Bücher mit dem Tag "seitensprung"
387 Bücher
- Leo Tolstoi
Anna Karenina
(1.094)Aktuelle Rezension von: LanibohlMir hat das Buch sehr gefallen. Ich fand es manchmal etwas langatmig, aber der Anfang sowie das Ende sind legendär. Das Buch über das Leben der berühmtesten Ehebrecherin der Welt ist wirklich schön geschrieben. Es wird auf viele Details geachtet und versetzt den Leser tatsächlich in eine andere Welt. Ich mag die verschiedenen Seiten des Lebens, die hier aufeinander treffen. Es ist keine Ferien Lektüre, sondern eignet sich sehr für kalte Winterabende.
- Wolfgang Herrndorf
Tschick
(2.952)Aktuelle Rezension von: Angela_JSo ein tolles Buch, ich habe selten soviel gelacht beim Lesen.
In dieser Geschichte begleiten wir Tschick, er ist ein Außenseiter, neu in der Klasse, nicht sehr gesprächig, trinkt gerne Alkohol, kommt auch mal voll zur Schule, hat seine Schulsachen in einer Aldi Plastiktüte und nimmt es mit dem Gesetz nicht so genau.
Maik fühlt sich selbst ungeliebt, wird schon mal Psycho genannt, sein Vater ist Immobilienmakler, aber es läuft gerade gar nicht gut. Seine Mutter hat Probleme, die sie auf einer "Beautyfarm" bekämpft. Als die Sommerferien anfangen und beide Jungs Langeweile haben, fahren sie mit einem ausgeliehenen Ladacin die Walachei, zumindest ist das der Plan.
Der Schreibstil ist lustig, locker und leicht, der Autor hat das ganze in Jugendsprache geschrieben, was es auflockert.
Die Charaktere sind authentisch und der gesamte Roadtrip bildgewaltig beschrieben, so dass mein Kopfkino permanent lief. Der Autor hat Themen wie Vorurteile, Alkoholsucht und die erste Verliebtheit aufgegriffen und perfekt inszeniert.
- Jojo Moyes
Eine Handvoll Worte
(1.841)Aktuelle Rezension von: VanessiiiaJojo Moyes ist meine absolute Lieblingsautorin. Dieses mal habe ich etwas Zeit gebraucht um in die Geschichte rein zu finden. Die Geschichte hat sich am Anfang sehr schnell entwickelt und man muss die Situationen erst im Kopf richtig gliedern. Aber danach konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen, aber ich liebe ihre Bücher und freu mich schon auf das nächste Buch.
- F. Scott Fitzgerald
Der große Gatsby
(1.198)Aktuelle Rezension von: stefan182Inhalt: New York 1922. Nick Carraway ist gerade nach Long Island gezogen, um sich dort als Wertpapierhändler zu versuchen, als ihn die Fama um Jay Gatsby erreicht. Dieser wohnt in seinem Nachbarhaus und gibt rauschende Feste – allerdings weiß niemand so genau, wer er ist, woher er kommt und aus welchen Quellen sein Geld stammt. Als Nick zum ersten Mal eine Party Gatsbys besucht, geschieht das Unglaubliche: Gatsby offenbart sich Nick und nimmt ihn in seinen Freundeskreis auf…
Persönliche Meinung: „Der große Gatsby“ ist ein Roman von F. Scott Fitzgerald, der als großer, us-amerikanischer Klassiker gilt. Erzählt wird der Roman nicht – wie der Titel vermuten lässt – aus der Perspektive Gatsbys, sondern aus der Ich-Perspektive Nicks. Nick ist eher ein ruhiger „Durchschnittstyp“, verglichen mit dem schillernden Gatsby blass und funktioniert hauptsächlich als Kamera, durch deren Linse die Lesenden die Handlung wahrnehmen. Diese Handlung ist aufgrund von zwei Charakteristika fesselnd und interessant: Einerseits wegen der rätselhaften Figur Gatsby, andererseits wegen der Vielfältigkeit des Romans. Zunächst zu Gatsby: Dieser ist – da seine Herkunft unbekannt ist – ein großes Rätsel (für die handelnden Figuren wie für die Lesenden). Häppchenweise erfährt man während der Lektüre weitere Informationen über Gatsby, sodass sich schrittweise der Nebel um diese Figur lichtet und der dekadente, halbseidene Gatsby mehr und mehr an Tiefe gewinnt. Ähnliches gilt für die Handlung: Anfangs eher eine Darstellung des Lebens der Reichen und Schönen entwickelt sich die Handlung über eine Liebesgeschichte zu einer Tragödie – wobei die ein oder andere Wendung zu finden ist, mit der man nicht unbedingt rechnet. Abgerundet wird die Ausgabe des Diogenes-Verlags durch die Schriftstellerin Min Jin Lee, die die Entstehungsgeschichte des Romans beleuchtet sowie einen persönlichen Blick in den großen Gatsby wirft. Insgesamt ist „Der große Gatsby“ ein fesselnder Klassiker mit einer interessanten Titelfigur. - David Safier
Mieses Karma
(5.081)Aktuelle Rezension von: Gute_NachtInhalt
Moderatorin Kim Lange hat sich nichts mehr gewünscht als den deutschen Fernsehpreis. Endlich hält sie ihn triumphierend in den Händen. Schade nur, dass sie von den Trümmern einer russischen Raumstation erschlagen noch am selben Abend wird.
