Bücher mit dem Tag "shoah"
63 Bücher
- Anne Frank
Gesamtausgabe
(2.736)Aktuelle Rezension von: 0_storytime_0Eine tieftraurige, aber auch faszinierende Biografie einer jungen und einzigartigen Schriftstellerin. Man muss sich beim Lesen immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es keine Fiktion ist, sondern leider Realität. Deswegen ist dieses Buch definitv ein Werk, welches alle lesen sollten!
- Robert Scheer
Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück
(42)Aktuelle Rezension von: pardenEIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...
Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.
"Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)
Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.
Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.
Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.
Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.
"Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)
Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.
Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.
Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.
Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.
© Parden - Kristin Harmel
Solange am Himmel Sterne stehen
(796)Aktuelle Rezension von: Renate1964Rose ist dement und vertraut in einem lichten Moment ihrer geliebten Enkelin Holly eine Namensliste an, die angeblich die Familienmitglieder enthalten soll. Holly beginnt zu recherchieren und landet dabei im besetzten Paris
Der Teil, der die Vergangenheit betrifft, ist sehr spannend und informativ, Hollys Nachforschungen fand ich jedoch unrealistisch und vieles auch kitschig..eine leichte Lektüre für den Strand
- Edgar Hilsenrath
Der Nazi & der Friseur
(163)Aktuelle Rezension von: MonaMourEs handelt sich um einen Roman über den SS-Mann und Massenmörder Max Schulz (phänotypisch dem "typischen Juden" gleichend), der in die Rolle seines Opfers Itzig Finkelstein (welcher wie ein "reinrassiger Arier aussieht") schlüpft und ein angesehener Bürger und Friseursalonbesitzer in Tel Aviv wird.
Tief schwarze, bitterböse Persiflage.Das Buch ist deftig in seiner Sprache und dabei poetisch zugleich. Ein sehr ungewöhnlicher Plot, der den/die Leser/-in bis an seine Grenzen, wenn nicht sogar darüber hinaus, bringt.
Mir ist nicht verständlich, dass dieses Buch nicht mehr Aufmerksamkeit erfahren hat.
Und ja: der Roman von Hilsenrath polarisiert und führt sicherlich bei mancher/manchem Leser/-in zu massiver Ablehnung. Als Holocaust-Überlebender ist ihm mit diesem Buch ein kleines Meisterwerk gelungen.
- Dan und Percy Angress
weiter leben
(88)Aktuelle Rezension von: YolandeDie Kindheits- und Jugenderinnerungen von Ruth Klüger treffen mit voller Wucht. 1931 in Wien geboren, ist sie schon als Kleinkind den Ausgrenzungen und Anfeindungen gegenüber der jüdischen Bevölkerung ausgesetzt. Mit 11 Jahren wurde sie mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter in das KZ Theresienstadt deportiert. Ihr Vater floh bereits 1938 aus Österreich, zunächst nach Italien, später nach Frankreich, wo er den Nazis in die Hände fiel. Er wurde 1944 in Auschwitz vergast. Auch Ruth und ihre Mutter kamen nach Auschwitz, hatten aber das „Glück“ in das Arbeitslager Christianstadt, Groß-Rosen verlegt zu werden. Als die russische Front immer näher rückte, wurden die Lager aufgelöst und die Insassen zu mörderischen Märschen Richtung Westen gezwungen. Auf diesem Marsch gelang Ruth und ihrer Mutter die Flucht und sie schlugen sich mit gefälschten Pässen, die ihnen ein mitleidiger Pfarrer ausstellte, bis nach Bayern durch.
Ruth Klüger beschreibt diese Zeit in eindringlicher Art und Weise und es ist immer wieder erschreckend zu lesen mit welcher Grausamkeit und Empathielosigkeit die Menschen behandelt wurden. Aber die Autorin belässt es nicht bei der Erinnerungserzählung. Immer wieder richtet sie das Wort direkt an die Leser. Sie will kein Mitleid und keine Betroffenheit, sie will vielmehr wachrütteln und die Menschen überzeugen, sich mit ihrer eigenen Erinnerungskultur auseinanderzusetzen. Das Buch erschien bereits 1992. Zu dieser Zeit lebten noch viele Menschen der sogenannten „Tätergeneration“ und gerade diese sollte sich angesprochen fühlen und obwohl ich schon zu den Nachgeborenen der zweiten Generation gehöre, musste ich meine eigene Einstellung gegenüber diesen schlimmen Ereignissen ebenfalls neu bewerten.
