Bücher mit dem Tag "sechziger jahre"
70 Bücher
- Jojo Moyes
Eine Handvoll Worte
(1.833)Aktuelle Rezension von: VanessiiiaJojo Moyes ist meine absolute Lieblingsautorin. Dieses mal habe ich etwas Zeit gebraucht um in die Geschichte rein zu finden. Die Geschichte hat sich am Anfang sehr schnell entwickelt und man muss die Situationen erst im Kopf richtig gliedern. Aber danach konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen, aber ich liebe ihre Bücher und freu mich schon auf das nächste Buch.
- Haruki Murakami
Naokos Lächeln
(954)Aktuelle Rezension von: liceys_buecherwunderland[𝕦𝕟𝕓𝕖𝕫𝕒𝕙𝕝𝕥𝕖 𝕎𝕖𝕣𝕓𝕦𝕟𝕘]
𝕋𝕚𝕥𝕖𝕝: Naokos Lächeln
𝔸𝕦𝕤 𝕕𝕖𝕣 𝔽𝕖𝕕𝕖𝕣 𝕧𝕠𝕟: Haruki Murakami
𝕍𝕖𝕣𝕝𝕒𝕘: btb Taschenbücher
𝔾𝕖𝕝𝕖𝕤𝕖𝕟 𝕒𝕦𝕗: Deutsch
𝕌𝕖𝕓𝕖𝕣𝕤𝕖𝕥𝕫𝕥 𝕧𝕠𝕟: Ursula Gräfe (aus dem Japanischen)
𝔽𝕣𝕒𝕘𝕖: Mögt ihr Bücher mit offenem Ende?
𝔻𝕣𝕖𝕚 (𝕠𝕕𝕖𝕣 𝕞𝕖𝕙𝕣) 𝕎𝕠𝕖𝕣𝕥𝕖𝕣 𝕫𝕦𝕞 𝔹𝕦𝕔𝕙:
EigentlichGanzSchön - Verrückt - Gut
𝕀𝕟𝕙𝕒𝕝𝕥:
Naoko ist Toru Watanabes erste Liebe. Doch die beiden verbindet auch eine tragische Vergangenheit.
Als die eigenwillige Midori in sein Leben tritt muss er sich zwischen Vergangenheit und Zukunft entscheiden.
𝕄𝕖𝕚𝕟𝕖 𝕄𝕖𝕚𝕟𝕦𝕟𝕘:
Da ist er. Mein zweiter Murakami.
Und ich fand es eigentlich ganz gut. 😊 Allerdings musste ich dafür doch das schreckliche Frauenbild (das hoffentlich doch daran liegt, dass das Buch schon einige Jahre alt ist) ausblenden. 😂
Der Protagonist Toru Watanabe war mir nicht wirklich sympathisch und auch sonst konnte ich mich wenig in die Charaktere hineinversetzen. Trotzdem konnte ich mitfiebern und habe mich immer gefragt, was nun mit den Leuten geschieht. 🧐
Manche Szenen waren fast ein wenig verstöhrend, andere wieder echt süß. Also ziemlich abwechslungsreich.
Es wird auf relativ viele Details eingegangen. Und ihr könnt mich für verrückt halten, aber diese Detailverliebtheit erinnert mich extrem an BEE. 😂
Aber alles in allem auf jeden Fall keine schlechte Unterhaltung.
𝕃𝕖𝕤𝕖𝕖𝕞𝕡𝕗𝕖𝕙𝕝𝕦𝕟𝕘?
Ach wieso denn nicht. 😊
𝔼𝕦𝕣𝕖 𝕃𝕚𝕔𝕖𝕪 ☘️ - Carlos Ruiz Zafón
Marina
(814)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderÒscar Drai ist fünfzehn Jahre alt, Internatsschüler und lernt durch einen [Diebstahl[ Marina kennen. Dieses Mädchen fasziniert ihn auf mehrer Weiße. Erstens als Mädchen und es flammen neue Gefühle in ihm auf und zweitens umgibt sie etwas geheimnisvolles, bezauberndes und auch mystisches. Sie sitzen nebeneinander im Park auf der Bank, erzählen, lernen sich kennen und entdecken so viel neues. Marina lebt mit ihrem Vater in einer wunderbaren alten Villa, aber sie scheint mehrer Geheimnisse zu hüten. Eine Dame in Schwarz wird für die Beiden eine zentrale Figur und sie folgen ihr, beobachten sie und kommen so in ein gefährliches Labyrinth, dass nicht nur für Òscar alles verändern wird, sondern so wie es aussieht auch für Barcelona selbst. Wiederentdeckt und endlich so veröffentlicht wie es sich Carlos Ruiz Zafon das gewünscht hat. Marina ist eine wunderbare Geschichte über die erste Liebe, Lügen, Geheimnisse, alte Geschichten, Mystik und die Stadt Barcelona und ihre vielen geheimnisvollen Winkel und Ecken.
- Siegfried Lenz
Schweigeminute
(310)Aktuelle Rezension von: bookstoriesIch war schon mit mehr als der Hälfte des Buches durch, bis ich merkte, dass es in einem doppelten Schutzumschlag steckt. Ich hatte in den Buchläden schon mehrere Versionen dieses Büchleins gesehen, und interessant ist, dass derselbe Verlag, nämlich Hoffmann und Campe, das Buch in unterschiedlichen Schutzumschlägen anbietet. Da ist die schlichte weisse Ausgabe mit blauer Schrift, oder die mit dem goldbraunen Sonnenuntergang am Wasser, oder der blauweisse Umschlag mit der Unterschrift von Siegfried Lenz, da gibt es eine Ausgabe mit Schutzumschlag in blassem Grün, auf dem Schilf im Wasser abgebildet ist, oder eben die limitierte Sommerausgabe, ein hübsches Cover, das ein weisses Holzhaus vor einer ruhigen See in der Dämmerung zeigt.
"Schweigeminute" ist meine erste Lektüre von Siegfried Lenz, und es wird bestimmt nicht die letzte sein. Lenz gehört zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Vermutlich werde ich mir den Roman "Deutschstunde" noch besorgen, und die eine oder andere Erzählung. Eine Kritik aus dem Tagesspiegel auf der Umschlagrückseite meiner Ausgabe verspricht, dass vielen Lesern bei der Lektüre dieses schönen kleinen Buches aufgehen wird, dass sie Siegfried Lenz lieben. Für meine Begriffe ist das vielleicht etwas übertrieben, doch was mir an diesem Autor sehr gefällt, ist seine gepflegte Ausdrucksweise, sein gelassener, runder und fliessender Erzählstil.
Auch Marcel Reich-Ranicki äusserte sich in der Frankfurter Allgemeine Zeitung positiv über die Novelle: "Wir haben Siegfried Lenz für ein poetischen Buch zu danken. Vielleicht ist es sein schönstes." Allerdings soll er auch gesagt haben, dass ein guter Sprinter sich nicht als Langstreckenläufer versuchen sollte. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass Siegfried Lenz das Schreiben von Novellen- und Kurzgeschichten wohl liege, Romane aber nicht unbedingt seine Stärke seien. Ich finde, jeder muss sich darüber selbst ein Bild machen.
