Bücher mit dem Tag "schnitzler"

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19 Bücher

  1. Cover des Buches Meine Farm in Afrika (ISBN: 9783492308861)
    Kerstin Decker

    Meine Farm in Afrika

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Zmei

    Es ist kein  Roman im belletristischen Sinne, denn für die Geschehnisse zwischen 1882 und 1905 gibt es einen umfangreichen Quellennachweis am Ende des Buches. Und doch ist es kein Werk, das im Stil einer Dokufilmsendung rein informativ und trocken den Stoff vor den Augen der Leser ausbreitet. Ganz im Gegenteil. Es gibt genug Raum für Eigeninterpretationen, philosophischen Überlegungen, Ironie und Humor, der gekonnt wie gewitzt genutzt wird. Fakten bilden eine solide Basis dieses opulenten, im Sinne gehaltvoll an wertvollen Gedanken, Werkes. Eigene Nachempfindungen von der Autorin Kerstin Decker hauchen erst das Leben in jene historische Ereignisse und Figuren ein des XIX Jh., die ihr Buch uns bietet.

    Ein Vielfalt an Themen taucht in dem Buch: Freundschaft, Liebe, Familie, Suche nach persönlichem Gluck, der Mensch und sein Platz in dieser Welt, aber auch Eroberung der Deutschen von Ostafrika, politische Geschehnisse der damaligen Zeit, Attitüde der deutschen Regierung zu der Entstehung der Kolonien, Umgang der Afrikaner mit den Eroberern, die Lebensumstände der deutschen Eroberer in Ostafrika, uvm.

    Eines der Themen, das wie ein roter Faden durch Schicksale der Figuren durchzieht, ist das Thema der eigenen Identität/des eigentlichen Ich-Werdens. Es wird gezeigt und kommentiert, wie einige der Helden dieses Werkes das Problem für sich gelöst haben: Zu Anfang musste Carl Peters, der Pfarrersohn aus Neuhaus an der Elbe, aufhören, ein Deutscher zu sein, um in London weiterzukommen. „Leben ist Hochstapelei; man muss die Person behaupten, die man erst zu werden gedenkt.“ S. 103 Oder auf S. 152: „Er hat sich selbst erschaffen. Ein Unternehmer im Wortsinn, ein Selbsterfinder. Es ist also möglich. Da gründet einer sein Dasein auf nichts als sich selbst, und plötzlich wird eine Welt daraus. Er hatte keine Chance. Aber er hat sie genutzt. Ich bin ich!“ Emin Bay, ein Ornithologe aus Oberschlesien, musste sich einen neuen Namen wie andere Identität leihen: Er gab sich für einen Türken aus, um den Job des Gouverneurs in Äquatoria zu bekommen. Frieda von Bülow war das Thema ebenfalls nicht fremd: „Sie misstraut nun einmal Menschen, deren Ideal die Selbstverleugnung ist. Dabei müsste etwas ihr sagen, wie gefährlich gerade diese sind.“S. 310. Ebenso Deutschland als junger Staat unter Bismark und das deutsche Volk waren um die Zeit auf der Suche nach eigener Identität.

    Auch andere Fragestellungen und spannende philosophische Gedanken, wie poetische Beschreibungen erwarten die Leser in diesem Buch. „Jetzt strömen immer mehr Menschen auf den großen Platz, mit nur in Venedig möglicher Geräuschlosigkeit. Kurz versinkt die junge Frau im Anblick der hellen Sterne auf tiefblauem Grund am Portal der Markuskirche. Es könnte ein Bild der Verlorenheit sein, der Verlorenheit in der unendlichen Nacht des Raums, und ist doch, seltsam genug, eines der Geborgenheit. Als sei die Erde ein heimatlicher Stern. Als könne man auf ihm nicht verlorengehen.“ S.145 oder: „Es ruht ein Hauch süßer Poesie über der Landschaft und ladet den Geist zum träumerischen Sich-Versenken in sich selbst ein.“S. 358

     Als Teil der westlich orientierten Mentalität haben einige Fragen auch heute an Aktualität nicht verloren. Schön, bereichernd, dass sie im Kontrast zur Weltanschauung der Afrikaner so deutlich uns vor Augen geführt wurden: „Der Stärkere nimmt dem Schwächeren nicht das Seine? Sollte das Zivilisation sein? Oder ist Zivilisation, wenn der Stärkere dem Schwächeren das Seine so nimmt, dass es sich nicht mehr nachweisen lässt?“S. 79 oder „Es kann nicht schön sein dort, sonst würden sie nicht alle fortlaufen. … doch hätte er das große Wasser kennenlernen sollen, wäre er gewiss an seinem Strand geboren.“ Und weiter S. 160-161: „Trotzdem sah ihn Mandara wohl mit einem Gefühl an, das er Rührung nennen müsste, wenn er dafür einen Namen wüsste. Denn er erinnerte ihn an das, woran alle älteren Leute am liebsten denken: an seine Jugend.“ Es gibt noch mehr gelungene Gegenüberstellungen der europäischen und der afrikanischen Mentalität in dem Werk.

