Bücher mit dem Tag "securitate"

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6 Bücher

  1. Cover des Buches Guter Mann im Mittelfeld (ISBN: 9783312006694)
    Andrei Mihailescu

    Guter Mann im Mittelfeld

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Angelsammy

    Ich hatte vor circa drei Monaten dieses Buch schon einmal rezensiert, es nun aber noch einmal gelesen. Deswegen habe ich die alte Rezension gelöscht und veröffentliche nun eine revidierte. 

    Es ist äußerst spannend sowie fesselnd, über Rumänien und die unheimliche Securitate zu schreiben. Deswegen ist dieser Komplex auch einer meiner bevorzugten Themen meines eigenen schriftstellerischen Schaffens. Andrei Mihailescu weiss, einen zu inspirieren, auf eine faszinierende und düstere Weise. 

    Der DSS (Departament Securitatii Statului). Es heißt, dass auf fünfzig Rumänen ein Securist (Secu) kam. Wenn man die Einwohnerzahl Rumäniens von 1980 zugrunde legt, ist die Zahl leicht auszurechnen. Geschweige die endlose Schar an informellen Mitarbeitern, von denen allerdings viele zur Mitarbeit gezwungen worden sind 

    Bukarest 1980: Journalist Ștefan Irimescu ist in seinen Dreißigern, Single und lebt bei seiner Mutter. Das goldene Jahrzehnt Rumäniens ist vorbei und Land wie Leuten geht es immer schlechter, nur nicht der kommunistischen Nomenklatur, natürlich unter seiner Hoheit Fürst Nicolae Ceaușescu und Fürstin Elena.

    Ștefan arbeitet für eine renommierte Zeitung und sein Chefredakteur steht hinter ihm – zunächst. Aber die Dinge wenden sich zu seinen Ungunsten..

    Verstrickt in einem immer erstickenderen Netz der berechtigten Paranoia, kann man sich wohl zurecht immer und überall beobachtet und verfolgt wähnen. Augen all überall. 

    Natürlich ist bei dieser Zeitung auch ein Secu nebst eigenen Büro vertreten, der ein scharfes Auge auf alles Unbotmäßige hat. Of! 

    Ștefan, der in sich einen Rebell verborgen hat, wagt es, kritische Leserbriefe nicht an jenen Offizier weiterzugeben, wie es eigentlich vorgesehen ist. Das ist seine Art des Widerstands, um zumindest etwas Widerstand gegen das System zu leisten. 

    Allerdings zeitigt das äußerst bittere Folgen für ihn, denn er wird für eine Woche verschleppt, festgesetzt im Gefängnis und von dem DSS gefoltert. 

    Als er freikommt, lernt er durch Zufall lernt er die Architektin Raluca kennen. Sie bringt den Verletzten ins Hospital. 


    Sie lernen sich näher kennen und beginnen eine Affäre. Ilie Stancu ist Ralucas Ehemann, aus der Provinz und ein aufstrebender Parteisekretär.

    Dieser hat ohnehin Minderwertigkeitskomplexe seiner gebildeten und urbanen Frau gegenüber und kaschiert das dadurch, daß er sie verspottet und fordert, dass sie nach der Geburt des Sohnes zu Hause zu sein hätte. Sie verhielte sich im Namen des Sozialismus für eine Frau unangemessen. Sie habe gefälligst noch die Quote zu erfüllen und vier weitere Kinder zu bekommen.

    Er erfährt jedoch und dennoch von jener Affäre seiner Frau mit Ștefan. Er zieht die Scheidung durch. Ein Freund von dem DSS  macht ihm ein verführerisches Angebot, wie er an Ștefan Vergeltung üben kann. Der tiefe Fall Ștefans und Ralucas hat damit gerade erst begonnen ...

    2015 wurde dieses Debüt von Andrei Mihailescu veröffentlicht. Er ist 1965 in Bukarest geboren und floh 1981, mit seiner Familie, in die Schweiz. 

    Er hat Informatik, Politikwissenschaften und Ethnologie studiert. 

    Er schafft es hier, die Beklemmung und Bedrückende jener Epoche exzellent und sehr authentisch wiederzugeben. Es passt, gerade jetzt in diesen Tagen dieses Buch gelesen zu haben, weil sich nun die ( unvollendete ), verratene Revolution von Spätdezember 1989 zum 32. Mal gejährt hatte, was Ceaușescus Sturz und Exekution nach sich zog. 