In "Schweigeminute" will man - so steht es im Klappentext - in der Lakonie des Erzählens die existentielle Härte eines Ernest Hemingway spüren. Als lakonisch würde ich den Erzählstil von Siegfried Lenz nicht beschreiben, denn lakonisch bedeutet nüchtern, mit wenigen Worten treffend ausgedrückt. Peter Stamm (vgl. Ungefähre Landschaft) ist für mich ein lakonischer Schreiber - Siegfried Lenz ist in keiner Weise mit Stamm vergleichbar. Auch wenn Lenz auf direkte Weise ohne Schnörkeleien und Verzierungen das zum Ausdruck bringt, was er sagen möchte, so schreibt er doch nicht auf trockene, sondern schöne Art, vielleicht sogar etwas konservativ. Seine Zeilen zwitschern und plätschern so dahin und erzeugen einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann - wie ein Schiffchen in einem kleinen Bach wird man hier ans Ende des Buches gespült, das weder in Kapitel noch Abschnitte unterteilt ist, und zurück bleibt ein zufriedenes Gefühl von Melancholie.
Ernest Hemingway und William Faulkner sollen für Siegfried Lenz Vorbilder gewesen sein. In der zweiten Hälfte seines Schreibens habe er sich an William Faulkners Werken orientiert. Tatsächlich gibt es einige Stellen im Buch, die mich an William Faulkner erinnern, zum einen, wenn die Sätze etwas länger werden und nur mit Kommas unterbrochen werden, wie Wasser in einem Bach, das auf Steine trifft, sie umspült und dann weiterfliesst, oder dann, wenn der Autor mithilfe von zwei oder drei Adjektiven einen Zustand präziser beschreiben möchte. Einmal erwähnt er auch namentlich Faulkners Roman "Licht im August".
Warum heisst das Buch Schweigeminute? Der Schüler Christian und seine Englischlehrerin Stella Petersen lieben sich. Sie treffen sich in jenem Sommer immer wieder, niemand darf etwas von ihrer Beziehung erfahren. Stella arbeitet am Lessing-Gymnasium, Christian hilft seinem Vater, der als Steinfischer arbeitet, in der Freizeit und in den Sommerferien auf dem Schlepper aus, sie platzieren Findlinge im Wasser und formen so die Mole mit den Wellenbrechern. Schauplatz der Handlung ist dieser kleine Ort Hirtshafen an der Ostsee, mit dem Hotel Seeblick, in dem Sommergäste logieren, auch Stella einmal. Dies alles, das Treiben am Meer, und vorallem die Liebesgeschichte zwischen Christian und Stella, ihrer Bootsfahrt zur Vogelinsel, ihren gemeinsamen Strandnachmittagen, geschieht als Rückblick in Christians Erinnerungen, denn die Geschichte beginnt mit der Gedenkfeier in der Aula der Schule, wo Lehrerschaft und Schüler von der Lehrerin Abschied nehmen, denn sie lebt nicht mehr. Dort beginnen Christians Erzählungen, dort enden sie wieder.
Erzählt wird überwiegend in der dritten Person. Da Christian seine geliebte Stella in seinen Gedanken aber immer wieder in der Du-Form anspricht, kann sich der Leser stärker an den Erzähler und Stellas Person binden. So gibt es immer wieder Passagen, in denen zwischen diesen beiden Erzählformen fleissig gewechselt wird, was mir gefällt, was mir so in der Literatur noch nicht begegnet ist. Interessanterweise wird Stella viel lebendiger in mir, lebensfroher, näher wächst sie mir ans Herz, während Christian, der eigentliche Erzähler, unerklärlicherweise distanziert bleibt. Irgendwie erreicht er mich nicht. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass der Autor auf jegliche Gefühlsduselei verzichtet und selbst erotische Momente nur andeutungsweise aufkommen lässt. Doch für Stella gelingt es ihm, zumindest für mein Befinden, Nähe aufzubauen.
Über weite Strecken des Buches fragte ich mich, ob mich die Geschichte tatsächlich interessiert. Trotz des vorwärtssprudelnden Schilderns und den schönen Wortformulierungen – und ich rufe in Erinnerung, dass mir die Musik der Worte wichtiger ist als die Handlung – war ich mir unschlüssig, ob mich das Erzählte fesselt oder berührt. Vielleicht hat der Autor nebensächlichen Dingen, Schilderungen alltäglicher Situationen, zuviel Raum geschenkt. Wichtiger ist mir jedoch, wie es Christian geht, denn schliesslich hat er einen tragischen Verlust erlitten. Zudem hat das Buch ja nur 128 Seiten. Je weiter ich aber dem Schluss und folglich Stellas Tod entgegenlese, desto tiefer berührt die Geschichte, und am Ende lässt sie doch eine etwas traurige Stimmung zurück. Mit dem Ende führt uns der Erzähler gedanklich wieder an den Anfang des Buches zurück, zur Gedenkfeier in die Aula.
Ein Satz fast am Ende des Buches macht mich stutzig und lässt vermuten, dass die Erinnerungen an Stellas Verlust womöglich länger zurückliegen als erst ein paar Tage nach dem Unglück und somit auf die Rückschau eines älteren Erzählers 'Christian' hindeuten: "Nicht der Schlepper selbst, aber sein Bild wird mir für immer gegenwärtig bleiben, das ahnte ich, und meine Ahnung hat recht behalten." "Schweigeminute" ist eine Liebeserklärung. Eine stille Geschichte über den Verlust, die Trauer und die Liebe, die den Tod überdauert. Eine Liebesgeschichte, die man freibleibend adressieren kann, wie Siegfried Lenz in einem Interview selbst gesagt haben soll. Er hat mit den Arbeiten zu dieser Novelle 2006, kurz vor dem Tod seiner Frau, begonnen, dann abgebrochen und soll erst mit Zuspruch seiner neuen Lebensgefährtin Ulla, der das Buch auch gewidmet ist, weiter geschrieben haben. Siegfried Lenz selbst starb 2014 im Alter von achtundachtzig.
Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/schweigeminute
- Ann H. Gabhart
Der Duft von Flieder
(12)Aktuelle Rezension von: BuchbloggerinMein erstes richtiges „Frühlingsbuch“ in diesem Jahr war Der Duft von Flieder von Ann H. Gabhart. Dies ist der erste Band einer Trilogie, deren folgende zwei Bände tatsächlich auch schon in meinem Regal stehen und darauf warten, gelesen zu werden. In dieser Reihe lernen wir das 13-jährige Mädchen Jocie kennen, das mit ihrem Vater und seiner Tante Love im Hollyhill der 60er-Jahre lebt.
