Bücher mit dem Tag "sanatorium"
85 Bücher
- Thomas Mann
Der Zauberberg
(555)Aktuelle Rezension von: leas_bookdiary2,5/5 ⭐️
Ich muss zugeben, dass dieses Werk mich nicht vollständig überzeugthat. Im Vergleich zu seinem Theaterstück, das ich vorher gesehen habe, fiel der Roman für mich leider etwas flach aus. Es dauerte einen ganzen Monat, um mich durch die Seiten zu arbeiten, und am Ende konnte ich dem Buch nur 2,5 von 5 Sternen geben.
Die Geschichte folgt dem jungen Hans Castorp, der eine kurze Besuchsreise zu seinem kranken Cousin im Sanatorium unternimmt und dann unerwartet für sieben Jahre bleibt. Während dieser Zeit taucht er in eine Welt ein, die von Krankheit, Zeitlosigkeit und philosophischen Diskursen geprägt ist. Das Buch endet mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs.
Mann schafft ein Panorama menschlicher Gedanken und Ideen, eingefangen in den Diskussionen zwischen den Charakteren Settembrini und Naphta. Diese Debatten, die den Konflikt zwischen Humanismus und Faschismus widerspiegeln, sind zweifellos anspruchsvoll und reich an intellektueller Tiefe. Doch gleichzeitig haben sich mich in ihrer Ausführlichkeit erschöpft und die Handlung stagnieren lassen.
Die Charaktere in "Der Zauberberg" sind keine lebendigen, greifbaren Wesen, sondern eher Abstraktionen von Ideen, die durch Manns Prosa zum Leben erweckt werden. Das war an einigen Stellen für mich ziemlich entfremdend, da ich Schwierigkeiten hatte, eine persönliche Verbindung zu den Figuren aufzubauen.
Das Sanatorium selbst fungiert als Metapher für die isolierte Welt, die Mann geschaffen hat, in der die Zeit stillzustehen scheint und die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen. Das Ganze hat dem Roman eine surreale Atmosphäre verliehen, die sowohl faszinierend als auch beunruhigend ist.
Die Schreibweise ist knapp im Ton, weder sinnlich noch lyrisch, sondern hat stattdessen Klarheit und Stärke. Der Prosa fehlt es nicht an Beschreibungen, die voller genauer, informativer Details basierend auf umfangreicher Recherche und Wissen sind. Manchmal ist sie jedoch übermäßig langatmig und abstrus. Es gab Abschnitte, in denen die Charaktere hitzige philosophische Debatten führen, die schwer zu durchdringen sind. Hier wird die Schreibweise übermäßig langatmig.
Alles in allem leider keine super positive Leseerfahrung, aber ich denke, ich werde Mann noch eine Chance geben, da "Der Tod in Venedig" noch auf meinem SuB liegt. Von mir bekommt dieses Buch also keine Leseempfehlung - leider.
- Carlos Ruiz Zafón
Das Spiel des Engels
(1.404)Aktuelle Rezension von: RosenthalEin wunderschönes Buch aus der Nische magischer Realismus. Ich hatte es vor Jahren gelesen und musste es unbedingt nochmal neu lesen. Es hat von seinem Zauber nichts verloren. Man fühlt sich auch sehr zur Stadt Barcelona und dem Friedhof der verlorenen Bücher hingezogen. Schade das Herr Zafón so früh gestorben ist.
- Haruki Murakami
Naokos Lächeln
(954)Aktuelle Rezension von: liceys_buecherwunderland[𝕦𝕟𝕓𝕖𝕫𝕒𝕙𝕝𝕥𝕖 𝕎𝕖𝕣𝕓𝕦𝕟𝕘]
𝕋𝕚𝕥𝕖𝕝: Naokos Lächeln
𝔸𝕦𝕤 𝕕𝕖𝕣 𝔽𝕖𝕕𝕖𝕣 𝕧𝕠𝕟: Haruki Murakami
𝕍𝕖𝕣𝕝𝕒𝕘: btb Taschenbücher
𝔾𝕖𝕝𝕖𝕤𝕖𝕟 𝕒𝕦𝕗: Deutsch
𝕌𝕖𝕓𝕖𝕣𝕤𝕖𝕥𝕫𝕥 𝕧𝕠𝕟: Ursula Gräfe (aus dem Japanischen)
𝔽𝕣𝕒𝕘𝕖: Mögt ihr Bücher mit offenem Ende?
𝔻𝕣𝕖𝕚 (𝕠𝕕𝕖𝕣 𝕞𝕖𝕙𝕣) 𝕎𝕠𝕖𝕣𝕥𝕖𝕣 𝕫𝕦𝕞 𝔹𝕦𝕔𝕙:
EigentlichGanzSchön - Verrückt - Gut
𝕀𝕟𝕙𝕒𝕝𝕥:
Naoko ist Toru Watanabes erste Liebe. Doch die beiden verbindet auch eine tragische Vergangenheit.
Als die eigenwillige Midori in sein Leben tritt muss er sich zwischen Vergangenheit und Zukunft entscheiden.
𝕄𝕖𝕚𝕟𝕖 𝕄𝕖𝕚𝕟𝕦𝕟𝕘:
Da ist er. Mein zweiter Murakami.
Und ich fand es eigentlich ganz gut. 😊 Allerdings musste ich dafür doch das schreckliche Frauenbild (das hoffentlich doch daran liegt, dass das Buch schon einige Jahre alt ist) ausblenden. 😂
Der Protagonist Toru Watanabe war mir nicht wirklich sympathisch und auch sonst konnte ich mich wenig in die Charaktere hineinversetzen. Trotzdem konnte ich mitfiebern und habe mich immer gefragt, was nun mit den Leuten geschieht. 🧐
Manche Szenen waren fast ein wenig verstöhrend, andere wieder echt süß. Also ziemlich abwechslungsreich.
Es wird auf relativ viele Details eingegangen. Und ihr könnt mich für verrückt halten, aber diese Detailverliebtheit erinnert mich extrem an BEE. 😂
Aber alles in allem auf jeden Fall keine schlechte Unterhaltung.
𝕃𝕖𝕤𝕖𝕖𝕞𝕡𝕗𝕖𝕙𝕝𝕦𝕟𝕘?
Ach wieso denn nicht. 😊
𝔼𝕦𝕣𝕖 𝕃𝕚𝕔𝕖𝕪 ☘️ - Jussi Adler-Olsen
Das Alphabethaus
(554)Aktuelle Rezension von: JulybookishAuch dieses Buch lag sehr lange auf meinem Sub und was ich schlussendlich gelesen habe, hat sich komplett mit meinen Erwartungen unterschieden.Man hat nicht nur eine Kriegsgeschichte, sondern vor allem eine Geschichte über Freundschaften und Beziehungen und damit meine ich nicht nur die Verbindung zwischen James und Bryan, sondern auch die der Antagonisten...
Wir starten 1944 in England und James und Bryan sind ausgebildete Piloten, die das deutsche Territorium aus der Luft ausspionieren sollen. Mein erstes schönes Aha-Erlebnis hatte ich, als über meine Heimat geflogen wurden und James erklärt, was Dresden, Heidenau und Altenberg so auszeichnet. Wieder was gelernt und mich gefreut, dass ein dänischer Autor solch kleines Fleckchen meiner Heimat kennt. Natürlich werden sie entdeckt und stürzen hinter Chemnitz ab. Wo genau weiß keiner, aber es ist erstmal nur an Flucht zu denken, denn die Hunde haben Fährte aufgenommen. Der Autor bekommt von der ersten Minute eine Spannung aufgebaut, die so schnell nicht nachlässt. Friedliche Betrachtungen, Umgebungsbeschreibungen gehen Hand in Hand mit Attacken, Schüsse und einer halsbrecherischen Flucht ins Nichts. Etwas störend für mich war, dass in jedem Satz entweder James oder Bryan sich gegenseitig betitelt haben. Hatte den Vorteil das man den Namen so schnell nicht vergisst, war aber doch sehr nervig. Die Flucht endet erst einmal, indem beide auf einen Krankentransportzug aufspringen und sich dort recht erfolgreich tarnen können. Hier ist die Stimmung für richtig treffend beschrieben, denn die Ängste, die beide ausstehen, ist so gut erläutert. Ich wäre in dieser Situation auf keinen Fall so ruhig geblieben und könnte einen Komatösen spielen. Diese Situation zieht sich dann bis in die Anstalt und muss auch dort weiter gehen. Bryan versucht immer wieder heimlich Kontakt zu James aufzunehmen, der der Einzige ist, der die Sprache versteht, um einen Weg in die Freiheit zu finden, aber das wird den beiden zum Verhängnis.