    Auch höchstinteressante Details zur europäischen Gesichte, u. a. was Deutschland, Niederlande oder Belgien mit all ihren Kolonien angeht. Man erfährt auch, wie Belgien zu ihrem ersten König kam. Oder wie stark die Rivalität zw. Briten und Deutschen in Ostafrika z.T. auch ausfiel.

    Es wird schon oft zwischen den Orten, Zeiten, Figuren und Perspektiven geschaltet, um einen bestimmten Gedankengang, ein Bild fertig zu malen, eine Geschichte zu Ende zu erzählen, manchmal auch ohne einen sichtbaren Grund, aber es erweist sich stets als eine Ergänzung und letztendlich Bereicherung.

    Zum schnellen Weglesen ist es nichts. Ich musste öfters mal das Buch weglegen, um genug Raum dem ganzen Gedankenreichtum und der Vielfalt an Figuren, Situationen, etc. zu geben. So ein Buch braucht eben so viel Zeit und Ruhe.

    Auch dieser mal ernst philosophische, mal humorig-ironischer Erzählstil sagte mir sehr zu und machte das Fortkommen um einiges leichter.

    Fazit: Ein Buch in hoher Qualität, innerlich wie äußerlich, auf jeder Seite. Es ist zwar schon ein Werk, das Zeit und Aufmerksamkeit fordert, man wird aber auch dafür mit schönen wie erfüllten Stunden voller Witz und Weisheit belohnt. Zu lesen lohnt es sich auf jeden Fall. Daher 5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung.

     

  2. Cover des Buches Traumnovelle (ISBN: 9783872912213)
    Arthur Schnitzler

    Traumnovelle

     (382)
    Aktuelle Rezension von: Mira123

    Uff, das wird jetzt wieder so eine Rezension, unter der mir auf allen Plattformen mindestens ein halbes Dutzend Männer erklären wird, warum ich mit meiner Meinung falsch liege und generell keine Ahnung von Literatur habe. Hier also nochmal als kleine Erinnerung an alle Typen, die es jetzt schon in den Fingern juckt, sich zu beschweren: Literatur ist mein Fachgebiet. Ich bin Expertin. Aktuell schreibe ich meine Masterarbeit im Fach Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaften. Bitte erklärt mir nicht ein Thema, in dem ich mich in 99 Prozent der Fälle besser auskenne als ihr. Und: Ich sage hier, dass MIR ein Klassiker nicht gefallen hat und ich ihn für problematisch halte. Ich sage NICHT, dass NIEMAND diesen Klassiker gut oder lesenswert finden darf.

    So, super, dass dieses Missverständnis jetzt aus dem Weg geräumt wurde und wir uns auf meine höchst subjektive Meinung konzentrieren können. Die ich im oberen Absatz schon gespoilert habe. Upsi.

    Aber worum geht es denn überhaupt? Arzt Fridolin stellt im Gespräch mit seiner Frau Albertine fest, dass sie auf sexueller Ebene nicht ganz zufrieden mit der Beziehung ist und sich wünscht, dass sie sich vor der Ehe mehr ausprobiert hätte. Was sie aber natürlich nicht getan hat, denn als Frau hattest du zu dieser Zeit jetzt nicht so besonders viel Spielraum für Sex außerhalb der Ehe. Und wie reagiert man da als reifer und erwachsener Mann, der eigentlich bisher in seiner Ehe nicht unzufrieden war und die gemeinsame Tochter liebt? Richtig, man beginnt sein Leben und seine Frau aus ganzem Herzen zu hassen und dreht völlig am Rad. Was man halt so macht. Fridolin geht hier zu Prostituierten, auf Orgien und spielt sich als der große Verführer auf. Und dabei sexualisiert er wirklich jedes Mädchen und jede Frau, die ihm unterkommt. 

    Und das ist mein größtes Problem mit dieser Geschichte. Dass ich die Sichtweisen von Männern aus klassischer Literatur nie ganz verstehe, ist für mich nichts Neues. Auch Sexismus und Sexualisierung von Frauen generell in älteren Büchern kommt sehr oft vor - und auch da bin ich inzwischen schon abgehärtet. Aber pädophile Tendenzen? Ekelhaft! Gehts noch? Und sowas gehört heute zum großen Kanon der Literaturgeschichte?! Ich will gar nicht wissen, wie oft hier Mädchen als "fast noch Kinder" beschrieben wurden und wie oft ihre Kindlichkeit hervorgehoben wurde. Und das dann einfach für die Hauptfigur das Attraktivste war, das ihm bei einer Person unterkommen kann. Und ja, sicher 75 Prozent des Plots waren leider Beschreibungen von viel zu jungen Mädchen. Ganz ehrlich: So ein Buch sollte man meiner Meinung nach aus dem Kanon streichen. Wir haben schon so viele Bücher mit problematischen Inhalten auf unseren Literaturlisten stehen, dass wir nicht auch noch ein Buch drauf haben müssen, das Kinder sexualisiert. Diese Funktion hat schon Goethes "Faust" für sich beansprucht.