Kim erfährt im Jenseits, dass sie sehr viel mieses Karma in ihrem Leben gesammelt hat. Prompt folgt die Rechnung. Kim findet sich wieder in einem Erdloch. Mit sechs Beinen, Fühlern und einem wirklich dicken Po. Sie ist eine Ameise! Aber fortan Kuchenkrümel durch die Gegend zu schleppen - darauf hat Kim wenig Lust. Außerdem kann sie nicht zulassen, dass ihr Mann sich mit einer Neuen tröstet. Es gibt nur einen Ausweg: Gutes Karma muss her, damit es auf der Reinkarnationsleiter wieder aufwärts geht!
Fazit
Kurzweilige, unterhaltsame Urlaubslektüre - perfekt, wenn man mal nichts anspruchsvolles lesen möchte. Der Karma Gedanke wird hier in meinen Augen zwar etwas sehr eigennützig verfolgt und Kim Lange kommt anfangs äußerst unsympathisch rüber - dennoch fühlte ich mich gut unterhalten!
- Haruki Murakami
Die Chroniken des Aufziehvogels
(602)Aktuelle Rezension von: R_D1Dem Protagonisten, Toru, passieren seltsame Begegnisse. Seine Welt beginnt sich zu ändern, gerät aus den Fugen. Es ist nicht nur die Geschichte Torus, einem arbeitslosen Mann aus Tokio. Es ist auch die Geschichte Japans, die Geschichte eines Krieges, die mit Toru mehr zu tun hat, als er glaubt.
Der Stil ist typisch für Haruki Murakami: nüchtern, detailliert und surreal hat er eine Trilogie über einen eher passiven Mann geschrieben, der sich lieber mit seiner Umgebung befasst als sein Innenleben.
Mysteriöse Begegnungen und Metaphern tragen sich zu: Es geht um einen Vogel, der jeden Morgen die Welt aufzieht, um eine Hinterhofgasse, um einen Brunnen auf einem verlassenen Grundstück als Portal ins ein Unterbewusste.. und um ein freches Mädchen aus der Nachbarschaft. (übrigens meine Lieblingsfigur!)
Ich habe damals "Mister Aufziehvogel" gelesen und inzwischen auch "Die Chroniken des Aufziehvogels", die Übersetzung direkt(!) aus dem Japanischen, gelesen und gehört - und bin hellauf begeistert! DAS ist für mich Surrealismus!
Empfehlenswert für Haruki-Murakami-Fans und FreundInnen des Surrealen und Metaphorischen.
- Theodor Fontane
Effi Briest
(1.826)Aktuelle Rezension von: Mike_LeseratteIch lese ab und zu gerne mal einen Klassiker aus alter Zeit und lasse mich auf die alte Sprache gerne dafür ein. Bei diesem hatte ich aber besonders viele Probleme. Es ist ein Klassiker und man kann sehr viel daraus analysieren, wenn man möchte, aber für mich bestand es aus sehr viel drum rum, ohne das die Geschichte voranging. Es gibt einfach so viele Zwischensequenzen und Vorgeschichte, ohne direkten Zusammenhang. Auch die Affäre mit dem Lebemann, um die es eigentlich geht, wird weder richtig erzählt noch ausgeschmückt, sondern ist ein Puzzleteil unter vielen, welches aber schlussendlich die größte Tragweite hatte. Für mich also ein Werk, welches sich sehr gut für das Analysieren der verschiedenen Gesellschaftsschichten, deren Umgang miteinander und den Wechsel zwischen diesen eignet, aber nichts für mich als Leser, welcher des Inhalts halber es liest.
- Andrea Lochen
Das Wunschjahr
(37)Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerinOlive ist Anfang 20 und arbeitet als Krankenschwester in der Neurologie. Als sie an Neujahr aufwacht, kann sie sich an den Silvesterabend nicht erinnern und ist überrascht, dass sie neben ihrem Exfreund Phil aufwacht.
Die beiden hatten sich eigentlich im Februar getrennt, weil Olive Phil mit ihrem Kollegen Alex betrogen hatte, was Phil ihr nicht verzeihen konnte.
Olive erlebt das Jahr 2011 noch einmal neu und begreift dieses als Chance der Wiedergutmachung. Sie versucht, den Fehler, der ihre Beziehung zerstört hat, ungeschehen zu machen. Sie möchte Phil, den sie immer geliebt hat, nicht noch einmal verletzen.
Im Gespräch mit einer Nachbarin ihrer Mutter erfährt sie, dass das Phänomen, das sie erlebt, nicht einzigartig ist. Auch Sherry erlebt das Jahr 2011 erneut und hat bereits schon andere Jahre zuvor mehrmals durchleben müssen. Alle anderen in ihrer Umgebung merken davon nichts und glauben Olive auch nicht, dass sie 2011 schon einmal erlebt hat.
Der Leser begleitet Olive ein ganzes Jahr, in welchem sie versucht, nicht nur privat im Umgang mit Phil, ihrer Freundin und Mitbewohnerin Kerrigan oder ihrer Mutter, die sie im letzten Jahr wegen ihrer Heirat mit ihrem neuen Freund verletzt hat, ein besserer Mensch zu sein. Das ist allerdings gar nicht so einfach. Sie hat enorme Schwierigkeiten, Alex aus dem Weg zu gehen und weiß zum Teil auch nicht, wie sie sich gegenüber ihren Patienten verhalten soll bzw. ob es zulässig ist, auf andere Schicksale Einfluss zu nehmen.
"Das Wunschjahr" ist durch den angenehmen Schreibstil von Andrea Lochen flüssig zu lesen. Es ist ein Roman fürs Herz, der ohne viel Spannung auskommt und dennoch nicht langweilig wird. Olive ist ein sympathischer Charakter, mit dem ich mich gut identifizieren konnte, auch wenn die Geschichte phantastisch ist. Die zentrale Frage, ob Olive ihre zweite Chance nutzt und ob sie Phil tatsächlich zurückerobern kann oder ob sie am Ende vielleicht doch nicht so gut zusammenpassen könnten, wird zwar gelöst, wäre aber noch ausbaufähig gewesen, um dem Roman mehr Tiefe zu verleihen.
