Bücher mit dem Tag "sittengeschichte"

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12 Bücher

  1. Cover des Buches Wer regiert die Welt? (ISBN: 9783593384061)
    Ian Morris

    Wer regiert die Welt?

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Dr_M
    Einige behaupten, dass bereits im alten Griechenland die Voraussetzungen für die westliche Vorherrschaft geschaffen wurden. War also alles gewissermaßen von Anfang an determiniert? Oder entstanden diese Machtverhältnisse, wie andere meinen, als Produkt kurzzeitig wirkender Zufälle, die den Westen an einer bestimmten, aber entscheidenden Stelle der Entwicklung bevorteilt haben? Ian Morris verneint gleich zu Beginn seines umfangreichen Werkes diese beiden gängigen Theorien und kündigt dann eine völlig andere Erklärung an.

    Doch dazu müssen wir ihn in diesem Buch auf seinem Weg durch die menschliche Geschichte begleiten. Im ersten Kapitel beginnt diese Reise mit der Untersuchung der Wanderbewegung des Homo sapiens aus Afrika nach Europa und Asien. Da dies fast gleichzeitig geschah, sind rassische Gründe aus der Urzeit nicht verantwortlich für den Vorteil des Westens. Um 17000 v.u.Z. schmolzen in nur zwei oder drei Jahrhunderten die Gletscher auf der Nordhalbkugel. Als Folge dieser Erderwärmung kam es im sogenannten Fruchtbaren Halbmond vom heutigen Israel über die Türkei in den Iran und fast bis zum Persischen Golf zur frühzeitigen Entstehung und Kultivierung von Ackerbau und Viehzucht, was den Westen in Führung gehen ließ. Das ist der Inhalt des zweiten Kapitels.

    Das dritte Kapitel spielt eine zentrale Rolle im Buch, denn hier erklärt der Autor seine Methode, die gesellschaftliche Entwicklung zu messen. Dazu bastelt er sich einen Index aus vier Merkmalen: der Energieausbeute, der Organisationsfähigkeit (in Form des Verstädterungsgrades), der Verarbeitung und Verbreitung von Nachrichten und der Fähigkeit, Kriege zu führen. Nachdem geklärt ist, was zu messen ist, wird im Folgenden beschrieben, wie diese Messungen konkret durchgeführt werden. Darauf und auf kritische Punkte dabei näher einzugehen, würde leider den Rahmen dieser Rezension sprengen. Allerdings liegen einige Probleme auf der Hand, denn wir besitzen einfach nicht zu jeder Zeit und für jeden Ort der Vergangenheit die entsprechenden Daten. Klar ist dagegen sofort, dass die Kurve an ihrem Ende explosionsartig ansteigen muss.

    Von nun an arbeitet der Autor mit seinen Messkurven und präsentiert sie im vierten Kapitel für die Zeit von 14000 bis 5000 vor Christus. Dann wendet er sich der Zeit von 5000 bis 1000 vor unserer Zeit zu, in der der Osten ein wenig aufholte. Jedes Kapitel berichtet im angenehmen Erzählstil über die wesentlichen Ereignisse der Weltgeschichte im betrachteten Zeitraum, die für die damals faktisch nicht vorhandene Konkurrenz von Osten und Westen von Bedeutung waren. Obwohl der Text sehr gut geschrieben ist, kann er wegen der ungeheuren Faktenfülle gelegentlich etwas anstrengend werden.

    Von 1000 bis 100 vor Christus verlaufen die beiden Messkurven parallel. In dieser Zeit entstanden die heutigen großen Weltreligionen, und die Gesellschaften entwickelten sich von der Low-End-Organisation zur High-End-Organisation, was nichts anderes bedeutet als die Erfindung des Beamtenstaates. Das erklärt Morris im fünften Kapitel. Hier und schon im vorangegangen Kapitel macht der Autor deutlich, warum die Theorie des langfristigen Determinismus als Erklärungsmodell für die westliche Überlegenheit scheitern muss. Er nennt den Grund "Paradox der gesellschaftlichen Entwicklung". Eine gesellschaftliche Entwicklung, meint Morris, bringt immer auch genau die Kräfte hervor, die sie schließlich untergraben.

    Im sechsten Kapitel beschreibt er die Zeit von 100 vor bis 500 nach Christus, in der sowohl im Osten wie im Westen die Großreiche zerfielen. Von dieser Dauerkrise erholte sich der Osten anschließend viel schneller und ging, wenn man dem Index des Autors Glauben schenkt, erstmals in der gesellschaftlichen Entwicklung am Westen vorbei. Doch obwohl man damals in China mit Kohle etwas anfangen konnte und die Eisenherstellung aufblühte, kam es nicht zu einer industriellen Entwicklung wie mehrere hundert Jahre später in Europa. Und selbst wenn es die Chinesen, wie einige behaupten, in dieser Zeit bis nach Amerika geschafft hatten, so eroberten sie es nicht. Das wird sich später als ein schwerer Nachteil erweisen.

