Bücher mit dem Tag "sozialismus"
291 Bücher
- Ken Follett
Winter der Welt
(815)Aktuelle Rezension von: SM1"Winter der Welt" ist der zweite Teil der dreiteiligen Jahrhundert-Saga von Ken Follett. In diesem Roman stehen der zweite Weltkrieg und seine Vorgeschichte im Fokus. Hierbei nehmen die Ereignisse in Europa den größeren Teil der Handlung ein, aber auch der Krieg im Pazifikraum wird ausführlich thematisiert.
Ein Großteil der Hauptfiguren aus dem Auftakt-Roman "Sturz der Titanen" kommt auch in diesem Buch wieder vor, im Mittelpunkt steht aber die nächste Generation. Auch diesmal verteilen sich die Handlungsstränge hauptsächlich auf England, Deutschland, Russland und die USA und verknüpfen sich nach und nach zu einem eindrucksvollen Gesamtbild.
Wer bereits "Sturz der Titanen" mochte, wird auch diesen Roman mit großem Vergnügen lesen, und wem der Vorgänger teilweise zu langatmig war, der wird in dieser Fortsetzung entschädigt, denn die Handlung kommt schneller in Gang und die Verbindungen zwischen den einzelnen Handlungsebenen sind bereits bekannt.
- Ken Follett
Kinder der Freiheit
(479)Aktuelle Rezension von: lesezeitmitmamaVom Bau der Berliner Mauer bis zu ihren Fall - wir begleiten mehrere Familien in den verschiedenen Ländern durch die Jahre 1961-2008.
Das Buch "Kinder der Freiheit" ist der dritte und finale Band der Jahrhundert-Saga. Die Bücher sind allesamt in sich abgeschlossen, weswegen man sie unabhängig voneinander lesen kann. Es ist dennoch empfehlenswert sich an die Reihenfolge zu halten. Ken Follett schafft es erneut, dass sich 1127 Seiten wie nur wenige hundert anfühlen. Wie bereits die beiden Vorgänger ist auch dieser hier durchgehend spannend. Der Band ist zwar äußerst politisch angehaucht aber es hat mich keineswegs gestört und das obwohl Politik nicht mein Steckenpferd ist. Da ich kaum etwas über die Nachkriegszeit und die Jahrzehnte danach wusste, war das Buch außerdem sehr lehrreich - besser als so mancher Geschichtsunterricht!
Ich freue mich auf das nächste Buch von Ken Follett. Auf meinem SuB (=Stapel ungelesener Bücher) wartet bereits der dritte Band der Kingsbridge-Reihe "Das Fundament der Ewigkeit". :-)
- Michail Bulgakow
Meister und Margarita
(438)Aktuelle Rezension von: MEvaEigentlich sollte dies mein Lieblingsbuch sein; das Thema ist schaurig-schön, es beinhaltet einen sprechenden Kater und die zeitlose Geschichte des Gut und Böse.
Ist es aber nicht. Grund ist die völlig unnötige umständliche Formulierung. Bei Kritikern als poetisch beschrieben bleibe ich einfach verdattert zurück - was darin gipfelt, dass ich nach jeden Kapitel den Inhalt googeln muss. Dieses Buch bedarf vieler Erklärungen - in der vorliegenden Ausgabe nehmen diese allein 100 Seiten ein - aber ein Personenregister hätte meiner Meinung nach auch hinzugefügt werden können. Am Ende heißt es wer sich durchbeißt wird belohnt: Diese Erfahrung blieb bei mir leider aus.
- Milan Kundera
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
(1.162)Aktuelle Rezension von: LucianVicovanIch habe es mir Absichtlich für ganz am Ende übrig gelassen! Habe davor ganz viele andere Werke von ihm gelesen, ihm nach dem Moment der „Liebe auf dem ersten Buch“ mit jedem weiteren Werk noch mehr zu lieben gelernt!
Nun war ich bereit für die von vielen als sein Meisterwerk genannte Geschichte!!
Es fällt mir nicht leicht das Werk allen anderen Vorneweg zu stellen, aber es ist doch, das vielleicht am reichsten und dichtesten mit „Kundera“ gefüllte!! 🤓
- Uwe Tellkamp
Der Turm
(178)Aktuelle Rezension von: OMess83Habe mich eigentlich sehr auf das Buch und den Stoff gefreut; Herr Tellkamp wird einem in gewissen Kriesen ja sehr ans Herz gelegt.
Von Seite 1 an habe ich feststellen müssen, dass die fast 1000 Seiten gewissermaßen herausfordernd werden würden. Die Sprache ist sehr gehoben und die Sätze lang und verschachtelt. Die Handlung wirkt oft nur schemenhaft angedeutet.
Ich muss leider zugeben, dass ich nach knapp 150 Seiten resigniert habe. Ich kann der Erzählung viel zu wenig folgen, als dass ich weitere 850 Seiten lesen kann, ohne dass mir meine Zeit viel zu schade wäre...