Die Schilderungen über die Anstalt und wie die Zwei da gelandet sind war schon erfinderisch, aber was schlussendlich im Alphabethaus passierte, war für mich viel erstaunlicher. Ich konnte die Ängste so gut verstehen und wie die beiden damit umgegangen sind, hätte nicht unterschiedlicher sein können. Damit gestaltete sich auch die Zukunft komplett anders. Dann erfolgt der Zeitsprung in die 70er Jahre, der leider für mich etwas fader inhaltlich, wie der Anfang war. Hier versucht man den Spannungsbogen zu halten, funktioniert aber nur bedingt, obwohl die Bedrohung keine Minute nachlässt. Es verstricken sich verschiedene Perspektiven und dadurch ist man im Bilde, wie knapp sich alle verfehlen und was wirklich in den Köpfen und Plänen der Darsteller vorgeht.
Schreibstil natürlich ganz große klasse und so wirklich voraussehen konnte man das Ende auch nicht. Trotzdem hat mich das Resümee am Schluss doch am meisten nachdenken lassen. Vom medizinischen Standpunkt her sehr gut recherchiert, aber der Sinn von Freundschaft war doch für mich ein vielbedeutender Punkt. Es war also nicht nur ein oberflächlicher Thriller mit viel Effekten, sondern die Botschaft wurde auch deutlich vermittelt.
Große Empfehlung für Thriller Fans, die Spannung, brutale Szenen und doch noch etwas Emotionen möchten.
- Max Frisch
Stiller
(367)Aktuelle Rezension von: sKnaerzleHandlung: Jemand hat im Leben mehr als einmal versagt und versucht, sich eine andere Identität zuzulegen. Was auf den ersten Blick lächerlich wirkt, ist am Ende nicht ganz so dumm, denn es stellt sich schon die Frage, was aus dem Menschen geworden ist, der wir vor 10 Jahren waren. Ansonsten geht es um Frischs Leib und Magen Thema, dass man sich kein Bild von einem geliebten Menschen machen darf und um viel eheliche Untreue.
Meine Meinung: lustig ist das Frauenbild: "sie" steckt "ihm" vor dem bezahlen einen Geldschein zu, damit er nicht gedemütigt wird und natürlich gibt "sie" ihre erfolgreiche Arbeit um Paris auf, um mit einem mittellosen Abenteurer in Zürich zu leben, statt dass der zu ihr nach Paris zieht um sich ein Leben aufzubauen. Ansonsten ist das alles sehr konstruiert.
Das schönste ist aber die Geschichte mit der Nachmieterin. Eine von den Figuren zieht nach New York und natürlich quartiert die Frisch in seiner eigenen Wohnung am Riversidedrive ein. Frisch gibt seine Wohnung an Uwe Johnson weiter und der lässt dort seine Gesine Cresspahl aus den Jahrestagen leben.
- Christelle Dabos
Die Spiegelreisende - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
(448)Aktuelle Rezension von: AutorinLauraJaneOphelia wurde gerade zur Vize-Erzählerin am Hof von Faruk erkoren und glaubt sich damit endlich sicher. Doch es dauert nicht lange, und sie erhält unheilvolle anonyme Drohbriefe: Wenn sie ihre Hochzeit mit Thorn nicht absagt, wird ihr Übles widerfahren. Und damit scheint sie nicht die Einzige zu sein: Um sie herum verschwinden bedeutende Persönlichkeiten der Himmelsburg. Kurzerhand beauftragt Faruk Ophelia mit der Suche nach den Vermissten. Und so beginnt eine riskante Ermittlung, bei der es Ophelia nicht nur mit manipulierten Sanduhren, sondern auch mit gefährlichen Illusionen und zwielichtigen Gestalten zu tun bekommt. Am Ende steht eine folgenschwere Entscheidung.
Vom glamourösen Hof der Himmelsburg in das abgründige Universum der Sanduhren und Orte, die gar keine sind – um ihr Leben sowie das ihrer Familie zu retten, muss Ophelia an ihre Grenzen gehen. Und das in einer Welt, in der sie so gut wie niemandem trauen kann, womöglich nicht einmal ihrem zukünftigen Ehemann Thorn?
Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich den Auftaktband dieser Reihe gelesen habe. Der erste Band hatte Dinge, die mir gut gefallen haben, aber auch einiges, was mich gestört hat. Deswegen habe ich dem zweiten Band noch eine Chance gegeben, wollte mich danach entscheiden, ob ich die Reihe weiterverfolge, oder abbreche.
Ich verfolge sie definitiv weiter!
Der zweite Band in meinen Augen vieles von dem besser gemacht, was mich im Ersten gestört hatte. Ich flog ziemlich schnell durch die Seiten, rätselte und bangte mit, bis ich plötzlich am Ende des Buches war und völlig verdattert dasaß.
Ophelia verliert hier ihre Blässe aus dem ersten Band. Sie wird aktiv, handelt eigenständig und fügt sich deutlich besser in die Geschichte ein als vorher. Sie ist kein Spielball mehr. Dass sie mit ihren Entscheidungen immer wieder aneckt, sich Feinde und Freunde macht, bei denen ich immer wieder gerätselt habe, ob der Eindruck wirklich wahr ist, machte sie mir hier sehr sympathisch.
Auch Thorn wächst mir hier deutlich mehr ans Herz. Er ist nicht mehr so unnahbar, wenn auch noch kalt, wie es nun einmal seine Art ist. Ich lernte Stück für Stück mehr von ihm kennen, lernte wofür er sich einsetzt und, dass er eigentlich ein sehr netter Mann ist.
Die Handlung ist in diesem Band auch mitreißender. Es geht Schlag auf Schlag, ich hatte kaum eine Atempause. Entweder drohte Faruk, sie zu töten, oder man lernte eine neue Seite von Thorne kennen. Es war immer etwas los und gab für mich kaum Stellen, die sich in die Länge gezogen haben.
Mit diesem Band hat mich die Reihe dann schließlich auch gepackt. Ich freue mich darauf, den nächsten Teil in die Finger zu bekommen und hoffe, dass er genauso gut wird, wie dieser Band der Reihe.
- Friedrich Dürrenmatt
Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker
(3.840)Aktuelle Rezension von: KATHIEs gibt Werke, die einen zum Lachen bringen, während sie gleichzeitig ein beklemmendes Unbehagen hinterlassen. Friedrich Dürrenmatts Die Physiker ist ein solches Meisterwerk. Es ist eine Komödie – aber eine, die ihre Maske ablegt und schließlich eine Tragödie zeigt, die tiefer schneidet, als man zunächst vermutet.
Das Bühnenbild ist simpel: Eine heruntergekommene psychiatrische Klinik, drei vermeintlich verrückte Physiker – Newton, Einstein und Möbius – und ein Mordfall, der wie ein groteskes Spiel beginnt. Alles wirkt überzogen, fast schon lächerlich, bis sich langsam das wahre Drama entfaltet: Was passiert, wenn Wissen zu mächtig für die Welt wird?
Dürrenmatt spielt virtuos mit Kontrasten. Sein Humor ist bissig, seine Ironie scharf, seine Figuren skurril. Der "wahnsinnige" Physiker Möbius entpuppt sich als einziger, der wirklich bei Verstand ist – und genau deshalb ins Sanatorium geflüchtet ist. Er will die Welt vor seinen eigenen Entdeckungen retten, weil er erkannt hat, dass die Menschheit mit diesem Wissen nicht umgehen kann. Seine Entscheidung ist zutiefst menschlich und gleichzeitig erschütternd.
