Bücher mit dem Tag "sozialstudie"

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33 Bücher

  1. Cover des Buches Der Märchenerzähler (ISBN: 9783751202701)
    Antonia Michaelis

    Der Märchenerzähler

     (1.531)
    Aktuelle Rezension von: Aboutmandyreads

    Ich habe das Buch damals mit 15 Jahren gelesen und kann nur sagen, ich finde keine Worte, um dieses Buch zu beschreiben. Gerade jetzt, wo ich älter bin und nochmal ganz anders reflektieren kann, ist das Buch in meinen Augen einfach genial. Es hat so viel Tiefgang, so viele tolle und auch inspirierende Passagen, so tolle Zitate. Es ist unglaublich gut geschrieben und die Charaktere sind bis heute tatsächlich mit die besten, die ich je in Büchern gelesen habe. Die Charaktere haben sich bis heute, mehr als 10 Jahre später, in meinen Kopf gebrannt. Hier wurde echt etwas erschaffen - ich finde keine anderen Worte. Definitiv 5 Sterne und ein Highlight!

  2. Cover des Buches How To Be Irish (ISBN: 9783442715367)
    David Slattery

    How To Be Irish

     (28)
    Aktuelle Rezension von: zauberblume
    Mir ist das Buch "How To Be Irish" von David Slattery sofort ins Auge gestochen, als ich meinen Irlandurlaub geplant habe. Da will man doch bestens informiert sein und einiges über Land und Leute schon im Vorfeld wissen. Und dieses Buch ist - wie heißt es so schön im Vorwort - eine volkskundliche Anleitung zum Irischsein.

    David Slattery, der Anthropologie studiert hat, zeigt uns auf humorvolle Art und natürlich aufgrund seiner Fachkenntnis, welche Besonderheiten die Iren von ihren Nachbarn unterscheidet. In zehn Kapiteln erfahren wir viel Interessantes und man lernt die Iren wirklich super kennen. Da gibt es Kapitel über den Tod (dieses Kapitel hat mir des öfteren ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert), dann dürfen wir eine irische Kneipe besuchen (war auch sehr aufschlussreich). Die Hochzeit war für mich ein kleines Lesehighlight. Da würde man ja gerne mal dabeisein. Na ja und im Wartezimmer eines Arztes ist ja auch einiges los. Besonders angetan war ich von "Cool sein".
    Im Glossar findet man dann besonderes nützliche Tipps.

    Ich hatte zwar ein etwas anderes Buch erwartet, war jedoch von dieser Lektüre total begeistert und konnte sie nicht mehr aus der Hand legen. Ich kann nur sagen: Auf nach Irland! Das Cove ist ja auch ein echter Hingucker, stimmt schon richtig auf die Lektüre ein. Gerne vergebe ich für diese unterhaltsame und lehrreiche Lektüre 5 Sterne.
  3. Cover des Buches Jane Eyre (ISBN: 9783988288950)
    Charlotte Brontë

    Jane Eyre

     (211)
    Aktuelle Rezension von: Schlehenfee

    Die Geschichte der Waise Jane Eyre, die von ungeliebten Verwandten auf ein Internat geschickt wird und später als Gouvernante auf Thornfield Hall arbeitet und sich in Mr Rochester verliebt, der allerdings ein dunkles Geheimnis hat, ist ein wunderbarer Klassiker, den ich vor Jahren bereits einmal auf Deutsch gelesen hatte.

    Nun habe ich mich am Original versucht.

    Sprachlich gesehen verlangte mir Charlotte Brontë dabei alles an Konzentration und Vokabelkenntnissen ab, die ich habe. Ich habe mich schwerer getan als erwartet, da ich durch die deutsche Übersetzung keinen solch komplexen Schreibstil erwartet hatte. Hätte ich das Buch zuerst in der Originalfassung gelesen, wäre ich vermutlich nicht so begeistert gewesen.

    Doch meine damalige Begeisterung ließ sich wieder durch den Charakter von Jane entfachen. Auf ihre Entwicklung konnte ich diesmal mein besonderes Augenmerk legen, da ich das Geheimnis Mr Rochesters bereits kannte. Jane ist eine starke Frau, die sich durch Rationalität und ihr Gewissen leiten lässt. Sie ist das Gegenteil der oberflächlichen Damen, die Mr Rochester zu umgarnen versuchen. Hinter ihrem einfach gekleideten Äußeren verbirgt sich ein Mensch, der viel Liebe zu geben vermag und sich selbst nicht zu wichtig nimmt. Jane auf ihrem Weg zu begleiten ist ein großes Vergnügen.

    Ich denke, dass die Attraktivität dieses Klassikers auch heute noch in der Charakterstärke von Jane Eyre liegt und natürlich in der schönen Liebesgeschichte zwischen ihr und Rochester. Da stört es mich auch nicht, dass ich viel Konzentration beim Lesen aufbringen musste, um die Originalfassung Charlotte Brontës zu verstehen.



  4. Cover des Buches Am Strand (ISBN: 9783257600261)
    Ian McEwan

    Am Strand

     (319)
    Aktuelle Rezension von: bookstories

    Ich hatte "Am Strand" erst vor drei oder vier Jahren gelesen und entschied mich spontan für einen zweiten Durchgang. Mir hatte das Buch damals schon gefallen, weil McEwan es einfach beherrscht, tief in die Psyche seiner Figuren einzudringen. Sein Schreibstil ist ein gepflegter, er weiss sich auszudrücken, sein Wortschatz bildet einen angenehmen Fluss, ist bildkräftig und umfangreich, schafft Atmosphäre, wobei sich alles so selbstverständlich anhört, dass man sich fragen kann, wie es denn möglich ist, solch wohlklingende Töne anklingen zu lassen. McEwan will nicht angeben mit seiner Fabulierkunst, spielt nicht mit Worten, ohne demonstratives Schreibgehabe legt er Psyche, Charakter und Aussehen seiner Figuren offen. Ich bewundere Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für innere Prozesse, diese auch noch in eine literarische Form zu bringen, ist schon bemerkenswert. Eine Buchbesprechung in einer Zeitung besagt, Ian McEwan sei kein Schriftsteller im eigentlichen Sinn, sondern eher Soziologe, der Romane schreibt.


