Bücher mit dem Tag "soziale ungleichheit"
46 Bücher
- Heinrich Mann
Der Untertan
(383)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDas Buch ist von der Handlung, immer noch sehr aktuell. Eigentlich kann man es auf alle Zeiten übertragen und findet immer Aspekte und Parallelen. Im Deutsch LK habe ich mich durch das Buch gequält und habe es jetzt mal wieder versucht. Klar, die Handlung ist und bleibt in jeder Zeit aktuell, aber es ist einfach immer noch recht zäh. Manche Bücher die man in der Schule gelesen hat, fand man aus Prinzip doof und später dann richtig gut. Leider ist es hier nicht der Fall. Sprachlich toll, aber das bringt auch nichts, wenn die Story nicht vom Fleck kommt.
- Andreas Eschbach
Herr aller Dinge
(306)Aktuelle Rezension von: BiblioNights— Ich komme ohne viel Umwege zum Punkt. Dieses Buch ist erstklassig. Die Handlung ist von Anfang bis Ende durchdacht, nahezu perfekt. Das Buch ist Science Fiktion vom Feinsten. Die Romantik ist subtil und dennoch hat es mich so sehr berührt wie lange kein Buch mehr. Ich konnte es wirklich kaum aus der Hand legen, bin durch die Seiten geflogen, und habe mich dennoch gezwungen langsam zu lesen, damit ich so lange wie möglich genießen kann.🌹
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— Beeindruckt hat mich nicht nur die Handlung, sondern auch der Schreibstil und der Sprachgebrauch des Autors. Irgendwann im ersten Viertel ist mir aufgefallen wie verschieden der Autor Sprache und Worte verwendet, je nachdem aus welcher Perspektive er schreibt. Klar, viele Autoren tun dies, aber bei ihm war es als wäre er komplett in diesen Charakter geschlüpft. Einfach nur genial. 🥂
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— Die Charaktere? *Chef Kuss* Jeder Charakter hat seine eigene Persönlichkeit, Tiefe und Eigenschaften. Ja, sogar die Nebencharaktere. Niemand bleibt hier blass. Alle wurden mehr oder weniger wichtig, waren nicht "einfach nur so da" Ich möchte nicht in Spoiler Territorium geraten, aber die Details in diesem Buch. Woah...
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— Nachdem das Buch zu Ende, konnte ich nicht einfach zum nächsten Buch greifen. Ich musste noch sehr lange über dieses nachdenken. Es ist wirklich wunderschön und gleichzeitig zu tiefst traurig. Bittersweet wie man so sagt. Die Handlung ist sehr Science Fiktion lastig, ja, aber ich wünschte mehr Leser würden die Schönheit in diesem Werk sehen. Für mich ein absolutes Jahreshighlight. ❄️
- Neal Stephenson
Snow Crash
(133)Aktuelle Rezension von: Buecherkopfkino❓Kennt ihr das beim Hörbuch hören, dass ihr das Gefühl habt, es verlangt euch mehr Aufmerksamkeit ab, als ihr gerade zur Verfügung habt❓
Hörbuch 🎧 Neal Stephenson "Snow Crash" Gelesen von Detlef Bierstedt
@audiblede
28.01.2010
18 Stunden 35 Minuten
Auf Empfehlung von meinem besten Freund habe ich dieses Hörbuch gehört, wurde allerdings auch von ihm vorgewarnt, dass Neal Stephenson manchmal etwas abschweift.
Anfangs bin ich dann doch recht gut rein gekommen und fand es spannend. Irgendwann allerdings wurde es anstrengend allen Informationen zu folgen. Der Bibliothekar spricht über einige Kapitel über Informationen aus der Geschichte, die bestimmt wichtig waren, aber meine Aufmerksamkeit war nicht ausreichend, um alle zu erfassen. Es passiert zwischendurch immer mal wieder was, daher war es nicht ganz langweilig. Im Kern habe ich die Story wohl mitbekommen, aber man hätte sich wirklich kürzer fassen können.
Das Ende habe ich dann doch gar nicht wirklich in Erinnerung behalten können. Bestimmt war es sehr aktionsreich.
Den Hörbuchsprecher Detlef Bierstedt fand ich wie immer sehr gut.
Fazit: Das Hörbuch eignet sich wohl nicht zum mal nebenher hören und benötigt doch etwas Aufmerksamkeit. Haushalt oder Autofahren gleichzeitig während dem Hören ist zumindest für mich nicht drin gewesen.
Zum Lesen kann ich es mir allerdings gut vorstellen. 3,8/5🦉
- Tom Percival
Ich gehör dazu!
(16)Aktuelle Rezension von: Kriho💝Ich gehör dazu!💝
"Ich gehör dazu" ist ein ganz besonderes Kinderbuch, das das Herz des Lesers ganz tief berührt und zum Nachdenken anregt.
Handlung:
Isabells Kindheit ist nicht so, wie die vieler Kinder. Sie lebt zwar in einer glücklichen Familie, doch ihre Eltern haben nicht die finanziellen Mittel, wie die Durchschnittsfamilien. Eines Tages kann sich die Familie sogar die Miete nicht mehr leisten und muss in eine günstigere Wohnung am Stadtrand umziehen. Das veränderte alles. Zuvor konnte Isabell in allem etwas schönes finden und plötzlich war alles grau. Genau so, wie ihre Gefühle. Zudem schenkten die Mitmenschen keine Beachtung mehr. Sie blickten das Mädchen nicht einmal an. Und plötzlich bemerkt Isabell, sie ist nicht allein.
Fazit:
Ich finde, es ist eine grandiose Geschichte, die jedes Kinderzimmer bereichert und auch Erwachsene zum Umdenken bewegt. Wir leben in einer verrückten Welt, die von Geld und Egoismus regiert wird. Wer die finanziellen Mittel aus welchen Gründen auch immer nicht besitzt, wird von der Gesellschaft links liegen gelassen. Doch es sind nicht nur die armen Menschen, die von der Herzlosigkeit und der Ignoranz der Gesellschaft betroffen sind. Es trifft genauso ältere Menschen, die außer sich selbst niemanden mehr haben aber auch alle anderen, die "anders" sind - sei es durch eine Krankheit, etc.
Ich finde, es ist endlich wieder an der Zeit allen Menschen mit Liebe und Empathie zu begegnen und ein Mal mehr hinzusehen, ob jemand möglicherweise Hilfe oder Unterstützung benötigt. Schließlich lebt eine gesunde Gesellschaft vom Zusammenhalt und dem Miteinander.
Die Illustrationen spiegeln die Traurigkeit, die Einsamkeit und das Ohnmachtsgefühl perfekt wieder. Zusammen mit den kurzen und schon für Kinder verständlichen Texten schafft diese Geschichte eine wunderbare Gesprächsbasis, um Kindern zu zeigen, dass nicht alle ein privilegiertes Leben führen können, sie aber deshalb trotzdem Menschen, wie alle anderen sind und man ihnen genauso mit Respekt und Liebe begegnen muss.
Lasst uns gemeinsam unsere Kinder zu einfühlsamen und empatischen Menschen aufwachsen und die Welt so zu einem besseren und liebevolleren Ort machen. - Stephan Lessenich
Neben uns die Sintflut
(5)Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-PapeProfunde soziologische Untersuchung der „Externalisierung“
„Das Prinzip der Externalisierung ist in den Wirtschafstwissenschaften schon lange geläufig; dort wird es unter dem Stichwort der „externen Effekte“…verhandelt“.
Welche „externen Effekte“ der Lebenswandel der „westlichen Welt“ im Zuge der Globalisierung auf „die Externen“, die anderen, hat, diese Frage legt Lessenich seiner soziologischen Untersuchung (die durchaus weit in den Bereich der Wirtschaftswissenschaften mit hineinreicht) zu Grunde.