1 Stern ist sicherlich etwas streng bewertet; für mehr Sterne habe ich aber einfach zu wenig vom Gelesenen verstanden. Vielleicht gehöre ich auch nicht wirklich zum Zielpublikum des Autors, mein Realschulabschluss alleine reicht für so hochstehende Literatur dann offensichtlich doch nicht... Wird in einem Büchertauschregal hoffentlich einen geneigteren Leser finden als mich...
- Morton Rhue
Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten
(2.330)Aktuelle Rezension von: Pegasus1989Ich habe diese Geschichte damals im Unterricht als Film gesehen und ihn letztes Jahr sogar nochmal mit meiner Mutter geguckt. Zudem habe ich das Buch dazu auch gelesen. Es beschreibt auf erschütternde Weise, wie ein Experiment aus dem Ruder laufen kann und wie wenig Mittel es braucht, um Menschen zu etwas zu bekehren, worüber sie vorher nicht nachdenken. Schwächere werden dazu verleitet, etwas Böses zu tun und stärkere Menschen dazu, sich noch mächtiger zu fühlen. Ein tolles Beispiel stellt dieses Werk da, um zu zeigen, dass man sich nicht bekehren lassen sollte und dass sich ähnliche Szenarien wie der Nationalsozialismus nicht wiederholen dürfen.
- Isabel Allende
Das Geisterhaus
(842)Aktuelle Rezension von: ratherbehappythandignifiedWas für ein grandioser Familienepos!
Ich muss durchaus gestehen, dass ich schon seit Jahren um dieses Buch schleiche und mich nie dazu durchringen konnte, dieses umfassende Buch zu lesen. Als Kind war ich enttäuscht, da die Inhaltsangabe nicht wirklich eine Geistergeschichte vorgab. Der Buchtitel hatte mich hier geblendet.
Nun endlich, Jahre später, war ich reif für diese Geschichte und konnte sie nach dem ersten Drittel einfach nur genießen. Der Anfang war etwas schwieriger, da wir eine Fülle an Informationen erhalten und man sich auf den Inhalt wirklich einlassen muss. Dieser Roman ist aber so unglaublich vielschichtig.
Wir erfahren die Familiengeschichte von Clara de Valle und ebenso die Geschichte ihres späteren Mannes Esteban Truebas. Clara ist hellsichtig und hat auch Zugang zu sonstigem Okkultem. So sieht sie auch die Geburt ihrer beiden Söhne sowie der Tochter voraus. Wir begleiten die Familienmitglieder in ihren Leben. Wir erleben die Gewalt, aber auch die Liebe. Die politischen Machtstrenge von Esteban, aber auch die Gemeinnützigkeit der restlichen Familienmitglieder. Es geht um Tod und Unterdrückung, aber auch um den Zugang zu den verstorbenen Seelen.
Das Buch nimmt immer wieder historische Gebenheiten in Chile auf und so ist das Buch nicht nur tiefgründig sondern auch fesselnd. Auf jeden Fall ein must read für jede Leseliste.
- Tom Rob Smith
Kind 44
(773)Aktuelle Rezension von: SternenstaubfeeDie Geschichte spielt in Moskau/ in der Sowjetunion 1953. Auf Bahnschienen wird ein toter Junge gefunden, der ganz offensichtlich ermordet wurde, doch zu Stalins Zeiten hat es keine Verbrechen zu geben. Also ist der Junge verunglückt. Auch Geheimdienstoffizier Leo Demidow glaubt zunächst daran, doch im Laufe der Geschichte beginnt er, die Dinge zu hinterfragen und seine Meinung zu ändern...
** Die Geschichte ist beklemmend, bedrückend, manchmal schwer zu ertragen. Ab der ersten Seite herrscht eine unglaublich düstere Atmosphäre. Gleichzeitig ist der Roman sehr spannend. Einerseits möchte man den Roman weglegen, weil die Stimmung so bedrückend ist, andererseits möchte man unbedingt weiterlesen, um zu erfahren, was als nächstes geschieht. So ging es mir.
Das Buch regt zum Nachdenken an.
27.08.2024
- Anne Gesthuysen
Sei mir ein Vater (DAISY Edition)
(22)Aktuelle Rezension von: Claudia107Klappentext : "Als Lilie erfährt, dass der Vater ihrer Freundin Hanna schwer erkrankt ist, will sie sich umgehend auf den Weg zu den beiden an den Niederrhein machen. Doch kurz vor der Abreise erwischt sie in ihrer Pariser Wohnung einen Einbrecher, der ausgerechnet ein altes Bild stehlen will. Der Eindringling entkommt, und Lilie findet den mysteriösen Brief einer Frau namens Georgette Agutte im ramponierten Bilderrahmen. Da sie weiß, wie sehr Hannas Vater Rätsel liebt, nimmt sie das Bild kurzerhand mit. Als ein Restaurator noch weitere Entdeckungen macht, drängt Hannas Vater auf eine letzte gemeinsame Reise – und die drei begeben sich auf Spurensuche nach Frankreich, wo sie mehr über das faszinierende Leben der Malerin herausfinden, die Lilies Ururgroßtante war."
Dieses Hörbuch besteht aus 6 CD's, hat eine Laufzeit von 7 Stunden, 1 Minute und wird von Doris Wolters vorgetragen.
