Bücher mit dem Tag "sartre"
65 Bücher
- Jostein Gaarder
Sofies Welt
(4.481)Aktuelle Rezension von: DrachenblumeDie (fast) 15-jähirge Sophie bekommt eines Tages Post von einem geheimnisvollen Philosophielehrer. Im Folgenden erhält sie von ihm Philosophieunterricht und ist sofort Feuer und Flamme. Als sie Alberto Knox später persönlich kennenlernt, setzen sie ihre Lektionen in persönlichen Gesprächen fort.
Sofies Welt gibt eine gute Zusammenfassung der Geschichte der (westlichen) Philosophie von den griechischen Naturphilosophen bis in die Gegenwart. Aufgrund des großen Umfangs des behandelten Stoffes kann naturgemäß nicht besonders in die Tiefe gegangen werden, sodass manche Passagen möglicherweise etwas schwer verständlich sind, wenn man sich noch nicht näher mit der Materie befasst hat. Sofie selbst ist hier auch keine große Hilfe, wenn sie altkluge Kommetare abgibt, wie "Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis, du brauchst dies oder jenes nicht zu wiederholen". Tja, der Leser hat vielleicht kein so gutes Gedächtnis und ist ganz froh, wenn Alberto schon behandelte Themen zum besseren Verständnis noch einmal wiederholt.
Allerdings zweifle ich etwas daran, dass die Thematik für die eigentliche Zielgruppe (nämlich Jugendliche) besonders spannend ist. Auch, dass Sofie (und später auch Hilde) sofort so begeistert von ihrem Philosophiekurs ist und sich mit fast nichts anderem mehr beschäftigt, kommt mir etwas übertrieben vor. Als ich 15 war hätte ich einen Philosophiekurs wahrscheinlich einfach nur doof und langweilig gefunden.
Ohne zu spoilern kann ich nur sagen, dass ich die Handlung um den Major einfach nur überzogen und teilweise lächerlich fand. Sie lenkt nur von der eigentlich gelungenen Behandlung der einzelnen Philosophen ab und zieht das Buch unnötig in die Länge.
Alles in allem wurden die historischen und philosophischen Fakten gut und verständlich bearbeitet, allerdings ist die Rahmenhandlung weniger gelungen und wertet den Gesamteindruck doch deutlich ab. Das Buch ist gut geeignet für Personen, die sich für Philosophie interessieren und sich vorher schon ein bisschen damit beschäftigt haben.
- Richard David Precht
Wer bin ich - und wenn ja wie viele?
(660)Aktuelle Rezension von: Carla_S"Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" von Richard David Precht ist zweifellos ein Buch, das wichtige Fragen zur menschlichen Identität und Persönlichkeit aufwirft. Precht bietet dem Leser einen Einblick in verschiedene philosophische Ansätze und lädt dazu ein, über das eigene Selbst und dessen Entwicklung nachzudenken.
Jedoch lässt das Buch in seiner Ausführung zu wünschen übrig. Precht neigt dazu, philosophische Konzepte oberflächlich zu behandeln, und verpasst oft die Möglichkeit, tiefergehende Diskussionen anzustoßen. Die vielen Ideen, die er präsentiert, werden oft nur gestreift, ohne dass sie in ausreichendem Maße ausgeführt werden.
Ein weiteres Manko ist Prechts Neigung, in seinem Schreibstil von einem Thema zum nächsten zu springen, ohne klare Verbindungen zwischen den Kapiteln herzustellen. Dies kann es dem Leser erschweren, den Gedankengängen zu folgen und ein kohärentes Verständnis der behandelten Themen zu entwickeln.
Obwohl das Buch sicherlich einige interessante Einsichten bietet, bleibt der Eindruck, dass es an Tiefe und Substanz mangelt. Es könnte von einer strafferen Struktur und einer gründlicheren Behandlung der vorgestellten Ideen profitieren.
Insgesamt verdient "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?" vielleicht eine durchschnittliche Bewertung von 3 von 5 Sternen. Es ist eine solide Einführung in das Thema, aber es fehlt an der Tiefe und dem Detailreichtum, um wirklich herausragend zu sein.
- William Paul Young
Die Hütte
(621)Aktuelle Rezension von: ReisebaerenMacks Tochter wird entführt und ermordet. Seitdem hadert er mit Gott und seinem Leben. Doch eines Tages erhält er eine merkwürdige Botschaft, angeblich von Gott, die ihn einlädt. So begibt sich Mack schließlich zu der Hütte, in der das Kleid seiner Tochter gefunden wurde. Doch dort trifft er auf drei merkwürdige Wesen, die sich ihm als Gott, Jesus und der heilige Geist präsentieren und so anders als in seiner Vorstellung sind. Der lange Weg der Versöhnung beginnt und verändert Macks Inneres nachhaltig.
Ich habe damals den Film gesehen und er hat mich, auch als nicht tief religiöser Mensch, sehr bewegt. Jetzt habe ich endlich das Buch gelesen und wie erwartet ist es sehr tiefgründig. Ja, natürlich geht es in erster Linie um Gott. Doch ich glaube auch als Nicht-Christ kann einem dieses Buch viel geben. Das Thema Vergebung spielt eine wesentliche Rolle und wird aus einer spannenden Perspektive gezeigt. Gut gefallen hat mir auch die Aussage, dass alles was ein jeder tut von Bedeutung ist, weil jeder Einzelne Mensch wichtig ist. In dem Buch sind viele dieser bedeutenden Sätze, die man meines Erachtens auch ohne religiösen Hintergrund lesen kann. Spannend fand ich auch die Kritik Gottes an der Institution Kirche.