Dass die „Erste Welt“ auf Kosten der „>Dritten Welt“ lebt, das ist nun keine neue Beobachtung.
Wie sich dies aber im Zuge der nunmehr globalen „Herrschaft des Kapitalismus“ darstellt, wie „Mobilität“ zum „exklusiven Merkmal“ heranreift und der „Reisepass“ fast schon als Währung für ein besseres Leben zu begreifen ist, wie sehr es dem System immanent ist, jene, die es „benutzt“ in ihren Rohstoffen und Dienstleistungsmöglichkeiten eben nicht teilhaben lassen zu können an einem „guten Leben für alle“, sondern dass es gerade für das Funktionieren des Systems so sein muss, das immer mehr „erweitert“, „expandiert“, „Wachstum generiert“ werden muss und was das alles bedeutet für die fragile Balance, die lange Zeit herrschte und die nun sichtbar an allen Ecken und Enden aus den Fugen gerät, das ist sehr fundiert, überzeugend argumentiert und überaus lesenswert in diesem Buch dargestellt.
Mithin bietet Lessenich eine „faktische Welterklärung“ ohne ethischen, moralischen oder transzendenten Beigeschmack, der sich rein auf Fakten von soziologischen Untersuchungen stützt und diese zueinander in Beziehung setzt.
„In jedem Fall werden diese „ausgelagerten Kosten“ (Externalisierung) für den Produzenten nicht handlungsrelevant. Er muss sie nicht selbst tragen oder in der Preisgestaltung des produzierten Guts berücksichtigen“.
Hier liegt einerseits der inhärente Antrieb der Wirtschaft und Industrie begründet, wie ebenso in dieser Regel die Problematiken der „unteren Seite“ der Menschheit ihren Ursprung hat.
Was weder als gut oder schlecht, erstrebenswert oder verdammenswert von Lessenich bewertet wird, sondern zunächst eine schlichte Beschreibung der „Funktion des Systems“ ist.
Die „Externalisieerungsgesellschaft“ ist eine Begleiterscheinung kapitalistischen Wirtschaftens und je weiter diese Form des Wirtschaftens expandiert, desto mehr Geld muss in diesen Kreislauf hinein und desto stärker wird „externalisiert“ werden. Aus Kostengründen ebenso, wie aus dem Zwang zu kontinuierlichem Wachstum.
An einigen durchdeklinierten Beispielen und in Bezug auf Wirtschaftsthesen (Smith, Friedkind, Pickett, Marx etc.) zeigt Lessenich ruhig und sachlich beide Seiten auf. Er erläutert, wie einerseits „Wohlstand der Nationen“ entsteht, sich darstellt und sich sichert und auf der anderen Seite verweist er eindringlich auf das, was diesem Wohlstand korrespondiert, und zwar aus dem System selber heraus und damit nicht einfach durch ein paar Stellschrauben zu ändern: „dessen (des Wohlstands) dunkle Seite und daher allzu gerne ausgeblendete Seite: Den Übelstand anderer Nationen“.
Lessenich legt damit den Finger auf die Wunde. In seinen Augen beginnt eine Veränderung gerade dieses festgefügten Systems nicht mit lokalen Entscheidungen, sondern vor allem mit einer „kollektiven Selbstverständigung“ über eine Reihe von „bitteren Wahrheiten“.
Da die wohlstands-kapitalistische Lebensweise nicht verallgemeinerbar ist (auch theoretisch nicht), dass diese auf unerträglichen Lebensbedingungen an anderen Orten beruht und allein auf dieser Basis aufrechterhalten werden kann. Und das die Umstellung auf eine Politik gleicher Lebenschancen weltweit gerade dieses „Wohlstandsgesellschaften“ massiv verändern würde.
Das Ziel der Herstellung gleicher Lebenschancen ist es, auf das die Einlassungen Lessenichs hinauslaufen und für deren Notwendigkeit und den Beginn des Weges in diese Richtung er mit diesem Werk eindrucksvoll eintritt. Es bleibt zu wünschen, dass dieses Buch Grundlage politischer Diskussionen um neue „Visionen“ und die Gestaltung der mittelfristigen Zukunft wird, auch wenn die Chancen dafür nicht allzu hochstehen dürften, betrachtet man die weltweiten Bemühungen mit immer höheren Summen, genau dieses System mit aller Kraft am Laufen zu halten. - Stéphane Hessel
Empört Euch!
(188)Aktuelle Rezension von: Kerstin-ScheuerÜber dieses Buch, das monatelange auf der Bestsellerliste stand, wurde bereits viel gesprochen und geschrieben. Für einige ist es wohl sogar zu einer Art "Bibel" geworden. Es geht zurück auf eine Rede Hessels, die viel Beachtung fand.
Klar, dass ich dieses Werk auch einmal lesen wollte, um herauszufinden, was so besonders daran ist.Leider kann ich die allgemeine Euphorie nicht so ganz teilen.
Bei dem dünnen Heftchen - ich würde es eher eine "Schrift" als ein "Buch" nennen - handelt es sich um den Aufruf eines 94jährigen an die jüngeren Generationen, sich endlich wieder mehr zu engagieren. Mich erinnerte dies etwas an das ewige "Früher war alles besser" und die ständigen "die Jugend von heute"-Klagen, die mich immer ärgern, weil sie schlicht und ergreifend falsch sind.
Die Dinge, für wir uns engagieren sollen, liefert Hessel gleich mit. Neues hat er dabei nicht zu bieten: für Umwelt und soziale Gerechtigkeit, gegen die Macht der Banken und des Geldes, in Israel und den arabischen Ländern. Nunja.Was mich allerdings wirklich stark beeindruckte, war der Lebensweg von Hessel, von dem man das ein oder andere innerhalb der Schrift; wesentlich mehr jedoch in einem Nachwort erfährt. Hessel wurde in Deutschland geboren und flieht mit seinen Eltern während des Zweiten Weltkriegs nach Frankreich aus, nachdem es der jüdischen Familie gelang aus dem KZ "Buchenwald" zu entkommen. (Schon allein DAS finde ich zu tiefst beeindruckend; es geht aber noch weiter) Als Jugendlicher und junger Mann engeagiert er sich in der Resistance gegen Nazideutschland und schreibt schließlich nach Ende des Zweiten Weltkriegs an der Menschenrechtscharta mit. Später ist er als Botschafter für Frankreich an den unterschiedlichsten Orten weltweit im Einsatz. Wow!
Mit diesem Hintergrund, finde ich, bekommt die Schrift doch gleich eine ganz andere Perspekitve. Wer sich stets so sehr für die eigenen Ideale und eine bessere Welt einsetzte, hat meiner Meinung nach alles Recht, sich über die heutigen Verhältnisse und die scheinbare Letargie der Jugend zu beschweren. Denn - sind wir mal ehrlich - so stark engagiert sind die wenigstens von uns. Natürlich sind die offensichtlichen Bedrohungen auch - gottseidank - geringer. Gründe, um sich zu engagieren - gibt es aber noch immer genug. Schön, dass uns so ein außergewöhnlicher Mensch hieran erinnerte.Unmittelbar nach der Lektüre dieses Werkes habe ich die Autobiografie von Stephane Hessel "Mein Tanz mit dem Jahrhundert" auf meine Wunschliste gesetzt. Ich bin wirklich schwer beeindruckt.
- Marina Lewycka
Caravan
(137)Aktuelle Rezension von: FederfeeIch wollte nach 'Internat' (Krieg im Donbas) mal etwas Leichtes lesen und so erschien mir 'Caravan' zuerst auch: als lustige, niveau- und phantasievolle Unterhaltungsliteratur.