1947 emigrierte Ruth Klüger mit ihrer Mutter in die USA und verlebte ihre Jugendjahre in New York. Auch von dieser Zeit wird erzählt, besonders von dem schwierigen Verhältnis zwischen Mutter und Tochter. Körperlich sind beide unversehrt, aber die seelischen Verwundungen sind stark und werden bei beiden bis zum Lebensende anhalten.
Ruth Klüger hat ein kluges und zeitloses Buch geschrieben, das zum Nachdenken anregt. Große Lesempfehlung!
- Imre Kertész
Roman eines Schicksallosen
(234)Aktuelle Rezension von: JorokaDer Ich-Erzähler wird als 14jähriger nach Auschwitz deportiert. Er gibt sich 2 Jahre älter aus, um nicht sofort ins Gas zu müssen. Doch bleibt er nicht lange dort, sondern wird nach Buchenwald weitergereicht und landet schließlich im Außenlager Zeitz. Die Bedingungen sind auch dort so, dass ein Ableben billigend in Kauf genommen wird....
Ich habe so manchen Roman über die Konzentrationslager gelesen. Viele erschütternde und kaum auszuhaltende Tatsachenberichte. Dieses Buch ist anders. Dass man die Schecken des Holocaust auch anders darzustellen vermag, dürfte spätestens seit dem Film "Das Leben ist schön" (1997) bekannt sein.Der Roman schildert die Ereignisse aus Sicht eines jungen Menschen, zunächst recht naiv und unwissend und das Schreckliche - zwar registrierend, aber irgendwie nicht wahrhaben wollend. Er möchte ein folgsamer Gefangener sein und Revolte liegt außerhalb seiner Phantasie. Doch auch er wird von der Realität eingeholt. Er bleibt in der Beobachterhaltung, als ob er selbst einem Schauspiel beiwohnen würde. Sein Überleben ist letztendlich eine Fügung glücklicher Umstände
Wir als Aufgeklärte, lesen mit untergründigem Schrecken und wundern uns.Fazit: Dieses Werk kann sehr kontrovers diskutiert werden. Für mich persönlich war es ein Gewinn.
- Jurek Becker
Jakob der Lügner
(308)Aktuelle Rezension von: GotjeInhalt: Unverhofft kommt Jakob Heym, ein Jude aus einem polnischen Ghetto, an eine Information über den Aufenthalt der lang erwarteten russischen Armee. Die frohe Botschaft will er gleich am nächsten Tag seinen Arbeitskollegen unterbreiten. Doch die glauben ihm kein Wort und so greift Jakob zu einer Notlüge, die bald das ganze Ghetto in Atem - und am Leben - hält
Meine Meinung: Jakob der Lügner ist keine sehr spannende Geschichte, aber das muss sie auch gar nicht sein. Sie ist emotional und authentisch, sie bildet das wahre Leben vieler, vieler Menschen wider und zeigt die damalige Zeit aus einem völlig anderen Blickwinkel. Jurek Becker war selbst KZ-Insasse, dennoch hat er sich dazu entschieden, eine Geschichte zu erzählen, die auf den Straßen, in den Wohnungen, mitten unter den Leuten spielt, zu erzählen und ich bin darüber sehr froh.
- Art Spiegelman
Maus
(230)Aktuelle Rezension von: KayuriEs geht um den zweiten Weltkrieg und zwar darum das Art seinen Vater darüber interviewt. Hierbei ist der ganze Titel in zwei Zeitebenen unterteilt, der Gegenwart und der Vergangenheit. Die Geschichte ist brutal aber etwas abgeschwächt, dadurch das alle Personen als Tiere auftreten. Sie Juden als Mäuse, du deutschen als Katze, etc. Dabei finde ich die Wahl der Polen als Schweine etwas fraglich. Die Geschichte fand ich gut. Konnte mich aber vor allem wegen dem Schreibstil nicht ganz abholen. Es wurde in der Vergangenheit von dem Vater perfektes deutsch gesprochen, in der Gegenwart Jiddisch und deutsch vermischt. Die Erklärung dazu hätte gerne vorne in dem Buch stehen können und nicht hinten. Die Passagen mit dem jiddischen deutsch waren für mich absolut schlecht zu lesen. Der Zeichenstil sagte mir leider auch nicht zu. Für mich waren es 2/5 🐭 wobei ich sagen was, das Leute die der Wechsel des Schreibstils nichts ausmacht hier eine düstere aber Ware Erzählung über den zweiten Weltkrieg erhalten. Außerdem ist die Entwicklung des Vaters wirklich sehr interessant gehalten.