Nach dem eigentlichen Ende des Buches gibt es noch einige lesenswerte Seiten über und von dem Autor selbst.
Eine klare Empfehlung meinerseits und auch für nicht tiefreligiöse Menschen geeignet.
- Jean-Paul Sartre
Der Ekel, Sonderausgabe
(276)Aktuelle Rezension von: Vera-SeidlDa sitzt sie, die Melencolia, reglos, den Kopf auf ihre Hand gestützt, kann sich trotz ihrer Flügel nicht erheben, das Handwerkszeug um sich herum nicht ergreifen.
Hört sie das Läuten der Glocke über sich? Sieht sie die Jakobsleiter, die zum Licht mit seinem Regenbogen führt?
Mehrmals hatte ich Jean-Paul Sartres "Der Ekel" angefangen zu lesen. Aber die Sichtweise seiner Hauptfigur, Antoine Roquentin, auf die Welt stieß mich zu sehr ab, verursachte einen Ekel in mir.
Im Gegensatz zum Ich-Erzähler ergab ich mich nicht der Selbstreflexion in Form eines Tagebuchs, sondern forschte zunächst in der Entstehungsgeschichte des Romans, insbesondere in Sartres Biografie.
In seiner Kindheit war Sartre einem Wechselbad von Bezugspersonen ausgesetzt.
Sein rechtes Auge erblindete nach und nach. Die visuelle Wahrnehmung erfolgte also fortan stärker über die rechte Gehirnhälfte, über die Gefühle. "Le petit homne", das Männlein, wurde er von seinen Freunden genannt, weil er nur 1,53 m groß war.
Seine erste Liebe lernte er auf einer Beerdigung kennen. Die Treffen mit ihr frustrierten ihn.
Ein Heiratsantrag, der einer anderen Frau galt, wurde abgelehnt.
Nach Reisen am Anfang der dreißiger Jahre unterrichtete Sartre in Le Havre, wo die Wirtschaftskrise für eine gedrückte Stimmung sorgte.
Seine Doktorarbeit über die Vorstellungskraft konnte er nicht beenden. Das Meskalin, das er sich spritzen ließ, linderte seine Depressionen nicht, sondern verstärkte sie begleitet von Wahn- und Panikphasen.
Als das Manuskript seines Romans "Melancholia" 1936 abgelehnt wurde, war Sartre zwar enttäuscht, ließ sich aber nicht entmutigen. In der Fortsetzung seiner belletristischen Arbeit wurde er von seiner Lebenspartnerin Simone de Beauvoir bestärkt.
1938 erschien das Buch schließlich unter dem Titel "La Nausèe" und wurde zum Erfolg.
Mit diesem Hintergrundwissen fiel mir der Zugang zum Buch viel leichter.
Der Historiker Antoine Roquentin lässt sich nach einer mehrjährigen Forschungsreise in der fiktiven Stadt Bouville nieder.
Er arbeitet nicht an seiner Doktorarbeit, sondern forscht über einen Adligen namens Marquis de Rollebon. Daneben beginnt er ein Tagebuch, weil ihn bestimmte Ereignisse und Veränderungen verstören.
Gegenstände und Menschen lösen plötzlich eine Art Angst bei ihm aus. Ein Kieselstein, ein Stück Papier, selbst seine eigene Hand werden zu einer diffusen Bedrohung. "Ich sehe meine Hand, die sich auf dem Tisch ausbreitet. Sie lebt - das bin ich. Sie öffnet sich, die Finger spreizen und strecken sich. Sie liegt auf dem Rücken. Sie zeigt mir ihren fetten Bauch. Sie sieht aus wie ein umgefallenes Tier. Die Finger, das sind die Beinchen."
Hier hörte ich Klänge von Franz Kafkas "Verwandlung". Zwei Seiten weiter, als Roquentin seine Hand mit dem Messer attackiert, erinnerte ich mich daran, dass Vincent van Gogh sein Ohr oder ein Teil davon abgeschnitten hatte.
"Sein Hemd aus blauer Baumwolle hebt sich fröhlich von einer schokoladenfarbenen Wand ab. Auch das verursacht den Ekel. Oder vielleicht: das ist der Ekel." Immer wieder spielen Farben eine Rolle im Roman. Eine Wirkung des Meskalins, wie ich nachgelesen habe.
Im Stilmittel der Beschreibung werden Edmund Husserl und auch Martin Heidegger transparent, mit denen sich Sartre 1933 in Berlin beschäftigt hatte. Auch andere Denker schimmern in seinen philosophischen Überlegungen durch. Vor allem aber nimmt Sartre an diesen Stellen sein theoretisches Hauptwerk "Das Sein und das Nichts" vorweg.
"Es gibt jetzt also Leute, die mich erkennen, die denken, nachdem sie mich scharf angesehen haben: 'Der da gehört zu uns'", schreibt er auf Seite 107 im Roman. Fünf Jahre später heißt es: "Wenn es einen andern gibt, wer er auch sei, wo er auch sei, was immer seine Bezüge zu mir sein mögen, auch wenn er auf mich nicht anders als durch das bloße Auftauchen seines Seins einwirkt, ich habe ein Außen, ich bin eine Natur; mein Sündenfall ist die Existenz des anderen; und die Scham ist – wie der Stolz – die Wahrnehmung meiner selbst als Natur, wenn auch eben diese Natur mir entgeht und als solche unerkennbar ist."