Es geht um eine zusammengewürfelte Gruppe von ErdbeerpflückerInnen aus aller Herren Länder, die in zwei Wohnwagen leben, in einem die Männer, in einem die Frauen. Doch schnell wird klar, dass die Autorin bitterböse Gesellschaftskritik übt und das ist dann gar nicht mehr lustig und lässt einem streckenweise das Lachen im Halse stecken bleiben: sexuelle Ausbeutung und Unterdrückung, finanzielle, weil ständig irgendwelche Abzüge den Verdienst schmälern, Tierquälerei durch Massentierhaltung.
Und dann müssen die Hauptpersonen wegen eines Vorfalls mit dem Erdbeer-Bauern fliehen und treffen auf ihrer Caravan-Reise durch England auf die seltsamsten Typen. Am schlimmsten fand ich die Job-Episode auf der Hühnerfarm, die ich lieber nicht gelesen hätte, so grausam und eklig ist das Ganze, aber – so befürchte ich – nicht mal übertrieben.
Gemildert wird das Ganze durch eine Liebesgeschichte, durch die lustigen Briefe eines Afrikaners an seine Schwester, durch das kreative Kochen von Marta und durch die 'Äußerungen' eines Hundes, der noch eine ganz besondere Rolle spielen wird (INGROSSBUCHSTABENOHNELEERSTELLEN).
Mir hat das Buch trotz einiger Härten und drastischer Schilderungen wegen seiner mitmenschlichen Wärme gut gefallen und ich werde nach diesem und dem 'Traktor' noch weitere von Martina Lewycka lesen.
Internat: https://www.lovelybooks.de/autor/Serhij-Zhadan/Internat-1499342776-w/rezension/5124402715/
- John Lanchester
Capital
(17)Aktuelle Rezension von: porte-bonheurIn diesem Roman geht es um GELD! Und das stellt der Autor am Beispiel der Bewohner einer Straße in London dar, der Pepys Road. Wer hier ein Haus nicht nur bewohnt, sondern es auch noch sein Eigentum nennt, hat es geschafft: er ist reich und ein sehr anerkanntes Mitglied der Gesellschaft.
Der Autor knüpft mit seinem Werk an die großen Gesellschaftsromane des 19. Jahrhunderts und nimmt sich, ganz ähnlich diesen Romanen, das Schicksal einiger mit der Pepys Road verbundenen Charaktere vor. Petunia Howe wohnt seit langer Zeit bereits in der Straße, hat ihren Mann längst verloren und beobachtet jetzt einfach nur, zurückgezogen, ihre Mitbewohner. Dann ist da der Banker Roger Yount, den nichts mehr im Leben fesselt als sein nächster Jahresbonus und dieses Jahr muss dieser mindestens eine Million betragen, denn sonst würde er sich und seiner Familie das aufwändige Leben bald nicht mehr leisten können. Daneben spielen aber auch die Menschen eine tragende Rolle, die in der Straße nur ihre tägliche Arbeit verrichten, wie die Politesse Quentina Mkfesi, die aus Zimbabwe stammt und als Asylbewerberin, deren Antrag bereits abgelehnt wurde, jetzt nur noch Angst vor der Abschiebung hat. Der polnische Handwerker Zbigniew verrichtet für den Investmentbanker und dessen Frau immer wieder kleinere Arbeiten und träumt von einem besseren Leben in seiner Heimat. Das Kindermädchen der Younts, Maty Balatu, aus einer ungarischen Kleinstadt stammend, ist auch nach London gekommen, um ordentlich Geld zu machen. Der senegalesische Fußballspieler Freddy Kamo, der gerade erst auf dem Weg ist, ein großer Fußballgott zu werden, wohnt zwar auch in der Pepys Road, aber erst einmal dort nur bei seinem Manager Mickey Lipton-Miller. Und dann ist da noch der Konzeptkünstler Smitty, dessen Großmutter eben jene Petunia Howe ist.
Wie in einer Gesellschaft niemand für sich allein ist und mit vielen anderen zusammenhängt, von diesen auch abhängt und mit ihnen verbunden ist, so ist das eben auch in einer Straße und ihrer begrenzten Anzahl der in ihr lebenden und tätigen Menschen. Und genau das verdeutlicht Lanchester überaus geschickt und unpathetisch, eher schildert er die Ereignisse nüchtern, ähnlich einem Reporter, und überlässt es dem Leser, sich ein eigenes Urteil zu machen. Was denkt man denn über einen Handwerker, der etwa bei Renovierungsarbeiten 500.00. Pfund findet und jetzt damit hadert, ob er das Geld behalten und damit den Eltern ein schönes Haus finanzieren soll?
Bedroht wird das Leben der Bewohner nicht nur durch die ganz "normalen" äußeren Lebenseinflüsse, sondern eben auch durch absichtliche Angriffe, wie etwa dem Schreiben, das einige Hausbewohner, bzw. -besitzer erhalten und in dem einfach nur in Blockbuchstaben steht: WE WANT YOU HAVE. Wir wollen, was ihr habt!
Lanchester ist ein Roman gelungen, der uns unser derzeitiges kapitalistisches Leben anhand weniger Figuren deutlich vor Augen führt, in seinen positiven aber eben auch negativen Auswirkungen. "Capital" steht im englischen Original nicht nur für eben das Kapital sondern auch für Hauptstadt. Und es ist ein typischer Hauptstadt-Roman, der so auch in Berlin oder München spielen könnte.
Das Buch spielt im Jahr 2008, doch ist die Geschehnis-Grundlage seitdem keine andere geworden, hat sich eher noch manifestiert. Und so bleibt das Buch für mich eine ganz wunderbar detaillierte Schilderung der Zustände unserer Gesellschaft und die dringende Aufforderung an uns zum Nachdenken, ob wir denn in diese Richtung weitergehen wollen. Und das in einem Stil, wie ihn der "Observer" für mich bestens beschreibt: "Effortlessly brilliant - hugely moving and outrageously funny".
- Malorie Blackman
Himmel und Hölle
(138)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDie Welt ist eingeteilt in Alphas und Zeros. Für die Alphas ist es ein wunderbares Leben, aber für die Zeros, die weiße Bevölkerung ist es sehr schwer und hart. Callum ist ein Weißer und lebt mit seiner Familie in armen Verhältnissen und er ist heimlich mit Sephy befreundet, einer Schwarzen. Callums Mutter war einst für Sephys Familie tätig und die Beiden treffen sich heimlich und die Freundschaft entwickelt sich langsam zu einer kleinen Liebesbeziehung. Als die Gesetze etwas gelockert werden und auch Weiße an die besseren Schulen dürften, schafft Callum die Aufnahmeprüfung und kommt an Sephys Schule. Sein Vater und sein Bruder schließen sich der Freiheitsbewegung an und plötzlich steht ein Einkaufszentrum in Flammen und viele Schwarze wurden verletzt. Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Eine Wahnsinns Geschichte mit wichtiger Botschaft und einer feinen Liebesgeschichte die an Romeo und Julia erinnert. Für Leseratten ab 14 Jahren.
