Bücher mit dem Tag "sammelleidenschaft"
24 Bücher
- Cecelia Ahern
Der Glasmurmelsammler
(407)Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerinNach einem Schlaganfall lebt Fergus Boggs in einem Pflegeheim und leidet unter Gedächtnisstörungen und Erinnerungslücken. Nach einem Jahr seines Aufenthalts werden Kisten aus seiner alten Wohnung geliefert, die seine Tochter Sabrina sichtet. Dabei entdeckt sie eine umfangreiche Murmelsammlung, von der sie bisher nichts wusste. Ihr Vater hat die Murmeln akribisch archiviert, aber einige wertvolle Murmeln fehlen, weshalb sich Sabrina auf die Suche nach ihnen begibt. Dabei erfährt sie erst von der Leidenschaft ihres Vaters und dass er seit Jahrzehnten ein geheimes Doppelleben führte. Sabrina fühlt sich getäuscht, ist enttäuscht und fragt sich, was ihr Dad noch alles vor ihr und ihrer Mutter verborgen haben mochte. Beim Wandeln auf den Spuren der Vergangenheit ihres Vaters merkt sie jedoch, dass sie ihrem Vater gar nicht so unähnlich ist.
Der Roman wird wechselnd aus den Perspektiven von Fergus und Sabrina erzählt. Während sich Sabrinas Suche nur auf einen Tag beschränkt, wird Fergus' Leben beginnend mit seiner Kindheit erzählt, als er nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seiner Mutter und drei Brüdern von Schottland nach Irland gezogen ist. In ärmlichen Verhältnissen in Dublin wurden die Murmeln zu einem Halt für ihn. Über die Jahre hinweg perfektionierte er sein Geschick im Spiel mit den Murmeln. Der Tod seines ältesten Bruders und die Heirat mit seiner Frau Gina führten zu einem Einschnitt. Das Murmelspiel wurde zu seinem Geheimnis, zu seiner persönlichen Freiheit.
Sabrina ist 33 Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Ihre Beschäftigung als Bademeisterin in einem Altenheim erfüllt sie nicht. Zudem fühlt sie sich durch ihren Mann unter Druck gesetzt. Das Auffinden der Murmeln und die Suche nach Erklärungen, um ihren Vater besser verstehen zu können, ist einerseits aufgrund des Vertrauensbruches belastend, andererseits jedoch wie ein Befreiungsschlag, ihren Vater und auch sich selbst besser kennenzulernen.
"Der Glasmurmelsammler" beschreibt ein fast vergessenes Hobby mit einer ungeahnten Bandbreite an Spielvarianten und Murmeln mit verschiedensten Mustern, Größen und Werten.
Es ist eine Familiengeschichte mit einem Hauch von Nostalgie, die bis zur Entschlüsselung aller Geheimnisse einfühlsam und unaufgeregt erzählt wird und authentische Charaktere zeichnet, die am Ende zu sich selbst finden. Es ist ein Roman über zweite Chancen, Liebe und Vergebung, bei dem am Ende vielleicht nicht ganz nachvollziehbar ist, warum Fergus so ein Geheimnis aus seiner Leidenschaft machte und bei dem etwas eigentümlich erscheint, dass Sabrinas Suche nach Wahrheit an nur einem einzigen Tag stattfindet.
- Patrick Rothfuss
Die Musik der Stille
(239)Aktuelle Rezension von: Arius„Diese Geschichte ist für alle leicht angeknacksten Leute da draußen. Ich bin einer von euch. Ihr seid nicht allein. Und in meinen Augen seid ihr alle schön. – Patrick Rothfuss“
Wer die Königsmörder-Chronik kennt, von der bisher zwei Bände (in Deutschland drei, da der zweite Band geteilt wurde) erschienen sind, kennt Auri bereits. Die Musik der Stille ist nicht der dritte Band der Reihe, sondern ein Ergänzungsband, der dem Leser Auri mitsamt ihren Besonderheiten nahebringen soll. Um Auri verstehen und genießen zu können, sollte der Leser jedoch die bisher erschienenen Bände der Trilogie bereits kennen.
Nachdem mich die ersten beiden Bände der Königsmörder-Chroniken echt gefallen haben, hatte ich mir leider mehr von Auris Geschichte erhofft. Ich fand Auri schon zuvor eine sehr spannende Persönlichkeit und wollte gerne mehr über sie erfahren. Doch wie schon der Autor in der Vorbemerkung im Buch geschrieben hat, ist dieses Buch anders und nicht unbedingt für jeden das Richtige.
Der Schreibstil ist - wie in den bisherigen Bänden - einfach nur schön und außergewöhnlich. Ich liebe den Stil, den Patrick Rothfuss hat. Er schafft es immer wieder, schöne Atmosphären zu schaffen und einen mit seiner schönen Wortwahl in den Bann zu ziehen.
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Handlung:
Auri erwacht eines Tages und ist sich sicher, bald Besuch von Kvothe zu bekommen. Darauf muss sie sich vorbereiten, vor allem benötigt sie ein passendes Geschenk für ihn. Der Roman erzählt von Auris Tagen vor dem erwarteten Besuch.
Als Leser ist es nicht immer leicht, den Gedankengängen von Auri zu folgen, zu der auch andere Bezeichnungen von Gegenständen gehören als wir sie verwenden. Doch in „Die Musik der Stille“ geht es nicht darum, alles zu verstehen, sondern darum, Auri besser zu verstehen.
Dieser puristische Stil mag dem ein oder anderen als kurzes Zwischenspiel gefallen. Was Literatur angeht, bin ich aber alles andere als ein Minimalist. Ich mag es pompös, ich will Menschen, die so echt sind, dass sie mir nicht ihre einfältige Andersartigkeit zeigen, sondern die mit allen ihren Fassetten der vielschichtigen Persönlichkeit, die ein jeder Mensch hat, mir etwas vor Augen führt, dass bemerkenswert ist. Das muss nicht immer aufregend sein, aber echt.
