Bücher mit dem Tag "russische revolution"
25 Bücher
- Stefan Zweig
Sternstunden der Menschheit
(209)Aktuelle Rezension von: Timo_JancaManch ausgewähltes Ereignis mag bekannt sein, jedoch versteht es Stefan Zweig die Geschichten emotional und mit tiefer Anteilnahme zu begleiten. Ihn interessieren die persönlichen Beweggründe und was die Betroffenen in der Stunde des Schicksals empfunden haben. Detailverliebte Beschreibungen und dramatische Sprache lassen u.a. die Entdeckung zweier Ozeane oder eine Episode aus Goethes Leben vor dem geistigen Auge lebendig entstehen.
- George Orwell
Farm der Tiere
(978)Aktuelle Rezension von: Donnie_DarkoFür mich persönlich ein Meisterwerk und Must-Read.
Der Schreibstil ist flüssig und die Lore einfach fantastisch. Schade das ich dieses Buch nicht früher entdeckt hatte und ich verstehe nicht warum es keine Schullektüre ist. Ich würde es jeden weiter empfehlen, da die Handlung immer aktuell ist. Jedenfalls hat es Lust auf mehr gemacht und ich werde als Nächstes 1984 lesen.
- Amor Towles
Ein Gentleman in Moskau
(153)Aktuelle Rezension von: holzmair_evaAm 21 Juni 1922 wird Graf Alexander Rostov von den Bolschewiken zu lebenslangem Hausarrest im berühmten Moskauer Hotel Metropol verurteilt, doch wird er diesen Hausarrest nicht in seiner edlen Suite mit Blick auf das Bolshoi-Theater verbringen, sondern in einem Dachzimmerchen ohne Komfort.
Das ist die Ausgangslage für den 462 Seiten umfassenden Roman von Amor Towles, in dem das Leben des fiktiven Grafen Rostov, wohl nicht zufällig gleichen Namens wie die Rostovs in Tolstois "Krieg und Frieden", bis zum Jahr 1954, das für den Protagonisten in vielerlei Hinsicht eine Zäsur darstellt, nachgezeichnet wird.
Brillant werden historische Ereignisse mit dem Schicksal des Grafen verwoben, der aufgrund seiner Erziehung die neuen Lebensumstände mit Disziplin und Neugierde zu meistern sucht. Er kann den geänderten Zeiten auch einiges abgewinnen, schließt Freundschaft mit dem kleinen Mädchen Nina, mit der Schneiderin Marina, dem Oberkellner, dem Chefkoch, macht sich nützlich (er ist unschlagbar, wenn es um die richtige Sitzordnung bei Treffen von Parteiapparatschniks geht), wird irgendwann selbst als Kellner eingestellt, denn seine ausgesuchte adelige Höflichkeit prädestiniert ihn geradezu für diesen Job.
Später wird ihm die erwachsene Nina ihre Tochter übergeben, weil sie ihrem Mann in die Verbannung folgt, und Graf Rostov mutiert zum spätberufenen Vater. Und, und, und.
Es geschieht so viel in diesem Hotel, das der Graf nie verlassen darf, dass die Leserin sich auf jedes neue Kapitel freut.
Das Buch - eine Empfehlung!
- Freda Lightfoot
Schatten im Bernstein
(8)Aktuelle Rezension von: Micha1985Inhalt: Abbie kehrt zur Beerdigung ihrer Mutter nach England zurück. In jungen Jahren ist sie mit ihrem damaligen Freund von dem sie schwanger war nach Paris durchgebrannt. Sie versucht zu verstehen, warum ihre Mutter Selbstmord begangen hat und wird in der Geschichte ihrer Großmutter Millie fündig, die sie zurück bis nach Russland führt...
Fazit: Hier habe ich ein richtiges Juwel gefunden. Diese Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Der Schreibstil der Autorin ist absolut mitreißend und die Charaktere sind so toll dargestellt, dass ist einfach richtig richtig mega! Man fiebert in jeder Szene und bei jeden Protagonisten mit... Und immer wieder überrascht einen die Autorin aufs Neue. Ganz nebenbei erfährt man auch noch was über die Geschichte Russlands, was zusätzlich spannend ist. Ich kann dieses Buch jedem nur ans Herz legen!!!
- Kai Meyer
Die Bibliothek im Nebel
(134)Aktuelle Rezension von: AleshaneeHistorische Romane die in der Zeit vom 1. und 2. Weltkrieg spielen lese ich ja eher ungerne - aber da mir Der Junge, die Bücher und die Nacht schon sehr gut gefallen hatte, musste natürlich auch der zweite Band um die Graphischen Viertel von Leipzig gelesen werden: und er hat mir sogar noch einen Tick besser gefallen!
