Bücher mit dem Tag "siebenbürgen"
36 Bücher
- Bram Stoker
Dracula
(1.151)Aktuelle Rezension von: MoMeBram Stokers Dracula ist ein zeitloser Klassiker, der das Thema Gut gegen Böse eindrucksvoll behandelt. Die Geschichte wird in Tagebuchform erzählt, was mir einen persönlichen Einblick in die Gedanken und Ängste der Charaktere ermöglicht.
Es beginnt mit Jonathan Harker. Ein junger und intelligenter Mann, der nach Transsilvanien reist, um Dracula zu treffen. Mit jeder Meile wird seine Erzählung düsterer, und die mysteriösen Ängste der Menschen um ihn herum werden spürbar. Alles bleibt schwammig und diffus, was eine unheimliche Atmosphäre erzeugt.
Mit dem Schauplatzwechsel von Transsilvanien nach England werden weitere Charaktere und Tagebuchschreibende eingeführt. So entsteht trotz der subtilen Wahrnehmungen ein interessantes Gesamtbild der Ereignisse. Die Darstellung der Frauenfiguren ist meiner Meinung nach gelungen. Stoker vereint durch Lucy und Mina traditionelle und moderne Ansichten, was spannende Kontraste schafft.
Die Charaktere entwickeln sich konsequent weiter, besonders Mina und Jonathan, die über sich hinauswachsen. Van Helsing beeindruckt mich zunächst sehr, jedoch wird er im Verlauf der Geschichte für mich zu einem langatmigen Schwafler, was die Spannung mindert.
Die Atmosphäre bleibt überwiegend packend und an den richtigen Stellen düster, während der Schreibstil die Eigenheiten der Charaktere widerspiegelt. Außerdem sind manche Szenen sehr blutig und detailreich.
Die Spannungskurve ist wellenartig, erreicht im letzten Drittel jedoch einen Tiefpunkt, bevor sie sich zum Schluss wieder erholt. Das Ende ist stimmig, auch wenn nicht alle offenen Fragen geklärt werden.
Fazit:
Dracula ist zurecht ein Klassiker. Es hat mich erstaunt, wie wenig detailgetreu nachfolgende Filme und Bücher sind. Den Stammvater aller Vampire sollte jeder mal gelesen haben. - Robert Scheer
Pici: Erinnerungen an die Ghettos Carei und Satu Mare und die Konzentrationslager Auschwitz, Walldorf und Ravensbrück
(42)Aktuelle Rezension von: pardenEIN PERSÖNLICHES MAHNMAL...
Robert Scheer liebte seine Großmutter. Dies ist an und für sich nichts Besonderes, doch eigentlich ist es ein Wunder, dass es den Autor überhaupt gibt. Denn eigentlich hätte seine Großmutter Pici nicht überleben, nicht heiraten und keine Familie gründen dürfen. Denn dies war der Plan von Hitler und seinen Schergen. Doch als einzige ihrer weitverzweigten jüdischen Familie überlebte Pici ("die Kleine") seinerzeit die Gräuel des Holocaust.
"Die Weisen sagen, das Ziel des Lebens sei das Leben selbst. Dem folgend habe ich das Ziel erreicht. Denn ich lebe noch." (S. 56)
Zum 90. Geburtstag seiner Großmutter beschloss Robert Scheer, diese nach ihren Erlebnissen zu befragen, damit ihr Zeugnis bewahrt bleibt. Und wo Pici jahrzehntelang geschwiegen hat, öffnete sie sich ihrem Enkel gegenüber und gab Auskunft über helle und dunkle Jahre ihrer Vergangenheit.
Die ersten zwei Drittel des Buches erzählen von Picis Familie und ihrer Kindheit in Rumänien. Dort wohnte die Familie ungarischer Juden und lebte vom Holzhandel des Vaters. Arm, kinderreich, aber zufrieden, so wie viele andere Menschen der kleinen rumänischen Stadt auch. Als etwas langatmig habe ich diese Schilderungen zeitweise empfunden, aber andererseits als durchaus legitim - holte sich Pici auf diese Art noch einmal alle Mitglieder iher großen Familie in ihre Erinnerung zurück, alle in den Jahren des Holocaust ums Leben gekommen.
Die schlimmen Erlebnisse Picis nach dem Verlust ihrer Heimat in den 40er Jahren nach der Machtergreifung Hitlers nehmen entsprechend etwa ein Drittel des Buches ein. Die Vertreibung ihrer Familie aus der kleinen rumänischen Stadt, die Erfahrungen im Ghetto, die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager, die Kälte, die Hitze, der Hunger, die Unmenschlichkeit, die Angst, die Krankheiten, das Trauma, der Tod - Dinge, über die es sicher auch nach 70 Jahren noch schwerfallen dürfte zu sprechen.
Was mich bei der Lektüre verblüffte, waren die großen Erinnerungslücken Picis, die viele schreckliche Erlebnisse und Details ausgeblendet zu haben scheint.
"Und auch für die folgenden Zeiten gibt es solche kleinen Momente, die völlig in meinem Gedächtnis fehlen, aber nicht so, dass ich sie nach Jahren vergessen hatte, sondern so, als hätten sie nichts mit mir zu tun gehabt. Vielleicht, weil mein Verstand dies alles nicht nachvollziehen konnte und von sich wegschob..." (S. 90)
Entsprechend rudimentär erscheinen denn auch teilweise die Erinnerungen, Spotlights der Schrecken, wobei die Schilderungen selbst nahezu nüchtern erscheinen. Dennoch kommt das Grauen beim Leser an, die Bilder lassen sich ncht verdrängen, die Unfassbarkeit der Erinnerungen bricht sich Bahn. Zahlreiche in den Text integrierte Fotos (viele aus dem Privatbesitz des Autors) unterstreichen das Geschriebene, geben dem Erzählten ein Gesicht und verankern das Grauen in der Realität.
Der Schreibstil ist einfach, erinnert zeitweise an einen ungeübten Schulaufsatz. Doch vieles ist in wörtlicher Rede wiedergegeben und dokumentiert so eher das Gespräch zwischen dem Enkel und seiner Großmutter Pici als dass es literarisch aufgearbeitet ist. Dieses Stilmittel der wörtlichen Rede unterstreicht in meinen Augen die Authentizität der Erzählung.
Neben den bereits erwähnten Fotos gibt es - vor allem in dem vielseitigen Anhang - auch zahlreiche Kopien von alten Briefen, Dokumenten und Listen, die die Erinnerungen Picis in Raum und Zeit des Holocaust verankern. Hier hätte ich mir eine bessere Qualität der Darstellung gewünscht, denn viele der genannten Quellen waren durch eine blasse und verschwommene Kopie für mich tatsächlich kaum leserlich, was ich wirklich bedauerlich fand.
Robert Scheer hat mit diesem Buch nicht nur seiner geliebten Großmutter ein Denkmal gesetzt, sondern mit Picis Erinnerungen auch ein persönliches Mahnmal geschaffen. Ein Buch 'Gegen das Vergessen', das sehr persönliche Einblicke gewährt.
© Parden - Kerstin Hornung
Ein Lied aus Tränen
(17)Aktuelle Rezension von: schafswolkeDorothea und Eric sind ein Traumpaar. Gefunden haben sie sich durch die klassische Musik, denn Eric war Dorotheas Klavierlehrer. Nur ihr gemeinsamer Kinderwunsch ist bisher unerfüllt geblieben und nach mehreren Fehlgeburten beschließt Dorothea auf Kinder zu verzichten. Obwohl Dorothea eine sehr begabte Klavierspielerin ist kann sie sich nicht mehr wie früher an der Musik erfreuen, sehr zum Kummer ihres Mannes. Als Dorothea dann auch wieder den Kontakt zu alten Freunden aus ihrer Heimat Rumänien aufnimmt, ist Eric davon gar nicht begeistert. Er merkt zwar das es Dorothea gut tut, aber er selbst erträgt es nicht, dass Dorothea auch ohne ihn glückich sein kann.
