Bücher mit dem Tag "smeik"

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5 Bücher

  1. Cover des Buches Die Stadt der Träumenden Bücher (ISBN: 9783328107514)
    Walter Moers

    Die Stadt der Träumenden Bücher

     (3.468)
    Aktuelle Rezension von: HannahsHobbyChaos

    Endlich, endlich, endlich komme ich dazu euch dieses Buch vorzustellen. Es ist zwar schon zwanzig Jahre alt, aber absolut wundervoll.

    Walter Moers kannte ich bisher nur durch Käpt’n Blaubär aus der Sendung mit der Maus, aber auch das Buch, aus dem Käpt’n Blaubär stammt, spielt in Zamonien, der von Walter Moers erschaffenen Fantasywelt. Beziehungsweise sieht er sich selbst nicht als Autor, sondern nur als Übersetzer, in diesem Falle von einem Text des zamonischen Lindwurm-Dichters Hildegunst von Mythenmerz. Dieser erbt ein absolut makelloses Manuskript und macht sich dann auf, den Autoren dieses Stücks zu finden. Dazu muss er nach Buchhaim, der buchverrückten Stadt, die auf einem Labyrinth voller verschollener Bücher steht. 

    Als #bookie bin ich natürlich schon der Idee von Buchhaim total verfallen. Dazu kommt mit Hildegunst ein fantastischer Protagonist, mit dem man gerne mitfiebert, der in seinen Sorgen, Ängsten und Gedanken nachvollziehbar bleibt und der auch Identifikationspotenzial bietet. 

    Buchhaim als Literatur-Hotspot Zamoniens lockt dementsprechend eine ganze Menge Besucher:innen in die Stadt, zusätzlich zu den bunt zusammengewürfelten Bewohner:innen Buchhaims. Dabei zeigt sich, dass Worldbuildung eine der großen Stärken von Moers ist, egal, ob die Bewohner:innen vom Buchling zum Lindwurm, vom Hundling zur Haifischmade, oder dem Stadtbild. Hier auch noch eine Empfehlung: Schaut euch mal die Karte von Zamonien an. “Die Stadt der träumenden Bücher” spielt zwar nur in einem kleinen Teil, aber alleine beim Blick auf die Karte bekomme ich Lust auf mehr!

    Diese Welt kombiniert Moers dann mit seinem wunderbaren Schreibstil, der ganz in Charakter, auch mal Anmerkungen des “Übersetzers” enthält, und seinem Humor. Selbst die Tatsache, dass sich ein Charakter für einen Schrank ungeputzter Brillen hält, ist kein Einmal-Witz, sondern zieht sich durch das Buch, inklusive eigenem Gedicht. Abgerundet wird das ganze durch Illustrationen von Moers, die einige der Seiten dekorieren,

    “Die Stadt der träumenden Bücher” ist eine fein-säuberlich gearbeitete Liebeserklärung an die Literatur, die ich jedem Bookie mit einem Hauch von Spaß an Fantasy unbedingt empfehle! Ich kann’s kaum erwarten, mehr aus und über Zamonien zu lesen und frage mich, warum es bis jetzt gedauert hat, bis ich in diese Welt eingetaucht bin. 

  2. Cover des Buches Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär (ISBN: 9783328107682)
    Walter Moers

    Die 13 ½ Leben des Käpt'n Blaubär

     (2.236)
    Aktuelle Rezension von: wordworld

    Mit "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" schrieb Walter Moers 1999 seinen allerersten Roman und hat damit nicht nur einen modernen Klassiker geschaffen, sondern auch den Grundstein für sein Fanatsy-Kosmos Zamonien gelegt, das er in den darauffolgenden Jahren mit etlichen Romanen ausgebaut hat. Von diesen Romanen haben ich bereits einige - zum Beispiel "Die Insel der Tausend Leuchttürme", "Ensel und Krete" oder "Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr" - mit großem Vergnügen gelesen, mit den Abenteuers der Kultfigur Käpt´n Blaubär bin ich nun aber ganz offiziell ein großer Moers-Fan geworden. Denn dieses Meisterwerk der Fantasyliteratur bescherte mir 700 Seiten pure Lesefreude und ein klares Jahreshighlight 2024!