Auri ist liebevoll, entschuldigt sich beispielsweise bei Steinen, wenn sie denkt sie hat etwas falsch gemacht. Sie sieht Gegenstände als eine Art Persönlichkeit, als ihre Art von Persönlichkeit, wo jeder einen bestimmten Platz hat und darauf achten muss das alles an der richtigen Stelle bleibt. Auri ist ein wunderbar geheimnisvoller, zauberhafter Charakter, und doch …
Mir war klar, dass Auri eine seltsame Persönlichkeit ist. Gerne hätte ich mehr über sie erfahren. Wie kam sie nach Unterding? Ihre Geschichte einfach. Das Gefühl Auri zu kennen und sie besser zu verstehen, habe ich nach dem Lesen der paar Seiten leider nicht.
Außer einer kleinen Ausnahme gibt es keine Interaktion und Kommunikation mit anderen Menschen, nein, sie redet vielmehr mit sich selbst und den Dingen um sie herum. Dieses Buch hat keinen Spannungsbogen und keine Handlung oder Ziel. In der Geschichte geht es nur um das Mädchen und ihrer eigenen Welt mit ihren eigenen verlorenen und herzzerreißenden Gedanken und Gefühlen.
„Du solltest dieses Buch vielleicht nicht kaufen“, so sagt es der Autor in seinem Vorwort und ich stimme in dem Sinne zu, dass es definitiv kein Buch für jedermann ist.
Die Geschichte hat keine 173 Seiten wie angegeben. Zahlreiche leere und halbe Seiten bei Kapitelwechsel und die Illustrationen schmälern den Roman auf eine knappe Kurzgeschichte. Und die skizziert eine junge Frau, die vielleicht durch ihre Attraktivität und besondere Sichtweise auf die Welt besticht, aber ansonsten hat die Geschichte nichts zu bieten. Dem ein oder anderen mag die Naivität, die Einfachheit und die Reinheit faszinieren. Mir persönlich erscheint der hohe Preis für das schmale Bändchen jedoch nicht gerechtfertigt.
die Tatsache, dass es bei einem so kurzen Buch ein 9 (!!!) seitiges Nachwort gibt, in dem sich der Autor entschuldigt, dass seine Geschichte derart missglückt ist und er sie ja eigentlich gar nicht veröffentlichen wollte, sie aber ja alle so toll fanden, dann hinterlässt dieses Nachwort auf einer weiteren Ebene einen sehr fahlen Nachgeschmack.
- E. L. Doctorow
Homer & Langley
(48)Aktuelle Rezension von: AliraDie „Collyer-Brüder” Homer und Langley sind zwei Söhne einer wohlhabenden, gebildeten Familie und leben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Manhattan.
Homer ist als Jugendlicher erblindet, Langley muss in den Ersten Weltkrieg.
Als die Eltern kurz hintereinander an der Spanischen Grippe sterben, nimmt sich der kriegstraumatisierte Langley seines Bruders an und führt mit ihm einen Juggesellenhaushalt. Im Laufe der Jahre müllen die beiden das Haus zu und schotten sich von der Außenwelt ab.
Historisch wird Langley 1947 von einer Mülllawine verschüttet, in der Folge verhungert Homer.
Zum Gedenken an die beiden Brüder findet sich heute anstelle des ehemaligen Prachtbaus an der 5th Avenue der “Collyer Brothers Park”. - Nick Hornby
High Fidelity
(662)Aktuelle Rezension von: boboreadsRob ist Single - unfreiwillig, weil Laura ihn gerade verlassen hat -, Mitte Dreißig, hat einen eher schlecht laufenden Plattenladen in London, wählt Labour und ist auch sonst ein absoluter Durchschnittstyp.
Er möchte der Frage auf den Grund gehen, warum er immer wieder von Frauen verlassen wird und kontaktiert seine persönlichen Top Five der Frauen, die ihn mit ihren Trennungen am meisten wehgetan haben. Zumindest denkt er das eingangs. Letztendlich wird ihm jedoch klar, dass er vor allem eines will: Laura zurückgewinnen, die es anfangs nicht einmal auf die Top Five-Liste geschafft hat.
In der Zwischenzeit präsentiert uns Nick Hornby eine vergüngliche und unterhaltsame Charakterstudie von Popkulturnerds, deren Welt quasi aus Vinyl, Songzitaten, Mixtapes und Kultfilmen besteht (Ironie des Schicksals, dass sowohl dieser Roman, als auch der dazugehörige Film inzwsichen ebenfalls Kultstatus haben).
Ich glaube, das Buch funktioniert heute noch so gut, weil sich manche Dinge seit den 90ern einfach nicht verändert haben. Die "ewigen Junggesellen", die sich in Plattenläden, Comicbuchläden oder Game-Stores herumtreiben, gibt es heute noch und wird es immer geben.
Das Lesen hat mir sehr viel Spaß gemacht (schon mehrmals, sowohl auf Deutsch, als auch auf Englisch). Hornbys Stil ist prägnant, klar, witzig und gut verständlich. Eines meiner Lieblingsbücher von ihm.
- Markus Lanz
Und plötzlich guckst du - bis zum lieben Gott
(67)Aktuelle Rezension von: käutzchenKurzbeschreibung des BuchesHorst lichter ist der geniale Entertainer unter Deutschlands spitzenköchen. Die Kochshow, die er und Johann lafer im ZDF machen gilt als eine der erfolgreichsten fernsehinnnivationen seit langen. Lichter Restaurant ist für anderthalb Jahre ausverkauft. Was die Zuschauer nicht ahnen : er hat Krisen durchlebt wie kaum ein anderer. Horst lichter ist der krisenherd der gehobenen Küche. Zweimal ist er beinahe gestorben und hat viele Monate seines Lebens in Kliniken und Rehazentren verbracht. Doch ausgerechnet am tiefpunkt seines Lebens gelang ihm die entscheidende Wende. Wie war es möglich.,aus einer solchen Situation ein derartigen Erfolg zu machen? Davon erzählt dieses Buch....
