Bücher mit dem Tag "selbstverleugnung"

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9 Bücher

  1. Cover des Buches Die satanischen Verse (ISBN: 9783328603047)
    Salman Rushdie

    Die satanischen Verse

     (113)
    Aktuelle Rezension von: BluevanMeer

    Salman Rushdie spielt mit verschiedenen Mythen, religiösen Ideen, religiösen Überlieferungen, Überzeugungen, Mysterien und verwebt in seine Geschichte die unterschiedlichsten Sagen und Erzählungen aus verschiedenen Religionen. Das ergibt einen unterhaltsamen und ausschweifenden Roman, der es wirklich in sich hat. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber ganz ehrlich: richtig nacherzählen worum es geht und Knotenpunkte aus diesem wilden und wunderbaren Roman herauszudestillieren, ist mir verdammt schwer gefallen. Daher nun in groben Zügen eine Beschreibung dieses Feuerwerks der Literatur.

    Die Hauptprotagonisten sind zwei muslimische Männer, Gibril Farishta und Saladin Chamcha, die 111 Tage lang (die 111 ist übrigens eine Zahl sein, die auf die Dreifaltigkeit verweist) in einem von islamistischen Terrorist*innen entführten Flugzeug verbringen, bis die Terrorist*innen das Flugzeug in die Luft sprengen und beide, aneinandergeklammert, durch die Luft fliegen und zum Glück überleben. Doch dann geschehen seltsame Dinge. Während Gibril sich nach und nach in den Erzengel Gabriel verwandelt, wachsen Saladin bald ein Pferdefuß und Teufelshörner. Der Kampf gut gegen böse, Engel gegen Teufel, ist damit eingeläutet. Erzählt wird die Geschichte von einer gesichtslosen und doch scheinbar göttlichen Instanz, die sich selbst als Teil der "höheren Mächte" sieht. 

    "Was konnten sie auch erwarten? Einfach aus dem Himmel zu fallen: dachten sie, so etwas hätte keine Nebenwirkungen? Sie hatten das Interesse höherer Mächte erweckt, das hätten sie eigentlich merken müssen, und diese Mächte (ich spreche natürlich von mir selbst), haben eine boshafte, ja fast schon gemeine Art, mit Sturzflügen umzugehen. Und noch etwas, lassen Sie mich das klarstellen: ein großer Fall verändert den Menschen." (180)

    Farishta und Chamcha stehen sich also als Erzfeinde gegenüber, vom Himmel gefallen sind beide, aber nur Gibril verwandelt sich in einen Engel, der nicht nur Wunder vollbringen kann, sondern dessen Heiligenschein auch die dunkelste Nacht erleuchtet. Kein Wunder, erinnert sein Name Gibril doch an den Erzengel Gabriel.

    Zudem hatte Gibril schon früh Kontakt zur Göttlichkeit, in verschiedenen Bollywoodfilmen verkörperte er immer wieder unterschiedliche hinduistische Götter. Er verliebt sich in Alleluja, eine jüdische Bergsteigerin, die in den höchsten Höhenmetern, wenn sie ganz nah am Allmächtigen zu sein scheint, zu religiöser Ekstase fähig ist. 

    Saladin Chamchawalla verdient sein Geld als Stimmenimitator, im Moment für  den synchronisiert er Ketchupflaschen und Knabbergebäck, und ist ebenfalls Schauspieler. In England lebt er seit seiner Jugend, seine muslimische Herkunft lehnt er ab, was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass er ein sehr schwieriges Verhältnis zu seinem Vater hat.

