Bücher mit dem Tag "sarajevo"

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63 Bücher

  1. Cover des Buches Radetzkymarsch (ISBN: 9783843059572)
    Joseph Roth

    Radetzkymarsch

     (130)
    Aktuelle Rezension von: claudiaZ

    Die Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Dies wird anhand des Aufstieges und des Niedergangs der Familie von Trotta über mehrere Generationen dargestellt. Die Geschicke der Familie sind durch einen Zufall im Leben des Großvaters auf alle Zeiten mit dem Kaiser Österreich-Ungarns verbunden. Der Fokus liegt dabei ganz und gar auf dem männlichen Teil der Familie, was den tatsächlichen damaligen Verhältnissen entsprechen dürfte. Denn es geht um Themen wie Ehre, Pflichterfüllung, Standeskodex, die schon im Kindes- und Jugendalter maßgebend sind. Im familiären Bereich trägt dies dazu bei, dass das Verhältnis zwischen den Generationen formell und unpersönlich ist und die Schranken oftmals nicht überwunden werden können.

    Sowohl für das Kaiserreich als auch für die Familie von Trotte nimmt die Handlung einen schicksalhaften Verlauf. Dabei empfand ich das Buch allerdings nicht niederschmetternd, was ich dem Schreibstil Joseph Roths zurechne. Aus diesem Grund wird dies nicht das letzte Buch gewesen sein, welches ich von dem Autor gelesen habe.

     

  2. Cover des Buches Der Cellist von Sarajevo (ISBN: 9783442738922)
    Steven Galloway

    Der Cellist von Sarajevo

     (37)
    Aktuelle Rezension von: sabatayn76
    ‚Man kann nicht mehr sagen, welche Version der Lüge die Wahrheit ist. Ist das wahre Sarajevo die Stadt, in der Menschen glücklich waren, einander gut behandelt, ohne Hass miteinander gelebt haben? Oder ist das wahre Sarajevo die Stadt, wie er sie heute sieht, in der die Menschen einander töten, wo Kugeln und Granaten von den Bergen herabfliegen und die Häuser einstürzen?‘ (Seite 227)

    Ein Cellist beobachtet eines Nachmittags aus dem Fenster eine Menschenschlange, die nach Brot ansteht. Sekunden später sind 22 dieser Menschen in Folge eines Mörsergranateneinschlags tot: Freunde, Nachbarn, Fremde.

    Vierundzwanzig Stunden nach dem Anschlag setzt sich der Cellist, der in Friedenszeiten der erste Cellist des Philharmonischen Orchesters von Sarajevo war, in den Krater der Granate und spielt Albinonis Adagio - 22 Tage lang, täglich um 16 Uhr, um der Toten zu gedenken.

    Steven Galloway erzählt in ‚Der Cellist von Sarajevo‘ von der Belagerung Sarajevos, wobei es sich um eine Geschichte handelt, die teilweise auf einer wahren Begebenheit beruhrt, jedoch nicht den historisch genauen zeitlichen Ablauf der Belagerung wiedergibt, denn der Autor hat Geschehnisse aus drei Jahren in einem einzigen Monat untergebracht. Nichtsdestotrotz hat es den Cellisten, der in Galloways Roman namenlos bleibt, und den Mörsergranatenanschlag auf die Menschengruppe tatsächlich gegeben: Am 27. Mai 1992 starben dabei 22 Menschen und mindestens 70 wurden verletzt, und der Cellist Vedran Smailović spielte zu Ehren der Toten an den nächsten 22 Tagen Albinonis Adagio in g-Moll.

    Ich muss zugeben, dass ich den Einstieg ins Buch eher wirr und zu bemüht fand. Ich habe mich daraufhin auf eine wenig fesselnde Lektüre eingestellt, wurde jedoch schnell positiv überrascht. Im Verlauf zeigte sich bald, dass lediglich das erste Kapitel (‚Der Cellist‘) wenig gelungen war, dass der Roman spannend und bewegend wurde, sobald weitere Protagonisten vorgestellt wurden: Strijela, eine Heckenschützin, die nur auf Soldaten und nicht auf Zivilisten schießt, Kenan, der sich alle paar Tage auf den gefährlichen Weg durch die belagerte Stadt macht, um Wasser für sich, seine Familie und seine alte, grantige Nachbarin zu holen, Dragan, der in einer Bäckerei arbeitet und sich an ein Sarajevo erinnert, das es nicht mehr gibt, das er aber auch nicht aufgeben kann.