    "Ein Blaubär hat 27 Leben. Dreizehneinhalb werde ich in diesem Buch preisgeben…"

    Mit diesem ersten Satz eines vorangestellten Briefs beginnt die unglaubliche Geschichte des Käpt´n Blaubär, der als fiktive Figur vor allem durch die Fernsehsendung "Die Sendung mit der Maus" bekannt wurde. Wie der betagte Seebär seinen gelben Freund Hein Blöd trifft, sein Haus auf den Klippen baut und den Titel "Käpt´n" erlangt, wird auf den 700 Seiten zwar nicht erzählt, dafür erfahren wir aber in 13½ Abschnitten von den haarsträubenden Abenteuern, die der Buntbär in seinen ersten 13½ Leben erlebt hat. Beginnend mit seiner Geburt begleiten wir ihn beim Aufwachsen bei Zwergpiraten, Gefühlsausbrüchen auf der Klabauterinsel, Sprachunterricht mit Klatschwellen, Schlemmereien auf der Feinschmeckerinsel, weiten Streifzügen als Navigator eines Rettungssauriers, bei seiner Ausbildung auf der Nachtakademie in den Finsterbergen sowie bei Reisen durch den großen Wald, in ein Dimensionsloch, durch die süße Wüste, in die Tornadostadt, quer durch einen abgelegten Bollog-Kopf bis nach Atlantis und schließlich auf die Moloch - das größte Schiff der Welt. 

    “Das Leben ist zu kostbar, um es dem Schicksal zu überlassen. (Deus X. Machina)"

    Ihr seht schon: Es erwartet uns LeserInnen Seemannsgarn vom Feinsten. Walter Moers trumpft hier mit einer Idee nach der anderen auf, die man sich niemals hätte selbst ausdenken können, sodass ich nach den 13½ Kapiteln mit Fug und Recht behaupten kann: So ein kurzweiliges, intelligentes und originelles Buch habe ich noch NIE gelesen!  Jede Episode in Blaubärs Leben ist so spannend,  unterhaltsam und vor allem so anders als das vorherige, dass man sich wünscht, der Autor hätte jedem Leben einen eigenen Roman gewidmet. So kommt trotz der episodischen Erzählstruktur und des großen Seitenumfangs nie das Gefühl von Länge im Roman auf - im Gegenteil, ich hätte am liebsten auch noch von den 13½ übrigen Leben gelesen! 

    "Das Leben ist kurz, behauptet man. Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.”

    Darüberhinaus ist die Handlungsdichte immens hoch. Wir stolpern mit Blaubär von einem Abenteuer in das nächste und bekommen kaum Zeit Luft zu holen. Obwohl die Geschichte aufgrund der verspielten Fantasie auf den ersten Blick wie ein Kinderbuch erscheint, ist mit durchaus ernster Spannung und ständiger Lebensgefahr zu rechnen. Außerdem sind die einzelnen Episoden wunderbar miteinander verknüpft und steigern sich im Laufe der Geschichte durch immer neue Wendungen und Überraschungen immer weiter. Der Roman wirkt zu keinem Zeitpunkt überladen, sondern bleibt durch seine rasante Handlung und den stetigen Wechsel der Schauplätze stets fesselnd. So schafft es der Autor, sich ganz in seinem geschaffenen Universum zu vertiefen und eine reichhaltige Welt aufzubauen, dabei aber trotzdem einen straffen Spannungsbogen über die 700 Seiten hinweg aufrechtzuerhalten. Kurzum: ich habe das Buch praktisch inhaliert!  

    “Es gibt Augenblicke im Leben, in denen man überzeugt ist, dass sich das gesamte Universum in irgendeinem schummrigen Hinterzimmer getroffen und beschlossen hat, sich gegen einen zu verschwören. Dieser Augenblick war so einer."