    Während sich die beiden Abgestürzten zu einer alten Dame, Rosa Diamond, retten, entscheiden sich die Richtungen, in denen sich ihre Lebenswege entwickeln werden. Der Heilige in spe, Gibril,  nutzt seine Chancen und verrät den Mann mit Pferdefuß. Saladin wird deshalb von rassistischen Polizisten zusammengeschlagen und erlebt die ganze Palette an Polizeigewalt, die man sich vorstellen kann. Das ist so fies zu lesen, das man nur noch Mitleid mit dem Teufelshorn haben kann. Gibril hingegen, nutzt seine wundersamen Fähigkeiten und verhilft Rosa Diamond zu einer göttlichen erotischen Vision. Rosa Diamond hat es also noch gut getroffen, sie ist eine verschwiegene Figur, die verspricht, niemandem von Gibril zu erzählen. Übrigens sind in vielen Beichtstühlen Rosen eingraviert, denn "Sub Rosa" (unter der Rose) teilte man im Mittelalter den katholischen Priestern seine Beichte mit.

    Saladin erfährt, dass seine Frau eine Affäre mit seinem Freund Jumpy Joshi hat (immerhin war er fast ein Jahr verschwunden) und ist am Boden zerstört. Immerhin hat er den Flugzeugabsturz, die Polizei und das Krankenhaus überlebt (wo sich übrigens noch andere verwandelte Menschen aufhalten) - nur um dann in einem Zimmerchen von Bekannten untergebracht zu werden. Weil er immer mal wieder aus dem Fenster sieht, bildet sich bald im Viertel eine Art Teufelskult um den Mann mit den Hörnern, der das Viertel in Chaos und Verwüstung stürzt. Zudem erfährt Saladin, dass seine Frau von ihrem Geliebten ein Kind erwartet. Saladin hat nur noch ein Ziel: er will sich an Gibril rächen, den er für sein Unglück verantwortlich macht. Aber Gibril geht es auch nicht gerade rosig: er wird zu einem riesigen Macho und stresst Alleluja. Zudem kann Gibril bald nicht mehr entscheiden, wer er ist: ein Erzengel oder ein Mensch?

    Neben dem Hauptkonflikt der beiden Protagonist*innen, wird die Erzählung immer wieder durch Gibrils Träume unterbrochen, die ins Märchenhafte kippen. In seinen Träumen geht es um die Stadt Jahila, eine Stadt aus Sand, in der die Menschen 360 unterschiedliche Götter und Göttinnen verehren, bis der Prophet Mahound kommt, seines Zeichens ursprünglich Kaufmann, und den Menschen, wenn es um den richtigen Glauben geht, mal ein bisschen auf die Sprünge hilft. In Jahila lebt auch das Mädchen Aischa, das vom Erzengel Gabriel als Prophetin ausgewählt wurde. Als Symbol ihrer Göttlichkeit wird sie von einem Schwarm von Schmetterlingen begleitet. Ihr ganzes Dorf Titlipur folgt ihr (wie auf einer Pilgerreise) nach Mekka, denn Aischa hat den Menschen versprochen, dass sie das Meer für sie teilen wird. Die todkranke Mischa Sahil sucht Hoffnung und Heilung bei Aischa, ihr Mann glaubt nicht an Aischas Versprechungen und versucht die restlichen Pilger immer wieder zur Umkehr zu bewegen. Aischa hat noch einen extrem frauenfeindlichen und radikalen Gegenspieler, einen Imam, der um seinen eigenen Einfluss bei den Gläubigen fürchtet und natürlich den mächtigen Propheten Mahound, der passenderweise immer dann eine Vision bekommt, sobald seine Anhänger*innen ihn kritisieren. 

    "Tod der Kaiserin Aischa und ihrer Tyrannei, dem Kalender, den Vereinigten Staaten, der Zeit! Wir suchen die Ewigkeit, die Zeitlosigkeit Gottes. Seine stillen Wasser, nicht ihren strömenden Wein. Verbrennt die Bücher und vertraut dem BUCH, zerreißt die Papiere und hört das WORT, wie es der Engel Gibril dem Verkünder Mahound offenbart und wie es euer Deuter und Iman erläutert hat." (S.281)

