: 9783150146231)
    Fjodor M. Dostojewski

    Der Spieler

    (287)
    Aktuelle Rezension von: black_cat595

    Vibes:

    🔸Sprachlich gekonnt

    🔸kritisch

    🔸Spielsucht

    🔸provokativ


    Zunächst möchte ich erwähnen, dass man stellenweise wirklich den Wunsch hegt man möge doch die französische Sprache beherrschen, da einige Abschnitte mit vielen französischen Sätzen und Aussprüche gespickt waren und das ohne Übersetzung. Das Verständnis des Geschehens ist dadurch nicht beeinträchtigt gewesen, aber insgesamt ist es dennoch ein unschönes Gefühl.

    Die Geschichte selbst ist unfassbar gut aufgebaut und geschrieben. Die Charaktere werden am Anfang etwas überfallartig vorgestellt und es ist ein wenig anstrengend da den Überblick zu behalten. Aber die Beziehungen zueinander werden oft wiederholt und so wird man nie abgehängt. Zusammen mit dem Hauptcharakter kann man dann die Verwicklungen der Beziehungen der Charaktere untereinander aufdecken und versteht so mit jeder neuen Seite mehr von dem was eigentlich vor sich geht. 

    Ein zentrales Element ist in der Geschichte das Roulette. Es wird absolut überzeugend und gekonnt dargestellt. Nicht nur der Ablauf selbst, sondern auch die Sogwirkung, die diese Sorte von Spiel ausübt. 

    Spätestens am Ende der Geschichte waren die Rollen der meisten Charaktere größtenteils klar. Diese wurden im Verlauf zusammen mit dem Hauptcharakter aufgedeckt, um die Verwicklungen untereinander besser zu verstehen.


    Insgesamt ein sehr gelungenes Werk, dass mich begeistern konnte!

  12. Cover des Buches Die toten Seelen (ISBN: 9783862678303)
    Nikolai W. Gogol

    Die toten Seelen

    (119)
    Aktuelle Rezension von: berybooks

    Pawel Iwanowitsch Tschitschikow, ein findiger Finanzbeamter, zieht über's Land und kauft "Papierleichen" auf, verstorbene Leibeigene, deren Namen noch durch die Register geistern, weil er darin ein profitables Geschäft wittert. Nebenbei charakterisiert Gogol in dieser satirisch angehauchten Geschichte auch das Ständesystem des "alten Russlands", die lebensuntauglichen Herren der Provinzgüter und eine Welt, die es mittlerweile schon lange nicht mehr gibt (und die damals vielleicht auch schon eigentlich aus der Zeit gefallen war)

    Ich habe "Die toten Seelen" sehr gern gelesen. Der Schreibstil ist nicht so sperrig, wie man vielleicht bei einem so alten Roman erwarten würde und obwohl ich natürlich keine Ahnung von der damaligen Gesellschaft habe und darum bestimmt eine Menge der Anspielungen gar nicht verstanden habe, war es trotzdem unterhaltsam und zum Teil sogar lustig, wie Gogol so ironisch und kritisch seine Charaktere beschreibt.

  13. Cover des Buches Weiße Nächte. Ein empfindsamer Roman. Aus den Erinnerungen eines Träumers (ISBN: 9783150142370)
    Fjodor M. Dostojewski

    Weiße Nächte. Ein empfindsamer Roman. Aus den Erinnerungen eines Träumers

    (201)
    Aktuelle Rezension von: black_cat595

    Vibes:

    🔸Emotional

    🔸Berührend

    🔸Mitnehmend

    🔸Sprachlich gekonnt


    Der Autor nimmt uns hier mit in einige wenige Begegnungen des Hauptcharakters mit einer jungen Frau. Der Hauptcharakter ist ein einsamer Mann, der keine Kontakte im Leben hat und so von Tag zu Tag verschiedenen Wunschvorstellungen nachgeht. Doch dann trifft er bei einem seiner Spaziergänge durch die Stadt auf eine junge Frau, die scheinbar eine emotionale Krise durchmacht und er versucht ihr zu helfen. Schnell wird klar, dass sich die beiden ausgezeichnet verstehen und sich wieder sehen wollen. Nach und nach decken sie Elemente über das Leben des jeweils anderen auf. Wird das seine erste echte Beziehung zu einem anderen Menschen?