    Neben der abwechslungsreichen und originellen Handlung sorgt auch Moers Schreibstil für die Sogwirkung des Romans. Denn der Autor brilliert nicht nur mit seinen fantasievollen Ideen, sondern auch mit einem außergewöhnlichen Sprachwitz. Mit kreativen Wortneuschöpfungen, kniffligen Anagrammen, ironischen Anspielungen und einem enormen Feingefühl für Sprache, Tempo und humoristische Pointen, entlockt er selbst dem zynischsten Leser das ein oder andere Lächeln. Ergänzt wird diese Mischung durch humorvolle Intertextualität wie beispielsweise die fortlaufend eingesetzten Auszüge aus dem "Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung" von Prof. Dr. Abdul Nachtigaller. Diese erklären uns und dem jugendlichen Bär wichtige Begriffe und Naturgegebenheiten Zamonien - oft allerdings mit sehr schlechtem Timing. So lockert der Autor die Handlung immer wieder auf und führt uns gleichzeitig tiefer in seinen Fantasy-Kosmos ein: Zamonien. 

    "Ich lief hin und her, raufte mein Haar und tat schließlich das in dieser Situation einzig Vernünftige: Ich verlor den Verstand."

    Da man auf den 700 Seiten nicht nur zig verschiedene magische Spezies trifft, wichtige Schlüsselfiguren der zamonischen Wissenschaft, Kultur Politik kennenlernt, sondern auch beinahe alle Ecken des Kontinents bereist, ist "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" der bester Einstieg in das Zamonien-Universum. So erfahren wir alles über Dimensionslöcher, festgeklebte Fanta-Morganas, Lügengladiatorduelle, Tornadohaltestellen, viereckige Sandstürme, den Geruch nach Gennf, Olfaktillen und Intelligenzbazillen, was man als erfahrener Zamonien-Tourist wissend muss. Zwar können die Zamonien-Romane (bis auf die Buchheim-Trilogie) auch alle unabhängig voneinander gelesen werden - mit diesem Epos bekommt man allerdings der beste Überblick über die magische Welt. 

    "In Zamonien gab es die unterschiedlichsten Landschaftsformen, neben Wüstenplateaus sah ich Eisgipfel, Sumpfwälder, riesige Kornfelder, Steinwüsten und Mischwald. Im äußersten Westen lag ein Gebirge, dessen Gipfel wesentlich höher waren als die der anderen, es wurde das Finstergebirge genannt. Auffällig war auch eine Wüste inmitten des Kontinents, die größte, die ich jemals gesehen hatte. Am meisten aber interessierte mich die Hauptstadt von Zamonien. Das war Atlantis, damals die größte Stadt der Welt"

    Auch die Figuren, die diese Welt bevölkern sind allesamt grandios. Angefangen mit der Hauptfigur und Ich-Erzähler Blaubär, dem wir beim Erwachsenwerden zusehen dürfen. Er ist mir über die 700 Seiten mit seiner Abenteuerlust, seiner Selbstironie und  Weltoffenheit sehr ans Herz gewachsen. Es macht großen Spaß, während seiner Abenteuer das ein oder andere überraschende Talent zu entdecken, sich mit ihm tödlichen Gefahren zu stellen, die ewige Liebe zu finden und auf Rettungen in allerletzter Sekunde zu hoffen. Toll sind allerdings auch die etlichen verrückten Nebenfiguren, die er auf seinem Weg trifft. Seien es abergläubische Zwergpiraten, gehässige Stollentrollen, unangenehme Nattifftoffen, kurzsichtige Rettungssaurier, quasselnde Tratschwellen, durch die Wüste ziehende Gimpeln, eine vibrierende Finsterbergmade, eine haarige Berghutze, einen Gallertprinz aus einer anderen Dimension, einen Professor mit sieben Gehirnen, denkender Sand, hungrige Kakertratten, verhungernde Waldspinnenhexen, blutrünstige Wolpertinger und der Wahnsinn höchstpersönlich - alle hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Dabei treten manche Figuren nur kurz auf, andere ziehen sich als roter Faden durch die Geschichte und bekommen sogar eigene Romane vermacht. So zum Beispiel der Wolpertinger Rumo oder der Schriftsteller Hildegunst von Mythenmetz, auf deren Geschichten ich mich in anderen Zamonien-Romanen freue! Apropos andere Zamonien-Romane ... ich werde im Anschluss natürlich noch alle anderen Bücher des Autors lesen, auch wenn ich kaum glaube, dass sie mit "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" mithalten können werden. Aber vielleicht spricht da auch der Bookhangover aus mir - ich lasse mich gerne positiv überraschen.