- NoViolet Bulawayo
Wir brauchen neue Namen
(21)Aktuelle Rezension von: IrisblattDie 10-jährige Ich-Erzählerin Darling lebt mit ihren Freundinnen und Freunden Bastard, Godknows, Chipo, Stina und Sbho in einer Blechhüttensiedlung irgendwo in Afrika. Ihre ehemaligen Häuser wurden in einer Nacht- und Nebelaktion zerstört. Die Familien mussten fliehen und haben notdürftig neue Hütten errichtet. Ihr Viertel der Blechhütten heißt „Paradise“. Die Schule wurde geschlossen, Hunger ist allgegenwärtig, viele Väter sind zum Arbeiten in benachbarte Staaten gegangen. Die Kinder sind auf sich alleine gestellt, verbringen ihre Tage gemeinsam, machen Ausflüge in die Viertel der Reichen, um dort die reifen, saftigen Guaven von den Bäumen zu klauen; sie wollen ihren Hunger stillen. Darling und ihre Freund*innen posieren für Fotos, wenn Entwicklungshelfer mal wieder Spielzeug und Nahrungsmittel vorbeibringen und denken sich den ganzen Tag Spiele aus. Aus kindlicher Perspektive erzählt, erhalten viele Szenen eine Leichtigkeit, die sie eigentlich nicht haben. Viele unterschiedliche Themen finden Eingang in den Roman: Wahlbetrug, Gewalt an der Zivilbevölkerung, sogenannte „Säuberungsaktionen“, Exorzismus, Aids, Vergewaltigung und Schwangerschaften von gerade mal geschlechtsreifen Mädchen.
Während der erste Teil in Afrika spielt (NoViolet Bulawayo nennt das Land bewusst nicht, da der Roman an vielen Orten in Afrika spielen könnte), verlässt Darling im zweiten Teil ihre Heimat, um bei ihrer Tante in den USA zu leben. Die Kontraste zu ihrem bisherigen Leben könnten nicht größer sein. Auch dort gibt es Mangel - allerdings drückt dieser sich anders aus. In diesem Abschnitt geht es um Identität und Probleme, die Migration mit sich bringt. Der westlichen Welt wird dabei ein Spiegel vorgehalten.
Immer mal wieder verwendet NoViolet Bulawayo Wörter und Sätze aus der Zulu-Sprache. Hier hätte ich mir eine Übersetzung am Ende des Romans sehr gewünscht. Auch wenn die Autorin bewusst offen lässt, wo genau in Afrika ihr Roman spielt, hat mich das irgendwie gewurmt und ich habe mich auf Spurensuche begeben. Wenn Speisen genannt wurden, habe ich nachgesehen, wo diese Gerichte gegessen und auch so bezeichnet werden. Alles spricht für Simbabwe, das Heimatland der Autorin, in der auch die Bantusprache Zulu gesprochen wird.
Die kindliche Sprache, in der der Roman verfasst wurde, ist passend - stellenweise empfand ich sie aber als anstrengend. Insgesamt nehme ich viele starke Bilder aus der Lektüre mit, die keineswegs alle erdrückend sind. Gerade die Zeit, die die Kinder aus Paradise gemeinsam im Spiel verbringen und ihr Umherstreunen hinterlässt bei mir ein Gefühl von Freiheit und Kreativität, die es in einer wohl behüteten, strukturierten Kindheit so nicht mehr gibt. „Wir brauchen neue Namen“ liefert zahlreiche Denkanstöße, gibt Einblicke in das Leben in einem afrikanischen Slum sowie das Leben im us-amerikanischen Exil. Die Protagonist*innen sind glaubwürdig, das Buch vielschichtig; die Erzählung aus kindlicher Sicht macht den Roman trotz aller Probleme leicht lesbar.
- Kevin Brooks
Black Rabbit Summer
(83)Aktuelle Rezension von: oszillierenWas für ein Buch! Vor ein paar Stunden bin ich mit "Black Rabbit Summer" fertig geworden und bin immer noch ganz schön mitgenommen. Aber irgendwie auch im positiven Sinn. XD Habe schon lange mehr kein 500-Seiten-Buch so verschlungen wie dieses. Und es hätten nochmal 150 mehr sein können, weil es so toll war.
Kurz zur Handlung:
Drückende Hitze liegt über der Stadt und am liebsten hängt der 16-jährige Pete nur in seinem Zimmer ab und lässt seine Gedanken schweifen. Es ist der Sommer nach dem Schulabschluss und Pete weiß nicht so recht, was er mit sich und seinem Leben anfangen soll. Ein Telefonanruf zerreißt die Stille: Es ist Nicole, seine Fast-Ex … oder wie immer man das nennen mag, wenn früher mal ein bisschen rumgemacht und sich irgendwie auch gemocht hat, ohne dass was Festes daraus geworden wäre. Nicole jedenfalls lädt ihn ein, mit ein paar alten Freunden auf den Jahrmarkt zu gehen -- Vorglühen inklusive. Peter zögert, sagt aber schließlich zu. Eine schicksalshafte Entscheidung, wie sich später herausstellen wird.
Petes bester Freund, Raymond, soll übrigens auch mitkommen. Raymond, der eine Schlüsselrolle in diesem Roman spielt, ist sehr introvertiert und anscheinend neurodivergent, wurde außerdem gemobbt und von seinen Eltern immer schon ein bisschen vernachlässigt. Nur Pete weiß, dass Raymond Stimmen hört – genauer gesagt, dass Raymond sich einbildet, sein schwarzes Kaninchen würde mit ihm sprechen. Pete ist das jedoch egal, die beiden sind einfach Bros.
Als sich die ehemalige Clique am Abend trifft, laufen die Dinge schnell aus dem Ruder: Alkohol und Drogen lassen Streitigkeiten eskalieren und Missverständnisse aufkommen, und die Hoffnung auf einen lustigen Abend verflüchtigt sich endgültig, als plötzlich eine ehemalige Mitschülerin auftaucht: Stella ist mittlerweile eine Art C-Promi geworden und für ihre kurzen Röckchen genauso bekannt wie für ihre Skrupellosigkeit. Und ausgerechnet so jemand macht sich jetzt an Raymond ran?
Pete ist high, betrunken und versteht die Welt nicht mehr – Filmrisse und Gedächtnislücken lassen ihn keinen klaren Gedanken fassen. Nur eins steht am nächsten Morgen fest: Stella und Raymond sind spurlos verschwunden.
Clever wie Pete ist, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er den Fall lösen kann. Aber was, wenn dadurch alles zusammenbricht, woran er früher geglaubt hat?
Was mir gefallen hat:
Das Buch hat alles, was ich mir bei einem Krimi/Thriller/Mystery erhoffe: Ein spannendes Rätsel, interessante Charaktere und einen berührenden Schreibstil. Mit Pete, aus dessen Perspektive der Roman erzählt wird, habe ich kaum etwas gemeinsam, aber das war gar nicht schlimm. Denn seine Charakterisierung und die Beschreibung der Stadt, in der er lebt, waren einfach so gut; es kam mir vor, als ob ich mit ihm durch die Straßen laufen würde.
Der Autor kann mit wenigen Worten eine grandiose Atmosphäre erschaffen: Der heiße Sommer, Petes Verzweiflung, seine Streifzüge durch die Stadt, das verdächtige Verhalten der Leute … Pete findet sich plötzlich in einer bedrohlichen Welt wieder, die ihm doch immer so vertraut war, und ich habe auf jeder Seite mitgefiebert, manchmal so sehr, dass ich Zeilen übersprungen habe, weil die Situation so intensiv war.
Der Schreibstil ist dabei ganz simpel, das Buch liest sich flüssig und ist für jeden ab ca. 14 Jahren geeignet.
In jedem Roman kann es leicht passieren, dass Charaktere zu klischeehaft rüberkommen, weil Autoren denken, dass die Leute komplexe Charaktere zu anstrengend finden. Aber das ist quatsch, und Kevin Brooks scheint das auch so zu sehen. Ihr Auftreten, ihre Handlungen und ihre Beziehungen zu anderen machen jede der Figuren zu etwas ganz Besonderem. (Nur bei den weiblichen Figuren gelingt das nicht immer. Ich bin da aber auch sehr kritisch… )
Ob Raymond und Stella wieder Auftauchen, und wer genau bei ihrem Verschwinden die Finger im Spiel hatte – und warum – wird hier nicht verraten. Ich fand die Auflösung aber sehr spannend. Man muss nur im Hinterkopf behalten, dass die Hauptcharaktere ca. 16 Jahre alt sind und sich oft impulsiv und irrational verhalten. Wenn man das akzeptiert, hat man seinen Spaß mit dem Buch.