    Durch die Einführung der lebendig gezeichneten Protagonisten Strijela, Kenan und Dragan gibt Galloway dem Krieg ein Gesicht und zeigt zudem, wie schnell ein Leben im Frieden zu einem Leben im Krieg werden kann, wie Normalität und Alltag von einem Tag auf den nächsten enden können. Mir haben diese Beschreibungen des Vorher und des Nachher gut gefallen und mich sehr bewegt. Und letztendlich ist der anfänglich so mühsame Roman zu einer Lektüre geworden, die ich kaum weglegen konnte und wollte.

    Am Ende seines Romans bietet der Autor noch Einblicke in die Realität, spricht von der fast vierjährigen Belagerung Sarajevos, von mindestens 10.000 Toten und weiteren 56.000 Verwundeten, von 329 Granaten, die durchschnittlich jeden Tag in die Stadt einschlugen, und von 10.000 zerstörten bzw. 100.000 beschädigten Wohnungen.

    Zusammen mit der bewegenden Geschichte, die sich ohne Weiteres genauso zugetragen haben könnte, veranschaulichen diese Zahlen, was sich vor gar nicht so langer Zeit ganz in unserer Nähe zugetragen hat. Denn Sarajevo ist viel näher, als man denkt: Von Berlin aus ist man mit dem Auto schneller in Sarajevo als in Barcelona, und eine Autofahrt nach Rom, in die Provence oder die Bretagne würde genauso lang dauern wie eine nach Sarajevo, auch wenn einem all diese Orte wahrscheinlich viel näher vorkommen als die Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas.
  3. Cover des Buches Lebe Sarajevo! (ISBN: 9783940296702)
    Bill Carter

    Lebe Sarajevo!

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Arbutus
    Egal, wohin ich reiste, Laufen war immer der sicherste Weg, um Zugang zu den kulturellen Feinheiten zu bekommen. Ich muss die Bewegungen der Menschen sehen, die Form ihrer Häuser, die Art und Weise, wie sie 'Hallo' und 'Auf Wiedersehen' sagen. ... Ich bog in eine neue Straße ein und begann im Rhythmus der Fußgänger zu laufen. ...

    ... aber zunächst muss so ein kleiner Trupp von mittellosen Outlaws, um in den Krieg zu ziehen und dort Nahrungsmittel zu verteilen, erstmal in einem bosnischen Lebensmittelgeschäft Wodka, Kartoffelchips, Schokoriegel und Salami stehlen, um selber nicht vom Fleisch zu fallen. Aha, Robin Hood also...

    Je länger ich las, desto krasser fand ich diesen deutschen Buchtitel... anfangs habe ich ihn so aufgefasst, als hätte er ein Komma hinter dem Verb. Hat er aber nicht.

    Ein Autor mit einer schrecklichen Kindheit unter einem sadistischen Vater und einer tragisch ausgegangenen Liebesbeziehung hinter sich flieht vor sich selbst - in den Krieg nach Sarajevo. Behauptet die ganze Zeit, keiner von diesen Kriegstouristen zu sein, zelebriert aber genussvoll die Adrenalinstöße,  die die es auslöst, Zielscheibe serbischer Scharfschützen zu sein, beschreibt mit einer bewundernswerten Ausdauer die ekelerregenden hygienischen Zustände in der kriegsgebeutelten Hauptststadt, ergeht sich in Details seiner diversen Sexabenteuer mit kriegsmüden Bosnierinnen, die ich so genau auch wieder nicht wissen wollte und zitiert leidenschaftlich niveauloseste Flüche seiner Mitabenteurer und seiner selbst - schließlich ist Krieg, da darf man so etwas. Und zwischendurch reden er und seine Kumpels sich immer wieder ein, etwas Gutes für die Menschen dort zu tun, und vielleicht tun sie das ja auch, nur irgendwann bekommt der Leser nichts mehr davon mit... so geht es mir zumindest in der ersten Hälfte des Buches.

    Aber immer wieder gewinne ich auch Gefallen an dieser durchgeknallten Erzählung.

    Wo der Schreiber sich zum alternativen Reisebuchautor wandelt, finde ich angenehme Berührungspunkte, auch wenn - wie pervers ist das denn - ein Reisebuch über das Abenteuer Bosnien-Krieg? Hm... Aber dann ist es doch mehr als das.