    “Da ist auch noch ein anderer Geruch in der Luft, der Geruch von Feuern, die in der Ferne brennen, mit einem Hauch Zimt darin - so riecht das Abenteuer!"

    Diesmal als letztes zum Ende meiner Rezension einige Worte zur Gestaltung. Das Cover meiner Taschenbuchausgabe des Goldmann Verlags (es gibt mittlerweile mindestens so viele verschiedene Blaubär-Ausgaben wie Zamonien-Romane) zeigt den jungen Blaubär, der den Kopf zwischen ebenfalls blauen Barten des Tyrannowalfisch Rex hindurchsteckt (das kann man zumindest kombinieren, wenn man bei Blaubärs drittem Leben angelangt ist). Mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel dient die Machart des Covers von "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" als Vorlage für alle späteren Zamonien-Cover, die somit in Kombination toll aussehen. Vorgelegt und immense Maßstäbe gesetzt hat das Buch auch mit seinen zahlreichen schwarz-weiß Illustrationen im Buch. Egal ob die detailgetreue Karte Zamoniens und der weiteren Umgebung oder die zahllose Darstellungen unterschiedlicher Größe von kleinen Verzierungen bis seitenfüllenden Motiven - die künstlerische Ausgestaltung hilft dabei, der Geschichte zu folgen und auch schwer Vorstellbares zum Leben zu erwecken!


    Fazit

    700 Seiten pure Lesefreude! "Die 13½ Leben des Käpt'n Blaubär" strotzt nur so von Originalität, Sprachwitz, Spannung und Fantasie, sodass ich mir ganz sicher bin: So ein kurzweiliges, intelligentes und originelles Buch habe ich noch NIE gelesen!  

     

  3. Cover des Buches Das Labyrinth der Träumenden Bücher (ISBN: 9783328102991)
    Walter Moers

    Das Labyrinth der Träumenden Bücher

     (1.047)
    Aktuelle Rezension von: fitread

    Wenn ein Autor Sätze einbauen darf, die nichts zu einer fortschreitenden Handlung beitragen, dann ist es Hildegunst von Mythenmetz. Sehr genossen habe ich daher seine Erkundung des neuen Buchhaim sowie das Spannung versprechende Ende. Aber die seitenlangen Abhandlungen übers Puppentheater oder die schier endlose Nacherzählung von Band 1, das war für mich zu viel der Ausschweifungen, die ich leicht gefrustet überblättert habe. 

  4. Cover des Buches Rumo & die Wunder im Dunkeln (ISBN: 9783328601906)
    Walter Moers

    Rumo & die Wunder im Dunkeln

     (1.162)
    Aktuelle Rezension von: wordworld

    Mit "Rumo & Die Wunder im Dunkeln" bin ich beinahe am Ende meiner (leider total achronologischen) Reise durch das Zamonien-Universum angekommen. Hätte ich allerdings gewusst, wie absolut großartig dieses Buch werden würde, hätte ich es schon viel früher zur Hand genommen. Dieses zweiteilige Riesenwerk nimmt uns mit auf eine epische Heldenreise voller Spannung, Humor und blutrünstiger Kämpfe, die spielend mit dem Kultklassiker "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär" mithalten kann und damit zu meinen absoluten Favoriten von Walter Moers gehört. 