Schon auf der Überfahrt von Artur im Jahr 1917 - er flieht aus Russland nach Deutschland - hab ich mich sehr über ein Wiedersehen mit einer geschätzten Figur aus dem ersten Band gefreut! Die Bände hängen ja nicht zusammen, aber wenn dann plötzlich am Rande ein Charakter auftaucht, den man schon kennt, ist das immer ein kleines freudiges Wiedersehen :)
Artur aber ist mit so gut wie nichts auf dem Weg in die Fremde: um seine Liebe Mara wiederzusehen.
Wie er auf das Schiff kam und warum er seiner Liebe hinterher reisen muss, erfahren wir in einem sehr spannend erzählten Rückblick.
Mit Liette erleben wir die anderen beiden Zeitstränge, die uns an die französische Mittelmeerküste entführen. Mit 11 Jahren entdeckt sie auf dem Dachboden im Hotel ihres Onkels in den alten, verstauten Überresten von Koffern ein mit Ketten verschlossenes Buch, das ihre Neugierde weckt.
30 Jahre später macht sie sich mit dem "Gentleman Ganoven" Thomas Jansen auf, um mehr über eine Person herauszufinden, deren Villa direkt neben dem Hotel schon seit Jahrzehnten leer steht und die Liette unbedingt kaufen möchte. Denn hier hat sie als Kind eine Bibliothek entdeckt: eine Bibliothek im Nebel.
Ich denke, in dieser losen Buchreihe steht vor allem immer die Liebe zu Büchern im Mittelpunkt und welche Geheimnisse sie über lange Zeit mit sich tragen können. In der gesamten Handlung ist spürbar, wie sehr Geschichten uns beeinflussen können, erzählt oder gelesen und natürlich lernen wir auch häusliche Bibliotheken kennen und entdecken die Bücherstadt Leipzig mit ihren zahlreichen Druckereien, Antiquariaten, Buchbindereien uvm. Auch ein geheimnisvolles Manuskript spielt eine Rolle, sowie ein Reporter der seine Memoiren schreiben möchte ...
Das Zusammentreffen von Liette und Thomas hat mir sofort viel Spaß gemacht. Seine Art, für Gerechtigkeit zu sorgen, ist zwar nicht sehr schön, aber er findet für sich einen Weg, wie er trotzdem gut schlafen kann. Da er damit Opfer unterstützt und sich selbst ein angenehmes Dasein bereitet kann er bisher gut damit leben.
Dass sich Liette nun an seine Fersen hängt und einen Auftrag für ihn hat, passt ihm nicht so gut ins Konzept, aber die delikate Verbindung der beiden sorgt für spannende und witzige Momente. Beide sind keine typischen Figuren, sondern haben viele Schattierungen, und auf der Suche nach der Vergangenheit raufen sie sich zusammen.
Es spielt um die Zeit der beiden Weltkriege und natürlich fließt das in die Handlung mit ein. Familien werden auseinander gerissen, verfolgt und getötet. Geheimpolizei, Überläufer, Flüchtende, sie alle sind im Strudel der machtpolitischen Kämpfe verwickelt: sie lassen sich treiben oder werden mitgerissen, manchen von ihnen gelingt es dabei aufzusteigen - andere gehen unter und verschwinden für immer.
Ein Roman, der mich vom Thema her gar nicht so sehr interessiert, aber Kai Meyer schreibt hier wieder so bildlich und spürbar, dass man alles hautnah miterlebt beim Lesen als wäre man selbst dabei.
Außerdem entwickelt sich eine Spannung, eine Neugier auf die vielen Geheimnisse, die es aufzuklären gilt, und wie die einzelnen Schicksale der Figuren miteinander verbunden sind. Dabei entdeckt man die kleinen Zusammenhänge und Überraschungen und gerät dabei immer tiefer in die Gefühle, Hoffnungen und Ängste der Menschen, die alle auf einer Suche sind. Gerade Artur wird vom Schicksal sehr gebeutelt, aber auch andere haben es nicht leicht und es gibt viele Dramen mitzuerleben!
Schön fand ich auch dass der Nebel immer wieder durch die Seiten wabert und eine die Atmosphäre verdichtet :)
Da ich mir sicher bin, dass der Autor gut recherchiert hat, war es spannend, diese Zeit zu erleben und hautnah mit den Figuren durch Russland, Leipzig und Frankreich zu reisen. Einzig bei den Dialogen war ich manchmal etwas "aus der Zeit herausgerissen", weil es sich wie in der Gegenwart anhört. Man erwartet irgendwie dass früher eben anders gesprochen wurde, wobei ich auch nicht wüsste, wie :) Mir ist einfach nur kein großer Unterschied aufgefallen, der die Sprache aus dieser Zeit hervorheben würde. Aber das nur so am Rande.