    Es ist schon bezeichnend, dass Engelchen und Teufelchen in der Romankonstruktion eigentlich Schauspieler sind und Gibril wie ein Schlafwandler zwischen den Welten hin und hergeistert und in diesem ganzen Chaos irgendjemand - von ganz weit oben - die Puppen tanzen lässt. Die Menschen können nur reagieren. Das nennt man dann wohl Schicksal. Und wenn Gott einmal nicht nur als Erzählinstanz auftaucht, sondern als Figur im Text, dann sitzt er mit schütterem Haar auf Gibrils Bett und hat vor allen Dingen Schuppen. Solche Parodien muss man erst einmal in eine Romanform gießen. Hinzu kommt, dass alle Propheten und Ausgewählten in diesem Text an keiner Stelle halten, was sie versprechen. Während Mahound die Menschen offen betrügt, schickt Aischa ihre Anhänger letztlich ins Wasser, wo sie ertrinken. Denn natürlich gelingt es ihr nicht, das Meer zu teilen. Magischer Realismus mit einer gehörigen Portion Religionskritik, auch das steckt in diesem Buch. 

    Kurz nach Erscheinen des Romans, am 14. Februar 1989, rief Ajatollah Chomeini über Radio Teheran eine Fatwa gegen den Schriftsteller und all diejenigen aus, die den Text, der eine Beleidigung des Propheten darstelle, verbreiten und übersetzen. Rushdies japanische Übersetzer, Hitoshi Igarashi, wurde 1991 ermordet, sein italienischer Übersetzer Ettore Capriolo und sein norwegischer Verleger Wililam Nygaard wurden bei Anschlägen schwer verletzt. 

    Wie so oft, und das ist mir bei diesem Text besonders aufgefallen, fehlte mir das Wissen über die religiösen Anspielungen, die über das Christentum hinausgehen. Hinzu kommt, dass ich diesen Roman über einen Zeitraum von sechs Monaten gelesen habe. Ich konnte ihn nicht einfach weglesen - dafür war er zu komplex, zu kompliziert und gleichzeitig auch ein Stück Roman, das ich mir einfach aufsparen wollte. Weil ich gar nicht wollte, dass dieser Roman zu ende geht. Im Satanic Verses Pose Festum, einer Festschrift, die im Jahr 2000 erschienen ist, schreibt der syrische Philosoph Sadik Al-Azm, dass die Einzigartigkeit des Romans darin bestehe,  „den muslimischen Osten und den säkularen Westen zum allerersten Mal in eine religiöse, politische und literarische Kontroverse“ zu bringen und beide so auf einer höheren Ebene miteinander zu verbinden. Die satanischen Verse werden für ihn zum "transkulturellen, transnationalen und transkontinentalen Welt-Roman par excellence". Denn es geht nicht nur um Religionen. Ein Großteil der Handlung passt in jede typische Geschichte einer Großstadt, denn sie spielt in London, es geht um Migration, um Identitäten und natürlich auch um Liebe. Von den verschiedenen Liebesgeschichten, die erzählt werden, endet eine sogar glücklich.

    Hallelujah!

  2. Cover des Buches Abspann (ISBN: 9783036959504)
  3. Cover des Buches Mindfuck (ISBN: 9783426655078)
    Petra Bock

    Mindfuck

     (33)
    Aktuelle Rezension von: Malibu

    Kennen wir nicht alle diese leise Stimme im Kopf, die uns zu sagt, was wir tun oder lassen sollen? Uns Dinge schlecht redet und uns schlechter macht, als wir es sind? Die Autorin Petra Bock geht genau auf das ein und auch wie wir Menschen unsere Lebensqualität wieder herstellen können. In ihrem Buch gibt sie uns Tipps, wie wir die Mindfucks unterdrücken bzw. übergehen können.

    Das Buch ist keinesfalls trocken geschrieben, es regt an, zu lesen und sich Gedanken zu machen. Petra Bock verleiht dem Leser Einblick in Maschinerie unseres Gehirns. Wenn man anfängt zu lesen, kommt einem vieles bekannt vor. Wir alle kennen diese Mindfucks, die uns behindern, die unseren Weg zum Ziel mit Steinen bewerfen. Wie wir damit umgehen, hängt ganz von uns ab und genau das zeigt die Autorin auf. Sie gibt Beispiele, leider zu wenige, und wie wir diese bezwingen können.