Mein FazitDer Autor Markus Lanz, den man unter anderen kennt von seiner frührern Show Stern TV, bei RTL hat dieses Buch, gefühlvoll über Horst lichter geschrieben... Es zeigt eine andere steite von den fernseh Clown der immer ein Lächeln und ein lockeren Spruch auf der Zunge hat.. Ein Horst lichter der in seiner Vergangenheit viel negatives durch gemacht hat, aber wieder aufgestanden ist..Man lernt Horst lichter von einer sehr nachdenkliche Seite kennen, wie er zweimal mal den Tod ins Auge geblickt hat, wie er seine kleine Tochter durch den kindstot verloren hat, seine ehmahlige Ehe zu bruch ging...In den Buch sind viele Bilder abgebildet, die zu den Kapiteln her passen... Ich find es sehr bewegend geschrieben und es macht einen Mut nicht aufzugeben, egal in welche lebenskrise man steckt... - Mark Scheppert
Leninplatz
(21)Aktuelle Rezension von: lollo75Der Autor beschreibt in einzelnen Kapiteln, wie und was er in seiner Jugend mit seinen Freunden, Klassenkameraden und der Famile erlebt hat. Er erzählt humorvoll und lebendig von seinen Treffen mit Freunden im "Alfclub", von den "Mitbringseln" aus dem Kaufhaus, von seinen ersten sexuellen Erlebnissen und vielem mehr. Gespickt mit der Umgangssprache der 80er Jahre fühlt man sich in diese Zeit zurück versetzt. Da ich zu denen gehöre, die keine eigenen Erfahrungen mit der damaligen Zeit im Osten Deutschlands hat, hat es mir wenigstens einen Einblick in den Alltag der Jugendlichen ermöglicht und dieser scheint nicht langweilig gewesen zu sein!
Lesenswertes Stück Zeitgeschichte, macht beim Lesen Spaß....
- Ruth Hogan
Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge
(187)Aktuelle Rezension von: abaViel Tee... aber auch das hat nicht gereicht...
Mit viel Hoffnung auf ein besonderes Leseerlebnis habe ich angefangen, "Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge" von Ruth Hogan zu lesen. Sofort hat es mir gefallen. Ein Tee trinkender exzentrischer Buchautor, der aus irgendwelchem Grund, der natürlich während der Lektüre zu erforschen gilt, von ihren Besitzern verlorenen oder vergessenen Gegenstände sammelt und die entsprechenden Geschichten dazu erfindet, wie es zum Verlust dazu kam.
Ruth Hogan lebt in einem viktorianischen Haus voll mit Objekten, die sie in Antiquitätengeschäften gekauft oder, so wie ihr Romanheld, gefunden hat. Ihr eigenes Hobby hat sie also zu diesem Buch inspiriert. Daraus hat sie eine originelle Geschichte gemacht. Sehr gelungen am Anfang und mit einer originellen Auflösung der Handlung, konnte mich das Buch trotzdem nicht durchgehend begeistern. Vor allem der übersinnliche Teil, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte, und der gegen Ende immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, hat mir das Vergnügen verdorben.
Immer wieder gab es Tee. Liebevoll zubereitet, in schönem Geschirr serviert, mit Gebäck, als Routine, oder als Versöhnungselement, vielleicht um schwierige oder steife Situationen aufzulockern. Das waren meine kleinen Highlights. Aber leider hat es nicht gereicht, um mich mit dem Buch zu versöhnen. Und dieses "leckere Tasse Tee", wie die Tea Time im Buch ständig genannt wird (ich nehme an, im Original war es "a nice cup of tea") hat mir den Rest gegeben.
Sehr schade, aber ich muss zugeben, dass ich froh war, als das Buch zu Ende ging. Zu lange dauerte die Lektüre und zu kurz waren die entsprechenden Teestunden, mit denen ich versucht habe, mir den Roman schmackhaft zu machen. - Andreas Renoldner
Müllmänner
(11)Aktuelle Rezension von: Wuschelchen99Leo ist arbeitslos, aber eigentlich ist er Müllmann. Er sammelt leidenschaftlich Dinge, hauptsächlich Müll, aber auch Essen und unter anderem einen Taubenflügel. Andere Menschen werden von seiner Leidenschaft abgeschreckt. Auch Annabell findet den Taubenflügel nicht gut. Leo findet aber Annabell gut. Doch nicht gut genug, sie muss sterben und ab in den Müll damit. Ob der Kripomann dem Müllmann auf die Schliche kommt? Ein heftiger, psychologischer Kampf zwischen beiden beginnt.
Andreas Renoldner hat mit „Müllmänner“ einen Kriminalroman der anderen Art geschrieben. Das Cover ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Hingucker. Dem Leser knallt in Orange ein Auge entgegen. Erst nach einigen Seiten erklärt sich, dass es sich dabei um ein Fischauge, das eines Goldfisches, handelt. Der Titel ist erhaben gearbeitet. Ein Buch, das in der Buchhandlung sofort in die Hand genommen werden möchte.
Der Schreibstil ist in der Ich-Form gehalten und gegliedert in Kapitel nach Wochentagen beginnend mit dem „Samstagsgefühl“. Der Protagonist ist ein Mensch, der wahrlich keine Schuld kennt. Eigentlich ist dies für einen Krimi eine sehr gute Basis. Doch wenn seinen irren Gedankengängen manchmal überhaupt nicht zu folgen ist und hin und wieder so wirr sind, dass das Buch erstmal aus der Hand gelegt werden muss, hört der Lesespaß bald auf. Der Wiedereinstieg danach ist noch schwieriger. Auch als der Kripomann auftritt, wird dies nicht besser. Ab jetzt ist das abgrundtiefe Geschwafel noch konfuser, es wird nur noch psychologischer. Spannung bringt das nicht, sondern eher den Wunsch, nur noch oberflächlich die Seiten zu überfliegen. Wenn nicht am Ende doch noch etwas Überraschendes passiert wäre, hätte ich das Buch komplett unter Ulk verbucht.
Mein Fazit:
Eigentlich ist die Idee des Buches sehr interessant. Wen interessiert es nicht, sich in irre Gedankengänge zu vertiefen? Doch die Art und Weise des Schreibstils, eine extrem kleine Schrift, Spannung, die der Leser suchen muss und das seitenlange Geschwafel haben relativ wenig mit einem Krimi zu tun. Gut, es gibt definitiv eine Leiche und die Härte des Gesetzes bekommt der Protagonist auch zu spüren. Doch die Art und Weise, wie es dazu kommt, ist nichts für einen Krimifan. Ich habe mich selten so durch ein Buch gequält.