Autorin: Ann H. Gabhart, 336 S., Francke Verlag, Paperback, erschienen im: August 2016, Originaltitel: The Scent of Lilacs
Kentucky 1964.
Es ist ein bunter Haufen, der da im beschaulichen Hollyhill zusammenwohnt. Vater David ist der Herausgeber der örtlichen Zeitung, träumt aber von einer Anstellung als Pastor. Seine 13-jährige Tochter Jocie wünscht sich nichts sehnlicher als einen Hund und dass ihre Schwester, die sie seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hat, in den Schoß der Familie zurückkehrt. Die exzentrische Tante Love wird mit ihren 78 Jahren zunehmend vergesslicher, wirft permanent mit Bibelversen um sich und hütet ein dunkles Geheimnis.
Als Jocies Gebete erhört werden und ihnen nicht nur ein Hund zuläuft, sondern auch ihre Schwester Tabitha plötzlich vor der Tür steht, überschlagen sich die Ereignisse.Der Einstieg in die Geschichte war relativ unspektakulär. Einige Male habe ich mich gefragt, ob das schon alles gewesen sein sollte, doch ich wollte das Buch auf keinen Fall abbrechen, sondern ihm eine Chance geben – und ich bin ganz froh darüber, dass ich weitergelesen habe. In der zweiten Hälfte des Romans kommen total unvorhersehbare Ereignisse ans Licht, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe!
Jocie ist mit ihren 13 Jahren ein fröhliches Mädchen, welches trotz einiger Probleme und Ängste nicht den Lebensmut verliert. Besonders schön wird ihr Glaube an Gott dargestellt – z. B. als es um ihr Hunde- und später um ihr Schwesterngebet geht. Ihr ist bewusst, dass Gott nicht sofort alle Gebete erhört und dennoch oder gerade deswegen gibt sie beim Beten nicht auf.
Ein gutes Beispiel hierin ist ihr ihr Vater David. Auch er hat bereits Erschütterndes erlebt, was ihn aber nicht von Gott entfernt, sondern ihm näher gebracht hat.In diesem Sommer geschehen einige Dinge, mit denen keiner gerechnet hat. Zum einen bekommt Jocie einen Hund, außerdem kehrt ihre ältere Schwester nach vielen Jahren nach Haus zurück. Doch auch Tante Love sorgt für Überraschungen. Es geht im Großen und Ganzen also um Gebetserhörungen, aber auch um Glaubensprüfungen.
Dieser Roman ist mit ganz besonderen Charakteren ausgestattet. Neben der etwas wilden, aber liebenswürdigen Jocie, neben der merkwürdigen Tante Love trifft man auch auf Wes, den „Jupiterianer“, der bei David bei der Zeitung arbeitet. Man erfährt auch viel über Adrienne, Jocies Mutter, die man im ersten Band allerdings (noch?) nicht kennenlernt.
Besonders war auch der Schreibstil, denn da meist aus Jocies Perspektive erzählt wurde, war der Stil recht kindlich gehalten.Ein wenig hat mir beim Lesen das 60er-Jahre-Flair gefehlt. Ich hatte meist das Gefühl, die Geschichte könnte sich (fast) genauso in der heutigen Zeit abspielen. Letztendlich ist aber die Geschichte selbst, und nicht die Zeit, in der sie sich abspielt, das wichtigere.
Insgesamt war Der Duft von Flieder ein interessanter Auftakt der Trilogie, die ich auf jeden Fall weiterlesen möchte. Der Roman ist sehr warmherzig und humorvoll erzählt und das hat das Lesen sehr angenehm gemacht. Von mir gibt es 4 von 5 Sterne.
- Morgan Callan Rogers
Rubinrotes Herz, eisblaue See & Eisblaue See, endloser Himmel
(384)Aktuelle Rezension von: angies_bücherDas Buch hat mich etwas verwirrt zurückgelassen, weil ich es einerseits gerne gelesen habe, andererseits habe ich wirklich auch viele Kritikpunkte.
Im Mittelpunkt steht das Erwachsenwerden von Florine und ihren Freunden Dottie, Glen und Bud. Hauptperson ist Florine, die mit elf Jahren ihre Mutter Carlie verliert als diese nach einem Urlaub mit ihrer Freundin Pattie spurlos verschwindet. (Das ist einer meiner Kritikpunkte, dass man bis zum Ende nicht erfährt was mit Carlie passiert ist.) Ich fand es sehr berührend und beklemmend Florines Trauer und Verzweiflung zu erleben. Und ich fand es sehr traurig,wie sie sich einfach für sehr lange Zeit aus der Trauer nicht befreien kann und ihr Leben irgendwie dennoch weitergeht. Insgesamt erlebt Florine sehr viele Verluste.
Das ewige Kreisen um Bud ohne dass die zwei ein Stück weiter kommen, fand ich ehrlich gesagt etwas müßig, anstrengend und irgendwie auch langweilig. Gleichzeitig habe ich auch nicht verstanden warum die beiden einander nicht näher kommen. Das Ende kam für mich überraschend, aber auch unbefriedigend und nicht ganz nachvollziehbar. Insgesamt leider nur okay,aber kein Highlight.
- Annette Hess
Deutsches Haus
(232)Aktuelle Rezension von: carowbrEva ist eine junge Frau Anfang der 60er Jahre in der BRD und soll als Dolmetscherin beim ersten NS-Prozess arbeiten. Dadurch wird sie mit der Vergangenheit ihres Landes und ihrer Familie konfrontiert.
Das Buch stellt eine Zeit da, in der jeder nach vorne blicken und niemand sich mit der Vergangenheit und der entstandenen Schuld auseinandersetzen wollte. Eindringlich schildert die Autorin immer wieder die Aussagen der Zeugen, die auf den echten Prozessakten beruhen. Besonders treffend ist der Widerspruch beschrieben, dass einerseits niemand von etwas gewusst haben will, nur ‚die Anderen‘ mitgemacht haben und man selbst nichts machen konnte. Andererseits haben eben (fast) alle dazu beigetragen, dieses System zu stützen und dadurch über die Jahre auszubauen.
Auch das Privatleben von Eva wird thematisiert und damit einhergehend die Rechte und Rolle der Frau in den 60er Jahren dargestellt.
Der Schreibstil war einerseits angenehm zu lesen, anderseits war es nicht zu 100% meins - ich kann allerdings nicht genau festmachen, an was es lag. - Nick Hornby
Miss Blackpool
(97)Aktuelle Rezension von: wandablueEigentlich ist „Miss Blackpool“ eine recht intelligent geschriebene Darstellung des Schauspielermilieus, einschließlich dessen, wie es so läuft im ShowBiz, wenn man hinter die Kulissen blickt, wo die Regisseure, Autoren und Produzenten hocken. Es handelt sich darum, wie man Stücke schreibt und hofft, dass sie erfolgreich werden. Und es geht auch darum, wie man sich verändert, wenn man erfolgreich wurde.