Dabei soll doch Dorothea doch nur eins: nämlich nur mit Eric allein glücklich sein!
Mich hat "Ein Lied aus Tränen" sehr an das "Phantom der Oper" erinnert und das war laut der Autorin auch kein Zufall. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich musste mich erstmal an die verschiedenen Erzählperspektiven gewöhnen, aber das ging dann doch schneller als zuerst gedacht. Die Figuren sind emotional gut ausgearbeitet und man kann sie sich gut vorstellen.
Von mir gibt es 4 Sterne für eine spannende Geschichte um Liebe und Besessenheit. - Herta Müller
Atemschaukel
(285)Aktuelle Rezension von: Ava_lonInhalt
Rumänien, Januar 1945. »Es war 3 Uhr in der Nacht, als die Patrouille mich holte. Die Kälte zog an, es waren -15° C.« So beginnt der erschütternde Bericht eines jungen Mannes, der in ein russisches Straflager verschleppt wird – so wie 60000 andere Rumäniendeutsche, von deren Schicksal Herta Müller in diesem ungeheuren Buch erzählt. In Gesprächen mit dem verstorbenen Dichter Oskar Pastior und anderen Überlebenden der Lager hat sie den Stoff gesammelt – und zu überwältigender Literatur geformt.
Cover
Das Cover gefällt mir überhaupt nicht, ich mag nicht so gerne Fotografien von Menschen und ich mag keine Bilder mit Zigaretten. Auch wenn es den Zeitgeist spiegelt, so sind diese Fotos nicht mein Geschmack.
Ein Wort vorneweg
Meine Rezensionen können sowohl Spoiler enthalten als auch Analysen und Bewertungen, wobei der Schwerpunkt auf meinen persönlichen Eindrücken liegt.
Mein Eindruck
Ich bin völlig frei von irgendwelchen Vorabinformationen an dieses Buch herangegangen und habe es im Rahmen ein selbst organisierten Leserunde gelesen. Nur den Klappentext kannte ich und konnte mir so ungefähr vorstellen, dass es inhaltlich betrachtet kein leichtes Thema ist. Es ist auch schon sehr lange her, dass ich mich mit den Schattenseiten des zweiten Weltkrieges auseinandergesetzt habe. Und jetzt war dieser Zeitpunkt gekommen und schon die ersten 50 Seiten trugen sehr viel Tiefe in sich. Jeder Abschnitt steht als Synonym für Aspekte des Lebens, zum Beispiel den Deckel für den Topf, um etwas zu verschließen, Gefühle in sich verbergen und einschließen, um nicht emotional zu zerbrechen. Der Zement der an einem klebt oder sich verflüchtigt spiegelt auch sehr gut die Hoffnung und so gab es eine Reihe von Sätzen, die mich von Beginn an nachdenklich zurückgelassen haben.
Auch die vielen Wort Kreationen wie zum Beispiel Schneeverrat und Hungerengel
verbinden die Schönheit und das Grauen miteinander. Schnee ist schön, weiß und sanft, kühl und still - allerdings auch ein Verräter, denn er zeigt die Spuren im Schnee, die jemand hinterlassen hat und die dann direkt zum Versteck führen, um der Deportation zu entgehen.
Hunger ist grausam und ein Horror, wenn der Magen und der Darm grollen und wahrlich kein Engel, der Frieden verspricht.
Viele Sätze erweisen sich als eine philosophische Wort Spielerei, wie zum Beispiel das schlichte Kofferpacken, wenn jemand noch nie einen Koffer gepackt hat. Was nehme ich mit? Wenn das Falsche zum Notwendigen wird und das Notwendige dann das Richtige ist, zeigt in diesem Zusammenhang immer wieder deutlich wie schnell etwas Ungewöhnliches zu etwas Normalem wird. Und all diese Feinheiten begleiten auf einer Reise, einer Reise die noch ohne Inhalt ist, sich entwickelt und letztlich vielleicht auch wieder zur Rückkehr führen wird.
Als LeserIn lernen wir die Geschichten von den Lagerinsassen kennen und die grausamen Erfahrungen jedes Einzelnen nehmen kein Ende.
Es gibt zahlreiche Sätze und Worte, die mich zutiefst berührt haben und den Taumel zwischen Leben wollen / müssen und Sterben können / sollen aufzeigen.
Auch das Wort Herzschaufel - eins werden mit seinem Arbeitsgerät, miteinander verschmelzen. Perfektion, Optimierung: die Arbeit ist ein gemeinsamer Tanz - ist eine grausame Vorstellung und zeitgleich steckt darin so viel Poesie. Hungrig und Hoffnungslos gilt es trotzdem den Lebenskampf aufrecht zu erhalten und die Arbeit mit einem geschwächten Körper zu bewältigen.
Jedes Thema prägt den Lageralltag auf seine besondere Art und daran halten sich alle Lagerinsassen fest. Eine Haltestange aus Erinnerungen, Erzählungen und Beobachtungen.
Es ist mehr als beeindruckend mit welcher Sprache die Autorin die Gewalt aus den Beschreibungen herausgelöst hat und ein Gefühl von Verstehen auf den Weg gibt. Sie beschönigt nicht und sie verurteilt nicht.
Auch wenn die Autorin ihre Worte gut wählt, so wird die bedrückende Situation im Lager mit jedem Abschnitt deutlicher und betrifft auch mich als LeserIn - eine Grenze des zumutbaren wird erreicht. Und trotzdem lesen sich die Zeilen gut, sie treffen den Kern in unserem Inneren und ein langsames Verstehen breitet sich aus. Ich fühle mich verbunden mit den Menschen im Lager.
Fazit
Ein tolles Buch, welches ich trotz der Thematik gerne gelesen habe. Es wiegt im Herzen leicht und schwer. Es vermittelt mir ein Bild über die damaligen Geschehnisse und über die Sprachlosigkeit der Rückkehrer. Auch mein Großvater, der im ersten Weltkrieg auf den Schlachtfeldern von Verdun war, hat anschließend geschwiegen. Er hat seine Erlebnisse tief in sich vergraben, um uns Kinder / Enkelkinder vor grausamen Gedanken zu schützen, damit wir die Leichtigkeit des Lebens beibehalten können..
230422
- Kai Meyer
Die Alchimistin
(402)Aktuelle Rezension von: WelpemaxSpannend, mysteriös und auch düsteres Buch voller Charaktere mit Ecken und Kanten. Eine mutige Hauptprotagonistin Aura und viele Nebencharaktere bei denen man nicht weiß, ob sie gut oder böse sind oder irgendwas dazwischen. Sehr gelungen sind die mittelalterlichen Beschreibungen der Säle, Burgen und Tunnel, ähnlich gelungen ist die ganze Atmosphäre von den Mooren des Nordens über Wien, Venedig und Siebenbürgen bis nach Swanetien, einem vergessenen Bergland jenseits des Schwarzen Meeres.
- Iris Wolff
Lichtungen
(241)Aktuelle Rezension von: xxholidayxx"Lichtungen" erzählt von einer stillen, aber tiefen Verbindung zwischen zwei Menschen, die sich über Jahrzehnte, politische Umbrüche und große Distanzen hinweg hält – oder auch verliert. Die Autorin Iris Wolff, geboren 1977, ist eine vielfach ausgezeichnete deutsche Schriftstellerin. Sie studierte Literatur, Malerei und Religionswissenschaft, arbeitete im Deutschen Literaturarchiv und veröffentlichte seit 2012 mehrere Romane. Mit Lichtungen stand sie 2024 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.
Worum geht’s genau?
Lev und Kato begegnen sich in ihrer Kindheit im kommunistischen Rumänien. Als Lev krank im Bett liegt, wird Kato – scharfsinnig, aber von anderen gemieden – zu ihm geschickt, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Zwischen den beiden entsteht eine stille Freundschaft, die Lev Halt gibt – auch über die Jahre hinweg. Kato verlässt das Land, Lev bleibt – und lebt weiter in Erinnerungen und alten Pfaden. Er erhält Postkarten aus ganz Europa von Kato. Als schließlich eine aus Zürich kommt mit nur einem Satz: „Wann kommst du?“, beginnt für Lev eine innere Reise in die Vergangenheit.