Positiv kann ich nur das Cover und eine Überraschung am Ende bewerten.
- Barbara Wood
Die Prophetin
(165)Aktuelle Rezension von: Nala73Der große Jahrtausendwende-Roman von Barbara Wood. Im Jahre 1999 entdeckt die junge Archäologin Catherine Alexander Schriftrollen aus der Zeit des frühen Christentums. Auf der ganzen Welt steigt das 'Jahrtausendfieber'. Die Menschen stürzen sich auf die Aussagen und Prophezeiungen der Schriftrollen über das ewige Leben und das Letzte Gericht. Aus ganz anderen Gründen hat der Vatikan die Brisanz dieser Schriftrollen erkannt: Die Texte geben Grund für erhebliche Zweifel an der Stellung des Papstes und der ausschließlich männlichen Priesterschaft. Mit der Jagd von Catherine auf die letzte noch fehlende Schriftrolle beginnt gleichfalls die Jagd auf sie und ihren Beschützer Pater Michael Garibaldi - Fredrik Sjöberg
Die Fliegenfalle
(12)Aktuelle Rezension von: yokoKann sich Richtiges falsch anfühlen? Es kann. Das weiß ich nun mit einer großen Gewissheit. Komisch ist es, und ich verwandle mich bei dem Gedanken in einen Topf mit schiefem Deckel. Wie beim Buch „Fliegenfalle: Über das Glück der Versenkung in seltsame Passionen, die Seele des Sammlers, Fliegen und das Leben mit der Natur“ von Fredrik Sjöberg. Es ist eine wunderbare Lektüre. Aber auch schöne Bücher treffen uns manchmal nicht mitten ins Herz, weil eine Kleinigkeit fehlt. Was genau, können wir oft nicht sagen. Das Bruchstück taucht auf und bleibt beharrlich anwesend – egal, wie viel wir lesen. Und so ziehe ich mich heute zurück, schließe den Deckel und lasse das Buch selbst sprechen. Liebe Bücherfreunde, Yoko hat ja schon angekündigt, dass sie nicht ganz warm mit mir geworden ist. Trotzdem hat sie mich weitergelesen, weil sie mich mochte. Ich habe es in ihren Augen gesehen und gespürt, wie sie meine Seiten umgeblättert hat. Sie hat mich liebevoll in ihrer Büchertasche herumgetragen, unterwegs und im heimischen Sessel gelesen. Ich kann es ihr nicht übel nehmen, dass es nicht gefunkt hat, ich bin nämlich schon recht speziell. Mein Autor, Fredrik Sjöberg, erzählt die Geschichte von einem Mann, der aus dem Leben aussteigt und sich auf einer Insel ganz den Fliegen widmet. Er folgt quasi seiner Berufung: „Ich hatte ein Talent für Fliegen.“ Besonders die Schwebefliegen haben es ihm angetan. Von denen gibt es nicht wenige. Er sammelt sie und behandelt sie wie ein verliebter Mann seine Liebste. Er streift durch die Natur und spürt sie auf. Von den Insekten gibt es so viele verschiedene Arten, dass einem fast schwindelig wird. Unser Sammler bleibt jedoch nicht allein in der Geschichte. Er dreht sich nicht nur im eigenen Kreis, weil Fredrik Sjöberg sehr raffiniert die Biographie von dem bekannten Entomologen, René Malaise, einarbeitet. Und der Blick über den Tellerrand geht weiter und führt euch, liebe Bücherfreunde, auch in die Welt der guten Literatur. Die liebt der Protagonist auch sehr. Hier und da streut er einzelne Passagen aus den Werken von D.H. Lawrence ein oder denkt über Milan Kunderas Roman „Die Langsamkeit“ nach. Dabei entschlüpfen dem Protagonisten interessante Ansichten wie diese hier: „Wenn alles langsamer ginge, würden wir alle mehr oder weniger verrückt werden und mit einer Aufrichtigkeit um Schnelligkeit flehen, in deren Nähe die Prediger der Bedächtigkeit nicht einmal ansatzweise kommen.“ Was bin ich nun also? Eine kleine Studie über Schwebefliegen, ein Dokument über das Leben eines Entomologen und ein philosophisches, nachdenkliches Werk. Wenn man mich liest, hört man die Wellen rauschen und verspürt da so einen Juckreiz am Arm, weil dort irgendwas krabbelt. Es ist angenehm warm, man räkelt sich glücklich am Strand und blinzelt vergnügt in die Sonne. Nichts ist fremd, alles ist vertraut, alles ist richtig, selbst wenn es sich hier und da falsch anfühlt. So ist es wohl als schräges gutes Buch. - Sandra Byrd
Die Kunstschätzerin
(64)Aktuelle Rezension von: maulwurf789"Die Kunstschätzerin" ist ein historischer Roman von Autorin Sandra Byrd. Im September 2022 ist das großformatige Paperback mit insgesamt 400 Seiten erstmalig als deutsche Übersetzung im Francke-Buchverlag erschienen. Die Coverfotografie passt super zum Genre und der Zeitepoche des Schauplatzes: das viktorianische England im Jahre 1866.
Im Mittelpunkt der Handlung steht die Ich-Erzählerin und Protagonistin Eleanor Sheffield. Die junge Kuratorin übernimmt das Familienunternehmen, welches private Kunstsammlungen betreut und wertvolle Sammlerstücke restauriert. Ein reicher Kunde betraut sodann Eleanor mit einem Auftrag, der sie auf das Äußerste herausfordert: Sie soll ihrer unglücklichen Jugendliebe, Baron Harry Lydney, auf den Zahn fühlen und herausfinden, ob er heimlich Stücke aus der Sammlung seines Vaters versetzt. Nur, wenn er sich als der erweist, der er zu sein scheint, darf Eleanor ihm die Kunstschätze aus seinem Erbe überlassen. Wird der attraktive Baron diese 'Echtheitsprüfung' bestehen?