Allerdings wird das in Frage stehende Stück "Barbara (and Jim)" in aller Ausführlichkeit vorgestellt und das ist das "uneigentlich": es interessiert mich nicht. Schauplatz ist London.
Die Charaktere in „Miss Blackpool“, die Geschichte, von einer, die aus Blackpool auszog, um berühmt zu werden, sind viel weniger glamourös als man sich so vorstellt, aber auch viel authentischer. Wertvoll ist, dass der Roman nicht auf dem roten Teppich endet, wenn man es geschafft hat, sondern auch einen Blick auf die alternden Darsteller wirft. Auch Zeitenwandel wird nebenbei thematisiert, weil man "damals" noch nicht offen über Sexualität schreiben durfte, und offizell Unverheirate gar keinen hatten (haha)- und über Schwule durfte man sowie so nicht öffentlich reden. Deshalb gibt es auch einen Autoren im Buch, der ein Büch über homosexuelle Liebe schreibt;das ist einer der besseren Parts im Roman.Fazit: Soweit ok.
Kategorie: Gute Unterhaltung
KiWi, 2014 - Patrick Modiano
Im Café der verlorenen Jugend
(146)Aktuelle Rezension von: FaiditIch habe mich durchgebissen, weil ich die ersten 30 Seiten nicht umsonst gelesen haben wollte, aber das Buch hat mich beinahe depressiv zurückgelassen. Die Sprache ist sehr schön, wie ich zugeben muss. Doch die Atmosphäre, die die Erzählung verbreitet ist mehr als melancholisch. Der Autor Patrick Modiano betrachtet das Leben einer Café-Bekanntschaft aus dem Blickwinkel von drei männlichen Gästen eines Cafés in Paris und der observierten jungen Frau selbst. Modiano schlüpft dabei jeweils in die Rolle seiner Protagonisten als Ich-Erzähler, wie dies viele französische Autoren tun. Tatsächlich hat mir das Kapitel, als er die junge Frau Louki selbst ihr Leben erzählen lässt, am besten gefallen, weil es wenigstens etwas Gefühl transportierte.
Im Großen und Ganzen bleibt der Autor an der Oberfläche und seine Erzählung geht nicht unter die Haut. Die Protagonisten und ihre Handlungen haben keinerlei Tiefgang und scheinen einzig ihre Lebenszeit totschlagen zu wollen. Der Freiheitsdrang Loukis ist nichts anderes als ein Weglaufen vor Beziehung. Alle Protas sind Egoisten ohne Interesse an ihren sogenannten Freunden. Die Beschreibung von Paris beschränkt sich auf die Benennung von Straßen, Plätzen und Metrostationen. Ich konnte nur graue Pflastersteine, dunkle Straßenecken und nachtschwarze Häuserfassaden vor meinem inneren Auge sehen. Zu Nebel gewordene Gefühlskälte und verschwendete Jugend. Der Autor scheint selbst den "Schnee" eingeatmet zu haben und zu keinen großen Gefühlsregungen fähig zu sein. Denn am Ende des Buches fragt man sich, weshalb es überhaupt geschrieben wurde.
- Sue Monk Kidd
Die Bienenhüterin
(301)Aktuelle Rezension von: Daisys_bookcorner5/5 🌟 Weiter geht’s auf der Rory Gilmore Liste mit "Die Bienenhüterin". 🐝
Im Mittelpunkt steht Lilly, die aus Versehen ihre Mutter getötet hat. Ihr grausamer Vater macht ihr das Leben schwer. 😔 Nach dem Tod ihrer Mutter wird ein afroamerikanisches Kindermädchen eingestellt, das bereits auf der Pfirsichfarm des Vaters arbeitet. 🍑
In den 60ern, zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung, fliehen Lilly und ihr Kindermädchen und finden Zuflucht bei drei weiteren schwarzen Frauen. Dort erfährt Lilly immer mehr über die Vergangenheit ihrer Mutter. 💔
Das Buch hat mich sehr berührt, und obwohl der Film deutlich schöner dargestellt ist als das Buch, ist er absolut sehenswert. 🎬 Taschentücher bereithalten – ich habe nur geheult! 😭 Nichts für schwache Nerven!
Xoxo Daisy 🌼 - Ken Follett
Die Kinder von Eden
(440)Aktuelle Rezension von: DreamCappuDie Kinder von Eden war ein Thriller, der typisch in Ken Follett‘s Schreibstil fesselte und auf die ein oder andere art süchtig machte, so entdeckte ich schon in jungen Jahren meine Vorliebe für Geschichten Rund und Sekten und Kommunen.
Ken Follett schaffte es mal wieder, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und es später selbst als Hörbuch rauf und runter hörte.
Alles in Allem ein sehr solider Thriller wie ich persönlich finde
- Greg Iles
Natchez Burning
(85)Aktuelle Rezension von: MichaelSterzikI have a Dream (ich habe einen Taum) – dass sind die Worte in einer der berühmtesten Reden von Martin Luther King. Der Afroamerikanischer Bürgerrechtler hielt seine Rede am 28. August 1963 vor mehr als 250.000 Menschen vor dem Symbol der Freiheit – dem Lincoln Memorial in Washington.
In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden Politiker, wie Robert F. Kennedy, J.F. Kennedy und Martin Luther King zu Schlüsselgestalten gegen den Rassismus. Allesamt kämpften diese politisch, sozial und ökonomisch für eine Gleichheit innerhalb der amerikanischen Gesellschaft. Für diese Zukunftsvisionen bezahlten sie einen viel zu hohen Preis – sie wurden ermordet. Vielleicht nicht ausschließlich wegen des Themas der Gleichstellung der amerikanischen Bürger vor dem Gesetz, aber faktisch spielte diese eine wesentliche Rolle.
Im Süden der USA wurden unbeschreibliche Verbrechen an Afroamerikaner verübt. Manchmal unter den Augen von korrupten Polizeibeamten, die ggf. private Beziehungen zum Ku-Klux-Klan hatten. Dieser rassenfeindliche und sehr gewalttätige Geheimbund kämpfte auch mit paramilitärischen Mitteln für die Vorherrschaft der Weißen Rasse. Attentate, Mord, Brandstiftung, Raub, Vergewaltigung usw., die Liste der Verbrechen dieses Klans ist lang.
Analysiert man die Umstände dieser drei Morde an J.F.Kennedy, seinem Bruder Robert und Martin Luther King, so gibt es zwar Täter, aber widersprüchliche Aussagen, viele Ermittlungspannen und noch immer viele, viele offene Fragen, die bisher nicht final beantwortet worden sind. Verschwörungstheorien bringen uns hier nicht weiter – aber Greg Iles verarbeitet in seinem vorliegenden Roman: „Natchez Burning“ seine eigene Theorie.