Diese Geschichte konnte mich leider nicht allzu sehr in ihren Bann ziehen, wobei der französische Flair schon sehr gut rüber kam, aber die Protagonisten waren mir nicht allzu sympathisch. Eine Familiengeschichte auf der Suche nach einem Bild, die auf 2 Zeitebenen erzählt wird. Kann man hören, muss man aber auch nicht!
- George Orwell
Farm der Tiere
(955)Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutterGeorge Orwell ist für mich ein Autor, der auch Prophet hätte sein können. Seine Werke schätze ich sehr und sie haben an Aktualität nicht verloren. So auch diese Graphic Novel, deren Originalfassung als Buch ich schon mehrfach gelesen habe.
Die Geschichte ist schnell erzählt, die Tiere einer Farm. In England wären sich gegen das Joch der Menschen. Der Pharma wird vertrieben und die Schweine übernehmen die Organisation. Obwohl Gleichheit versprochen wird, sind manche Tiere gleicher als andere, und so gelangen die Tiere wieder unter das Joch, diesmal der Schweine, die sich mehr und mehr den Menschen anpassen.
Die Geschichte ist ein Abziehbild, dass uns jede diktatorische, und extreme Herrschaft über Menschen vorführt. ob Faschismus, Kommunismus, Islamismus oder wie aktuell Oligarchie – kennst du eine kennst du alle!
Ein mulmiges Gefühl beim Lesen blieb natürlich nicht aus, denn viele Parallelen zum aktuellen Geschehen können gezogen werden.
Die bildliche Darstellung durch Odyer ist besonders gut gelungen. In Öl oder Acryl gemalt, wirkt jedes Bild wie ein kleines Kunstwerk. Durch die farbenfrohe Gestaltung sind die dramatischen Szenen noch mal eindringlicher.
Eine Leseempfehlung für alle die ihr Wissen über die Geschichte noch mal auffrischen möchten oder die sich nicht die Mühe machen möchten, die Originalfassung zu lesen
- Harald Martenstein
Schwarzes Gold aus Warnemünde
(19)Aktuelle Rezension von: pardenEIN SATIRISCHER GEGENENTWURF...
Im Herbst 1989 wird nahe der DDR-Ostseeküste ein riesiges Ölvorkommen entdeckt. Die DDR überlebt nicht nur - sie ist sogar plötzlich das reichste Land der Welt. Alles ist Gold. Wirklich alles? Nein! Zwei unerschrockene Undercover-Reporter - der Westdeutsche Martenstein und der systemkritische DDR-Bürger Peuckert - entlarven die Schattenseiten des Petro-Sozialismus. Ganz oben und ganz unten.
Hier wird der Lauf der Geschichte einfach umgeschrieben: das Buch erzählt von einer DDR, die 1990 nicht untergegangen ist, sondern als reiche Ölnation weiterexistiert. Westdeutsche Gastarbeiter erledigen die Drecksarbeit, und das Leben vieler Prominenter ist ein bisschen anders verlaufen: Angela Merkel floh nach New York, nachdem sie in Bautzen inhaftiert war - ihr größtes Problem in der DDR war, dass es dort keinen vernünftigen Joghurt gab. Karl-Theodor Guttenberg legte seinen Adelstitel ab, um Wirtschaftsminister in Ost-Berlin werden zu können. Hartmut Mehdorn lehnte den Posten als Vorsitzender der Deutschen Bahn in der BRD ab und wurde statt dessen Vorsitzender des Computerkonzerns Robotron in Dresden. Gregor Gysi kümmert sich als Kulturminister des SED-Staats um die Neuverfilmung von DDR-Klassikern (wie beispielsweise 'Paul und Paula' mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet) und gibt unterhaltsame Interviews, in denen er im Grunde nichts sagt. Und Kati Witt präsentiert sich als männermordender Vamp mit einem Näschen fürs große Geld und moderiert gemeinsam mit Kai Pflaume das Ost-Dschungelcamp auf Kuba.
"Erdöl ist der Betriebsstoff der modernen Zivilisation, der sagenhafte Goldschatz im Untergrund, die Quelle des großen Weltenbrandes. Wegen ihres Ölreichtums ist die DDR heute in gewaltige Entscheidungsschlachten involviert. Entfesselte Naturenergie contra zähmend-maßvolle Menschenkraft, weltenstürzende Besitzgier versus weltenbauende Liebe. Aber das Land will von all dem nichts wissen." (S. 177 f.)
Die erste Enttäuschung beim Lesen kam bereits realtiv zu Beginn des Buches. Denn hier handelt es sich nicht wie von mir erwartet um einen Roman, sondern eher um eine Aneinanderreihung loser miteinander verknüpfter Beiträge in der Art einer Zeitungskolumne. Positiv zu vermerken ist, dass man den beiden Autoren attestieren muss, dass sie über ein hohes Maß an Phantasie verfügen und ihren satirischen Gegenentwurf zur Entwicklung nach dem Mauerfall konsequent durchdacht haben. Selbst die Vita der Autoren wurde auf die veränderten Ereignisse hin abgestimmt. Manche der geschilderten Ereignisse und Begegnungen waren auch ganz unterhaltsam, doch den Großteil der Berichterstattung fand ich eher anstrengend oder auch langweilig zu lesen (s. auch das Zitat). So legte ich das Buch auch nach jedem Kapitel erst einmal wieder weg, wodurch sich die Lektüre ungewohnt in die Länge zog.