    Der Schreibstil ist leicht gehalten, anders wie gewohnt von Sachbüchern. Man könnte sie direkt vor sich haben und ihr beim Sprechen zuhören. Es ist sehr gut vorstellbar, was für eine gute Rednerin sie ist. Ganz unrecht hat sie auch nicht, mit wem was sie sagt. Dennoch ist es eigentlich altbekannt, dass die Menschheit sich selbst im Wege steht mit ihrem Denken. Es ist die innere Stimme, der Wächter, der einem vorschreibt, welchen Weg man geht. Man kann ihn umgehen, wenn man die Kraft dazu hat bzw. weiß, wie man es anstellt. Die Autorin gibt hier einige Denkansätze, wie das vonstatten geht.

    Beim Lesen wird einem klar, dass man nur selbst für alles verantwortlich ist. Man KANN dem Wächter Einhalt gebieten, man muss es aber auch wollen - hier liegt der Hund begraben. Der Weg dahin, die Bekämpfung der inneren Blockaden, ist für die meisten viel zu anstrengend und sie denken, dass sie es eh nicht hinbekommen. Wenn man sich aber erst einmal damit beschäftigt, kann man zu viel mehr Lebensqualität kommen und auch seine Ziele erreichen.

    Ich persönlich habe mich in vielen Mindfucks wieder erkannt und auch die Menschen in meinem Umfeld - man trifft hier auf viele Denkweisen, die man selbst und andere mitbringen. Wie genau das jedoch zu bekämpfen ist, darauf geht Frau Bock leider zu wenig ein. Dafür gibt es aber ihr Buch, welches den Leser coacht, genau diese zu umgehen.

    Ein aufschlussreiches Buch, welches einem viele Möglichkeiten aufzeigt und viele Hintergründe liefert, leider aber etwas zu wenig Lösungswege bereithält. Dennoch eine Lektüre, die man gelesen haben sollte, wenn man sich damit beschäftigt, einen Weg aus seinen eigenen verqueren Gedanken bzw. Mindfucks zu finden!

  4. Cover des Buches Der andere Sohn (ISBN: 9781503949171)
    Nick Alexander

    Der andere Sohn

     (6)
    Aktuelle Rezension von: buecherwurm1310

    Alice ist seit vielen Jahren mit Ken verheiratet. Die beiden haben zwei Söhne, die inzwischen ihr eigenes Leben haben. Für Alice stand immer die Familie im Vordergrund. Dafür hat sie den aggressiven Ken ertragen und sich alles immer schön geredet. Doch nun hat ihre Freundin Dottie ihren Mann verlassen und fühlt sich sehr wohl dabei. Das bringt Alice zum Nachdenken. Sie stellt sich vor, wie es wäre, wenn sie Ken verlassen würde, um gleich wieder einen gedanklichen Rückzieher zu machen. Aber wenn Gedanken erst einmal da sind… Dann beschließt Alice, ihren Sohn in Südfrankreich zu besuchen.

    Dies war mein erstes Buch von Nick Alexander, aber der einfühlsame Schreibstil hat mich gleich eingenommen.

    Die Charaktere sind alle sehr gut und authentisch beschrieben, so dass man sich die Personen gut vorstellen kann.

    Als Alice Ken kennenlernte, hat er sich von seiner besten Seite gezeigt und sie hat sich blenden lassen. Doch kaum war das Eheversprechen gegeben, wurde klar was Ken für ein Mensch war, nämlich bestimmend, jähzornig und schlagfertig. Darunter haben Alice und die Söhne gelitten. Alice hat Kens Anweisungen befolgt, seine Launen und Schläge ertragen und ihn entschuldigt. Sie hat nach außen eine heile Welt präsentiert und geglaubt, dass sie eine glückliche Familie sind. Ich konnte mit Alice fühlen, denn ihr Leben ist einfach nur deprimierend; nachvollziehen konnte ich ihr Verhalten nicht.