Insgesamt war ich von Anfang bis Ende gefesselt - und das Ende hat es nochmal in sich, das fand ich wirklich sehr gelungen und hat die Geschichte perfekt abgeschlossen!
Jetzt freu ich mich auf den nächsten Band um die Geheimnisse der graphischen Viertel! - Tania Schlie
Die Spur des Medaillons
(36)Aktuelle Rezension von: Nicole_ThoeneDie Autorin beschreibt in diesem historischen Roman den Werdegang von Natascha, Herausforderungen der sie sich ihrer Zeit stellen musste. Eine schwierige Zeitepoche für eine Frau, in der Natascha aufgewachsen ist. Parallel wird von Ninas Leben erzählt, dass auch etwas mit Nataschas Vergangenheit zu tun hat. Doch für ihren Traum gibt sie alles und lässt sich durch niemandem aufhalten. Ihre Geschichte hat mich total gefesselt und mir gezeigt, dass es sich definitiv immer lohnt an seinem Vorhaben festzuhalten und dennoch auch etwas Neues auszuprobieren. Ein anschaulicher Schreibstil ließ mich eintauchen in die Welt von damals und heute. Entstanden ist hier ein beeindruckendes Porträt mit allen Höhen und Tiefen, den solch ein innovativer Weg mit sich bringt. Das Buch ist ein interessanter und unterhaltsamer Roman. Es war was anderes, es war zeitweise auch schockierend und beängstigend, aber auch fesselnd und tiefgründig zugleich. Klare Weiterempfehlung.
- Alexander Osang
Die Leben der Elena Silber
(80)Aktuelle Rezension von: FortiAchtung (nicht sonderlich tiefgehende) Spoiler!
Eine Familiengeschichte über knapp 100 Jahre, die so einiges zu bieten hat: Geheimnisse, Legenden, Tragik, Konflikte, Schweigen, verschwundene Familienmitglieder, Migrationsgeschichten. Eins hat sie allerdings nicht: ein rundes Ende, das alles auflöst. Das machte es für mich aber auch sehr realistisch, denn in welcher Familie lassen sich schon alle Fragen nach der Vergangenheit beantworten. Das Thema Suche zieht sich durchs Buch – die Suche nach Antworten auf Fragen nach der Vergangenheit, die Suche nach Heimat, die Suche nach Familie. Ich fand es alles in allem eine stimmige Geschichte. Für mich eine zwar etwas lange (knapp über 600 Seiten), aber lohnende Lektüre. - Sam Eastland
Roter Zar
(48)Aktuelle Rezension von: ArmilleeDie Geschichte beginnt 1929, 10 Jahre nach der Ermordung des letzten Zaren und seiner Frau, den 4 Töchtern, sowie Alexei, der einzige Sohn.
Pekkala war ein enger Vertrauter des Zaren und nach der Revolution wurde er als Zwangsarbeiter in die sibirische Taiga geschickt. Er ist dort Baummarkierer, lebt völlig isoliert in einer selbstgebauten Erdhöhle und eigentlich überlebt man in dieser unwirtlichen Gegend in diesem Beruf im Schnitt nur 6 Monate.
1929 ist Stalin an der Macht und die Gerüchte um den Goldschatz des Zaren sind nie verstummt.
Nun wird Pekkala begnadigt, aber nur, wenn er die Ermittlungen aufnimmt um den oder die Mörder der Zarenfamilie zu finden. Sollte ihm das gelingen, ist er frei.
Ich sage es mal vorweg : ich bin kein Fan von diesem ganzen Spionagekram, Gulag, Kommunisten, Kalter Krieg, Bomben + andere Waffen u.s.w.
Aber ich habe mich schon auf den ersten Seiten festgelesen. Obwohl hier alles versammelt ist, was ich nicht mag, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Und das sagt eine Menge über die Qualität aus. Mein erstes Buch von Sam Eastland.
Es gibt zwei Handlungsstränge :
-> die Gegenwart, wie Pekkala wieder gefunden und rekrutiert wird. Dann begleitet ihn der Leser auf der Suche nach der (gefährlichen) Wahrheit bis zur Aufklärung.
-> der Rückblick, der bei Pekkalas Elternhaus und seinem älteren Bruder beginnt. Seit Vater ist Bestatter und Pekkala hilft ihm schon in jungen Jahren bei der Arbeit, denn später soll er alles übernehmen. Aber das Schicksal will es anders. Pekkala bewirbt sich für die Ausbildung als Kadett, um dem Zaren zu dienen / beschützen. Ich werde als Leser zur ersten Begegnung mitgenommen, lerne viel über den Tagesablauf der Zarenfamilie, wie es politisch sehr gefährlich wurde, das Exil und schließlich der scheußliche Mord an sechs Menschen..