Zwei kleine Kritikpunkte:
- Obwohl ich das Buch grandios fand, vergebe ich nur 4 Sterne. Was mich nämlich sehr nervte, waren Petes apathische Eltern, besonders die Mutter. Sorry, es war zu unglaubwürdig, dass sie Pete noch so viele Freiräume lassen, nachdem 2 Jugendliche verschwinden. Sie sind zwar ehrlich besorgt und verbieten ihm mehrmalig, das Haus zu verlassen, aber kontrollieren tun sie es nicht wirklich. Das passte nicht zusammen! Von der Warte des Autors aus ging es natürlich nicht anders, denn wenn Pete den Fall lösen soll, dann muss er natürlich draußen unterwegs sein, Tatorte untersuchen und Leute befragen. Aber so lasch wären Eltern im realen Leben nicht. Das war ein Detail, das mich wirklich frustrierte.
- Apropos frustrierend: Es bleiben am Ende offene Fragen. Ich konnte es irgendwie akzeptieren, weil das Ende für mich auf poetische Weise doch Sinn ergeben hat. Aber trotzdem, über eine „Sache“ werde ich noch eine sehr lange Zeit nachdenken.
Fazit: Ein spannender und außergewöhnlich gut geschriebener Krimi, nicht nur für Young Adult-Fans. Absolut empfehlenswert.
- Tom Wolfe
Fegefeuer der Eitelkeiten
(111)Aktuelle Rezension von: ArsAstrologicaHeutzutage strotzen Bestseller im üblichen Skandinavien-Format mit blutrünstigen Perversionen wie zerstückelten Frauenleichen schon auf der ersten Seite, um die Lesermassen einzufangen. Das ist im Grunde nicht wirklich Literatur, sondern Schund, auf differenzierte Figurenausgestaltung wird meist verzichtet.
Tom Wolfe würde heutzutage mit seinem vor 35 Jahren erschienen Thriller im Jahre 2023 wahrscheinlich keinen Verlag mehr finden, weil er sich im ersten Kapitel nicht mit Morden abgibt, sondern lediglich zwei Belanglosigkeiten schildert: Die missratene Publikumspräsentation eins Politikers und die Probleme eines Millionärs mit seinem Dackel, dem Telefon und seiner Gattin. Und zu allen Unglück sind die ersten 40 Seiten seines sich über 80 Seiten erstreckenden Romans überwiegend als innerere Dialoge verfasst.
Dass man die ersten 40 Seiten dennoch wie im Rausch liest und einfach nicht mehr aufhören kann, dass dies ein absoluter Page-Turner ist, liegt an seiner irrwitzigen Humor, den aus dem Alltag nachvollziehbaren inneren Probleme der Protagonisten und seiner unaufdringlichen und um so prägnanteren Figurengestaltung.
Tom Wolfe gelingt es sogar, Sexszenen erotisch prickelnd zu verfassen, ohne auch nur einen einzigen Nippel, Pimmel oder sonstwas zu erwähnen. Er wagt es hierbei sogar, sich der griechischen Mythologie zu bedienen, die in diesem Detail wohl nur den wenigsten Lesern geläufig sein dürfte: "Priapus", jener Lust und Samen verspritzende Nebengott mit dem Riesenphallus in wenigen Passagen quasi nebensächlich zu erwähnen, das genügt ihm - und genügt dem Leser, um sich fiebernd auf diesen großartigen Sex-and-Crime-Thriller einzulassen.
- Michael Hartmann
Die Abgehobenen
(4)Aktuelle Rezension von: WedmaVon diesem Buch von Michael Hartmann habe ich einen sehr guten Eindruck gewonnen und empfehle es auch gern weiter. Lesenswerte Inhalte gepaart mit einem angenehmen, klaren Schreibstil bereiten paar erfüllte Lesestunden mit Erkenntnisgewinn, insb. für die Einsteiger.
„Michael Hartmann war bis Herbst 2014 Professor für Soziologie an TU Darmstadt. Sein Schwerpunkt ist Elitenforschung“, so Klappentext.
Das Werk ist sehr gut strukturiert. Ca. 242 Seiten ergeben 5 Kapitel.
Kap. 1. „Einleitung: Parallelwelt mit eigenen Regeln“, in dem Hartmann u.a. vier Thesen präsentiert, die er im weiteren Verlauf auch begründet: Die Eliten sind, dank ihrer Herkunft, sozial exklusiv und homogen, gute Basis für die neoliberale Politik. Um dem entgegen zu wirken ist das Aktivwerden der Bevölkerung und Erneuerung der Parteien vonnöten, u.a. um dem Rechtspopulismus und der Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Dadurch würde sich die politische Elite sozial öffnen.
Im Kap. 2 „Eine zunehmend geschlossene Gesellschaft“ beschreibt Hartmann die Eliten näher. „Elite heißt macht ausüben“. Dass die Eliten nach dem Prinzip „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ bilden, liest man auf S. 64-70. Hier gibt es paar gute Beispiele, die das Wirken dieses Prinzips verbildlichen. Eliten vierer Länder wurden unter die Lupe genommen: Deutschland, Großbritannien, USA, Frankreich und grundlegende Gemeinsamkeiten festgestellt. „Die Mär von den kosmopolitischen Eliten“ schließt Kap. 2 ab.
Kap. 3 „Wie Eliten die soziale Ungleichheit vorantreiben“ fängt gleich gut mit „Großbritannien und die USA: Politiker aus der Upperclass machen Politik für die Upperclass“ an. Hier ist die Rede von der politischen Wende der 1980ger Jahre, die Emmanuel Todd in seinem sehr lesenswerten Werk „Traurige Moderne“ (2018) als die neoliberale Revolution bezeichnet. Das liegt in der Herkunft begründet, sagt auch Hartmann. Unter Reagan wurden beiden Kabinetten von den Vertretern der Upperclass dominiert, was vorher nicht der Fall war. Bei Thatcher Regierung sah es ähnlich aus. Kleine aber feine Unterkapitel „Selbst zu Feudalzeiten war die Einkommenskonzentration geringer“, „Die Reichen wurden reicher, die Armen ärmer…“ belegen diese Thesen mit Zahlen und Fakten. Diese Ausführungen erinnerten mich an ein weiteres sehr aufschlussreiches Werk „Fassadendemokratie und Tiefer Staat“ von U. Mies/J. Wernicke (Hg). Ein Blick zu Deutschland zeigt ähnliche Entwicklungen, nur etwa zwanzig Jahre später. „Herkunft der politischen Elite prägt ihre Entscheidungen“ schließt das 3. Kapitel ab und sagt, basierend auf einer fundierten Studie: „In den Fällen, in denen die Ministerpräsidenten eine niedrigere Herkunft aufwiesen, werde signifikant häufiger eine Politik betrieben, die soziale Unterschiede zu reduzieren versuche, indem die Ausgaben für Bildung, soziale Sicherheit, Infrastruktur und Gesundheit gesteigert würden. Bei den Ministerpräsidenten, die aus der Mittel- oder Oberschicht stammten, sei das nicht der Fall.“ S. 152. Das gilt für die alten Bundesländer von 1972 bis 2009, für die neuen von 1992 bis 2009.