Penn Cage, Bürgermeister von Natchez, Mississippi, hat eigentlich vor, endlich zu heiraten. Da kommt ein Konflikt wieder ans Tageslicht, der seine Stadt seit Jahrzehnten in Atem hält. In den sechziger Jahren hat eine Geheimorganisation von weißen, scheinbar ehrbaren Bürgern Schwarze ermordet oder aus der Stadt vertrieben. Nun ist mit Viola Turner, eine farbige Krankenschwester, die damals floh, zurückgekehrt – und stirbt wenig später. Die Polizei verhaftet ausgerechnet Penns Vater – er soll sie ermordet haben. Zusammen mit einem Journalisten macht Penn sich auf, das Rätsel dieses Mordes und vieler anderer zu lösen. (Verlagsinfo)
„Natchez Burning“ von Greg Iles ist 2016 im Aufbau Verlag erschienen und ist der erste Band einer Trilogie. Der 1000-Seiten starke Roman ist ein absoluter Spannungsgarant. Beachtlich ist es, dass die Spannung enorm schnell auftaucht, aber auch über den gesamten Band diese hält. Es gibt keine langatmigen Passagen, keine überflüssigen Dialoge, oder Nebenfiguren, die man hätte ersparen können. Der Unterhaltungswert immer aktiv – auf jeder Seite – in jedem Kapitel und auch wenn die Perspektiven zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln und auch der Erzähler ausgetauscht wird – die Atmosphäre ist außergewöhnlich spannend.
Die Verbrechen – die Morde in den 60er Jahren, die die Saat sind für die tödliche Ernte, sind mit einer unglaublich fesselnden Atmosphäre erzählt. Diese Wellen der Gewalt bringen ein Treibgut an Sünden, Rache und Vergeltung mit, die nicht nur die alten Wunden aufreißen, sondern ein Massaker anrichten.
Die Südstaaten sind immer gut für Verbrechen und vom Winde verweht werden diese auch durch die Jahre nicht. „Natchez Burning“ ist so authentisch und realistisch erzählt, dass obwohl es eine fiktive Geschichte ist, zu keinem Zeitpunkt man den Eindruck erhält, dass es hier zu übertrieben zugeht. Greg Iles widmet sich allerdings auch nicht nur dem Thema der Rassendiskriminierung, sondern baut sich ein Fundament aus Familiengeschichten, politischen Morden, von korrupten Polizeibehörden, die Macht des Journalismus und der Medien usw.
Doch alle diese Themen können nur spannend erzählt werden, wenn die Figuren passend aufgestellt sind. Das sind sie – nichts dem Zufall überlassen und jeder ist der Unschuldige mit den sehr schmutzigen Händen. Emotional ist „Natchez Burning“ stark ausgebaut. Nicht nur, dass man eine Wut auf die Mörder entwickelt, immer schwingt neben dieser Wut auch eine Traurigkeit mit, wenn das Schicksal in der Vergangenheit zuschlägt, nur um wenig später in der Gegenwart um so härter auszuteilen.
„Natchez Burning“ von Greg Iles ist für mich einer der stärksten Thriller mit historischem Hintergrund in den letzten fünfzehn Jahren. Diesen Spannungsbogen so souverän am oberen Limit zu halten und auch noch bis zum Ende zu steigern, ist grandios. Das Ende des Romans ist allerdings noch kein abschließendes Ende. Von einigen Personen muss man sich verabschieden und nicht nur die „bösen“ Täter sterben. Es gibt tragische, dramatische Verluste auf beiden Seiten.
Fazit
Beschreiben wir das Wort Spannung – so fällt mir dazu dieser Roman ein. Ein solcher Pageturner auf den man sich stark konzentrieren muss – aber man mit einer großen Schatzkiste mit Unterhaltung, Dramatik, und viel Emotionen belohnt wird.
„Natchez Burning“ von Greg Iles muss man unbedingt lesen.
Michael Sterzik
- James Runcie
Die Schrecken der Nacht
(9)Aktuelle Rezension von: twentytwoSidney Chambers, Pfarrer von Beruf und Amateurdetektiv aus Leidenschaft, hat es nicht leicht. Er ist inzwischen in einem Alter in dem des langsam Zeit wird sich zu binden. Doch dazu muss er sich entscheiden – und genau da liegt der Hase begraben. Während er in seiner Rolle als Pfarrer für alle anderen immer einen guten Rat parat hat, kneift er in eigenen Belangen regelmäßig eine Entscheidung zu treffen. So kommen ihm die diversen Morde und Verbrechen, die ihn förmlich anzuziehen scheinen gerade recht, da sie ihn seinen Augen eine plausible Ausrede für seine Unentschlossenheit darstellen. Dass er allerdings, gerade als er dabei ist sich einer Entscheidung anzunähern, von einem alten Fall eingeholt wird grenzt dabei schon fast schon an göttliche Vorhersehung.
Fazit
Eine abwechslungsreiche Sammlung an Kurzgeschichten, die sich nach einer schwachen Anlaufphase, zu einem typisch englischen Kriminalroman mit gesellschaftskritischen Ansätzen entwickelt. - James Runcie
Die Vergebung der Sünden
(7)Aktuelle Rezension von: annlu*Tatsächlich hatte er zu viele Ablenkungen, war zu einem Teil Seelsorger, zu einem anderen Teil Detektiv, war Ehemann, Vater und auch Sohn, obwohl er seine Eltern seit Monaten nicht gesehen hatte.*
1964: Canon Sidney Chambers sollte sich eigentlich auf die Betreuung seiner Gemeinde und seine kleine Familie konzentrieren – doch immer wieder kommen ihm Situationen in die Quere, bei denen er detektivisch eingreifen will. Ob das nun der Mann ist, der in seiner Kirche Asyl ansucht, oder ein explodierendes Chemielabor, ein gestohlenes Bild, oder häusliche Gewalt, ein als Unfall getarnter Mord, oder Drohbriefe an seine Freundin – Pfarrer Chambers kann es nicht lassen und ermittelt immer wieder.
Als ich zum Buch gegriffen habe, hatte ich nicht damit gerechnet, dass es sich um eine Kurzgeschichtensammlung handeln würde. Ja, die Geschichten drehen sich alle um den Pfarrer Sidney Chambers, aber sie stehen einzeln und sind ich sich abgeschlossen. Gerade bei Ermittlungen lässt die Kürze so einer Geschichte keine ausufernden Geheimnisse und Rätsel zu. So wurde ich mit der ersten Geschichte überhaupt nicht warm, weil mir alles viel zu schnell ging und ich nicht immer nachvollziehen konnte, wo die Erkenntnisse von Sidney und seinem Polizistenkollegen denn nun eigentlich herkommen. Mit der Zeit wurde das besser – wenn auch die Kürze der einzelnen Geschichten immer wieder bewirkte, dass die Ermittlungen sehr schnell verliefen.