Auf Seite 159 erlebte ich, wie Sartre die Gedanken René Descartes und die von Martin Heidegger weiter vorantrieb beziehungsweise berichtigte.
"Mein Denken, das bin ich: deshalb kann ich nicht aufhören. Ich existiere, weil ich denke ... und ich kann mich nicht daran hindern zu denken. Sogar in diesem Moment - es ist gräßlich, wenn ich existiere, so, weil es mich graut zu existieren. Ich bin es, ich bin es, der mich aus dem Nichts zieht, nach dem ich trachte ..."
Als Roquentin schließlich im Park eine Wurzel erblickt, erkennt er die Sinnlosigkeit der Existenz: "Das Wesentliche ist die Kontinguenz. Ich will sagen, daß die Existenz ihrer Definition nach nicht die Notwendigkeit ist. Existieren, das ist dasein ... Alles ist grundlos, dieser Park, diese Stadt und ich selbst ... Wie lange dauerte die Faszination? Ich war die Wurzel des Kastinienbaums. Oder vielmehr, ich war ganz und gar Bewußtsein ihrer Existenz. Noch losgelöst von ihr - da ich mich ihrer ja bewußt war - und dennoch in ihr verloren, nichts anderes als sie."
Dass Roquentin nach dieser Erkenntnis nicht mehr in der Schlammstadt sein Leben als Historiker fortsetzen wollte, konnte ich gut nachvollziehen. Am Ende (er)findet er sich neu als Romancier.
Albrecht Dürers Melencolia und Sartres Roquentin sind gezwungen innezuhalten. Niedergedrückt, aber mit wachem Blick erkunden sie nun die Phänomene dieser Welt. Sie stellen Fragen und finden Antworten. Die Erde ist keine Scheibe mehr. Vor der Melencolia liegt eine Kugel. Ein großer Polyeder trennt Himmel und Erde. Eine Wurzel ist nicht mehr Funktion, sondern grundlos existent wie der Mensch.
Roquentin ergreift am Ende die Feder, um seiner Existenz einen Sinn zu geben. Ob es der Melencolia mit ihrem Zirkel gelingen wird, einen Kreis um die geteilte Welt zu ziehen, um so Himmel und Erde zu versöhnen?
Vera Seidl
- Stefan Aust
Der Baader-Meinhof-Komplex
(309)Aktuelle Rezension von: hamburgerlesemausWährend meine Mutter beim Post-oder Bankschalter anstand (ATM gab es damals noch nicht), guckte ich mir das große Poster mit all den gesuchten RAF-Gesichtern an. In jeder Bank, Geschäft, Bahnhof oder öffentlichem Amt hing dieses Plakat! Wann immer wir mit unseren Eltern aus Hamburg nach Hause nach HH-Lemsahl fuhren, wurden wir von mindestens einer Polizeikontrolle gestoppt. Am Ende wohnte die RAF nur 5 Km von meinem Elternhaus in Poppenbüttel entfernt.
#derbaadermeinhofkomplex war das erste Buch, das mir alle Zusammenhänge der RAF darstellte.
Es ist schon länger her, dass ich es gelesen habe, aber ich weiß noch, das es sich wie ein Krimi las. 878 Seiten Spannung pur. Allerdings erinnere ich mich auch, dass ich über Baaders seitenlangen, intellektuellen Ergüsse ohne Punkt und Komma im Gerichtssaal hinweggelesen habe.
Danke #stefanaust - Jean-Paul Sartre
Das Sein und das Nichts
(35)Aktuelle Rezension von: nickidoMan muss es einfach verschlungen haben!!! Mehr kann man dazu nicht sagen! Wer Existenzphilosophie mag der wird vor Sartre niederknien. - Simone de Beauvoir
Die Mandarins von Paris
(43)Aktuelle Rezension von: Lustaufbuch»Die Wahrheit sagen: Bisher hatte das nie ernsthafte Probleme aufgeworfen.«
Wir befinden uns im Paris der Nachkriegszeit. Eigentlich ein Grund aufzuatmen. Eigentlich. Henri Perron, Herausgeber der Zeitung Espoir, welche unabhängig von politischen Ansichten berichtet und dafür von unterschiedlichen Lagern geschätzt wird, muss sich nun entscheiden: Bleibt er seiner Linie treu oder hilft er der linken Gruppierung der SRL, die sich vom Kommunismus abgrenzt, zu Ansehen? Ins Leben gerufen wurde diese u.a. durch seinen Freund Robert Dubreuilh, der Henris Zeitung gerne zum politischen Sprachrohr der SRL ausbauen würde.
Wäre da nicht noch seine Frau Paule, die ihn eher krankhaft verehrt, als liebt.
Ein zweiter Handlungsstrang widmet sich Anne, Roberts Frau, der ihre Suche nach sich selbst und einem unabhängigen, selbstbestimmten Leben begleitet. Gleichermaßen wird auch das Leben, besonders das sich in Affären verlierende Liebesleben, der gemeinsamen Tochter Nadine beschrieben.
Die zwei Erzählperspektiven bieten teils subjektive, überschneidende Einblicke derselben Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln und veranschaulichen die Uneindeutigkeit gewisser Ansichten.