- Primo Levi
Ist das ein Mensch?
(57)Aktuelle Rezension von: JosseleDiese Geschichte des jüdisch-italienischen Autors Primo Levi über sein Jahr in Auschwitz erschien erstmals 1947 unter dem Originaltitel „Se questo è un uomo“.
Ein Buch, das eher Pflichtlektüre ist, auch für mich, der ich mich für Geschichte interessiere. Es macht keinen Spaß, darin zu lesen, aber es ist wichtig. Von Anfang an bewundernswert is es, wie Levi fast emotionslos, sehr analytisch berichtet, als hätte er das Geschehen nur von außen betrachtet, auch wenn er die Ich-Form benutzt.
Die Situation, in der der Autor die Häftlinge und sich selbst in der Retrospektive sieht, möchte ich mit einigen, wie ich hoffe, deutlichen Zitaten beschreiben, die den wesentlichen Inhalt des Buches in wenigen Zeilen vermitteln.
„Sich an diesem Ort Tag für Tag mit dem trüben Wasser in den verdreckten Becken zu waschen, um der Reinlichkeit und um der Gesundheit willen, ist praktisch zwecklos; ungeheuer wichtig aber ist es als Symptom verbliebener Vitalität und als Hilfsmittel für das moralische Überleben.“ (dtv Tb, 12. Aufl. 2021, S. 37/38)
„Von hier darf keiner fort, denn er könnte mit dem ins Fleisch geprägten Mal auch die böse Kunde in die Welt tragen, was in Auschwitz Menschen aus Menschen zu machen gewagt haben (ebd., S. 53)
Der Glaube an den Sinn des Lebens ist in jeder Faser des Menschen verwurzelt, ist ein Wesenszug der menschlichen Natur. Die Menschen in der Freiheit geben diesem Sinn viele Namen, so manche grübeln und debattieren auch darüber. Für uns liegt das Problem einfacher. Heute und hier liegt der Sinn darin, das Frühjahr zu erleben. (ebd., S. 68)
„Die hier beschriebenen Personen sind keine Menschen. Ihr Menschentum ist verschüttet, oder sie selbst haben es unter der erlittenen oder den anderen zugefügten Unbill begraben.“ (ebd., S. 117)
Ich weiß es eigentlich, ich habe schon früher davon gelesen, ich habe davon gehört, in der Schule war es ein Thema, ich habe mich damit beschäftigt, ich habe sogar Konzentrationslager besucht und doch ist es immer wieder eine unglaubliche Anstrengung, ein riesiges Entsetzen, wenn ich mich erneut damit konfrontiere.
Es ist ein Buch, so empfinde ich es, das man nicht so ohne weiteres literarisch bewerten kann, da es sich eine im Grund unfassbare wahre Geschichte handelt. Man kann dem Autor nicht vorwerfen, an bestimmten Stellen unglaubwürdig zu sein, man kann ihm nicht vorwerfen, nicht genau genug oder zu detailreich zu erzählen, weil es seine ureigenen Erinnerungen sind. Man kann ihn ja nicht tadeln, weil er das ein oder andere mittlerweile verdrängt hat oder weil er bestimmte Sachverhalt überbetont. Es ist allein sein Kopf, aus dem das alles kommt, sein Werk. Es ist allein schon aller Ehren wert, sich nach 1945 so intensiv mit den eigenen Erlebnissen zu beschäftigen und es ist schier unvorstellbar, wie der Autor es schafft, so nüchtern und sachlich zu berichten.
Was ich aber sagen kann: es ist unfassbar wichtig, dass möglichst viele Menschen auch heute und immer wieder die abartige Zeit erinnern, damit Ähnliches nie mehr geschehen kann. Fünf Sterne.