Der Roman erzählt die Geschichte rückwärts: von der Gegenwart bis zurück in die Kindheit – in kunstvollen, für meinen Geschmack zu langen Kapiteln, die sich Stück für Stück einem Lebensmosaik nähern.Meine Meinung
Nachdem dieses Buch zum Zeitpunkt seines Erscheinens im Januar 2024 in meiner Buchbubble regelrecht gefeiert wurde, habe ich es mir damals als Rezensionsexemplar besorgt. Und doch blieb es lange auf meinem SuB liegen – ich hatte - basierend auf dem Klappentext -einfach nie den Impuls, wirklich hineinzulesen. Leider hat sich dieses Zögern auch beim Lesen bestätigt: Das Buch hat mich nicht berührt, nicht mitgerissen – und das, obwohl es thematisch und sprachlich vielversprechend klang.
Die Beziehung zwischen Lev und Kato ist fein gezeichnet, ihre Verbindung von zarter Tiefe. Doch insgesamt konnte mich der Roman emotional nicht für sich gewinnen. Im Gegenteil: Ich empfand ihn als langatmig, die Handlung wirkte ziellos. Es gibt nur sehr wenige Dialoge, was die Distanz zu den Figuren noch verstärkt hat.
Spannend und neuartig fand ich jedoch die gewählte Erzählweise: von der Gegenwart ausgehend rückwärts erzählt, wobei jedes Kapitel zeitlich weiter zurückgeht, aber in sich linear verläuft. Doch genau dieser Aufbau hat bei mir auch dazu geführt, dass ich oft den Überblick verlor. Die Kapitel sind lang, die Perspektiven wechseln, und jedes Mal, wenn ich mich gerade in eine Episode eingelesen hatte, wurde ich erneut in eine frühere Zeit geworfen. Das hat meinen Lesefluss empfindlich gestört – ich kam nie wirklich in den Text hinein. Ich denke, man müsste das Buch sehr konzentriert und langsam lesen, um alle Verbindungen zu verstehen – doch dafür hat mir persönlich die Motivation gefehlt.
Vielleicht waren meine Erwartungen einfach zu hoch, vielleicht war es nicht der richtige Zeitpunkt – aber für mich blieb der Roman seltsam ziellos. Auch die literarischen Mittel – etwa die rückwärts laufende Struktur – konnten das nicht auffangen. Im Gegenteil: Für mich fühlte sich das eher nach einer formalen Spielerei an, die dem Text mehr Tiefe verleihen soll, die aber in meinem Fall keine emotionale Resonanz erzeugt hat. Es tut mir leid, das zu sagen – aber von mir gibt es keine Leseempfehlung. Vielleicht probiere ich noch einen anderen Roman von Iris Wolff, denn ihr Stil hat zweifellos Qualität. "Lichtungen" jedoch konnte mich nicht überzeugen.
Fazit
Ein sprachlich ambitioniertes Buch, das mich emotional nicht berührt hat. Die Figuren blieben blass, die Handlung ziellos, der Aufbau verwirrte. Trotz der hochgelobten literarischer Qualität hat "Lichtungen" bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Deshalb 2,5 von 5 Sternen.
- Ulrike Schweikert
Die Erben der Nacht - Dracas
(152)Aktuelle Rezension von: Bücherfuchs_ZeilenmagieDer vierte Teil der Reihe „Die Erben der Nacht“ bringt uns als Leser nach Wien und damit zum Clan der Dracas. In den vorherigen Bänden ist schon deutlich geworden, welche Fähigkeiten die Dracas besitzen.
Die Erben lernen fechten, tanzen und Deutsch, doch die Fähigkeiten des Clans nicht, was für einigen Unmut sorgt. Leo trainiert daher seine Freunde heimlich und zeigt ihnen die Gabe.
Leo, Alisa und Luciano sind 16 Jahre alt und haben sich äußerlich verändert. Luciano ist gewachsen, erschlankt und attraktiv geworden und Ivys Körper dagegen ist immer noch unverändert. Sie wirkt wie ein Kind neben ihren Freunden und ignoriert die Warnung, dass ihr Geheimnis nicht länger sicher ist. Erste Verdachte keimen auf und vor allem als sie sich verletzt, wird es schwerer das Geheimnis zu bewahren.
Luciano offenbart beim Fechtunterricht ein verborgenes Talent und stellt sich auch geschickter an als in den vorherigen Jahren. Die Abenteuer haben ihre Spuren hinterlassen und ihn selbstbewusster gemacht.
Leo und Alisa entwickeln auch immer mehr Gefühle füreinander und haben ihre besondere Momente miteinander, die einen nur vor Freude quietschen lassen.
Da die Erben langsam erwachsen werden und auch die ersten romantischen Gefühle aufkommen, erkennt Alisa, dass die Akademie nicht nur dazu dienen soll die Fähigkeiten zu trainieren, sondern auch ihre Blutlinien zu mischen, um neue Erben zu zeugen und die Vampire vor dem Aussterben zu bewahren.
In diesem Band erfahren wir auch endlich, wer der Verräter von den Vampirclans ist und wer die Infos an den dunklen Schatten weitergibt.
Als Leser dürfen wir uns auch wieder auf Latona und Bram Stoker freuen, sowie auch eine weitere bekannte Figur aus alten Geschichten und Mythen um Vampire: van Helsing. Dieser findet hier auch wieder seinen Platz.
Wir erfahren hier in diesem Band auch mehr über den Blutrausch und wie ein Mensch zu einem Vampir wird.
Die Handlung ist dabei recht emotional und vor allem geschieht dies heimlich ohne das Wissen der älteren Vampire.
Dazu kommen die Upiry wieder vor, der verschollene siebte Clan. Immer mehr nimmt die Handlung Spannung auf und dass dieser Clan versucht alle anderen zu unterjochen. Doch auch Dracula, der Urvater aller Vampire, hat seine Pläne und diese führen ihn immer wieder zu Ivy.
Als Leser erfahren wir auch etwas über die Gesellschaft von Wien, der Stadt und dem großen Wiener Hofball. Der Band endet mit einem Epilog aus Draculas Sicht und wir erfahren, wohin es beim nächsten Jahr geht: London.
Leider erfahren wir in diesem Band nicht Leos Geschichte und wie er das erste Mal von einem Menschen getrunken hat. Diese Geschichte hätte mich sehr interessiert und leider macht die Autorin weiterhin ein Geheimnis darum.
Wie im Epilog angekündigt können wir uns im nächsten Band auf London freien und dem Clan der Vyrad.
Ich kann wie in den vorherigen Bänden nur betonen, dass die Autorin einen sehr angenehmen Schreibstil hat und dabei die geschichtlichen Fakten gut ausgearbeitet und recherchiert hat.
Die Reihe empfehlen ich jeden, der klassische Vampire mag, Jugendfantasy und ein wenig Geschichte.
- Wolfgang Hohlbein
Am Abgrund
(379)Aktuelle Rezension von: TanteGhostDer Protagonist ist von Anfang an interessant und weiß nicht einmal selber, was er genau ist. Er gerät unfreiwillig in ein Abenteuer.
Inhalt: Andrej will in das Dorf seiner Kindheit zurück kehren. Er möchte seinen Sohn wiedersehen und die Trauer um seine Frau verarbeiten. Doch im Dorf angekommen sieht er nur noch eine menschenleere Siedlung und im großen Wehrturm findet er die Leichen all jener, die er eben noch vermisst hat.
Einzig ein Junge, ein Familienmitglied, aber eben nicht sein Sohn, hat überlebt und kann ihm erzählen, was passiert ist.
Frederic und Andrej machen sich an die Verfolgung der Entführer und der Dorfbewohner, welche sie mitgenommen haben. Dabei stoßen sie auf ihre Widersacher und Andrej seine Weichheit sorgt später dafür, dass unschuldige Gasthausbesucher in einem höllischen Flammenmeer umkommen müssen.