    Gerade die Rückblenden, von denen man zunächst hofft, nicht baldigst genervt zu sein, überraschen mit einer emotionalen Tiefe, und man liest gespannt weiter, und plötzlich ist es egal, wie lange man auf die Fortsetzung des Sarajevo-Handlungsfadens warten muss.

    Dieses Buch ist krass. Mal bin ich abgestoßen von zynischem Stumpfsinn, unappetitilichsten Beschreibungen, unnötigem sexistischen Gedöns, einer unbändigen Fülle an Kraftausdrücken und dem leidigen Kiffen, ohne das keine billige Abenteuer-Schmonzette auszukommen scheint.
    Dann wieder bin ich fasziniert von einer plötzlichen Anmut im Umgang mit bildhafter Sprache, die man nach den verbalen Ausfällen kurz zuvor so nicht erwartet hatte. Leider wird die reibungslose Lektüre durch den ehrenamtlichen Übersetzer nicht gerade erleichtert, auch wenn immer wieder sprachlich gelungene, stimmungsvolle Sätze durchschimmern. Teils macht er seine Sache ganz gut; dann wieder gibt es Passagen, wo man sich genervt einen Profi samt fähigem Lektor herbeisehnt.

    Warum man am Ende dennoch an den Lettern klebt, begeistert, gerührt ist? Wohl, weil es so aufrichtig und konsequent zu Ende geht. Weil der Autor wirklich den Beweis angetreten ist, dass er eben kein Kriegstourist ist und auch keiner sein möchte. Weil das Buch tatsächlich endet wie der monumentale Reisebericht eines Weltreisenden und nicht wie der eines desillusionierten Kriegsberichterstatters. Und weil sich der Autor am Ende keine geballte Ladung an peinlichen Lebensweisheiten mehr zurechtphilosophiert, sondern weil das, was er schreibt, wirklich einen Sinn ergibt.

    Die plötzlich eingeblendeten Misshandlungsschilderungen aus der Kindheit sind drastisch. Unemotional und dabei authentisch und beklemmend. In diesen Augenblicken ist der Autor genial. Frappierend, wie er Parallelen zieht zwischen dem Empfinden des verwirrten, gequälten Kindes und den Bewohnern der kriegszerbombten Stadt.

    Ist es da wirklich schlimm, dass ich mich nicht überwinden konnte, mir auch noch das Nachwort von Herrn Kellner mit dem denkwürdigen Titel "Die fünf Geheimnisse von Sarajevo" einzuverleiben? Schon dessen Vorwort hätte nicht wirklich sein müssen. Dass das Buch mein Leben verändern würde, wusste ich schließlich schon von dem werbewirksamen Zitat auf dem Buchrücken. Braucht das arme verkannte Werk wirklich so eine Vorrede, um gelesen zu werden? Bill Carter hat es am Ende tatsächlich selber geschafft, mich auf seine Seite zu ziehen. Dabei soll es dann bitte auch bleiben.

    Ich war ein Ballon, aus dem langsam die Luft entweicht, auf seiner Reise zur gleißenden Sonne. Und während ich immer höher und höher flog, blickte ich auf alle Menschen der Erde herab. Sie sahen aus wie kleine Ameisen, die durcheinander umherwuselten. Und sie alle brauchten sich gegenseitig mehr, als sie es jemals erfassen könnten. Das war Schönheit.
  4. Cover des Buches Alles auf dem Rasen (ISBN: 9783641242695)
    Juli Zeh

    Alles auf dem Rasen

     (34)
    Aktuelle Rezension von: dominona

    Ihre späteren Texte gefallen mir zwar besser und die Reiseberichte finde ich allgemein nicht so spannend, aber ihr Stil bleibt der gleiche und wenn sie Humor durchblicken lässt, ist der gerne schwarz wie die Nacht. Für mich ist alles von ihr lesenswert.