- Willy Lindwer
Anne Frank
(78)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin Buch was mich bewegt hat, aber trotzdem nur 3 Sterne bekommt. Leider hat das Buch nicht viel mit Anne Frank zu tun, sondern eher wie die 6 Augenzeuginnen die Monate in den Konzentrationslagern verbracht haben. Anne Frank und ihre Familie werden nicht oft erwähnt, immer nur mal nebenbei. Die Eine hat mir aus einem Becher Kaffee getrunken, die Andere hat mir in einer Baracke gelebt. Ich habe mir mehr erhofft. Wenn das Buch mit einem anderen Titel verkauft würde, hätte ich es auch besser bewertet. Der Name Anne Frank wird leider immer dazu benutzt um den Verkauf anzukurbeln. Ich hätte das Buch auch ohne den Zusatz Anne Frank gelesen, da man nie vergessen sollte was im 2. Weltkrieg passiert ist. Es ist wahnsinnig ergreifend wie die Frauen unter den miesesten Umständen gelebt haben und es trotzdem geschafft haben den 2. Weltkrieg zu überleben. - Götz Aly
Warum die Deutschen? Warum die Juden?
(8)Aktuelle Rezension von: ChiefCJuden und Antisemitismus gab’s von 1933 bis 1945 – dieser Eindruck könnte angesichts des üblichen Schulunterrichts entstehen. Wer mehr erfahren wollte, musste (und muss wohl noch immer) sich weiterführende Informationen außerhalb des Lehrplans zusammenklauben. Das Wort „warum“ kommt gleich zweimal vor in Alys Buchtitel und das Fragenzeichen hinter dem „Warum“ der Judenverfolgung wird sich für den Einzelnen vielleicht nie ganz auflösen lassen, weil sie in ihrer Heimtücke und Brutalität für jeden fühlenden und denkenden Menschen letztlich unfassbar bleibt. Doch Aly leistet mit seinem Buch einen großen Beitrag zu den Hintergründen des deutschen Antisemitismus mit wichtigen Ansätzen: Die Deutschen als verspätete Nation, die sich gegen das vermeintlich Fremde abschotten, um die eigene, unsichere Identität zu stärken. Die – meist von „oben“ initiierten – Umbrüche zu Anfang des 19. Jahrhunderts, etwa die Gewerbefreiheit, die sich im Zuge der industriellen Entwicklung sowieso nicht mehr aufhalten lässt. Vielen etablierten Bürgern, Handwerkern, Händlern macht die neue Freizügigkeit Angst, sie befürchten den Abstieg. Für die Juden hingegen bedeuten die neuen Rechte Chancen, die sie zuvor nicht hatten und diese nutzen sie – was wiederum den Antisemitismus verstärkt, der, wie Aly plausibel anhand vieler Quellen belegt, größtenteils durch Neid hervorgerufen wird. Und, so schreibt Aly, der Neidhammel braucht einen Sündenbock.
Hoch interessant und nachvollziehbar ist auch, wie Aly mit dem Vorurteil aufräumt, die Nazis hätten vor allem in bestimmtem Milieus Erfolg gehabt, zuvorderst bei den von Abstiegsängsten gepeinigten Kleinbürgern. Er macht deutlich, dass die Nazis bei allen gesellschaftlichen Gruppen Stimmen fangen konnte. Wie sonst wäre ihre Erfolge erklärbar und die Tatsache, dass sie auch den Linksparteien massiv Wähler abjagten? Das Phänomen, dass Tausende von ganz links nahtlos nach ganz rechts umschwenkten, ist zwar seit langem bekannt. Aly unterstreicht aber die Parallelen der Gleichheits(und Gleichmacher-)ideologien so gegnerischer Parteien wie der Nazis, der Kommunisten und der Sozialdemokraten.