Inmitten von Mord, Wahnsinn und absurden Dialogen findet Dürrenmatt Worte, die den Leser oder Zuschauer mitten ins Herz treffen. "Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden" – dieser Satz bleibt wie ein Echo im Raum stehen. Es ist die Wahrheit, die weh tut, die man nicht mehr abschütteln kann.
Dürrenmatt gelingt hier etwas Großartiges: Er verpackt eine düstere Weltkritik in eine leichte, charmante Form. Man lacht über die skurrilen Figuren, nur um sich im nächsten Moment zu fragen, worüber man eigentlich lacht. Wiegen wir uns zu leicht in Sicherheit, wenn wir glauben, Wahnsinn und Genialität auseinanderhalten zu können?
Die Physiker ist zeitlos und heute aktueller denn je. In einer Welt, die von wissenschaftlichem Fortschritt lebt, aber oft die ethische Verantwortung vergisst, mahnt dieses Stück auf eindrucksvolle Weise zur Vorsicht. Doch Dürrenmatt klagt nicht an, er erzählt – mit einem Augenzwinkern, das einen nicht loslässt.
Dieses Drama ist wie ein Tanz auf dem Drahtseil zwischen Leichtigkeit und Abgrund. Es unterhält, berührt und verstört zugleich. Wer es liest oder sieht, wird nicht nur die Geschichte von Möbius und seinen "Kollegen" im Gedächtnis behalten, sondern auch ein Gefühl: jenes unangenehme, doch wichtige Kribbeln im Bauch, das uns erinnert, dass manches Wissen zu groß für unsere Hände ist.
Ein charmantes, intelligentes und gleichzeitig tief erschütterndes Stück – Die Physiker hinterlässt Spuren. Wer es nicht kennt, sollte es unbedingt erleben. Denn Dürrenmatt zeigt uns mit schlafwandlerischer Sicherheit, wie nah das Lachen und der Ernst des Lebens beieinanderliegen.
- Constanze Dennig
Verkauft
(43)Aktuelle Rezension von: MissRose1989Das Cover des Buches passt sehr gut zum Inhalt, die erste Beobachtung zu dem Fall macht Alma Liebekind auch in einer Klink und auch die Stimmung des Bildes passt sehr gut zu der Handlung, die dann folgt.
Als Alma Liebekind eine seltsame Beobachtung in einem Wiener Sanatorium macht, in dem sie wegen einer Fehlgeburt behandelt wird, fragt sie sich, ob man hier ein Verbrechen verschleiern möchte und beginnt sich zusammen mit ihre Mutter auf eine nicht ganz ungefährliche Spurensuche...
Constanze Dennig streift im Buch das sehr aktuelle Thema der Flüchtlingspolitik, aber das auch nur am Rande und das ist etwas schade, weil das hätte man etwas mehr einbinden können. Es fehlt hier einfach etwas der Fokus auf die Herkunft der Frau, die nachts ins Sanatorium eingeliefert wird.
Alma ist als Hauptprotagonistin etwas schwierig, sie ist irgendwie keine Figur, die man ins Herz schliesst, aber so ergeht es dem Leser mit allen Figuren, sie bleiben etwas blass, man kann sie nicht wirklich greifen.
Constanze Dennig beginnt nicht gleich mit dem wirklichen Fall, sie legt die Geschichte so an, dass man erstmal etwas die Charaktere und deren Einbettung in ihr Leben, so das es zu Beginn nicht wirklich wie ein Krimi anmutet, leider wird das auch im Verlauf des Buches nicht besser, weil der Spannungsbogen nicht wirklich vorhanden ist.
Constanze Dennig hat einen sehr interessanten Schreibstil, man kommt sehr gut in die Geschichte rein und durch ein paar kleine wienerische Feinheit kommt auch etwas der österreichische Charme des Buches durch. Sie hat eine sehr auffallende Sprachwahl, so dass man immer wieder Begriffe aus dem lateinischen oder dem Dialekt als Fussnote erklärt werden muss. Gewollt spannend legt sie kleine Spuren, die sie dann später im Buch wieder aufnimmt und deren Bedeutung erst dann klar wird, aber die auch nicht wirklich zur Spannung beitragen.
Dieser Band ist bereits der 4. Band der Reihe, an sich ist der Fall abgeschlossen, wer sich aber für die Figuren an sich interessiert und gerne mehr als den Steckbrief zu Beginn des Buches haben möchte, sollte mit Band 1 der Reihe starten. Wenn man erst mit Band 4 einsteigt, ist es etwas schwierig, die Personen immer klar zuzuordnen und sich die Beziehungen der Charaktere zu erschliessen.
Fazit:
Die Idee des Krimis ist wirklich gut, aber in der Umsetzung ist es eher ein spannender Roman als ein Krimi. Irgendwie steht der Fall eher so neben den Beziehungen zwischen den Charakteren und gewinnt nicht wirklich die Oberhand.
Constanze Dennig hat einen etwas spezielle Art zu schreiben, an die man sich gewöhnen muss und die sicher nicht jeder so gut findet, weil man manchmal eben erstmal die Fussnoten lesen muss und das schon im Lesefluss etwas stört.
Alles im allem kann man sagen, der Plot ist gut, das Cover auch, aber der Schreibstil, die Charaktere und auch der Fortgang der Handlung überzeugt nicht. Man muss sich sehr auf das Buch einstellen, weil der Humor und auch das Ermittlerduo aus Mutter und Tochter nicht wirklich zu der Krimiidee passen wollen.
- Emma Scott
Between Your Words
(458)Aktuelle Rezension von: Saskia_KruegerBetween Your Words von Emma Scott
*Highlight*
Kurze Zusammenfassung
Jim hat ein Vorstellungsgespräch als Hilfspfleger, im Blue-Ridge-Sanatorium das auf Gehirnverletzungen spezialisiert ist. Dort trifft er auf eine hübsche Frau mit der er sich unterhält und für ihn ist es das erste Gespräch bei dem er ganz er selbst ist. Bis sich herausstellt, dass sie keine Besucherin, sondern Patientin ist. Nur kann er leider nicht vergessen wie sehr sie ihn immer wieder verzaubert, auch wenn sie ihn nach fünf Minuten immer wieder vergisst.
Begonnen: 15.01.24
Beendet: 17.01.24
Genre: Liebesroman
Herausgeber: LYX.digital
Erscheinungsdatum: 29.01.2021
Seitenzahl: 462
Format: eBook
Preis: 9,99 €
ISBN: 9783736314054
Perspektive: Thea und Jim
Setting: Blue-Ridge-Sanatorium in Southern Hills, Virginia & NY
Einzelband/Reihe: Einzelband
Tropes: Amnesie, Forced Proximity, Forbidden Love
Für Leser von: dramatischen Liebesgeschichten, Brittainy C. Cherry Büchern, Tiefgründigen Geschichten
Wie bin ich auf das Buch aufmerksam geworden?
Durch ein Reel von @Lillisbookshelf auf Instagram
Warum wollte ich es unbedingt lesen?
In dem Reel ging es um „Er ist eine 10/10 aber…“ und darunter war auch dieses Buch mit folgendem Satzende: „…ich vergesse ihn alle fünf Minuten wieder.“ Das hat mich direkt angesprochen.
Liebstes Zitat
„Erinnere dich an uns … wenn ich es nicht kann.“
(S. 397)
Liebste Charaktere: Thea, Jim
Liebste/s Szene/ Kapitel: Szene: das erste „Ich liebe dich“; Kapitel 25
Ausführliche Meinung
(Zusammenfassung am Ende)
Idee
Ich habe zwar von dem Film „50 erste Dates“ gehört, ihn aber nie gesehen, obwohl mich das Thema interessiert. Ansonsten habe ich von keinem ähnlichen Buch/ Film gehört. Die Idee hat mich so angesprochen, dass es mir regelrecht in den Fingern gejuckt hat es unbedingt zu lesen.