    Anfang der 80er Jahre erkannte der im Größenwahn gefangene "Vater" des Landes offenbar nicht, wie er das Volk ausblutete. Kaum noch Lebensmittel, die für alle ausreichten, stundenlanges Anstehen, Schwierigkeiten mit Wärme und Strom. 

    Und dann überall die unerbittlichen Machtstrukturen, auf die der Diktator noch zählen konnte. Der offizielle DSS ( Securitate ) mit seinen nicht wenigen Mitarbeitern und den bereits zahllosen Spitzeln im ganzen Land. Kein Wunder, dass das dazu führte, dass alles in Auflösung begriffen war, eine auszehrende Krankheit namens Regime. 

    Und dann das Eingesperrtwerden wegen kleinster Kleinigkeiten, Denunziation, Folter der psychischen und körperlichen Art. Quälende Verhöre, bei denen die betreffende Person nur verlieren konnte. Grausam und inhuman. Nach wie vor steht eine Aufarbeitung dieser Jahrzehnte aus. Lieber wird verdrängt und vergessen, inklusive der verratenen Revolution, über die man ebensowenig sprechen will. Sogar Schreibmaschinen mussten registriert werden, sonst galten sie als illegal und waren mit Gefängnisstrafe zu ahnden.

    Dieses Überwachungsapparat und der staatliche Terror hat für immer kollektiv etwas zerstört, das nie mehr heilen kann. Es ist in die Seelen der Menschen damals gedrungen und hat sie im Grunde zerschmettert. Kein Wunder, wenn man dann sogar Angst vor dem eigenen Schatten bekam und absolut niemandem traute. Absolut nachvollziehbar. 

    Das Buch ist packend und wühlt auf, ist emotional und weist ein unerwartetes Ende auf. Ich mag Ștefan und Raluca sehr. Secus wurden auch das blaue Auge genannt – wegen der blauen Aufnäher auf dem Kragenspiegel und der blauen Umrandung der cascheta (Offiziersmütze).

    Andrei Mihailescu schreibt in einem fließenden und becircenden Schreibstil, der durchaus sehr einnimmt. Ein äußerst wichtiges Buch, weil viele über diese Zeit kaum etwas wissen oder über Rumänien wissen. Was schade ist, denn das Land hat viele faszinierende Facetten. Aber leider ist ein Teil des Westens noch zu sehr von sich selbst eingenommen, arrogant und paternalistisch. Zu sehr kreist der westliche Blick um den eigenen, egozentrischen Bauchnabel. Dafür ist aber ein anderer Teil des Westens umso engagierter, wissbegieriger und schaut weit über den eigenen ach so harmonischen Tellerrand hinaus. Wird endlich Zeit, dass ärgerliche Vorurteile, die nicht nur über Rumänien kursieren, sondern insgesamt über Südosteuropa passé sein werden. 

    Mulțumesc! An Andrei Mihailescu, daß er dieses Buch geschrieben hat. Wäre das schön, das Buch in Rumänisch lesen zu können.

  2. Cover des Buches Der Prometheus-Verrat (ISBN: 9783453436268)
    Robert Ludlum

    Der Prometheus-Verrat

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Gerade für Verschwörungsliebhaber in der realen Welt ist dieses Buch zu empfehlen. Denn wem ist die Verbindung aus Politikern, Parteien, Waffenhändlern, Industriemagnaten und multinationalen Konzernen nicht ein wenig unheimlich? Alles in allem eine nette Geschichte, ein kurzweiliger Roman.
  3. Cover des Buches Der Fuchs war damals schon der Jäger (ISBN: 9783596511549)
    Herta Müller

    Der Fuchs war damals schon der Jäger

     (32)
    Aktuelle Rezension von: taralu
    Ich fand das Buch, obwohl es nicht einfach zu lesen ist, sehr interessant. Es blieb mir in Erinnerung. Der Schreibstil ist bildhaft, sehr detailverliebt. Viel der teils trostlosen Stimmung, der ängstigenden Szenen oder der einfachen Alltagssituationen wird über Bilder transportiert. Das war zuerst sehr eigenartig, aber wenn man sich darauf einlässt durchaus spannend. Charaktere, deren Beziehungen und Geschichte erschließen sich zwar erst nach einiger Zeit, doch am Ende fand ich das Ganze richtig fesselnd. Kein leichter Stoff, aber lesenswert.
  4. Cover des Buches Der weiße König (ISBN: 9783518463130)
    György Dragomán