    Die Geschichte ist in den frühen Sechzigerjahren angesiedelt. Edward Mayhew stammt aus einfachen Familienverhältnissen. Mit seinen beiden Geschwistern, Zwillingsmädchen, wächst er auf dem Land in der Nähe von Oxford auf. Mit vierzehn erfährt er von seinem Vater, dass die Mutter seit einem tragischen Unfall hirngeschädigt ist – was Eward zwar schon lange aufgrund ihres merkwürdigen Verhaltens beobachtet, sich aber nie deutlich ins Bewusstsein gerufen hat. Für ihn ist sie eben so. Alle spielen die Tragödie mit, der Vater, der als Lehrer arbeitet, sorgt aufopfernd für die ganze Familie. Die offenen Worte seines Vaters lösen in Edward etwas aus, verschaffen ihm Zugang zu seinem eigenen innerstes Wesen. Edward nabelt sich ab, zieht nach London, um Geschichte zu studieren, er möchte später Geschichtsbücher schreiben.


    Florence Ponting hingegen wächst in wohlhabenden, spiessigen Verhältnissen auf. Ihre Mutter doziert an der Oxford Universität Philosophie, ihr Vater ist Unternehmer. Eine Villa viktorianischen Stils auf grossem Anwesen mit Tennisplatz und Grünanlagen ist ihr Zuhause. Florence studiert Musik, spielt Violine und möchte mit ihrem Ensemble eines Tages gross herauskommen. Dass sie als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht worden ist, wird nicht ausgesprochen, nur angedeutet. Ihr Vater hat sie früher auf seinen Schiffsfahrten mitgenommen, wo sie gemeinsam in der Kajüte übernachteten und Florence sich an ihre Nacktheit erinnern kann. Ebenso ihre Bemerkung am Ende des Buches, sie könne ja ihre Mutter umbringen und ihren Vater heiraten, scheint ein deutliches Indiz dafür zu sein.


    Das ungleiche Paar lernt sich auf einer politischen Veranstaltung kennen. Sie verlieben sich und sind knapp ein Jahr zusammen, ehe sie heiraten. Während dieser Zeit, beide haben ihr Studium bereits abgeschlossen, arbeitet Edward mal in der Firma von Florences Vater, dann springt er für einen verhinderten Gärtner auf ihrem Anwesen ein. Ihrer aufrichtigen Liebe steht nichts im Wege, die körperliche Vereinigung steht ihnen allerdings noch bevor, die sogenannte Eheschliessung, wie es in jener prüden Zeit, in der nicht offen über Sex gesprochen wurde, heisst. In der bevorstehenden Hochzeitsnacht in einem Hotel in Dorset, am Chesil Beach - hier beginnt die Geschichte - soll sich das ändern. Florence, der jedes körperliche Zugeständnis Mut kostet, sieht eine schier unüberwindbare Hürde vor sich, Edward hingegen ein lange ersehntes Ventil, denn er musste lange Zeit geduldig sein und kann sich kaum mehr zurückhalten. Es kommt zu einem peinlichen Zwischenfall, woraufhin Florence fluchtartig die gemeinsame Hochzeitssuite verlässt und den Strand aufsucht.


    Der Aufbau des Romans scheint mir sehr gelungen. In fünf Kapiteln ordnet der Autor die sich abspielende Tragödie des frisch vermählten Paares und reichert sie mit Rückblicken in die Jugendzeit und Kindheitsjahre der beiden Protagonisten an. Diese Rückblicke kamen mir bei der ersten Lektüre etwas lang vor - vielleicht auch deshalb, weil ich nicht gerne aus der knisternden, erotischen, aber auch peinlichen Atmosphäre im Hotelzimmer herausgenommen werden wollte. Es gibt Stimmen, die diese Rückblicke als soziologischen Ballast empfinden, sie sollen dem Moment Poesie und Stimmung rauben. Für mich wirken sie jedoch bereichernd, informativ und runden das Gesamtbild ab. Die in die Handlung eingeflochtenen politischen Exkurse und Anmerkungen bringen die Vermutung nahe, der Autor möge hier auf politische Strömungen und Wendungen eines England der Sechzigerjahre hindeuten.


    Wie dem auch sein, McEwan nimmt sich Zeit für Stimmungen, Befindlichkeiten, Regungen und Interpretationen seiner Protagonisten; diese machen den Roman aus, dieser eine misslungene Moment, in dem die beiden sich körperlich näherkommen wollen. Dabei wechselt er die Perspektiven, erzählt einmal aus der Sicht von Edward, dann von Florence, und dazwischen werden immer wieder Schilderungen aus der Vogelschau des allwissenden Erzählers eingestreut, der auch schon die Zukunft kennt. Schon bald merkt der Leser, dass das, was da kommen mag, nicht gut enden wird, dass die herannahende Hochzeitsnacht nur scheitern kann.