Reichen fünf Minuten, um sich zu verlieben?
(Rückseite Buchumschlag)
Umsetzung
Die Umsetzung hat mich tatsächlich überrascht. Ich hatte mich schon gefragt wie es bei dem Thema zu einer Liebesbeziehung kommen kann. Aber das Buch hatte so einige Wendungen, mit denen ich in dieser Art nicht gerechnet habe.
Aufbau
Das Buch ist in der Vergangenheit geschrieben und wird vorrangig aus Jims Sicht und manchmal aus Theas Sicht erzählt. (Ich-Erzähler)
Es gibt nicht nur einen Prolog, der uns Thea vor dem Unfall zeigt, und einen Epilog, sondern gleich zwei, die einen guten Abschluss bilden.
Thema
„Rede nicht über ihn, als würde er zu dir gehören. Nie wieder. Er war mein Vater. Er war mit mir verwandt. Du bist nicht mit mir verwandt. Du bist nichts als ein Scheck, der jeden Monat mit der Post kommt, also hör auf zu heulen.“
(S. 25)
„Wie lange ist es her?“
Wollte sie wissen, wie spät es war? Ich sah auf die Uhr, und dann dämmerte es mir. Wie eine kalte Flutwelle löschte es die kleine flackernde Flamme zwischen uns.
Shit, du Idiot. Sie ist eine Patientin.
(S. 37)
Geschichte/ Plot
Das Setting unterstützt die Geschichte, Konflikte gibt es mehr als genug – allein dadurch, dass sie Patientin ist und er Hilfspfleger und die Amnesie nicht zu vergessen. Logiklöcher sind mir nicht aufgefallen und ich wurde hin und wieder überrascht.
Anfang
Ich finde der Anfang hätte etwas später einsetzen können. Klar, der Prolog hat seine Daseinsberechtigung, damit man etwas über Thea erfährt. Allerdings haben mich der Prolog und der Anfang des ersten Kapitels nicht so ganz gecatcht. Dafür hatte ich mich schnell im Buch zurechtgefunden und wusste wo ich stehe.
Charaktere
Alonzo und Rita habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Sie sind die Guten und ich bin froh, dass Jim sie kennengelernt hat, nachdem er so eine schreckliche Kindheit hatte.
Delia ist ein Fall für sich. Sie ist wie sie ist und sie kann nicht aus ihrer Haut. Ich kann sie verstehen, dass war alles sicherlich nicht leicht. Trotzdem habe ich sie manchmal fast schon gehasst.
Thea und Jim sind natürlich unfassbar tolle Hauptcharaktere. Sie krabbeln einem langsam ins Herz und schlagen dort Wurzeln. ^^ Ich habe sie wirklich sehr lieb gewonnen.
Alle genannten Charaktere haben mich überrascht und trotzdem haben sie nachvollziehbar gehandelt. Ich finde nur, Jules hätte in dem Buch keinen Platz haben müssen, da sie meiner Meinung nach nichts zur Geschichte beigetragen hat. Obwohl sie deutlich macht, was zu Beginn in dieser Klinik falsch läuft.
„Niemals“, sagte ich. Mir war es noch nie so leichtgefallen, mich zu unterhalten. Ich redete so ungezwungen, wie sie tanzte. Kein Zögern.
(S. 35)
Die Narben auf meinen Knöcheln hatte ich mir verdient wie Abzeichen, genau wie die Stille, als der Spott aufhörte.
(S. 42)
„Verdammt, Jimmy. Für einen Typen, der nicht viel redet, sagst du immer genau das Richtige.“
(S. 298)
Spannungsbogen
Die Spannung war von Anfang bis Ende gegeben. Es gab immer wieder Konflikte, die sich alle organisch in die Geschichte einfügten und nicht an den Haaren herbeigezogen wirkten. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und musste wissen wie es weitergeht.
Liebesgeschichte/ Spice
Er hofft. Er glaubt. Er kämpft.
Ihm ist wichtig er selbst sein zu können und das sich die andere Person mit ihm wohlfühlt. Er sagt immer genau die richtigen Sachen. Jim ist für mich so ein vielschichtiger Charakter in den man sich nur verlieben kann. Er ist eine Mischung aus Schwiegermuttis Liebling und Bad Boy. Das macht ihn zu einem absoluten Bookboyfriend.
Die Liebesgeschichte der beiden hat sich in genau dem richtigen Tempo entwickelt. Die Momente die sie miteinander geteilt haben, war teilweise wunderschön oder traurig. Manchmal habe ich selbst die Schmetterlinge im Bauch gespürt.
Ein paar heiße Szenen gab es auch und selbst in diesen hat man die Liebe zwischen ihnen gespürt. Es ging nicht um den Spice, sondern es ging um die beiden. Um ihre Liebe zueinander.
Ein strahlendes Lächeln erhellte ihre zarten Gesichtszüge, und mein verfluchter Puls ging schneller.
(S. 33)
Ich würde jedes Mal verschwinden, wenn der Neustart einsetzte, und in Theas Augen jedes Mal erneut erschaffen werden. Ich konnte sein, was ich wollte; wer ich wollte. Und doch war sie die einzige Frau, bei der ich eine Chance hatte, ich selbst zu sein.
(S. 78)
Drama/ Traurig
Dieses Buch mit dieser Liebesgeschichte war für mich definitiv keine leichte Kost. Es hat mich mitgenommen und ich habe zum Ende geweint. Außerdem hat mir das Buch mal wieder aufgezeigt, dass für mich nicht nur das offensichtlich dramatische erdrückend ist, sondern vor allem das Zwischenmenschliche.
Genau diese Worte hatte sie in demselben spielerischen Tonfall vor ein paar Tagen zu mir gesagt. Ich bin jetzt Teil ihrer Schleife.
(S. 74)
Sie können mich hören. Sie stellen sich bloß taub.
(S. 284)
Spaß
Das ganze Buch ist eher ernst und traurig, dennoch gab es gerade durch Thea immer mal wieder witzige Stellen. So wurde man immer aus der fast schon erdrückenden Stimmung rausgeholt.
„Wenn du Gitarre spielst und für mich singst, bin ich bei der zweiten Strophe nackt.“
(S. 350)
Schreibstil/ Lesefluss
Ich mochte den Schreibstil sehr gern. Er war gut zu lesen, flüssig und einfach. Ich bin geradezu durch die Seiten geflogen. Außerdem mochte ich die Bilder, die sie in meinem Kopf entstehen ließ. Und ich finde es gab sehr poetische Stellen, die mich verzaubert haben.
Sie betrachtete wieder die Lichter, aber ich sah nur sie, nahm nur sie in mich auf, denn was konnte ich je mehr wollen an Licht und Farbe?
(S. 311)
Ende
Ohne die Epiloge hätte mich das Ende definitiv zerstört. Ich bin froh, dass es sie gab, sodass mein Herz etwas heilen konnte. Dennoch werde ich die beiden vermissen.
„Wie lange ist es her?“
(S. 433)
Erster Eindruck nach lesen
Meine spontane erste Bewertung sind 5 Sterne. Das Buch war definitiv ein Highlight für mich. Es war traurig schön.
Erneut lesen
Ich habe mir das Buch dazu gekauft um es in mein Regal stellen zu können, da ich es als eBook gelesen habe. Das sagt glaube ich alles. Mit Sicherheit werde ich es nochmal lesen.
Meinung zusammengefasst
Bis auf den Anfang, den ich etwas langweilig fand, und einen Nebencharakter, den ich so unwichtig finde, dass er nicht notgetan hätte, habe ich alles andere absolut geliebt. Ich habe geweint, mich verliebt und habe ein neues Highlight.