    Inzwischen jedoch hatte es überlegene chinesische Technologie bis nach Europa geschafft, und die Europäer nutzen das, was Morris den Vorteil der Rückständigkeit nennt. Sie holten in der gesellschaftlichen Entwicklung wieder auf (9. Kapitel) und begannen mit der Erfindung der Dampfmaschine das Zeitalter der westlichen Dominanz, das bis heute anhält. Dem Entwicklungssprung durch die industrielle Revolution in Europa (10. Kapitel) hatten die Asiaten zunächst nichts entgegenzusetzen.

    Morris macht in letzter Instanz vor allem geografische Gründe für die Tatsache verantwortlich, dass diese industrielle Revolution im 18. Jahrhundert vom Norden Europas ausging und nicht 600 Jahre früher in China begann. Darüber und auch über einige seiner Interpretationen historischer Vorgänge kann man durchaus geteilter Meinung sein. Wenn man nämlich seine Darlegungen in den einzelnen Kapiteln aufmerksam liest, dann argumentiert er dort manchmal auch anders, zum Beispiel indem er sozio-kulturelle Aspekte ins Spiel bringt oder gelegentlich auch die innere Haltung von Völkern berücksichtigt.

    Trennt man sich einmal von der konstruierten Ost-West-Betrachtungsweise und stellt dann die Frage, warum in Europa heute die nördlichen Länder den Ton angeben, obwohl sie erst in der jüngeren Geschichte Europas eine Rolle zu spielen begannen, dann versagen die geografischen Argumente von Morris, die er im 11. Kapitel noch einmal für seine Ost-West-Frage zusammenfasst, sofort, denn Europas geografische Vorteile liegen ganz eindeutig im Süden.

    Das letzte Kapitel verdirbt den guten Eindruck des Buches dann etwas, denn hier lässt sich der Autor auf viele recht fragwürdige Spekulationen ein. Ganz nebenbei kommt dabei auch sein Hang zu ausladenden Betrachtungen sehr deutlich zum Vorschein, der das Buch künstlich aufgebläht hat. Hätte sich der Autor etwas konzentrierter seiner zentralen Frage gewidmet und sie als wirklichen roten Faden benutzt, dann wäre das Buch deutlich weniger umfangreich geworden.

    Obwohl der Text nach einem riesigen Anlauf einen relativ kurzen und fragwürdigen Sprung zustande bringt, hat es doch den unschätzbaren Vorteil, dass es die wesentlichen Ereignisse der Menschheitsgeschichte auf ungefähr 600 Seiten zusammenfasst, ohne irgendwann langweilig zu werden.

    Im Anhang erklärt Morris noch einmal seinen Index der gesellschaftlichen Entwicklung und bringt Zahlen und Berechnungsmethoden, die in den jeweiligen Kapiteln ausgespart blieben.

    Fazit.
    Ein sehr interessantes Buch, das die Menschheitsgeschichte unter dem Blickwinkel der Entwicklung in Asien und Europa (sowie später Nordamerika) betrachtet. Der Autor untersucht, warum Gesellschaften aufsteigen und fallen. Obwohl man über seine Antwort auf die eingangs gestellte Frage geteilter Meinung sein kann, bietet das Buch einen einzigartigen und sehr gut lesbaren Überblick über die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft in Ost und West.
  2. Cover des Buches Pesthauch und Blütenduft (ISBN: 9783803136183)
    Alain Corbin