In Constanta angekommen, scheinen Frederic und Andrej so ziemlich an ihrem Ziel zu sein. Doch sie haben sich mit ziemlich zwielichtigen Leuten eingelassen, die Andrej jetzt in die Pfanne hauen.
Andrej gerät in Gefangenschaft und in den Strudel von Machenschaften mächtiger Leute. Und er lernt etwas wichtiges über sich und seine Familie.
Fazit: Oh man, schon wieder eine Reihe. Ich kann aber auch machen, was ich will. Jedes, aber auch jedes Buch, was mich in irgendeiner Form anmacht, was ich gern lesen wollen würde, ist Teil einer Reihe. - So auch hier. Einziger Vorteil: In diesem Fall handelt es sich um den ersten Band eben dieser Reihe. Und eins ist mal klar, wenn mich der Band hier überzeugt, dann werde ich mir wohl auch die folgenden noch irgendwie holen müssen. Da führt wohl kein Weg daran vorbei *seufz - Kann nicht mal jemand das Erschaffen von immer und immer wieder neuen Reihen einfach verbieten…. das wäre doch mal was. - Alles klar, es werden wohl die die nächsten 9 Folgebände auch noch werden.
Der Start in die Reihe war spannend und authentisch. Hohlbein hat hier kein langes Vorgeplänkel gemacht und ist gleich voll in die Handlung eingestiegen. Gleich zu Anfang bin ich auf den Protagonisten neugierig geworden. Dass er nicht ganz “normal” ist, war mir von Anfang an klar und dass er so auffällig wenig über sich selber wusste, hat die Handlung nur noch zusätzlich aufgepeppt.
Alles an der Handlung war so beschrieben, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkam oder die Handlung gestoppt hätte. Ich hatte die ganze Zeit diesen Andrej vor meinem geistigen Auge, wie er mit seinen langen schwarzen Haaren den Schwarm aller Frauen verkörpert, gleichzeitig aber auch irgendwie naiv und unwissend durch die Welt tappt. - Ich bin wirklich klasse unterhalten worden und bereue die Lektüre in keiner Weise.
Wie schon einmal gesagt, müssen hier unbedingt die Folgebände ran. Mich interessiert einfach, wie es mit diesem seltsamen jungen Mann weiter geht. Was er noch über sich lernt, wie sich sein Körper noch weiter verändert und was mit Frederic, sein kleiner Verwandter, noch wird.
Ich kann dieses Buch wirklich ruhigen Gewissens empfehlen. Es ist zwar schon etwas älter, wenn man nach dem Erscheinungsdatum geht, aber der Leser wird gut unterhalten. Es hat Spannung, es hat Drama und es hat Mystik. Wolfgang Hohlbein hat hier ein Werk abgeliefert, was durchaus mit zu seinen besten gezählt werden kann.
Aber Vorsicht, es handelt sich hier um den Auftakt zu einer Reihe. Ihr lauft Gefahr, da in eine wirklich spannende und umfangreiche Geschichte hinein zu geraten.
- Miklós Bánffy
Die Schrift in Flammen
(7)Aktuelle Rezension von: MinooZusammenfassend geht es in dem ersten Band der Siebenbürger-Trilogie von Miklos Banffy vor allem um Ungarns Geschichte, die damalige Politik und Gesellschaft, Intrigen und natürlich die Liebe.
Besonders genossen habe ich den ausschweifenden, eindringlichen Schreibstil. „Die Schrift in Flammen“ ist kein einfaches Werk und lässt sich nicht mühelos lesen. Doch selten lohnt sich die Mühe so sehr wie bei diesem Buch. Banffys Schreibstil ist wunderschön. Wie er die Menschen, die Natur, die Bälle und die Liebe beschreibt ist teilweise urkomisch, teilweise melancholisch und immer voller Leben. Natürlich muss man Gefallen, an seitenlangen (Natur-)Beschreibungen finden. Leser, die einen eher knappen Schreibstil bevorzugen, dürften sich hier langweilen und wenig Freude an dem Buch finden. Banffy selbst gehörte zum ungarischen Adel, was sicherlich zu der Authentizität der Geschichte und der Melancholie, mit welcher der Untergangs der Aristokratie beschrieben wurde, beitrug. Mit Ungarns Geschichte und Politik befasst sich der Autor sehr genau. Interesse an ebendieser sollte der Leser auf jeden Fall mitbringen. Als Laie fiel es mir schwer, den politischen Geschehnissen zu folgen, sodass ich während dem Lesen, Nachhilfe im Bereich der ungarischen Geschichte nahm. Alles konnte ich dennoch nicht ganz nachvollziehen, weshalb ich vor Band 2 auf jeden Fall noch einiges nachlesen möchte.
Das Buch ist in sechs ungefähr gleichgroße Kapitel unterteilt. Die Leben der Protagonisten Balint und Laszlo sind sehr unterschiedlich. Während Balint ein sehr geordnetes und zielstrebiges Leben führt, ist Laszlo der Träumer, der etwas planlos durchs Leben schreitet und sich letzten Endes durch seine Spielsucht in den Ruin treibt.
Gleich zu Beginn des Buches, wurden die Personen auf einem Ball vorgestellt. Mein erster Gedanke war, dass ich mir die Namen und deren Gesichter und Geschichten bestimmt nicht merken kann, das sicherlich aber auch nicht muss. Weit gefehlt. Trotz der ungewohnten Namen, konnte ich mir diese sehr gut einprägen. Dies war auch notwendig, da die Personen vom Anfang alle wieder vorkommen. Es ist nun mal ein geschlossener Kreis, in welchem sich die großen Familien des Landes bewegen.
"Beim Anblick seiner Stupsnase, des runden Gesichts und des mächtigen Schnurrbarts hätte man meinen können, er sei ein alter Kater, der irgendwo eine Wurst gestohlen hat." (S. 338)
Die Charaktere zeichnete Banffy sehr detailreich und authentisch, sodass ich bei manchen Ekel empfand und mich auf andere freute. Manche verachtete ich zutiefst, anderen hätte ich gerne in ihrem Leid beigestanden. Besonders angetan war ich von dem groben und doch liebenswerten Nebencharakter Zakatas, dessen Bemerkungen ich immer mit einem Grinsen las.
"Ihr Rindviecher! Ein Gast kommt an, und mir sagt niemand etwas! Ich werde euch alle so durchprügeln, dass ihr bis zu eurem letzten Tag Krüppel bleibt! Wo bist du, mein Vögelein?" Breit fuchtelnd kam er zwischen den Fliederbüschen zum Vorschein, während er sich immer wieder brüllend zurückwandte: "Ihr Esel, ihr Schweine", um dann erneut lächelnd Balint zuzurufen: "Lieb, dass du gekommen bist, du machst mir wirklich große Freude!" (S. 558/559)
Auch das Leben der Charaktere empfand ich als sehr spannend und authentisch. Der glamouröse Lebensstil der sich in Bällen und Pferderennen widerspiegelt, aber auch unterschiedliche Besuche, der Druck der Gesellschaft, die Lästereien und Intrigen habe ich unglaublich gerne gelesen. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz und in kaum einem Werk zuvor, habe ich so authentische und mitreißende Liebesgeschichten gelesen, wie in "Die Schrift in Flammen". Sowohl Balints Liebe zu Adrienne, als auch Laszlos Liebe zu Klara hat sich mich zutiefst berührt und mitgerissen. Die Beschreibung, wie sich die Männer nach diesen Frauen sehnen ist unvergleichbar.