- Milan Kundera
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
(1.162)Aktuelle Rezension von: LucianVicovanIch habe es mir Absichtlich für ganz am Ende übrig gelassen! Habe davor ganz viele andere Werke von ihm gelesen, ihm nach dem Moment der „Liebe auf dem ersten Buch“ mit jedem weiteren Werk noch mehr zu lieben gelernt!
Nun war ich bereit für die von vielen als sein Meisterwerk genannte Geschichte!!
Es fällt mir nicht leicht das Werk allen anderen Vorneweg zu stellen, aber es ist doch, das vielleicht am reichsten und dichtesten mit „Kundera“ gefüllte!! 🤓
- Nele Neuhaus
Schneewittchen muss sterben (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 4)
(1.840)Aktuelle Rezension von: NemiaIch fand das Buch ziemlich spannend. Mir war schnell klar, das sich ziemlich viel hinter dem Verbrechen verbirgt welches ein komplettes Dorf betrifft. Tobias tut mir in der Geschichte ziemlich leid und hat von Anfang an eine sehr sympathische Rolle und das trotz der schlimmen Taten. Die beiden Kommissare sind ebenfalls sehr sympathisch und ich fande es auch gut, etwas über deren Privatleben zu erfahren. Für mich war es ein sehr gutes Buch mit einem überraschendem Ende. Alles setzt sich wie ein Puzzle immer weiter zusammen. Der Schreibstil war einfach gehalten und somit lässt sich das Buch schnell, verständlich und flüssig lesen.
- Karin Slaughter
Gottlos
(1.078)Aktuelle Rezension von: PoldisHoerspielseiteIn den dichten Wäldern von Grant County stoßen Polizeichef Jeffrey Tolliver und Gerichtsmedizinerin Dr. Sara Linton auf die Leiche einer jungen Frau, die offenbar lebendig begraben wurde. Die Ermittlungen führen sie zu einer abgeschiedenen religiösen Gemeinschaft, die von der Familie des Opfers geleitet wird. Während sie versuchen, die Hintergründe des Verbrechens aufzudecken, werden sie mit dunklen Geheimnissen und persönlichen Dämonen konfrontiert...
"Gottlos" ist der fünfte Band der Grant-County-Reihe von Karin Slaughter. Der Roman erschien erstmals 2005 unter dem Originaltitel "Faithless" auch in deutscher Übersetzung, nun ist eine Neuauflage erschienen. In diesem Teil rücken die Protagonisten erneut in den Mittelpunkt eines komplexen Falls, der sowohl ihre beruflichen Fähigkeiten als auch ihre persönlichen Beziehungen auf die Probe stellt. Dabei setzt "Gottlos" weniger auf blutige Details als frühere Werke der Autorin und gibt stattdessen den psychologischen Aspekten mehr Raum. Mir gefällt, dass das Tempo nicht überstürzt wirkt und die Autorin der Handlung und den verschiedenen Szenen Raum gibt, um sich zu entfalten, jedoch ohne den Spannungsbogen einreißen zu lassen. So entfaltet sich eine dichte Stimmung und eine aufregende Handlung. Die Hauptfiguren Sara Linton, Jeffrey Tolliver und Lena Adams stehen erneut im Zentrum der Handlung. Ihre persönlichen Entwicklungen und Beziehungen werden weiter vertieft. Insbesondere Lenas innere Konflikte und ihre Auseinandersetzung mit traumatischen Erlebnissen werden thematisiert.
Die Autorin schafft es, eine düstere und beklemmende Atmosphäre zu erzeugen, die in die abgeschiedene Welt der religiösen Gemeinschaft eintauchen lässt. Die Beschreibungen der Umgebung und der sozialen Dynamiken innerhalb der Sekte tragen zur intensiven Stimmung des Romans bei. Wie tief man dabei eintaucht entlarvt, wie perfide dort mit Menschen umgegangen wird. Slaughters Schreibstil wird ist routiniert und flüssig. Die Dialoge sind prägnant und aussagekräftig, während die Beschreibungen eingängig und überzeugend wirken.
"Gottlos" bietet solide Thriller-Unterhaltung mit einer gelungenen Mischung aus Spannung und Charakterentwicklung. Fans der Grant-County-Reihe werden die Fortführung der bekannten Figuren und die tiefgründige Handlung besonders zu schätzen wissen, sodass es sich für Neueinsteiger empfiehlt , mit den vorherigen Bänden zu beginnen, um die vollständige Entwicklung der Charaktere nachvollziehen zu können. Dann macht "Gottlos" besonders viel Spaß.
- S.J. Watson
Ich. Darf. Nicht. Schlafen.