    Pesthauch und Blütenduft

     (5)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Wer wissen will, wie man Mitte des 17. Jahrhunderts begann Düfte, Luft und Körperausdünstungen zu wissenschaftlichen Zwecken ‚einzufangen‘ und zu destillieren, dem sei dieses Buch empfohlen. Erstmals in dieser Zeit versucht man sich mit der Zusammensetzung der Luft und insbesondere der Gerüche auseinander zu setzen. Fäulnisgase und ähnliches werden erstmals kritisch hinterfragt und von Biologen und Medizinern oft einer recht amüsanten Ursache zugeordnet. Hygiene oder ähnliches sind noch nicht so weit ausgebildet, dass sie die Entstehung von Fäulnisgerüchen erklären und u.U. auch deren Indikatorwirkung für gesundheitsschädigende Prozesse anzeigen. Am Verständnis hiervon arbeitet man noch. Problematisch wird der Zivilisationsgestank erstmals 1789 in Paris: die Revolution tobt in der Stadt und nicht nur die Politik gerät ins Wanken – so schreibt Alain Corbin, sondern eben auch die Stadt als solche. Vielerorts drücken der Unrat, die Kloake und die Leichenreste, die nicht verbrannt sondern ebenfalls einfach im Hausrat entsorgt werden, in die Wohnhäuser zurück. Die Stadt ist in den vergangenen Jahrhunderten derart expandiert, dass man Wohnquartiere entweder auf alte Mülllagerstätten erbaut hat (Senkgruben u.ä.) oder dass die Entsorgung aktuell anfallender Müllstoffe (einschließlich Kadavern tierischen und menschlichen Ursprungs) in der Nähe der Wohnhäuser erfolgt. Die Hygienische Zustände – und das beschreibt Corbin sehr plastisch – sind miserabel, der Geruch entsprechend ebenso. Bis erste Versuche unternommen werden, die hygienischen Zustände zu verbessern, vergehen noch fast 100 Jahre; zunächst ist jedoch erforderlich, dass die Menschen der damaligen Jahrhunderte die gesundheitsgefährdenden Wirkungen solcher „stinkender Zustände“ begreifen. Alain Corbin, französischer Professor, beschränkt sich in seiner Kulturgeschichte des Ge-stanks auf Frankreich, insbesondere Paris. Er zitiert Unmengen an Primärliteratur; Briefen, Tagebüchern, damalige Fachpublikationen. Das Erzählte ist oft drastisch aber gibt die tatsächlichen Zustände sehr plastisch und einprägsam wider. Alles in Allem eine sehr lohnenswerte Lektüre, wenn auch nichts für schwache Nerven. Im Übrigen räumt sie – zumindest indirekt – mit dem ewigen Mythos einer „besseren Vergangenheit“ auf: früher war nichts „besser“, allenfalls „anders“, so insbesondere unglaublich stinkender und unsauberer.
  3. Cover des Buches Sittengeschichte Roms (ISBN: 9783880591745)
    Ludwig Friedlaender

    Sittengeschichte Roms

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Ein Klassiker der Geschichtswissenschaft, der heute nicht mehr wirklich aktuell ist, aber als Weltliteratur (wie Mommsen) zu verstehen ist. Friedländer skizziert die kulturhistorischen Etappen der Römischen Geschichte, Sozialformen, Lebenformen, Kult und Brauchtum.
  4. Cover des Buches Geschichte des privaten Lebens (ISBN: 9783100336309)
  5. Cover des Buches Hexen (ISBN: 9783797919496)
    Peter Haining

    Hexen

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  6. Cover des Buches Josefine Mutzenbacher und ihre 365 Liebhaber (ISBN: 9783836110396)
    Josefine Mutzenbacher

    Josefine Mutzenbacher und ihre 365 Liebhaber

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Bastelfee
    Auch in diesem Buch gibt es genügend Passagen, die ein gewisses Maß an Lust erzeugen und auch die kesse Redensweise von Josephine Mutzenbacher lässt einen das ein oder andere Mal schmunzeln. Für all diejenigen, die ihre Freude an dem Vorgänger hatten, und mehr von dem Leben der Mutzenbacher erfahren möchten, kann ich eine Leseempfehlung aussprechen.
  7. Cover des Buches Kinsey (ISBN: 9783453600171)
    Bill Condon

    Kinsey

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Das Buch zu der Filmbiographie um den viel zu unbekannten Sexualrevolutionär Kinsey: Ob man ihn wirklich als "zweiten Darwin" bezeichnen kann, sei dahingestellt, auf jeden Fall hat Professor K. das Leben aller Menschen verändert, indem er den Schleier gelüftet hat, der von Moralpredigern auf die Sexualität gelegt wurde. Endlich erkannte man, daß es nicht "nur" hetero- oder " nur" homosexuelle Menschen gab, sondern daß die menschliche Sexualität so vielgestaltig war wie die Menschen selbst und daß eine Kriminalisierung von bestimmten Handlungsweisen als verboten oder krankhaft nichts an deren Natürlichkeit änderte. Das Buch bietet hingegen nur einen kurzen Einblick auf eine vielschichtige Persönlichkeit, ansonsten sind nur Urteile Dritter vorhanden.
  8. Cover des Buches Zeiten und Sitten (ISBN: 9783150107034)
  9. Cover des Buches Sittengeschichte Europas von Augustus bis auf Karl den Grossen. (ISBN: B002ZQNZI6)
  10. Cover des Buches Die Erfindung des modernen Menschen (ISBN: 9783499555107)
  11. Cover des Buches Sittengeschichte Europas von Augustus bis Karl den Grossen (Band I und II) (ISBN: B001HTEE4Q)
  12. Cover des Buches Die einsame Lust (ISBN: 9783940731029)
  13. Zeige:
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