Bücher mit dem Tag "sowietunion"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "sowietunion" gekennzeichnet haben.

5 Bücher

  1. Cover des Buches Rote Zukunft (ISBN: 9783499257513)
    Francis Spufford

    Rote Zukunft

     (5)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    “Diese Buch ist kein Roman, dafür muss es zu viel erklären. Aber es ist auch kein Geschichtsbuch, denn es liefert seine Erklärungen in Form von Erzählungen. Seine Geschichte ist in erster Hinsicht die Geschichte einer Idee, und erst in zweiter – als eine Art Schimmern durch die Spalten des Verhängnisses dieser Idee – verbindet sie sich mit den konkreten Geschichten einzelner Menschen. Die Idee ist der eigentliche Held.”

    Funktioniert das? Ein semi-historischer Roman mit verschiedenen Charakteren? Die Idee als Held? Ja! Es funktioniert sogar sehr gut. Francis Spufford entführt uns in die Aufbruchzeit nach dem zweiten Weltkrieg. Wir befinden uns in der U.D.S.S.R. Das Land leckt sich die Wunden nach dem Krieg, die Weichen zu einem kommunistischen Regime sind gestellt, es gibt einen Feind jenseits des eisernen Vorhangs. Diesen gilt es in jeglicher Disziplin zu schlagen.

    “Sorgfältig musterte er die Gesichter: Die Kapitalisten sahen erstaunlich normal aus für Menschen, deren Tagesgeschäft darin bestand, gestohlene Arbeitskraft in riesige Kapitalwerte zu verwandeln.”

    Dies soll mit Hilfe der Planwirtschaft passieren. Die Grundidee, dass es jedem Arbeiter besser gehen soll, ist auch im Kapitalismus das Ziel, nur wird es in der Sowjetunion staatlicher geregelt. In vielen kurzen geschichtlichen Einleitungen erzählt uns Francis Spufford, die Geschichte der U.D.S.S.R. Und dies geschieht so lebendig, dass man sich wünscht, ihn als Geschichtslehrer in der Schule gehabt zu haben. Zu den historischen Exkursen verknüpft er dazugehörige Erzählungen, von ganz normalen Menschen im Land. Die diese Geschichte hautnah erleben.

    “Er ging weiter. Was sollte er auch sonst machen? Mit jedem Schritt ließ sich ein bisschen mehr vom Moskauer Umland liebevoll auf ihm nieder, und die Mischung aus Staub und Schweiß ließ ihn dreckiger und dreckiger werden.”

    Hier erreicht er schon fast Tolstoische Erzählkunst. Seine lebendige und plastische Darstellung lässt die Personen und Begebenheiten in wenigen Worten und Pinselstrichen vor unseren Augen entstehen.

    “[…] war Emil jemand, der zwar über die guten Beziehungen und die Weltgewandtheit eines Mannes auf dem Weg ganz nach oben verfügte, dem aber die eidechsenhafte Kälte derer fehlte, für die Ideen und Menschen grundsätzlich immer nur Gebrauchswert besaßen.”

    Es gibt hier keinen Hauptcharakter, manche Personen tauchen mehrmals auf, doch meistens erleben wir nur einen kurzen Lebensabschnitt von verschiedenen Menschen mit, einen Abschnitt der sich stark an die vorher erzählte historische Geschichte anlehnt. Auch das Land wird personifiziert, nach 20 Jahren Planwirtschaft und Kampf ums Überleben, wird die Sehnsucht spürbar.

    “Er war Mitte zwanzig. Er sehnte sich nach etwas, das stärker wurde und sich ausweitete, nach etwas, das einen Sinn ergab. Er wollte, dass die Geschehnisse sichtbare Spuren in der Luft zurückließen, wenn sie vorübergingen.”

    Dabei steht die Idee im Vordergrund. Die Idee, dass es alle besser haben sollen und ein riesiges Land ernährt werden kann. Doch nach und nach zerfasert diese Idee, sind die Maßnahmen, um sie umzusetzen, immer unmenschlicher.

    “Die Welt machte einfach so weiter wie bisher, unverändert, wie es schien, nichts war eingelöst worden, nichts wie versprochen umgestaltet. Dieselben Sachen geschehen nach wie vor, der Biss derselben alten Zwänge war noch immer genauso fest.”