    Die Geschichte hat mich sehr berührt. Der Schreibstil, die Charaktere, die Beschreibungen; einfach alles liefert eine so gekonnte Darstellung, dass ich die Geschichte mit Eifer und Spannung verfolgt habe. Die Emotionen der Charaktere kommen wirklich überzeugend und greifbar rüber und man setzt sich parallel unweigerlich auch mit dem ein oder anderen tiefgründigen Thema auseinander.

    Die Geschichte ist insgesamt wirklich gut und trotz der Kürze so voller Inhalt, dass es einfach Spaß gemacht sie zu lesen.

  14. Cover des Buches Solaris (ISBN: 9783843705806)
    Stanislaw Lem

    Solaris

    (321)
    Aktuelle Rezension von: HenrikeSchwenn

    Als der Wissenschaftler Kris Kelvin auf der Raumstation Solaris eintrifft, merkt er sofort, dass dort nichts mit rechten Dingen zugeht. Der lebende Ozean, den die Station erforschen will, übt telepathischen Einfluss auf die Besatzung aus und auch Kelvin verfällt ihm bald...

    Dieses Buch hat mich von Anfang an mit seiner Atmosphäre gepackt. Man spürt die unfassbare Weite und Lebensfeindlichkeit des Weltraums und die Enge und Isolation der Raumstation. Obwohl gar nicht so viel passiert, ist das ständige Unbehagen durch die fremdartige Ozeanwelt und das gegenseitige Misstrauen greifbar. Eine gigantische Lebensform umschließt einen Planeten, bildet Strukturen, deren Sinn niemand versteht, und dringt in den Verstand der Menschen ein, die in seine Nähe kommen. Niemand weiß, ob er intelligent ist, ob er versucht, zu kommunizieren, und ob er ein Ziel verfolgt. Kelvin hat sein Leben dem Traum gewidmet, die Rätsel dieses Ozeans zu ergründen, die nun schon Generationen von Menschen beschäftigen, und muss am Ende erkennen, dass er nicht einmal sich selbst gut genug kennt. Nicht einmal ihrer eigenen Wahrnehmung können die wenigen Bewohner der Station noch trauen.

    Die Idee ist großartig: Die Menschheit entdeckt eine fremde Lebensform auf einem entfernten Planeten, die sich jahrzehntelang untersuchen kann. Dennoch entzieht sie sich dem menschlichen Verständnis und übt auf unheimliche Weise macht über jeden aus, der sich zu lange in ihrer Nähe aufhält. Man fühlt sich klein, unbedeutend und hilflos angesichts der unbegreiflichen Geheimnisse des Universums. 

  15. Cover des Buches Wächter des Tages (ISBN: 9783453316195)
    Sergej Lukianenko

    Wächter des Tages

    (514)
    Aktuelle Rezension von: Dani_Mer

    Seit vielen Jahren stand dieses Buch auf meiner „Vielleicht lese ich es mal“-Liste. Nun habe ich es zufällig geschenkt bekommen und endlich gelesen. Der Handlungsverlauf ist gut strukturiert, nachvollziehbar und durchaus spannend. Dennoch muss ich sagen, dass ich schon bessere Bücher zu diesem Thema gelesen habe. Aus diesem Grund kann ich den Hype um das Buch – selbst Jahre nach seiner Veröffentlichung – nicht ganz nachvollziehen.

  16. Cover des Buches Auferstehung (ISBN: 9783846011669)
    Leo Tolstoi

    Auferstehung

    (73)
    Aktuelle Rezension von: Milkjug
    Mit der ihm eigenen Zudringlichkeit bietet Tolstoi hier die Geschichte eines von Reichtum und Bequemlichkeit eingelullten Mannes dar, der plötzlich mit Fragen zu Schuld, Gerechtigkeit und Verderben konfrontiert wird.
    Die eigentliche Geschichte schwächelt vor sich hin während die Spannung eigenartigerweise mehr und mehr zunimmt.
    Eindrucksvolle Szenen, beißende Kritik und Tolstois verzweifelt überzeugter Lösungsansatz - all dies endet abrupt.
  17. Cover des Buches Eugen Onegin. Ein Roman in Versen (ISBN: 9783150004272)
  18. Cover des Buches Ausgewählte Dramen (ISBN: 9783104017877)
  19. Cover des Buches Doktor Shiwago (ISBN: 9783100022455)
    Boris Pasternak