    Aber das alles hatte auch Auswirkungen auf ihre Söhne, die immer schon sehr unterschiedlich waren. Tim ist mit einer Russin verheiratet und Vater von zwei kleinen Jungen. Er ist beruflich sehr erfolgreich. Obwohl es ihnen an nichts mangelt, wirkt seine Frau Natalja ziemlich unzufrieden. Sie weiß auch genau, wo sie ansetzen muss, um ihren Mann zu manipulieren. Mir war sie daher nicht sympathisch.

    Matt, der andere Sohn, hat ein Leben gewählt, das seine Eltern nicht verstehen und nicht akzeptieren.

    Es braucht seine Zeit, bis Alice sich im Klaren ist, was sie selbst will und sie macht sich auf zu Matt nach Frankreich. Erst hier begreift sie, was ihr Sohn für ein Mensch ist und lernt auch die positiven Seiten des Lebens kennen.

    Dieser Roman macht einen nachdenklich. Es ist ein düsteres Bild einer Familie das hier dargestellt ist. Aber es zeigt, dass es nie zu spät ist, einen neuen Weg einzuschlagen.

    Ein berührender Roman.

  5. Cover des Buches Ein fliehendes Pferd : Novelle. Suhrkamp-Taschenbuch 600 ; 3518371002 (ISBN: B0071RNF6G)
    MARTIN WALSER

    Ein fliehendes Pferd : Novelle. Suhrkamp-Taschenbuch 600 ; 3518371002

     (18)
    Aktuelle Rezension von: gst

    Helmut und Sabine, ein Ehepaar im mittleren Alter, machen schon seit Jahren immer am gleichen Ort Urlaub. Dort treffen sie auf Klaus und Helene, die leben, als wären sie noch ganz jung. Während Helmut am liebsten inkognito bleiben würde, kann sich Klaus vor Begeisterung kaum halten und versucht den ehemaligen Schulkameraden mit Erinnerungen zu ködern. Helmut und Sabine lassen sich zu einem Segelausflug überreden, den sie sehr kontrovers erleben: Sie „saßen da wie ein Konditorenehepaar, das sich zur Feier der Goldenen Hochzeit zu einer viel zu sportlichen Bootsfahrt hatte einladen lassen.“

    Martin Walser (*1927) hat in dieser 1978 verfassten Novelle sehr unterschiedliche Menschentypen aufs Korn genommen. Helmut ruht in sich, will am liebsten nur noch lesen und keinen Deut von seinen gewohnten Ritualen abweichen. Als Lehrer ist er genervt davon, immer den Schein wahren zu müssen, weshalb er sich zu Hause am liebsten nur noch gehen lassen würde. Klaus dagegen gibt sich agil und sportlich, ohne Probleme fängt er ein fliehendes Pferd ein. Helene ist seine zweite Frau, viele Jahre jünger als er. Von ihr fordert er ständig kleine Liebesbeweise ein.

    Was sich anfangs so langweilig wie Helmuts Leben liest, entwickelt sich zu einer spannenden Geschichte, in der sich die Menschen öffnen und deutlich verändern. Auslöser ist ein Unfall auf dem Bodensee.

    Eindrückliche Naturbeschreibung ergänzen die Charakterisierung der Protagonisten. Diese Novelle ist auch 44 Jahre nach Erscheinen ausgesprochen lesenswert. Das zeigt sich aber erst nach der Hälfte der Geschichte. Es lohnt sich also durchzuhalten!