(1.655)Aktuelle Rezension von: lucatrkis„Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ begann zunächst recht interessant: Christine wachte neben einem fremden Mann auf und musste feststellen, dass sie mit ihm verheiratet war. Prinzipiell eine spannende Idee, nachdem man mit ihrem Leben und ihrer Amnesie vertraut geworden war, wurde die Geschichte leider jedoch abrupt davon unterbrochen, dass der Arzt, zu dem sie heimlich ging, ihr sagte, sie solle ihr Tagebuch lesen. Anschließend folgte jenes Tagebuch für die nächsten zweihundert Seiten, was leider besonders am Anfang überhaupt nicht spannend war. Christine schrieb mehr als zwanzig Seiten über einzelne Tage, an denen eigentlich gar nicht viel passierte und man bekam das Gefühl, sie würde jedes kleine, unwichtige Detail aufschreiben, was besonders, wenn man bedenkt, dass sie jeden Tag alles lesen muss, um über ihr Leben informiert zu sein, nicht lange funktionieren würde. (SPOILER) Als Christine immer mehr aufgeschrieben hatte, über ihr Leben Bescheid zu wissen begann und sich langsam einige Ungereimtheiten in Bens Geschichte auftaten, (SPOILER ENDE) wurde das Buch langsam ziemlich spannend, doch genau am Höhepunkt der Geschichte brach das Tagebuch ab und das Buch spielte wieder in der Gegenwart, wo es dann erst einmal wieder dahinplätscherte. (SPOILER) Obwohl Christine das ganze Tagebuch gelesen hatte, vertraute sie Ben aus irgendeinem Grund nämlich immer noch und ging mit ihm auf einen Wochenendtrip, was dann natürlich nicht gut endete. (SPOILER ENDE) Die Geschichte bot Spielraum für die wildesten Spekulationen (die ich selbstverständlich anstellte, zum Beispiel überlegte ich zu Beginn, ob Christines Amnesie jede Nacht von Ben durch Pillen herbeigeführt wurde oder ob Doktor Nash womöglich gar kein Arzt, sondern ihre ehemalige Affäre war und sie sich deshalb zu ihm hingezogen fühlte), weswegen es mich ein bisschen enttäuschte, dass am Ende die offensichtliche Lösung zutraf. (SPOILER) Dass Ben irgendetwas zu verbergen hatte, war von Anfang an klar und dass er womöglich nicht ihr echter Ehemann war, hatte ich mir auch schon überlegt. Und dass ihr ehemaliger Lover dann hinter allem steckte, war leider auch recht naheliegend. (SPOILER ENDE)
Fazit: „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ zog sich zwischenzeitlich sehr, hatte aber im Mittelteil auch sehr spannende Stellen. Man konnte gut miträtseln, was hinter allem steckte, am Ende traf jedoch leider das Offensichtlichste zu.
- Paula Hawkins
Girl on the Train
(1.246)Aktuelle Rezension von: bibliophilaraNach „Gone Girl“ ist „Girl on the Train“ der zweite erfolgreiche Psychothriller mit weiblichen Protagonistinnen, der in letzter Zeit von Hollywood-Produktionen verfilmt wurde und den ich gelesen habe. Der Roman von Paula Hawkins erschien 2015. 2016 kam der Film in die deutschen Kinos. Der Cast ist mit Emily Blunt und Justin Theroux stark besetzt und auch die Musik wurde vom preisgekrönten Danny Elfman komponiert. Die Kritiken waren eher mäßig, was ich persönlich nicht nachvollziehen kann, denn mir hat er recht gut gefallen. Das Buch landete unter anderem in den USA, England und Deutschland auf Platz eins der Bestsellerlisten. Ich war gespannt, ob ich auch das Buch besser finden würde als „Gone Girl“, das ich Anfang des Jahres gelesen habe.
Fast jeden Tag fährt die 33-jährige, alkoholkranke Rachel Watson mit dem Regionalzug vom englischen Städtchen Ashbury nach Euston und wieder zurück. Zwar ist sie seit Monaten arbeitslos, möchte aber nicht, dass ihre Mitbewohnerin Cathy das erfährt, weshalb sie ihre Alltagsroutine mit Pendeln beibehält. Mit dem Zug passiert sie jedes Mal die gleichen Vororte und kann einen Blick in andere Gärten, Häuser und deren Bewohner werfen. Ein Ehepaar fällt ihr dabei besonders ins Auge. Rachel gibt ihnen Spitznamen und malt sich eine passende Lebensgeschichte für sie aus, die sie Tag für Tag in ihrem Kopf weiterschreibt. Als Rachel aber eines Tages sieht, wie die Frau, die sie Jess getauft hat, einen anderen Mann küsst, bricht für sie eine Welt zusammen. Kurz darauf wird eine junge Frau namens Megan Hipwell als vermisst gemeldet und Rachel ist sich sicher: das ist ihre Jess.
„Sie liegt unter einer Silberbirke bei den alten Gleisen unter einem Steinhügel.“, ist der erste Satz des ersten Abschnittes, der offensichtlich aus der Sicht des Täters formuliert ist. Ganz offensichtlich spricht dieser von einer weiblichen Leiche. Nach einem weiteren Abschnitt aus Opferperspektive beginnen die eigentlichen Kapitel. Die Überschrift ist jeweils der Vorname der Erzählerin, wovon es insgesamt drei Stück gibt: Rachel, Megan und Anna. Alle drei berichten im Präsens und der Ich-Perspektive, wobei die Abschnitte in Tage und Tageszeit gegliedert sind. Rachel beginnt die Geschichte am Freitag, den 5. Juli 2013. Später folgt Megan, die aber bereits ab Mittwoch, dem 16. Mai 2012 erzählt, wodurch Zeitsprünge entstehen. Erst am Samstag, dem 20. Juli 2013 setzt Anna mit ihrem Part ein. Mit dem 18. August 2013 endet die Geschichte. Durch die Tageszeiten, die meistens grob in „Morgens“ und „Abends“ unterteilt werden, selten aber auch in „Nachmittags“, kommt es häufig dazu, dass die Charaktere retroperspektiv erzählen. Jedes zweite Kapitel ist aus der Perspektive von Rachel geschrieben, weshalb sie die wahre Protagonistin ist.