    Der weiße König

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Wolkenatlas
    Der weiße König als roter Faden "Der weiße König" beginnt quasi mit einem Paukenschlag. Der Vater des elfjährigen Ich-Erzählers Dszátá wird vor dessen Augen von vermeintlichen Arbeitskollegen des Vaters weggebracht und dem Jungen wird erklärt, der Vater müsse sich einer wichtigen, geheimen Aufgabe am Meer widmen. Er verspricht dem Vater, in seiner Abwesenheit der Mann im Haus zu sein. Schnell begreift er auch, dass es sich hier um das Arbeitslager am "Donaukanal" handelt und dass die Arbeitskollegen eigentlich Mitarbeiter des Geheimdienstes waren. Aus dieser Keimzelle entwickelt der 1973 in Marosvásárhely (Siebenbürgen) geborene György Dragoman in seinem zweiten Roman (sein Erstling "Das Buch der Zerstörung" ist meines Wissens leider nie in deutscher Sprache erschienen- sollte ich mich irren, so bitte ich um Verzeihung und Hinweise zum Verlag) einen beeindruckenden, sensiblen Roman, fast wie ein Thema mit 16 Variationen und einem Finale. Denn die 18 Kapitel (die wie eigenständige Kurzgeschichten aus dem Leben des Protagonisten erscheinen) dieses Romans fügen sich erst im Gesamtbild zu einem wirklich geschlossenen Ganzen zusammen. Erniedrigung, Sadismus, Unterdrückung, Verhöhnung und die totalitäre Macht eines diktatorischen Regimes habe ich selten so beeindruckend und überzeugend erlebt, wie sie hier aus der Sicht des elfjährigen Jungen geschildert werden; eine unglaubliche, fast naive Stärke des Jungen, der trotz aller Schläge nie den Mut verliert, der immer an seinen Vater glaubt, der immer zu seiner Mutter steht. Ungefähr in der Mitte des Romans lässt Dszátá bei einem Verzweiflungsbesuch bei "seiner Exzellenz, dem Botschafter" eine besondere Schachfigur mitgehen, den weißen König, der ihm ab diesem Moment Schutz, Glück und vor allem, seinen Vater wiederbringen soll. Ein genialer Schachzug von György Dragomán, zum genau richtigen Zeitpunkt ausgespielt, ist der weiße König der rote Faden, der diese Momente und Ausschnitte zusammenschweißt. Ein Roman mit unvergesslichen Momenten, wie der Hochzeitstag der Eltern in Abwesenheit des Vaters, der Kinobesuch, Spitzhacke und eine Annäherung an das erste Verliebtsein (um nur einige zu nennen), mit einer bildhaften, beeindruckenden poetischen Prosa, ein Roman, der bei aller Tragik der Geschehnisse (und der Tragikomik mancher Szenen- wie dem Versuch krank zu werden um einer Bestrafung zu entgehen, oder der zwölfte Geburtstag des Jungen) dank der Figur Dszátás hell leuchtet. Ein absolutes Leseerlebnis, große Literatur.
  5. Cover des Buches Mein Vaterland war ein Apfelkern (ISBN: 9783596033652)
    Herta Müller

    Mein Vaterland war ein Apfelkern

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Federfee

    Es gibt Autoren, die man nur versteht oder die man besser versteht, wenn man etwas über ihr Leben weiß. Dazu gehört Herta Müller, Rumäniendeutsche, in einem kleinen Dorf in der Nähe von Temeswar geboren und nach dreißig Jahren endgültig nach Deutschland ausgereist.

    Ich hatte mit ihrem ersten Werk 'Niederungen' begonnen, hatte mich über die simple Sprache gewundert und die Thematik und habe wenig begriffen. Nachdem ich dann dieses Buch gelesen habe, ein Gespräch mit der Publizistin Klammer, verstand ich mehr. Wir erfahren viel über ihr Leben, das Aufwachsen in einem kleinen Dorf, das so gar keine Idylle widerspiegelt, die Sprachlosigkeit, die Einsamkeit.