    Was bleibt den großen Formern der Sowjetunion? Nach einem grandiosen Aufschwung der Wirtschaft, der alle anderen Länder in den Schatten stellte, stockt der Motor. Die Wirtschaft stagniert, das Land kann die Menschen nicht mehr selbst ernähren, es müssen Waren und Nahrungsmittel importiert werden. Ein harter Winter hat alle Planungen zerstört, die Ernte vernichtet. Der Rest ist Verzweiflung und Erkennen, dass trotz gewissenhafter Planung, Schmerz und Kontrolle nichts mehr von dem Idealismus und den Träumen übrig geblieben ist.

    “‘Das Paradies’, sagte er an das Weizenfeld gerichtet, mit hilflosem Zorn, ‘ist ein Ort, an dem die Menschen ankommen wollen, und keiner, von dem sie sich entfernen. Was für eine Art von Sozialismus soll das sein? Was für eine Scheiße ist das, wenn man die Leute in Ketten halten muss? Was für eine Gesellschaftsordnung? Was für eine Art von Paradies?'”

    Die letzten 70 Seiten bestehen aus Fußnoten, die belegen, dass Teile der Erzählung auch wirklich so passiert sind, eine grandiose Vermischung aus Geschichte und Fiktion.

    Ein eloquent geschriebenes, von der Idee her einzigartiges Buch, das die Balance zwischen Roman und Geschichtsbuch elegant auf dem Hochseil tänzelnd schafft, ohne jemals auszurutschen. Auch gehört viel Mut dazu, sich einem solch sperrigen Thema zu widmen. Herausgekommen ist ein wahrer Pageturner, ein beeindruckendes Buch.

  2. Cover des Buches Zwölf Stühle (ISBN: 9783630620671)
    Ilja Ilf

    Zwölf Stühle

     (13)
    Aktuelle Rezension von: mabo63

    So etwas wie eine sowjetische Gaunerkomödie, einen eigentlichen modernen Klassiker habe ich hier entdeckt.


    In Ilja Ilfs und Jewgenis Petrows Roman wird munter, betrogen, gestohlen, geblufft, geheiratet. Mit einzigem Ziel an einen Schatz zu kommen: Die Witwe Petuchova gibt auf ihrem Sterbebett ein Geheimnis preis: "Ippolit" flüsterte sie deutlich "setzen sie sich zu mir, ich habe ihnen etwas zu sagen" [...]

    "erinnern sie sich an unsere Salongarnitur? [...]

    "in einen der Stühle habe ich meine Brillianten eingenäht" 


    Dumm nur dass die Stühle, zwölf an der Zahl, mittlerweilen übers ganze Land verteilt sind..

    So sind es dann drei Schelmen die auf der Jagd nach dem Familienvermögen sind: Ippolit Worobjaninow (Schwiegersohn), Ostap Bender der Worobjaninow erpresst und ihn zwingt das vermeintliche Vermögen 'redlich' zu Teilen und zu guter letzt der Pope Fjodor (ihm hatte die verstorbene Petuchova ebenfalls das Geheimnis anvertraut). 


    Was folgt ist eine abenteuerliche Jagd der 3 Ganoven quer durchs nachrevolutionäre Russland, und erzählt mit zuweilen satirischem Blick auf die Gesellschaft Russlands mitte der 20er.

    Ich habe mich köstlich amüsiert, und wäre Ostap Bender nicht ein solcher Halunke der 'wohl die eigene Grosmutter verkaufen würde': er wäre mir ein guter Freund - seine Sprüche sind einfach göttlich!

  3. Cover des Buches Red Rabbit (ISBN: 9783453436824)
    Tom Clancy

    Red Rabbit

     (51)
    Aktuelle Rezension von: MartinStein

    Jack Ryan muss schon wieder ran. 

    Wenige Monate nach den Geschehnissen, die im Buch "Die Stunde der Patrioten" beschrieben wurden, lebt Ryan mit seiner Familie außerhalb von London - was Tom Clancy dazu nutzt, auf unterhaltsame Weise die Unterschiede zwischen dem Alltag in den USA und England herauszuarbeiten. Doch das ist nur eine Randbemerkung.

    Im Mittelpunkt des Buchs stehen die Bemühungen der CIA, einen Überläufer aus der Sowjetunion zu schleusen, der Details zur geplanten Ermordung des Papstes besitzt. Ryan ist also wieder in ein brisantes Abenteuer verstrickt.

    Der Politthriller ist solide geplant und geschrieben, wie wohl jedes von Clancys Büchern. Allerdings fehlt "Red Rabbit" dann doch etwas an Spannung, um Begeisterung aufkommen zu lassen. 

    Wem der Charakter Jack Ryan sympathisch ist, wird das egal sein.



  4. Cover des Buches Red Star Over Russia (ISBN: 9781854379351)
    David King

    Red Star Over Russia

     (4)
    Aktuelle Rezension von: muddi
    Opulenter Bildband, der visuell eindrucksvoll schildert, wozu Worte fehlen: Die Greuel des Stalinismus, des zweiten Weltkrieges, der russischen Front. Bildmaterial, das es in keinem anderen historischen Werk z usehen gibt wurde von Russlandkenner und -forscher David King in Jahrzehnten, oft unter Lebensgefahr, zusammengetragen, sortiert, kontextuiert und schließlich in diesem Band zusammengafasst. Die internationale Anerkenneung findet hoffentlich auch in Deutschland einen entsprechenden Widerhall.
  5. Cover des Buches Perestroika mit dem Motorrad (ISBN: 9783894050542)
    Nina Rasmussen

    Perestroika mit dem Motorrad

     (2)
    Aktuelle Rezension von: sabatayn76

    Inhalt:

    Kurz vor dem Fall des Eisernen Vorhangs reisten die Dänen Hjalte und Nina zusammen mit ihren beiden Kindern, der neunjährigen Ida und dem dreizehnjährigem Emil, mit dem Motorrad durch die Sowjetunion. Sie besuchten dabei Städte wie Leningrad, Tallinn, Moskau, Kiew, Tiflis, Jerewan, Baku, Aschchabad, Taschkent und Irkutsk, lernen Land und Leute kennen und bieten einen Einblick in das Leben in der UdSSR.


    Mein Eindruck:

    Ich war selbst noch nie in Russland, im Baltikum oder im Kaukasus, habe aber in der Schule Russisch gelernt, habe mich schon näher mit dem zaristischen Russland beschäftigt und lese mit Begeisterung Autoren wie Dostojewski, Tolstoi, Gogol oder Puschkin. Ich fühle mich dem Land also sehr verbunden und habe mich deshalb besonders auf 'Perestroika mit dem Motorrad' gefreut.

    Der Beginn des Buches hat mich ziemlich begeistert. Da ich mich oft an meine eigene Kindheit in der DDR erinnert gefühlt habe, hat mich der Reisebericht anfangs sehr bewegt und hat mir wieder einmal vor Augen gehalten, wie mein Leben ohne den Fall der Mauer ausgesehen haben könnte.

    Die Rundreise durch das heutige Russland und die ehemaligen Teilrepubliken war und ist ein großartiges Vorhaben. Umso enttäuschter war ich, dass man nur sehr wenig über die einzelnen Städte und Gegenden erfährt. Hier hätte ich mir deutlich mehr Einblicke gewünscht.

    Vermisst habe ich auch Farbabbildungen. Die s/w-Fotos zeigen vor allem Menschen - auch hier hätte ich mir gewünscht, dass man mehr über die Orte erfährt, dass Städte und Regionen besser dokumentiert worden wären.

    Statt mehr auf die Geografie, die Geschichte und die Eigenheiten der Teilrepubliken einzugehen, wurden von den Autoren Informationen geboten, die getrost gestrichen werden könnten. Mich interessiert kein bisschen, was die Partnerin am Partner nervig findet, was die Mutter an ihrem Kind stört oder dass die Mutter auf Teufel komm raus mit einem fremden Mann flirtet, sobald ihr Mann außer Sichtweite ist.

    Auch die Ignoranz, was Regeln und Gesetze angeht, sowie die pathologische Abenteuerlust, die beinahe im Gefängnis endet, obwohl man mit seinen Kindern unterwegs ist, fand ich unangebracht.


    Mein Resümee:

    Großartige Reise, mittelprächtige Reisebeschreibung.

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