  6. Cover des Buches Anleitung zum Unschuldigsein (ISBN: 9783104037028)
    Florian Illies

    Anleitung zum Unschuldigsein

     (83)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    Florian Illies beschreibt anhand alltäglicher Situationen unsere inneren Gedankenabläufe, bei denen wir nur verlieren können, mein Problem bei der Sache ist: In vielen der genannten Situationen hatte ich noch gar kein Schuldgefühl, insofern war die Lektüre des Buches in meinem Fall eher kontraproduktiv! Aber daß man das Buch mit einem Disclaimer versehen sollte, würde ich nicht gerade sagen, ginge mir zu weit. Im nächsten Buch vielleicht: Schuldgefühle im Sport, beim Rezensionenschreiben o.ä.

  7. Cover des Buches Stimmen der Straße (ISBN: 9783935890724)
    Philip K. Dick

    Stimmen der Straße

     (4)
    Aktuelle Rezension von: benfi
    KURZBESCHREIBUNG:

    Der Fernseh-Verkäufer Stuart Hadley ist ziemlich verzweifelt. Sein Job samt seinem Vorgesetzten, der ehrgeizige und sparsame Ladenbesitzer Jim Fergesson sind nicht nur langweilig sondern widern Stuart an. Seine Beziehung mit seiner stark an ihm hängenden Ehefrau Ellen bringt ihm aber auch keine Zufriedenheit in seinem Leben. Trennen kann er sich aber auch nicht, da Ellen hochschwanger ist. Da lernt er über sein befreundetes Ehepaar Dave und Laura Gold die 'Gemeinschaft der Wächter' kennen. Auch wenn ihn die wortgewaltige und aggressive Marsha Frazier abstoßend vorkommt, beginnt er schnell zu begreifen, dass er über sie an Theodore Beckheim kommen kann, dem Anführer der Gemeinschaft. Allerdings ahnt Hadley nicht im geringsten, dass diese Vereinigung auch nicht das Ziel seiner Suche nach sich selbst und seinem Platz in dem Leben ist - ganz im Gegenteil!



    KOMMENTAR:

    Der Roman 'Stimmen der Straße' wurde im Jahre 2007 posthum veröffentlicht. Es ist das Zweitwerk des amerikanischen als Science Fiction und Fantasy Autor bekannten Schriftstellers Philip K. Dick, der im Jahre 1982 verstarb. Viele seiner folgenden Romane dienten als Vorlage für Filme und Serien. Dieses Erstlings-Werk hat jedoch überhaupt nichts fiktives oder phantastisches an sich; Dick versetzt den Leser in die Zeit der Fünfziger des amerikanischen Kalifornien und bedient sich anhand seiner Figur Stuart Hadley mit der Fragestellung nach dem Sinn des Lebens. Denn Hadley ist gewiss kein Vorzeige-Held; er ist eine frustrierte Persönlichkeit, welche ständig sich selbst hinterfragt. Interessant sind die Charaktere des 1952 geschriebenen Romans allemal, die hörige Ehefrau Ellen und die teils dominante Marsha bilden einen echten Kontrast. Leider kann man dem Roman nicht viel mehr abgewinnen; der Weg von Hadley ist irgendwie vorgezeichnet und kann nur in einem wahrhaften Chaos enden! Dazu braucht man kein Hellseher zu sein. Als Fan des amerikanischen Autors wollte ich mir das Werk aber schon mal antun und bin eigentlich nicht überrascht worden. Wäre das Buch ein echter Brenner gewesen, wäre es schon viel früher auf den Markt gebracht worden. Wer Interesse an Persönlichkeiten hat, die mit sich und ihrem Leben hadern, der wird mit 'Stimmen der Straße' ganz nett bedient - nicht mehr, nicht weniger. Die Freunde von den Fiktionen des Philip K. Dick sollten sich es stark überlegen, ob sie sich den Roman aneignen und lesen wollen - meine Meinung zumindest!
    5,5 Sterne
  8. Cover des Buches Der Hirschpark (ISBN: 9783548207803)
    Norman Mailer