Und auch ich will wissen -> wer war das ?
Und ich will wissen, ob es den Zarenschatz wirklich gibt !
Die fiktive Geschichte wirkt absolut real. Ich war dabei.
Am Ende des Buches hat der Autor die wahre Abfolge aufgelistet.
Ein Buch ist auch dann für mich super, wenn mich das Gelesene so bewegt, dass ich weiter im Internet recherchiere und noch mehr wissen will. Ich schau mir die Bilder und Fotos an und habe das Gefühl : dieser Autor hat mich 100% abgeholt.
- Hanna Caspian
Gut Greifenau - Nachtfeuer
(131)Aktuelle Rezension von: Leseratte023Der 2. Band der Gut Greifenau Reihe (Nachtfeuer) hat mich ebenfalls wie der 1. Band in seinen Bann gezogen.
Inhalt des 2. Bandes Gut Greifenau - Nachtfeuer:
Der 2. Band der großen Familien-Saga um das Gut Greifenau von Hanna Caspian voller dramatischer Verwicklungen für alle Leser von Anne Jacobs und alle Fans von Downton-Abbey
August 1914: Der Erste Weltkrieg beginnt, und Konstantin muss an die Front. Sein Vater ist unfähig, das Gut zu führen, das bald hochverschuldet ist. Die Verbindung von Katharina mit dem Kaiserneffen Ludwig von Preußen wird nun zur Überlebensfrage. Doch Ludwig tritt nicht nur seiner Verlobten Katharina zu nahe … Es droht ein Skandal! Katharina setzt ihre ganze Hoffnung auf eine Rettung durch den Industriellensohn Julius. Doch soll eine Ehe mit ihr ihm nur den Eintritt in den Adelsstand ermöglichen? Und dann ist da noch der Kutscher Albert, der sein Geheimnis nur im Dorf Greifenau klären kann.
Meine persönliche Meinung:
In diesem Band wird der Leser in die Geschehnisse des 1. Weltkrieges hineingezogen, vor allem wie es den Menschen außerhalb der Fronten ging.
Albert Sonntag, der Kutscher von Gut Greifenau, hat sein Geheimnis lüften können, nämlich, dass er seine Mutter und seinen Vater in unmittelbarer Nähe hat und auch seine Tante, der er sich bereits geoutet hat. Ob sein Vater sich ihm noch öffnen wird, ist fraglich. Dafür konnte Albert endlich seine Mutter kennenlernen persönlich und dieses Kennenlernen war so wunderschön zu lesen. :-)
Katharina wollte zunächst den Kontakt zu ihrem Julius abbrechen, hatte ihm dies auch per Brief mitgeteilt, doch dann gewann doch noch ihr Herz und sie floh mit ihm in einer Nachtaktion Ende Dezember 1917 von ihrem Zuhause, nämlich Gut Greifenau. Doch im letzten Augenblick wird sie von ihrem Vater, Adolphis von Auwitz-Aarhayn, welcher der Gutsherr von Gut Greifenau ist, entdeckt und von ihr mit zurück aufs Gut genommen. Für Julius und Katharina ist dies natürlich ein großer Schock, da die Flucht lange geplant war und sie hätte erfolgreich verlaufen können. Ob Julius seine geliebte Katharina wieder zu sich holen können wird, werde ich hoffentlich in den folgenden Bänden noch erfahren.
Ob Konstantin den Überfall überlebt, bleibt ebenfalls abzuwarten. Jedenfalls hat Rebecca Kurscheidt, die Grundschullehrerin von Greifenau, dadurch hoffentlich erkannt, wie tief Konstantin sie doch liebt und findet so wieder zurück zu ihrer Liebe, die sie eng unter Verschluss gehalten hat über mehrere Jahre. - Yuri Slezkine
Das Haus der Regierung
(3)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchDieses Mammutwerk hat mich sehr beeindruckt, wie viele Jahrzehnte wird der Autor für diese1340 Seiten recherchiert haben? Außerordentlich vielschichtig zeigt der Autor an einer Grupppe Bolschewiki deren inneren Kämpfe, Lebensgewohnheiten, Denkweisen und Schicksale auf. Dabei bedient er sich fast einer Collagetechniik aus Briefen, Tagebuchaufzeichnungen und Literaturstellen, dazwischen werden aber auch Einzelschicksale erzählt, die z.T. sehr bewegend sind. Fast kein Lebensbereich wird ausgespart, von dem Ringen mit der eigenen Spiritualität, von den Überlegungen, wie könnte ein nicht bourgoises Leben aussehen bis zur Mode, Essen , Alltagsgewohnheiten, Kindererziehung, Freundschaften und den Auseinandersetzungen um Kunst und Literatur. Ein großer Teil des Buches spielt im "Haus der Regierung" gegenüber vom Kreml. Vorangestellt ist ein langes religionsgeschichtliches Kapitel, mit dem der Autor zeigen will, dass auch die revolutionäre Bewegung der russischen Revolution eine quasi- religiöse Erweckungsbewegung darstellt. Die These ist nachvollziehbar, greift aber etwas zu kurz, denn vor vielen Fragen, die die Revolutionäre damals hatten, stehen wir heute auch noch. In den 20iger Jahren erscheint die geschilderte Gesellschaft als ein gärender , brodelnder Kessel mit der Suche nach der Utopie, bis Stalin alles niedergewalzt hat. Die Stalinschen barbarischen Säuberungen bleiben trotzdem ein Rätsel, gab es irgendeine, wie auch immer geartete historische Notwendigkeit dafür oder sind sie einzig und allein dem paranoiden, machtbessenen Hirn eines Psychopathen entsprungen? Das Buch hat mich auch gelehrt, was diese Kultur für Spuren hinterlassen hat , z.B. die Bildungsbeflissenheit und den Lesehunger. Wer bereit ist für 1300 Seiten, für den kann dieses Buch eine enorme Bereicherung darstellen.