Autorin Sandra Byrd hat einen tollen, leichtfüßigen Schreibstil. Mit vielen bildhaften Beschreibungen entführt sie den Leser in die Zeit des viktorianischen Englands. Gekonnt und gut recherchiert lässt sie das damalige Frauen- und Lebensbild wiederaufleben. Die einzelnen Figuren beschreibt sie authentisch. Gerade in Protagonistin Eleanor kann man sich als Leser sehr gut hineinversetzen. Im christlichen Glauben erzogen und im Hinblick auf Werte wie Vertrauen und Treue hat sie die schwierige Aufgabe über die Kunstsammlung des verstorbenen Lord Lydneys zu entscheiden. Ihre Gedanken sowie ihre zwiespältigen Gefühle gegenüber ihrer unglücklichen Jugendliebe werden in der erzählenden Ich-Perspektive dem Leser noch besser vermittelt und lassen diesen noch näher am Geschehen teilhaben.
Die Geschichte durchzieht ein kontinuierlicher Spannungsbogen. So ist es kein Wunder, dass man die 400 Seiten des Romans in wenigen Tagen förmlich verschlingt. Das Ende wird mit einem kleinen Nachwort über die Recherchen der Autorin zur Handlung, der damaligen Zeitepoche, die Arbeit der Kuratoren usw. abgerundet.
Mein Fazit: Ein toller historischer Roman, den ich gerne mit fünf Sternen weiterempfehle!
- Estelle Ellis
Mit Büchern leben
(21)Aktuelle Rezension von: RitjaEinfach nur schön - durch fremder Menschen Bibliotheken gehen und sehen, was sie an Büchern besitzen, wie sie ihre Bibliothek aufgebaut haben. Die Texte zu den Bildern sind gut geschrieben und stellen nicht nur die Bücherleidenschaft, sondern auch den Menschen hinter den Büchern vor. Zum immer wieder schmökern und eintauchen geeignet. - Deborah Marcero
Freunde
(15)Aktuelle Rezension von: kinderbuchundbasteleiIn dieses Bilderbuch hatte ich mich beim ersten Blick auf das Cover verliebt!
Freunde - zwei Häschen mitten im Wald in einem Meer aus Glockenblumen! Das Licht der Abendsonne leuchtet zwischen den Baumstämmen hindurch. Die beiden haben Glockenblumen auch in ihre Sammelgläser gesteckt.
Auf den ersten Buchseiten dann Herbststimmung. Goldene Blätter fallen von den Pappeln. Das Weiß der Baumrinde zusammen mit dem Goldgelb des Herbstlaubes sieht so idyllisch aus und macht Lust, mitten hineinzutauchen in diese idyllische Landschaft. Und doch lässt das Herbstthema bereits etwas von Vergänglichkeit vermuten, wie es auch schon die Widmung verrät.
Leander liebt es, umherzustreifen und Naturschätze in seinen Gläsern einzusammeln. Für Leander bedeuten seine Sammelobjekte Erinnerungen, die am Leben erhalten werden. Butterblumen, Federn, Steine - beim Sammeln seiner einfachen Schätze lernt er Leni kennen, und von da an sammeln sie gemeinsame Erinnerungen - auch ganz Wundersame - in ihre Gläser!
Wunderbare Metaphorik verbindet sich in diesem Buch mit poetischen Bildern im Comicstil. Passt nicht zusammen? Oh doch! In diesem Bilderbuch passt einfach alles! Es ist ein Buch voller Magie, das von gemeinsamer Zeit, tiefer Herzensverbundenheit und schließlich von Abschied erzählt. Aber auch von dieser wahren Freundschaft, die viele Kilometer Entfernung überbrückt, weil man im Herzen verbunden bleibt. Das Ende des Buches ist dann zugleich wieder ein Anfang, und auch dieses Detail gefällt mir ausgesprochen gut.
Eine Herzensempfehlung für kleine und große Bilderbuchfreunde!
- Martin Gülich
Die Umarmung
(3)Aktuelle Rezension von: kfirDolf ist das, was man gerne politisch unkorrekt einen Dorfdeppen nennt - doch sieht er sich selbst nicht so. Ein Mann von 38 Jahren, mental eher einfach gestrickt, ungeküsst und mit dem was er hat durchaus zufrieden. Sein Mikrokosmos besteht aus seiner griesgrämigen Vermieterin Mitsch, seinem Arbeitgeber, dem Pathologen Doktor Sander und seinen Kumpel, dem Gleisbauarbeiter Walter. Hat es Dolf beruflich als Leichenwäscher eher mit groben Tätigkeiten zu tun, geht er in seiner feinfühligen Passion, dem Präparieren von Schmetterlingen, vollends auf. Doch als er sich in eine junge Frau verliebt, kommt seine kleine Welt ins Wanken. Nach wiederholten Verfehlungen wird er gefeuert, er verliert seine Bleibe und auch sein Kumpel hintergeht ihn. Was hat das Leben noch zu bieten? Martin Gülich erzählt langsam und mit einfühlsamen Worten eine traurige Lebensgeschichte. Das Leben eines Mannes, der zu großen Taten und Gedanken nicht fähig ist, wohl aber zu großen Gefühlen. Diese kommen dann auch trotz der schlichten Erzählweise, die dem Wesen Dolfs angepasst sind, sehr stark zum Ausdruck. Geschuldet dem arglosen und bisweilen naiven Gemüt sind die Situationen gezeichnet vom grausamen Schicksal bis hin zu skurril-grotesken Humor. Ungeachtet der Einfachheit der Geschichte holt einen der Autor schon auf den ersten Seiten ab und entlässt einen frühestens wieder zu Ende des Buches. Der Leser erlebt eine kurze Reise aus Spannung, Fassungslosigkeit, Mitleid und Entsetzen. Eine traurige und bewegende Lebensgeschichte, die einen gewissen Humor nicht entbehrt. - Guillaume de Laubier
Die schönsten Bibliotheken der Welt
(19)Aktuelle Rezension von: Selene1Ein tief beeindruckender Bildband mit hervorrragenden Texten. - Steffen Möller
Vita Classica
(8)Aktuelle Rezension von: rumble-beeDiesem Buch gelingt ein eindrucksvoller Spagat. Es vereint eigentlich zwei Bücher in sich: einerseits, eine humorige Abrechnung mit einer lebenslangen Passion, der Liebe zur klassischen Musik - andererseits, eine ansprechende Biographie eine jungen Mannes, der sein Glück in Polen gesucht hat. Augerechnet. Man merkt ganz deutlich, dass sich Steffen Möller u.a. auch als Kabarettist versucht hat, bzw. noch versucht. Denn die Schilderungen insbesondere seiner Liebe zur Musik strotzt nur so von Passagen, bei denen ich herzlich lachen musste. Es ist aber kein Holzhammer-Witz, den er hier einsetzt, sondern ein Humor, der auf treffsicherer Beobachtung seiner Umgebung beruht. Sehr oft habe ich Passagen meinem Mann vorgelesen - und selbst der hat geschmunzelt, obwohl er mit Klassik wenig anfangen kann. Aber Steffen Möller hat einfach immer die treffenden Ausdrücke parat, um Eigenheiten seiner Mitmenschen aufs Korn zu nehmen. Auch die reine Biographie hat mich gefesselt. Denn Steffen Möller wuchs in Wuppertal auf, wo sein Vater Theologie-Dozent war (ist?). Ich habe auch in Wuppertal studiert, und so manche Begebenheit und Örtlichkeit habe ich wiedererkannt. Besonders die Schilderung des studentischen Milieus, sowie die Lage seiner alten Schule und der Stadthalle, habe ich gebannt verfolgt. Alles schien mir so vertraut - und die Mentalität von Studenten, egal welchen Faches, hat sich anscheinend nie geändert. Im weiteren Verlauf handelt das Buch dann zwar nicht "nur" von klassischer Musik, sondern eher vom Leben des Autors in Polen. Doch hochinteressant war das allemal. Die Gastfreundschaft der Polen, ihr Verhältnis zu Lehrern. Die politische Atmosphäre im Land. Alles stand mir so plastisch vor Augen, als wäre ich selbst da gewesen. Dennoch fand ich diese späteren Kapitel nicht überflüssig. Nein, sie waren als Hintergrund notwendig, um immer wieder Episödchen und Anekdoten rund um die Musik daran "aufzuhängen". Steffen Möller hat es außerdem geschafft, dass ich über manche Aspekte der Liebe zu klassischer Musik nachgedacht habe. Auch ich mag sie, allerdings nicht ganz so "ausschließlich" wie Steffen Möller. Er reflektiert z. B. großartig über die Rolle von Verkäufern in Klassik-Abteilungen der Kaufhäuser. Welche Rolle spielen die Medien? Wie wird klassische Musik z. B. im Kabarett behandelt? Ist Musik-Theorie überflüssig? (seiner Meinung nach ja) Welche Stimmung und Lebenshaltung will klassische Musik vermitteln, und inwiefern ähnelt sie darin z.B. moderneren Richtungen wie dem Grunge? Wie unterscheiden sich Klassik-Konzerte von Rock-Konzerten? Wer ist als Künstler ernst zu nehmen? Und so weiter. Alles durchaus tiefsinnig durchdacht. Durchsetzt ist das Buch dann von richtigen "Perlen", also lexikonartigen Einträgen, in denen kleine wissenswerte Schnipsel zur klassischen Musik verraten werden. Das würzt das Buch ungemein! Z.b. das längste Konzert, das lauteste Musikstück, die Eigenheiten berühmter Dirigenten, Details zu bestimmten Aufnahmen. Höhepunkt war für mich außerdem eine Mitschrift einer Sendung von "TV Total", in der Stefan Raab sich einen klassischen Pianisten eingeladen hatte. Sehr, sehr entlarvend, diese Stelle! Hier war jeder Kommentar unnötig. Raab hat sich wunderbar als Kulturbanause geoutet, das war unfreiwillige Comedy! Großartig! Ich hätte nur deswegen beinahe einen Stern abgezogen, weil sich das Ende des Buche ein wenig hinzieht. Der Autor meinte am Schluss, ein bemühtes Essay über "Pathos in der klassischen Musik" anfügen zu müssen - hat dabei aber übersehen, dass er fast dieselben Gedanken, über das ganze Buch verteilt, schon geäußert hatte. Nun ja. Im Zweifel für den Angeklagten- ich fand das Buch trotzdem wunderbar. Es hat mich meine eigene Begeisterung hinterfragen lassen, und es hat mir spannende Einblicke in eine fremde Kultur ermöglicht. Ich empfehle das Buch allerding nur solchen Lesern, die bereit sind, sich auf einen eher plaudernden und anekdotischen Stil einzulassen. Man sollte Zeit mitbringen für dieses Buch. Dann unterhält und informiert es fabelhaft. - Stuart Cohen
Unsichtbare Welt
(5)Aktuelle Rezension von: kfirAndy Mann ist ein Sammler, eine Händler, ein Schmuggler. All seine Leidenschaft und sein Suchen gelten uralten Stoffen und Tuchen aus teilweise längst untergegangenen Kulturen. Mit allen seinen Sinnen nimmt er die Stoffe wahr und seine Suche führt ihn um die gesamte Welt. Für seine Auftraggeber oder die eigene Sammlung ist ihm kein Weg zu weit und keine Gefahr zu groß. Denn Andy Baum hat nicht nur gewiefte Widersacher, auch die Behörden sind ihm bei seinen oftmals illegalen Aktionen dicht auf der Spur. Dann bekommt er einen mysteriösen Anruf aus Hongkong, sein bester Freund habe Selbstmord begangen und als Vermächtnis bekommt er Hinweise auf eine uralte Landkarte in Form eines Textils, welches den Weg zu einer Unsichtbaren Welt weisen soll. Seine Reise führt ihn über Südamerika bis in die innere Mongolei, seine Kontrahenten sind ihm immer dicht auf den Fersen, wenn nicht sogar bisweilen einige Schritte voraus … Stuart Cohen erschafft mit diesem Buch eine fantastische Welt, wie man sie nur selten zu lesen bekommt. Zwar ist die "Suche nach dem verlorenen Schatz" schon altbekannt, doch hier werden exotische Schauplätze mit einem neuen Stoff der Begierde, einem facettenreichen Helden und fernöstlicher Philosophie gepaart. Die Geschichte besticht nicht nur durch seine ebenso bunten wie außergewöhnlichen Handlungsorte, die der Autor durch seine zahlreichen Reisen persönlich kennt, auch die fein gezeichneten Charaktere passen vorzüglich in diese Welt hinein. Für seine Beschreibungen nimmt der Autor immer wieder Fahrt aus der Handlung um dem Leser teil haben zu lassen an den mannigfaltigen Sinneseindrücken, die Andy Mann auf seiner Reise in die entlegensten Orten führt. Das Ende ist dann nicht ganz wie erwartet, eher philosophisch denn real greifbar. Dennoch eine außergewöhnliche und atmosphärische Lesewelt in die man viele schöne Stunden versinken kann. - Bill Condon