  5. Cover des Buches Kaisers Rumpelkammer (ISBN: 9783499628474)
    Simon Winder

    Kaisers Rumpelkammer

     (3)
    Aktuelle Rezension von: SotsiaalneKeskkond

    Simon Winder gibt mit diesem Buch einen sehr detaillierten und aufschlussreichen Einblick in die Herrschaft der Familie Habsburg in Europa. Mit einen meist unterhaltsamen sprachlichen Stil, der teilweise ein wenig langatmig wurde, wird der Leserschaft der Teil der  - vor allem südosteuropäischen - Geschichte nähergebracht, der diese Regionen mit zu dem geformt hat, die sie heute sind. Vor allem hat mir die Komplexität des Beschriebenen gefallen. Historische Zusammenhänge die bis in die Gegenwart und die gesellschaftliche und politische Identität der Nachfolgerstaaten des einst von den Habsburgern beherrschten Gebiets werden schlüssig und anschaulich erklärt. Und so hatte ich den einen oder anderen Aha-Moment beim Lesen. Jedenfalls hat mir auch gefallen, dass Simon Winder immer wieder Verknüpfungen in Kunst und Kultur mit einstreute. Neben historischen Fakten bekommt man also auch Tipps zu lokaler Literatur und Veranstaltungshinweise, die sicherlich einen zweiten Blick wert sind. 


    No front, aber ich finde es übel cringe, dass der Verlag sein eigenes Buch mit 5 Sternen bewertet...

  6. Cover des Buches Das Attentat in der Geschichte (ISBN: 9783806236682)
    Alexander Demandt

    Das Attentat in der Geschichte

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Admiral
    Auf über 500 Seiten erzählt der Sammelband (eine Verschriftlichung einer universitären Ringvorlesung ?) "Das Attentat in der Geschichte" des Herausgebers Alexander Demandt aus dem Jahr 2000 die Geschichte mehrerer Attentate, wobei Personen unterschiedlichster Fachbereiche zu Wort kommen.

    Zeitlich reichen die Attentatsbeschreibungen von der Antike (Darius, Caesar) bis in die Neuzeit (Gandhi, Kennedy). Thematisch betrachtet reichen die Aufsätze auch relativ weit, betrachtet man beispielsweise das Endkapitel (von Alexander Demandt selbst) über das Ereignis des Attentats an sich, in dem er von der Etymologie (lat. attemptare, nicht dt. Tat !) ausgeht, anschließend die unterschiedlichsten Motivationen differenziert betrachtet, unterschiedliche Rezeptionen andeutet und auf den interessanten Aspekt der kontrafaktischen Geschichtsschreibung hindeutet (S. 503-518). Ein anderes thematisches Feld berührt Halm (S. 75-89) mit seinem Aufsatz, da er kein spezielles Attentat beschriebt, sondern eine Attentatsgruppe, nämlich die Assassinen.

    Besonders interessant sind jedoch die unterschiedlichen Perspektiven, aus denen heraus die einzelnen Themen betrachtet werden. Überraschend war da der kunsthistorische Ansatz Gaethgens (S. 211-240), der das Attentat auf Marat mit einer Analyse des Gemäldes "Marat" von David verknüpft. Besonders interessant hat auch Steinbach (S. 406-441) in seiner Darstellung zum 20. Juli 1944 methodische und strukturelle Exkurse zum Ereignis des Attentats speziell in einer Diktatur und zur Abhängigkeit der nachträglichen Bewertung der Attentäter von moralisierenden Wertvorstellungen und persönlichen Tendenzen untergemischt.

    Etwas enttäuschend andererseits waren die Aufsätze von Krippendorff (Sand, Kotzebue und das Blut des Verräters. 1819, S. 241-260) und Barbara Demandt (Das Attentat auf Kaiserin Elisabeth von Österreich am 10. September 1989, S. 299-329, die entweder eine eigenartige religiös/spirituelle Perspektive einnehmen (Krippendorff), oder sich auf eine prosopographische (ohne Quellenverweise wohlgemerkt) und biographische Sicht beschränken, ohne eine Struturanalyse zu betreiben, den Kontext zu erläutern, oder Auswirkungen ausführlich darzustellen (Barbara Demandt).


