Bücher mit dem Tag "shalev"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "shalev" gekennzeichnet haben.

5 Bücher

  1. Cover des Buches Liebesleben (ISBN: 9783833309199)
    Zeruya Shalev

    Liebesleben

     (262)
    Aktuelle Rezension von: Klugscheisser

    Ich habe das Buch vor etwa 20 Jahren das erste Mal gelesen. 2022 habe ich es erneut aus dem Regal gezogen. Auch diesmal konnte ich mich der Faszination nicht entziehen. Ich liebe die Sprache von Zeruya Shalev. Und sie hat mir mit ihren Büchern ein großartiges Geschenk gemacht: Sie hat die direkte Rede, fast vollständig eliminiert ! Alles Gesprochene zwischen zwei Personen wird in indirekter Rede geschrieben und das tut unglaublich gut, es ist wie ein dahinfließender Fluß nicht enden wollender Sätze. Manche Sätze füllen eine halbe Seite aus. Herrlich ! Ich liebe das ! 

    Bis ich ihr Buch das erste Mal in Händen hielt, wußte ich nicht, daß man so schreiben kann. Aber ohne es zu wissen, hatte ich es mir immer gewünscht. Es ist auch unglaublich fair den Lesern gegenüber. Denn was sich andere Autoren oft leisten, indem sie seitenweise Dialoge runterrotzen und für jeden Satz geht eine Zeile drauf, das grenzt oft schon an Frechheit. Den Drucker freut's, denn er spart sich viel Druckerschwärze. Dem Verlag ist es egal, ob er halbleere Seiten verkauft, Hauptsache das Buch verkauft sich.

    Die Geschichte ist schnell erzählt:  Junges Mädchen verfällt altem Sack !  Das hat die Faszination einer Schüssel Schlachtabfälle. Man kann einfach nicht wegsehen. Selbst als Vegetarier. Man liest weiter und weiter bis zum Ende. Und die ganze Zeit denkt man sich, Mädchen, wann wachst Du endlich auf, das ist nichts weiter als ein alter ekelhafter Kerl, ein Egomane, ein eitler lächerlicher Geck, der sich nur dann jung fühlt, wenn er eine junge Frau beschmutzend benutzt. 

    Die Frage ist natürlich, ob man sich als Mann, der ich bin, überhaupt ein Urteil erlauben kann, wenn es um die Gefühle einer Frau geht. Doch ich vermute, daß die Hauptdarstellerin, ad eins, ein Vaterproblem hat und, ad zwei, ein Minderwertigkeitsproblem, denn sonst würde sie sich doch nicht so derart unter Wert hergeben, diesesVerhältnis ist ja eine einzige Erniedrigung.

    Klar, daß es Marcel Reich-Ranicki gefallen hat. Wie auch nicht, das ist ja schon fast faustisch. Junges Mädchen verfällt altem Mann. Zur Hälfte hatte man den legendären Literaturkritiker ja schon für sich gewonnen, wenn es ein paar erotische Szenen im Buch gab. Die andere Hälfte bestand dann aus Stilkritik. 

    Dieser Arie, der ein Freund ihres Vaters ist, gehört zu den Typen, die sich komplett auf ihre sexuelle Energie fokussieren und dieser Laserstrahl scheint dann bei bestimmten Frauen, das Gehirn außer Gefecht zu setzen, wenn er sie trifft. Aber, wie geschrieben, da sollte dann vielleicht besser eine Frau erklären, was da stattfindet.

    Ach ja, bevor ich es vergesse, ich glaube es war auch das Gefühl, dem Leben nicht gewachsen zu sein, daß Ja'ara sich so bedingungs- und kritiklos diesem  Verfallensein hingeben ließ. Also die reine Passivität, anstatt aktiv zu versuchen, ihr Leben in den Griff zu bekommen.Sich der Hoffnungslosigkiet hinzugeben nach dem Motto Komme da, was wolle. So scheint mir die sexuelle Hörigkeit das  Höchstmaß an Passivität zu sein. Ja, darum geht es in diesem Buch, als Roman kann man es nicht bezeichnen, um sexuelle Hörigkeit.