    Der Hirschpark

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Mailer rechnet gnadenlos mit Hollywood und seinem Starsystem ab, und allzuviel hat sich seit den 50er Jahren nicht verändert. Gleich zu Beginn heißt es, es sei das Schwerste, zwei gleichrangige Menschen zu finden, die einfach nur miteinander befreundet sein wollten, weil alle bedeutenden Menschen permanent mit einer Wolke von Speichelleckern umgeben seine. Mailer berichtet aus dem Hollywood-Ferienort Desert d`Or in der kalifornischen Wüste, in der sich die Filmprominenz zum Urlaub vom Filmdreh einfindet. Jeder ist dreimal geschieden, wenn irgendwo eine Kamera auftaucht, verändert sich jeder total, und die Besäufnisse finden rund um die Uhr statt. Und was man vom McCarthy-Ausschuß zu halten hat, bekommt man gleich zu Anfang mit. Ein tolles Buch, es wäre mal wieder Zeit für eine Neuauflage.
  9. Cover des Buches Die Vertreibung aus der Hölle (ISBN: 9783518468630)
    Robert Menasse

    Die Vertreibung aus der Hölle

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Giselle74
    "Ya basta mi nombre ke es Abravanel." Es reicht, dass mein Name Abravanel ist. Die Abravanels, eine jüdische Familie, die sich bis auf König David zurückführt, gilt als eine der angesehensten und bekanntesten Linien in der jüdischen Geschichte.
    Und von einem fiktiven Viktor Abravanel erzählt Robert Menasse in seinem Roman, der mit einer verunglückten Abifeier in den 1970igern beginnt und mit dem Tod des Rabbi Samuel Manasseh ben Israel im Jahre 1657 endet.
    Dazwischen verknüpft Menasse gekonnt Vergangenheit und Gegenwart, erzählt von Autodafés, Folter und Flucht, von den kleinen Gemeinheiten und Herabsetzungen im Alltag, davon, was es heißt, zu einem verfolgten und rechtlosen Volk zu gehören, zu dem verfolgten Volk, nicht nur zeitweise, sondern über Jahrhunderte hinweg.
    Viktor Abravanel ist ein Scheidungskind, geprägt durch die Zeit im Internat, das Gefühl des Abgeschobenwordenseins. Seine Mutter muss hart arbeiten, um zu überleben, der Vater ist ein weltgewandter Lebemann.
    Samuel Manasseh erlebt schon als Kind das Grauen der Judenverfolgung, flieht mit seinen Eltern in die Niederlande, wird dort angesehener Rabbi, Lehrer des Philosophen Baruch Spinoza und heiratet eine Abravanel.
    Was nach gänzlich unterschiedlichen Lebensläufen- und konzepten klingt, hat erstaunlich viele Parallelen. Zeitweise braucht man tatsächlich einen Moment, um zu erkennen, in wessen Geschichte man sich gerade befindet. Diese Art des Erzählens, gekoppelt mit einer wunderbar bildreichen Sprache und treffsicheren Formulierungen, hat eine Sogwirkung. Man möchte lesen und lesen, und das Buch keinesfalls beiseite legen müssen. Auch wenn die erzählte Geschichte in weiten Teilen naturgemäß erschreckend ist.
    Der Verdacht entsteht früh, der Autor habe seine eigene Familiengeschichte bearbeitet. Manasseh und Menasse, nur eine kleine Lautverschiebung unterscheidet die Namen. Inzwischen habe ich natürlich ein wenig recherchiert und die Bestätigung meiner Vermutung recht schnell gefunden. Für mich macht es den Roman noch eindringlicher. Auf der einen Seite ist es sicherlich ein besonderes Gefühl einer so alten und bildungsbewußten Familie zu entstammen, auf der anderen Seite: wie viel Leid wurde so über Generationen erlebt und überliefert.
    Nach diesem grandiosen Auftakt bin ich schon sehr gespannt auf den Roman, mit dem der Autor den Deutschen Buchpreis gewinnen konnte. "Die Hauptstadt" steht schon in meinem Bücherregal und die Erwartung ist hoch.
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