    Was fast allen Aufsätzen positiv anzumerken ist, ist die mehr oder weniger wissenschaftliche Herangehensweise und gute Lesbarkeit. Auch ist durch die (oben angedeutete) thematische und perspektivische Vielfalt eine Herausfilterung von eigenen "Lieblingen" (mir mangelt es gerade an treffenderen Formulierungen, aber ihr versteht schon !) möglich.
    Leider beschränkt sich der Band größtenteils auf europäische Attentate und einige Ereignisse (Pulververschwörung von 1605 !) fehlten schmerzlich. Doch lässt sich das verkraften.
  7. Cover des Buches Das Buch der Gärten (ISBN: 9783458171362)
  8. Cover des Buches Das Walnusshaus (ISBN: 9783731760641)
    Miljenko Jergović

    Das Walnusshaus

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Anhand der Geschichte der Familien Sikirić/Delavale lässt der Autor in seinem 2003 erschienenen Buch die Geschichte des Balkans aufleben. Allerdings erzählt er die Geschichte rückwärts, beginnend in der Gegenwart, als die wichtigste Protagonistin des Romans, Regina Delavale, geb. Sikirić, 97-jährig stirbt. Am Ende des Romans ist der Leser bei der Geburt Reginas zu Beginn des 20. Jahrhunderts dabei.

    Regina und ihre Familie führen den Leser rückwärts durch die Geschichte des Balkans

    Quasi typischerweise für den ganzen Roman ist Regina völlig verrückt am Ende ihre Lebens. Genau genommen wird der Roman von fast niemandem bevölkert, der normal ist, fast jeder hat eine Macke, meist herbeigeführt durch ein einschneidendes Erlebnis oder die besonderen Lebensumstände.

    Dennoch - oder gerade deshalb?  - steckt der Roman voller Lebensfreude und Skurrilitäten. Aber auch Brutalität und Grausamkeiten haben ihren Platz. Vielleicht macht ihn die Mischung für mich so faszinierend.

    Ein Buch prallvoll mit Leben.  Das einzige, was mich gestört hat, waren die relativ vielen Wörter die nicht übersetzt worden sind. Vier Sterne von mir.

  9. Cover des Buches Freelander (ISBN: 9783731760504)
    Miljenko Jergović

    Freelander

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Vanna
    Karlo Adum, Witwer und pensionierter Lehrer, wird zur Testameneröffnung nach Sarajevo, seine Geburtsstadt eingeladen. Widerwillig und mit einer Pistole bewaffnet begibt er sich in seinem Volvo in dieses von ihm verhasste und primitiv-brutale Land. Während der Reise erinnert sich Karlo an seine Kindheit im faschistischen Sarajevo, an seine schöne Mutter Cica und den verrückten Vater, an sein Leben im kommunistischen Jugoslawien. Er gerät in viele bizarre Situation und wird mit seinen Vorurteilen konfrontiert. Jergovic schafft es mal wieder, mit viel Humor die gängigen Vorurteile zu beschreiben. Freelander ist für mich das beste Buch der Trilogie über Menschen und Autos. Um es in seiner ganzen Weite zu verstehen, erfordert auch dieses Buch gewisse Kenntnisse der Balkansituation. Vermutlich können nur „betroffene“ richtig herzlich darüber lachen. Jergovic schreibt sehr ehrlich und schonungslos über seine zwei Heimatländer Bosnien und Kroatien. Vielleicht ist dieses Buch aber auch eine gute Hilfe, um die dortige Mentalität besser zu verstehen. Eine meiner Lieblingsstellen ist: „Tudjman hat Kroaten gelehrt, stolz zu sein auf ihre Geschicklichkeit des Sterbens, ihre vielen Leichen, ihre Grab- und hässliche Ehrenmale den gefallenen Freiwilligen, ihre vergoldeten Grabkreuze und auf die Tatsache, dass die kroatischen Dörfer in Posavina ausradiert sind, die kroatischen Friedhöfe aber wie noch nie zuvor blühen.“ Jergovic rechnet in diesem Buch mit allen Parteien des Krieges auf eine sehr witzige Weise ab und zeigt die Sinnlosigkeit und den Wahnsinn der dortigen Situation. Es ist ein tiefsinniger Humor über ein ernsthaftes Thema. Fazit: gut gemacht, Miljenko.
  10. Cover des Buches Endstation Sarajevo (ISBN: 9783218009089)
    Frank Gerbert

    Endstation Sarajevo

     (19)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis
    Wie wir es von Frank Gerbert gewöhnt sind, recherchiert er penibel. Eine klitzekleine private Querverbindung bindet er auch diesmal wieder ein. In diesem Buch ist es die Begegnung seiner Großmutter und deren Vater mit dem Franz Ferdinand.

    Für dieses Buch begibt sich der Autor auf die Spuren des Thronfolgers Franz Ferdinands und reist auf dessen Reiseroute. Nicht alle Stationen und Verkehrsmittel stehen ihm heute zur Verfügung. So kann der Autor die Schiffsreise mit der „Viribus Unitis“ nicht mehr machen und muss sich eine Alternative suchen.