Kap. 4 beschäftigt sich mit „Eigennutz vor Gemeinnutz – so ticken die Eliten“ und besagt u.a., dass „Steuern als staatlicher Raubzug, Steuerhinterziehung“ bei den Eliten als Kavaliersdelikt gilt. Hier ist die Rede von den aus der Presse bekannten Fällen: Klaus Zumwinkel, Uli Hoeneß, Alice Schwarz usw. Dabei wurde auf die übliche Handhabe der Eliten eingegangen: „Selbstmitleid statt Unrechtbewusstsein“ S. 158-164, „Klage über die Gier des Steuerstaates“ S. 164-168, „Legitimierung krimineller Finanztricks: Die Dreistigkeit der Cum-Ex-Geschäfte“ S. 168-177. Mit zahlreichen Daten und Fakten belegt, seht gut und zugänglich erklärt. Auch für Einsteiger verständlich.
Kap. 5 „Eine Politik jenseits des Neoliberalismus ist nötig und möglich“ erläutert, dass „in den letzten Jahrzehnten dominierende neoliberale Ausrichtung der Politik“, die „bis heute von der großen Mehrheit der Eliten“ geteilt wird, keineswegs alternativlos ist, dass die heute herrschende Politikverdrossenheit und das Aufblühen des Rechtspopulismus, hier ist u.a. von AfD Erfolgen die Rede, der dank der neoliberaler Politik der Eliten einen fruchtbaren Boden bekommen hat, der aktiven politischen Beteiligung der breiten Massen weichen kann und sollte. Unterkapitel „Vier Modelle für die Zukunft…“ beschreibt, was momentan der Fall ist, im „Ein Politikwechsel ist machbar – hier und jetzt“ wurden Vorschläge unterbreitet, wie die für die arbeitende Bevölkerung die längst fälligen Veränderungen vollzogen werden könnten. In dem Bereich hätte gern etwas mehr sein können, aber auch so ist es schon mal ein guter Schritt in die für die Massen richtige Richtung.
Man kann noch viel über dieses Buch schreiben, da steht noch viel mehr als man im Rahmen einer Rezension ansprechen kann, besser, man liest es selbst.
Da Buch ist sehr gut und hochwertig gemacht: Festeinband in Rot, Umschlagblatt aus festem, glatten Papier, rotes Lesebändchen. Die Schriftgröße erlaubt recht viel Text pro Seite, ist aber auch nicht zu klein. Einige s/w Diagramme und Schaubilder verdeutlichen die Ausführungen.
Die Quellen sind in „Anmerkungen“ nach Kapiteln geordnet worden. Hier findet man auch einige Kommentare. Literatur, ca. 190 Werke auf Deutsch und Englisch, ist in alphabetischer Reihenfolge extra aufgeführt worden.
Fazit: Ein sehr lesenswertes Werk, das das Treiben der Eliten fundiert, mit Daten und Fakten untermauert, dabei klar und zugänglich das Wesentliche darlegt, und einige Vorschläge zur Besserung der heutigen Lage zugunsten der arbeitenden Masse unterbreitet. Prima für Einsteiger. Toll als Geschenk.
- Giulia Becker
Das Leben ist eins der Härtesten
(96)Aktuelle Rezension von: GBMVier Menschen so unterschiedlich sie sind, haben sie auch unterschiedliche Probleme, stehen aber nicht nur in Kontakt sonder auch zur Seite und unterstützen sich. Somit sind es auch 4 ganz unterschiedliche Geschichten die ineinander verwoben sind.
Das Buch, durchaus humorvoll, liest sich leicht.
Das Cover ist passend gestaltet und gefällt mir sehr.
- Anthony B. Atkinson
Ungleichheit
(2)Aktuelle Rezension von: M.Lehmann-Pape
Es ist wohl „das Thema“ der Zeit. Weltweit. Die beobachtbare, durch Fakten gestützte „Schere zwischen Arm und Reich“, die sich in den letzten Jahren immer weiter geöffnet hat. Und eine Unruhe, die sich im Zuge dessen mehr und mehr an vielen Orten der Welt Bahn bricht.
Wobei Atkinson mit seinem neuen Werk eine Lösung sucht und anbietet, nicht nur bei der Analyse und einem empörten Aufschrei stehen bleibt. Klar ist, dass zunächst dennoch im Buch eine sehr differenziert und fundierte Analyse (mit einigem eher trockenem statistischem Material) vorgelegt wird. Denn, wie Atkinson vorweg bemerkt, im Blick auf konkrete Vorschläge, wie sich die Ungleichheit verringern ließe, bedarf es einer Grundlage.
„Daher müssen wir zunächst klären, was mit diesem Ziel gemeint ist und was nicht“.
Das klärt Atkinson im Übrigen und sehr klarer Sprache und sehr eindeutig. Und stellt schon mit der Analyse ebenso klar und eindeutig das aktuelle ökonomische System tief in Frage. Und das zu Recht, folgt man seinen gewichtigen Argumenten.
Und führt sich fort in den 15 messerscharf formulierten Vorschlägen für eine soziale Sicherung der Menschen in mittelfristiger Zukunft.
Bereits diskutierte Möglichkeiten wie ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ (als „Partizipationseinkommen“ noch ein Stück anders gedacht als in der bisherigen Diskussion), finden sich dabei genauso, wie eher (noch) exotisch anmutende Vorschläge in Richtung einer „Grundausstattung durch eine (allgemein zu zahlende) Erbschaft“, die jedem Menschen beim Eintritt ins Erwachsenenalter „gutgeschrieben“ wird oder eine „Erneuerung einer Sozialversicherung“ statt der bisherigen Sozialhilfe.
Dazu gehört ebenfalls ein starkes Plädoyer für ein hohes Kindergeld weltweit (deutlich höher als das, was bisher bekannt ist, da, wo überhaupt ein solches Kindergeld gewährt wird) und eine stark steigende „Lebensvermögenssteuer“ auf Einkünfte durch Erbschaften.
15 konkrete Ideen und durchgerechnete Vorschläge, die absolut überzeugend präsentiert werden und logisch fast zwingend dem Leser vor Augen gestellt werden für die vier großen Ziele und Bereiche, die Atkinson als entscheidend für die nahe Zukunft setzt.
Technischer Fortschritt und Gegenmacht, Lohn und Beschäftigung in der Zukunft (Industrie 4.0), Teilung des Kapitals und Soziale Sicherheit für alle.
Dabei ist gerade das Kapitel „Können wir uns das leisten“ ein hervorragender Einstieg in die gesamte Lektüre und eine klare Berechnung dessen, was möglich wäre, wenn die Mächte in Politik und Wirtschaft tatsächlich willens wären, die Stellschrauben zu drehen.
Ab Seite 304 findet sich im eine übersichtliche Zusammenfassung der 15 Anregungen / Forderungen Atkinsons, die allerdings ohne die genaue Lektüre des teils sehr trockenen Stoffs im Buch nicht einfach so zu verstehen sind, sondern eher als Anhaltspunkte für die Lektüre dienen.
Nüchtern, sachlich, durchgerechnet, teils die aktuellen Verhältnisse auf den Kopf stellend und mit der Maßgabe, die vorhandenen wirtschaftlichen und finanziellen Ressourcen stark, wenn auch nicht vollständig, umzuverteilen, legt Atkinson ein wahrhaft monumentales Programm vor, dass aller Diskussion wert und würdig ist und in einzelnen Teilen umgehend umgesetzt werden könnte.
Und das dringlich, denn in einem muss man Atkinson Recht geben, auch wenn man bei manchen seiner Vorschläge den Kopf schütteln mag: Soziale Ungleichheit ist das „Spaltmaterial“ der Gegenwart, welches immer mehr Druck erzeugt und irgendwann nicht mehr friedlich aufgefangen werden kann, wenn keine zukunftsfähige Alternative für en einzelnen geboten wird.