    Mein Fazit? Leider überhaupt nicht mein Fall. Ich fand es ganz ehrlich einfach ekelhaft.

  3. Cover des Buches Die Schnitzlers (ISBN: 9783442713783)
    Jutta Jacobi

    Die Schnitzlers

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Giorgo
    Jutta Jaccobi schreibt eine Familienbiographie über die Schnitzlers. Sie beginnt mit Johann Schnitzler im Jahre 1850 und endet heute mit der 4. Generation. 
    Die Schnitzlers hatten es nicht immer einfach. Sie waren Juden und zwischen den 1. und 2. Weltkrieg mussten sie oft in ein anderes Land auswandern. 
    Sie stammten ursprünglich aus Wien. Eines hatten die verschiedenen Genrationen gemeinsam, nämlich die Liebe zum Theater. In jeder Generation war mindestens ein Sohn im Theater aktiv. Auch deren Ehefrauen - es gaben viele Frauen, Heirat und Scheidungen in der Familie Schnitzler - waren oder wollten durch das Schauspielern bekannt werden. 

    Es gibt viele Zeilen, die aus Tagebüchern stammen. Jutta Jaccobi hat sehr viel recherchiert. 
    Aber ihr Schreibstil hat mir nicht so gut gefallen. Am Anfang kam ich nicht immer ganz draus, ob die Handlung in der Vergangenheit oder in der Gegenwart spielt. Je weiter ich gelesen habe, desto mehr begann ich ihren Schreibstil zu mögen. 

    Richtig beurteilen kann ich das Werk nicht, weil ich bisher weder eine Familienbiographie noch ein Buch von Jutta Jaccobi gelesen habe. Im Grossen und Ganzen gefiel mir der Inhalt. 
    Beim Dank hat sie nicht nur Namen aufgelistet, sondern geschrieben, wie es ihr während dem Schreibprozess erging und wie sie voran kam. Das fand ich schön zu Lesen, endlich stehen nicht nur Dutzende von Namen...!
  4. Cover des Buches Arthur Schnitzler (ISBN: 9783218010641)
    Max Haberich

    Arthur Schnitzler

     (14)
    Aktuelle Rezension von: awogfli
    Wer mit diesem Sachbuch eine Biografie erwartet hat, die dem Leser den Menschen und Literaten Arthur Schnitzler näherbringt – so wie ich – der wird leider sehr enttäuscht sein.

    Irgendwie schaut das Werk auf drei Viertel seines Umfangs so aus, als ob es ursprünglich als literaturwissenschaftliche Arbeit eines Doktoranden konzipiert worden wäre, der seinem Germanistikprofessor beweisen wollte, wie viel er von Schnitzler gelesen hat und wie gut er dessen Werke nacherzählen kann. Das sich wahrscheinlich daraus ergebende ohne wesentliche Änderungen publizierte Buch passt sich so gar nicht an die Bedürfnisse und Erwartungen des Lesers an. Als Werkschau werden im Stakkato die Stücke von Schnitzler im Telegrammstil sinnlos und lähmend zusammengefasst – teilweise drei bis vier Stücke auf einer Seite. Wenn ich als Leserin die Werke Schnitzlers kennenlernen will, geh ich zum Schmied und nicht zum Schmiedl, ergo lese ich entweder vorher oder parallel noch die wichtigsten Stücke des Autors, die mir fehlen, oder an die ich mich nicht mehr so gut erinnern kann.

    Als Charakterstudie des Literaten, der im Untertitel auch noch als Anatom des Fin de Siècle bezeichnet wird, ist dieses Sachbuch recht ordentlich misslungen. Lediglich wenn Max Haberich Schnitzlers Identität als Deutsch/Österreicher und als Jude thematisiert und auch den in Europa grassierenden Antisemitismus zeitgeschichtlich aufrollt, wird der Inhalt endlich sehr spannend und leidlich biografisch. Ansonsten wird aber fast gar nichts zur Persönlichkeit Schnitzlers enthüllt: Nebensätze zu seiner Krankheit und Hypochondrie, kurze Anspielungen zu Frauen und Kindern. Das hätte Schnitzler so gar nicht gefallen. Nur auf seine jüdische Identität und auf den Antisemitismus reduziert und nicht als Mensch dargestellt zu werden – da wär dieser literarische Meister und Analyst der menschlichen Psyche total ausgeflippt.

    "Ich betrachte mich keineswegs als einen jüdischen Dichter, sondern als einen deutschen Dichter, der, soweit sich so etwas überhaupt nachweisen läßt, der jüdischen Rasse angehört.[…]

    Ich schreibe in deutscher Sprache, lebe innerhalb des deutschen Kulturkreises, verdanke gewiss von allen Kulturen der Deutschen am meisten […]

    Daran, dass ich ein deutscher Dichter bin, wird mich weder jüdisch-zionistisches Ressentiment, noch die Albernheit und Unverschämtheit deutscher Nationalisten, im geringsten irre machen; nicht einmal der Verdacht, dass ich mich beim Deutschtum oder gerade bei seinen kläglichsten Vertretern anbiedern möchte, wird mich daran hindern, zu fühlen was ich fühle, zu wissen was ich weiß […]


    Auch die Parallelen im literarischen Werk durch den ursprünglichen Beruf als Arzt, die Rolle als Militärarzt und einfließende, damals aktuelle Methodiken der Psychoanalyse, Traumdeutung und Hypnose – ergo der Einfluss von Freud und Konsorten auf Schnitzlers Werk – wurden so gut wie gar nicht breiter untersucht.