Erwartet hatte ich eine intelligente Satire. Bekommen habe ich weniger eine Vision von etwas, sondern eher eine lose Anhäufung von Gags, die großteils von ihrem (berühmten) Personal leben à la 'Was wurde aus der und dem in der dieser DDR'? Vereinzelt wären die Artikel ganz unterhaltsam gewesen, aber in der Summe war es einfach too much. Sorry.
© Parden
- Eugen Ruge
Pompeji oder Die fünf Reden des Jowna
(289)Aktuelle Rezension von: Anna_BubeEine Nacherzählung des Untergangs von Pompeji mit teils fiktiven Charakteren.
Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen. Wie der Autor immer Mal wieder mit einem Augenzwinkern Bezug auf den Leser nimmt.
Auch die Geschichte an sich fand ich sehr interessant und humorvoll erzählt. Jeder hat natürlich schon Mal von dem Schicksal Pompejis gehört. Aber durch dieses Buch kann man sich eine bessere Vorstellung von den damaligen Verhältnissen und Geschehnissen machen. Auch wenn es die Personen nicht alle tatsächlich gab.
Jowna ist die Hauptperson, ein junger Mann der eher zufällig bei einem Vortag eines Wissenschaftlers erfährt, dass die Stadt auf einem wieder erwachten Vulkan liege, der aller Voraussicht nach bald ausbrechen würde. Jowna beschließt alles daran zu setzen den Bewohnern die Gefahr deutlich zu machen und sie dazu zu bewegen die Stadt zu verlassen. So macht sich der einstige Herumtreiber allmählich einen Namen. Mit einer Hand voll Philosophen versucht er eine neue Siedlung am Meer zu gründen. Ein kühner Plan, aber das Schicksal legt ihm so einige Steine in den Weg, am Ende sogar buchstäblich.
- Elena Ferrante
Die Geschichte der getrennten Wege
(271)Aktuelle Rezension von: schnaeppchenjaegerin"Die Geschichte der getrennten Wege" ist nach "Meine geniale Freundin" und "Die Geschichte eines neuen Namens" der dritte Band der "Neapolitanischen Saga" um die beiden Freundinnen Lila und Lenù aus Neapel. Das Buch handelt Ende der 1960er-Jahre bis Ende der 1970er-Jahre und schildert neben der Fortentwicklung der Leben der beiden erwachsen gewordenen Frauen die politischen Unruhen in Italien, Aufstände der Arbeiter und Konflikte zwischen Kommunisten und Faschisten.
Lila hat nach der Trennung von ihrem Mann eine Anstellung in einer Wurstfabrik gefunden, wo sie für einen Hungerlohn körperlich schwer arbeiten muss. Zusammen mit ihrem kleinen Sohn lebt sie mit ihrem Jugendfreund Enzo außerhalb des Rione.
Lenù ist mit einem Professor aus gutem Hause verlobt und hat einen ersten Roman veröffentlicht, der sie berühmt gemacht hat. Verheiratet und selbst Mutter geworden tut sie sich schwer damit, sich in ihrer Rolle zurecht zu finden und an ihren Erfolg anzuknüpfen, während Lila sich in der Gewerkschaft für die Arbeiter einsetzt und sich zusammen mit Enzo erfolgreich weiterbildet.
Die Freundinnen haben keinen Kontakt, bis Lila erkrankt Hilfe braucht und Lenù ihr beisteht. Statt sich dankbar zu zeigen, trampelt Lila auf Lenùs Gefühlen herum, was zu einer erneuten Distanzierung führt.
Die Fortsetzung ist langatmig, hält sich anfangs mit der Situation in der Wurstfabrik und den Selbstzweifeln Lenùs auf, bis die beiden Frauen endlich wieder aufeinandertreffen und die Geschichte für einen kurzen Abschnitt interessanter wird. Beide Frauen sind im selben Armutsviertel aufgewachsen und hängen aneinander, tun sich jedoch nicht gut. Insbesondere Lila ist verletzend und fordert ohne zu geben. Lenù klammert sich an Lila, legt Wert auf ihre Meinung, wünscht ihr aber gleichzeitig den Tod.
Durch die "getrennten Wege" stellt der dritte Band fast komplett auf Lenù ab, wodurch die turbulenten Ereignisse in Neapel nach ihrem Umzug nach Florenz nur vom Hörensagen nacherzählt werden. Die Geschichte ist bis auf das Ende, als Lenù aus ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter ausbricht, wenig lebendig.
Die Freundschaft fühlte sich schon in den ersten beiden Bänden unangenehm an und setzt dieses toxische Verhältnis um Eifersucht und Neid im dritten Teil fort. Beide Frauen sind zunehmend unsympathisch, egoistisch und ich-bezogen, mit wenig Empathie für ihre Umgebung. Eine charakterliche Entwicklung ist in den vergangenen Jahren nicht feststellbar.