- Petr A. Arsinov
Anarchisten im Freiheitskampf : Geschichte der Machno-Bewegung (1918-1921).
(1)Noch keine Rezension vorhanden - Yulia Marfutova
Der Himmel vor hundert Jahren
(2)Aktuelle Rezension von: pardenIN EINEM RUSSISCHEN DORF UM 1918...
Ein russisches Dorf um das Jahr 1918. Die Revolution hat bereits stattgefunden, der Bürgerkrieg ist in vollem Gange, aber die Bewohner haben von den historischen Ereignissen noch nichts erfahren. Das untergehende Zarenreich ist groß, die Informationen fließen langsam. Doch selbst an einem Ort wie diesem steht die Zeit nicht still: Der Dorfälteste Ilja, zum Beispiel, trifft seine Wettervorhersagen neuerdings mit Hilfe eines gläsernen Röhrchens, das er hütet wie seinen Augapfel. Der alte Pjotr dagegen belauscht lieber den nahegelegenen Fluss und dessen Geister. Aber noch scheinen die Fronten beweglich. Nun ist ausgerechnet Iljas Frau, Inna Nikolajewna, so abergläubisch wie Pjotr. Als ihr ein Messer herunterfällt, taucht ein Fremder im Dorf auf. Der viel zu junge Mann trägt keine Stiefel, aber eine fadenscheinige Offiziersuniform, und wenn er muss, erzählt er jedem eine andere Geschichte. Man beäugt ihn, bedrängt ihn, bald nicht mehr nur mit Fragen - und doch kommt nicht einmal die junge Annuschka dahinter, weshalb er ins Dorf gekommen ist. Und vor allem: warum er bleibt... (Verlagsbeschreibung)
Pjotr und Ilja sind die ältesten Männer in dem kleinen, vollkommen abgeschiedenen russischen Dorf um 1918 und stehen für die Gegensätze Tradtion und Fortschritt. Während Pjotr jeden Morgen zum Fluss geht und die Zeichen der Natur deutet, um das Wetter zu bestimmen, setzt Ilja auf ein gläsernes Quecksilber-Röhrchen, das er ohne Unterlass beobachtet und hütet wie einen Schatz. Im Dorf gibt es Anhänger beider Fraktionen, doch ergeben sie trotz aller Gegensätzlichkeit wie Yin und Yang die Dorfgemeinschaft.
Das empfindliche Gleichgewicht wird gestört, als Iljas Frau ein Messer herunterfällt. Denn wie jeder weiß: "Fällt ein Messer herunter, kommt ein Mann ins Haus." Tatsächlich bewahrheitet sich das Sprichwort: ein Fremder kommt ins Dorf, in zerschlissener Uniform und sehr wortkarg. Er wohnt fortan beim Dorfältesten Ilja, beobachtet und wird beobachtet, wird schließlich sogar in den Umgang mit dem empfindlichen Röhrchen eingewiesen. Niemand weiß, weshalb der Fremde gekommen ist oder woher er stammt, und er schweigt dazu, deutet nach einiger Zeit jedoch an, dass Ideen ins Dorf kommen würden.
Was jedoch kommt, sind Realitäten. Realitäten, die das Leben im Dorf aus den Fugen geraten lassen. Und die - bestenfalls - wieder verschwinden müssen. Aber wie nur?