Alys brillant geschriebenes Buch gibt tiefe Einblicke in die Geschichte des deutschen Antisemitismus. Doch sein Werk ist, auf einer zweiten Ebene gelesen, auch ein Manifest für den Liberalismus im besten Sinne, das soll heißen, nicht die schnöde Freiheit VON irgendetwas, etwa von jedweden wirtschaftlichen Einschränkungen, wie sie der Neoliberalismus (wieder) predigt, sondern die Freiheit des Menschen, sich im Rahmen seiner Individualrechte zu verwirklichen. Die Freiheit habe in Deutschland stets hinter der Gleichheit zurückstehen müssen. Aly: „Die Todsünde des Neides, kollektivistisches Glücksstreben, moderne Wissenschaft und Herrschaftstechnik ermöglichten den systematischen Massenmord an den europäischen Juden.“ Als pessimistisches Fazit bietet sich ein zutreffender Satz Brechts an (auch wenn Letzterer ideologisch ebenfalls verblendet war): Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch. - Roma Ligocka
Das Mädchen im roten Mantel
(148)Aktuelle Rezension von: Booklovers0Also ich habe schon mehrere Erfahrungsberichte über den zweiten Weltkrieg bzw den Holocaust gelesen. Aber ich muss sagen dieses Buch hat mich echt enttäuscht. Ich bin davon ausgegangen das es, wie in den meisten solcher Biografien, hauptsächlich um den Krieg, um die Erfahrung, um das leid, um das überleben,.... geht. Aber in dem Buch dreht es sich hauptsächlich darum wie es nach dem Krieg bei ihr weiter ging. Klar, keine Frage, sie hatte es definitiv nicht leicht und mit den Kriegserfahrungen die sie im jungen Alter machen musste, echt schwer zu kämpfen. Das steht außer frage. Aber von den Buch habe ich mir wirklich was anderes vorgestellt. - Melissa Müller
Das Mädchen Anne Frank
(89)Aktuelle Rezension von: JaniineHeute ist Tag des Tagebuchs 📔
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Führt ihr ein Tagebuch? 🖋
🇬🇧 Do you write a diary?
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Eines der wohl berühmtesten Tagebücher ist das Tagebuch der Anne Frank. Am 12. Juni 1942 schrieb sie ihren ersten Eintrag. Zu diesem Zeitpunkt war sie 13 Jahre alt. Während des Kriegs versteckte sie sich zwei Jahre lang zusammen mit Familienangehörigen und Bekannten im Hinterhaus vor den Nationalsozialisten. Der letzte Eintrag ist datiert auf den 01. August 1944 - 3 Tage vor ihrer Verhaftung. Nachdem die Familie abgeführt wurde nahm die Helferin Miep Gies das Tagebuch an sich. Anne wurde erst nach Auschwitz und später nach Bergen-Belsen gebracht. Dort verstarb sie vermutlich im Februar 1945. Als der Krieg vorüber war, übergab Miep Gies das Tagebuch an Anne‘s Vater, den einzig Überlebenden der Familie Frank. Dieser veröffentlichte die Aufzeichnungen seiner Tochter.
2009 wurde das Tagebuch von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀
„Ich will von Nutzen und Freude sein für die Menschen, die um mich herum leben und die mich doch nicht kennen“ - vertraute Anne ihrem Tagebuch am 25. März 1944 an. - Max Czollek
Desintegriert euch!
(3)Aktuelle Rezension von: HoldenEin tiefschürfendes Buch über die deutsche Schande, wirklich allen ans Herz gelegt. Sehr inhaltsschwer, so daß man nur langsam und mit Bedacht lesen kann. An die Walser-Rede konnte ich mich noch erinnern, sein Buch "Tod eines Kritikers" hätte vielleicht auch Erwähnung in diesem Appell finden können.
- Erica Fischer
Aimée und Jaguar
(93)Aktuelle Rezension von: dotIm Roman "Aimée und Jaguar" von Erica Fischer geht es um die 29-jährige Lilly Wust. Lilly ist verheiratet, Mutter von vier Kindern und lebt zur Zeit des zweiten Weltkriegs in Deutschland die Rolle der Nazifrau. Als sie der 21-jährigen Felice Schragenheim begegnet, verändert sich ihr Leben. Schnell fühlen sich die zwei Frauen unergründlich zueinander hingezogen und als Lilly ("Aimée") erfährt, dass Felice ("Jaguar") Jüdin ist, bindet sie das nur noch stärker aneinander. Aimée und Jaguar leben ihre Liebe aus, solange sie können. Sie tauschen sogar Ringe und schließen einen Ehevertrag, doch sie leben auch in ständiger Angst davor entdeckt zu werden. [...] 1991 lernt die bereits 78-jährige Lilly Wust die Autorin Erica Fischer kennen. Sie veröffentlicht mit Hilfe von Lilly's Erinnerungen und Andenken an Felice das Buch "Aimée und Jaguar".