    Erst am Ende des Buches, als seine Tochter Lili Selbstmord begeht, blitzt ein bisschen der Mensch Schnitzler aus dieser Wüste an Werksbeschreibungen und Zeitgeschichte hervor. Dabei bräuchte man hier gar nicht spekulieren, es gibt tonnenweise Material – wie dieses vor den Nazis gerettet und auf abenteuerliche Weise nach Cambridge gebracht wurde, verschweigt uns Haberich natürlich auch geflissentlich. Der Briefverkehr mit seiner Frau, der dem Leser klar die Eheprobleme im Hause Schnitzler darlegt, wird auch nicht analysiert sondern gleich in den Anhang verschoben, soll sich der Leser doch selbst bemühen, die Geschichte zu schreiben und sich eine Meinung bilden. Insofern waren das letzte Kapitel und der Anhang der spannendste Teil des Sachbuchs.

    Fazit: Ich bin überhaupt nicht begeistert, da ich mir eine richtige Biografie erwartet habe, dennoch habe ich ein paar Informationen mitgenommen. Erstens habe ich zur Eskalation des Antisemitismus um die Jahrhundertwende in Österreich einige neue Fakten gelernt. Zweitens habe ich durch dieses Buch recherchiert und bin zufällig darüber gestolpert, dass das Theaterstück Prof. Bernardi im November 2017 Premiere in der Josefstadt hat. Da muss ich unbedingt hin. Drittens werde ich die Novellen Der Sohn und die Traumnovelle demnächst lesen. Und viertens und letztens weiß ich endlich, wo das Schnitzlerhaus steht, das in der Praterstraße weder ausgeflaggt, noch auf den offiziellen Tourismuskarten verzeichnet ist, was mich wieder mal in meiner Meinung bestätigt, dass Wien selten sehr nett zu seinen berühmten Söhnen und Töchtern ist, vor allem wenn sie renitent waren bzw. keine Volksmusiksänger oder Wintersportler sind. 😜 2,5 Sterne, da ich die Tendenz zur Mitte habe, auf 3 Sterne mit viel Bauchweh aufgerundet.
  5. Cover des Buches Leutnant Gustl (ISBN: 9783746715162)
    Arthur Schnitzler

    Leutnant Gustl

     (138)
    Aktuelle Rezension von: Sternenstaubfee

    Leutnant Gustl wird bei einem Theaterbesuch von einem Bäckermeister als "Dummer Bub" betitelt. Daraufhin fühlt sich der Leutnant so in seiner Ehre verletzt, dass er meint, sich umbringen zu müssen. 

    Das ganze Buch ist eigentlich nur ein innerer Monolog des Leutnants und ich muss sagen, dafür hat mir die Novelle erstaunlich gut gefallen! 

    In seiner Überspitztheit hat die Geschichte schon wieder Spaß gemacht. 

    04.12.2023

  6. Cover des Buches Therese (ISBN: 9783847266402)
    Arthur Schnitzler

    Therese

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    In trauriger, die schwierigen Verhältnisse der Therese Fabiani fast in dokumentarischem Stil schildernder Objektivität erzählt Schnitzler hier die Geschichte eines "Frauenlebens", das sein Leben irgendwie nicht in sichere Bahnen lenken will. Therese, Tochter eines mit den Jahren verrückt gewordenen und schließlich in der Irrenanstalt landenden Offiziers, soll zunächst - betrieben durch die adlige Mutter - mit einem reichen Grafen verkuppelt werden. Das Unterfangen misslingt; den geliebten Jugendfreund hingegen verlässt Therese und beginnt seltsame, ebenso erfolglose Beziehungen zu Männern. Sie wird Lehrerin und Gouvernante;doch auch hier eher ungücklich. Eines ihrer Abenteuer führt zu einer ungewollten Schwangerschaft; sie quält sich durch die Schwangerschaft und sieht zu, dass das Kind alsbald nach der Geburt in die Obhut von Menschen auf dem Lande kommt. Doch, so muss Therese erkennen: der Sohn wird ein Missratener, er wird Straffälliger; und: der Sohn wird der Mutter am Ende der Geschichte noch zur Gefahr... - Schnitzler hat in diesem Buch eine sehr tragische Frauengestalt gezeichnet, der einfach überhaupt nichts gelingen will, deren Glück auf allen Ebenen immer wieder zunichte gemacht wird. Dass am Ende auch noch der ungeliebte, eigentlich nicht gewollte uneheliche Sohn zum ärgsten Feind wird, bringt die Absurdität dieses Lebens auf die Spitze. Inwieweit Ähnliches in Wiener Verhältnissen um 1900 vorzufinden war, bleibt fraglich; in geringerer Abschwächung wird es hin und wieder ähnliche Fälle im Kleinbürgertum gegeben haben,denn uneheliche Kinder, das erfolglose Streben nach persönlichem Glück mit ebensolchen Abstürzen sind allgegenwärtig gewesen. Schnitzler schreibt klar, streng, unverblümt offen über die Gedanken, Handlungen und Ausdrucksformen der Protagonisten und entlarvt auf diese Weise - auch ohne ihre Gedanken auszubreiten - ihre Motivation und innere Einstellung. Der Stil erinnert eher an einen Dokumentarfilm, der eine Entwicklung ohne Wertung in ihren Nuancen darstellt. Und dennoch kann man ein klein wenig Sympathie Schnitzlers für Therese empfinden, der in all dem arg übel mitgespielt wird. Es will eben einfach nicht gelingen, ihr Leben.
  7. Cover des Buches Schlaflose-Nächte-Buch (ISBN: 9783257240665)
    Daniel Kampa