    Zum Scheitern verurteilt ist die sexuelle Annäherung von Florence und Edward aber nicht deswegen, weil sie Gefangene ihrer prüden Zeit sind, auch nicht aufgrund mangelnder Aufklärung, sondern weil sich die beiden mit ihren Problemen und vermeintlichem Verständnis des anderen in Schweigen hüllen. So entstehen Missdeutungen. Was über den anderen jeweils sinniert wird, erscheint für denjegen, der die Situation oder Befindlichkeit des anderen deutet, zwar folgerichtig, entspricht aber nicht der Realität. Auf eindrückliche Weise zeigt McEwan auf, was passieren kann, wenn nicht offen über das geredet wird, was einen bewegt, bedrückt und hemmt, so dass der andere im Dunkeln tappt und mit seinen Problemen ebenfalls allein gelassen bleibt. Auf der Rückseite des Buches steht: "Am Strand ist nicht nur eine Geschichte über Gefühle, die von Konventionen in Schach gehalten werden, sondern zeigt ausserdem auf beeindruckende Weise, wie man einander schreckliche Wunden zufügen und sich der Lauf eines ganzen Lebens verändern kann – durch Nichtstun."


    Das Buch verliert nicht an Spannung oder Aussagekraft, wenn der Leser bereits den Ausgang der Geschichte kennt. Die Begegnung am Strand im Schlusskapitel soll den Schlamassel klären, wirft aber nur mehr Oel ins Feuer, da die Aussprache zu einem offenen Schlagabtausch verkommt. Den beiden platzt förmlich der Kragen, Dinge werden ausgesprochen, die nicht oder schon lange hätten ausgesprochen werden sollen. Florences Hilferuf wird von Edward nicht erhört, er lässt sie fortziehen und geht ihr nicht hinterher. Eine lebensverändernde Entscheidung – oder eben Nichtstun, wie er vierzig Jahre später in Revue passierenden Gedanken über sein ereignisloses Leben schlussfolgert. Nie sei er wieder einem Menschen begegnet, der es an Ernsthaftigkeit mit Florence aufnehmen konnte.


    Das Buch wurde mit dem Titel "On Chesil Beach" verfilmt und kam 2018 in die deutschsprachigen Kinos. Das Drehbuch hierzu stammte ebenfalls von Ian McEwan. Im Film sollen sich Edward und Florence später bei einem Konzert wiedersehen, er im Zuschauersaal, sie auf der Bühne. Im Buch bleibt Florence Erinnerung.


    Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/am-strand 



  5. Cover des Buches Das Leben des Vernon Subutex 1 (ISBN: 9783462005981)
    Virginie Despentes

    Das Leben des Vernon Subutex 1

     (104)
    Aktuelle Rezension von: RichardZietz

    Muss man Virginie Despentes Roman-Trilogie um den abgestürzten Second-Hand-Plattenladenbesitzer Vernon Subutex noch eigens loben? Der Inhalt von Buch 1 und 2 wurde als (gleichfalls angenehm zu schauende) Serie in Szene gesetzt. Um was geht es? Der sympathische, aber im neoliberalen Sinn nicht ganz so welttaugliche Pariser Ex-Plattenladenbesitzer Vernon Subutex wird aus seiner Wohnung zwangsgeräumt. In seiner Not kriecht er bei alten Freunden und Bekannten unter. Dabei bemerkt er nicht nur, wie stark die sich verändert haben. Subutex’ Auftauchen setzt eine Lawine von Ereignissen in Gang, die man als ziemlich abgefahren und crazy bezeichnen könnte – wären sie nicht auch ebenso bezeichnend für die aktuelle Kultur respektive Gesellschaft, in der wir leben.

    Ich will nicht so sehr spoilern. Es passiert natürlich einiges – in Band eins und in den zwei folgenden Bänden. Die Handlung als solches ist jedoch nur einer der Vorzüge dieser (fast) Must-Trilogie. Ebenso wichtig ist das »wie«. Madame Despentes lässt jede und jede der Agierenden in ihrer beziehungsweise ihm eigenen Sprache auftreten und die Haltung zur Welt im Allgemeinen sowie den Vorkommnissen im Buch kundtun.

    Kurz: eine göttliche Komödie der Art, die sich durchaus mit den Produktionen der alten aufklärerischen Volkstheater-Altvorderen Molière und Shakespeare vergleichen lässt.

  6. Cover des Buches Wir gegen euch (ISBN: 9783442493920)
    Fredrik Backman

    Wir gegen euch

     (136)
    Aktuelle Rezension von: Chiarra

    Auch der zweite Band der Björnstadt-Serie ist wieder sehr spannend geschrieben. Die Andeutungen auf zukünftige Ereignisse und Lebenswege mancher Protagonisten in den einzelnen Kapiteln wecken die Neugierde der LeserInnen auf das weitere Geschehen. 

    Gerade in der zweiten Hälfte des Buches habe ich dies zwischendurch kurz zur Seite gelegt, um das Gelesene zu reflektieren. Dabei wird einem bewusst, mit welcher Raffinesse der Autor uns einen Spiegel unserer Gesellschaft insbesondere bezüglich der heutzutage leichten Möglichkeiten zu Diffamieren und Mobben sowie der Beeinflussung von Menschen zu eigenen (Macht-)Zwecken vorhält – sowohl im privaten Umfeld wie in der Politik. 

    Auch das zweite Buch der Serie um Björnstadt hat mir wirklich sehr gut gefallen. Eishockey steht auch hier vermeintlich im Vordergrund, jedoch dient der Sport und das Vereinsleben dem sozialkritischen Blick auf das soziale Gefüge und Miteinander der zwei „verfeindeten“ Orte. Auf jeden Fall ist es sehr empfehlenswert, vorab das erste Buch der Trilogie zu lesen.

     Mittlerweile habe ich fast alle Bücher des Autors gelesen und mich zum Fan dieser entwickelt. Hut ab!

  7. Cover des Buches Der goldene Handschuh (ISBN: 9783499271274)
    Heinz Strunk

    Der goldene Handschuh

     (296)
    Aktuelle Rezension von: Andreas_Trautwein

    neben der derben Sprache, mit der ich ja gerechnet hatte, kam leider keine wirklich interessante Stimmung auf. Es liest sich gut, aber die Geschichte dümpelt vor sich hin. Es passiert zu wenig. Keine Spannung. Ein Wunder, dass ich es zu Ende gelesen habe. Die Hoffnung, etwas zu verpassen, war größer, wurde aber nicht erfüllt. Daher leider enttäuschend.