Letztendlich passiert auf über 500 Seiten nicht mehr, als das, was im Klappentext bereits verraten wird.
Nach drei Romanen möchte man natürlich wissen, wie die Geschichte im vierten und letzten Band endet, aber es wird immer schwerer den Hype um die Saga nachzuvollziehen. Vermutlich trägt dazu viel das Mysterium um Elena Ferrante bei, die mit Sicherheit darin Teile ihres eigenen Lebens verarbeitet. - Joseph Roth
Radetzkymarsch
(131)Aktuelle Rezension von: claudiaZDie Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Dies wird anhand des Aufstieges und des Niedergangs der Familie von Trotta über mehrere Generationen dargestellt. Die Geschicke der Familie sind durch einen Zufall im Leben des Großvaters auf alle Zeiten mit dem Kaiser Österreich-Ungarns verbunden. Der Fokus liegt dabei ganz und gar auf dem männlichen Teil der Familie, was den tatsächlichen damaligen Verhältnissen entsprechen dürfte. Denn es geht um Themen wie Ehre, Pflichterfüllung, Standeskodex, die schon im Kindes- und Jugendalter maßgebend sind. Im familiären Bereich trägt dies dazu bei, dass das Verhältnis zwischen den Generationen formell und unpersönlich ist und die Schranken oftmals nicht überwunden werden können.
Sowohl für das Kaiserreich als auch für die Familie von Trotte nimmt die Handlung einen schicksalhaften Verlauf. Dabei empfand ich das Buch allerdings nicht niederschmetternd, was ich dem Schreibstil Joseph Roths zurechne. Aus diesem Grund wird dies nicht das letzte Buch gewesen sein, welches ich von dem Autor gelesen habe.
- Alexander Solschenizyn
Der Archipel GULAG
(53)Aktuelle Rezension von: DrGordonDas Buch zum Thema sowjetisch-russischer Terror und kommunistischer Diktatur. Trotzdem der Autor gut beschreibt, das die Gulags bereits zur Kaiserzeit existiert haben. Egal mit wem ich über das Thema Vertreibung, Verbannung des sowjetischen Kommmunismus rede, empfehle ich Solschenizyn zu lesen. Als ein Art Grundlagenwerk Wenn ich Archipel Gulag gelesen habe, kann ich andere Bücher und Autoren (z.B. Herta Müller oder der chinesische Nobelpreisträger Gao Xingjian) besser verstehen und einordnen. Das Buch lässt niemanden kalt. Resumée: Absolut empfehlenswert und lesenswert. - Charlotte Roth
Als wir unsterblich waren
(240)Aktuelle Rezension von: berlinessDer Aufbau dass zwei Geschichten in zwei Zeiten erst parallel erzählt und dann zusammengeführt werden ist nicht neu, aber hier durch die - man ahnt es ziemlich früh - familiäre Verbindung sehr gut erzählt. Die Enkelin und die ihr unbekannte Vergangenheit ihrer Großmutter. Die Geschichte der Großmutter als junge Frau wird spannend erzählt und gibt einen guten Einblick in die Zeit im dritten Reich. Die Auflösung ist ebenfalls gut gelungen nur die notwendige, sehr zufällige Begegnung am Anfang der Geschichte finde ich nicht gut gelungen. Das Aufeinandertreffen von Ostfrau und Westmann in der Wendenacht, deren Familien - Achtung Spoiler - sich schon vor dem Krieg kannten ist mir, nun ja, zu zufällig. Da hätte ich mir eine elegantere Lösung gewünscht, obwohl das Leben ja manchmal die verrücktesten Geschichten schreibt. Aber hier im Buch war mir das zu durchsichtig.
Die Geschichte ist dann aber sehr gut erzählt, schöne Details, sehr kurzweilig, guter Erzählstil für meinen Geschmack. Gerne mehr von der Autorin!
- Swetlana Alexijewitsch
Secondhand-Zeit
(25)Aktuelle Rezension von: BibliomaniaIch muss zugeben, dass ich in dieses Buch nur reingelesen habe, aber es zeigt ein ziemlich verrücktes und auch trauriges Bild, dass die Russen von ihrem eigenen Land haben. Es hilft wirklich das ehemalige Sowjetimperium, wie Swetlana Alexijewitsch es nennt, besser zu verstehen. So viel Leid und Schmerz musste die Bürger dieses Landes erfahren. Ein wirklich lohnendes Buch! - Zsuzsa Bánk
Der Schwimmer
(168)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderKata und Isti sind Kinder und sie sind verlassen. Während die Panzer durch Ungar rollen, flieht die Mutter und sie bleiben zurück mit dem Vater. Das Leben im Jahr 1956 ist schwer und während der Vater immer mehr abdriftet, entwerfen die Kinder ihre eigene Welt. Sie leben und erleben und sie tauchen ab. Sie schwimmen hinaus und tauchen ab und Isti liebt es und er tut dies nicht nur im Wasser, nein, er taucht auch in seine Gedanken ab und macht sich dort eine andere Welt, eine bessere. Kata und Isti finden ihren ganz eigenen Weg, mit dem Weggang umzugehen und sie schwimmen einfach hinaus ins Leben. Zsuzsa Banks Der Schwimmer ist ein großartiges Buch und es hat mich damals beim Erscheinen schon begeistert. Es wurde zurecht mit so vielen Preisen ausgezeichnet und es hat einen ganz besonderen Klang, seine ganz eigene Stimme. Banks Sprache ist toll und die Metaphern bestechend und sie entfacht so viele Gefühlswelten, dass eine Pracht und vor allem auch eine Wucht ist. Eine ganz große Literaturstimme.