"So wortlos verblieben sie noch lange; der Mann starrte an die Decke, die Frau, das Kinn in die Hand gestützt, wandte den Blick nicht vom Gesicht des Freundes. Lage Zeit verharrten sie in der unendlichen Stille ihres nach Liebe riechenden Heims, wo doch jeder Winkel von ihren vielen wilden Umarmungen wusste." (S. 659)
Fazit: Die Mühe, die man beim Lesen aufbringen muss wird tausendfach belohnt. Dennoch sollte man Interesse an der ungarischen Geschichte sowie eine Vorliebe für den ausschweifenden Schreibstil mitbringen, um Banffys Meisterwerk wirklich genießen zu können. - Miklós Bánffy
Verschwundene Schätze
(4)Aktuelle Rezension von: MinooIn dem ersten Band der Trilogie betrachtet Miklos Banffy die ungarische Oberschicht. Die Gesellschaft an sich mit all ihren Intrigen, Bedürfnissen, Sehnsüchten und Charaktereigenschaften wurde sehr detailliert und ausführlich beschrieben. Erzählt wurde die Geschichte der beiden Grafen Balint und Laszlo (in etwa zu gleichen Teilen), deren Entwicklung und deren große Gefühle für zwei Frauen. Auch politische Einblicke gab es bereits. Die Stimmung des ersten Bandes war unbeschwerter. Es gab humorvolle Stellen, welche in diesem zweiten Band deutlich seltener vorkommen. Dass die Stimmung in den beschriebenen Jahren in Siebenbürgen eher düster und vorahnungsvoll ist, spiegelt sich in der Atmosphäre des Buches wider. Die politische Lage spitzt sich zu, der erste Weltkrieg steht bevor.
Im zweiten Band der Trilogie steht die Politik im Vordergrund. Alle Leser, die nicht oder nur wenig mit der Geschichte Siebenbürgens vertraut sind, sollten sich spätestens vor dem Lesen des zweiten Bandes noch ein paar Grundkenntnisse zulegen. Genauestens beschreibt Banffy die Politik der Ungarn zur damaligen Zeit. Ein gewisses Interesse ist also absolut notwendig. Die Hauptthemen des ersten Bandes geraten etwas in den Hintergrund. Zwar wird Balints Liebe zu Addy nach wie vor thematisiert, doch Laszlo kommt in diesem zweiten Band - zu meinem Bedauern! - kaum noch vor, war er doch in "Die Schrift in Flammen" mein Liebling. Die Geschichte geht voran. Genauer thematisiert wird in diesem Buch auch die Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau.
Der Schreibstil des Autors ist nach wie vor ein wahrer Genuss und erinnert stark an Tolsois Schreibe, mit welchem er auch des Öfteren verglichen wurde.
"Im prasselnden Regen erreichten sie manche Tropfen, sie rollten ihr über das Gesicht hinab und bedeckten die Brillengläser. Doch nicht dies allein behinderte ihre Sicht. Ihre Tränen sammelten sich auch auf der Innenseite der gewölbten Gläser. Allmählich durchdrangen sie - es waren so viele - den fest anliegenden Rand der Brille und flossen ihr die Wangen hinab. Die Natur und die ihre Augen wetteiferten miteinander, so beweinten sie ihre Trauer." (S. 107)
Fazit: Keine Frage, dass es sich bei Banffys Werk um Weltliteratur handelt. Stilistisch sicher schafft er Atmosphären und schillernde Bilder im Kopf des Lesers wie kaum ein anderer. Sehr zu empfehlen, ein Interesse an der (ungarischen) Politik ist aber Grundvoraussetzung. - Iris Wolff
Die Unschärfe der Welt
(168)Aktuelle Rezension von: HerbstroseWir befinden uns Ende der 1960er-Jahre, als Samuel als Sohn des Dorfpfarrers Hannes und seiner Frau Florentine im rumänischen Banat unter dramatischen Umständen zur Welt kommt. Bereits die Geburt von Vater Hannes war ungewöhnlich, er erblickte in den 30er-Jahren das Licht der Welt, während seine Eltern Johann und Karline gerade bei einer Schiffsbesichtigung waren. Jahre später, man schreibt die 80er, der Ostblock beginnt sich allmählich aufzulösen, begleitet Samuel seinen Freund Oz auf der Flucht nach Deutschland. Er trennt sich ohne Abschied von seiner Heimat, seinen Eltern und von Stana, seiner großen Liebe …
Iris Wolff, geb. 1977 als Tochter eines Pfarrers im siebenbürgischen Hermannstadt in Rumänien, ist eine deutsche Schriftstellerin. Ihre Kindheit verbrachte sie an ihrem Geburtsort und im Banat, bis ihre Eltern nach Deutschland auswanderten als sie acht Jahre alt war. Später studierte sie Deutsche Sprache, Literatur, Religionswissenschaft sowie Grafik und Malerei in Marburg. Sie verfasst hauptsächlich Romane und Kurzgeschichten, ihr Debüt gab sie bereits 2012, seit 2018 ist sie als freie Schriftstellerin tätig. „Die Unschärfe der Welt“ (2020) ist ihr vierter veröffentlichter Roman. Die Autorin lebt heute in Freiburg/Brsg.
Sieben Personen aus vier Generationen einer Familie stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte. Die sieben Kapitel des Buches befassen sich mit jeweils einer dieser Figuren und deren Umfeld, ihren Nachbarn und Freunden, die alle irgendwie miteinander verzahnt sind. Der Pfarrhof ist hier das geruhsame Zentrum, in dem sich alle irgendwann einfinden. Die alles miteinander verbindende zentrale Person ist dabei Samuel. Auch nach seiner Flucht vor dem Ceausescu-Regime nach Deutschland bleibt für ihn die Erinnerung an das stille Heimatdorf und den Pfarrhof lebendig.
Der Schreibstil der Autorin ist feinsinnig und schnörkellos, beinahe schon poetisch. Es gelingt ihr, mit ihrer Ausdrucksweise ein wunderbares Bild der Landschaft im Banat zu zeichnen, sodass man sich die ländliche Idylle und das Leben im Pfarrhof äußerst plastisch vorstellen kann. Ganz nebenbei erwähnt sie auch die politischen Ereignisse im Rumänien der jeweiligen Zeit und ihre Auswirkungen auf die einzelnen Familienmitglieder. Wir erfahren vom Dorfleben vor dem Hintergrund verschiedener Herkunft und Sprache, von unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten und davon, was trotzdem allen dort lebenden Menschen die Heimat bedeutet. Wir lesen von Veränderungen, Verlust und Neuanfang, von Freundschaft und Liebe, von Vereinsamung und selbstloser Aufopferung. Dies alles in einer Sprache die Leichtigkeit vermittelt und sich sehr schön lesen lässt.
Fazit: Ein wunderbares Buch, das ich gerne weiter empfehle!
- Dana von Suffrin
Otto
(110)Aktuelle Rezension von: buchstaeblichverliebt📌 "Das ist das Traurige der Welt, die Momente halten nicht, und auch die schönen vergessen wir, und selbst wenn nicht, irgendwann nehmen wir sie mit, und sie lösen sich auf mit uns." - S. 208
Die Geschichte eines in die Jahre gekommenen rumänischen Juden, der im Alter mehr und mehr auf Hilfe angewiesen ist und diese nun von seinen beiden Töchtern einfordert.
Rückblickend erfährt man in einzelnen Episoden Begebenheiten aus der Vergangenheit über ihn und seine zahlreichen Familienmitglieder.
Fand ich recht unterhaltsam und amüsant, allerdings mit einigen Längen.
- Lioba Werrelmann
Tod in Siebenbürgen
(140)Aktuelle Rezension von: strickmagie_liestPaul Schwartzmüller, freier Journalist aus Köln , erhält gerade das Angebot für eine Festanstellung als Chef vom Dienst. Doch dann erreicht ihn am gleichen Tage ein Brief von einem Notar in Bukarest, der ihm mitgeteilt, dass seine Tante ihm ihr Haus in einem Dorf in Siebenbürgen vererbt hat. Paul will daraufhin eigentlich nur kurz nach Siebenbürgen und den Nachlass regeln. Doch kaum ist er in dem Dorf angekommen, in dem er als Kind glückliche Sommer verlebte, wird sein alter Freund Sorin unter Mordverdacht verhaftet. Außerdem trifft er auf dem Hof seiner Tante auf die mysteriöse Maia, die diese an Kindes statt angenommen hat, und dann taucht ein kleines Tigani-Mädchen auf, welches für Paul noch eine bedeutende Rolle spielen wird.