Was Atkinson in diesem Buch nachvollziehbar gelingt. - Ulrich Beck
Risikogesellschaft
(10)Aktuelle Rezension von: Georg333"Warum schweigen die Lämmer"???
»[Echte] Wissenschaft ist also ein prinzipielles Gegen-den-Strom-Schwimmen« (Klaus Holzkamp)
1) Fazit: (Letzte Änderung: 21.12.2023, © Georg Sagittarius)
Begrüßenswerte soziologisch-intellektuelle Kritik; Eine Analyse & Ermittlung geistiger Ursachen wie bei Jakob Lorber, Bertha Dudde, Jakob Böhme, Emanuel Swedenborg... fehlt!
2) Rezensionen
a) "Stimmen": suhrkamp.de
b) de.wikipedia Ulrich_Beck: "Weit über die Fachgrenzen hinaus bekannt wurde Beck mit seinem 1986 erschienenen und in 35 Sprachen übersetzten Buch Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Darin beschrieb er unter anderem die „Enttraditionalisierung der industriegesellschaftlichen Lebensformen“, die „Entstandardisierung der Erwerbsarbeit“ sowie die Individualisierung von Lebenslagen und Biographiemustern. Beck kritisierte soziologische Betrachtungsweisen, die in nationalstaatlichen Aspekten und Begrifflichkeiten verharrten. Die technisch-ökonomischen Fortschritte im industriegesellschaftlichen Rahmen sah er – etwa am Beispiel der Atomkraftnutzung – von ungeplanten Nebenfolgen übernationalen und teils globalen Ausmaßes überlagert und in Frage gestellt. Bezugspunkte seiner Theoriebildung waren zunehmend die Erscheinungsformen und Folgen grenzüberschreitender Umweltprobleme und der Globalisierung."
3) Über den Autor (1944-2015)
a) suhrkamp.de
b) de.wikipedia Ulrich_Beck
4) "Politik in der Risikogesellschaft - Essays und Analysen" von Ulrich Beck
(Leider nicht ladbar bei lovelybooks)
Die Thesen von "Risikogesellschaft" & "Gegengifte" werden hier konkretisiert
Leseprobe 20 S., IHV, Infos vom Verlag: suhrkamp.de
"Mit Beiträgen von Oskar Lafontaine, Thomas Schmid, Claus Offe, Robert Jungk, Joschka Fischer, Erhard Eppler, u.a.
Risikogesellschaft meint eine Epoche, in der die Schattenseiten des Fortschritts mehr und mehr die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen bestimmen. Diese These Ulrich Becks, die in seinen beiden Büchern Risikogesellschaft (es 1365) und Gegengifte (es 1468) entwickelt wurde, wird im vorliegenden Band konkretisiert. Dessen Schlüsselfrage lautet: Wie gewinnt eine ökologische Politik der Selbstbegrenzung Macht und Durchsetzungskraft? Ulrich Becks Essays, die im ersten Teil dieses Bandes versammelt sind, fragen nach der ökologischen Konfliktdynamik, Möglichkeiten von Gegenmacht und politischen Alternativen. Der zweite Teil dokumentiert exemplarisch den Paradigmawechsel, den Ulrich Becks Theorie in der Soziologie, der Politologie, der Philosophie, der Rechtstheorie, der politischen Bildung sowie in der politischen Diskussion selbst bewirkt hat. Dies verdeutlichen die Analysen von Thomas Blanke, Claus Offe, Christoph Lau, François Ewald, Robert Jungk, Bernhard Claußen, Herbert Gottweis, Rainer Wolf, Thomas Schmid, Klaus Dörre und Stefan Breuer, Oskar Lafontaine, Joschka Fischer, Erhard Eppler." - Martín Caparrós
Der Hunger
(3)Aktuelle Rezension von: JulesBarroisDer Hunger - Martín Caparrós (Autor), Sabine Giersberg (Übersetzer), Hanna Grzimek (Übersetzer), 844 Seiten, Suhrkamp Verlag; Auflage: 1 (7. November 2015), 29,95 €, ISBN-13: 978-3518425121
In der Zeit, in der Sie diese Rezension lesen, sterben etwa 30 Kinder an Hunger. Und das auf einem so reichen Planeten, dass er reibungslos das Doppelte der heutigen Weltbevölkerung ernähren könnte. Und das, wo fast die Hälfte der in der Welt produzierten Lebensmittel in der Mülltonne landet. Diese 30 Kinder sterben an Hunger, wie ihn keiner von uns kennt.
Martín Caparrós redet über Hunger “der extremsten, grausamsten Art der Armut, … die einem die Möglichkeit nimmt, sich ein anderes Leben auch nur vorzustellen.“ (Seite 18). Dieser Hunger ist ultimativ und vollkommen unerträglich. Es mag viele Dinge geben, die ethisch unerträglich sind. Aber man kann damit leben. Hunger macht es extrem schwierig, mit ihm zu leben, denn er ist existentiell.
Caparrós verlässt die nichtssagende, anonyme Welt der Hungerstatistiken und nimmt uns mit auf eine Reise in Orte, wo Menschen leiden: Ghana, Sudan, Indien, Argentinien, Chicago, Spanien, Bangladesch, Burkina Faso, Madagaskar, Nigeria und Südsudan. Sein Buch verbindet eine tiefgehende Analyse des globalen Hungers mit Geschichten und realen Gesichtern. Es ist eine Reise, aber nicht die Reise der glitzernden Welt des Tourismus, sondern eine Reise in die Vororte und Slums. Wir bekommen keine hochtrabenden Reflexionen, sondern Kommentare aus erster Hand.
Das ist der erste Grund, warum „Der Hunger“ ein beeindruckendes und gutes Buch ist: weil er das Leben vieler Menschen in dieser anderen Welt zeigt, was vollständig von Hunger beherrscht wird.
„Der Hunger“ ist ein beeindruckendes und gutes Buch, weil er die verbalen Tricks aufdeckt, mit dem dieser Hunger verschleiert wird und als unpersönlicher Hunger weniger schrecklich daherkommt.
Und es ist ein beeindruckendes und gutes Buch, weil der Autor es versteht, den Zorn und die Frustration dieser Menschen zu teilen.
Was ist die Ursache des Hungers? Dürren, Klimawandel, Entwaldung, Erosion, Versalzung, Wüstenbildung, Kriege, Migrationskrise, schlechte landwirtschaftliche Infrastruktur, politische Korruption? Nach Martin Caparrós reichen diese Erklärungen nicht aus und werden vorsätzlich falsch eingesetzt, um eine inakzeptable Wirklichkeit zu verbergen: die brutale, schamlose Zivilisation einer globalisierten Wirtschaft, die keine andere Motivation als Gewinn kennt und die Millionen von hungernden Menschen einfach zu „Abfall“ degradiert.
Hunger ist die Geschichte von denen, die unter prekären Bedingungen arbeiten und diejenigen, die mit Nahrung spekulieren und so viele Menschen verhungern lassen. „Der Hunger“ versucht vor allem, die Mechanismen zu entdecken, die dafür verantwortlich sind fast eine Milliarde Menschen nicht essen können, was sie brauchen. Ist Hunger ein unausweichliches Produkt der Weltordnung? Ist er das Ergebnis von Faulheit? Ist Hunger eine unvermeidliche Folge von Zivilisation und Entwicklung. Ist er ein Problem, das nicht gelöst werden kann? Oder ist, wie Caparròs darlegt, die Hauptursache des Hungers der Reichtum anderer? Zum Beispiel durch „die Verwandlung des Essens in ein Spekulationsobjekt.“ (Seite 388)
Auf jeden Fall ist Hunger als "strukturelle Unterernährung" am wenigsten sichtbar und gleichzeitig Normalität für viele Menschen, die jeden Tag nicht zu essen haben, was Krankheiten auslöst und schließlich der Tod den einzigen täglichen Kampf, etwas in den Mund stecken zu können, beendet.