Darüber hinaus ist es nicht ausschließlich ein höchst politischer Roman, der sich den französischen Intellektuellen – Mandarins genannt – der Nachkriegszeit sowie den Kriegsverbrechen widmet, sondern ist auch stets gesellschaftskritisch angelegt. Rollenbilder geraten ins Wanken, partnerschaftliche Abhängigkeiten sowie die Rolle der Frau werden hinterfragt und nicht zuletzt überdecken moralische Fragen diese tausend Seiten.
Ein Roman, der, trotz seiner siebzig Jahre, besonders mit Augenmerk auf die Zerspaltung der Linken, höchst aktuell ist.
Die gute Lesbarkeit, welche keinesfalls trocken ist, verdanken wir in erster Linie der großartigen Autorin sowie den beiden Übersetzerinnen Claudia Marquardt und Amelie Thoma.
Wer sich für Politik und umfangreiche, gut geschriebene Klassiker interessiert, für den wird das Buch sicherlich ebenfalls eine Bereicherung mit Lesegenuss sein!
- Simone de Beauvoir
Memoiren einer Tochter aus gutem Hause
(76)Aktuelle Rezension von: SokratesEin ambivalentes Buch. Ambivalent für mich wahrscheinlich nur deshalb, weil ich eine Reihe kritischer Biographien über Simone de Beauvoir gelesen habe, die insbesondere aus psychologischer Sicht das Weltbild der Philosophin hinterfragen. Beauvoir ist äußerst intelligent, aber auch selbstbewusst. Gerade dieses Selbstbewusstsein wird in Sprache, Perspektive und Erzählstil deutlich. Doch leider bewirkt dies bei mir gerade nicht die Bewunderung für Intellektualität und Genialität, die man möglicherweise erwarten könnte. Die Autobiographie ihrer Kinderjahre eignet sich daher recht gut, um sich von der Vielschichtigkeit ihres Charakters einen groben Eindruck zu verschaffen. Sprachlich ist das Buch keine Meisterleistung, sondern eher klassischer Durchschnitt. Am Besten bleiben nach wie vor ihre Sachbücher: "Das andere Geschlecht" und "Das Alter". - Albert Camus
Der Fremde
(619)Aktuelle Rezension von: Drachenbuecherhort„Der Fremde“ ist ein Klassiker, der Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach Moral und Gerechtigkeit aufwirft. Albert Camus, ein Vertreter des Absurdismus, zeigt uns die Welt aus der Perspektive eines Menschen, der sich von der Gesellschaft entfremdet hat und wegen eines Mordes zum Tode verurteilt wird.
Von Camus‘ „Der Fremde“ hatte ich mir mehr Tiefe erhofft, etwas, das mich an seine Größe heranführen und mich sein ganzes Werk lesen lassen würde. Schließlich war dieses Buch sein Durchbruch. Bedauerlicherweise war das nicht der Fall.
Stilistisch ist es schwierig, dem Inhalt zu folgen, da man immer wieder aus dem Lesefluss gerissen wird. Die Erzählform macht den Grund für die einzelnen Handlungen nicht verständlicher. Auch beim Lesen zwischen den Zeilen wird die Frage nach dem Warum und Wieso nicht beantwortet. So wird der Leser an ein Rätsel gestellt, das er selbst zu lösen hat. Er wird herausgefordert, seine eigenen Werte und Urteile zu hinterfragen und sich mit der Absurdität des Menschseins auseinanderzusetzen. Ob sich dies so gut mit der Handlung vereinbaren lässt, sei dahingestellt.
Bei dem Protagonisten Meursault handelt es sich um einen abgestumpften, passiven und äußerst gleichgültigen Menschen. Er nimmt sein Schicksal widerstands- und hoffnungslos hin und zeigt weder Reue noch Empathie für seine Tat. Das macht die Geschichte frei von Sinneswandel oder Wendung. So sind die Dinge. Es geschieht, wie es geschieht. Es ist die Beschreibung eines Lebens ohne Sinn und ohne Ziel.
Gegen Ende habe ich gehofft, dass es noch eine Wendung gibt. Etwas, das wirklich für einen Überraschungseffekt sorgt, aber stattdessen geht die Geschichte geradlinig weiter. Und genau das macht das ganze Buch so unglaublich langweilig. Es mag ein Klassiker sein, aber warum eigentlich?
Trotz meines Bemühens, mich diesem Werk kritisch, aufgeklärt und mit Sinn für große Literatur zu nähern, ist es mir nicht gelungen zu verstehen, warum „Der Fremde“ als eines der bedeutendsten Werke der Geschichte bezeichnet wird. Aus diesem Grund kann ich keine Leseempfehlung aussprechen.
- Simone de Beauvoir
Ein sanfter Tod
(23)Aktuelle Rezension von: Barbara62Ein sanfter Tod ist das Protokoll Simone de Beauvoirs zum dreißig Tage währenden Todeskampf ihrer Mutter, aber zugleich auch ein Rückblick auf ihrer beider Leben und die Analyse ihrer Konflikte, die erst angesichts des nahen Todes allmählich aufgehoben werden.
Neben diesen ganz persönlichen Aspekten geht es aber auch um die Frage von Alter und Tod, um die Frage nach der Ehrlichkeit gegenüber dem Sterbenden in Bezug auf die Diagnose und die Grenzen der Medizin.
