Bücher mit dem Tag "schwarze literatur"
6 Bücher
- Alice Walker
Die Farbe Lila
(337)Aktuelle Rezension von: SimoneFNach ca. 40 Jahren erschien der weltberühmte Klassiker „Die Farbe Lila“ von Alice Walker in einer neuen Übersetzung, die dem heutigen Bewusstsein sensibler Sprache entspricht und diskriminierende Begriffe umschreibt. Ich kenne die alte Übersetzung nicht, finde jedoch die neue sehr gelungen und überaus lesenwert.
„Die Farbe Lila“ ist ein Briefroman, in dem die Afroamerikanerin Celie ab ihrem 15. Lebensjahr und über einen Zeitraum von gut 30 Jahren in Briefen, die sie an den Lieben Gott richtet, aus ihrem Leben schreibt. In der zweiten Hälfte kommen noch an Celie gerichtete Briefe ihrer Schwester hinzu. Celies Sprache spiegelt ihren niedrigen Bildungsstand wieder, statt „an einen Mann und dessen Frau“ sagt sie beispielsweise „an einen Mann und dem seine Frau“, den Komparativ bildet sie mit „wie“ statt „als“. Dennoch liest sich der Roman sehr angenehm und besitzt einen sehr eingängigen Sprachrhythmus.
Die Romanhandlung ist nicht genauer datiert, spielt aber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dies zeigt sich etwa daran, dass gegen Ende beiläufig der zweite Weltkrieg erwähnt wird. Celies Lebenswelt ist hart, geprägt von patriarchalen Strukturen, Misogynie, Inzest und Gewalt. Frauen werden behandelt wie Ware, ihr Leben zählt nichts, sie sind ihrem Mann auf Leben und Tod ausgeliefert und haben bedingungslos zu gehorchen. Doch im Laufe ihres Lebens begegnet Celie starken Frauen, die – obwohl sie teils hart dafür bezahlen – für ihre Unabhängigkeit kämpfen und sich widersetzen. Diese Frauen setzen auch bei Celie eine Entwicklung in Gang, und insbesondere die Liebe zu Shug Avery hilft ihr, ihre eigene Stärke zu erkennen. Die Freundschaft und der Zusammenhalt zwischen den Frauen untereinander, die trotz wechselnder Familien- und Beziehungskonstellationen zusammenhalten und letztlich mit- und aneinander wachsen, ist ein zentrales Element dieses Romans.
Auch Rassismus und Diskriminierung spielen eine wesentliche Rolle, ebenso wie die Suche der afroamerikanischen Bevölkerung nach ihrer Identität. Anhand der Briefe von Celies Schwester wird auch die Missionarsarbeit in Afrika und die Ausbeutung der nativen Bevölkerung durch die Kolonialherren und Plantagenbesitzer thematisiert, die die dort seit Jahrhunderten siedelnden Stämme ihres Lebensraums und ihrer Lebensgrundlage berauben.
Ein sehr berührender, nachdenklich stimmender Roman, der noch lange im Gedächtnis bleibt.
- Alex Haley
Wurzeln
(102)Aktuelle Rezension von: Papiertiger17Um Romane im Ziegelsteinformat hatte ich bislang einen Bogen gemacht. Da mich das Thema von „Roots“ auch historisch interessierte, gab ich diesem 717 Seiten umfassenden Werk eine Chance. Und siehe da, ich war überrascht, wie mitreißend ein solch umfangreicher Roman sein kann. Dem Autor gelingt es das Schicksal eines freien Mandinka, der geraubt und als Sklave nach Amerika verschleppt wird, unterhaltsam, dramatisch, bedrückend und ergreifend zu erzählen. Eine Lebensgeschichte, die im weiteren Verlauf zu einer Familiensaga über mehrere Generationen anwächst. Ein grandioses Buch.
- Maya Angelou
Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt
(58)Aktuelle Rezension von: mabo63"[..Für Menschen, deren Vergangenheit und Zukunft täglich vom Untergang bedroht sind, ist es schon göttliche Gnade wenn sie überhaubt am Leben bleiben. Ich finde es interessant dass das einfachste Leben, die armseligste Existenz sich in Abhängigkeit von Gott begreift, während seine Bedeutung mit steigendem Wohlstand, Lebensstandart und Lebensstil entsprechend sinkt"..]