    Und dann das Leben in der Stadt (Temeswar), nach dem Studium Arbeit als Übersetzerin in einer Fabrik und die ständigen Quälereien, die Psychofolter und Repressionen des Geheimdienstes Securitate, weil sie nicht als Spitzel arbeiten wollte. Das alles hat sie dann später in ihren Werken verarbeitet, über deren Entstehung man auch einiges erfährt. So hat z.B. die 'Atemschaukel' eine interessante Entstehungsgeschichte.  Zum Schluss öffnet Herta Müller für uns noch ihre Schubladen mit den Wörtern, die sie zu Collagen verarbeitet und von denen es inzwischen drei Bücher gibt (die allerdings nicht mein Geschmack sind).

    Was für eine starke Frau, die 30 Jahre unter der Ceaucescu-Diktatur gelebt und gelitten hat, die nicht wahnsinnig geworden ist, nicht aus dem Fenster gesprungen oder 'gesprungen worden ist'! Allerdings lässt sie das Erlebte nicht mehr los. Sie verarbeitet Privates und prangert mutig die Diktatur an sich und totalitäre Strukturen an, die ja leider aktueller denn je sind. Auch in diesem Sinne ist dieses Buch ein wichtiger Beitrag zum Thema Totalitarismus.

  6. Cover des Buches Und jenseits der Berge das Leben (ISBN: 9783868275971)
    Elizabeth Musser

    Und jenseits der Berge das Leben

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Sonnenblume1988

    Die schwerkranke Bobbie reist mit ihrer Nichte Tracie nach Österreich in die „Oase“, einer christlichen Einrichtung, die Flüchtlinge unterstützt. Dort hat sie vor vielen Jahren Amir, ihre große Liebe kennengelernt, bevor Bobbie den Kontakt zu ihm abgebrochen hat. Nun möchte sie ihre alten Wunden heilen.

    Während Bobbie und Tracie auf dem Weg nach Österreich sind, flüchtet der Iraner und Muslim Hamid aus seiner Heimat. Auch sein Ziel ist Österreich, doch um dort hin zu gelangen muss er seine schwangere Frau und seine kleine Tochter zurück lassen. Ungewiss, ob er sie je wieder sehen wird, macht er sich auf den Weg Richtung Türkei.

    Neben den Erzählsträngen von Hamid, Bobbie und Tracie werden auch die Sichtweisen von Hamids Tochter Rasa, seiner Frau Alaleh sowie einigen anderen Personen erzählt. Dennoch wird es nicht unübersichtlich, sondern das Buch bekommt Tiefgang und Spannung.

    Mir gefällt vor allem das recht untypische Romanthema des Buches. Christenverfolgung ist zwar ein hochaktuelles Thema, wird jedoch selten aufgegriffen. Das Buch zeigt, wie gut wir es in Deutschland haben und wie dankbar wir sein können. Es stärkt auch das Einfühlungsvermögen den Menschen gegenüber, die auf der Flucht sind. Gut gefallen hat mir aber auch, dass das Thema nicht nur aus einer Sicht betrachtet wird, sondern Tracie anfangs viele Vorurteile gegen Flüchtlinge und gegen den christlichen Glauben hat.

    Der Glaube spielt das ganze Buch über eine wichtige Rolle. Rasa, die Tochter von Hamid, lebt als Christin im Iran. Sie dient ihren Eltern mit ihrem Glauben an Isa und ihren Gebeten als Vorbild. In der Oase ist der Glaube ebenfalls Thema. Da es dort jedoch auch viele Muslime gibt, wird mit dem Thema sehr sensibel umgegangen, denn nicht jeder Muslim sieht es gerne, wenn seine Landsleute sich für den christlichen Glauben interessieren.

    Ich bin wirklich sehr begeistert von dem Buch und würde es am liebsten gleich noch einmal lesen. Tracies Worte, wie sehr sie die Arbeit in der Oase berührt, passen perfekt, um diese Geschichte zu beschreiben. Elisabeth Mussers neuer Roman ist “intensiv, befriedigend, herzzerreißend und manchmal auch einfach beeindruckend“ (S.167).

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