Die große französische Autorin schrieb das Buch 1964 nach dem Tod ihrer Mutter, um die eigene Erschütterung zu verarbeiten. Entstanden ist ein nach wie vor aktuelles Buch, das den Verfall eines Menschen im letzten Stadium einer Krebserkrankung bis ins kleinste Detail schildert und trotzdem nie peinlich wirkt. Ein Buch, das ich schon mehrmals gelesen habe und das mich immer wieder beeindruckt und berührt. - Jean-Paul Sartre
Das Spiel ist aus
(251)Aktuelle Rezension von: NaimaHermioneMarieSartres Schreibstil ist hier sehr distanziert und es wirkt teils wie ein Protokoll der Geschehnisse. Dennoch gefiel mir das Buch sehr gut, die Geschichte ist fesselnd und regt zum Nachdenken an. Mit nur knapp 130 Seiten kann man das Buch schnell abschließen und bekommt auch keine Szene unnötig in die Länge gezogen. Manchmal hätte ich mir sogar etwas mehr "Zeit" gewünscht, gerade am Anfang wo die Romanze der Hauptpersonen recht schnell vorangeht. Die Figuren sind alle klar und man mag sie gerne und das Ende des Buches hat mir auch gut gefallen.
- Didier Eribon
Rückkehr nach Reims
(46)Aktuelle Rezension von: LittleRose"Ich verwirrte sie [seine Mutter], und mir wurde das immer gleichgültiger. Ich hatte mich von ihr, von ihnen, von ihrer Welt längst losgesagt."
Inhalt
Der Tod seines Vaters veranlasst Didier Eribon nach Reims zurückzukehren, dem Ort seiner Kindheit, die Heimat seiner Familie. Doch es ist eine widerwillige Heimkehr, nach jahrelanger Funkstille. Konfrontiert mit vergessen geglaubten Erinnerungen und erneut aufflammenden Konflikten, begibt sich der Autor auf Spurensuche. Er möchte die Ursachen des Zerwürfnisses zwischen ihm und seiner Familie ergründen. Als Soziologe kommt Eribon nicht umhin, zu begreifen, dass seine Probleme weit über das Private hinausreichen, denn sie sind Sinnbild einer gespaltenen Gesellschaft.
Meine Meinung
Mir hat „Rückkehr nach Reims“ ausgesprochen gut gefallen. Die Mischung aus Autobiographie und soziologischer Abhandlung ist dem Autor schön gelungen. Es ist ein informativ dichtes Buch, das zeigt sich vor allem an den Fußnoten, die auf weitere Werke der Soziologie verweisen. Gleichwohl bleibt Eribon dem literarischen Stil seiner Erzählung treu. Demensprechend habe ich das Buch schnell und gerne gelesen. Zwar mag der Schreibstil leicht sein, die hier präsentierten Themen sind es nicht.
Zum einen spielt die Homosexualität des Autors eine wichtige Rolle, sie ist einer der Gründe, die zur Entwurzelung beigetragen haben. So hat der Vater nie akzeptiert, dass sein Sohn Männer liebt. Darüber hinaus hat sich Eribon im Zuge seines sozialen Aufstiegs, immer mehr von der Lebenswirklichkeit seiner Familie entfernt. Aber nicht nur die zunehmende Distanz zu seiner Heimat, macht ihm zu schaffen. Als Spross einer Arbeiterfamilie, wird unser Autor gleichzeitig mit den Eigenheiten des französischen elitären Universitätssystems konfrontiert. Er ist in zwei Welten unterwegs und gehört doch nirgends dazu.
Auf gekonnte Weise stellt Eribon seine persönlichen Erfahrungen in den Kontext von Bourdieus Habitus-Theorie. Nichtsdestotrotz kann es den Schmerz ob der Zurückweisung nicht kaschieren. So schwingt an vielen Stellen Bitterkeit mit, sei es über den Bruch mit der Familie oder über das Nichtvorhandensein der vielbeschworenen Chancengleichheit.
Fazit
„Rückkehr nach Reims“ bezieht sich in erster Linie auf Frankreich, kann aber meiner Meinung nach, auf fast alle modernen Gesellschaften übertragen werden. Wer verstehen möchte, weshalb rechtspopulistische Bewegungen [nach wie vor] Erfolge verzeichnen, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Und falls man noch nicht das Vergnügen hatte, empfehle ich als zusätzliche Lektüre, Bourdieus „Die feinen Unterschiede“. Natürlich ist das kein Muss. Eribons Werk allein, bietet genügend Stoff für aufschlussreiche Erkenntnisse. Von mir gibt es fünf von fünf Lesesternchen.
- Jean-Michel Guenassia
Der Club der unverbesserlichen Optimisten
(38)Aktuelle Rezension von: Ksenia_GeorgievaDas Buch ist extrem atmosphärisch und authentisch.
Dem Autor ist gelungen alles in so einem Detail zu übertragen, dass ich sehr oft das Gefühl hatte wie eine Freiwillige Besucherin dazusitzen, die sehr müde durch Paris Spazieren würde und hat sich im "Balto" gesetzt um eine Tasse Kaffee zu trinken. Ich belausche die Gespräche, innerlich nehme in den Debatten teil und beobachte sehr nachdenklich die Schachspiele, trotz der Tatsache, dass ich selbst nicht spielen kann.