M.Angelou
Amerika in den 30er Jahren, Maya wächst bei ihrer Grossmutter auf, im Süden, Rassentrennung ist Alltag.
Später kehrt sie mit Ihrem Bruder zurück zu Ihrer Mutter in St. Louis wo sie dank ihres Durchhaltewillens als erste schwarze Frau als Schaffnerin in der Strassenbahn von San Francisco arbeitete.
Geschrieben in einer grossartigen Sprache, ich habe das Buch mit grossem Vergnügen verschlungen.
Leseempfehlung.
- Toni Morrison
Beloved
(94)Aktuelle Rezension von: The iron butterflyMenschenkind von Toni Morrison – Im Haus Nr. 124 in der Bluestone Road, am äußersten Rand von Cincinnati treibt sich ein Geist herum. Es ist Sethes Tochter, die vor achtzehn Jahren im Babyalter starb und seither nicht zur Ruhe kommt. Aber dies ist nicht der einzige Grund, warum seit all diesen Jahren jeder das Haus und dessen Bewohnerinnen so gut es geht meidet. Selbst Sethes Söhne Buglar und Howard haben irgendwann Reißaus genommen. Nur Denver ist noch da, Sethes andere Tochter und Grandma Baby und irgendwann taucht Paul D. auf, ein alter Leidensgenosse aus der Sweet Home-Zeit. Dort auf der Sweet Home Plantage lernte Sethe auch Baby Suggs Sohn Halle kennen, die drei Pauls und den wilde Sixo. Sie wollte so gerne ein normales Familienleben mit Halle führen, aber als der alte Besitzer der Farm verstarb, übernahm der Schullehrer die Führung und alles änderte sich.
Toni Morrison erzählt eine packende Geschichte, die immer wieder aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet neue Puzzleteilchen aufzeigt, die am Ende ein traurig-schauriges Bild ergeben. Sehr offen und unverblümt, in oftmals poetisch anmutender Sprache führt Morrison durch eine, für mich immer wieder unfassbare Zeit, dennoch liest sich Sethes tragische Geschichte wie ein fesselnder Thriller. Ein Toni Morrison Werk, das 1988 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Große Erzählkunst!
- Julie Kibler
Zu zweit tut das Herz nur halb so weh
(5)Aktuelle Rezension von: engineerwifeEs war richtig bewegend mit Isabelle und Dorrie auf die Reise zu gehen. Eigentlich geht die alleinerziehende Mutter Dorrie ja nicht mit ruhigem Gewissen. Zu oft muss sie an ihre pubertierenden Kinder und den neuen Mann denken, den sie kennengelernt hat. Andererseits ist sie für Isabelle ja auch fast so etwas wie eine Tochter geworden und möchte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen. Noch ahnt sie nicht, was für eine faszinierende Geschichte sie auf der Reise begleiten wird …
Das (Hör)buch spielt auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und in dem Südstaaten-USA der 30er/40er Jahre. Isabelle beginnt ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Aufgewachsen in Kentucky als strengbehütetes weißes Mädchen mit zwei älteren Brüdern, sehnt sie sich nach ein bisschen Freiheit und verliebt sich dabei in farbigen Jungen Robert. Die Hürden, die ihrer beider Liebe in den Weg gelegt werden, scheinen unüberwindbar, doch niemand hat mit Isabelles Kampfgeist gerechnet. Mit viel Liebe und eisernem Willen beginnt sie ihren steinigen Weg.
Beinahe fassungslos ist man als Zuhörer über die Engstirnigkeit der Menschen – leider nicht unbedingt nur damals - wenn es um Liebe zwischen schwarz und weiß geht. Gnadenlos werden hier Leben zerstört, die Weiße Rasse spielt sich als Herrenrasse auf. Sogenannte sundown towns z. B., also Stadtteile oder Wohnbezirke mit überwiegend Weißer Bevölkerung, die der Nichtweißen Bevölkerung das Verlassen des Stadtbezirks nach Sonnenuntergang nahelegen, sind zumindest im Süden der USA vollkommen normal. Immer neugieriger wird der Zuhörer, wohin Isabelles Reise führen wird, das Ende lässt einen ziemlich sprachlos zurück. Auch Dorries Leben hat sich während der Fahrt verändert, Hiobs Botschaften von zu Hause machen ihr mehr als einmal echte Sorgen. Das Buch fesselt bis zum Schluss und von mir bekommt das Buch eine absolute Hör- bzw. Leseempfehlung.