  8. Cover des Buches Rummelplatz (ISBN: 9783746628882)
    Werner Bräunig

    Rummelplatz

     (32)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Dieser Roman ist eine Bombe! 40Jahre lang hat er auf seine veröffentlichung gewartet und ist doch so aktuell und brisant wie damals. Werner Bräunig hat jetzt leider nicht mehr mit erlebt, dass sein Werk endlich verörrentlicht wurde. Er versteht es perfekt den Bogen zwischen Ost und West zu spannen und zeigt auf, macht klar und erklärt und all seine Figuren sind ehrlich, menschlich einfach aus dem Leben gegeriffen. Einer der wichtigsten Romane die es gibt!

  9. Cover des Buches Poesie und Gewalt - Das Leben der Gudrun Ensslin (ISBN: 9783608949186)
    Ingeborg Gleichauf

    Poesie und Gewalt - Das Leben der Gudrun Ensslin

     (13)
    Aktuelle Rezension von: ichverstehdasbuchnicht
    Eine sehr gut recherchierte, eindrückliche und einfühlsame Biograpie. Ein Qualitätsmerkmal, dass ich gar nicht zu hoch einschätzen kann ist, dass die Autorin nicht spekuliert, sondern vor allem Ensslin für sich selbst sprechen lässt. Es geht vor allem um ihre Anfänge, ihre Zeit als Terroristin und die Untersuchungshaft werden behandelt, aber nur im Rahmen dessen, was mit Sicherheit gesagt werden kann. Ich habe viel neues über die Person Gudrun Ensslin gelernt, die ich vorher immer nur als schwer greifbaren Charakter neben dem medial präsenten Gespann Baader-Meinhof gesehen habe. Für Leser, die Biografien mögen eine absolute Empfehlung!
  10. Cover des Buches Rattentanz (ISBN: 9783548283937)
    Michael Tietz

    Rattentanz

     (168)
    Aktuelle Rezension von: supersusi

    Ich habe schon mehrere Bücher darüber gelesen, wie die Menschheit durch Stromausfall wieder in die Steinzeit katapultiert wird und Plünderungen, das Gesetz des Stärkeren, Mord und Totschlag herrschen und einige Menschen versuchen, ihre Werte beizubehalten und dennoch zu überleben  (z.B. Blackout, the Stand). Dieses Buch ist mit seinen über 800 Seiten das zweitdickste. 

    Sehr spannend, sehr erschütternd und sehr erschreckend. Die Menschen verrohen sehr schnell  und hätte man zu Coronazeiten den Kampf um Klopapier nicht miterlebt, würde man nicht glauben, dass die Menschen so schnell in puren Egoismus verfallen. Aber auch wenn das Buch die menschlichen Abgründe, den Schrecken, die Angst vor Vergewaltigung, Mord oder Verhungern und die Trauer um Kinder, Enkel, Familie und Freunde schildert, so ist es auch dennoch mit Humor geschrieben. Und es gibt immer wieder Hoffnung. Das Buch schreckt auch nicht davor zurück, zu zeigen, dass nicht nur böse Menschen die Oberhand gewinnen, sondern auch, wie Menschen mit Anstand und Moral in ihrer Verzweiflung im Kampf um´s Überleben töten, (fremde) Kinder zurücklassen oder zu Kannibalen werden. Alles in allem ein wahrer Pageturner und am Ende möchte man das Buch gar nicht weglegen, weil einem der Abschied von den Figuren, die man in ihrer schwersten Zeit begleitet hat, schwer fällt. 

    Zur Handlung : Flugzeuge fallen vom Himmel und es gibt keine Möglichkeit, Rettungsdienste und Feuerwehr anzurufen, da alle Telefone tot sind. Nach und nach dämmert es den Menschen im kleinen Dorf Wellendingen, dass der Strom ausgefallen ist. Keiner weiß, wann er wieder da ist. Was tun mit all den Leichen vom Flugzeugabsturz auf dem Acker ? Sie raufen sich zusammen und versuchen eine Lösung zu finden, damit keine Seuchengefahr entsteht oder das Grundwasser vergiftet. Eva, eine Krankenschwester arbeitet in der nächstgrößeren Stadt und erlebt, wie auf der Intensivstation alles drunter und drüber geht. Durch viele Verletzte (Ampeln fallen aus etc.) herrscht Chaos und im Laufe der nächsten Tage sind auch die Notstromgeneratoren alle. Sie versucht so lange wie möglich die Stellung zu halten und dann zu ihrer kleinen Tochter nach Wellendingen zu gelangen. Dies wird u.a. durch marodierende Banden erschwert. Ihr Mann ist z.Z. auf Geschäftsreise in Schweden und erlebt dort, wie alles zusammenbricht. Keiner ahnt, dass der Strom weltweit ausgefallen ist und so hofft man zunächst auf Hilfe von außerhalb. Die Geschichte hat mehrere Haupthandlungsstränge : Die Dorfbewohner, Eva, ihr Mann und "die Bösen". Immer wieder erschreckend, wie schnell letztere die Oberhand haben und brutal und ungestraft rauben, morden und vergewaltigen.

    Besonders beeindruckt hat mich, wie der Autor das Stimmenhören eines Schizophreniepatienten schildert. Da ich in der Psychiatrie arbeite finde ich das durchaus realistisch, denn es gibt Patienten, die das so beschreiben. Auch das Delirium ist treffend beschrieben, denn auch der Alkohol ist irgendwann alle oder geplündert. Ich mag auch die Art, wie er die Charaktere beschreibt und trotz nur weniger Worte tun sich Abgründe auf oder man ist sofort im Bilde. z.B. S. 19 " Aber man mußte ihr immer wieder sagen, was, wann und in welcher Reihenfolge zu erledigen war. Auch im Bett." oder S.33  " Im Gegensatz zum größten Teil seiner Umwelt war er zutiefst davon überzeugt, dass er das war, was gemeinhin als toller Hecht bezeichnet wurde."