"Aimée und Jaguar" ist eine tragische Geschichte einer Liebe zweier Frauen, die in ständiger Angst aber auch Hoffnung existierte, den Krieg letztendlich aber nicht überstehen durfte. - Yann Martel
Ein Hemd des 20. Jahrhunderts
(20)Aktuelle Rezension von: rallusEs gibt viele Bücher über den Holocaust, doch keines was annähernd so heimtückisch daher kommt, wie das hier vorliegende Buch von Yann Martel. Heimtückisch ist es, weil es den Leser erst auf die falsche Fährte führt, ihn irreleitet und plötzlich brutal auf das Naheliegende stösst. Das Buch ist voller Symbolik und Andeutungen, so wie das Grauen auch voller Schatten und indirekten Bedrohungen ist.
Jeder mag sich an den Symbolen versuchen, ein Esel und ein Affe, die in einem Theaterstück vorkommen, aber auch in der Taxidermie Okapie ausgestelt sind, ein Autor der an dem Holocaust Thema scheitert, aber letztendlich doch findet, der Besitzer der Taxidermie, der wie der Auto heißt und noch vieles mehr. Erst die letzten 13 'Spiele' offenbaren das subtile Gräuel zu dem Menschen nicht nur im Holocaust imstande waren.
Die falschen Fährten werden früh gelegt. Henry ist ein frustrierter Autor dessen Buch über den Holocaust von den Verlegern abgelehnt wird. Er zieht mit seiner Frau in eine neue Stadt und lebt ganz gut von den Tantiemen des letzten erfolgreichen Buches. Er fängt an Musikunterricht zu nehmen und Theater zu spielen. Immer noch erreichen ihn Leserbriefe zu seinem letzten Roman. Einer ist dabei der seine Aufmerksamkeit fesselt und ihn zu der besagten Taxidermie (Tierpräparation von Wirbeltieren) führt. Als er den Urheber in seinem Geschäft besucht, liest dieser ihm, immer wieder auf seinen darauffolgenden Besuchen, ein Theaterstück vor, welches stark an 'Warten auf Godot' erinnert.
Das Hemd des 20.Jahrhunderts ist ein sehr stark symbolbehaftetes Buch, welches ich mir gut und gerne im Deutschunterricht vorstellen kann. Auf die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten möchte ich gar nicht näher eingehen, derer sind zu viele.
Ein teils verstörendes, dann wieder irritierendes Buch welches in einem nachhallt, zumal die eindeutigen Elemente, die 13 Spiele ganz am Ende den Leser komplett einschüchtern und die menschlichen Variationen der Grausamkeit darstellen.
Ein Buch welches mich anfangs auf den falschen Weg gebracht und mich letztendlich kalt erwischt hat. Ein subtiles Buch über das alltägliche Grauen, nicht nur auf den Holocaust beschränkend.
- Eshkol Nevo
Neuland
(17)Aktuelle Rezension von: YaseminNoelEshkol Nevo lässt die Reise seiner Hauptfiguren in der Gegenwart beginnen. Die junge Inbar aus Jokneam im Norden Israels und der Mann Dori aus Jerusalem schreiben sich E-Mails der Liebe. Die zuvor stattgefundene gemeinsame Reise macht neugierig auf das Geschehene. Aber warum müssen sie sich heimlich schreiben, warum darf niemand etwas erfahren?
Eshkol Nevo wird 1971 als Enkel des israelischen Ministerpräsidenten Levi Eshkol in Jerusalem geboren und wächst in Detroit auf. Zur Ableistung seines Wehrdienstes in der israelischen Armee kehrt er als junger Mann in die Heimat zurück. Nach seinem Studium der Psychologie in Tel Aviv arbeitete er als Werbetexter und als Dozent für kreatives Schreiben. Neuland ist der Vierte von seinen inzwischen fünf Romanen, die aus dem Hebräischen ins Deutsche übersetzt worden sind. In Israel längst ein Bestsellerautor, beeindruckt Eshkol Nevo inzwischen auch international mit einer ganzen Reihe von hochkarätigen Auszeichnungen.