So viele Ereignisse sind in nur 5 Jahren passiert: romantische, schöne, lustige, aber auch schlechte, traurige und sogar tragische. Man geht alles mit den Protagonisten durch und am Ende ist es extrem schwierig sich zu verabschieden. Fabelhaftes und wunderschönes Buch, das ich nie vergessen werde. - Simone de Beauvoir
Alle Menschen sind sterblich
(72)Aktuelle Rezension von: JuergenVogelEr ist weder Highlander noch Dorian Gray - jedoch, er ist unsterblich. Fosca begegnet uns in der Gegenwart, wenngleich viele Jahrhunderte bereits seine Geschichte ausmachen. Zunächst scheint es auch so, als wolle die Autorin uns in eine zeitgenössische Geschichte führen, in der philosophisch dem Gedanken an ein einzelnes unsterbliches Wesen gefrönt wird. Bereits hier werden wir damit konfrontiert, dass diese ach so tolle Vorstellung vermutlich gar nicht so erstrebenswert ist. Dann werden wir urplötzlich in einen historischen Roman entführt, in dem der Protagonist uns zu verschiedenen Stationen seines unendlichen Lebens führt. Anfänglich ist er begeistert davon, dass er nun über all die nötige Zeit verfügt, unsere Welt in eine bessere zu verwandeln. Immer wieder jedoch scheitert er daran, dass seine Zielsetzungen nicht mit denen von uns Sterblichen vereinbar sind. Während er die einzige Konstante darstellt, vergeht und verändert sich alles um ihn herum. Was für ihn lediglich eine kleine Zeitspanne darstellt, kann für uns die Dauer unseres Lebens ausmachen. Da er anders ist, in uns völlig fremden Zeiträumen denkt und der Zukunft stets als etwas entgegensieht, das er persönlich erleben wird, findet er unter uns kein wirkliches Verständnis. Hinzu kommt, dass Fosca auch in seinen persönlichen Beziehungen immer wieder Rückschläge erleidet. Liebesbeziehungen für immer sind nicht möglich, da seine Ewigkeit sich von der unseren unterscheidet. Auch leidet er unter Verlustängsten, da er alle die überlebt, die ihm nahestehen, einschließlich seiner Kinder. Auch wenn die Autorin fortwährend auf den mit Foscas Unsterblichkeit einhergehenden Schwierigkeiten herumreitet und dieser immer wieder an die gleichen Grenzen stößt, wird es nie langweilig. Ganz im Gegenteil, ständig regen uns die Gedankenspiele an. Sie führen uns unentwegt vor Augen, wie kurz doch unsere eigene Zeit ist, im Gegensatz zur Unendlichkeit. - Jostein Gaarder
Sophie's World
(16)Aktuelle Rezension von: EtoileDieses Buch war für mich die Enttäuschung des Jahrhunderts. Es ist in einem unerträglich paternalistischen Stil geschrieben und widerspricht sich selbst, indem es die ganze Geschichte ins Unrealistische bzw. Übernatürliche treibt, obwohl es sich thematisch mit der Welt der Logik und des Denkens auseinandersetzt. Eine echte Verarschung. - Agnès Poirier
An den Ufern der Seine
(75)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerAgnès Poirier entführt die Leser*innen an die Ufer der Seine, in die magischen Jahre von Paris 1940 bis 1950. Dies ist kein trockenes Sachbuch, das Fakten trostlos aneinanderreiht. Hier wird eine Epoche lebendig, hier wird Geschichte erlebbar. Während des Lesens singen Juliette Gréco und Édith Piaf ihre klassischen Chansons leise im Hintergrund. Ich versinke im Ohrensessel, ein heißer Tee steht auf dem Bistrotisch und weht mir seinen Vanilleduft unter die Nase. Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre sitzen mir gegenüber im Café de Flore. Fast scheint es mir als würde der Pfeifenrauch durch mein Lesezimmer ziehen.
Die 1940er Jahre, eines der schlimmsten Jahrzehnte der Menschheitsgeschichte, totaler Krieg, totale Vernichtung und totale Kontrolle stehen dem Willen zur totalen Freiheit gegenüber. Und in einem kleinen, alten, verwinkelten Stadtteil von Paris, gegenüber von Notre Dame, einen Steinwurf von der Seine entfernt, begegnen sich einige der wichtigsten Intellektuellen und Ikonen jener Zeit. Philosophen, Schriftsteller, Musiker, Künstler aber auch Lebemänner und Dandys. Existenzialismus und Kommunismus, neue Werte in einer alten Welt, prägen die Diskussionen. Nelson Algren, Simone de Beauvoir, Samuel Beckett, Saul Bellow, Albert Camus, Jean Cocteau, Miles Davis, Janet Flanner, Alberto Giacometti, Juliette Gréco, Arthur Koestler, Jean Paulhan, Pablo Picasso, Jean-Paul Sartre Boris Vian und Richard Wright, um nur einige zu nennen, leben in den 40er Jahren auf wenige hundert Quadratmeter verteilt, am linken Seineufer, dem Rive Gauche. Wie kann es sein, dass so viele bedeutende Persönlichkeiten in Paris zusammenkommen, um die Weltgeschichte zu verändern?
Leben am Rive Gauche
Leider geht die Kontinuität des Rive Gauche in Poiriers Erzählung etwas unter. Bei ihr erscheint es so, als würden die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts den Mythos des linken Seineufers, des intellektuellen Stadtteils begründen. Dabei haben in den 20er Jahren bereits eine ganze Reihe Künstler dort gelebt und gewirkt, z.B. Ernest Hemingway, Henry Miller, Anaïs Nin, Gertrude Stein, und Sylvia Beach. Und auch davor, war das Quartier geprägt durch die Sorbonne und den zahlreichen Studenten, die hier wohnten. Das traditionelle Universitätsviertel war seit jeher das intellektuelle Zentrum. Auch weil man hier, im Vergleich zum bürgerlichen rechten Seineufer, weitaus günstiger leben konnte.