    Doktor Shiwago

    (89)
    Aktuelle Rezension von: dunkelbuch

    Nach dem Tod seiner Mutter kommt der zehnjährige Juri Schiwago zu seinem Onkel Nikolai Wedenjapin und reift bei ihm zum Mann heran. Er absolviert ein Medizinstudium und heiratet seine Jugendliebe Tonja. Parallel dazu lernen wir die hübsche Larissa Antipowa, genannt Lara, kennen und erfahren, wie sie als Erzieherin in einem Privataushalt anfängt und sich später zu einem Studium an der Universität entschließt. Bei einem tragischen Unfall lernen Juri und Lara sich kennen, verlieren sich aber wieder aus den Augen. Erst viele Jahre später, im großen vaterländischen Krieg, treffen sie einander wieder. Juri ist inzwischen ein angesehener Arzt, der von einer Gewehrkugel verletzt wurde. Lara hat sich als Krankenschwester freiwillig an die Front gemeldet und pflegt ihn im Lazarett gesund. Viel Zeit zum Durchatmen bekommen niemand, denn danach breitet sich die Februarrevolution von Moskau stetig weiter aus. Das ganze Land befindet sich im Umbruch und Dr. Schiwago wird von seiner Familie getrennt und zur Zwangsarbeit verurteilt. Als er nach vielen Jahren freikommt, trifft er Lara wieder und verliebt sich in sie. Anstatt zu seiner Familie zurückzukehren, bleibt er bei Lara, obwohl sie beide wissen, dass ihr Glück nicht von langer Dauer ist. Schließlich zwingen die Umstände sie zur erneuten Trennung und Juri versucht sein Leben allein unter Kontrolle zu bekommen. Doch nicht einmal seine Arbeit als Arzt sagt ihm mehr zu.
    Boris Pasternaks berühmter Roman erzählt die Lebens- und Leidensgeschichte des Doktor Schiwago, festgemacht an vielen wichtigen Punkten der russischen Geschichte. Neben Hauptpersonen Juri und Lara tauchen mehrere hundert Personen auf – manche nur kurz, andere länger. Dadurch zeigt sich sowohl sein epochaler Umfang als auch seine größte Schwäche. Die Geschichte ist viel zu weitläufig erzählt. Vor allem ab dem Beginn der Februarrevolution ufert die Handlung immer weiter aus. Zig Kapitel haben nichts mit Juri oder Lara zu tun und man merkt deutlich, dass der Autor hier etwas den Fokus verloren hatte. Statt fortlaufender Handlung überwiegen ellenlange Dialoge und Monologe, damit scheinbar jede Person ihre Weltansicht detailliert erläutern kann. Leider setzt sich das bis zum Ende fort. Selbst nach Doktor Schiwagos unspektakulärem Tod ist die Geschichte nicht vorüber, sondern noch mehr Gespräche und Erkenntnisse müssen ausgetauscht werden. Hätte man da einiges gekürzt, es hätte dem Roman vermutlich nicht geschadet. Zumal die Geschichte durch (viel zu) vielen Ansichten eher sachlich erscheint und dadurch Gefühle und Leidenschaft meist ins Hintertreffen geraten. Man leidet daher auch nicht mit den Figuren, sondern weiß vorwiegend über die äußeren Umstände Bescheid.

  20. Cover des Buches Oblomow (ISBN: 9783423142793)
    Iwan A. Gontscharow

    Oblomow

    (88)
    Aktuelle Rezension von: culejule

    4,5 von 5 Sterne

    Ich durfte das Buch im Rahmen einer Lesegruppe lesen und bin super dankbar für die Buchauswahl, denn ich persönlich hätte nicht von mir aus diesen Klassiker angefasst.

    Das Wort "Oblomowerei" steht für die lethargische Haltung, der Faulheit und dem tatenlosen Träumen. Die perfekte Beschreibung für Oblomow: 30 Jahre jung und wie die Made im Speck lebend auf dem väterlichen Gut. Der Roman besteht aus 4 Teilen mit mehreren Unterkapiteln. Da wäre der erste Teil, der den Charakter Oblomow's der Leserschaft aufzeigt. Allein die ersten Kapitel spielen sich an einem Tag ab und man erhält einen interessanten Einblick in die Gedankenwelt des Protagonisten. Träge und müde ist der Alltag Oblomows, der von seinen wenigen Freunden Besuch erhält. Doch dann passiert etwas, womit ich persönlich nicht gerechnet hätte. Eine Frau tritt in das Leben Oblomow's auf. Wird er für die Liebe seine Lethargie überwinden bzw. besiegen können?