- Werner Bräunig
Rummelplatz
(33)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderDieser Roman ist eine Bombe! 40Jahre lang hat er auf seine veröffentlichung gewartet und ist doch so aktuell und brisant wie damals. Werner Bräunig hat jetzt leider nicht mehr mit erlebt, dass sein Werk endlich verörrentlicht wurde. Er versteht es perfekt den Bogen zwischen Ost und West zu spannen und zeigt auf, macht klar und erklärt und all seine Figuren sind ehrlich, menschlich einfach aus dem Leben gegeriffen. Einer der wichtigsten Romane die es gibt!
- Gerd Koenen
Die Farbe Rot
(6)Aktuelle Rezension von: WedmaFür dieses Werk konnte ich mich leider absolut nicht begeistern. Der Anfang war toll, also wollte ich mir das Ganze näher anschauen, aber je weiter ich las, desto übler wurde mir dabei zumute. Die anfängliche Begeisterung verflog spätestens nach den ersten vierhundert Seiten. Dort wurde neutral, dann aber eher abwertend berichtet. Sobald es um Russland und seine Geschichte ging, wurde der Ton zunehmend abschätzig herablassend. Ich gewann leider immer mehr den Eindruck, dass der werte Autor weder Kommunismus im Allgemeinen noch Russland im Besonderen mag.
Je weiter ich las, desto eher ich bereit war, dem Rezensenten aus der 1-Stern-Abteilung bei amazon recht zu geben, der meinte: „Dieser Schreiberling des Kapitels ist lebenslang seiner antikommunistischen Linie treu geblieben. Es ist schon auffällig u. zudem lächerlich das vor allem ehemalige Mitglieder der K-Gruppen, die übrigens schon immer antisowjetisch agierten, heute in der BRD zu den großen Erklärern des Weltkommunismus stilisiert werden. Koenen, Schlögel, Schroeder oder ein Posener kippten früher ihren Müll auf die Sowjetunion und heute sicher nicht zufällig auf Russland.......“
Diese anti-Einstellung des Autors konnte ich deutlich wahrnehmen, im weiteren Verlauf irritierte sie mich unsäglich. Wäre ihm etwas am Thema, am Land insg. gelegen, hätte er einen anderen Ton angeschlagen und Mittel und Wege gefunden, das Ganze nicht so grässlich darzustellen.
Für Laien schaut Koenen wie ein Kenner aus. In der Sache liegt er oft richtig. Bloß seine Interpretationen sind leider eher fragwürdiger Natur. Zudem fehlten mir leider die Quellen als Beleg manch seiner steilen Thesen, Darstellungen wichtiger Momente blieben auf dem Hörensagen Niveau. Bei einem guten Sachbuch sind einwandfreie Quellenangaben aber unerlässlich.
Mir waren die Inhalte nicht neu. An mehreren Stellen entstand der Eindruck, dass der werte Autor bloß an der Oberfläche gekratzt hatte. Oft musste ich feststellen: Da sind nur die Eisbergspitzen, auf die er die Aufmerksamkeit der Leser fokussiert hatte. Aber warum brachte er ausgerechnet das? Und dann noch auf diese abwertende Art und Weise? Das Scheußlichste geht vor, war wohl die Devise. Oft genug krallte er sich an eine einzelne Quelle, an die Meinung nur eines Autors, der z.B. das Geschehen an der Südfront 1918 schilderte, und natürlich war es das Grässlichste, was da zu finden war. Zudem war der Text oft so staubtrocken, dass ich mich da förmlich durchbeißen musste. Ich habe gehofft, dass es vllt später besser wird. Fehlanzeige.
Weshalb schreibt man dann ein Werk, indem Russland eine große Rolle spielt und die restlichen achthundert Seiten Gegenstand der Ausführungen ist, wenn man so negativ dem gegenüber eingestellt ist, was man schreibt? Ist es eine Art Racheakt?, a lá: Ich erzähle rus. Geschichte, aber so widerwärtig, dass einem die Haare zu Berge stehen, damit die Russen so bescheiden, milde gesagt, in der Öffentlichkeit stehen. Denn klar ist: Derjenige, der die Geschichte erzählt, hat auch die Deutungshoheit, zumindest im Rahmen seines Buches. Und es wird womöglich Leute geben, die dieser Darstellung Glauben schenken werden, da der werte Autor sich als Kenner russischer Geschichte anschickt.