    Gerbert schildert Land und Leute eindringlich, manchmal mit ein bisschen Augenzwinkern und vergisst niemals auf die schwierigen Verhältnisse heute wie damals hinzuweisen.

    Er zieht Parallelen zu den Ereignissen im Jugoslawien-Krieg der 1990er Jahre. Viele Konflikte, die nach dem Zusammenbruch von Jugoslawien nach Titos Tod, aufbrachen, habe ihre Ursache in der Donaumonarchie. Noch heute werden einige dieser Kontroversen durch ständiges Sticheln am Köcheln gehalten.

    Gerbert lässt seine Leser an dieser letzten Reise des Thronfolgerpaares teilhaben. An Hand von Fotos (die in meiner e-Book-Ausgabe leider fehlen) rekonstruiert er alle Stationen. Ich habe einen entsprechenden Bildband von Erich Pello gefunden: „Sarajevo – Tatort Lateinerbrücke“.

    Eine besondere Ironie des Schicksals ist, dass Franz Ferdinand einen Krieg am Balkan für nicht gewinnbar hielt. Er fürchtete zu Recht, dass Russland den Balkanvölkern zu Hilfe eilen könnte. FF, wie ihn Frank Gerbert nennt, bevorzugte einen Feldzug gegen Italien, um die einige Jahre zuvor verloren gegangenen Gebiete wieder der Donaumonarchie anzuschließen.

    Der Thronfolger, der durch seine unstandesgemäße Heirat mit Gräfin Chotek die Habsburgischen Familiengesetze gebrochen hatte, wird vom Autor als reaktionär und borniert dargestellt. Mit der Auswahl seines Personals hat er kein glückliches Händchen. So ist sein Protegé Franz Conrad von Hötzendorf davon überzeugt, ein genialer Stratege zu sein. Die falschen Entscheidungen und verlorenen Schlachten im 1. Weltkrieg muss FF nicht mehr miterleben. Erst Kaiser Karl wird Conrad von Hötzendorf 1917 aller seiner Ämter entheben.

    Unverständlich ist die Ignoranz der k. und k. Behörden, die die diversen Warnungen in den Wind geschlagen haben. Obwohl, ein wenig passt dies auch zum Fatalismus, den die damaligen Herrscher an den Tag gelegt haben. Ein Attentat oder eine Ermordung galt sozusagen als „Betriebsunfall“.

    Die letzte Autofahrt des Thronfolgerpaares soll mit den Worten „.. wir werden heut’ noch ein paar Kugeln bekommen“ begonnen haben und in tragischer Weise einen ganzen Kontinent in den Abgrund reißen.

    Dieses Buch ist eine schöne Ergänzung zu den zahlreichen 2014 erschienenen Büchern, die FFs Ermordung und den Ersten Weltkrieg behandeln.

  11. Cover des Buches Des deutschen Spießers Wunderhorn (ISBN: 9783866723030)
    Gustav Meyrink

    Des deutschen Spießers Wunderhorn

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Nabil
    Für mich nicht so interessant, da mich von Meyrink die esoterischen Romane mehr interessieren, aber toll sind von diesen kurzen Erzählungen: Denn alles Sein ist flammend Leid (ernst, autobiografisch, anrührend) Die Erstürmung von Serajewo (eine seiner Militarismus-Satiren) Der Löwe Alois + Bushido (Burlesken) Der Albino (eine finster-makabre Geschichte)
  12. Cover des Buches Europa - Alles, was dir fehlt (ISBN: 9783442742714)
  13. Cover des Buches Buffet Titanic (ISBN: 9783851297577)
  14. Cover des Buches Lazarus (ISBN: 9783442741472)
    Aleksandar Hemon