    Alles in allem ein gelungenes Buch, sehr erschreckend und traurig, aber es zeigt auch, was man mit Zusammenhalt und Rückbesinnung auf alte Werte erreichen kann. 

  11. Cover des Buches Ganz unten (ISBN: 9783462003222)
    Günter Wallraff

    Ganz unten

     (92)
    Aktuelle Rezension von: Paperboat

    In „Ganz unten“ hat sich der investigative Journalist Günter Wallraff in den 1980er Jahren in den Türken Ali Levent Sinirlioğlu verwandelt, um die Erfahrungen zu bestätigen, die ihm von Freunden und Bekannten, die über das Anwerbeabkommen als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, zugetragen wurden. Zwei Jahre lang war er als Ali unterwegs und hat unter unmenschlichen Bedingungen gearbeitet, für den er von der deutschen Bevölkerung sogar noch blanken Hohn eingesteckt hat.

    Dieses Buch ist ein journalistisches Meisterstück, denn Günter Wallraff hat sich tief, sehr tief in seine Rolle begeben.


    Um das Buch zu lesen, sollte man sich in einer einigermaßen guten Grundstimmung befinden, denn man wird ganz unzweifelhaft Ärger empfinden. Immer wieder musste ich mir sagen, dass der Entstehungszeitpunkt dieses Dokuthrillers schon über 30 Jahre zurückliegt, doch geholfen hat es nichts: Dieser Fremdenhass, diese Intoleranz, diese so typische German Angst hat ganz unweigerlich immer wieder Wut ausgelöst.

  12. Cover des Buches Roman unserer Kindheit (ISBN: 9783499244872)
    Georg Klein

    Roman unserer Kindheit

     (30)
    Aktuelle Rezension von: dominona
    Da wir alle mal Kinder waren, findet man sich recht schnell in die Erzählweise, aber mich persönlich hat es nicht gepackt. Irgendwann wirkt der Stil so, wie jemand, der einen dämlich von der Seite anmacht und plötzlich wird aus der Geschichte über ein paar Kinder eine Art Krimi, da habe ich mich gefragt: habe ich es hier mit "5 Freunde" für Erwachsene zu tun? Im weitesten Sinne ja und das macht alles merkwürdig surreal, sehr schade.
  13. Cover des Buches Ein allzu schönes Mädchen (ISBN: 9783499332784)
    Jan Seghers

    Ein allzu schönes Mädchen

     (169)
    Aktuelle Rezension von: Igno

    In einem Bergdorf im Elsass entdeckt die Madame Fouchard auf ihrem kleinen Bauernhof ein verwahrlostes Mädchen und nimmt sich ihrer an. Sie ist außergewöhnlich schön, benimmt sich aber eigenartig. Als die Bäuerin stirbt, verschwindet auch das Mädchen aus dem Dorf.
    Im Frankfurter Stadtpark wird die übel zugerichtete Leiche eines jungen Mannes entdeckt. Wenig später taucht sein Wagen mit einer zweiten Leiche im Kofferraum auf. Kommissar Marthaler und seine Kollegen tappen im Dunklen. Doch je weiter die Ermittlungen kommen, desto öfter berichten Zeugen von einem allzu schönen Mädchen.

    Ein allzu schönes Mädchen erschien 2010 bei Rowohlt. Der 736 Seiten starke Krimi ist der erste von aktuell sechs Bänden in Seghers Reihe Kommissar Marthaler ermittelt.

    Die Geschichte spielt im Jahr 2000 in Frankfurt am Main. Als Rahmen hat Seghers einen (fiktiven?) Besuch des US-Präsidenten gewählt, so dass die Polizei äußerst ausgelastet und das innerstädtische Leben immer wieder gestört ist. Einzelne Schauplätze liegen auch im Elsass und in Saarbrücken.

    Segher beginnt die Geschichte mit einer ausführlichen Einführung im Elsass. Bis zum Auffinden der ersten Leiche und damit Kommissar Marthalers erstem Auftritt vergeht eine ganze Reihe von Seiten. Auch als die Geschichte Fahrt aufnimmt, bleiben die Umstände des Falles lange unklar. Seghers steigert die stressige Stimmung während der ersten Ermittlungsphase geschickt durch die erhöhte Medienpräsenz wegen des Besuchs des US-Präsidenten.

    Wie auch der fünfte Band, den ich ja unglücklicherweise zuerst gelesen habe, lebt Ein allzu schönes Mädchen einerseits von den Charakteren und andererseits von viel Lokalkolorit. Zu Ersterem muss ich im Vergleich aber sagen, dass da definitiv eine Steigerung stattfindet. Marthaler bleibt zwar kauzig, hat im ersten Band aber noch deutlich unsympathischere Wesenszüge. So reagiert er nicht nur ein Mal übertrieben aufbrausend. Seine Kollegen bleiben teilweise noch etwas blass – wie wichtig und sympathisch Carlos mal werden wird, kann man schon erkennen, besonders gut gefiel mir aber auch Manfred. Ein wenig amüsant fand ich, dass Tereza im ersten Band noch deutlich weniger gebrochen Deutsch spricht, als sie das im fünften Band tun wird.