Ein kleiner feiner Roman ist Yulia Marfutova da gelungen, ein Debüt noch dazu, das es gleich auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2021 geschafft hat. Handlungsarm aber stimmungsvoll - und vieles, das zwischen den Zeilen steht, gespickt mit einem feinen Humor. Der Autorin gelingt es, einen atmosphärisch in jenes Dorf um 1918 zu versetzen, neben die kauzigen, neugierigen, ungebildeten, naiven und abergläubischen Bewohner:innen, die vom Weltgeschehen oder auch von der Revolution im eigenen Land nichts mitbekommen, außer dass alle jungen Männer aus dem Dorf eingezogen wurden und meist verschwunden blieben. Doch die herandrängenden Realitäten lassen erahnen, dass nun wohl andere Zeiten anbrechen.
Ein leiser, poetisch verdichteter Schreibstil ließ mich tief eintauchen ins Dorfgeschehen, in die von Armut und Hunger geprägte Gemeinschaft, den verschiedenen Charakteren folgen, der unaufgeregten Geschichte lauschen. Dafür sorgte auch Jutta Seifert mit ihrem versierten Vortrag des ungekürzten Hörbuchs (4 Stunden und 24 Minuten).
Ein wirklich gelungenes Debüt!
© Parden
- Frank Argos
Todesfalle Zarengold
(6)Aktuelle Rezension von: Siko71Eine Truppe junger Studenten aus Moskau macht sich auf die Suche nach dem sogenannten Schatz des Zarengolds. Ihr Anführer Michail Kutusow jedoch, hat andere Pläne mit seinen Gehilfen. Auf der Suche nach dem Schatz erleben die Studenten recht merkwürdige Dinge, es gibt ernsthafte Verletzungen und Gefahren, dennen sie ausgesetzt sind. Als sie dann bei den "Yeti" landen, ist das Schicksal alle besiegelt...
Ein spannender Roman, den man nicht mehr aus der Hand legen will, weil die Abfolge der Handlung hintereinander weggeht. Allerdings, und das ist mein Punkt Abzug, sind manche Passagen so ausfühlich geschildert, dass man glaubt ein Lexikon zu lesen. Ansonsten alles in allem eine glatte Weiterempfehlung und volle Sterne.
- Peter Michalzik
Die Liebe in Gedanken
(5)Aktuelle Rezension von: Beate_KrausWährend der Briefwechsel zwischen Marina Zwetajewa, Boris Pasternak und Rainer Maria Rilke teilweise schwer zu verstehen und umständlich formuliert ist, wird in diesem Buch ein Überblick gegeben, der uns in eine turbulente Zwischen-Epoche mitnimmt. Die Geschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts beutelt die drei Dichter*innen ganz gehörig. Zwei von ihnen sind im Exil, der Dritte wird zuhause in Moskau nicht froh. Die alte Welt, die sie kannten, geht unter, während die neuen Zeiten nichts Gutes verheißen.
Zwischen Marina Zwetajewa und Boris Pasternak entsteht ein Schriftwechsel, der zögerlich beginnt, dann aber immer mehr an Fahrt aufnimmt. Nach einiger Zeit zieht die junge Frau auch Rilke mit in diese Konstellation hinein, wodurch sich wieder eine neue Dynamik entwickelt. Der Autor, Peter Michalzik, schildert all dies so spannend, dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen mag.
Viele der Gedichte der drei Lyriker*innen lassen sich nach der Lektüre des Buches besser verstehen. - Übrigens kennt man Pasternak ja vor allem als Autor des "Doktor Schiwago", er selbst hat sich aber immer als Lyriker verstanden. Er hat sehr intensiv an der Frage geforscht, welche Art von Dichtung einem neuen Zeitalter gerecht wird. (Ob er die Aufgabe gut gelöst hat, wird hier nicht diskutiert, nur angeschnitten.)
Ziemlich genau 100 Jahre nachdem der Briefwechsel stattfand, ist es unglaublich spannend, über die Zeit und ihre Schriftsteller*innen zu lesen. Gerade jetzt, wo die Beschäftigung mit der Geschichte Russlands wieder interessant wird...