    Noch etwas läßt vermutlich auch denjenigen weiterlesen, der das Buch vielleicht bereits zur Seite legen will:  Ziemlich am Anfang des Buches erfährt der Leser, daß Ja'aras Mutter mit Arie vor Ja'aras  Geburt ein Verhältnis hatte und bis man erfährt, daß Arie durch einen Unfall zeugungsunfähig war, mutmaßte ich, ob Arie vielleihct sogar Ja'aras leiblicher Vater war und er dies sogar wußte und sich auf diese Art an Ja'aras Mutter rächen wollte, da sie ihn damals nicht heiraten wollte. Und auch nachdem ich erfuhr, daß Arie damal zeugungsunfähig gewesen sein soll, blieb in mir ein kleiner Restzweifel: Vielleicht hatte er das mit der Zeugungsunfähigkeit erfunden und er war doch Ja'aras leiblicher Vater. Wie verwerflich !

    Als nächstes habe ich dann das Buch Mann und Frau von Zeruya Shalev gelesen und das werde ich auch noch separat ausführlich rezensieren, doch soviel kann ich schon sagen, da ist wesentlich mehr Substanz drin und wesentlich mehr, was einen beziehugsmäßig interessieren kann. Doch ihren Schreibstil, und das finde ich gut, hat sie beibehalten.

    Inzwischen habe ich mir auch all ihre anderen Bücher zugelegt, aber will diese jetzt nicht einfach so, haps haps, weglesen.

    Ich habe natürlich auch nachgeschaut, welches ihrer Bücher verfilmt wurde. Es ist tatsächlich dieses hier, Liebesleben. Doch ich weiß beim besten Willen nicht, was sich die Filmemacher dabei gedacht haben, den alten widerlichen Sack durch einen charmanten, zuvorkommenden Frauenversteher, einen leicht ergrauten Schönling Ende vierzig  zu ersetzen, einen den man noch gut auf dem Laufsteg als Model einsetzen könnte. Unerträglich ! Nach zwei Minuten habe ich ausgeschaltet. 

    Ich gebe dennoch 5 Sterne, allein schon wegen Stil und Sprache.

    Ein durchaus empfehlenswertes Buch.

  2. Cover des Buches Mann und Frau (ISBN: 9783570907351)
    Zeruya Shalev

    Mann und Frau

     (108)
    Aktuelle Rezension von: AngiBinz
    Die Beziehungsromane von Zeruya Shalev sind wohl auch deshalb so brillant, weil sie so düster und wahr sind. "Mann und Frau" ist nichts für Leute, denen der Sinn nach guten Gefühlen und Happy Ends steht. Dafür durchaus was für an tieferen psychologischen Auseinandersetzungen und sehr realistischen Geschichten interessierten Leser.
  3. Cover des Buches Ein Russischer Roman (ISBN: 9783257606041)
    Meir Shalev

    Ein Russischer Roman

     (10)
    Aktuelle Rezension von: FlorianTietgen
    ... und das bei einem Friedhofsbetreiber.
    Aber langsam ...
    Baruch wächst nach dem Tod seiner Eltern bei seinem Großvater in einem kleinen Kibbuz der Gründerzeit auf. Er lauscht dessen Geschichten, lässt sich von ihm zu einem kräftigen Mann von 130 Kilo aufpeppeln, der genauso eigenbrötlerisch wird, wie der Opa selbst. Und erst mit dem Tod des Großvaters, mit dessen letztem Willen begründet er auf der hoffnungsfrohen lebendigen Erde den Friedhof.
    Wie beschreibt man ein Buch, das so episodenhaft über das Leben in diesem Dorf erzählt, dessen roter Faden einem nicht immer klar einleuchtet, obwohl er zum Ende so deutlich erscheint? Wie beschreibt man ein Buch, aus dem man sätzeweise zitieren möchte,  nur, um zu merken, jeder aus dem Zusammenhang gerissener Satz würde niemandem vermitteln, welch großartige Geschichte man gerade liest? Es sind die Details, die vielen liebevollen Kleinigkeiten, die Genauigkeit in den Sätzen und der Wortwahl, die Macken der Bewohner, die Exzesse, die Stille, die Trauer, die dieses Buch zum Vergnügen machen. Es sind der Rhythmus und die Melodie, die mich genussvoll lesen und jetzt bedauern lassen, dass dieses Buch zuende ist. Und bei all diesen wundervollen Übertreibungen, die Legenden und Anekdoten so anhaften, befindet man sich immer in einer sinnlichen Fata Morgana, in der man jede Surrealität sofort glaubt und für möglich hält.
    Ich habe kaum noch gewusst, wie toll Bücher sein können. Jetzt weiß ich es wieder.
  4. Cover des Buches Judiths Liebe (ISBN: 9783257261790)
    Meir Shalev