Kinsey
(4)Aktuelle Rezension von: HoldenDas Buch zu der Filmbiographie um den viel zu unbekannten Sexualrevolutionär Kinsey: Ob man ihn wirklich als "zweiten Darwin" bezeichnen kann, sei dahingestellt, auf jeden Fall hat Professor K. das Leben aller Menschen verändert, indem er den Schleier gelüftet hat, der von Moralpredigern auf die Sexualität gelegt wurde. Endlich erkannte man, daß es nicht "nur" hetero- oder " nur" homosexuelle Menschen gab, sondern daß die menschliche Sexualität so vielgestaltig war wie die Menschen selbst und daß eine Kriminalisierung von bestimmten Handlungsweisen als verboten oder krankhaft nichts an deren Natürlichkeit änderte. Das Buch bietet hingegen nur einen kurzen Einblick auf eine vielschichtige Persönlichkeit, ansonsten sind nur Urteile Dritter vorhanden. - Caroline Seebohm
Mit Büchern leben
(10)Aktuelle Rezension von: Mr. Rail"Wanderer, kommst du nach Emden, verkündige dorten, du habest Bücher hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl." Mit solchen oder ähnlichen Worten kann man das Gefühl einer literarischen Heuschreckenplage beschreiben, die der lieben Einladung NICKIDOS folgte und sich lesehungrig in ihre Buchhandlung in Emden auf den Weg machte. Und genau dort fand ich den Schatz der Schätze. Eine gebun-dene Ausgabe des Werkes "Mit Büchern leben" über die unterschiedlichsten Buchliebhaber und ihre Bibliotheken. nickido sei Dank, wechselte der wertvolle Band äußerst schnell in meinen Besitz und ziert seitdem meine beschei-dene bibliophile Lebenshöhle. In diesem Prachtband werden 40 Bibliotheken und deren Besitzer vorgestellt - Bücherliebhaber, die sich selbst über ihre zwanghafte verzehrende Besessenheit defi-nieren, ihre Buchbestände unablässig zu mehren. Bücher sind Sinn und Inhalt ihres Lebens, Bücher bestimmen ihre Interessen, Berufe und Wertvorstellungen. Bücherregale im Treppenhaus, Bücherwände als Raumteiler, Bücher-massen von der Diele bis zum Speicher, Bücher hinter verspiegelten Türen, Bücherstapel auf dem Nachttisch... nichts bleibt dem Leser und Betrachter verborgen. Eine wahre Inspiration für jeden vom literarischen Virus befallenen Bücherfreund! Danke nickido für die Gastfreundschaft, den guten Kaffee in der Leseecke und allen Usern von LB sei wärmstens ans Herz gelegt, sie in Emden zu besuchen. Die Adresse der Buchhandlung findet sich auf nickidos Profilseite! - Daniela Meisel
Gegen einsam
(15)Aktuelle Rezension von: BianFoxInhalt: Dies ist die Geschichte zweier einsamer Menschen. Manuel ist durchschnittlich. Alles, was er tut oder ist, liegt im Bereich der Mittelmäßigkeit. Dies führt dazu, dass er weder genügend Beachtung noch Freunde findet. Eines Tages, als er in einer Ausstellung auf einer Infotafel erfährt, dass ein Mensch durchschnittlich zirka 18 000 Dinge besitzt, beschließt er einmal seiner Durchschnittlichkeit zu entkommen, indem er 32 000 Dinge besitzt. Maja ist ebenfalls einsam. Einer tieferen Bindung zu einem Menschen unfähig, verbringt sie ihre Freizeit damit, WG-Zimmer zu besichtigen, um so unverbindlich mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Außerhalb dieses Hobbys gibt es wenig, was Maja Freude bereitet. Einziger Lichtblick ist für sie das alltägliche Treffen mit einer alten taubstummen Dame. So seltsam die beiden Lebensentwürfe sind, so seltsam ist auch ihre zufällige Begegnung. Zunächst wissen sie beide nichts miteinander anzufangen, eher unterbewusst bauen sie schrittweise eine freundschaftliche Beziehung zueinander auf, die alles andere als einen gewöhnlichen Verlauf nimmt … Bewertung: Dies ist ein ungewöhnlicher Roman, der kaum in Worte zu fassen ist, da er in mir die seltsamsten Gefühlsregungen hervorruft, die so widersprüchlich sind, wie die Protagonisten und ihre Lebenssituation. Der Ort der Begegnungen ist die wunderbare Stadt Wien, die allein dem Roman ein außergewöhnliches Flair verleiht, der perfekte Rahmen für eine derartige Geschichte. Beginnen wir mit Manuel, der sich für einen durchschnittlichen Menschen hält, der in seinem Leben nichts Außergewöhnliches erlebt, sich aber nichts Sehnlicheres wünscht, als einmal beachtet zu werden. So greift er in seiner Einsamkeit nach jedem Strohhalm. In seinem Fall ist es eine Sammlung einer großen Anzahl jedweder Gegenstände, die ihn bald kauf- und computersüchig werden lässt. Seiner Einsamkeit ausgeliefert, ist ihm sogar sein Tod gleichgültig. So findet er sich eines Tages im Krankenhaus wieder, nachdem er in seiner Wohnung ein Feuer entfacht hat. Ganz anders stellt sich die Situation für Maja dar. Sie ist süchtig nach flüchtigen Begegnungen. So fährt sie von einer WG-Besichtigung zur nächsten, nur um die Bestätigung einer Zusage zu erhalten. Von der Familie getrennt, ist ihre einzige Freundin, die