In diesem Quartier Latin konzentriert sich in den 40er Jahren ein bedeutender Teil der westlichen Intelligentzija. Die meist 20 bis 30jährigen sind gezeichnet vom Weltkrieg, von den Erfahrungen der deutschen Besatzung, der Kollaboration oder der Résistance. Drehte sich jahrelang alles ausschließlich ums Überleben und den Widerstand gegen die Faschisten, veränderte sich mit der Niederlage Nazideutschlands die ganze Welt. Die jungen Erwachsenen fanden sich zurückgeworfen auf existenzielle Fragen: wie konnte es zum Krieg kommen, was fängt man mit seinem Leben nach dem Krieg an? Was ist der Sinn des Lebens? Und wie kann man ihn verwirklichen? Geprägt durch eine grundlegende Skepsis am Kapitalismus, der sich allzu schnell mit dem Faschismus verbrüderte, kokettieren viele Intellektuelle jener Zeit mit dem Kommunismus, dem der Nimbus des Antifaschismus anhaftet.
Erst langsam nehmen einige Wenige auch die Grausamkeiten des Stalinismus wahr und versuchen einen „dritten Weg“ in der Politik zu gehen. Ausgehend von der Philosophie des Existenzialismus, müsse es doch einen Weg jenseits von Kapitalismus und Kommunismus geben. Doch so politisch auch der Alltag war und so produktiv die Künstler und Schriftsteller waren, so wollten alle ihr junges Leben nach den Entbehrungen des Krieges, im Rahmen ihrer Möglichkeiten und manchmal auch darüber hinaus, genießen. Eine neue Freizügigkeit nicht nur im Denken brach sich Bahnen. Neue Lebensentwürfe wurde erprobt, bürgerliche Traditionen abgelehnt. Simone de Beauvoir erkämpfte sich einen Lebensstil der bis dahin nur Männern vorbehalten war. Ungebunden, frei und mit vielen wechselnden Sexualpartnern, sogar beiderlei Geschlechts. Was für viele junge Frauen Vorbild werden sollte, war für das Bürgertum vor allem eines: ein Skandal.
Exzessiver Exitenzialismus
Und an Skandalen war das arme Paris der 40er Jahre reich. Poirier fängt das Sittengemälde und die Rebellion gegen verkrustete Strukturen grandios ein. Die Leser*innen folgen Sartre und Beauvoir die Treppenstufen hinab in dunkle Kellergewölbe in denen bei Jazzmusik gefeiert und vor allem viel getrunken wird. Die Partner vieler Intellektuellen scheinen im munterem Reigen wechselnde Tête-à-Tête einzugehen. Exzessives Leben in allen Bereichen. Wer will es jungen Menschen verübeln im Angesicht der Grausamkeiten, die nach und nach über den Holocaust bekannt werden oder angesichts einer zunehmenden Weltuntergangsstimmung der sich konfrontierenden Atommächte USA und Russland.
Die Produktivität gepaart mit der verzehrenden Lebensweise hat seinen Preis und Poirier schildert auch die Schattenseiten der so leuchtenden Biographien. So war die Einnahme von Amphetaminen vollkommen gewöhnlich, Drogen und Aufputschmittel verschiedenster Art, anschließend Schlaftabletten um wieder Ruhe zu finden, gehörten zum Alltag. Ebenso wie Alkohol geschwängerte Streitigkeiten, die teils jahrelange Freundschaften zu ruinieren vermochten. So explosiv wie sich die Weltgeschichte darstellte, so heftig, hitzig und obsessiv lebten die jungen Intellektuellen jener Zeit. Und Poirier schafft es mit ihrer Sprache eine geradezu hypnotische Wirkung zu entfachen, ein Mahlstrom, der hinab in die Begierden und Leidenschaften einer unterdrückten Jugend führt. Wer die Menschheit liebt, muss an ihr verzweifeln.
Moderne Zeiten
Dabei darf man allerdings nicht übersehen, dass mitunter Genauigkeit und Differenzierung dem lockeren Schreibstil geopfert werden. Es ist ein erzählendes Sachbuch, eher eine Reise an die vergangenen Ufer der Seine, denn eine historisch korrekte Betrachtungsweise. Wenn man sich damit anfreunden kann und über die ein oder andere spekulative Szene, die als solche allerdings leider nicht deutlich gekennzeichnet ist, die ein oder andere Stereotypisierung und die ein oder andere verklärte Perspektive hinwegsehen kann, bekommt man eine wunderbare und informative Zeitreise in eines der intellektuellsten Jahrzehnte.
Poirier reicht mit „An den Ufern der Seine“ einem jungen und neuem Publikum die Hand, um den intellektuellen und moralischen Aufbruch einer ganzen Generation zu verstehen. Geschichte wird gemacht und wirkt in die Gegenwart. Es wurden nicht nur literarische Grundfeste erschaffen, sondern zugleich weltanschauliche Wertemaßstäbe entworfen. Der Widerstand gegen Unterdrückung und Ausbeutung, gegen Faschismus und Autoritarismus, die Intoleranz gegenüber den Intoleranten und Antidemokraten sind zeitlose Imperative. Die Erinnerung daran erscheint nötiger denn je.
Für Bibliophile sei allerdings die Warnung ausgesprochen, dass sehr viele literarische Werke angesprochen werden, die die Liste der zu lesenden Bücher mal wieder zu verlängern vermag.