    Schlaflose-Nächte-Buch

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Marlischen
    Eine phänomenale Auswahl an Geschichten. Die Erzählungen bewegen sich zwischen 4 und 130 Seiten, beinhalten Klassiker wie Schnitzlers Traumnovelle oder das Gespenst von Canterville von Oscar Wilde, Auszüge aus Geschichtenbänden von Bernhard Schlink oder Doris Dörrie... Diese bunten Puzzleteile aus einzelnen Storys ergeben ein buntes Gesamtwerk, ein echtes Lesevergnügen. Selten war ich von einer Geschichtensammlung so begeistert.
  8. Cover des Buches Ein Winter in Wien (ISBN: 9783499271564)
    Petra Hartlieb

    Ein Winter in Wien

     (109)
    Aktuelle Rezension von: Abby1810

    Marie, ein junges Mädchen vom Land hat bereits eine schwere Vergangenheit hinter sich, als sie das Glück hat im Winter 1910 vom großen Dichter und Autor Arthur Schnitzler als Kindermädchen für seine beiden Kinder Lili und Heinrich angestellt zu werden. Die Freude ist groß, denn zuvor hatte sie eine sehr schwere und arme Kindheit mit einem extrem autoritärem Vater, für den ein Mädchen nichts wert ist, und vor dem sie geflüchtet ist. 

    Hier bei der Familie Schnitzler wird sie respektiert, bekommt ein eigenes schönes Zimmer, und außerdem sind die Kinder zwar verwöhnt, aber auch wunderbar, und Marie schließt die beiden schnell ins Herz. 

    Als sie ein Buch für den Hausherren aus dem Buchladen abholen soll, lernt sie Oskar kennen. Dieser scheint sofort sehr angetan von Marie und schenkt ihr ab nun besondere Aufmerksamkeit. 

    Petra Hartlieb schreibt schön und mit viel Detailwissen. Wien 1910, das Cottageviertel, aber auch die Begebenheiten um diese Zeit, wie arm die Menschen damals waren und mit welchen Entbehrungen sie leben mußten, wird sehr ereignisreich und authentisch dargestellt. 

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es war nur leider mit 172 Seiten zu kurz. 

  9. Cover des Buches Wiener Träume / Nura Draam in am Draam? (ISBN: 9783746738093)
    Marco Toccato

    Wiener Träume / Nura Draam in am Draam?

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Toccato
    Anton Kortner und Fred Baldow sind Geschäfts ... partner. Freunde wäre zu viel gesagt, denn Fred ist vom Typus "Wo-ich-bin-ist-vorne!" und Anton versucht durchs Leben zu kommen, ohne seine Anständigkeit zu verlieren. Außerdem sind Fred und seine Frau Margret ein Swingerpaar, was Fred Anton auch frank und frei erzählt.

    Bei einer gemeinsamen Arbeit gibt es Streit. Anton kann sich nicht richtig wehren, denn er ist von Freds Vermittlungen und Aufträgen abhängig.

    Doch Fred weiß Rat, um den Streit beizulegen. Er lädt Anton mit Frau Dorothee zu einem langen Wochenende zu viert nach Wien ein. Anton glaubt nicht so recht an die hehren Absichten Freds. Er vermutet, dass Fred ein Auge auf seine Dorothee geworfen hat und vieles, was dann in Wien passiert spricht für die Umsetzung von Swingerphantasien.

    Es geht kreuz und quer durch die wunderbare Stadt. Wohin und wie das mit öffentlichen Verkehrsmittel geht, erfährt man nebenbei, wie in einem Stadtführer.

    Skurril ist der Nachtportier im vornehmen Hotel, der E. A. Poes Verse ins Wienerische übersetzt und Anton davon immer die genau zu seiner Stimmung passenden Kostproben präsentiert, wenn der mal wieder mitten in der Nacht nach aufregenden Ereignissen ins Hotel zurückkommt.