    Lazarus

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Hallogen
    Es beginnt ungemein spannend mit einem Mordfall, der dem Opfer untergeschoben wird, weil der Täter der Polizeipräsident von Chicago ist, wohingegen das Opfer dem anarchistischen Umfeld (1908) zugerechnet wird. In ständigem Wechsel zwischen der Weitererzählung der Vorgänge nach dieser Tat (mit der Schwester des Opfers als Hauptfigur) und der Recherche derselben im Jahr 2004 (mit dem Schriftsteller Vladimir Brik und dessen Freund Rora), entsteht ein Geflecht, in dem die historischen Parallelen etwas übertrieben werden, und vieles im Stil von Andric 'Brücke über die Drina' (gleiche Namen und Vorgänge zu verschiedenen Zeiten zum Beispiel) ausgeführt wird. Für Brik wird dies eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie. Grundkonzept: Pogrome sind immer möglich, selbst im Amerika (z. B. nach 9/11) denkbar und Geschichte wiederholt sich. Leider verliert das Buch aber über diese Konzentration auf historische Parallelen den Faden und wird zu einem klischeehaften Panoptikum Osteuropas, das nur jemand schreiben kann, der amerikanisch geprägt ist: Kleinkriminelle, Menschenschmuggel, Schlägereien, Morde in Straßencafés und ähnliche Extremfälle werden hier zum Standard erhoben. Egal ob in der Ukraine, Rumänien, Moldawien oder Bosnien: Überall herrscht die Gewalt. Nun ist das Buch weit davon entfernt schlecht zu sein. Es kommt nur völlig aus der Spur und wird eher zu einer Art Roadmovie quer durch Ost-/Südosteuropa. Gefallen haben mir nicht nur die Fantasien von Rora, de oft völlig übertrieben Ereignisse des Bosnienkriegs darstellen, und die bosnischen Witze, sondern auch die (seltenen) zarteren Momente auf dem jüdischen Friedhof in Moldawiens Hauptstadt und im Krankenhaus in Sarajevo. Völlig überflüssig fand ich Aufzählungen und detailverliebte Szenenbeschreibungen, die mit dem Fortgang nichts zu tun haben. Wohlwollend könnte man dem Autor unterstellen, dass er gerade mit der Darstellung der Tristesse der osteuropäischen Metropolen zeigen will, dass diese einstigen Zentren jüdischen Lebens durch die Pogrome ihren einst lebendigen Charakter verloren haben. Das wäre dann aber schon ziemlich aufwertend für das Buch, denn gesagt wird das nicht, sondern die Städte erscheinen nur als Schlaglichter, wohingegen die Fahrten in Bus und Taxi ausgiebig beschrieben werden. Ein gutes Buch, aber kein sehr gutes.
  15. Cover des Buches Die Hochzeitsgabe (ISBN: 9783442773978)
    Geraldine Brooks

    Die Hochzeitsgabe

     (42)
    Aktuelle Rezension von: san_allegra

    zu Beginn muss ich sagen, dass das Buch mehrere Jahre auf meinem SUB gelegen hat, da mich der Titel überhaupt nicht angemacht hat. Der hörte sich für mich irgendwie nach einer kitschigen Lovestory an. Der Klappentext lässt allerdings etwas anderes vermuten, daher hatte ich es mir damals gekauft. Es war auch alles andere als eine kitschige Lovestory, daher ist der deutsche Titel meiner Meinung nach schlecht gewählt.

    Die Idee der Geschichte ist wirklich gut und der Aufbau mit den Kurzgeschichten in rückwärts chronologischer Reihenfolge hat mir ebenfalls sehr gefallen. Allerdings waren mir doch zu viele Längen drin, da bei den Geschichten teilweise recht weit ausgeholt wurde. Sie waren trotzdem historisch gut aufgearbeitet und man konnte sich die Atmosphäre und die Charaktere sehr gut vorstellen.

    Das Ende, also der Teil der in der Gegenwart spielt hat mir auch nicht wirklich zugesagt.

  16. Cover des Buches Das schönste Wort der Welt (ISBN: 9783832162191)
    Margaret Mazzantini

    Das schönste Wort der Welt

     (27)
    Aktuelle Rezension von: hannab
    Eine intensive Liebesgeschichte zu Kriegszeiten, sehr flüssig zu lesen. Mir fehlte jedoch die persönliche Rede im Buch, daran muss man sich erst gewöhnen.
  17. Cover des Buches Der Attentäter (ISBN: 9783404179039)
    Ulf Schiewe

    Der Attentäter

     (85)
    Aktuelle Rezension von: karatekadd

    Vor ziemlich genau zwei Jahren veröffentlichte Anne Parden hier ihre Rezension zu Ulf Schiewes DER ATTENTÄTER. Heute nun, am 109 Jahrestag des Attentats auf den österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este und seine Gemahlin Herzogin Sophie von Hohenberg, dem beide zum Opfer fielen wie jeder weiß, laufen die letzten Minuten des Hörbuches, 