In dem Sinne ist dieses Werk eine klare anti-russische und anti-Kommunistische Meinungsmache, anders gesagt: Propaganda. Und diese ist, wie wohl bekannt, ein Machtinstrument. Funktioniert bloß nur, solange man sie nicht als solche erkennen kann.
Fazit: Wer gern anti-kommunistische, bzw. anti-russische Schriften liest, ist hier goldrichtig. Eine grässliche, einseitige Darstellung in schwarzen Tönen, abschätzig dargeboten, die noch Ihresgleichen sucht.
Ansonsten muss man es sich nicht antun. Zu dem Thema habe ich schon bessere Bücher gelesen. Zu den Anfängen von Kommunismus schreibt sehr gut Jürgen Neffe in „Marx. Der Unvollendete“. Es gibt auch andere Werke zur rus. Geschichte. Ohne die Rachegelüste und/oder ähnl. Allüren.
Mehr als zwei Sterne kann ich hier leider nicht vergeben.
- Arnaldur Indriðason
Kältezone
(163)Aktuelle Rezension von: kassandra1010Der sechste Teil des Erlendur-Ermittlerteams.
Eine Leiche taucht im wahrsten Sinne des Wortes nach der Schneeschmelze auf. Das Skelett scheint schon sehr lange dort eingefroren zu sein, die weiteren Funde am "Tatort" weisen darauf hin, dass es sich um einen Ex-Militär oder um einen Spion handelte. Die Ermittlungen gehten in der Zeit weit bis in den zweiten Weltkrieg zurück und bringen überraschende Dinge ans Licht.
Sehr gut ermittelt! - Regina Scheer
Machandel
(61)Aktuelle Rezension von: rose7474Dieser Roman wurde mir empfohlen und er sprach mich gleich an, da es um zeitgeschichtliches geht in der DDR. Ich mag solche Geschichten sehr und wurde hier nicht enttäuscht.
Ich brauchte etwas Zeit um in die Geschichte reinzukommen. Dann jedoch packte es mich und wollte immer weiterlesen. Die verschiedenen Perspektiven gefielen mir sehr gut und die Schicksale berührten mich sehr ubd brachten mich zum Nachdenken. Ein Buch wofür man etwas Zeit braucht aber wichtig gegen das Vergessen ist. Ich werde es irgendwann nochmal lesen und noch mehr von Regina Scheer.
Daher eine absolute Leseempfehlung von mir und wohlverdiente 5 Sterne.
- Charlotte Link
Sturmzeit - Die Stunde der Erben
(277)Aktuelle Rezension von: _jamii_Deutschland 1977. Alexandra Marty hat viel von ihrer Großmutter Felicia geerbt – nicht nur deren Familiensinn, sondern vor allem auch ihren Ehrgeiz und Freiheitsdrang. Aufgewachsen in den Jahren politischer Unruhen und Veränderungen, ist Alexandra eine junge Frau ihrer Zeit, kühl und zärtlich, eigenwillig und anschmiegsam, träumerisch und mit einem ausgeprägten Blick für die Wirklichkeit. Doch als sie das große Erbe Felicias antritt und das Familienunternehmen übernimmt, trifft sie eine folgenschwere Entscheidung, durch die auf einmal alles auf dem Spiel steht. Ein Zurück in die behütete Idylle auf dem Gut der Familie kann es nicht geben, und Alexandra muss sich erneut entscheiden, ob sie ihren ganz eigenen unabhängigen Weg gehen und sich endlich aus dem Schatten ihrer Familie lösen möchte ...
Ich hatte echt meine Zweifel, ob ich dieses Buch überhaupt lesen sollte, weil ich solche Mühe mit dem zweiten Teil bzw. vor allem mit Felicia und Belle gehabt habe.
Ich bin froh, habe ich es dann doch gelesen, denn Teil 3 ist um Längen besser als der Vorgänger! Zum einen hilft, dass Felicia und Belle nicht mehr die Hauptfiguren sind, sondern eben ihre Erben, mit welchen ich deutlich besser klargekommen bin. Belle nimmt nur noch eine Rolle am Rande ein, Felicia ist immer noch präsent. Während diese am Anfang immer noch schwierig zu ertragen war, ging das im Verlaufe des Buches besser.
Es gibt hier mehr unabhängige Einzelgeschichten als vorher. Man kann an mehreren Schicksalen teilhaben, welche eigentlich nichts miteinander zu tun haben, ausser dass die einzelnen Personen auf welche Art auch immer miteinander verwandt sind. Entsprechend weniger sind sie auch miteinander verknüpft.
Ebenfalls wird die Zeit der deutschen Spaltung sehr interessant und bildlich dargestellt.
Manchmal, vor allem gegen Ende, ziehen sich die Ausführungen etwas in die Länge, aber ansonsten sehr gelungener Roman mit starken Charakteren!