- Alexej Tolstoi
Aelita,
(1)Aktuelle Rezension von: buchwanderer„Die wichtigste Waffe ist der Entschluß! Wer sich entschließen kann, hat auch die Macht.“ (S.202)
Zum Inhalt:
Von den irdischen Verhältnissen desillusioniert fasst der Ingenieur Losj den Beschluss, die Erde zu verlassen. Die gewagte Reise will er in einem selbst entworfenen und gebauten Raumschiff bewerkstelligen. Er sucht via Annoncen Unterstützung, woraufhin sich der ehemalige Rotgardist Gussew an seine Seite stellt. Es gelingt den beiden Verwegenen auch die Reise zum Roten Planeten heil zu überstehen, feststellend, dass dieser bewohnt und der Erde, v.a. in gesellschaftlichen Aspekten äußerst ähnlich ist. Aëlita, die Tochter des de facto Alleinherrschers Tuskub, und Losj kommen sich im Laufe den Studien der beiden „Himmelssöhne“ näher und lernen einander schätzen und lieben. Tuskub, ein ewig Gestriger und Verneiner jedeweden Fortschrittes, will sich der beiden Eindringlinge entledigen, wobei er nicht vor dem Versuch zurückschreckt für ein Mordkomplott auch seine Tochter zu instrumentalisieren. Diese jedoch stellt sich auf die Seite Losjs. Als Gussew auch noch einen Aufstand des Marsproletariats anführt, wird es eng für die drei. Es bleibt nur noch der Ausweg der Flucht zurück auf die Erde, dem Roten Planeten, der ohnehin im Sterben liegt, den Rücken kehrend.
Fazit:
„Aëlita“ gehört zu den klassischen Werken der sowjetischen Phantastik. Der Text wirft Fragen gesellschaftpolitischer Relevanz auf, die nichts von ihrer Aktualität eingebüßt haben. Alexej Tolstoi schreibt „Aëlita“ als Metapher. So hält Ulrike Stephan dies auch in ihrem Nachwort fest, indem sie schreibt: „…; in »Aëlita« setzt er sich das erste Mal mit der russischen Revolution auseinander und versucht, sie als Künstler zu verstehen, in ihr eine gesetzmäßige Etappe in der Menscheitsgeschichte zu sehen und die Geschichte nicht nur als Summe vergangener Epochen, sondern als zukunftsweisende Erfahrung zu begreifen.“ (S.199) Tolsoi bedient sich des SF-Genres nur als Medium zur Verbildlichung seiner Ideen, was auch den recht saloppen Umgang mit naturwissenschaftlichen Fakten anbelangt, sowie die Degradierung von Technik als Beiwerk, was in der SF auf manchen Leser befremdlich wirken kann.
Zum Buch:
Für die Umschlaggestaltung des in der Reihe „SF-Utopia“ als vierter Roman erschienen Bandes zeichnen wieder Regine Schulz und Burckhard Labowski verantwortlich, wobei sie mit dem etwas avantgardistischen Entwurf dem Inhaltlichen des Textes einen treffenden bildnerischen Ausdruck verleihen. Der Bedruckstoff ist, dem Buchtyp und der Zeit entsprechend recht grobfaserig, griffig und passabel zu zum Buchblock verleimt. Typografisch ist der Text minimalistisch gehalten, wobei nur ein paar kleinere Druckfehler den Gesamteindruck etwas trüben.
- Danielle Steel
Die Schneetänzerin
(41)Aktuelle Rezension von: peedeeDanina Petroskova kam als mutterloses, siebenjähriges Mädchen in die Ballettschule von Madame Markova in St. Petersburg. Mit siebzehn Jahren ist sie Primaballerina. Um die geforderten Leistungen zu erbringen, muss sie dem Tanz alles unterordnen. Jahrelang ist das für Danina kein Problem, doch dann schlägt das Schicksal – und auch die Liebe – zu. Sie muss sich entscheiden…
Erster Eindruck: Auf dem Cover der Taschenbuchausgabe von 2006 sieht man ein geöffnetes Fenster mit üppigen Vorhängen mit Aussicht auf verschiedene Gebäude. Gestalterisch ist es leider nicht so ganz mein Fall.
Die Geschichte startet mit einem eher langen Prolog, nämlich 17 Seiten in Vermont/USA mit der Enkelin von Danina: „Sie war die Grossmutter mit den funkelnden Augen, die für ihr Leben gerne mit mir Rollschuh lief, sogar noch mit Ende achtzig […].“ „Granny Dan war Magie. Granny Dan schien aus Luft und Feenstaub und Engelsflügeln zu bestehen […].“ Ist das nicht grossartig? Danach geht es hauptsächlich zurück in die 1910er Jahre in Russland, zu der Zeit der Zaren.
Danina Petroskova wird dank ihrer Leidenschaft zum Ballett und unermüdlichem Training eine aussergewöhnliche Primaballerina, die allen Zuschauern ihrer Vorstellungen in Erinnerung bleiben wird. Die Leiterin der Schule, Madame Markova, fordert Danina bis aufs Äusserste. Sie sieht grosses Potenzial in ihr, aber nur wenn sie sich ausschliesslich aufs Tanzen konzentriert. Ein Mann oder ein Privatleben ist da nicht vorgesehen! Als ich gelesen habe, wie viele Stunden Danina trainierte, wurde mir schier anders. Solche Leistungen kann wirklich nur jemand erbringen, der für den Tanz brennt. Ballett als Beruf auszuüben ist unwahrscheinlich anstrengend – und bei jeder Verletzung kann der Karriereknick kommen! Madame Markova sah ich bildlich vor mir als ältere, verbitterte Frau.