Auch wenn Caparrós keine kurzfristig wirkenden konkreten Lösungen anbietet (wer hat die schon?) zeichnet er ein weitgehend vollständiges Bild über den weltweiten Hunger. Obwohl das Problem des Hungers von zentraler Bedeutung in der Welt ist, wird es zur gleichen Zeit vernachlässigt und ist schwer zu behandeln.
Kann ein solches Buch die Realität verändern? Kurzfristig mit Sicherheit nicht. Aber sein Versuch, die Situation so darzustellen, dass sie nicht nur gesehen sondern auch verstanden wird, ist ein Ansatzpunkt, dass Menschen beginnen, darüber nachzudenken, wie man sie lösen könnte. Und das ist schon viel.
Das Drama des Hungers lebt von Gier und von Dummheit. Und der politische Wille ist dieeinzige Möglichkeit, all die aufgeworfenen Fragen zu lösen.
Es ist ein wichtiges Buch, gerade in einer Zeit, in der Menschen zu uns kommen. Natürlich wundern sich vor allem die, die immer noch glauben, dass die neoliberale Politik der Konsumgesellschaften, das Beste ist, was uns passieren könne. Ein wichtiges Buch über Armut und Ungleichheit und gegen Arroganz und Gefühllosigkeit. Das unerwartete Erscheinen von ISIS ist ein tragisches Beispiel für die Wendung, die wir erleben, wenn Menschen nicht die Möglichkeit haben, ein Leben in Würde zu führen.
„Der Hunger“ ist ein Buch für Leser, die den Mut haben, sich der Welt, die wir gemeinsam aufgebaut haben, zu stellen. Leser, die den Mut haben, sich raus holen zu lassen aus der Welt des schönen Scheins, holt sie weg vom Fernseher, diesem genialen Ort, um seine Ruhe zu haben, holt sie aus ihrer „abgesicherten Gemütlichkeit.“ (Seite 823)
Lesen Sie dieses schockierende Buch und sie entdecken, dass Hunger keine Statistik ist. Dass alles in dieser Welt miteinander verbunden ist und dass das Gleichgewicht sehr leicht kippen kann. Vielleicht führt es dazu, dass auch Sie ihre Verhaltensweisen ändern und sich engagieren.
Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Suhrkamp Verlages
http://www.suhrkamp.de/buecher/der_hunger-martin_caparros_42512.html
Fragen Sie in Ihrer örtlichen Buchhandlung nach diesem Buch. Wenn Sie in meiner Gegend „Landkreis Merzig-Wadern“ leben, dann wenden Sie sich an die Rote Zora: http://www.rotezora.de
- Peter Heather
Invasion der Barbaren
(10)Aktuelle Rezension von: dunkelbuchGrob in zwei Teile lässt sich das erste Jahrtausend nach Christi unterteilen und ebenso grob kann man diese Zweiteilung im Buch thematisch wiederfinden. Unter dem ständigen Augenmerk auf die Migration ganzer Volksstämme in Europa in andere Landschaften und Lebensumstände hinein findet sich zunächst der jahrhunderte andauernde Niedergang des römischen Imperiums bis zu dessen Auflösung. Im Buch sind dies gut die ersten 300 Seiten. Auf denen Heather sauber herausarbeitet, dass es, nicht nur, aber im Wesentlichen auch, die Bedrängung durch die diversen 'Barbarenstämme' waren (diese lagen allerdings ebenfalls untereinander jeweils in Konflikten und verfolgten nicht als primäre Ziel die Absicht der Zerschlagung des römischen Imperiums, auch wenn die Völkerwanderungen der ersten Jahrhunderte einen gewichtigen Teil zur Auflösung der alten Ordnung beitrugen). 476 war das Ende des weströmischen Reiches durch Absetzung des Kaisers Romulus Augustus besiegelt, eine Neuordnung Europas im Westen und in den slawischen Ländern nahm nun zunehmend Formen an.
- Aladin El-Mafaalani
Mythos Bildung
(10)Aktuelle Rezension von: Pappbecher- Buchtitel: Mythos Bildung - Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft
- Autor: Aladin El-Mafaalani
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- ISBN: 9783462053685
- Ausgabe: E-Book
- Erscheinungsdatum: 13.02.2020
Inhalt:
"In einer ungerechten Gesellschaft kann das Bildungssystem nicht gerecht sein.
In diesem grundlegenden Buch analysiert Aladin El-Mafaalani aus unterschiedlichen Perspektiven die Probleme und paradoxen Effekte des Bildungssystems, seine Dynamik und seine Trägheit. Eine umfassende Diagnose, ein Plädoyer dafür, soziale Ungleichheit im Bildungswesen endlich in den Fokus der Bildungspolitik und -praxis zu rücken, und zugleich eine Absage an Visionen und Revolutionen: Es geht darum, was jetzt wichtig und realistisch ist. »Mit Bildung löst man kein einziges der großen gesellschaftlichen Probleme, etwa die vielen offenen Fragen der Digitalisierung, den fortschreitenden Klimawandel oder den Umgang mit globaler Migration. Selbst die aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung oder die Konzentration von Problemlagen in bestimmten Stadtteilen wird sich durch eine Ausweitung und Aufwertung von Bildungsinstitutionen nicht abschwächen. Es geht um eine Verringerung von Chancenungleichheit, um die Erweiterung von Erfahrungshorizonten und Zukunftsperspektiven für alle Kinder und um die Vorbereitung der nächsten Generationen auf die unbekannten Herausforderungen einer zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft. Nur darum geht es. Nicht mehr und nicht weniger.« Aladin El-Mafaalani "
Meinung:
Zuallererst möchte ich mich bei NetGalley, dem Verlag und beim Autor für dieses Rezensionsexemplar bedanken!Ich möchte auch direkt schon mit dem Inhalt loslegen. Dieser hat mich aufgrund meines eigenem Studiums sehr interessiert. Generell bin ich ja selbst der Meinung, dass des Bildungssystem noch häufiger im Mittelpunkt stehen könnte, als es das tut. Denn gerade dabei sollte nach den letzten Jahren aktiv nach Lösungen gesucht werden. In letzter Zeit wurde nämlich immer wieder bewiesen, dass einige Bildungssysteme eine Reform bitter nötig hätten. Genau das bringt auch der Autor zur Sprache. Dazu wird dem Leser die recht komplexe Lage mit kleineren Portionen näher gebracht: Vom Bildungsbegriff, über Chancengleichheit und dem Thema Leistungsabfall, bis hin zur Thematik Armut. Was ich besonders spannend finde, ist das Ende des Buches, in dem der Autor auch ein wenig die mögliche Zukunft im Bildungssystem beleuchtet.
Der Schreibstil ist überaus flüssig und vor allem das erwähnte Aufteilen des doch komplexen Inhaltes macht das Lesen sehr angenehm.
Fazit:Alles in allem ist es ein richtig gutes Sachbuch zum Thema Bildung und Bilduntssystem, welches ich an jeden weiterempfehlen würde, der sich für die Thematik interessiert oder in diesem Bereich arbeitet!
- John Steinbeck
The Pearl. Die Perle, englische Ausgabe
(19)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderMit "Die Perle" ist John Steinbeck eine wunderbare Neubearbeitung einer alten Sage gelungen. Obwohl diese Story nun auch schon älter ist, so ist es doch immer noch sehr aktuell. Reichtum, Familie, Ehre und Ehrlichkeit sind die großen Themen. Hochgenuß!
Kno und seine Familie stehen am Scheideweg und setzen alles auf eine Karte.
- Octavia E. Butler
Parable of the Talents: winner of the Nebula Award
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