Das Buchcover ist ein absoluter Hingucker. Der Schreibstil der Autorin ist sehr bildhaft und hat mir gut gefallen. Ich fühlte mich dadurch in die siebenbürgische Dorfgemeinschaft hinein versetzt. Die Protagonisten sind interessant und vielschichtig, Aberglaube und Mystik spielen eine Rolle, das Setting ist absolut großartig, die Handlung spannend und mitreißend, das Ende hatte ich erahnt, habe aber trotzdem bis zum Schluss mitgefiebert.
Fazit: Ein toller Krimi aus einer Gegend, die ich so noch nicht kannte, und für den ich sehr gerne eine Leseempfehlung erteile.
- Wolfgang Hohlbein
Der Vampyr
(283)Aktuelle Rezension von: TanteGhostEine herrliche Eigeninterprätation des historischen Graf Dracula im Stil von Wolfgang Hohlbein.
Inhalt: Andrej und Frederic machen sich gemeinsam auf den Weg, um ihre Leute zu befreien. Dabei stoßen sei auf das Sklavenschiff auf der Donau. Doch der Befreiungsversuch schlägt fehl und stattdessen geraten sie in die Fänge von Abu Dun. Der will die Kräfte, die Andrej hat.
Doch auch das Sklavenschiff gerät in Gefahr, als es von der Inquisition mit griechischem Feuer unter Beschuss genommen wird. – Andrej, Abu Dun und Frederic werden Verbündete wieder Willen. Ihr neuer Gegner ist Graf Tepesch. Der Foltergraf, welcher als Dracula Menschen aufs Übelste foltert und und tötet. Auch er will das erreichen, was Andrej und Frederic haben. Er weiß mehr als Andrej selber. Theoretisch kennt er auch den Weg zu diesem Zustand. Die Umsetzung fehlt noch.
Fazit: Das Buch stammt aus dem Jahr 2000. Es ist also nicht gerade die neueste Lektüre, aber meiner Meinung nach sind die Bücher von Wolfgang Hohlbein wie Wein. Die werden nicht älter, die werden besser. – auf die Reihe aufmerksam geworden, bin ich durch eine Freundin, die diese Reihe mal durchgesuchtet hat. Dann ist sie wieder in Vergessenheit geraten, nur um durch einen Zufall neu entdeckt zu werden.
Dieser zweite Band knüpft an den ersten an. – Für eine Reihe nicht unlogisch. Jedoch braucht es den ersten Band nicht zwingend fürs Verständnis. Die Protagonisten jagen vergangenen Ereignissen nach. Dazu ist es nicht nötig, die Umstände genau zu kennen.
Zunächst sieht alles erst einmal nach einer klassischen Heldenreise aus. Unterwegs, im Namen der Gerechtigkeit, geraten die Protagonisten erst in Gefangenschaft, dann in einen Hinterhalt und wieder in Gefangenschaft. – Die Gefangenschaft auf der Burg bei Graf Tepesch weißt sehr starke historische Bezüge zum wirklichen Foltergraf von Transsilvanien auf. Es gab einen Graf Dracul, welcher Menschen grausam foltern lies und sie auf Pfähle spießte. Genau diese Gemeinsamkeiten machen dieses Buch so interessant. Irgendwie kann ich mir gut vorstellen, dass es so oder ähnlich seinerzeit wirklich abgelaufen sein könnte. Selbst der Grund, warum der Graf das alles tut, wird in diesem Buch mit einmal schlüssig. – Ein sehr geschickter Schachzug, hier die Story eines etwas anderen Vampyrs hineinzuschreiben.
Wer und was der Protagonist ist, kommt erst jetzt, im zweiten Band, so wirklich zur Sprache.
Die ganze Handlung ist in der Welt von Dracula eingebettet. Das Ganze liest sich, als wäre es am Ende genau so passiert. Vollkommen unerheblich, ob es nun diese Vampyre wirklich gibt, oder nicht.
Dieser zweite Band ist eine ins ich abgeschlossene Story, die aber auch gut weiter gesponnen werden kann. Die Reise von Andrej und Frederic ist noch lang nicht zu Ende und man kann noch viel erwarten.
Die ganze Story kommt im typischen Hohlbein-Stil daher. Sie ist stellenweise sehr langatmig erzählt. Dafür aber bildgewaltig, sofern man sich darauf einlässt, und in einem einfachen Stil.
Ich hatte bei der Lektüre insbesondere Kopfkino von diesem Grafen und seinen krausamen Taten. Eine mittelalterliche Welt, auf einer Burg mit einem wirklich sehr herrischen und eigenen Burgherren. Stellenweise habe ich mit den Opfern, von denen berichtet wurde, sehr gut mitfühlen können.
Interessant war, dass hier wirklich Fakten des historischen Graf Dracul eingearbeitet waren. So ein wirklich unmenschlicher Burgherr hat ja in Transsilvanien wirklich existiert. Und auf diesem Typen beruht ja auch das Ding mit Dracula, auch wenn es stark abgewandelt wurde. Aber eben genau so kann man sich die Entstehung der Sage vorstellen.
Die Story ist in sich geschlossen. Man kann diesen zweiten Band sehr gut unabhängig vom Rest der Reihe lesen und hat so eben ein Stück von Andrej´s Reise. Allerdings kann man diese Story auch sehr gut weiter spinnen. Das ist wirklich geschickt gemacht.
Es handelt sich hier um den zwieten Band einer Reihe, was Aber nicht besonder auffällt. Als einzelnes Buch gelesen, könnte man es als Entstehungsgeschichte von Graf Dracula sehen.
Für Fans von Hohlbein und Fantasybegeisterte ein Muss.
- Sigrid Katharina Eismann
Das Paprika-Raumschiff
(2)Aktuelle Rezension von: KulturkorrespondenzWo landet ein „Paprikaraumschiff“? Gewiss, ostwärts, wo zum Frühstück Paprika und „Paradeis“ serviert werden. In einer Region, in der man weiß, dass ein „Bizikel“ ein Fahrrad ist, eine „pungă“ eine Tüte und ein „bácsi“ ein ungarischer Onkel. Wenn eine Mutter mit ihrer Tochter in Richtung „Innere“ fährt, weiß hier jeder: Fahren die beiden nur eine Haltestelle mit der „Dschanga“ (Straßenbahn) und gehen ins „Dispensar“, ist die Tochter krank; bei mehreren Stationen ist die „Schul“ in der „Inneren Stadt“ das Ziel. In dieser Gegend liebt ein Mensch einen anderen, auch wenn er ihn eine „Sekatur“ nennt. Mit Eismanns Debüt-Roman tummeln wir uns, geografisch gesehen, in der Hauptstadt des Banats: in Temeswar/Timișoara und Umgebung. Doch verläuft die Reise eher in der Zeit. Sprunghaft geht’s aus der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder retour. Mal suchen wir die rebellischen Hotzen im Schwarzwald zur Zeit Maria Theresias auf; mal befinden wir uns mitten in der Kindheit der Ich-Erzählerin. Und wenn wir uns gerade in diese versenkt haben, wird’s ungemütlich: Es schlägt die Stunde der poetischen Zeit, in der Beobachtungen in Emotionen umschlagen; den einen oder anderen Satz müssen wir zwei-, dreimal lesen, um ihn zu enträtseln. Die aus Temeswar stammende Autorin ist nämlich auch Lyrikerin. „Die Erinnerung an meinen Ota ist ein ausgeleierter Pullover mit großen Löchern.“ Der Ota (mütterlicherseits) ist ein Temeswarer „Tausendsassa“. Hat er Hunger, muss man „die Speis verriegeln“. Wenn die „zerbrechliche Nee- Oma“ (väterlicherseits) Zeugin seiner Verwandlung in einen „Wolf aus dem Siebenbürger Märchenbuch“ wird, bleibt ihr der Atem weg. Doch in Ceaușescus Rumänien „dampfen“ immer seltener „Köpfe und Küche“. Wehe, wenn der Kopf dampft und man sagt etwas Falsches! Wehe, wenn man sich zu spät in der Schlange anstellt und mit leeren Tüten nach Hause geht! Wenn es mal zu Weihnachten Orangen gibt, glaubt man gerne ans Wunder vollbringende Christkind. Doch Oma hat Schlimmeres erlebt: Als 44-Jährige wurde sie aus ihrem „Obstgartendorf in die südrumänische Steppe deportiert und unter freiem Himmel ausgespuckt“. Wer in einem „Erdloch“ überlebt hat, lässt sich von Sachbearbeitern, die fragen: „Wo haben Sie denn so gut Deutsch gelernt?“, nicht einschüchtern. Von Ahnungslosen, die nicht wissen, dass es in Südosteuropa deutsche Schulen und Bühnen gibt, dass sich Menschen, die von dort nach „Taitschland“ kommen, über ihren Flüchtlingsausweis wundern: „Sind wir wieder Flüchtlinge?“ Eismanns banatschwäbische Familiengeschichte präsentiert sich als eine üppige Erinnerungstafel. Mit Vișinată, Paprikasch, Sarmale – doch vor allem mit viel Humor.