Nikolai Obrajenski ist einer der Ärzte der Zarenfamilie. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Die Ehe ist nicht glücklich, denn seine Frau, eine gebürtige Engländerin, fühlt sich in Russland unwohl, sie liebt ihren Mann nicht und zudem interessiert sie sich nicht für seinen Beruf. Aber sie will die Ehe trotzdem aufrechterhalten. Es passiert, was passieren musste: Nikolai verliebt sich in Danina – aber diese Liebe darf nicht sein! Es kommen schwere Zeiten auf sie zu…
Der Epilog hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wie ist das, erst nach dem Tod der Grossmutter so viel über ihr Leben zu erfahren? Am liebsten würde ich gerne noch viel erzählen, aber ich will keine Lesefreude vorwegnehmen. Das Buch hat sich flüssig lesen lassen, auch wenn die Sprache natürlich ein wenig ungewohnt klingt, doch das war früher eben anders. Als ich mich einmal eingelesen hatte, fiel es mir auch fast nicht mehr auf. Ein emotionales Buch über Leidenschaft, Verpflichtung und auch Liebe – 5 Sterne! - Annis Bell
Die Orlow-Diamanten
(45)Aktuelle Rezension von: GreyswanDer dritte Fall beginnt mit dem Mord an dem russischen Attaché Orlow und führt David und Jane von Ermittlungen im Londoner Stadtteil Holborn nach Sankt Petersburg und zurück. Dabei begegnen sie russischen Revolutionären und werden von Menschen aus ihrem privaten Umfeld enttäuscht. Hinzu kommt, dass David in den Verdacht gerät und mächtig daran zu knapsen hat und sie sogar nach Sankt Petersburg fliehen müssen.
Ähnlich wir in den vorangegangenen Büchern hat die Geschichte mit den russischen Revolutionären einen sehr interessanten Rahmen. Die Reise nach Russland gerät hier zu einem besonderen Schmankerl, weil sie mir wie eine kleine alternative Städtereise vorkam.
Die Beziehung zwischen David und Jane, aber auch zwischen Blunt und Jane reift und man kann nachvollziehen, was die Freundschaft zwischen den Personen ausmacht.
Ein kleiner Wermutstropfen: Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und zwischenzeitlich hatte ich etwas Schwierigkeiten, den Überblick über die ganzen Personen zu behalten, weil es so viele neue waren.
Gerne mehr davon ;-)
- Viktoria Bolle
Blumental - Leeres Land
(34)Aktuelle Rezension von: UlrikeBodeDas Cover ist sehr ausdrucksstark gestaltet, bis auf Olga, die Ihr Zuhause betrachtet, welches nur angedeutet ist. So kommt es dem Titel leeres Land sehr nahe.
Die Protagonisten sind sehr bildhaft und authentisch beschrieben und auch in ihren Charakteren toll ausgearbeitet.
Das Ich "Die Brücke nach Hause", ihr Debüt gelesen habe, wusste ich dass ihre historischen, biographischen Bücher unglaublich berühren, ehrlich und voller Tragik sind aber auch ihr bilgewaltiger Schreibstil macht jeden ihrer Romane zu einem Erlebnis.
Thema dieses Romans sind Kolchose, Diskriminierung, Enteignungen, Hungersnot und Ausbeutung von Arbeitskraft, unbezahlbare Steuern in Form von Lebensmittelabgaben, die nicht realisierbar sind. aufgrund von Macht, Gier und menschlicher Verachtung.
Ich habe mit Olga gelitten und gelebt. Sie ist ein unglaublich starker Charakter und sehr diplomatisch. Viele der Frauen haben diese Tugend inne, während die Männer versuchen sich mit Händen und Füßen zu wehren, was sie oft mit dem Tod oder anderen unmenschlichen Konsequenzen büßen müssen.
Es war schön zu erleben, dass Olga noch lebt, wenn auch dement. Der Rückblick auf ihr Leben war sehr tragisch und berührend, man kann sich gar nicht vorstellen wie sich ein solches Leben anfühlt. Die Autorin schafft es aber dennoch dem Leser ein Gefühl für das Leben zu geben, automatisch entwickelt man Empathie aber auch Sprachlosigkeit.
Ich kann diesem Roman nur eine klare Leseempfehlung geben, es rüttelt auf, erinnert an Zeiten, die niemand erleben möchte und hat mich demütig und still werden lassen.
Ich freue mich sehr auf den zweiten Band und bin gespannt wie Olgas Leben sich weiter entwickelt hat.
Chapeau und vielen Dank.