    Doch wie immer zuerst noch wenige Worte zur Gestaltung. Das Cover zeigt den jungen Wolpertinger Rumo, der den Kopf zwischen rot-schwarzen Vorhangfalten hindurchsteckt (eine Szene aus der Kindheit des späteren Helden). Damit erinnert es stark an Käpt´n Blaubär, dessen Cover in ähnlicher Form nur in blauer Ausgestaltung gehalten ist. Generell ist "Rumo" mit dem schlichten, aber dennoch aussagekräftigen Covermotiv, dem großflächig gemusterten Hintergrund und dem großen gelben Titel ein typisches Zamonien-Cover, die somit in Kombination toll aussehen. Zu Hochleistungen aufgelaufen ist der Autor auch wieder mit seinen Illustrationen, die wie immer nicht nur klasse aussehen, sondern dabei helfen der Geschichte zu folgen und auch schwer Vorstellbares wie das das hässlichste und verrückteste Getier von Untenwelt zum Leben zu erwecken! Zusätzlich hilft eine Karte von Untenwelt bei der Orientierung.

    Erste Sätze: "Rumo konnte gut kämpfen. Aber zu dem Zeitpunkt, an dem seine Geschichte beginnt, hatte er davon noch keine Ahnung und er wusste auch nicht, dass er ein Wolpertinger war und einmal der größte Held Zamoniens werden sollte."

    Mit diesen Worten beginnt die Geschichte von Rumo, den wir auf seinem langen Weg vom unbedarften Welpen bis zum größten Helden Zamoniens begleiten dürfen. Mit dem Fokus auf dem Leben einer Figur, die uns mit auf eine Reise quer durch Zamonien nimmt, erinnert der grundsätzliche Aufbau an den Abenteuerroman "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär". Auch wenn es einige Parallelen gibt, hebt sich "Rumo" erzählerisch aber an vielen Stellen ab und geht seinen eigenen Weg. Anders als der eher episodisch erzählte Käpt’n Blaubär entfaltet sich in "Rumo" ein straffer Spannungsbogen, in dem zwar auch einige erzählerische Ausflüge stattfinden, die aber alle aufeinander aufbauen, sodass die Handlung eine kohärente Entwicklung durchläuft, die in einem spektakulären Showdown an mehreren Schauplätzen gipfelt. Außerdem liegt der Fokus hier anders als in den weit verstreuten Leben Blaubärs stark auf zwei Orten: der utopischen Stadt Wolperting und den höllischen Gefilden der Untenwelt. Dementsprechend ist "Rumo & die Wunder im Dunkeln" auch in zwei große Abschnitte geteilt, die in Obenwelt und Untenwelt spielen.

    "Dies war die Welt, wo sich Totes wieder in Lebendiges verwandelte, wo aus Leichnamen Maden und anderes Getier wurde, aus Kompost neues Wachstum, aus versunkenem Blut gefährliche Nurnen. Es war eine grausame, rücksichtlose Welt voller gieriger Geschöpfe und Geräusche."

    Der Hauptunterschied zwischen den beiden Epen aus Moers´ Feder ist allerdings die Erzählatmosphäre. Wo Moers bisherige Werke humorvolle, oft verspielte Abenteuer boten, geht  "Rumo & die Wunder im Dunkeln" einen Schritt weiter und wagt sich in brutalere, blutrünstigere Gefilde. Das hängt zum Einen mit der Neigung der Wolpertinger zum Kampf, zum Anderen mit dem grotesken Setting in Untenwelt zusammen, was zu langwierigen, brutalen Gefechten führt, die entfernt an Splatter-Literatur erinnern. Walter Moers wäre allerdings nicht Walter Moers, wenn er dieses Genre nicht gezielt für sich verwenden und mit einer Prise Parodie auf die Spitze treiben würde. Besonders die verdrehte Welt von Hel und ihre Bewohner werden mit bissigem Humor und satirischen Elementen inszeniert, bis man beinahe laut lachen muss (besonders die Dialoge zwischen Grimzold und Löwenzahn, sind urkomisch). Wie gewohnt brilliert Moers dabei mit seinem außergewöhnlichen Sprachwitz, seinen cleveren Wortspielen und unzähligen Anagrammen, die zum Entschlüsseln einladen. Trotz des großzügig spritzenden Blutes bewahrt sich das Buch aber durchgängig eine warmherzige, beinahe unschuldige Grundstimmung, welche zusätzlich zu dem düsteren Humor dafür sorgt, dass Rumos Geschichte sich zu keinem Zeitpunkt besonders grausam oder belastend liest. 