    Zugegeben: man muss sich schon auf diesen Klassiker ab der ersten Seite einlassen. Es lohnt sich aber, denn hier geht es vor allem um die Entwicklung einer interessanten Figur. Verglichen zu unserer heutigen Gesellschaft bzw. zu bestimmten Persönlichkeitstypen sind mehrere Parallelen feststellbar. Das Kapitel mit dem Traum war etwas skurril und ist Geschmacksache. Daher der halbe Stern Abzug.

    Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

  21. Cover des Buches Unheimliche Geschichten (ISBN: 9783423136440)
    Iwan S. Turgenjew

    Unheimliche Geschichten

    (8)
    Aktuelle Rezension von: Ferrante
    Turgenjews atmosphärisch sehr dichte, sog. "Unheimliche Geschichten" basieren eigentlich auf zeitgenössischen Erkenntnissen der Psychologie, und in ihnen allen sind die zunächst merkwürdigen Ereignisse rational erklärbar. Leider bietet diese Taschenbuch nur eine Auswahl, die sich trotzdem in der Übersetzung sehr gut liest. Ein erhellendes Nachwort schließt den Band ab.
  22. Cover des Buches Bei Regen in einem Teich schwimmen (ISBN: 9783442773725)
    George Saunders

    Bei Regen in einem Teich schwimmen

    (14)
    Aktuelle Rezension von: Maseli

    George Saunders präsentiert in seinem Buch „Bei Regen in einem Teich schwimmen“ 7 Kurzgeschichten 4 russischer Meister, begleitet den Leser bei der Lektüre, um ihn in eine vielleicht bisher unbekannte Welt des Lesens zu entführen. Mit Charme und Witz, Ernst und literaturerzieherischem Feingefühl öffnet Saunders durch seine Analyse der 7 Kurzgeschichten Türen zu ungeahnten Höhen und Tiefen, und vermittelt notwendiges Basiswissen zum Handwerk des Schreibens. Somit ermöglicht er eine neue, achtsamere und aufmerksamere Art des Lesens, die sich unvermittelt und geradewegs in den Lesenden einnistet und stellt ein Basiswissen zur Verfügung, welches bei der Auswertung der Lektüre hilfreich zur Seite steht. 

    Die in diesem Buch ausgewählten unten aufgelisteten Erzählungen stammen aus einer unglaublichen, 70 Jahre andauernden, künstlerischen Renaissance in Russland und sind, jede auf ihre Weise, Meisterstücke der Literatur, einzigartig in Komposition & Handlung und perfekt in der Ausarbeitung.

    Anton Tschechow – Auf dem Wagen

    Iwan Turgenjew – Die Sänger

    Anton Tschechow – Herzchen

    Leo Tolstoi – Herr und Knecht

    Nikolai Gogol – Die Nase

    Anton Tschechow – Die Stachelbeeren

    Leo Tolstoi – Aljoscha der Topf

    Meine persönlichen Leseeindrücke 

    „Bei Regen in einem Teich schwimmen“ ist ein äußerst gelungenes Buch über das Lesen und Schreiben, das mir anhand von 7 Kurzgeschichten erklärt, wie das Schreiben funktioniert und wie ich – die Leserin - , bewusst oder unbewusst, auf das Gelesene reagiere. Die Faszination liegt dabei darin, dass George Saunders in erstaunlich geistreicher, intelligenter und z. T. zutiefst bewegender Analyse jede einzelne Geschichte so auseinandernimmt und wieder zusammensetzt, dass ich nicht nur viel achtsamer und aufmerksamer lese, sondern mir auch endlich jenes Grundwissen aneignen konnte, um auszudrücken, wenn mir etwas nicht gefallen hat. Weil, wenn es mir gefällt, es für mich so unendlich einfach ist meine Begeisterung zu vermitteln, jedoch bei Kritik mir oft die Argumente fehlten, um meiner wenigen Begeisterung die richtigen Worte zu geben. Oft spürte ich, dass etwas nicht stimmte, konnte das Gefühl aber nicht fassen. Dafür, dass er mir etwas von der Kunst des Lesens gezeigt hat und ich beginnen kann zu verstehen, im Guten wie im Schlechten, bin ich George Saunders unendlich dankbar

    Ich habe alle sieben Kurzgeschichten gemocht und von allen gelernt, nicht nur das Lesen, sondern was Literatur leistet: sie sorgt dafür, das sich mein Geist zunehmend verändert.