Positive Punkte
- Super Idee
- Traurig
- Tolle Liebesgeschichte
- Traumhafter Bookboyfriend
- Schöner Schreibstil
Negative Punkte
- Anfang bisschen langweilig
Bewertung
5/5 Idee
5/5 Umsetzung
5/5 Aufbau
5/5 Thema
5/5 Geschichte/ Plot
4/5 Anfang
5/5 Charaktere
5/5 Spannungsbogen
5/5 Liebesgeschichte/ Spice
5/5 Drama/ Traurig
5/5 Spaß
5/5 Schreibstil/ Lesefluss
5/5 Ende
5/5 Erster Eindruck nach lesen
5/5 Erneut lesen
Gesamtbewertung: 4,93 = 4,9
Bewertungserklärung
1 – viele Fehler/ langweilig und vorhersehbar/ keine Struktur/ nicht nachvollziehbar
2 – war nicht gut, aber auch nicht völlig schlecht
3 – im Großen und Ganzen gefallen, aber einige Komponenten zweifelhaft
4 – gefallen aber nicht mit WOW zurückgelassen/ fehlt das Sahnehäubchen
5 – alles war perfekt
- Ivar Leon Menger
Finster
(197)Aktuelle Rezension von: mimitati_555In dem Dorf Katzenbrunn verschwinden seit Jahren Jugendliche, zuletzt ist es der dreizehnjährige Nikolaus, der an einem schönen Abend vom jährlichen Jahrmarkt nicht wiederkommt. Kriminalkommissar a.D. Hans J. Stahl hat es bis zum Ende seiner beruflichen Laufbahn nicht geschafft, den Mann, den alle nur den Greifer nennen, zu fassen, was seitdem an ihm nagt. So macht er sich auf nach Katzenbrunn, um dem Täter endlich das Handwerk zu legen. Dies ist allerdings nicht ganz einfach, denn im Dorf herrscht eine Mauer des Schweigens.
Das dritte Buch von Ivar Leon Menger ist für mich persönlich ein Thriller, der diesen Namen voll und ganz verdient. Von verschiedenen Seiten nähert sich das Buch dem Geschehen an, lässt mich einem Voyeur gleich hinter die Fassaden blicken, führt mich an der Nase herum und lädt zum Raten ein, aber leicht macht der Autor es mir dabei nicht. Immer wieder bin ich sicher, auf der richtigen Spur zu sein, nur um kurz darauf feststellen zu müssen, dass irgendetwas nicht passt. Erneut strecke ich meine Fühler in eine andere Richtung, nur um wiederholt in der Sackgasse zu landen und mich darüber aufzuregen, dass hier nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Herrlich, das gefällt mir außerordentlich gut!
Früh habe ich einen Verdacht, der sich bestätigt, aber anders als vermutet, meinen Lesespaß schmälert dies aber überhaupt nicht. Wie vom Autor in der Danksagung gewünscht, verrate ich ab jetzt nichts mehr, außer dass Schwester Bergmann einen Ehemann hat und der einen Schäferhund. Was ihr daraus macht, ist nicht mein Problem, aber so habe ich Ivar seine Bitte erfüllt. Ach, eine Leseempfehlung gibt es von mir natürlich auch. Ist doch selbstverständlich!
- T. C. Boyle
Willkommen in Wellville
(107)Aktuelle Rezension von: literatDas Buch ist absolut gut, ich finde die Sprache sehr ausdrucksstark, der Autor hat total den Sound der Jahre Anfang 20. Jh. in den USA eingefangen. Zumindest ist das für mich total glaubwürdig. Und auch der Betrüger, Charlie wird eigentlich liebenswert dargestellt, er ist nicht sooooo berechnend, sondern er ist halt so, er wurstelt sich lieber durch bzw. ist ein kleiner Schlaumeier, der lieber die Dummheit der Leute ausnutzt als für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten. Andererseits wird der viel geehrte und hoch geschätzte Arzt, Dr. Kellogg als absolut missionarisch unterwegs mit seiner natürlich und vegetarischen Lebensweise in seinem San, bloß gestellt. Mit seinem Riesen-Ego und vordergründig humanstischen und sozialen Beweggründen, aber im Grunde absolut totalitär und autoritär unterwegs, scheitert er schlussendlich. Ich finde das Buch echt besser, als Thomas Manns Zauberberg. Ich glaub, ich lese jetzt anschließend den Zauberberg.
- Markus Werner
Am Hang
(285)Aktuelle Rezension von: LuiseLotteDer Scheidungsanwalt Thomas Clarin, mit der Betonung auf der letzten Silbe bitte, worauf er immer wieder hinweist, möchte in seinem Tessiner Ferienhaus eigentlich ein geruhsames Wochenende verbringen, um ungestört einen Aufsatz über das "Ehe- bzw. Scheidungsrecht"für eine Juristenzeitung zu schreiben.Doch alles kommt ganz anders, nachdem er auf der Terrasse des Hotels Bellavista in Montagnola auf einen gewissen Loos stößt, der, wie es der Zufall so will, ebenfalls auf den nicht ungewöhnlichen Vornamen Thomas hört. Nach einigen Mühen kommt Clarin mit dem sich sonderbar abweisend verhaltenden älteren Herrn schließlich in ein ebenso sonderbares Gespräch, in das er sich wie gebannt fallen lässt.Bei zuviel Wein unterhalten sich die beiden Männer mit den komplett entgegengesetzten Ansichten und Lebenseinstellungen ganze drei Abende lang vor allem über die Liebe und den Zeitgeist. Was die beiden Männer aufeinander zutreibt, ist vorerst nicht klar, nur dass mit der Begegnung ein Aneinanderantasten, ein Lauschen, ein Aushorchen und gegenseitiges Belauern beginnt, das wird für den Leser bald sehr offensichtlich.Der Ich-Erzähler Clarin hat dabei immer wieder das Gefühl - und der Leser mit ihm - , dass Loos, ein merkwürdiger Sonderling in den Fünfzigern, der sich als Altphilologe vorstellt und sich schnell als entschiedener und geradezu verbitterter Gegner all dessen entlarvt, das er als Zeitgeist bezeichnet und worauf er immer wieder aufs Neue und ausschweifend herumhackt, entlarvt, sicher verschroben, aber vielleicht auch verrückt ist.Doch hat er, ein Witwer, eine sehr positive Beziehung zur Institution Ehe, die ihm immer eine Heimat war, und die Clarin seinerseits auf zynische Art ablehnt. Er sucht lieber das schnelle, unverbindliche Abenteuer, das Vergnügen in kurzen Affären, derer er sich schnell wieder entledigt, wenn er spürt, dass es ernster werden oder die jeweilige Frau sich etwa in ihn verliebt haben könnte.Und so wie Loos besagten Zeitgeist scharf kritisiert, so sehr ist Clarin nicht nur darin gefangen, sondern lebt ihn gar mit Überzeugung.Das Gespräch der beiden Männer gleitet bald in die persönliche Ebene hinüber - und damit kommt eine Frau namens Valerie ins Spiel, von der sich der smarte Junganwalt im Jahr zuvor am gleichen Ort getrennt hat und die bis zum Ende eine rätselhafte Rolle spielen soll. Zu eben jenem Zeitpunkt starb auch, wie sich schnell herausstellt, Loosens Frau, ebenfalls in Montagnola.Immer mehr seltsame Parallelen tuen sich auf zwischen Loos und Clarin - und als ersterer nach dem dritten Abend aus dem Hotel verschwindet und Clarin feststellen muss, dass Loos gar nicht der wahre Name des neuen Bekannten ist, mit dem er so intensive und sehr persönliche Gespräche geführt hat, beginnt er endlich stutzig zu werden und nachzudenken - und kommt auf eine verstörende Deutung der Geschichte, in die er sich wie magisch angezogen hineinbegeben hat, die er aber am Ende des Buches weder bestätigt noch widerlegt findet. Er weiß nur eines: sein Weltbild ist komplett aus den Fugen geraten und er muss sich neu sortieren...