    "Es gibt Wunder, die müssen im Dunkeln geschehen"

    Die hängt vor allem mit der Hauptfigur Rumo zusammen der herrlich unbedarft von einem Abenteuer ins nächste stolpert und dessen naiver Optimismus und unerschütterlicher Mut ihn zu einem unwiderstehlichen Helden machen, den man einfach lieben muss. Auch wenn der niedliche Welpe bald zu einer muskulösen, gefährlichen Kampfmaschine heranwächst und er in vielen Situationen beweist, dass er ein ernstzunehmender Gegner ist, wirkt er durch seine planlose Art, immer der Nase nach dem silbernen Faden hinterher an allen Hindernissen vorbei in Richtung Liebe zu laufen, auch später ergreifend liebenswürdig. Er ist keine Figur großer Worte und generell herrlich unbescheiden. Er nimmt nur wenig aktiven Raum in der Geschichte ein und gerät eher aus versehen in die klassische Heldenrolle. Unterstützt von seinem Instinkt, seiner natürlichen Begabung im Kampf, einer Menge Glück und treuen Gefährten meistert er selbst die absurdesten Herausforderungen. Er stellt sich ohne mit der Wimper zu zucken einer ganzen Höhle voller Monster, aber der Mut verlässt ihn, sobald er ein Wort mit seiner Angebeteten wechseln soll. Wie soll man diese Figur nicht lieben? 

    "Einen Rumo zu spielen, bedeutete einerseits, das Schicksal herauszufordern und alles - wirklich alles - zu riskieren. Andererseits versprach es die Möglichkeit eines haushohen Sieges. So kam Rumo zu seinem Namen."

    Unterstützt wird Rumo auf seinem Weg von einer ganzen Armee grandioser Nebenfiguren. Von der verschlagenen Haifischmade Smeik mit dem Talent für großartige Erzählungen, über die stets wagemutigen untoten Yetis, die utopisch organisierte Stadt voller gemütlicher aber gefährlicher Kämpfer,  ein psychisch instabilen Blutschinken, die Unvorhandenen Winzlinge im Gehirn eines Eydeeten,  einen verrückten, silbenverwechselnden König, bis hin zu General TickTack und seinen Kupfernen Kerlen – jede Figur ist einzigartig und spielt im Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle. Zuerst hat mich überrascht, dass Walter Moers sich hier Zeit nimmt, die Lebensgeschichten der auftauchenden Nebenfiguren zu erzählen und ab und zu auch in ihre Perspektiven an andere Handlungsorte wechselt. Dadurch wird das Buch allerdings facettenreicher, es bauen sich mehrere Nebenhandlungen für den Showdown auf und die Geschichte erhält trotz der hohen Handlungsdichte keinen gehetzten Beigeschmack. Außerdem ist wichtig zu erwähnen, dass diese zunächst scheinbar wahllosen Ausflüge alle wichtig sind für die spätere Handlung und sich am Ende alles zu einem abgedrehten, aber stimmigen Gesamtbild zusammensetzt. 

    "Drück uns die Daumen, Smeik." "Wünsch uns Glück!" "Mach ich." "Wie viele Daumen hast du, Smeik?" Er musste kurz nachzählen. "Vierzehn", sagte er. "Das sollte eigentlich reichen."