    Da „Bei Regen in einem Teich schwimmen“ in vielen Aspekten ein ganz außergewöhnliches Buch darstellt, habe ich mich entschlossen, meine Buchbesprechung an dieses Außergewöhnliche anzupassen und nachstehend einige Aussagen aufgelistet, die ich auf mein Literaturleiterwägelchen WMUA – Was mir unweigerlich auffiel gepackt habe.

    • Stellen wir uns Struktur als eine Art Zuruf- und- Antwort zu. 
    • Wenn Sie wissen, wo die Erzählung hingeht, brüten Sie nicht darauf herum, schicken Sie die Erzählung dorthin, sofort.
    • Wenn eine Figur ständig dasselbe tut oder sagt oder dieselbe Handlung einnimmt, empfinden wir das als statisch, als Wiederholung eines Spielzuges – also als eine verpasste Chance der Weiterentwicklung.
    • Beim Lesen fallen auf: der Plot (an der Oberfläche), sprachliche Aspekte (subtiler), Strukturelles, Farbmuster, Rückblenden oder Vorausblenden, Perspektivwechsel.
    • Zu ausführliches und nacheinander Erzählendes bzw. Beschreiben hat seinen Preis: unsere Leseenergie sinkt.
    • Von der Kunst wollen wir diesen Augenblick: wenn wir etwas „wissen“ (es fühlen), es aber nicht formulieren können, weil es zu komplex und vielschichtig ist.
    • Die Aufgabe des Autors ist es, Tankstellen so auf dem Parcours zu platzieren, dass die Leser weiterlesen und es bis zum Ende der Erzählung schaffen. (z. B. ein Witz, Ausbruch von Ehrlichkeit, starke Sprache, Humor, eine saftige Beschreibung eines kleinen Stückchens Welt, eine Dialogpassage, etc.)
    • Eine Erzählung braucht nicht viel außer ein eine Reihe von Dingen, die aufeinanderfolgend geschehen, in denen wir ein Muster der Kausalität erkennen können. 
    • Jede Erzählung, die moralische Schwächen aufweist (die also sexistisch, rassistisch, homophob, pedantisch, aneignen, etc.) wird sich, wenn wir ausreichend analytisch herumschnüffeln, als handwerklich fehlerhaft herausstellen, und wenn diese Fehler behoben werden, wird sie auch (immer) eine bessere Erzählung.
    • Der Unterschied zwischen einem großen und einem guten Schriftsteller (oder einem guten und einem schlechten) liegt in der Qualität der Momententscheidungen, die er beim Arbeiten trifft.
    • Darauf lässt sich das Schreiben wirklich herunterbrechen. Wir lesen eine Zeile, reagieren auf sie, vertrauen dieser Reaktion (akzeptieren sie) und antworten sofort und intuitiv darauf.
    • „Wenn man die Leute langweilen will“, sagte Tschechow, „liegt das Geheimnis darin, ihnen alles zu erzählen.“
    • Schriftsteller und Leser sollen eine Verbindung eingehen. Das ist die Essenz dieser beiden Tätigkeiten: zu überprüfen, ob es eine Verbindung gib und wo und warum.
    • Wir sollten weder überschätzen, noch über Gebühr glorifizieren, was Literatur leistet. Insbesondere sollten wir uns ganz besonders davor hüten, ganz bestimmte Dinge von ihr zu verlangen.

    Fazit

    In „Bei Regen in einem Teich schwimmen“ präsentiert George Saunders anhand sieben Kurzgeschichten wie man von den russischen Meistern lesen, schreiben und leben lernen kann. Das tiefgründige Verständnis für Literatur, das George Saunders in seinem Buch vermittelt, ist von großem Wert für alle, die, wie ich, Literatur lieben.