In seinem siebten, 2004 erschienenen Roman stellt der Schweizer Literat Marcus Werner erneut seine Meisterschaft unter Beweis, die ihm von zahlreichen Kritikern immer wieder bescheinigt wurde. Mit glasklarem, wiewohl nicht unbedingt eingängem Erzählstil, der eine magische Anziehungskraft ausübt und gleichzeitig Leichtigkeit und Unergründlichkeit ausstrahlt, nimmt er mit seiner Geschichte, die so schwer zu durchschauen ist und die man am besten ein zweites Mal liest, den Leser von der ersten Zeile an gefangen, macht ihn neugierig, dem Gedankenaustausch der beiden Männer weiter zu folgen, der immer wieder in scheinbare Verirrungen mündet und aus dem sich so viele Ungereimtheiten als auch merkwürdige Koinzidenzen ergeben. Misstrauisch geworden stellt er unwillkürlich seine eigenen Mutmaßungen an, die er in denen des Erzählers Clarin bestätigt findet, der so oberflächlich ist wie sein Gegenpart Loos tiefgründig.Und allmählich wandelt sich die Anteilnahme, die man am Anfang noch vehement für beide, die lange Zeit einzigen, Protagonisten des Romans verspürt haben mag, in Unwillen, in Zweifel und gar Abneigung, vor allem Clarin gegenüber, der so sehr von seiner Art des Lebens, die eine eigensüchtige, nur aufs eigene Vergnügen zielende ist, eingenommen ist und der über eine Empathie verfügt, die man bestenfalls als rudimentär bezeichnen kann.Doch auch Loos bleibt nicht von dem Entzug an Sympathie verschont, denn es wird immer augenscheinlicher, dass er ein Spiel spielt, dass er zu Gericht sitzt, dass etwas ganz und gar nicht stimmt an ihm und seinen Geschichten, die er, so sah es lange aus, immer nur stockend hervorbrachte.Und dass es letztlich bei dieser Mutmaßung bleibt, bleiben muss, und dass die Geschichte mit einer nicht nachzuvollziehenden Handlung des Anwalts, der sich immer stärker als Dummkopf entlarvt hatte, endet, abrupt endet, ist gewiss ein unnötiger Schwachpunkt eines ansonsten vor allem sprachlich und strukturell anspruchsvollen und durchaus beeindruckenden Romans, von dem man zeitweise sogar den Eindruck hatte, er würde in einem Krimi enden, denn die Ingredienzien schienen vorhanden zu sein. Doch täuschte man sich, wie übrigens in so manchen Deutungen, in die man sich unwillkürlich verstiegen haben mag, zu denen Marcus Werner aber auch regelrecht einlud! - Sarah Pearse
Das Sanatorium
(265)Aktuelle Rezension von: NorellDie Ausgangssituation von Sarah Pearses "Das Sanatorium " hätte Potenzial für einen außergewöhnlichen Thriller geboten: Ein abgeschiedenes, luxuriöses Hotel in den verschneiten Schweizer Alpen, ein Ort, der von seiner düsteren Vergangenheit als Sanatorium geprägt ist, und eine klaustrophobische Atmosphäre, die förmlich nach Spannung schreit. Doch leider schöpft der Roman dieses Potenzial kaum aus.
Ein zentrales Problem ist die Protagonistin, Elin Warner. Wie so oft in diesem Genre ist die Ermittlerin schwer traumatisiert und mit ihren persönlichen Dämonen beschäftigt. Dieser Archetyp der belasteten Ermittlerfigur wirkt hier nicht nur abgedroschen, sondern geradezu überstrapaziert. Elins emotionale Zerrissenheit wird so penetrant ins Zentrum gerückt, dass sie die eigentliche Handlung zu überwuchern scheint. Statt einer fokussierten Ermittlung erleben wir hier eine Figur, die in ihrem eigenen Leid gefangen ist, was schnell ermüdend wirkt. Wieso kann eine Ermittlerin nicht einfach einmal kompetent und unbeschwert ihre Arbeit tun?
Auch die Handlung erweist sich als problematisch. Statt Spannung durch feinsinniges Erzählen und psychologische Tiefe aufzubauen, setzt Pearse auf Brutalität und eine schier endlose Abfolge von Wendungen, die zunehmend überzogen und konstruiert wirken. Dieses ständige "Mehr ist mehr" - blutiger, dramatischer, überraschender - sorgt letztlich dafür, dass die Geschichte ihre Glaubwürdigkeit verliert. Die Atmosphäre, so gelungen sie anfänglich erscheint, wird durch diese Überfrachtung nach und nach unterminiert.
- Michael Dissieux
Das letzte Kapitel
(10)Aktuelle Rezension von: VirginyEthan kommt in einem engen, stinkenden Raum zu sich, er ist nicht tot, obwohl er sich wünscht, er wäre es.
Schon bald muß er erkennen, dass er sich in einer Zelle der Arena befindet, die Wachen erscheinen, drücken ihm eine Waffe in die Hand und schleifen ihn zum Kämpfen nach draußen.
Zu seinem Entsetzen ist sein Gegner ausgerechnet Anna, die er versuchte zu retten.
Ethan will und kann sie nicht töten, er hat nichts mehr zu verlieren.
Sein letzter Ausweg ist es, die Worte an seinen Herren zu wenden, ihn zu bitten, Anna aufzunehmen, immerhin ist sie jung und kann ihm Nachwuchs schenken, aber ist das wirklich so eine gute Idee?
Auch im letzten Teil der Reihe entführt uns Michael Dissieux wieder in das von Dämonen bevölkerte Arc's Hill.
Ethan hat immer noch einen Schimmer Hoffnung, aber ist der berechtigt oder sind die letzten Tage der Menschheit längst gezählt?
Wie üblich gibts von mir 4 Sterne für das resolute Ende und eine Leseempfehlung für alle, die mit Horror und Dämonen etwas anfangen können...
- Thomas Mann
Der Tod in Venedig und andere Erzählungen
(148)Aktuelle Rezension von: annilittleDieses Buch war das letzte und auch das längste aus der Kategorie „Schätze vom Dachboden meines Elternhauses, die lange vor meiner Geburt veröffentlicht wurden“, (wobei keine der Lektüren so gut war, als dass ich sie als Schatz bezeichnen würde, tbh…)
Vermutlich hätte ich das Buch einfach abbrechen sollen, aber das kann ich nicht. Also ernsthaft, der innere Monk und die verzweifelte Hoffnung, dass das Buch ja doch noch gut werden könnte, sind in solchen Momenten einfach zu stark, als dass ich der Option, die Bücher nicht zu Ende zu lesen, nicht nachgehen kann. Bei Büchern, die ich mir neu kaufe, ist das übrigens noch schlimmer. Ein Stern ist natürlich hart, aber gleichzeitig ist meine Meinung ja auch total irrelevant, weil es nur eine unter vielen ist. Und einen Stern gibt es eigentlich auch nur, weil ich es lieber hätte abbrechen soll, aber das Buch kann ja für meinen inneren Monk nichts…
Das ganze Vorhaben stand von Anfang an unter einem schlechten Stern, weil mir Erzählungen einfach nicht gefallen. Vermutlich weil ich im Rahmen meines Studiums einfach viel zu viele davon lesen musste, ohne dass mir eine davon wirklich gefallen hätte, aber auch, weil mir diese Art von Literatur aufgrund der Kürze nicht zusagt. Ich brauche Zeit, um eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen, um in die Geschichte hineinzufinden und um ehrlich zu sein, verstehe ich in den meisten Fällen nicht mal, worum es eigentlich geht. Thomas Mann ist sehr bekannt in meiner Heimat und die „Buddenbrooks“ sagt ja vermutlich auch sehr vielen etwas. Viel mehr kannte ich von ihm auch nicht, aber „Der Tod in Venedig“ hatte ich schon öfter gehört, weshalb ich das Buch dann trotzdem gerne lesen wollte.