Nach seinem Einstieg nimmt Eshkol Nevo in seinem Roman Neuland den Leser zunächst mit auf die Reise von Dori, der sich auf die Suche nach seinem in Südamerika verschollenen Vater machen muss. Während dieser Reise, die Dori von Peru über Bolivien bis nach Argentinien führt, trifft er auf die Reisende Inbar. Intensive Gespräche und Neugierde, treiben die beiden dazu, Doris Suche gemeinsam zu Ende zu bringen. Dieser Weg führt den Leser aber nicht nur an die verschiedensten Orte Südamerikas, sondern lässt die beiden Protagonisten gleichsam ihre gesamten Lebensgeschichten bis hinein in die älteren Generationen durchdenken.
Eshkol Nevo spart dabei nicht daran, die jüdische Geschichte mitsamt der Judenverfolgung, dem Zweiten Weltkrieg, Flucht, das Jerusalemproblem, Sexgebahren im Kibbuz und Bildung von Frauen gleich mit aufzuarbeiten. Der 634 Seiten umfassende Roman vermittelt einem nicht nur einmal den Eindruck: Etwas weniger hätte es auch getan.
Aufgrund des feinen Stils aber, mit dem Eshkol Nevo seinen Figuren, den Landschaften und den Geschehnissen Leben einhaucht, verzeiht man ihm einige Umwege.
Ein Roman, der vom Leser viel Allgemeinbildung einfordert, der aber auch zum Nachdenken anregt, über Liebe, Versäumnisse und die Nutzung von Lebenszeit.
- Tatiana de Rosnay
Sarahs Schlüssel
(240)Aktuelle Rezension von: MarielSehr ergreifende und berührende Geschichte, die die Ereignisse der Judenverfolgung in Frankreich aufarbeitet und die Geschichte näher bringt und dafür sorgt, dass sie nicht in Vergessenheit gerät.
Mich hat dieses Buch sehr erschüttert und auch Frankreich und seinen Umgang mit der Judenverfolgung nochmal anders erkennen lassen. Ich bin sehr dankbar, dieses Buch gelesen zu haben.
- Dana von Suffrin
Nochmal von vorne
(27)Aktuelle Rezension von: Jana_hat_buecherRosa muss nach dem Tod ihres Vaters die Wohnung ausräumen und erinnert sich in diesem Zuge auch was alles in dieser Wohnung und auch allgemein in ihrer Familie passiert ist. Von ihrer Schwester fühlt sie sich wenig unterstützt, da diese schon früh von der Familie geflohen ist. Ihre Eltern haben aus ihrer Sicht nie zueinander gepasst und auch mit der Familie des Vaters in Israel gab es immer wieder Konflikte.
Ich habe das Buch durch eine Lesung im @lithaus kennengelernt und jetzt auch endlich gelesen. Die Autorin ist mir sehr sympathisch gewesen und den Humor, den sie dort versprüht hat, merkt man auch absolut in ihrem neuen Buch. Leider hat mich die Geschichte dann nicht so ganz abgeholt wie ich gedacht habe. Aber es ist trotzdem ein sehr gut geschriebenes Porträt einer deutsch-jüdischen Familie in München.
- Harry Mulisch
Strafsache 40/61
(5)Aktuelle Rezension von: HoldenHarry Mulischs eindringliche Betrachtung des Eichmann-Prozesses in Jerusalem, außerdem ein interessantes Porträt des Staates Israel zur damaligen Zeit (Anfang der 60er JAhre). Viele Fragen bleiben offen, für Mulisch war das Buch der literarische Durchbruch. - Lily Brett
Zu sehen
(18)Aktuelle Rezension von: leserin"Zu sehen" beinhaltet die Lebensgeschichte der Autorin Lily Brett und deren Eltern (polnischer Herkunft), die als Juden sehr verfolgt wurden und auch Ausschwitz überlebt haben. Sie wanderten nach Australien aus. Durch Erzählungen ihrer Eltern lebte Lily den ganzen Schmerz nochmals durch. Sie gliedert das Buch in verschiedene Abschnitte, wie Altern, Liebe, Tod, Sex, Diät und Alltag erzählt sehr nett und doch manchmal erschreckend über ihre Erlebnisse in ihrer Familie in New York und das Leben ihrer Eltern. Ihr Leben in New York beschreibt sie sehr ausführlich Es ist ein sehr liebe- und humorvolles Buch und eine Liebeserklärung an ihre Eltern. Jedem, sei das Buch ans Herz gelegt, der sich mit dem Thema "jüdische Bevölkerung und ihre Lebensart" auseinandersetzen möchte. - Jessica Bab Bonde
Bald sind wir wieder zu Hause
(32)Aktuelle Rezension von: ToxicasIn diesem Buch geht es um Geschichten, die niemals in Vergessenheit geraten dürfen. Die so wichtig sind wie unsere Gegenwart und unsere Zukunft.