    Wir haben den Zustand unseres Geistes vor der Lektüre mit dem nach der Lektüre verglichen. Und hier genau liegt, was Literatur leistet: Sie sorgt dafür, das sich ein Geist zunehmend verändert.

  23. Cover des Buches Anna Karenina (ISBN: 9780300203943)
    Leo N. Tolstoi

    Anna Karenina

    (11)
    Aktuelle Rezension von: janett_marposnel
    Mit Anna Karenina hat Tolstoi ein bedeutendes literarisches Werk geschaffen. Die vielen Seiten werden aber nicht allein durch Anna gefüllt, sondern vielmehr durch den ledigen Lewin, der einen interessanten Charakter mit Entwicklung darstellt. Im Grunde genommen stiehlt Lewin, der ein Freund von Annas Bruder ist, Anna Karenina ein wenig die Show in diesem Buch. Annas Bruder, namens Stiwa, betrügt seine Frau nach Strich und Faden, weshalb diese ihn, samt Kinderschar, nun endgültig verlassen will. Anna soll dieses Dilemma verhindern und verliebt sich bei diesem Unterfangen in den Grafen Wronski, wobei ihre Ehe ins Wanken gerät.

    Anna Karenina wurde 1877 veröffentlicht, zwanzig Jahre nach „Madame Bouvary“. Flauberts Geschichte um die untreue Gattin hat wahrscheinlich Pate für Tolstois großes Werk gestanden, denn es gibt viele Parallelen zwischen Anna Karenina und Emma Bouvary: Beide Damen verfügen über eine stolze, attraktive Anmut und sind von einer hoheitsvollen Aura umgeben, beide sind unglücklich mit einem Langweiler verheiratet und die große Wende in beider Leben wird durch einen Ball herbeigeführt. Beide Frauen haben eine Zeit lang viel gelesen und der Geliebte der Damen ist jünger, wobei Emma zwei Geliebte hatte, und man hat das unbestimmte Gefühl, dass beide Damen nie den Mann finden werden, der sie auf Dauer glücklich machen kann, weil beide ständig auf der Suche nach etwas im Leben sind, was das Leben ihnen niemals bieten kann. Das macht sie trostlos und unzufrieden und beide werden Opfer tiefer Depressionen, aus denen sie nur der Suizid zu befreien vermag.

    Wer sich an den dicken Wälzer heranwagt, wird nicht enttäuscht werden. Hat man sich erstmal durch die vielen Namen der russischen Schickeria durchgelesen, will man auch wissen wie es mit Tolstois adligem Romanpersonal, vor allem mit Lewin, der die autobiographische Rolle des jungen Tolstoi verkörpert, weitergeht und bis auf ein paar kleine Hänger zwischendurch, wird es auch nicht langweilig.
  24. Cover des Buches Picknick am Wegesrand. Utopische Erzählung (ISBN: B002B4JFT0)
    Arkadi und Boris Strugatzki

    Picknick am Wegesrand. Utopische Erzählung

    (133)
    Aktuelle Rezension von: Herbi-G

    Einst besuchten Außerirdischen die Erde. In Picknick am Wegesrand ist es anders. Hier wollten sie keine Menschen ausbeuten, keine töten und nicht alles vernichten. Nein, sie waren hier zu Besuch, und sind danach auch unbemerkt wieder verschwunden.

    Die Strugatzki-Brüder beschreiben in diesem Klassiker von 1972, der von der Büchergilde Gutenberg neu aufgelegt wurde und von Jörg Hülsmann Illustriert wurde, eine Begegnung der anderen Art.
    Bemerkt wurde ihr Besuch nur dadurch, daß sie Gegenstände, Artefakt hinterlassen hatten, die in Zonen lagern, die nur schwer von Menschen betreten werden können. Warum waren sie auf der Erde? Weshalb haben sie diese Gegenstände zurück gelassen? Wurden sie nicht mehr gebraucht oder wollten sie die Menschen auf eine Probe stellen.
    Die Hauptfigur Roderic Schuchart versucht einige der Artefakte unter Einsatz seines Lebens aus der Zone zu holen, und sie auf dem Schwazmarkt zu verkaufen.

    Picknick am Wegesrand ein ein Klassiker der Science-Fiction Literatur und es macht Lust diese Neuauflage zu lesen, und somit ein völlig anderes Science-Fiction Lesevergnügen zu haben.

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