    Judiths Liebe

     (34)
    Aktuelle Rezension von: gst
    „Ein komischer Vogel, hieß es von Jakob Scheinfeld im Dorf. Er lebte allein, besaß ein kleines Haus, einen einstmals gepflegten Garten und ein paar leere Kanarienvogelkäfige, Nachlass eines riesigen Schwarms, der bereits in alle Winde zerstoben war." (Seite 19)

    Dieser Jakob Scheinfeld kocht gerne und lädt Sejde in großen Abständen zum Essen ein. Vier Mahlzeiten werden in diesem Buch beschrieben, in dem der Gastgeber viel über das Leben von Sejdes Mutter Judith erzählt. Sie starb bereits, als ihr Sohn zehn Jahre alt war. Als Arbeiterin bei Mosche Rabinowitz war sie so beliebt, dass gleich drei Männer (ein Witwer mit zwei Kindern, ein harmloser Spinner und ein geschäftstüchtiger Schlawiner) den kleinen Sejde als ihren Sohn ansehen.

    Anfangs fand ich das Buch, das mit viel jüdischem Humor gewürzt ist, etwas zäh und gewöhnungsbedürftig. Ich konnte zwar immer wieder schmunzeln und dachte zwischendurch auch an Ephraim Kishon, doch waren so viele Anekdoten und Geschichte miteinander verwebt, dass ich nur kurze Leseabschnitte bewältigen konnte. Das war jedoch kein Problem, da die großen Kapitel in viele kleine Unterabschnitte geteilt sind.

    Das mit zahlreichen jiddischen Einsprengseln versehene Buch zeigte mir das friedlich erscheinende Leben in Israel während des zweiten Weltkrieges. Damit den Leser die unbekannten Worte nicht ausbremsen, wurde der Roman mit einem vierseitigen Glossar und einem Personenregister ergänzt.

    Der 1948 geborene Autor hat Psychologie studiert, was seinen Menschenzeichnungen sehr zu Gute kommt. 1998, als das Buch zum ersten Mal in Deutschland erschien, galt er als einer der beliebtesten israelischen Romanciers. 2006 erhielt er für sein Gesamtwerk den Brenner Prize, die höchste literarische Auszeichnung in Israel.

    Mein Fazit: Ich habe das Buch auf einem Wunschzettel einer lieben Lovelybooks-Freundin gefunden und bin neugierig darauf geworden. Das Lesen hat sich sehr gelohnt, die Geschichte beschäftigt mich immer noch. Diese zahlreichen kleinen Begebenheiten setzen sich wie ein Mosaik aus vielen Steinchen zusammen. Ich bekam einen Einblick in das ländliche Leben in Israel, genoss den jüdischen Humor und lernte außergewöhnliche Menschen kennen.

    Seite 124: „Die Liebe bringt einen auf seltsame Gedanken und gegen Gedanken kann man nichts machen - Der Gedanke sitzt im Kopf gefangen und kommt da nicht raus, aber in seinem Käfig ist er der freieste Vogel und singt, was er will, wann immer er will.“ - Jakob Scheinfeld

  5. Cover des Buches Späte Familie (ISBN: 9783827072290)
    Zeruya Shalev

    Späte Familie

     (60)
    Aktuelle Rezension von: SusanneEichholz

    Das eigentlich Besondere an diesem dramatisch aufgeladenen Roman ist für mich nicht so sehr das aufgewühlte Gefühlsleben der Ich-Erzählerin Ella im Kampf um das Wohlergehen ihres Sohnes Gili und ihr eigenes Glück, sondern es sind die messerscharfen Formulierungen und unglaublich treffenden Metaphern, mit denen Shalev die Handlung veranschaulicht. Dabei verlangt ihr hochgradig detaillierter Stil, in dem sich die Erzählzeit passagenlang mit der erzählten Zeit deckt, selbst dem geduldigen Leser einiges ab. Dennoch lohnt es sich, bis zum Schluss durchzuhalten und zu sehen, ob es Hoffnung für das neue Paar auf eine später Familie gibt.

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks