Bücher mit dem Tag "soziale arbeit"

In der Kleinstadt Pagford stirbt Barry Fairbrother. Die AnwohnerInnen sind erschüttert über seinen plötzlichen Tod, doch mit dem Todestag wird der Abgrund der Stadt deutlich. Fairbrother war ein bedeutendes Gemeinderat-Mitglied und nun ist ein Platz frei, den viele wollen, aber nur einer bekommen kann. 

Diese Streitereien bekommen auch die Kinder der Kleinstadt-PolitikerInnen mit und auch sie haben einige Schwierigkeiten in ihrem Leben. Doch sie können nicht tatenlos zugucken und hacken die Homepage des Gemeinderats und offenbaren nach und nach immer mehr Geheimnisse.

Fazit: 

Durch die Autorin hatte ich gewisse Ansprüche und wurde auch nicht enttäuscht. Anfangs hatte ich eine andere Geschichte erwartet, doch der Kleinstadt-Krieg, den ich bekommen habe, habe ich auch gerne gelesen. 

Leider waren es mir zu viele Figuren, da ich die ersten 200 Seiten damit verbracht habe, mich zu fragen, welche Sicht ich gerade lese und wer das noch einmal war. 

Außerdem waren mir die Jugendlichen etwas zu gewollt wild geschrieben. Sie dachten eigentlich immer nur an Sex oder wie sie ihre Eltern ruinieren können und das war mir etwas zu viel. Bei den Jugendlichen hätte ich auch gerne mehr über Gaia gelesen, die mir etwas zu kurz kam, obwohl sie eigentlich ein interessanter Charakter war. 

Das Ende war extrem deprimierend. Zwischendurch hatte ich die Hoffnung auf ein Happy-End, doch dann wurde ich enttäuscht. Ich hätte mir eindeutig ein anderes Ende gewünscht und wenigstens ein paar Figuren ein schönes Leben gewünscht. 

Erwartet habe ich einen historischen Roman über Maria Montessoris pädagogische Methoden - Bekommen habe ich einen gefühlsvollen und mitreißenden Roman über eine wunderbare Persönlichkeit, die sich in einer männerdominierten Welt behaupten muss, trotzdem erfolgreich als erste Frau das Medizinstudium in Italien ablegt, sich für Frauenrechte einsetzt und sich liebevoll darum kümmert dass Kindern in einer psychiatrischen Klinik mit Respekt begegnet wird und sie eine Chane auf Bildung bekommen. Sie hat es nicht nur geschafft die Leserinnen und Leser mitzureißen, sie hat auch ganz Italien und halb Europa Ende des 19. Jahrhunderts von sich und ihren Einstellungen überzeugt und einen wichtigen Meilenstein für die Erziehung von Kindern und für Frauen gelegt. Dabei schafft es Laura Baldini, Autorin von Lehrerin einer neuen Zeit, nicht nur Maria Montessoris Erfolge aneinanderzureihen, sondern auch die Schwierigkeiten aufzuzeigen, denen sie sich stellen muss. Dabei deckt das Buch etwa 10 Lebensjahre von Maria Montessori ab und bedient sich einiger Zeitsprünge. Trotzdem kommt nicht das Gefühl auf, dass wichtige Entwicklungen verpasst werden oder das Buch viel zu viel Inhalt verpacken muss, es ist alles in sich stimmig. Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch. 

- Inhalt -

Die Geschichte dreht sich um Willa und Elias. Beide haben mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen und beide gehen auf ganz unterschiedliche Weise damit um. 

Ein zufälliges Treffen in einer sozialen Einrichtung sorgt dafür, dass die beiden sich kennen- und mehr und mehr lieben lernen. Während Elias sehr offensiv mit Willa flirtet und ein scheinbar immer gut gelaunter, charmanter Typ zu sein scheint, versucht Willa ihn auf Abstand zu halten. Die Schatten ihrer Vergangenheit verfolgen sie, je näher sie ihn, je näher sie überhaupt irgendeinen Menschen an sich heran lässt. Es kommt ein Punkt, an dem ihr die Dinge mehr als über den Kopf wachsen und sie sich nicht mehr anders zu helfen weiß. Sie verletzt nicht nur sich, sondern auch die Menschen, die ihr nahestehen, Menschen, die ihre Familie geworden sind, Menschen, die sie lieben, so wie sie ist, obwohl sie von sich selbst sagt, sie hätte keine Liebe verdient. 

- Rezension -

Um ehrlich zu sein weiß ich gar nicht was ich schreiben soll. Dieses Buch war emotional, romantisch und sowas von tiefgründig, dass ich stellenweise Gänsehaut beim Lesen hatte. 

BITTE, BITTE, BITTE DIE TRIGGERWARNUNG BEACHTEN! Es geht u. A. um das Thema Depression und Selbstverletzung, und das sind nur zwei von vielen sehr krassen Themen, die in dieser Geschichte angesprochen werde. 

Die Protagonisten haben mir total gut gefallen. 

Elias hatte mein Herz tatsächlich sofort. Er wirkt super sympathisch, charmant und hat auch hin und wieder einen frechen Spruch auf Lager. Trotz dem, was ihm widerfahren ist, lässt er sich nicht unterkriegen, und das merkt man wirklich schon sehr sehr schnell. Das heißt jedoch nicht, dass nicht auch eher mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Ein wirklich toller Kerl, den man einfach nur mögen kann. 

Aber auch Willa hat es mir angetan. Als klar wurde, was ihr in der Vergangenheit angetan wurde und vom wem, wer involviert war... es hat mir das Herz gebrochen und ich hatte ehrlich Panik vor dem Ende der Geschichte, auf welches ich gleich noch näher eingehen werde (allerdings wird es da zuvor eine deutliche Spoilerwarnung geben!).

An Willa hat man deutlich gesehen, dass nicht jeder Mensch, der stark wirkt auch wirklich stark ist. Viele setzen einfach eine Maske auf, versuchen nach außen hin wie alle anderen zu wirken, um nicht anders behandelt zu werden. Willa weiß, dass sie krank ist, doch sie will niemandem zur Last fallen. Hierzu gibt es im Nachwort von Justine noch ein paar sehr berührende Sätze, die mir tatsächlich Tränen in die Augen getrieben haben. 

Ich finde, dass dieses Buch jedem die Augen öffnet, auch denen, die bereits mit offenen Augen durch die Welt laufen. Denn jeder sieht hin und wieder eben nur das, was er oder sie sehen will. Wir sollten viel mehr aufeinander achten, Hilfe anbieten, wenn wir können und sei es nur die Art von Hilfe, bei einem Telefonat dabei zu sein oder, und das ist so wichtig, zuzuhören. 

Ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese Geschichte dann Booktok entdecken durfte und ich bin wahnsinnig froh darüber dieses Meisterwerk in meinem Bücherregal stehen zu haben. 

[ACHTUNG! AB HIER FOLGT EIN SPOILER, WELCHER DAS ENDE DER GESCHICHTE UND DEN FOLGEBAND BETRIFFT] 

Ich hatte wirklich Angst, dass es kein Happy End für Elias und Willa geben wird. Nicht, weil Willa sich gegen ihn entscheidet, sondern gegen sich selbst. Ich habe tatsächlich damit gerechnet, dass sie die Geschichte nicht überlebt, als einer der Sterne endet, über die Elias so gerne schreibt. 

Es ist sicher ein schwerer Weg für die beiden, doch ich denke, dass die zwei alles meistern können. Ein tolles Paar! 

Dass wir am Ende noch erfahren haben, wer den Unfall von Elias zu verantworten hatte, finde ich auch gut, auch sie kleinen Botschaften die er hin und wieder hinterlässt. Elias Reaktion hat mich überrascht und gleichzeitig habe ich genau so etwas in der Art von ihm erwartet. 

Sehr traurig hat mich auch der Tod von Ada's Papa gemacht. Ich freue mich total darauf sie in Band 2 kennenzulernen und auch näheres über Dietz zu erfahren. Das tut jetzt vlt nichts zur Sache, aber ich kannte auch mal jemanden mit dem Namen Dietz und der Buch-Dietz und mein bekannter Dietz scheinen eine gewisse Ähnlichkeit miteinander zu haben, was ich total cool finde! 

[SPOILER ENDE!]

Ich kann nur betonen, wie wichtig ich es finde, dass JEDER dieses Buch gelesen haben sollte. Nicht nur gelesen, sondern auch verstanden haben sollte. Denn, letzten Endes kann jedem passieren, was Willa oder auch Elias passiert ist. 

Jedem kann passieren, was Körper oder Geist, oder auch beidem schadet und jeder von uns wird irgendwann einmal Hilfe brauchen. 

5/5 ⭐️

Absolutes Jahreshighlight ✨️

Danke Ju, für diese Geschichte 🩷