    Sehr gefallen hat mir, dass die genauen Hintergründe der Taten lange unklar blieben. Seghers forciert geschickt einen Hergang samt Tatverdächtigem nach dem anderen. Am Ende wirft er alles nochmal um, um ganz am Ende schließlich die tatsächliche Auflösung der Fantasie der Lesenden zu überlassen. Die Geschichte selbst ist für einen Krimi schön. Ich weiß nicht genau, wie ich das ausdrücken soll, aber ich erwarte bei Krimis eigentlich keine Geschichten, die sich schön anfühlen. Krimis sind üblicherweise blutig, leichig und von Abgründen dominiert. All das trifft auf Ein allzu schönes Mädchen zwar auch zu, trotzdem hatte ich immer das Gefühl, mich in einer schönen Geschichte zu bewegen. Das hat mir sehr gefallen.

    Alles in allem ist Ein allzu schönes Mädchen ein schöner Einstieg, der Lust auf mehr macht. Die Charaktere haben noch Potential, machen aber schon neugierig. Gepaart mit viel Lokalkolorit und einer soliden Story ergibt sich ein spannender Krimi.

  14. Cover des Buches Die Arbeitslosen von Marienthal (ISBN: 9783518107690)
    Marie Jahoda

    Die Arbeitslosen von Marienthal

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Edelnickel
    Ich habe auch dieses Buch im Zuge meines Soziologiestudiums gelesen und ich habe es nicht bereut.
    Jahoda, Lazarsfeld und Zeisel führten eine Studie über die Arbeitslosen von Marienthal durch, einer durch wirtschaftliche Krisen sehr gebeutelten Gegend. Sie wollten herausfinden, welche Auswirkungen Arbeitslosigkeit und damit einhergehende Armut zeigt, warum einige nicht die Möglichkeit ergriffen, in andere Gegenden zu gehen und was diese Umstände für die nachfolgende Generation bedeutet.

    Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Wissenschaftliche Methoden und Vorgehensweisen sind gut erklärt, Daten werden angenehm präsentiert aber auch die menschlichen Aspekte gehen nicht verloren, was in vielen anderen Studien leider oft passiert. Trotz der Wissenschaftlichkeit war ich an einigen Stellen gerührt, ergriffen oder fassungslos. Man kann sich gut in die Betroffenen hineinversetzen. Und gerade an der Stelle über die Wünsche der Kinder musste ich mich doch sehr zusammenreißen.

    Großartiges Werk, daher 5 Sterne von mir!
  15. Cover des Buches Die Glücklichen (ISBN: 9783442717101)
    Kristine Bilkau

    Die Glücklichen

     (122)
    Aktuelle Rezension von: gst

    Die Cellistin Isabell und der Journalist Georg haben eine Familie gegründet. Sie teilen sich die Arbeit mit dem kleinen Matti, um beide ihrer Profession nachgehen zu können. Doch Isabell ist zerrissen zwischen der Liebe zum Söhnchen und der Verzweiflung, weil so viel zu tun ist.

    „Sie ist dünnhäutig geworden, es ist, als hätte ihre Wahrnehmung einen Filter verloren. Auch daran musste sie sich gewöhnen. Hört sie irgendwo ein Baby schreien, hebt sie den Kopf und spitzt die Ohren wie ein Tier, das Witterung aufnimmt, als könnte jeder Kinderlaut mit ihr zu tun haben.“ (Seite 59)

    Zunehmend überfordert beginnt Isabells Hand so zu zittern, dass sie nicht mehr spielen kann. Gleichzeitig wird Georgs Redakteursstelle gestrichen, was ihn zu folgender Aussage führt:

    „Ich frage mich, wie lange es hier so weitergehen kann. Ich fühle mich wie unter Wasser. Ich tauche, halte die Luft an, eine Weile wird es noch gehen, aber ich weiß, lange halte ich das nicht mehr durch.“ (Seite 195)

    Während der erste Teil des Buches noch von Freuden (vor allem am kleinen Sohn) erzählt, wird im zweiten Teil Isabells Resignation an der Gesamtsituation deutlich, die sich fast bis zur Depression steigert. Georg versucht an allen Enden und Ecken zu sparen, würde am liebsten aufs Land ziehen. Eine Vorstellung, die für Isabell völlig unmöglich ist. Die Eheleute sind nahe daran, sich zu verlieren.

    War ich anfangs noch begeistert vom bildlichen Schreibstil, der das Geschehen wie einen Film vor meinem inneren Auge ablaufen ließ, zog mich der zweite Teil immer tiefer mit hinein in das emotionale Elend. Kristine Bilkau beschreibt Kleinigkeiten auf eine Weise, die mich tief im Inneren trifft. Als würde das Unglück mir selbst widerfahren. Dabei ist mir längst - im Gegensatz zu den Protagonisten - bewusst, dass Leben Veränderung bedeutet. Die jungen Leute brauchen lange, um selbst zu erkennen, dass vieles möglich ist, wenn sie sich nicht dagegen wehren.

    Fazit: Auch wenn dieses Buch sich niemals bei meinen Lieblingsbüchern einreiht, muss ich der Autorin für ihre präsente Beobachtungsgabe meine Hochachtung aussprechen. Ja, sie beschreibt das Leben, wie es nun mal ist: Mit schönen und nicht so schönen Seiten.

  16. Cover des Buches Funkenflieger (ISBN: 9783423216135)
    Rita Falk

    Funkenflieger

     (86)
    Aktuelle Rezension von: LilyWinter

    Marvin wächst in einer ärmlichen Gegend in Bayern, als drittes Kind seiner Mutter Elvira auf, die, speziell nachdem sie den Job verloren, mit allem überfordert zu sein scheint. Seine Brüder machen ihr eigeneres Ding, sein Vater spielt keine Rolle. Doch mit der ungewollten Schwangerschaft von Aicha, Kevins Freundin, ändert sich das Leben aller Beteiligter schlagartig.

    Das Buch ist, wie von Rita Falk gewohnt, eher umgangssprachlich geschrieben. Gerade deswegen wirken ihre Charaktere so authentisch, die Entwicklung aller lebensnah und realistisch. Absolute Leseempfehlung!