- Ina Raki
In einem Land vor meiner Zeit
(53)Aktuelle Rezension von: AntekAlinas Mutter hat beim Ausmisten ihre alten Tagebücher gefunden. Am Vorabend ihres 14. Geburtstages geht Alina mit einem davon ins Bett und schläft schließlich beim Lesen ein. Als sie am nächsten Morgen erwacht und sich schon riesig auf ihre Geburtstagsparty freut, kommt jedoch der große Schock. Sie wacht um 6.10 Uhr vom Geschrei eines Mannes auf. Wo ist sie gelandet? Sie kennt das Zimmer nicht und beim Blick in den Spiegel fällt sie fast in Ohnmacht. Eine dünnstaksige Gestalt ohne jegliche Rundungen und einem Pagenkopf, die in einem Flanellschlafanzug steckt, blickt ihr entgegen. Eindeutig ihre Mutter als Teenager, sie muss in deren Leben vor geschätzt hunderttausend Jahren gelandet sein. Ein Blick auf den Kalender, der Montag, den 19. März 1984 anzeigt, bestätigt ihren Verdacht. Wie soll sie nur hier in dem Paralleluniversum bestehen?
Ich bin wirklich absolut begeistert von dieser Geschichte. Ich bin selbst in der BRD geboren und auch dort aufgewachsen. Beim Mauerfall war ich 12 Jahre alt und klar weiß ich über geschichtliche Eckdaten und auch über das politische System Bescheid, aber die Alltagsgeschichte hier so hautnah miterleben zu dürfen, war für mich eine ganz besondere Erfahrung. Es handelt sich hier auch nicht um ein Geschichtsbuch, wie man dies kennt. Hier erlebt man Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes. Wir sind geprägt vom technischen Fortschritt wie Internet oder Smartphone, aber auch von den Freiheiten, die uns unsere Demokratie bietet. Genau so jemand ist auch Alina. Da sie die Geschichte erzählt, kann man sich super in die Zeit hineindenken. Mir wäre es wohl ganz genauso wie ihr ergangen und das macht das Ganze so fesselnd.
Der Sprachstil von Ina Raki hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Erlebnisse, wenn Alina in den Spiegel schaut und sich damit tröstet, dass sie nur eine Rolle als Schauspielerin spielt, wenn sie Pickel in ihrem Gesicht entdeckt und dafür in Mamas Zimmer keine Schminke findet oder auch die Begeisterungsstürme, die die Mode von damals ausgelöst haben muss, werden wirklich witzig dargestellt. Na klar, welcher Teenager von heute träumt denn nicht von einem feschen Rock mit dem Charme eines alten Lappen und der passenden Plastikbluse dazu!
Dann gab es für mich wirklich einen total interessanten Einblick in den Alltag. Schon der Stundenplan hält einige Überraschungen für Alina bereit. Die Einser ihrer Mama wird sie mit Sicherheit in Russisch samt der Kyrillischen Schrift nicht halten können, ganz abgesehen davon dass der Stundenplan von früh bis spät proppenvoll ist und man auch samstags antanzen muss. Chillen ist eindeutig kein anerkanntes Hobby und so ist man hier dauermüde, geht bei dem Programm gar nicht anders. Alina macht ihrer Erfahrungen mit Anstehen in Supermärkten, in denen es so gut wie nichts gibt, mit dem auf drei oder vier Stunden beschränkten Fernsehprogramm, auf das man genauso gut verzichten könnte, mit den kulinarischen Köstlichkeiten, bei denen sich ein Sabberproblem erledigt hat, mit Urlaub an der Ostsee und vielem mehr.
Aber auch um die Politik kommt sie nicht ganz herum, denn sie muss sehr schnell einsehen, dass man hier ganz vorsichtig sein muss, mit dem was man sagt und tut. Einmal etwas Falsches gesagt oder getan und man kann für immer einpacken. Was darf in einer Schulwandzeitung stehen, was geschieht mit Flugblattschreibern, wie bekommt man seinen Wunschberuf, geht das überhaupt, was geschah bei geheimen Treffen, musste man wirklich ständig Angst vor Spitzeln haben? Alles Fragen, die in Alinas Alltag im Paralleluniversum zur Sprache kommen.
Richtig toll fand ich auch die Entwicklung, die Alina im Laufe der Geschichte durchmacht. Die eigene Entscheidungsfreiheit mehr zu schätzen und vor allem auch die Erkenntnis wie wichtig Zivilcourage ist, sind nur zwei Beispiele dafür, was Alina und auch ich als Leser von ihrem Ausflug auf jeden Fall mitnehmen.
Ein tolles Jugendbuch, bei dem man als Leser einen Ausschnitt aus dem Teenieleben in der ehemaligen DDR miterleben kann. Der größtenteils humorvolle und spritzige Schreibstil nimmt einen richtig mit, lässt aber auch stets den Unterdrückungsaspekt einer Diktatur durchscheinen. Kein Geschichtsbuch, sondern ein toller Roman, der ganz nebenbei noch ganz viel Wissen transportiert.
Ich bin eigentlich kein Fan von Tagebuchform, aber hier ist dies wirklich sehr gelungen. Man kann die Geschichte wie einen üblichen Roman lesen. Die Form dient meiner Meinung nach mehr der einladenden Optik, was durch tolle Spielereinen mit dem Schriftbild noch positiv unterstützt wird.