Und nicht mal die Erzählung weswegen ich mich dann über 450 Seiten durch das Buch gequält habe, konnte mich begeistern. Ich fand sie leider genauso schlecht wie alles andere. Es gab einfach rein gar nichts, was mir gefallen hat. Bzw. hätte es sicherlich das ein oder andere gegeben, das mir gefallen hätte, wenn ich mir die Geschehnisse hätte merken können. Ich hatte es noch nie in einem Buch, dass ich einen Satz gelesen habe und direkt wieder vergessen habe. Und das über das gesamte (!) Buch hinweg. Für nicht eine einzige Erzählung könnte ich sagen, worum es ging oder wie eine:r der Charaktere hieß. Ich fürchte, dass mir Thomas Manns Schreibstil einfach nicht zusagt und das finde ich etwas schade, da ich die „Buddenbrooks“ eigentlich gerne lesen würde. Vielleicht gebe ich ihm noch eine Chance, aber für die nächste Zeit habe ich erst einmal genug von ihm gelesen…
Fazit: Ich glaub, ich brauch nichts mehr sagen, es hat mir einfach gar nicht gefallen und kann es daher nicht empfehlen.
1/5
- Charles Bukowski
Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
(192)Aktuelle Rezension von: mabo63Autobiografischer Text von C. Bukowski. Erzählt wird seine von Gewalt und Hoffnungslosigkeit geprägte Kindheit in den USA.
Sein Vater verlor in den 1920 Jahren während der Wirtschaftskrise seinen Job und geht um den Schein zu waren trotzdem jeden Morgen aus dem Haus und lässt seine Wut an seinem Sohn aus. Und dies mit gnadenloser Gewalt.
Henry (so nennt sich Bukowski in diesem Buch) erlebt die Hölle, er wünschte dem Vater mehrmals den Tod.
Als Einzelgänger und von seinen Mitschülern respektlos 'Sauerkrautfresser' verspötelt wehrt er sich selber mit Gewalt. Alkohol und Hass auf alles sind sein Ventil. Einzig Bücher vermag den jungen Bukowski einigermassen zu interessieren.
Ungeschminkter Text, keine leichte Kost und trotzdem eine Lese - Empfehlung von mir.
- Alan Philps
Wolkengänger
(16)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDiese wahre Geschichte eines russischen Heimkindes ist sehr emotional und tief berührend. Ich konnte nicht aufhören zu lesen. Trotz kaum vorstellbarer Zustände in den Heimen, in denen Wanja lebte und in denen er fast schon dem Tod geweiht war, hat dieser intelligente kleine Junge seinen starken Lebenswillen halten können und ist heute, nach Adoption, ein glücklicher Mann. Ein Buch, bei dem es schwer ist, seine Tränen zurückzuhalten.
- Sandra Henke
Mein Herz ist ein Chamäleon
(6)Aktuelle Rezension von: SharonBakerStella steht am Abgrund und schaut in die tiefe stürmische See. Ihre Gedanken wirbeln im Kopf hin und her und plötzlich spricht sie jemand an. Aus dem Takt geratend verliert sie ihr Gleichgewicht und landet in den Armen des Fremden. Nach seiner Rettungsaktion nimmt Simon sie einfach mit in sein schnuckeliges kleines Cottage am Ende der Welt, oder besser Cornwall. Dort genießt Stella die Nähe und das Lächeln des charmanten Malers, der sie zu verstehen scheint und ihr ungeahnte Kraft gibt. Denn Stella ist nicht einfach so in Cornwall, sondern aus einem ganz bestimmten Grund und auch Simon scheint ein Geheimnis mit sich zu tragen. Wird Stella dahinter kommen? Welche Konsequenzen wird die Wahrheit für beide bedeuten? Und wird Stella ihren Weg finden?
Sandra Henke ist ja für ihre prickelnden Erotikromane bekannt, aber sie kann auch wunderschöne Liebesgeschichten schreiben. Das macht sie in der Herzchenkonfetti Reihe, die witzig, feurig und einfach herrlich zu lesen sind. Diesmal schlägt sie aber leisere Töne an, wird melancholisch, und ob mir das auch gefällt, erzähle ich euch jetzt.
Stella ist eine junge Frau, die sich seelisch so verkapselt hat, dass sie ihr Leben mehr als Belastung empfindet, als es einfach zu leben und Freude daran zu haben. Von ihren Eltern schon früh aufs Internat geschickt und später zu allen Psychologen, die sie finden können, da sie mit den Gefühlen ihres Kindes überfordert sind. Dabei wäre die Lösung ganz einfach, Zeit für ihre Tochter und Liebe. So landet sie im abgelegenen Sanatorium in Cornwall. Ausgerechnet dort trifft sie auf jemanden, der sie versteht, der in ihre Seele schaut und nachempfinden kann, was darin vorgeht. Er scheint endlich derjenige zu sein, der die richtigen Worte findet, ihr Kraft gibt und sie zum Umdenken bringt. Stella wird munterer, lebendiger, taucht langsam aus dem Dunstschleier ihrer Gedanken auf und ihr Herz taut auf. Nur je mehr sie wahrnimmt, umso mehr Unstimmigkeiten findet sie bei Simons Geschichte. Welche Geheimnisse hat er vor ihr? Wer ist er wirklich? Und wird es Stella zerstören, oder endlich handeln lassen?
Sandra Henke nimmt sich hier einem sehr wichtigen Thema an, nämlich seelischen Erkrankungen. Wie belastend diese sein können, wie unverstanden man sich fühlt und wie man immer für die Umwelt problemlos funktionieren soll, sind nur einige Gedankengänge. Diese Qualen werden in unsere Gesellschaft immer noch gern abgetan, obwohl sie überall lauern und jede Person belasten können. Man sieht sie nun mal nicht und wir sind alle doch ganz gute Schauspieler. Natürlich gibt es Lebensentwicklungen, die unser negatives Selbst, anders beeinflussen und was wäre ein Leben ohne Liebe. Liebe hat nämlich Kraft zu heilen und zu bewegen und das ist das Wundermittel für Stella, aber so einfach macht es die Autorin nun auch wieder nicht. Das verrate ich euch hier aber nicht, die Irrungen und Wirrungen dieser Liebesgeschichte müsst ihr selbst herausfinden.
Für mich war die Geschichte wieder toll zu lesen und ich mochte recht gern, diesen melancholischen tatsch. Während die anderen Bücher immer sehr heiter und fast etwas Komödiantisches haben, stehen Ruhe und Gefühle mehr im Vordergrund. Stellas Zerrissenheit und auch Simon hat einige Dämonen in seiner Vergangenheit. Irgendwie war diese Geschichte etwas ernster und nachdenklicher, was zur Abwechslung unglaublich toll war. Was mir nicht so gefallen hat, ja, ich muss es gestehen, war die ständigen Wiederholungen, wenn man es in Etappen liest, fällt es wohl nicht auf, aber alles hintereinander, fand ich es zu viel, zu sehr hervortretend, sogar ein bisschen darauf rumtrampelnd. Aber das ist jetzt nur meine persönliche Wahrnehmung, anderen mag es gar nicht auffallen.
So fand ich „Mein Herz ist ein Chamäleon“ wirklich toll gelungen. So richtig was Feines fürs Herz, melancholisch, aber auch stark entwickelnd und natürlich mit genug Romantik zum Träumen. Da darf ruhig gern noch ein weiterer Teil in der Herzchenkonfetti Reihe auftauchen.
- Sabine Städing
Anna und die flüsternden Stimmen
(76)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderAnna fährt mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder in den Urlaub an die Ostsee. >Qual< heißt der Urlaubsort und für Anna ist es auch eine. Mit fünfzehn hat mein einfach keinen Bock mehr auf Familienurlaub und dann auch noch an der Ostsee! In der ersten Nacht hört Anna merkwürdige Stimmen und ein Mann steht vor ihrem Fenster. Was geht da vor? Ihr Vater bittet sie am nächsten Tag beim Ausflug, doch später einmal zu googeln und nach dem Herrn zu schauen, nachdem so viele Straßen und Gebäude benannt sind. Anna schaudert es, denn er sieht aus wie der Mann am Fenster. Dann nimmt der Urlaub doch eine positive Wendung, denn Anna trifft auf Tjark. Er ist in ihrem Alter und sieht einfach heiß aus. Ihr Bruder ist mehr vom Traktor fasziniert und so kommen sie ins Gespräche. Die nächsten Tage treffen sie sich immer wieder und Tjark wird schließlich Annas Segellehrer und ihm vertraut sie auch die Sache mit den Stimmen an, denn es wird immer gruseliger. Tjark lacht nicht, sondern nimmt die Sache ernst und so wollen sie hinter das Geheimnis kommen, aber das bringt die jungen Verliebten in allergrößte Gefahr!