    Der Plot macht Anleihen bei der "Traumnovelle" von Arthur Schnitzler bzw. Kubricks "Eyes Wide Shut", denkt die Geschichte aber weiter, zu Ende.

    Also ich find's gut!
  10. Cover des Buches Die schönsten Aphorismen (ISBN: 9783596521463)
  11. Cover des Buches Traumnovelle / Die Braut. (ISBN: 9783150181591)
    Arthur Schnitzler

    Traumnovelle / Die Braut.

     (42)
    Aktuelle Rezension von: dominona
    Man kennt das Buch aus der Kategorie Klassiker und Verfilmungen gibt es auch genug, aber nichts geht über die originale Vorlage. Natürlich denkt man beim Lesen sofort an Freud, was beim Autor aber auch nicht weiter verwunderlich ist. Für uns sind sexuelle Fantasien auf die geschilderte Art nichts Neues, aber für die Literatur ist das ungewöhnlich und trotz des Themas liest es sich angenehm. Defintiv keine verschwendete Zeit.
  12. Cover des Buches Meistererzählungen (ISBN: 9783596906819)
    Arthur Schnitzler

    Meistererzählungen

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Arthur Schnitzler (1832-1931) ist einer der bedeutensten Vertreter der sog. Wiener Moderne. Der mir vorliegende Band mit Erzählungen des Autors war meine erste Lektüre Arthur Schnitzlers. Erschienen bei Diogenes, enthält der Band die folgenden Erzählungen: Der Sohn, Der Witwer, Der Ehrentag, Die Toten schweigen, Leutnant Gustl, Die Fremde, Das Tagebuch der Redegonda, Spiel im Morgengrauen und Der Sekundant. Charakteristisch ist für alle Erzählungen die psychologische Sichtweise. Meist durch innere Monologe dargestellt, versucht Schnitzler auf diese Weise die Seele sowie die Beweggründe der Protagonisten darzustellen. Zentrale Themen sind die Ehe, der Ehebruch, Prostitution, illegale Kinder. Der mit diesen in einer Gesellschaft um 1900 verbundenen gesellschaftlich-moralischen Problemen kommt Schnitzler auf diese Weise am nächsten. Der Erzählstil ist gelungen, wenn auch nicht perfekt. Die Darstellung der Seelenlandschaften gelingt sehr einfühlsam und nachvollziehbar. Ein mahnender, anklagender Grundton wird nicht angestimmt; Schnitzler gestaltet seine Schicksale eher so, dass man sie besser verstehen kann und sogar ein Fünkchen Mitleid aufkommen könnte – ein für die damalige Zeit sicher nicht leichtes Unterfangen, denn der Leser um 1900 wird noch sehr viel mehr in den noch tradierten Rollenbildern und gesellschaftlichen Ansprüchen verfangen gewesen sein, um sich in diese von der Norm abweichenden Charaktere einzufühlen. Ein klein bisschen „Wienerisch“ ist auch dabei. Sehr zentral sind auch medizinische Darstellungen, Krankheiten; Schnitzler selbst war Dr. med. Parallelen lassen sich zur aufkommenden Psychoanalyse Dr. Sigmund Freuds‘ ziehen, der zur gleichen Zeit in Wien als Psychoanalytiker zu arbeiten begann und erste Schriften publizierte.
  13. Cover des Buches Fräulein Else (ISBN: 9783746715186)
    Arthur Schnitzler

    Fräulein Else

     (131)
    Aktuelle Rezension von: Sandrica89

    Ein zeitloser Klassiker, wie ich schon so oft gehört habe. Diese Novelle von Arthur Schnitzler kannte ich noch nicht. Ich lese generell seine Werke nicht, sein Stil macht mir nicht besonders. Dennoch hat mich der Klappentext neugierig gemacht und ich wollte dem Werk eine Chance geben.

    Fräulein Else, ein junges, schlaues Mädchen aus gutem Hause macht Urlaub im Ausland. Nach einem Tennis-Spiel erhält sie ein Brief von ihrer Mutter. Ihr Vater ist verschuldet und Else muss den unsympathischen Herrn Dorsday um ein Darlehen bitten. Noch bevor sie ihn darum bittet fragt sie sich selbst, warum sie das nun wieder hinbiegen muss und nicht ihr Vater selbst? Dennoch gibt sie sich einen Ruck und fragt Herrn Dorsday. Dieser willigt zwar ein, jedoch unter der Bedingung, dass Else sich für ihn nackt ausziehen soll.

    Der junge Leutnant Gustel wird vom Bäckermeister, nach einem Konzert, beleidigt und lässt sich das auch noch gefallen. Die ganze Nacht ist er nun unterwegs und ist felsenfest von sich überzeugt, dass er sich das Leben nehmen müsse, da ihm seine Ehre genommen wurde. Kurz bevor er zur Tat schreiten kann, wendete sich plötzlich das Blatt.