Veröffentlicht im Magazin Kulturkorrespondenz östliches Europa
(Juli / August 2021), geschrieben von Ingeborg Szöllösi
- Liliana Le Hingrat
Das dunkle Herz der Welt
(67)Aktuelle Rezension von: NiamhTiCullenBei jeder Handlung und hatte man das Gefühl alles mitzuerleben, körperlichen Schmerz, Emotion,das Hadern,Hassgefühle....Sehr heftige Folterungen,die etwas abgemildert beschrieben wurden(so hat die Autorin es auch beschrieben)aber einen dennoch kurz mal nach Luft schnappen ließen.Das Ende hat mich berührt und ich empfand Wehmut,dass es so enden musste...Auf die Geschichte der Söhne, bin ich sehr gespannt,auch weil es so wenig darüber zu lesen gibt, zumindest ohne dass Vampirismus darin vorkommt
- Jules Verne
Das Karpatenschloss
(24)Aktuelle Rezension von: AnnesiaEs freut einen immer selbst, wenn man aus der Fülle von Büchern etwas so gigantisches herauszieht. Das Werk von Jules Verne war nicht nur unheimlich und spannend, sondern auch angenehm zu lesen und toll geschrieben.
Von einem kleinen Dorf in den Karpathen aus, kann man ein altes Schloss sehen. Eines Tages entdeckt ein Schäfer Rauch aus dem Schloss aufsteigen und bald machen sich zwei Dorfbewohner auf, um herauszufinden was dort vor sich geht. Doch nicht nur der Weg dorthin ist gefährlich.
Ich bin im Allgemeinen ein Fan von spannender und mysteriöser Literatur und von daher freut ees mich besonders, ein so gutes Buch gefunden zu haben und ich kann es nur weiterempfehlen! - Daniel Mellem
Die Erfindung des Countdowns
(56)Aktuelle Rezension von: Lias_BücherGarten„Alles, was ein Mensch sich heute vorstellen kann, werden andere Menschen einst verwirklichen."
Dieses Zitat stammt von Jules Vernes, der durch seine Romane „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „20.000 Meilen unter dem Meer“ sowie „Reise um den Mond“ bekannt wurde. Insbesondere sein Roman „Reise um den Mond“ (1873) inspirierte nicht nur den Science-Fiction-Genre sondern auch den Naturwissenschaftler Hermann Oberth, der Jules Vernes Vorstellung der Mondreise, verwirklichen wollte.
Nur leider wurde er anfangs nicht ernst genommen und musste gegen viele Widerstände ankämpfen, während dessen Ehefrau Tilla versucht, die Familie zusammenzuhalten. Diese Geschichte des Physikers Hermann Oberth erzählt Daniel Mellem in seinem Roman „Die Erfindung des Countdowns“.
Das Buch erzählt die Geschichte von Hermann Oberth aus seiner Perspektive, beginnt in seiner Kindheit und endet mit dem Start der Mondrakete 1969. Das Buch ist in elf Kapitel aufgeteilt und wird gemäß einem Countdown absteigend nummeriert. Bei der Lektüre lernt man nebenbei viel über die Raketenwissenschaft und über die damalige Zeit. Überrascht stellte ich fest, wie viele deutsche Wissenschaftler damals aktiv waren und wie groß deren Einfluss war. Es war eine spannende Zeit. Vieles, was sich die Menschen damals vorstellten, war utopisch und es war für Menschen, wie Hermann Oberth nicht einfach, sich mit diesen Ideen durchzusetzen. Die Widerstände, die Entbehrungen, die er und seine Familie durchmachen mussten, wurden sehr gut dargestellt. Auch seine Nähe zum Nationalsozialismus wird angesprochen. Sehr gut fand ich hierzu das Nachwort des Autors. Beim Lesen des Buches merkt man, dass Hermann Oberth ein Mensch voller Widersprüche war. Einerseits war ich von seiner Intelligenz fasziniert, andererseits erschreckten mich seine politischen Ansichten und dann tat er mir auch wieder leid.
Fazit:
Ich habe durch „Die Erfindung des Countdowns“ viel gelernt. Naturwissenschaft und Geschichte wurden hier perfekt in einen Roman gepackt. Hermann Oberth sagte mir vor diesem Buch nichts. Auch war mir nicht bewusst, wie viele deutsche Wissenschaftler maßgeblich an der Entwicklung der Mondrakete beteiligt waren. Sehr überrascht hat mich auch, wie der Countdown „erfunden“ wurde.
Es war sehr spannend und faszinierend diese Geschichte zu lesen. Sehr empfehlenswert!
- Maya Freiberger
Am Himmel drei Sterne
(38)Aktuelle Rezension von: rose7474Dieser Roman konnte mich gleich fesseln und berühren. Zwar habe ich schon viele Romane gelesen, die in der Zeit des 2. Weltkrieges spielen aber noch wenig in Siebenbürgen. Daher erfuhr ich einiges was ich noch nicht wusste.
Ein wichtiges Buch gegen das Vergessen, dem ich 5 Sterne verteile und gerne empfehle. Von Maya Freiberger möchte ich noch mehr lesen.
- Daria Charon
Die Maske der Leidenschaft
(31)Aktuelle Rezension von: steffib2412Zur Story:
Siebenbürgen, Ende des 17. Jahrhunderts: Ein Pakt verpflichtet das Städtchen Allershausen, den Herren der Wolfensburg alle 25 Jahre eine junge Frau zu übergeben. Doch dieses Mal verlangen die Wolfsmänner drei Frauen. Die Ratsherren schicken ihnen drei Dirnen. Als der Betrug auffliegt, fordern die Wolfsmänner wutentbrannt ihr Recht. Um ihre jüngere Schwester Samara zu schützen, geht Viola Brugger mit ihnen. Auf der Wolfensburg angekommen, wird sie in einen Strudel aus Hass, Leidenschaft und Begierde gerissen, in dessen Mittelpunkt der geheimnisvolle Mann mit der Maske steht, Kyrian Lupanescu, der Weiße Wolf ...(By Daria Charon)
Mein Fazit:
Mit "Die Maske der Leidenschaft" ist Daria Charon ein schöner historischer Liebesroman gelungen, welcher mich sehr begeistern konnte...
Der Schreibstil ist angenehm flüssig und ich fand schnell in die Geschichte um Viola und Kyrian hinein.
Die beiden konnten mich auch als Protagonisten überzeugen.
Weiterhin besticht das Buch mit vielen prickelnden sowie spannenden Momenten, welche von der Autorin bis zum Ende aufrecht gehalten werden
Ich gebe dem Buch sehr gerne 5 Sterne und wünsche euch allen viel Spaß beim Lesen.... - Gisa Klönne
Die Wahrscheinlichkeit des Glücks
(40)Aktuelle Rezension von: rose7474Die Familenromane von Gisa Klönne konnten mich bisher immer sehr begeistern. Daher war ich sehr gespannt auf diese ältere Geschichte und hatte dementsprechend hohe Erwartungen. Sie wurden jedoch nicht ganz erfüllt.