- Bernard-Henri Lévy
Sartre
(4)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin großes Werk, vor allem im Umfang. Der Autor ist immer wieder strittig hinsichtlich seiner Biografie über Sartre erwähnt worden, dennoch finde ich, dass er ein detailreiches Bild malt und in seinem Stil lesenswürdig ist. - Jean-Paul Sartre
Im Räderwerk
(21)Aktuelle Rezension von: lacusSuper Buch. Und auch wenn man es rückwärts liest, hätte man sich nicht anderst entscheiden können. - Jean-Paul Sartre
Die Wörter
(57)Aktuelle Rezension von: annepei"Die Bücherei war die Welt im Spiegel; sie hatte deren unendliche Dichte, Vielfalt, Unvorhersehbarkeit."
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Jean-Paul Sartre berichtet hier autobiographisch von seiner Kindheit, die er hauptsächlich bei seiner Mutter und deren Eltern verbrachte. Sein Großvater ist Lehrer und leitet den jungen Sartre früh an die Literatur und bringt ihn so unbeabsichtigt auch zu dem Berufswunsch Schriftsteller.
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Das Buch zu lesen, kann durch die intellektuelle, teilweise hochtrabende und mit Anspielungen gespickte Schreibweise anstrengend sein, aber ich hatte das Gefühl, dass es sich lohnt. Es gibt viele interessante Denkansätze zur Literatur und auch zu Sartre selbst, denn er glorifiziert seine Kindheit nicht nachträglich, sondern analysiert sich selbst und seine Lebensumstände. Das Buch ist also auch allen zu empfehlen, die mehr über Sartre als Person erfahren wollen.
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Bewertung: 📝📝📝📝 - Jean-Paul Sartre
Geschlossene Gesellschaft
(296)Aktuelle Rezension von: Lea_Gajic"Geschlossene Gesellschaft", auch bekannt als "Huis Clos", ist ein existenzialistisches Drama von Jean-Paul Sartre, das in einem einzigen Raum spielt und die ewige Bestrafung dreier Charaktere im Jenseits thematisiert. Ines, Garcin und Estelle werden nach ihrem Tod in einem Raum eingeschlossen und müssen für immer miteinander existieren. Im Laufe des Stücks erkennen sie, dass sie selbst die Bestrafung füreinander darstellen. Sie spiegeln sich gegenseitig ihre tiefsten Unsicherheiten, ihre Schuld und ihre Unfähigkeit, sich den eigenen Fehlern zu stellen. Sartres berühmter Satz "Die Hölle, das sind die anderen" kommt hier besonders zur Geltung, da die Protagonisten ihre ewige Qual nicht durch äußere Umstände, sondern durch das ständige Urteil der anderen erleiden. 🎭
Obwohl das mein erstes Buch von Sartre war, war ich überrascht, wie leicht verständlich es sich lesen ließ. Die Sprache ist klar und direkt, was das Buch sehr zugänglich macht, auch wenn es tiefgründige philosophische Themen behandelt. Die Dialoge sind scharf und präzise, ohne unnötige Ausschmückungen, was dem Stück eine gewisse Klarheit verleiht. Sartre schafft es, komplexe existenzialistische Ideen auf eine Art und Weise zu vermitteln, die mich direkt in die Dynamik zwischen den Charakteren hineingezogen hat. Besonders gefallen hat mir, wie kurz das Stück ist – es ist gerade einmal 60 Seiten lang. 💭
Die Art und Weise, wie Sartre das Thema Selbsttäuschung und die Abhängigkeit von der Meinung anderer aufgreift, hat mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Die Idee, dass wir unser eigenes Gefängnis durch die Blicke und Urteile anderer schaffen, fühlte sich erschreckend aktuell und relevant an. Es war super interessant, sich mit diesen existentiellen Fragen auseinanderzusetzen. Sartre zwingt einen, sich selbst zu hinterfragen – inwieweit lassen wir uns von anderen definieren? Können wir uns wirklich von gesellschaftlichen Erwartungen befreien? 🔒
Fazit: Sartres Pessimismus in Bezug auf zwischenmenschliche Beziehungen ist eindringlich, aber er bietet auch eine Möglichkeit, sich mit den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen. "Geschlossene Gesellschaft" hat mir gezeigt, wie kraftvoll existenzialistische Philosophie in einer dramatischen Erzählform sein kann. ⭐⭐⭐⭐ - Jean-Paul Sartre
Zeit der Reife
(35)Aktuelle Rezension von: PaulTempleDie Philosophie des Existenzialismus, die Sartre mit seinem Hauptwerk "Das Sein und das Nichts" erstmals erläutert, erfährt in "Zeit der Reife" quasi eine praktische Anwendung. Das philosophische "zur Freiheit verdammt sein" wird in diesem Roman durch den Gymnasiallehrer Mathieu Delarue verkörpert, der - bislang strikt auf die Selbstverwirklichung seines Willens bedacht - in eine Zwickmühle der Entscheidungen gerät, als er erfährt, dass seine langjährige Liebhaberin von ihm schwanger ist.Strikt seinen Freiheitsidealen folgend, beharrt er auf eine illegale Abtreibung, doch seine Freundin möchte das Kind gebären. Für mich war es besonders interessant zu lesen, wie Sartres Philosophie im "Alltag" funktioniert und welche Dilemmasituationen aus ihr entstehen können.