Die Geschichten sind eingebettet in die persönliche Situation des Pfarrers. Er hat eine kleine Tochter und eine Frau, die sich wünschen würde, dass er mehr mithelfen würde. Zudem kommen seine Überlegungen zu seinem Glauben, zu neuen Predigten und die Liebe zur Musik hinzu, die immer wieder mit eingeflochten werden.
Fazit: Sehr beschaulich geht es hier zu. Die Ermittlungen sind nicht spektakulär, Nervenkitzel und Spannung sucht man vergeblich. Dafür kann man Pfarrer Chambers auf seinem Lebensweg begleiten, bei dem er sich immer wieder in die Arbeit eines Detektivs stürzt.
- Craig Silvey
Wer hat Angst vor Jasper Jones?
(72)Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider1965 in Australien. Jasper Jones ist der Junge mit dem schlechten Ruf und man soll sich lieber fern von ihm halten. Charlie kommt aus gutem Hause und wächst behütet auf. In diesem Sommer kreuzen sich ihre Wege. Jasper kommt zu Charlie und fleht um Hilfe. Was er ihm dann zeigt erschreckt Charlie. An einem Baum an Jaspers Lieblingssee hängt ein totes Mädchen. Wer hat das getan? Warum wurde sie umgebracht? Die Jungs wissen, dass für alle nur Jasper in Frage kommen wird und machen sich heimlich daran den Fall aufzuklären und kommen in allerhöchste Gefahr. Ein Jugendthriller der es in sich hat und der auch für alle Erwachsenen eine Wucht ist. Spannend!
- Viola Roggenkamp
Familienleben
(67)Aktuelle Rezension von: Aus-Liebe-zum-LesenWieder mal ein Buch aus meiner geliebten Fischer Taschenbibliothek. Ich finde das Format in der edlen Aufmachung wirklich toll. Praktisch für unterwegs und dennoch edel.
Diesmal habe ich mich Viola Roggenkamps „Familienleben“ gewidmet. Aus Sicht der 13-jährigen Fania wird das Leben ihrer jüdischen Familie im Nachkriegsdeutschland erzählt.
Ein spannendes Thema, ich habe mich auf diesen Einblick gefreut, weil ich tatsächlich noch nichts explizit zu diesem Thema gelesen habe. Allerdings musste ich mich eher durch den Roman quälen.
Die Erzählweise finde ich katastrophal. Exemplarisch dafür ist folgender Satz „Was möchtest du drauf haben, Himbeergelee oder Erdbeerkonfitüre, sie meint mich, sie schmiert mir ein Brot, ich will Himbeergelee dick mit Butter.“ Direkte Rede wird nicht gekennzeichnet und oft häppchenweise in die Sätze eingefügt, Gedankensprünge finden ebenso oft mitten im Satz statt, was das Lesen anstrengend macht.
Zu viele Erzählstränge laufen ins Leere, auch das Ende konnte mich nicht überzeugen, es wird nichts aufgelöst und die letzten Seiten kommen mir eher schnell zu Ende gebracht, als auserzählt vor.
Die Stimmung des Buches fand ich sehr bedrückend. Sowohl die Gedankenwelt von Fania, als auch deren Bewegungsradius, der durch die Eltern stark beschränkt wird.
Was positiv zurückbleibt, ist der Einblick in die Gedankenwelt der jüdischen Bürger in Deutschland, die gebeutelt vom Krieg und den Schrecklichkeiten, die ihnen oder Angehörigen widerfahren sind, eher ein verstecktes Dasein fristen und nach wie vor mit den Folgen des Krieges und der Aufarbeitung dessen hadern.
- Sepp Mall
Wundränder
(10)Aktuelle Rezension von: buchwanderer„Das Leben, das sind die anderen, die sich draußen bewegen, als wäre nichts geschehen.“ (S.134)Zum Inhalt: Es ist ein doppelter Handlungsstrang an dem Mall vor dem Hintergrund des „Südtiroler Freiheitskampfes“ in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts immer wieder Streiflichter auf die Familiengeschichte seiner beiden Erzähler fallen lässt. Aus der Sicht des jungen Paul, der in seiner kindlich naiven Art beginnt, die Sphären der Erwachsenen für sich zu entdecken und dessen Welt sich hauptsächlich um Anerkennung bei seinen Freunden, Fußball und ersten Kontakten mit Mädchen dreht, schildert der Autor den Blick eines de facto an der familiären Tragödie Unbeteiligten, den jedoch die Härte des Schicksals unvermittelt und mit voller Härte trifft. Pauls Vater wird aus für den Jungen unverständlichen Gründen inhaftiert. Selbst die Frage seiner italienischen Freundin Stella, ob denn sein Vater tatsächlich ein Verräter sei, kann Paul nur vollkommen befremdet verneinen; mit „politischen“ Dingen kenne er sich nicht aus, weiß nicht einmal was das denn sei, das „Politische“. Pauls Vater kehrt nach geraumer Zeit aus der Haft zurück, jedoch ist er nicht mehr der Mann den Paul kannte. Die lethargische, siechende, umweltverneinende Art des Vaters gipfelt in der Verzweiflungstat des Selbstmordes, in der Paul für sich ein davonlaufen sieht. Dies nicht einmal wertend, sondern fasst nüchtern konstatierend, zumal er mit seinem Freund ebensolche Pläne des „von-zu-Hause-Weglaufens“ des öfteren geschmiedet hatte, allerdings waren dabei Amerika oder Italien als Land des Fußballs ihr Ziel.
Die zweite Erzählende Person ist Johanna, welche mit ihrem Bruder Alex vom elterlichen strengen zu Hause in die große Stadt zieht, um dort ein eigenständiges Leben aufzubauen. Von Kindesbeinen an war sie Alex‘ Stimme, der stark stottert, was ihn immer stärker isolierte. Erst in der Stadt beginnt Alex, der nun als Handwerker arbeitet, Freundschaften mit seinen Arbeitskollegen zu schließen und emanzipiert sich zusehends von seiner Schwester. Johanna, welche als Krankenschwester arbeitet, möchte ihrem Bruder den Freiraum nicht nehmen und lässt ihn gewähren. Sie lernt Erika, die Tochter von Alex’s Chef kennen, die ihrerseits eine innige Beziehung zu Alex aufbaut. Alex gerät mehr und mehr in politisch aktive Kreise, deren Fanatismus sich in Bombenanschlägen äußert, wobei er bei einem dieser Anschläge ums Leben kommt. Für Johanna, die von der Enthüllung des Doppellebens ihres Bruders vollkommen überrascht ist, zerbricht eine Welt und nur ihre Arbeit, sowie die Freundschaft zu Erika fangen sie in dieser Situation auf („Nie hätte ich Alex damit in Verbindung gebracht, er hatte seinen eigenen Krieg auszufechten, nicht den anderer.“ (S.55)). Immer wieder zieht sie Parallelen zwischen dem Kampf den Alex mit der Sprache, den Wörtern führte und dem des „Südtiroler Freiheitskampfes“. („Ich nahm meinen Mantel, zog die Schuhe an und hörte ihn kämpfen, seinen Befreiungskampf, seinen Silbenbefreiungskampf. Hörte ihn nach Luft reißen, nach Atem für seine Wörter…“ (S.147)).