Der Schreibstil der Autorin war flüssig und leicht zu lesen. Die Ausgangslage mit dem Kopftuch fand ich aber irgendwie unglaubwürdig. Die Personen blieben für mich recht blass. Ich hätte sehr gerne viel mehr von Hettys Vergangenheit in Siebenbürgen erfahren. Dieses Thema blieb für mich irgendwie viel zu oberflächlich. Man hätte soviel mehr draus machen können. Für Frieda konnte ich keine Sympathie empfinden. Daher konnte ich mich für das Buch nicht so erwärmen wie ich es mir gewünscht habe.
Daher nur 3 Sterne von mir und bin froh, dass ich dieses Buch nur ausgeliehen hatte. Für mich ist es busher das schwächste Werk von Gisa Klönne. Doch jederzeit würde ich wieder einen Familienroman von ihr lesen.
- Claudiu Florian
Zweieinhalb Störche
(1)Aktuelle Rezension von: HeikeGKaugummi und eiserne Autochens "Ausdeutschland" Wenn der Name Siebenbürgen fällt denkt jeder sogleich an das sagenumwobene Transsilvanien mit seinen Schlössern, Burgen, Werwölfen, Vampiren und seinem bekanntesten Vertreter Graf Dracula. Auch der Wirtschaft ist diese rumänische Region ein Begriff. Binnen weniger Jahre haben sich 50 deutsche Industrieunternehmen in der Heimat der blutsaugenden gräflichen Gruselfigur niedergelassen, die meisten sind Autozulieferer, der finnische Nokia-Konzern folgte als neuester Investor. Einen ganz anderen, noch dörflich geprägten Landstrich, erweckt Claudiu Mihail Florian in seinem Debütroman "Zweieinhalb Störche" zum Leben - das Siebenbürgen seiner Kindheit. Dazu versetzt er den Leser in die siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. "Storch, Storch, guter, bring mir einen Bruder! Storch, Storch, bester, bring mir eine Schwester!" Dieses kleine Liedchen trällert der sechsjährige Ich-Erzähler auf der Dorfstraße mehrmals laut vor sich her. Er ist gerade mit seinem Vater zu Besuch bei seinen "anderen" Großeltern in der Walachei und löst damit allgemeines Erstaunen im Ort aus, denn er hat dieses Lied auf Deutsch gesungen. Hier in dieser Region Rumäniens natürlich eine Sensation, dass so ein kleiner Bub eine "Fremdsprache" schon so gut beherrscht. Seine Mutter und Großmutter gehören zur Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen und das deutsche Brauchtum ist fester Bestandteil ihres Lebens. Es gibt das Weihnachtsfest nebst Weihnachtsmann, man geht in die christliche Kirche, liest deutsche Märchen, singt deutsche Volkslieder und erwartet von Zeit zu Zeit Besuch "Ausdeutschland" mit seinen gut riechenden Kaugummis, bunt und knisternd verpackte Süßigkeiten und Blechautochens überreichenden Onkels. Mehrerlei "Storch, Storch, guter, bring mir einen Bruder! ..." Dieses Lied wird der Knirps noch des Öfteren singen, in der Hoffnung, dass diese sein "Einerlei" beenden und ihm ein Geschwisterchen bringen könnten. Aber so richtig Verlass ist auf den Vogel nicht. Vielleicht weil hier in seiner Heimat alles "Mehrerlei" ist. Angefangen bei der Sprache (Rumänisch, Deutsch, Ungarisch und Sächsisch), dem Feuer in den verschiedenen Öfen des Hauses oder dem "Mehrerlei" der Glockentöne der "Rumänenkirche" und der "Ungarnkirche". Auch die Großeltern des kleinen Knirpses sind für ihn mehrerlei. Denn komischerweise erzählt man ihm, dass sie nicht seine richtigen Eltern sind, denn das "sollen die beiden fröhlichen Leute sein, die uns hin und wieder besuchen und sich dabei wie zu Hause fühlen." Sein Vater ein Regisseur und die klavierspielende Mutter leben in Bukarest. Mehrerlei sind auch der Fernseher und das Radio. In ersterem sieht man hauptsächlich die offiziellen, lautstarken rumänischen Propagandasendungen in denen meistens der Genosse Nicolae mit "Diesen" zu sehen ist - wie der Großvater verächtlich, ein von den Kommunisten seines Dienstes enthobener rumänischer Gendarm, meint. "Die Großmutter und der Großvater kucken auch nur ganz flüchtig hin und drehen ihn leiser und immer leiser." Mit dem Radio hingegen verhält es sich ganz anders. Seinem nur leise gehörten Kanal "Freies Europa" lauscht man - nicht nur zu Weihnachten das Glockengeläut "Indeutschland" - andächtig. Und auch hier unterscheiden sich beide Geräte allein schon wegen des unterschiedlichen Informationsinhalts. So sollte man über das Gehörte im Radio keinesfalls laut sprechen, wird dem Buben schon rechtzeitig eingebläut. Originelle Geschichtsvermittlung und Landeskunde Claudiu M. Florian, der als Presseattaché in der Rumänischen Botschaft in Berlin arbeitet, hat aus der Sicht eines kleinen Jungen - sein Alter Ego - das Siebenbürgen der siebziger Jahre auferstehen lassen. In detailreichen Umgebungsbeschreibungen, aus mit wunderbaren Lokalkolorit gewürzten Berichten des Alltags der Familie des kleinen Jungen und durch dessen gedeutete ### aus belauschten oder aufgefangenen Gesprächen der Erwachsenen, ist ein humorvoller und detailreicher geschichtlicher Abriss Rumäniens und seiner "Enklave" Siebenbürgen seit den großen Kriegen entstanden. Auch wenn dem kleinen Ich-Erzähler die Beantwortung so mancher Frage mit einem "Später" verwehrt bleibt. "Was ist es denn, dass sich erst später begreifen lässt? Das 'Später' hasse ich manchmal geradezu (...) Obwohl dessen Reiz eigentlich im hier und jetzt liegt. Denn alles, was ich jetzt haben und wissen möchte, wird bestimmt überholt und vergessen sein, eh das Später erreicht ist." In klaren Sätzen, ohne Schnörkel und Beiwerk, schafft der rumänische Autor, der sich bereits in seiner Studienzeit durch Übersetzungen mehrer deutscher und englischer Autoren - u. a. Herman Hesse - ins Rumänische einen Namen machte, eine wunderbare Aura und originelle Geschichtsvermittlung und Landeskunde. Humorvoll tapst der kleine Bube durch die Zeit und wirft einen staunenden Blick in eine alte und einstmals hoch angesehenen Kultur - die der "Siebenbürger Sachsen" -, die erst durch den Eisernen Vorhang und die großangelegten Zwangskollektivierungs- und Enteignungsmaßnahmen der Kommunisten und durch gezielte Diskriminierung dieser Volksgruppe durch den rumänischen Staat sich änderte. Letztendlich stellt er fest, dass es leichter ist Jahre zu sammeln als Geschwister. "Die Jahre scheinen irgendwie von allein zu kommen und sich zu vermehren, die Geschwister nicht." Die beschauliche Kindheit des kleinen Ich-Erzählers ist mit einem Mal viel zu schnell zu Ende. Fazit: "Zweieinhalb Störche" ist ein kurzweiliger und beeindruckender Ausflug in eine andere Welt mitten in Europa - dem deutschsprachigen Siebenbürgen in Rumänien. Es sind Geschichten aus der Erinnerung des Autors. Geschichten, die er selbst erlebt oder gehört oder aber erzählt bekommen hat. Schön, dass Claudiu M. Florian daraus diese Geschichte gemacht und sie in ein Buch geschrieben hat. "Keine Lektüre, kein Studium kann später das ersetzen, was man als Kind am Familientisch verpasste". (Lorenz Jäger)