    Besonders hervorzuheben ist neben Rumo auch Rala, die - wie mir zu diesem Zeitpunkt erst auffällt, bisher eine der wenigen weibliche Figur von Walter Moers ist (neben Prinzessin Insomnia), der weniger als ein paar Nebensätze gewidmet werden. Zwar sind beinahe alle Figuren in seinen Geschichten mehr oder weniger geschlechtslos charakterisiert, aber da ist definitiv noch dringender Ausbaubedarf Herr Moers!!! Doch zurück zum Thema: Walter Moers gelingt es im zweiten Teil der Handlung, Rala von dem reinen Objekt Rumos Begierde zu einer starken Heldin zu formen, mit der wir besonders während ihrer Episode in der Kupfernen Jungfrau mitfiebern. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Wolpertingern bildet dabei zwar den groben Rahmen und Rumos Hauptmotivation für die gesamte Handlung, bleibt allerdings nur minimal angeschnitten und tritt in diesem Epos über Krieg, Blut und Heldenmut hinter Freundschaft und Loyalität zurück. 

    "Lest, soviel ihr könnt! Lest Straßenschilder und Speisekarten, lest die Anschläge im Bürgermeisteramt, lest von mir aus Schundliteratur - aber lest! Lest! Sonst seid ihr verloren!“

    Zuletzt noch ein kurzer vergleichender und einordnender Blick auf die restlichen Zamonien-Romane. Aufgrund meiner achronologischen Lesestrategie (bis auf die Buchhaim-Romane habe ich Stand heute alle erschienenen Zamonien-Werke gelesen) kamen mir ehrlich gesagt manche der hier verbauten Ideen ein wenig bekannt vor. So musste ich beim kurzen Ausflug nach Nebelheim mit der Nebelqualle beispielsweise sofort an Eydernorn und die Wolke denken ("Die Insel der tausend Leuchttürme"). Außerdem ist mir aufgefallen, dass der Autor gerne das immer wiederkehrende Motiv des spontanen Wissenszuwachs durch externe Quellen nutzt (infizierende Intelligenzbakterien, Reise durch das Gehirn eines Eydeeten, Bücherbaden im Bücherdrache etc.). Aber das tut der Gesamtoriginalität natürlich keinen Abbruch und da "Rumo" ein sehr frühes Werk ist, kann das der Geschichte definitiv nicht zur Last gelegt werden, weshalb ich bei 5 Sternen verbleibe.

    "Es ist schon immer eine gefährliche Unterschätzung des Bösen gewesen, ihm zu unterstellen, es kenne keine Liebe. Lieben zu können, das ist kein Vorzug des Guten, sondern vielleicht das Einzige, was es mit dem Bösen verbindet.“

     


    Fazit

    "Rumo & die Wunder im Dunkeln" vereint rasant erzählte Abenteuer, grotesken Humor, blutrünstige Action und liebenswerte Figuren zu einem einzigartigen Gesamtwerk, das zweifellos zu den besten des Autors zählt.

  5. Cover des Buches Rumo (ISBN: 9783869522791)
    Walter Moers

    Rumo

     (127)
    Aktuelle Rezension von: komisches_kind

    Wer die Geschichten von Walter Moers kennt, weiß um seine brillante Sprache. Hier hat er sich nochmal selbst übertroffen. 


    Rumo, der kleine Wolpertinger, der gar nicht begreift, wie toll er ist. Ein großes Abenteuer, das ihn ganz schön in Zamoniens Ober- und Unterwelt herumkommen lässt. Die Suche nach sich selbst und einem zuhause. Dabei ist er so herrlich bescheiden und macht halt einfach das, was nötig ist. Egal, welche Konsequenzen es haben könnte. Rumo hab ich als Charakter sehr ins Herz geschlossen. 


    Es wird zeitweise eine völlig neue Sprache erfunden. Man muss sich konzentrieren, aber wer sich drauf einlässt, bereut es nicht.


    Dazu gesprochen von Dirk Bach, der die sprachliche Vielfalt von Moers perfekt vertont. Und das Blutlied wird sogar gesungen.


    Ich bin maximal beeindruckt. 

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