    Zwei Geschichten, ein moralisches Konflikt.
    Else ist zwar jung, hübsch und reich, aber noch unerfahren in sexueller Hinsicht. Jedoch flirtet sie gern und ist schlau genug, um die ganzen Oberflächlichkeiten zu sehen. Sie weiss ganz genau, was sie tut, weswegen sie sich so schlagfertig gibt. Als sie jedoch von den Schulden ihres Vaters erfährt, gerät ihre Sichtweise ins wanken. Zwar weiss sie, dass nicht sie das Problem lösen sollte, dennoch fühlt sie sich ihm gegenüber verpflichtet. Als dann noch dieser schmierige Herr Dorsday seine Bedingung ausspricht, gerät sie komplett ins Wanken. Wir begleiten Else, welche Gedanken sie hat. Ob es einen Ausweg gäbe, eine andere Lösung, was es für die Familie bedeuten würde, was es mit ihr selbst machen würde... Ihre Psyche geht komplett mit ihr durch, bis sie schlussendlich ihr Versprechen einhält, aber in Ohnmacht fällt. Und danach nimmt sie sich einfach das Leben. Sehr tragisch. Gerade weil sie so stark und selbstsicher rüberkam, hätte ich doch gedacht, dass sie schlauer reagieren wird. Aber zu dieser Zeit scheint die Ehre und das Ansehen viel wichtiger zu sein. Echt schade um so eine starke Frau. Ihr Vater ist wirklich ein Feigling, dass er seine Schuld auf seine Tochter überträgt. Ich hoffe, dass er nun in Frieden weiterlebt, ohne Schulden.
    Bei Gustl lief es ähnlich ab. Gerade weil er ein Leutnant ist, hat er sich die Beleidigung eines Bäckermeisters gefallen lassen. Eigentlich hatte er keine Wahl, dennoch zermürbt ihn dieser Gedanke und auch bei ihm durchleben wir seine Gedankenstränge, was es für ihn bedeutet, was seine Familie dazu sagen würde, wie seine Freunde und Geliebte reagieren würden... Es hat sich vorgenommen sich das Leben zu nehmen, da er eigentlich entehrt wurde. Aber der nächsten Morgen läuft plötzlich anders als erwartet. Denn seine Ehre wurde über Nacht wieder hergestellt. Glück im Unglück.

    Zwei tragische Geschichten zweier unterschiedlichen Charaktere. Beide kämpfen gegen ihre Zerrissenheit an, beide geraten in moralischen Konflikt und für beide ist nur der Selbstmord die Lösung. Damals nahm man sich immer das Leben, wenn man entehrt wurde, oder sich vor der Gesellschaft blamiert hat. Heute ist es einfach ein unnötiges Drama um Nichts. Schnitzler hat in dieser Novelle gezeigt, wie stark eigentlich unsere eigene Psyche ist und was sie mit uns machen kann. Sobald wir die Kontrolle über sie verloren haben, kann es ganz schnell gehen. Aus psychischer Hinsicht daher ein Meisterwerk. Diesen Monologen zu folgen war schon sehr interessant. Ein Gedanke folgt dem nächsten bis man sich selbst verliert und nicht mehr weiss, wo es begonnen hat. Auch wenn man zuerst denkt, dass es schlimmer nicht sein kann, schlussendlich ist es nicht der Rede wert und weitaus weniger schlimm als gedacht. Aber eben... damals war das eine Schande und die Menschen kamen mit dem hohen Druck gar nicht mehr klar.

    Eine sehr interessante und tiefgründige Novelle, die mit unserer Psyche spielt und zum nachdenken anregt. Wer sich dafür interessiert, ist er hier genau richtig. Für Klassiker-Fans definitiv ein Muss.

  14. Cover des Buches Reigen (ISBN: 9783872912329)
    Arthur Schnitzler

    Reigen

     (86)
    Aktuelle Rezension von: awogfli

    Schnitzler selbst wollte den Reigen ursprünglich nicht veröffentlichen, weil er ihn literarisch für zu wenig anspruchsvoll hielt. Dieser ersten und ursprünglichen Einschätzung des Autors muss ich bedauerlicherweise vollends zustimmen. Ich glaube, ich habe nur einen schlechteren Schnitzler als den Reigen gelesen, und ich hab sehr viele gelesen.

    Wenn mal mal vom Skandal, den das Werk zu seiner Zeit verursacht hat, absieht und das Theaterstück im Lichte der heutigen Zeit betrachtet, dann bleiben nur noch extrem platte Dialoge übrig, die der Güte von Schnitzlers Fabuliertalent recht unwürdig sind.

    Lediglich eine Geschichte fand ich von der Konstruktion her ansprechender: Die junge Frau und der Ehemann. Als der betrügende Ehemann von der Tugend von Frauen faselt, seine Frau sogar dazu anhält, dass sie sich sogar nicht mit Freundinnen abgeben soll, die ihrerseit ihre Ehemänner betrügen, nichts ahnend dass seine Frau ihm schon längst die Hörner aufgesetzt hat. Einerseits treibt er es selbst mit verheirateten Frauen, kommt aber nie auf die Idee, dass ein anderer Mann so etwas auch tun könnte. Wo sollen denn all diese untreuen Frauen sonst herkommen. Das ist irgendwie naiv und auch köstlich, denn er nimmt sich in der Ehe etwas heraus, was er bei seiner Frau nicht einmal zu denken wagt und bekommt hinterrücks die Rechnung präsentiert.