  17. Cover des Buches América (ISBN: 9783423148092)
    T. C. Boyle

    América

     (254)
    Aktuelle Rezension von: mabo63

    Diese Buch weilte zu lange auf meinem SUB. Es hat mich nicht losgelassen, ich wurde in die Geschichte hineingezogen wie ein Blatt in einem Strudel. Kein Entrinnen. Zum Glück.


    Zur Story:

    Delany M., stinkreich, wohnt mit seiner Frau Kyra (erfolgreiche Maklerin) in Arroyo Blanco Estates, in einer Wohnanlage unweit von L.A. Eine hohe Mauer schützt das 'Idyll' nicht nur vor Coyoten, nein auch die  illegalen Einwanderer sollen brav draussen bleiben.


    Delany arbeitet zu Hause, schreibt Kolumnen über Natur und Ökologie für Zeitschriften.

    Eines Tages läuft ihm ein Illegaler Einwanderer vor seinen wachsgepflegten Acuro Vigor GS, es kommt zum Crash.

    Delany speisst ihn mit 20 Dollar ab.. Schwer verletzt schafft es Candido (so heisst der unglückliche) zurück in den Canyon, zu seiner schwangeren Frau America. Der Canyon ist ihr gemeinsamer Zufluchtsort. Nun ist es America die sich aufmacht auf die Suche nach Arbeit, nach ein par Dollar, Candido schafft es nicht nach dem Unfall den Canyon hochzusteigen.


    Was die beiden Mexicaner nun erleben, wie sie ausgenützt werden, welchen Hass sie täglich spüren, beschreibt Boyle sehr eindrücklich.

    Überleben ist alles. 

    Auf der anderen Seite Delany und Kira - purer Gegensatz. Ein Leben im Überfluss.


    Immer wechselnd einmal aus der Sicht der Einwanderer, dann wieder aus der Sicht der reichen Weissen Familie um Delany spitzt sich der Plott zu einer Tragödie, einem Inferno, und das alles in einer grossartigen Sprache erzählt bei der man auch immer wieder schmunzeln muss, selbst im grössten Disaster - so einmalig sind die einzelnen Situationen beschrieben.

  18. Cover des Buches Die Terranauten (ISBN: 9783844525144)
    T. C. Boyle

    Die Terranauten

     (29)
    Aktuelle Rezension von: Nymphe

    Inhalt:

    8 Menschen (4 Männer und 4 Frauen) machen eine Reise. Eigentlich gehen sie dafür nur durch eine Tür, aber es ist die Tür zu E2, einer luftdicht verschlossenen Glaskuppel, die eine eigenständige Atmosphäre hat und auch sonst völlig unabhängig von der Umwelt ist. Hier soll die Reise zum Mars trainiert werden. Obwohl die Gruppe nun also eigentlich noch immer in Arizona ist, ist sie 2 Jahre völlig abgeschnitten von der Welt. Es gibt ein "Besucherfenster" und ein Telefon, aber die Benutzung ist streng limitiert. Die 8 Menschen sind auf sich gestellt und stehen trotzdem voll unter dem Einfluss der Organisatoren: Welche Informationen bekommt die Presse? Verhalten sich alle normal oder muss gegengesteuert werden? Und was ist mit den Kandidaten, die herein wollten und das nicht durften? Eine interessante menschliche Studie entrollt sich...

    Bewertung:

    Mich hat das Buch schier gefesselt. Obwohl es bei dem gesamten Projekt nur um die Umwelt gehen soll, dreht sich alles um den Menschen. Die drei Erzähler des Hörbuches erzeugen eine tolle, spannende Atmosphäre beim Erzählen. Ich wollte immer wissen, wie es weiter geht. Und das Ende ist auch der Hammer, aber ich möchte hier natürlich nichts verraten. :) Das Buch lebt von den zwischenmenschlichen Beziehungen in jeder Hinsicht: wer liebt wen, wer hasst wen und warum?

    Ich habe mir fest vorgenommen mich mit den realen Hintergründen dieser Geschichte zu befassen.

    Fazit:

    Klare Lese- bzw. Hörempfehlung



  19. Cover des Buches Die dunkle Muse (ISBN: 9783839212950)
    Armin Öhri

    Die dunkle Muse

     (7)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis
    Die dunkle Muse/Armin Öhri

    Der Liechtensteiner Autor Armin Öhri entführt seine Leser in das Berlin von 1865.

    Inhalt:
    Lene, eine junge Prostituierte, wird bestialisch ermordet. Dringend der Tat verdächtigt ist der renommierte Philosophieprofessor Botho Goltz. Der Fall scheint gelöst. Doch während der Gerichtsverhandlung widerruft er sein Geständnis. Zeuge dieser spektakulären Verhandlung ist Julius Bentheim, ein Student, der als Tatortzeichner einigen kriminalistischen Spürsinn beweist. Die Manipulationen des Professors, der skrupellos und gerissen die Richter manipuliert, Zeugen und Ermittler unglaubwürdig dastehen lässt, machen Bentheim betroffen. Wird es Goltz gelingen, durch Aushebeln der Preußischen Rechtsordnung, den Gerichtssaal rehabilitiert und unschuldig zu verlassen? Hat er den perfekten Mord begangen?

    Erzählstil/Spannung/Charaktere:

    Der Autor bedient sich einer schnörkellosen Sprache, schildert detailreich aber ohne lähmende Längen Menschen und Umgebung. Die Schauplätze des historischen Berlins kann sich der Leser recht gut vorstellen – imperialer Glanz mit Preußens Gloria. Ein Spaziergang „Unter den Linden“ darf genauso wenig fehlen wie die Prachtallee oder das Geheimratsviertel.