Sabine Städing hat ein großartiges Buch geschrieben. Es ist ein Urlaubsroman, wo sich ein junges Mädchen selbst finden will. Es ist ein Buch über die erste Liebe und es ist ein Buch voller Mystik, Spannung, Gefahr und Dramatik. Perfekte Lektüre ab 14 Jahren. - Anne Stern
Fräulein Gold: Schatten und Licht
(229)Aktuelle Rezension von: Feuerherzchen84Im Mittelpunkt steht die Hebamme Hulda Gold. Als sie zufällig bei einer Geburt, vom Schicksal der Nachbarin erfährt, die ertrunken ist, gibt es für sie kein halten mehr. War es Mord oder doch Suizid? Auf Geheiß der Wöchnerin fängt sie auf eigene Faust an zu ermitteln. Dabei eckt sie nicht nur beim Polizisten Karl an, sondern macht sich auch auf der Straße Feinde.
Auch wenn ich eigentlich kein Freund von Kriminalgeschichten bin, hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Hulda ist eine Hebamme, die sich nichts gefallen lässt und für ihre Rechte, der Rechte der Frauen und Gerechtigkeit kämpft. Anfangs findet der Polizist Karl nur lästig das sie sich überall einmischt, aber irgendwann vertraut er auf ihre Instinkte und fängt an ihre Recherche zu schätzen. Allerdings muss er ihr auch immer wieder aus der Patsche helfen und enger Körperkontakt bleibt da oft nicht aus. Ich freue mich jetzt auf Band zwei der Reihe.
- Thalea Storm
Seuchenwahn (Whitehill Mysteries 6)
(6)Aktuelle Rezension von: Buffy2108Dieses Mal geht scheinbar eine Seuche in Little Ivy um, die die Einwohner in so was Ähnliches wie Zombies verwandelt.
Streckenweise ist die Story echt eklig und ein bisschen gruselig und es bleibt spannend bis zum Schluss. Auch eine Liebesgeschichte fehlt hier nicht, auch wenn diese unter keinem guten Stern steht.
Ich finde es immer wieder interessant, wieviel Story man auf so wenig Seiten einbringen kann.
Wieder eine Glanzleistung der Autorin
- Friedrich Dürrenmatt
Der Verdacht
(344)Aktuelle Rezension von: malins_dagbokDarum gehts: Der Kommissär Bärlach liegt im Krankenhaus und liest einen Artikel über einen Nazi-Arzt, der ohne Narkose Menschen operierte. Ein Freund besucht den Kommissär, diesem kommt der Arzt sehr bekannt vor.
Meinung: Das Buch ist mit 120 Seiten sehr kurz und trotzdem schafft der Autor es, die Personen zu skizzieren, den Verdacht aufzubauen und eine Spannungskurve zu kreieren. Entgegen anderer Werke des Autors hat mir dieses Buch sehr gut gefallen. Das Ende hatte nochmal einen ordentlichen Twist, den ich nicht habe kommen sehen. Wer Klassiker und/oder Kriminalromane mag, sollte sich dieses Buch mal anschauen! - Paul Auster
Reisen im Skriptorium
(96)Aktuelle Rezension von: JariAls ich letzte Woche in der Bibliothek war, fiel mir dieses Buch in die Hände. Es war bei den aussortierten Büchern, Kostenpunkt 1 CHF. Das ist wenig für ein kaum gelesenes Hardcover-Buch meines Lieblingsautoren. Gelesen wurde das gute Stück natürlich umgehend.
Und wieder einmal beweist Paul Auster, dass er es schafft, Schriftsteller zum gefährlichsten Beruf der Welt zu machen. Wieder einmal tauchen wir ab in einer Geschichte innerhalb einer Geschichte und zumindest ich konnte nicht umhin, mir zusammenzureimen, was nun wie wo zusammenhängt.
Doch das ist hier gar nicht so einfach. Wir haben zu wenige Anhaltspunkte, es könnte alles sein und nichts. Wer war/ist Mister Blank? Was hat es mit all diesen Menschen auf sich? Wieso ist er eingesperrt? Auster lässt viele Fragen offen, überlässt es der Fantasie des Lesers, passende Antworten zu finden. Genauso wie es Mister Blank überlassen wird, Grafs Geschichte zu beenden.
Beim Lesen hoffte ich stets, dass noch ein paar mehr Geheimnisse gelüftet werden, doch insgeheim wusste ich, dass dem nicht so sein wird. Ich rätselte, fieberte, rechnete - nur um dann auf den letzten Seiten mit einem grossen Knall entlassen zu werden. Genau deshalb ist Paul Auster einer meiner Lieblingsautoren. Ich liebe diesen Stil. Es ist alles da, aber zusammenreimen muss man es sich selbst.
Es gab jedoch ein paar kleine Punkte, die mir weniger gefielen, aber ich denke, Auster hat die ganz gewollt eingebaut. Sexualität im Alter ist ein Tabu-Thema, das der Autor hier geschickt einfädelt. Nur beim zweiten Mal war es in meinen Augen sexuelle Belästigung, was aber auch zur Figur von Mister Blank passt. Diese Szenen, in denen ich mich als Leser unwohl fühlte, haben also ihre Daseinsberechtigung. Dennoch interessiert es mich nicht, wie viel Stuhl Mister Blank aus seinem Anus drückt, das ist in meinen Augen auch für die Geschichte irrelevant. - Stefan Slupetzky
Lemmings Himmelfahrt: Lemmings zweiter Fall
(38)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDer Lemming ist wieder in Schwierigkeiten. Gerade hat ihn seine Freundin hinausgeworfen, und kurz danach schießt ein Verrückter auf ihn. Zum Glück trifft es zwar einen anderen, der tot zusammenbricht, doch jetzt sucht die Polizei den Lemming als Mörder. Da hilft es nur, den wirklichen Täter zu finden - und der Lemming ist mal wieder in einen Fall verwickelt, der ihn völlig überfordert ...
(Verlag)
Der Kurier sagt „Ein Buch, das man nicht weglegen kann. Bis zur letzten Seite“ (Verlag), und er übertreibt nicht.
Wien muss man gernhaben, und die Sprache muss man auch kennen. Dazu die Leute. Schon ist man dem Lemming verfallen. Weil Stefan Slupetzky an Wortwitz, Skurrilität und Grausen eigentlich nicht zu überbieten ist. Der einzigartigen Erzählstimme des Lemming kann sich keiner entziehen, der selber auf der Seite des schwarzen Humors gepaart mit echter Herzenswärme steht.
Einmal mehr habe ich den Lemming aus Slupetzkys Feder genossen und versucht, ihn nicht zu verschlingen. Letzteres war schwierig, weil die Spannung mächtig hoch ist.
Zimperlich darf man nicht sein. Und schon gar nicht politische Korrektheit verlangen. Dann geht’s in die Binsen – oder Hosen … Aber, mal ganz ehrlich, dem Volk auf’s Maul geschaut, das offenbart keine geschliffene Halbwahrheit, sondern eben die ganze Wahrheit. Nackt und ungeschönt. Ohne policital correctness.
Gleichzeitig – und darin liegt die Stärke Slupetzkys – durchzieht den Roman eine Liebenswürdigkeit den Ausgegrenzten und Schwächeren gegenüber. Was zudem gelingt, ist eine Überraschung am Ende des Romans. Ein Krimi wie mein liebster St. Laurent: vollmundig, rund und stets anders als die Masse guten Genusses.
Der dritte Lemming liegt griffbereit …