Rachel Watson kann man getrost als gescheiterte Existenz betrachten: geschieden, kinderlos, arbeitslos, alkoholabhängig und pleite. Sie teilt sich eine Wohnung mit einer Mitbewohnerin, zu der sie inzwischen aber auch kein gutes Verhältnis mehr hat. Ihr Tagesablauf besteht aus Zugfahren und Trinken. Ihr Exmann Tom hat sie vor zwei Jahren für eine andere Frau verlassen, ihren Job hat sie verloren, weil sie betrunken zur Arbeit kam. Der einzige Strohhalm, an den sie sich noch klammert ist das tägliche Beobachten des jungen Paares in Witney, das sein Haus an den Gleisen hat. Die Idylle der Beiden gibt Rachel die Hoffnung, dass es wahre Liebe wirklich gibt. Diese Hoffnung wird jedoch jäh zerstört. Ich hatte Mitleid mit Rachel, von der man nie so recht wusste, wie viel Mitschuld sie an ihrer eigenen Situation trägt. Durch den enormen Alkoholkonsum hat sie zudem regelmäßig Blackouts, weshalb sie sich an viele Momente ihres Lebens nicht mehr erinnern kann, was sie gewissermaßen unvorhersehbar und vielleicht sogar ein wenig verdächtig macht. Auch wenn sie eindeutig keine Sympathieträgerin ist, mochte ich sie auf ihre Art und Weise trotzdem.
Anna Watson ist Toms neue Ehefrau, mit dem sie inzwischen eine gemeinsame Tochter hat. Durch einen Zwischenfall mit Rachel sind die beiden überhaupt nicht gut aufeinander zu sprechen, was nicht nur mit Tom als Verbindungsglied zu tun hat. Anna blüht in ihrer Rolle als junge Mutter voll auf, selbst wenn sie sich gelegentlich ihr unabhängigeres Leben zurückwünscht. Rachel gegenüber ist sie gehässig und ungemein schadenfroh. Zudem ist sie regelrecht stolz die Geliebte gewesen zu sein, die einer anderen Frau den Mann wegnehmen konnte. Sie ist schlichtweg ein völlig abstoßender Charakter, der man als Leser nicht über den Weg traut.
Megan Hipwell ist die 29-jährige Frau, die am Samstag, dem 13. Juli 2013 spurlos verschwindet. Sie hat lange, blonde Haare und eine kleine, zierliche Figur. Sie ist die Ehefrau von Scott Hipwell und entfernte Nachbarin der Watsons, für die sie eine Zeit lang Babysitting betrieben hat. Doch der schöne Schein trügt, denn Megan leidet unter Panikattacken und Insomnie, weshalb sie sich in psychotherapeutische Therapie begibt. Auch hier wird schnell klar, dass sie so manch dunkles Geheimnis bewahrt. Auch wenn Hawkins es gelingt, facettenreiche Charaktere zu zeichnen, die allesamt erpicht darauf sind ihre Fassade zu bewahren, ist es kaum möglich, abgesehen von Rachel, Empathie aufzubringen. Selbst Megan steht man mit einer solchen Abscheu gegenüber, dass ihr Verschwinden einen weitestgehend kaltlässt. Sie ist schließlich nicht sonderlich liebenswürdig.
Nichtsdestotrotz ist „Girl on the Train“ ein klassischer Pageturner, den ich nur kurz beiseite legen konnte. Die Sprache ist präzise, kühl und sachlich, was wunderbar zur düsteren Atmosphäre passt. Zwar ist es wie „Gone Girl“ kein typischer Psychothriller, da Hawkins dafür zu detailliert auf die Biografien der Figuren eingeht, um noch den charakteristischen Spannungsbogen zu zeichnen, die Raffinesse daran konnte dennoch punkten. Vor allem der Zug als immerwährendes Motiv zeigt hier rhetorische Stärke. Die Strategie der Verwirrung, bei der in alle Richtungen Verdachtsmomente gestreut werden, ist ebenfalls geschickt umgesetzt. Im Verlauf der Geschichte hatte ich zwei verschiedene Theorien bezüglich des Täters, von denen sich die erste dann sogar bewahrheitet hat, was mich doch etwas enttäuscht hat, weil ich letztendlich bei der Auflösung nur halb überrascht wurde.
Zu guter Letzt möchte ich noch einmal die Romane „Gone Girl“ mit „Girl on the Train“ vergleichen. Gibt es ein Werk, das lesenswerter ist? Vorerst möchte ich betonen, dass es bei beiden Büchern viele Parallelen gibt: Eine junge, schöne Frau, die plötzlich verschwindet; ein Ehemann, der sofort unter Verdacht gerät und Spekulationen über Affären, Schwangerschaften oder psychische Erkrankungen. Je nachdem, was man also als zweites Werk liest, ist man zwangsläufig dem Déjà-vu ausgesetzt und tendiert dazu, den zweiten Psychothriller als unspektakulärer zu erachten. Gleichzeitig sind beide Werke auch unterschiedlich, wobei beide unterschiedliche Stärken haben, die sich wieder ausgleichen.
„Girl on the Train“ ist ein gelungener Psychothriller, auch wenn er eher leger diesem Genre zuzuordnen ist. Ich mochte die düstere Atmosphäre, die eine Mischung aus Spätsommer mit negativen Nuancen wie Schweiß und Hitze, Alkoholismus und Suchtdruck, sowie die Züge mit Menschenmengen zeigt. Das alles hat den Roman zu einem starken Pageturner gemacht. Die antipathischen Figuren wie Megan und Anna konnten in mir nur wenig Mitgefühl auslösen, was auch die Spannung gedämpft hat. Auch das Ende war dann doch zu vorhersehbar, der ultimative Plottwist fehlt hier eindeutig. Deswegen gebe ich „Girl on the Train“ von Paula Hawkins drei von fünf Federn.