    Ein zweiter innovativer Punkt des Dramas ist die Szenenanordnung. Wie ein Staffelholz der Liebelei oder wie eine Geschlechtskrankheit wird der sexuelle Akt von einem zum anderen weitergegeben - quer durch die Gesellschaftsschichten von Nutte auf Soldat auf Dienstmädchen auf feiner Herr auf feine verheiratete Dame auf Ehemann auf süßes Mädel ... bis wir am Ende wieder auf die Nutte der ersten Szene treffen. Das klingt nach einem seriellen Gang Bang in dem das Token (Ausdruck aus der IT) in einem Ring weitergegeben wird. Token-Ring war übrigens eine Form von Netzwerkstruktur, nicht mehr ganz aktuell aber so passend auf dieses Stück wie nur was.

    Diese zwei positiven, beziehungsweise innovativen Aspekte, die ich hervorgehoben habe, sind auch der Grund, warum sich das Werk bei mir das zweite Sternderl verdient hat, ansonsten ist nix dran am Reigen. Nun werde ich mir den Reigen reloaded zu gemüte führen, der das Werk in die heutige Zeit versetzen will - ich bin schon gespannt ob der Remix von heute besser wird als das Original.

    Fazit: Lest einen Schnitzler, aber einen anderen! Im Rahmen der Theaterstücke kann ich Das weite Land empfehlen bei Schnitzlers Novellen ist fast alles gut.

  15. Cover des Buches Romane (ISBN: 9783411145201)
  16. Cover des Buches Das Lesebuch für Genießer (ISBN: 9783596900817)
  17. Cover des Buches Die Traumnovelle (ISBN: 9783939121350)
    Arthur Schnitzler

    Die Traumnovelle

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Flaventus

    Die Traumnovelle von Arthur Schnitzler gehört zu jenen Hörbüchern, die ich nie und nimmer gehört hätte, wenn sie nicht Teil des Audible-Angebots wären, die für Abonnenten ohne weitere Zusatzkosten gehört werden können. Dieses Buch ist ein sehr philosophisches, das sich sehr mit der Psyche des Menschen und den unerfüllten sexuellen Bedürfnissen befasst.

    Im Mittelpunkt der Ereignisse steht das Ehepaar Fridolin und Albertine. Allein schon diese beiden Vornamen zeugen davon, dass es ein etwas älteres Buch ist. Und tatsächlich wurde das Buch kapitelweise schon 1925 in einer Modezeitschrift veröffentlicht (ein Jahr später dann als Roman im Fischer Verlag). Auch die Gelüste der beiden sind eher jener Zeit geschuldet, wie z.B. die Unterdrückung der eigenen sexuellen Bedürfnisse, um als Frau jungfräulich in die Ehe zu treten (für den Mann galt das ja nicht). Auch die späteren gedanklichen Auseinandersetzungen Fridolins zeugen von dem damals von vorherrschenden Patriachats.

    Heutzutage sind diese Themen zumindest so, wie sie dargestellt wurden, nicht mehr aktuell. Wenn man sie gedanklich ein wenig anders platziert, irgendwie dann doch. Wie viele Ehen mag es wohl geben, in denen Bedürfnisse der Eheleute nicht ausgeübt werden? Wie oft kommt es vor, dass sexuelle Triebe und Bedürfnisse unterdrückt werden? Ich glaube, dass es sehr viele “WG-Ehen” gibt, in denen die Ehepaare ähnliche Gedanken hegen und pflegen, wie unsere beiden Hauptfiguren des Buchs. Das Buch und die Situation endet meiner Meinung nach offen, was ich angesichts der Handlung sogar passend finde. Denn nur so beginnt der Leser über das Geschriebene entsprechend nachzusinnen.

    Übrigens wurde das Buch vom hervorragenden David Nathan eingesprochen, der mittlerweile in der Welt der Hörbücher bekannt genug sein dürfte, so dass ich lediglich erwähnen brauch, dass er das Hörbuch sehr gut eingesprochen hat.

    Fazit

    Es ist eine sehr interessante Novelle, die den Leser nachdenklich zurücklässt. Das gilt vor allem dann, wenn dieser sich in einer Beziehung befindet. Dabei können die Gedanken bzw. Träume durchaus auf jede Art der Beziehung adaptiert werden. Eine Lösung der Probleme liefert diese Novelle nicht, aber das ist auch nicht ihr Anspruch. Das Hörbuch ist meiner Meinung nach eher für Menschen geeignet, die sich mit der Psyche des Menschen befassen. Alle anderen dürften es eher langweilig finden.

  18. Cover des Buches Das späte Glück (ISBN: 9783903083882)
  19. Cover des Buches Wiener Träume / Nura Draam in am Draam? (ISBN: 9783750249134)
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