ältere taubstumme Dame Maria, die eine Art philosophische Künstlerin ist. Bei ihr findet Maja Trost und Halt. Schließlich begegnen sich Maja und Manuel. Und wer glaubt, dass sie aufgrund ihrer Einsamkeit schnell zueinander finden, liegt falsch. Die Geschichte bleibt skurril, denn beide, in ihrer Einsamkeit gefangen, verhalten sich wie zwei Magnete, die einander abstoßen und anziehen, ohne sich jemals richtig zu berühren, körperlich als auch seelisch. Diese eigenartige Beziehung ist für den Leser oft beklemmend, merkt er doch, dass beide Protagonisten, die sich doch nichts weiter wünschen, als nicht mehr einsam zu sein, in ihrer Einsamkeit so sehr gefangen sind, dass sie auf den Gegenüber gar nicht mehr richtig eingehen können. Dabei vermag Daniela Meisel auf einfühlsame Weise die Beziehung zu beschreiben. Dies gelingt ihr durch eine leise, weiche Sprache, die sich nicht über die Geschichte erhebt, sondern sie trägt, sodass der Leser in die Welt von Manuel und Maja eintauchen kann. Man erlebt den stillen Kampf beider, wie sie sich über ihr Dasein hinwegheben wollen, wie sie sich dabei gegenseitig, wenn auch unterbewusst unterstützen, wie sie sich Schritt für Schritt aus ihrer Lethargie befreien versuchen. Das Ende ist dann so wie die ganze Geschichte: außergewöhnlich gewöhnlich. “Gegen einsam” kann in seiner Gesamtheit ein Stück weit als Gesellschaftskritik verstanden werden. Denn zwar spielt die Geschichte in Wien, könnte sich aber so auch in jeder anderen Metropole ereignen. Meisel sensibilisiert den Leser für die Probleme der modernen Gesellschaft, in der oft die Einsamkeit regiert, weil die Menschen keine Zeit mehr haben, sich mit ihren Mitmenschen zu beschäftigen, in der das Interesse für das Leben, die Gefühle und Gedanken anderer verschwindend gering ist. Und entgegen anderer Romane tut dies Daniela Meisel nich anklagend, sondern auf beeindruckend leise und gefühlvolle Weise. Fazit: Ein lesenswerter Roman über eine ungewöhnliche Verbindung zweier einsamer Menschen. - Anne Fadiman
Alles, was das Leben ausmacht
(5)Aktuelle Rezension von: The iron butterflyHinter den Titeln der einzelnen Essays der Autorin Anne Fadiman vermutet man auf den ersten Blick keinerlei Argwohn. Welche Gefahr soll schon von einem Essay über „Eiscreme“, „Naturaliensammler“, „Post“ oder gar „Kaffee“ ausgehen? Aber seien Sie gewarnt, nicht umsonst wurden die elf Essays als „leichtfertig“ kategorisiert und betitelt.
Anne Fadiman gelingt eine extrem appetitanregende Zusammenstellung aus eigenen Erfahrungen in einer bibliophilen Familie, illustrer Sammelleidenschaft, symphatischem Bücherwahnsinn, Witz und Intellekt.
Besonders bezaubernd fand ich den Bogen, den sie in „Naturaliensammler“ im Zusammenhang mit der eigenen kindlichen Schmetterlings-Sammelleidenschaft und der ihres Bruders Kim über den Autoren Vladimir Nabokov, der nicht nur als Sammler, sondern auch Entdecker im Bereich der Lepidopterologie gilt, hin zu ihren Kindern spannt.
Und so findet sich in jeder dieser geistreichen Abhandlungen eine Quintessenz für einen tieferen Blick auf den Augenblick.
- Albert Algoud
100.000 Höllenhunde
(2)Aktuelle Rezension von: kfirHergé hat mit Kapitän Haddock seinen beiden Titelhelden Tim und Struppi nicht nur einen treuen Freund und tatkräftigen Weggefährten zur Seite gestellt, der extrovertierte und ewig fluchende Seebär bildet seit "Die Krabbe mit den goldenen Scheren" einen interessanten Konterpart zu dem eher politisch korrekten Tim. Ist Kapitän Haddock vom Charakter her aufbrausend und cholerisch, so bilden sein lauthalses Gefluche und Geschimpfe in den spannenden Geschichten immer wieder Momente der Erheiterung. Wenn man auch die französischen Originale von "Tim und Struppi" kennt, dann weiss man, dass die Übersetzungen nicht auf wortgetreue Wiedergabe, sondern auf einen sinngemäßen Wortlaut Wert gelegt haben. So auch bei den Schimpfwörtern. Es wurde in der deutschen Übersetzung vielfach auf gängige deutsche Schimpfworte zurückgegriffen und nur relativ wenig neu erfunden. Mag man in Kapitän Haddock manchmal ein recht einfaches Gemüt vermuten, seine Schimpfworte aus Flora und Fauna deuten es an, so wirft er doch auch vielfach mit sehr exotischen Fremdwörtern um sich und outet sich damit nicht nur als weit gereisten, sondern auch als belesenen Mann. Das vorliegende Buch liefert zu jedem Schimpfwort eine kurze Erläuterung über die Herkunft und oftmals werden auch Gegebenheiten und die Abenteuer genannt, bei denen Kapitän Haddock diese benutzt. Komplettiert werden die alphabetisch aufgelisteten Schimpfwörter durch zahlreiche Cartoons aus den Comics, die dem Leser die passende Mimik und Gestik liefern und einen die Geschichten wieder lebhaft in Erinnerung rufen. Dieses Buch bietet dem treuen Fan ein gutes Kompendium der Haddock'schen Flüche. Ob man diese dann auch im täglichen Leben einsetzen kann und dabei sein Gegenüber zu beeindrucken vermag, dass sei jetzt einmal dahingestellt. Jedem Grundschüler fallen auf Anhieb dreistere Schimpfwörter und Verbalinjurien ein, um einen Widersacher zu verletzen. Vielmehr stellt dieses Buch eine sehr schöne Vervollständigung der eigenen Sammlung dar, eine liebenswerte kleine Ikone der farbenfrohen Welt des Hergé. - 8
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