- Nele Neuhaus
Im Wald (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 8)
(633)Aktuelle Rezension von: dr3am3ergirlWie eigentlich jeder Krimi von Nele Neuhaus war auch "Im Wald" wieder absolut top! Allerdings muss ich zugeben, dass es diesmal ein wenig länger gedauert hat, bis ich richtig in die Geschichte eingetaucht bin. Das lag vor allem an den vielen Figuren und den komplexen Verwandtschaftsverhältnissen – da musste ich mich erst mal sortieren. Aber sobald der Knoten geplatzt war, konnte ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Die Spannung baut sich Stück für Stück auf, und man will unbedingt wissen, wie alles zusammenhängt. Nele Neuhaus schafft es mal wieder, mit ihrer dichten Atmosphäre und den cleveren Wendungen voll zu überzeugen. Ein Krimi, der sich definitiv lohnt – man muss nur einmal richtig drin sein, dann packt er einen komplett!
- Kerstin Gier
Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner
(1.074)Aktuelle Rezension von: SternenstaubfeeEine Wohlfühl-Geschichte über die Liebe, eine Frau zwischen zwei Männern und eine kleine Zeitreise zurück in die Vergangenheit. Kurzweilig, unterhaltsam und auch humorvoll.
Wirklich romantisch fand ich die Geschichte nicht, aber ich glaube, das soll sie auch nicht sein. Einfach eine angenehme und leichte Unterhaltungslektüre.
18. Februar 2025
- Gustave Flaubert
Gustave Flaubert, Madame Bovary
(621)Aktuelle Rezension von: BloomingLillyGustave Flauberts "Madame Bovary" ist zweifellos ein Klassiker der Weltliteratur, jedoch konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Trotz seines literarischen Rufs fand ich die Lektüre enttäuschend und langatmig.
Ein Hauptgrund für meine Unzufriedenheit liegt in der Charakterentwicklung, insbesondere in Bezug auf die Protagonistin Emma Bovary. Obwohl sie als tragische Figur präsentiert wird, konnte ich keine wirkliche emotionale Verbindung zu ihr aufbauen. Ihre Handlungen und Entscheidungen erschienen mir oft unverständlich und inkonsequent, was es schwer machte, sich in sie hineinzuversetzen.
Die Handlung des Buches erscheint ebenfalls zäh und langwierig. Flaubert neigt dazu, sich in ausführlichen Beschreibungen von Alltagsszenen zu verlieren, was den Lesefluss erheblich beeinträchtigt. Darüber hinaus fehlt es dem Buch an spannenden Höhepunkten oder Wendungen, die das Interesse des Lesers aufrechterhalten könnten.
Insgesamt ist "Madame Bovary" von Gustave Flaubert für mich persönlich eine enttäuschende Lektüre. Obwohl es zweifellos seinen Platz in der Literaturgeschichte hat, konnte es mich als modernen Leser nicht überzeugen. Die langatmige Handlung, die schwer zugänglichen Charaktere und die veraltete Darstellung der Gesellschaft machen es zu einer wenig ansprechenden Lektüre.
- Julia Jessen
Alles wird hell
(28)Aktuelle Rezension von: WuestentraumEs geht in diesem Roman um Oda. Sie erzählt in Ich-Form von der Zeit, als sie ein kleines Mädchen war, dann sechzehnjährig, dann vierzig und am Ende als sie achtzig Jahre alt ist. Es geht viel um ihre Familie, um ihren Bruder Kalle, ihre Eltern und Großeltern. Ihren Lebensgefährten Ulf und ihrem Sohn Fritz. Um Hochzeiten, Geburtstage und Beerdigungen. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag teilt sie Ulf mit, dass sie sich noch ein zweites Kind wünscht. Beziehungsweise weiß Ulf das, aber er hat sie viele Jahre vertröstet. Nun teilt er Oda mit, dass er kein zweites Kind mehr will. Oda hat damit arg zu kämpfen. Sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Soll sie sich fügen und es akzeptieren oder soll sie Ulf verlassen. Wie kann man Entfremdung überwinden, die Liebe bewahren?
Zu Beginn des Romans habe ich gedacht, was ist das denn für ein Buch? Gedanken. Gedanken von Oda. Viele Gedanken. Viele wirre Gedanken. Ich war auch verwirrt, weil mich Oda's viele und wirre Gedanken ganz verwirrten und ich ihnen anfangs nicht so recht folgen konnte. Doch dann beim weiterlesen gefiel mir der Roman immer besser und ich wollte unbedingt wissen, wie das Buch und natürlich die Geschichte von Oda und Ulf endet.
Der Schreibstil war für mich anfangs gewöhnungsbedürftig, aber als ich dann völlig in der Geschichte war, gefiel er mir. Die Charaktere waren teils witzig, teils verrückt dargestellt. Oda gefiel mir mal mehr, mal weniger, je nach ihren Handlungen, von denen ich manche nicht nachvollziehen konnte.
Fazit:
Für mich mal ein ganz anderer Roman, der hauptsächlich von Oda's Gedanken erfüllt ist. Sehr gewöhnungsbedürftig am Anfang, aber dann hat er mir sehr gut gefallen.