Fazit: Es ist Schulstoff, Geschichtsstoff, Zahlenwerk; jener „Freiheitskampf“, der Südtirols Geschichte mitgeprägt hat. Nüchtern lernbar, distanziert betrachtbar. So stellte er sich mir seinerzeit in der Schule dar. Mall’s Roman hingegen ist eine andere Geschichtsstunde. Jene in der Menschen von Entscheidungen betroffen sind, die ihr Leben auf den Kopf und in Frage stellen, die daran Zweifeln lassen, ob man je einen Menschen aus seiner Umgebung wirklich gekannt hat oder ob man der / die einzige sei, der / die kein zweites Leben abseits des realen Alltages führen würde. „Sensibel erzählt Sepp Mall von den Wunden, die der Konflikt entlang der Südtiroler Sprachgrenzen in den Familien geschlagen hat.“ (Umschlagtext) Nie wertend, stets beobachtend und doch ungemein einfühlsam, den Leser hineinziehend in eine atmosphärisch dichte, verwobene Melange aus Alltag, Doppelleben, privatem Scheitern und dem Leben trotzen, so kann man den Eindruck schildern den Mall’s Erzählung hinterlässt… vielleicht auch weil dieses Land und seine Leute über 12 Jahre mein zu Hause waren.
- Deborah Crombie
Das verlorene Gedicht
(68)Aktuelle Rezension von: MaFuDer fünfte Band (erschienen 1997) der Serie um die Ermittler Duncan Kincaid und Gemma James: Kincaids Exfrau Vic wird ermordet, kurz nachdem sie ihn nach jahrelangem Schweigen um Hilfe gebeten hatte. Schwer getroffen, beginnt er eigene Ermittlungen, die sich auf das Manuskript einer Biografie über eine verstorbene Lyrikerin konzentrieren, an der Vic gearbeitet hat.
Spannend geschrieben, auch die Nebenfiguren sind liebevoll ausgearbeitet, interessante Einblicke in das englische Collegeleben – genau so stelle ich mir einen gelungenen Band einer englischen Krimiserie vor! Mit Duncan Kincaid und Gemma James hat Deborah Crombie ein harmonisches Ermittlerpaar geschaffen, das sich in diesem Band Kincaids Vergangenheit stellen muss, was nicht immer ganz friedlich abläuft. Die Handlung kommt, unterstützt von vielen Tassen Tee, relativ zügig voran, und die diversen Enthüllungen und Plottwists brngen Schwung in die Ermittlungen und das Privatleben der Hauptfiguren. Ein unterhaltsamer Krimi mit englischem Flair und lebendigen, sympathischen Figuren, dem ich das eine oder andere Klischee gern verzeihe!
- Lars Saabye Christensen
Yesterday
(31)Aktuelle Rezension von: Daphne1962Yesterday, gestern, ein Buch über die Vergangenheit. Das Leben von Kim und seinen Freunden Gunnar, Seb und Ola in Norwegen. Ein Buch über Freundschaft, Liebe, Ängste und Aufwachsen in den 60er und 70er Jahren. Die Jungs sind Beatle-Fans und das spielt sich in dem gesamten, doch recht dicken Buch von Lars S. Christensen wieder. Sie träumen davon selbst mal Musiker zu werden und so haben identifizieren sie sich über die Namen der der Beatles, Paul, Ringo, John und George wieder. Das Buch beginnt in der Schulzeit auf dem Weg zum Abitur, wie sie sich im Fußballverein anmelden, damit sie an Fahrten ins Ausland teilnehmen können. In den Ferien ziehen sie mit ihren Zelten und Angelsachen los und später auf den ersten Partys mit Alkohol und auch Drogen in Berührung kommen. Es kommt die Zeit des sich Verliebens und des Liebekummers und später werden sie zur Musterung beordert. Die Probleme mit den Eltern, die Träume und unerfüllten Dinge des Lebens. Jede neue Platte, die sie ergattern können von den Beatles wird nur zusammen gehört und erst auf den Plattenteller gelegt, wenn alle eingetroffen sind. Viele Musikstücke werden erwähnt und wann die Stücke erschienen sind. Man ertappt sich schon dabei, das eine oder andere Lied mal anzuhören um in der Geschichte besser einzutauchen. Allerdings hat mich letztendlich das Buch etwas enttäuscht. Ich war von dem Buch „Der Halbbruder“ derart begeistert, das mich Yesterday stellenweise schon etwas gelangweilt hat. Es gehört schon mehr dazu als über kotzende und frustrierte Jugendliche zu schreiben. Interessant ist lediglich die Zeit in der das Buch spielt. Deshalb vergebe ich nur 3 Sterne für dieses dicke Buch. Ich bin von Lars S. Christensen besseres gewohnt. - Alice Schwarzer
Liebe Alice! Liebe Barbara!
(11)Aktuelle Rezension von: LeilaniDie beiden Frauen geben intime Einblicke in ihr Leben, das was ihnen vor allem als junge Frauen passiert ist. Oft überraschend, manchmal erschreckend, aber immer sehr authentisch. - Guillermo Arriaga
Der Wilde
(14)Aktuelle Rezension von: Ana80Juan Guillermo lebt mit seiner Familie in Mexiko-City. Sein Leben spielt sich oft auf den Dächern des Viertels ab, denn dort können er und seine Freunde sich ungestört treffen, überall hingelangen, ohne von der Polizei gesehen zu werden, einfach frei sein von den Zwängen, die unten auf der Straße herrschen. Juan ist eigentlich ein guter Schüler, ein treuer Freund und bewegt sich überwiegend auf der richtigen Seite des Gesetzes. Doch dann wird sein Bruder ermordet und auch der Rest seiner Familie stirbt nach und nach und Juan stürzt in einen tiefen Sumpf aus Schuld und Rache und sein Denken und Handeln scheint von nun an fremdgesteuert…
Dieses Buch stand schon unglaublich lange in meinem Regal. Mit am längsten. Anfänglich fühlte ich mich bestätigt darin, es nicht angefangen zu haben, denn zunächst fand ich die Erzählweise irgendwie sehr anstrengend. Der Autor springt zwischen mehreren Zeit- und Handlungssträngen hin und her und das auch nach recht kurzen Abschnitten. Doch dann habe ich mich hineingefunden und das Buch zog mich in seinen Bann. Die Geschichten die Erzählt werden sind spannend und konnten mich mitnehmen, nach einiger Zeit (ca.100 Seiten) musste ich unbedingt wissen, wie es weitergeht und die Seiten flogen nur so dahin. Zwischendurch werden immer wieder Bräuche und Sitten verschiedener Kulturen und Urvölker kurz beschrieben. Interessante Exkurse, die am Rande auch immer etwas mit der eigentlichen Handlung zu tun haben. Das Buch hat mich betroffen gemacht, es gibt Einblick in menschliche Abgründe, es hat mich gefesselt, mich schmunzeln lassen, insgesamt war es gewaltig und ich weiß nicht, warum ich es so lange unangetastet habe.