Sechs verschiedene Menschen erzählen uns ihre Erlebnisse zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Sie waren noch Kinder, als man sie von ihren Familien trennte. Ihnen ihre Anziehsachen und das Spielzeug wegnahm. Sie lernen mussten, was Angst, Hunger und Verzweiflung bedeuten. Und dass Juden weniger wert waren als Nutzvieh.
Obwohl jede Erzählstimme nur ein paar Seiten zur Verfügung hat und mit wenig Text auskommt, durchlebt man das Grauen des Naziterrors und des Holocaust auf eine Weise mit, die einen nur erahnen lässt, wie schlimm es für diese Kinder damals gewesen sein muss. Das Buch bringt auf den Punkt, was geschehen ist. Mir ging das unglaublich nahe! Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf: von Vernichtungslagern, von Opfern des Massenmordes und von jenen, die all das Schreckliche überlebt haben.
Die Illustrationen greifen die bedrückende Stimmung auf, zeigen die Zustände der damaligen Fabriken, spiegeln u.a. die Gefühle der Zwangsarbeiter wider und vermitteln dem Leser einen guten Eindruck von der Brutalität und Ungerechtigkeit, die in der Hungerhölle vorherrschten.
Jede Geschichte endet damit, dass man darüber informiert wird, was aus den Kindern geworden ist, welche Verluste sie hinnehmen mussten, wie es ihnen seitdem ergangen ist und wo sie heute leben.
Ein Zeitzeugnis mit eindrucksvollen Grafiken und informativen Zeittafeln, das hoffentlich weiter aufrüttelt und zudem etwas Trost spenden kann. Eine stille Botschaft an jeden von uns, dass wir niemals vergessen dürfen, was geschehen ist. - Ellen Feldman
Der Junge, der Anne Frank liebte
(18)Aktuelle Rezension von: sternIch bin eine miserable Schreiberin (ich tue es auch äußerst ungern), aber da noch keine Rezension für dieses Buch geschrieben wurde, und ich allerdings finde, dass es eine verdient hat, werde ich die erste schreiben müssen und nicht bloß auf die Buchpinnwand schreiben! Erzählt wird die fiktive Geschichte von Peter van Pels, Sohn der Familie, die mit den Franks in Amsterdam untergetaucht ist. Peter gilt zwar als offiziell während des Holocaust als verstorben, doch die Autorin ließ sich zu ihrem Roman von einer Führung durch das Hinterhaus inspirieren, in der gesagt wurde, dass zu allen Bewohnern Klarheit geschafft wurde, was mit ihnen nach dem Verrat geschah, außer über Peter. Ausgehend von Anne Franks Tagebucheintrag, Peter wolle seine Geschichte nach dem Krieg neu erfinden, erzählt Ellen Feldman diese aus der Ich-Perspektive Peters. Peter ist in die USA ausgewandert, heiratet, bekommt zwei Töchter und einen Sohn. Doch seine Vergangenheit und seine Herkunft verleugnet er. Seine Frau, eine Jüdin, weiß zwar, dass Peter in einem Konzentrationslager war, den Grund dafür kennt sie aber nicht. Sein Leben läuft "perfekt" bis zu dem Zeitpunkt, wo er auf dem Nachttisch seiner Frau "Das Tagebuch der Anne Frank" entdeckt und von seiner Vergangenheit heimgesucht wird. Es ist ein gelungenes Buch über die Verarbeitung eines Holocaust-Traumas voller Angst, Erinnerungen und vermeintlicher Verfolgung. Zu keinem Zeitpunkt wird es makaber, wie ich zu Anfang befürchtet hatte, da der Hauptakteur bekanntlich kurz vor der Berfreiung der Alliierten verstorben. Es ist lediglich eine fiktive Geschichte über einen Juden, die so auch einem anderen Überlebenden hätte passieren können.