- Daniel Kehlmann
Ruhm
(646)Aktuelle Rezension von: Leseratte_09Die Idee von Daniel Kehlmann, einen Roman in 9 Geschichten zu erzählen, finde ich einen spannenden Ansatz. Den Bogen zwischen den einzelnen Geschichten bilden einzelne oder mehrere Figuren, die in den unterschiedlichen Erzählungen auftauchen. Doch für mich wirkte der Roman irgendwie hingeworfen, zusammengeschustert und ein wenig lieblos gewollt. Die Geschichten haben jeweils kein wirkliches Ende und der Schluss einer Geschichte ist nicht gleich ein Anfang für die nächste Geschichte. Das hat mir die Freude an der Lektüre getrübt.
Berührt hat mich lediglich die Geschichte um die alte Frau Rosalie. Alle weiteren Geschichten haben mich entweder gar nicht berührt oder waren für mich zäh zu lesen. Wahrscheinlich hatte ich bei all den guten Kritiken und auch dem großen Namen der aktuellen deutschen Literatur Daniel Kehlmann einfach etwas ansprechenderes erwartet. Ruhm war für mich kein rühmlicher Roman, auch wenn an einigen Stellen die Erzählkunst Kehlmanns durchscheint und ich die Grundidee nach wie vor spannend finde
- Charlotte Link
Der Beobachter
(808)Aktuelle Rezension von: TuppisSamson Segal ist ein einsamer Mann, der andere Menschen beobachtet. Dadurch wurde sein tristes Leben leichter. Normalerweise beschattet er nur einsame Frauen, aber es gibt eine Ausnahme: die Familie Ward. Erfolgreicher Familienvater, attraktive Mutter und die 12-jährige lebhafte Tochter - eine perfekte Familie!
Und dann taucht die erste Tote auf: eine einsame Frau, die 10 Tage unbemerkt tot in ihrer Hochhauswohnung lag.
Der Schreibstil ist angenehm und ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. Samson tat mir leid, hat er doch ein trostloses Leben mit einer Schwägerin, die ihm das Leben schwer macht. Die Familie Ward, die nach außen hin eine idyllische Familie darstellt, aber doch nicht so harmonisch ist. Und viele einsame Frauen, die unglücklich sind.
Samson gerät beim dritten Mord ins Visier der Ermittler und taucht unter. Dadurch wird er zum Hauptverdächtigen und die Suche nach dem wahren Täter wird vernachlässigt. Einzig der Ex-Polizist John Burton hilft Samson. Aber warum? Samson kann den Liebhaber von Gillian nicht leiden und wundert sich über dessen Hilfe, nimmt sie aber dankbar an. Aber was genau treibt John an, ihm zu helfen? Er gilt für den Ermittler selbst verdächtig, da es in der Vergangenheit einen Vorfall gab und er sich seither sonderbar verhält.
Es wurde dramatisch und was dann ans Licht kam, war heftig! Das Geschehen spitzte sich zu und in letzter Sekunde konnte das Schlimmste verhindert werden.
Das Ende war heftig und atemberaubend. Alles wurde aufgelöst und es blieben keine Fragen offen. Das Ende hat mir sehr gut gefallen und ich habe das Buch glücklich aus der Hand gelegt.
Ich vergebe für ein sehr gutes Buch gerne sehr gute 4 Sterne! - Günter Grass
Die Blechtrommel
(564)Aktuelle Rezension von: SM1"Die Blechtrommel" ist wohl das bekannteste Werk des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass. Es bildet zusammen mit der Novelle "Katz und Maus" und dem Roman "Hundejahre" die Danziger Trilogie.
Die zentrale Figur des Buches ist Oskar Matzerath, der im Alter von drei Jahren aus Protest beschließt, nicht mehr zu wachsen.
Der Roman ist in drei Bücher unterteilt, deren Schauplätze Danzig (Buch eins und zwei) und Düsseldorf (Buch drei) sind.
Aus der Sicht der Hauptfigur wird ein Stück deutscher und europäischer Geschichte auf ungewöhnliche Weise und aus einer ungewöhnlichen Perspektive geschildert.
Auch wenn es sich dabei um alles andere als leichte Kost handelt, ist der Roman größtenteils sehr unterhaltsam, so dass sich die manchmal anstrengende Lektüre letztlich lohnt.
- François Lelord
Hectors Reise
(1.184)Aktuelle Rezension von: KarinJAnfangs fand ich die Fähigkeit des Autoren Francois Lelor, komplexe Sachverhalte auf den Kern herunterzubrechen, auffallend und den daraus resultierenden Schreibstil in seiner Schlichtheit ansprechend. Nach wenigen Seiten jedoch dachte ich, dass es sich der Autor öfter mal zu einfach macht. Kurz danach ging es dann darum, wie es ist zu begreifen, dass man nicht begriffen hat. Und ich wartete darauf, dass der Autor in diesem Sinne einige seiner Statements vielleicht irgendwann zum Ende hin revidieren würde. Aber nein. Es bleibst so stehen, dass Hectors (aus dessen Perspektive die Geschichte geschrieben ist) Lebensgefährtin ein wenig Schuld sei an seinem Fremdgehen, weil sie ihn auf der Reise nicht begleitet hatte. Was für ein Clown. Hectors Einstellung zu Frauen stieß mir mehrmals übel auf. Sie fallen ihm entweder auf, wenn sie "hübsch" und "reizend" sind (Frauen müssen für ihn also Unterhaltungswert haben) oder negativ wie die Psychiaterin Marie-Louise, die mit ihrem Wunsch, dass ihre Kinder ohne Chauffeur und Leibwächter sicher zur Schule gehen können, dafür sorgt, dass ihr Ehemann in einem anderen Land weit weg von seinen Eltern leben muss. Dabei hätte es Hector als Kind doch cool gefunden, mit Chauffeur