    Der Roman erzählt aus drei Ebenen die Geschehnisse des Attentats. Da ist einmal die Reise des Thronfolgers zum Manöver und weiter, gemeinsam mit seiner Gemahlin nach Serajevo. Die zweite Ebene zeigt uns die Vorbereitung des Attentats, an dem der 19jährige Gavrilo Princip beteiligt war. Und dann ist da noch die Gegenseite, der Geheimdienstoffizier Marcovic, der den Attentätern auf die Spur kommt. Der Major ist eine fiktive Person und Ulf Schiewe erzählt im Nachwort, dass es wohl niemanden gab, der das Attentat vorausahnte, obwohl bosnisch-serbische Nationalisten nach solchen Chancen suchten und das Habsburger Reich vom serbischen Ministerpräsidenten sogar gewarnt wurde. 

    Das ist ein Roman, der wieder mit Recht die Beschreibung historisch verdient. Es ist schade, dass ich Ulf Schiewe nicht mehr mit Fragen löchern kann, denn der Autor ist zu Jahresbeginn leider verstorben. Die Recherchearbeit muss gewaltig gewesen sein und der Autor erzählt davon ausführlich im Nachwort, den Roman und die handelnden Personen historisch einordnend. Das Nachwort ist genauso interessant. 

    Und dann bin ich doch verblüfft, dass dieses durchaus detailreich geplante Attentat, erst schief geht und dann durch Zufall und Dummheit der für die Sicherheit verantwortlichen Personen doch noch gelingt.  


    Die "dummen" Jungen, die der eingeredete Nationalismus zu Attentätern verführte, werden einem trotz Armut, Tuberkulose und den Lebensverhältnissen nicht sympathisch, ihr Handeln aber verständlicher. Sympathisch dagegen der Major, welcher letztlich, wenn auch knapp, gegen die Borniertheit seiner Vorgesetzten verliert. Der Thronfolger machte zwar auch nicht viel her, launisch und abgehoben, aber hier überzeugte die Erzählung über die Familie, es war wohl eine (nicht standesgemäße) Liebesheirat, und der Leser denkt an die zurück gebliebenen Kinder des Paares.

    Sonst erwähne ich ja oft, dass ein Roman zum unbedingten "weitergoogeln" führt, der hier verursachte dies, bis auf ein paar grundsätzlich biografische Aspekte, eher nicht. Daran hat das bereits erwähnte Nachwort einen entscheidenden Anteil. 

  18. Cover des Buches Logiergäste (ISBN: 9783353011084)
    Nenad Velickovic

    Logiergäste

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  19. Cover des Buches Berichte aus der dunklen Welt (ISBN: 9783458173373)
  20. Cover des Buches Die Sache mit Bruno (ISBN: 9783813501766)
  21. Cover des Buches Die Festung (ISBN: 9783353008459)
    Mehmed Selimovic

    Die Festung

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  22. Cover des Buches Briefe aus Sarajewo (ISBN: 9783453069541)
    Anna Cataldi

    Briefe aus Sarajewo

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  23. Cover des Buches Lexikon der Geschichtsirrtümer (ISBN: 9783492245005)
    Jörg Meidenbauer

    Lexikon der Geschichtsirrtümer

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Ein Buch, das hält, was es verspricht: unterhaltsam werden die wichtigsten Geschichtsirrtümer von A-Z richtiggestellt.Ob es um weltgeschichtliche Ereignisse wie den Sturm auf die Bastille geht ( fand nie statt) oder um amüsante Anekdoten wie die vom Ei des Kolumbus ( geht nicht auf den Seefahrer zurück ) - das Lexikon der Geschichtsirrtümer hält immer eine lehrreiche Überraschung bereit. Dem Berufshistoriker kommt vielleicht manches bekannt vor - alle anderen aber entdecken in dem lexikonartig aufbereiteten Sachbuch viel Neues.Dem Autor gelingt es, die eigentlich trockene Thematik ansprechend und unterhaltend aufzubereiten.Ich mochte das Buch nach dem Lesen eines Artikels, den ich gezielt nachgeschlagen hatte, gar nicht mehr aus der Hand legen!
  24. Cover des Buches Die Schatten der Städte (ISBN: 9783458174516)

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