Man muss Zeit und Lust haben, sich darauf einzulassen. Es ist gewiss nicht für jeden etwas. Dennoch für mutige Leser*innen absolut empfehlenswert. - Gernot Gricksch
Die denkwürdige Geschichte der Kirschkernspuckerbande
(62)Aktuelle Rezension von: VanessaM79Eine Geschichte über Freundschaft. Sie beginnt bei der Beerdigung eines Freundes des Ich-Erzählers. Mit der Frage, was mit diesem Freund passiert ist. Gernot Gricksch lässt den Ich-Erzähler seine Kindheit, seine Jugend und schließlich das Erwachsenenalter passieren. Dabei beschreibt er komisch, kindlich die ersten Jahre, witzig, nachdenklich und auch selbstironisch die Jugendzeit. Man kann lachen und schmunzeln, sobald man sich darin wiederfindet. Vermutlich gibt es Dinge, die im Kindes- und Jugendalter dann doch bei jedem gleich oder zumindest ähnlich sind. Er erzählt die Geschichte einer Freundschaft, die sich im Laufe des Lebens entwickelt, verändert, zum Teil auch kurz verliert. Am Schluss des Buchs war ich über die Wendung überrascht - mit dem Ende hatte ich absolut nicht gerechnet und ich habe das Buch nachdenklich mit Gänsehaut und auch Tränen geschlossen. Ich kann das Buch absolut weiterempfehlen. Eine sehr schöne Geschichte über Freundschaft und das Leben.
- Elke Schleich
Gummitwist in Schalke Nord
(16)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerRoman in 18 Geschichten
Klappentext:
Gelsenkirchen in den 60er Jahren. Leni wird 6 und wünscht sich nichts mehr, als ein eigenes Pferd. Ein unerfüllbarer Traum? Mit nostalgischen Blick erzählen 18 Geschichten von Lenins Mädchenjahren in Schalker.Nord, vom Grubenpferd Fanni, vom Bandenkrieg am Osterfeuer, der ersten Liebe, einer aufregenden Reise in die DDR, von Terroristen auf dem Nachbargrundstück und dem Glück auf dem Pferderücken.
Meine Meinung:
Obwohl ich aus dem Süden Deutschlands komme, haben mich der Titel und die Covergestaltung sehr neugierig gemacht. Ich war regelrecht gespannt, was sich hinter den Geschichten verbirgt.
Und bereits nach der ersten Geschichte hatte ich das Gefühl, ich würde in einem Kreis von Senioren sitzen, die allesamt aus ihrer Jugend erzählen. Heiteres, besinnliches, lustiges aber auch nachdenkliches. Aber auf keinem Fall etwas langweiliges.
Fazit:
Wer einfach mal etwas ruhiges lesen möchte, ist mit diesem Buch sehr gut bedient. Man spürt, wie in Erinnerungen geschwelgt wird. Jedoch wird es wohl die jüngeren Leser nicht wirklich ansprechen und wie aus meinem Lesekreis zu entnehmen war, das Buch als "Omageschwätz" abgetan werden.
- William Shaw
Abbey Road Murder Song
(61)Aktuelle Rezension von: tragalibros1968 - während eine neue Generation gegen alte Regeln rebelliert, wird in einem schäbigen Hinterhof die Leiche einer jungen Frau gefunden. Die beiden Ermittler Breen und Tozer werden dem Fall zugeteilt. Schließlich stoßen sie auf Spuren, die zunächst aufs Musik-Business hinweisen, doch schließlich in ausgewählte Kreise der Gesellschaft führen...
Vielleicht stehe ich mit dieser Meinung etwas allein auf weiter Flur, aber ich bin etwas verwirrt von Titel und Klappentext dieses Buches. Ich bin davon ausgegangen, dass es sich hier um einen Krimi handelt, der tatsächlich irgendwie mit den "Beatles" zu tun hat. Wie sich schnell herausstellte, wird dieses Thema zwar kurz im Buch erwähnt, hat aber im Grunde genommen überhaupt nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun, sodass ich diesbezüglich etwas enttäuscht gewesen bin.
Aber kommen wir zum eigentlichen Geschehen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Ermittler Breen und seine Kollegin Tozer, die zu einem Tatort gerufen werden. Der Startschuss für die Ermittlungen. Leider stellt sich hier sehr schnell heraus, dass der Handlungsaufbau und damit auch der Spannungbogen keinem wirklichen roten Faden folgt, sonder eher planlos zusammengestellt wirkt. Immer mal wieder werden neue Erkenntnisse in die Handlung eingeflochten, bei denen man als Leser aber selten erkennen kann, wie der Protagonist auf diese Spur gekommen ist. Dies zog sich durch den gesamten Krimi und hat mich daher nicht gänzlich überzeugen können.Auch die Tatsache, dass ein zweiter und dritter Mordfall in die Handlung hineinspielen, aber nicht geklärt werden, hat hier etwas planloses. Diese beiden zusätzlichen Fälle, sind fehl am Platz und lenken von der eigentlichen Handlung ab.
Sehr positiv sind mir, im Gegensatz zum Handlungaufbau, die Protagonisten aufgefallen. Sie wirken sehr sympathisch. Besonders Breen, der durch einen Schicksalsschlag sehr aus der Bahn geworfen wurde und erst langsam wieder hin den normalen Alltag zurück findet. Seine Partnerin Tozer ist ebenfalls ein besonderer Charakter, mit eigenen, starken Wünschen und Vorstellungen, die sich als junge Polizistin in ihrem Job beweisen will.Selbst die Nebencharaktere sind fein ausgearbeitet und lassen alles angenehm realistisch und rund wirken.
Auch der Schreibstil und die Erzählweise sind gut und leiten den Leser schnell durch die 474 Seiten. Der Autor kommt hier ohne unnötige Schörkel aus, was dem Buch teilweise einen recht nüchternen Anstrich verleiht, und streut immer mal wieder ein paar spitze Bemerkungen und humorvolle Einwürfe der Handelnden ein, sodass das Lesen zu einer angenehmen Angelegenheit wird.
Meine Bewertung fällt insgesamt aber recht durchschnittlich aus. Ich möchte drei Sterne vergeben.
Dieser Kriminalroman hat Höhen und Tiefen. Kleinere Schwächen im Handlungsaufbau werden zwar größtenteils von den gut dargestellten Hauptpersonen wett gemacht, können aber nicht völlig kaschiert werden.
Das Buch ist gute Unterhaltung, gehört aber in diesem Jahr nicht zu meinen Highlights.