und Leibwächter in die Schule zu kommen. Bei solchen Sätzen dachte ich mir, Hector müsse ein ziemlicher Idiot sein. Er war mir am Ende reichlich unsympathisch. Da gab es Formulierungen, die ich für unbedacht hielt wie die, dass die chinesischen Kellner wie "normale" Kellner aussehen - Hallo? Wenn man in China ist, dann sind wohl Chinesen das Normale und alles andere die Ausnahme. Mir kamen solche Dinge nicht vor, als sollten sie eine gezielte Provokation des Lesers sein. Denn im Folgenden erhält man keine Gelegenheit, mit dieser Kritik irgendwo anzuknüpfen. Zusammengenommen wirkte Hector recht selbstverliebt mit seiner Überzeugung, er könne die Welt durchschauen und jeden zum Reden bringen. Mehrmals sagt er, die Wissenschaft brauche man nur zur Überprüfung von Erkenntnissen, die jeder für sich selbst machen könne. So schafft es Hector ja auch, auf seiner Reise sämtliche Prinzipien des Glücks aufzuschreiben, die die gesamte Forschungslandschaft zusammengetragen hat. Lebenserfahrung ersetzt Wissenschaft. Irgendwann merkte ich dann, dass der Stil des Autors, Dinge zu vereinfachen, diese Überheblichkeit widerspiegelt. Bei mir kam es so an, als habe man dem Leser zeigen wollen, dass sich die Menschen (so wie Hectors "grundlos" unglückliche Patienten) zu sehr verkopfen und dass es auch einfacher und damit besser ginge. Es kam dabei allerdings etwas heraus, das abgeglitten ist, wenn nicht in die Babysprache, dann aber in eine belehrende Sprache für sehr kleine Kinder. Die verschiedenen Stationen der Reise und die Begegnungen waren durchaus interessant. Das war sehr abwechslungsreich und vielfältig. Nicht nur durch die Menschen, die eben verschieden sind, sondern auch durch die unterschiedlichen Stimmungen, die über den Situationen lagen. Aber ich lese sicher kein Buch mehr von Hector (da gibt es ja noch etliche Bände). 3 Sterne von mir für das Buch, 3 minus!
- Daniel Glattauer
Gut gegen Nordwind
(5.602)Aktuelle Rezension von: Lassmallesen_chrisDer Roman besteht nur aus E-Mails, die auch sehr unterhaltsam geschrieben sind. So lässt er sich gut und zügig lesen. Letztlich steuert alles auf die Frage hin, ob sich Emmi und Leo treffen und was dann geschehen wird. An manchen Stellen waren mir die Mails etwas zu redundant und wie realistisch das Geschilderte ist, muss jeder Leser / jede Leserin für sich entscheiden. (Einer Freundin ist sowas tatsächlich passiert, sie sind jetzt verheiratet und haben ein Kind☺️)
Im Nachhinein fand ich es auch etwas blöd, dass ich erst den Film gesehen hatte, denn so hatte ich bei den Figuren ein zu klares Bild im Kopf, was meine Fantasie etwas einschränkte. Den Roman fand ich dennoch gelungen und fieberte dem Ende entgegen, das mich – wohl weil ich den Film schon kannte – etwas schockierte. Aber es gibt ja eine Fortsetzung, die ich mir sogleich geholt habe. - Karin Slaughter
Verstummt
(727)Aktuelle Rezension von: LadybugJedem Thriller-Fan ist Karin Slaughter ein Begriff, denn die Autorin ist beliebt und erfolgreich als Spannungsautorin unterwegs. Ich kenne bereits schon einige Werke und bisher konnte sie mich mit ihren fesselnden Plots überzeugen. Der Beginn der Georgia-Reihe machte mich neugierig und deshalb wollte ich mich auch diesmal wieder gerne überzeugen lassen. Der Thriller startet interessant, allerdings folgte dann etwas Langatmigkeit und die Story plätscherte nur gemächlich vor sich hin. Es fehlten mir die fesselnden unerwarteten Twists und der Drang unbedingt weiter lesen zu müssen. So zog sich das Lesen bei diesem Buch etwas hin, ich wollte aber einfach aufgrund der bisherigen Autorenerfahrung nicht aufgeben. So blieb ich standhaft und zog Kapitel um Kapitel durch, um dann erst im letzten Drittel wieder richtig fesselnde Spannung zu erleben. Auch wenn Sie mit außergewöhnlichen Protagonisten überzeugen konnte, war der Fall als Auftakt für mich leider nichts. Schade, aber so weiß ich, dass ich diese Reihe nicht weiter verfolgen werde.
- John Irving
Witwe für ein Jahr
(470)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchEs ist Sommer 1958 auf Long Island. Der junge Eddie O'Hare wollte eigentlich nur dem berühmten Kinderbuchautor und Illustrator Ted Cole zur Hand gehen. Stattdessen landet er mitten in einem Familiendrama. Während Ted sich von einer Affäre in die nächste stürzt, droht seine Frau Marion am Tod ihrer zwei Söhne Thomas und Timothy zu zerbrechen. Nicht einmal ihre 4-jährige Tochter Ruth kann ihr über den erlittenen Verlust hinweghelfen. Nach einer kurzen und innigen Affäre mit Eddie beschließt Marion, ihre Familie zu verlassen und irgendwo allein ganz neu anzufangen. Sie taucht unter - 37 Jahre lang...
Selten wurde eine Geschichte über den Umgang mit Trauer, über die Spielarten der Liebe und das nackte Leben mit all seinen Hochs und Tiefs so spannend und intensiv erzählt wie in "Witwe für ein Jahr". Das Gefühlschaos, in dem sich alle Protagonisten befinden, ist so authentisch und ergreifend dargestellt, dass es einem oft Schauer der Rührung über den Rücken jagt.