    Der Krimi wird aus der Perspektive des Studenten Julius Bentheim erzählt. Julius wird als aufrechter Mensch dargestellt. Sein Privatleben läuft nicht ganz so rund. Daraus lässt sich erahnen, dass es mindestens einen weiteren Band mit dem Tatortzeichner geben wird. Gut so!

    Eindrucksvoll sind auch die Ereignisse während der Gerichtsverhandlungen dargestellt. Man würde am Liebsten dem skrupellosen, Macht geilen Professor gleich direkt an die Gurgel gehen.
    Die Schilderung der polizeilichen Ermittlungsarbeit lang vor DNA-Analysen, Hightech-Analysen und Fingerabdrücken ist penibel recherchiert.

    Geschickt lässt Armin Öhri einige historische Persönlichkeiten wie (damals noch nicht General) von Moltke, Theodor Fontane sowie Fanny Lewand auftreten. Das macht seinen Krimi authentisch.

    Für diesen Krimi hat Armin Öhri 2014 den „Literaturpreis der Europäischen Union“ erhalten – zu Recht.

    Fazit:
    Ein überaus spannender historischer Kriminalroman, den ich uneingeschränkt weiter empfehle.
  20. Cover des Buches Hausbesuche (ISBN: 9783813506853)
    Stepha Quitterer

    Hausbesuche

     (33)
    Aktuelle Rezension von: Guildenstern

    Es klingt irgendwie naiv und liebenswert, was Stepha Quitterer sich da vorgenommen hat: in 200 Tagen ebenso viele Nachbarn in ihrer Straße kennenzulernen, indem sie unangemeldet vor deren Tür steht und selbst gebackenen Kuchen und Kaffee dabei hat. Eine nette Idee, mag man denken - aber es ergeben sich doch einige unerwartete Situationen - spannende, potentiell gefährliche ... Sie erfährt nicht nur freundliche Reaktionen, lernt auch ganz traurige und erschütternde Schicksale kennen. Ich habe richtig mitgefiebert, wie die weiteren Begegnungen sich wohl gestalten.
    Fazit: ein unbedingt lesenswertes Buch von einer, die auszog, ihre Nachbarn in einer anonymen Großstadtstraße kennenzulernen, dabei eine Gemeinschaft stiftete und sogar ein paar neue Freunde fand.

  21. Cover des Buches Todeshauch (ISBN: 9783404185559)
    Arnaldur Indriðason

    Todeshauch

     (245)
    Aktuelle Rezension von: porte-bonheur

    Der Auftakt ist gruselig: auf einem Kindergeburtstag nagt ein einjähriges Kind an etwas herum und wird dabei von einem angehenden Medizinstudenten beobachtet, der eigentlich nur seinen kleinen Bruder abholen will. Jetzt aber stellt er bei genauerem Hinsehen fest, dass es sich bei dem "Spielzeug" der Kleinen um einen menschlichen Knochen handelt. Und damit geht alles los, denn wenig später steht fest: da liegt tatsächlich ein bereits verwester Körper in der Erde. Damit beginnt auch ein zweiter Erzählstrang, die weit in die Vergangenheit zurückreichende Geschichte einer Familie. Und man ahnt sofort: die Vergangenheit mündet in die Gegenwart und wird am Ende sicher etwas mit dem Knochenfund zu tun haben.

    Lösen werden den "Fall" Kommissar Erlendur und seine Kollegen von der Reykjaviker Polizei, müssen dafür aber tief in der Geschichte des Fundorts forschen. Zeitgleich wird Erlendur von seiner ganz eigenen Familiengeschichte eingeholt, denn seine Tochter meldet sich über das Handy mit einem Hilferuf bei ihm und wird schließlich zum Notfall-Patienten auf der Intensiv-Station. 

    Ein spannender Roman, eher isländische Sozialstudie als Krimi, wenn auch spannend erzählt. Der Autor schafft glaubwürdiges Personal und schildert dicht athmosphärisch Orte und Zeiten. Mir persönlich war am Ende alles zu düster. Es ist ja nicht nur der eigentliche Fall, eine wirklich überaus dramatische Familiengeschichte mit Szenen äußerster Brutalität, sondern auch der Kommissar muss sein Leben hinterfragen. Irgendwie war mir das zuviel. Zuviel Familie! Und es fehlt doch wenigstens einmal ein Hinweis darauf, dass wir eben nicht nur Gefangene unserer eigenen Geschichte sind.

  22. Cover des Buches Between the Assassinations (ISBN: 9781439153161)
    Aravind Adiga

    Between the Assassinations

     (5)
    Aktuelle Rezension von: broul
    Ui, I carried this one around with me for a long time. Probably my problem were once again the "short stories". The book is subdivided in many different stories which take place in a fictional city in India. All social levels are covered. Probably the book is a accurate mirror to the Indian society. But the "problem" is, that the stories are never romanticized. The other "problem" is, that the book is a collection of short stories. I simply don't warm to short stories... :(
  23. Cover des Buches Rabenseelen (ISBN: 9783869972398)
    Bo R. Holmberg

    Rabenseelen

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Tefelz
    Im Bücherregal stand die ganze Zeit dieses unspektakuläre Cover und irgendwie habe ich immer etwas anderes vorgezogen. Dann habe ich es doch mitgenommen und in den Mittagspausen gelesen und ich habe es nicht bereut.

    Geschichte:  Um 1850 in Schweden in sehr ländlicher Umgebung wird ein Knecht tot aufgefunden. Es ist Frühjahr und die Leiche lag wohl den ganzen Winter im See unter Eis. Polizeiamtmann Morell wird hinzugerufen und kann keine Spuren eines Verbrechens finden. Also entscheidet er auf Selbstmord. Als Wochen später der Bruder des Opfers mit einer Sense umgebracht wird, in die die Buchstaben INRI eingeritzt sind, ist er sich nicht mehr so sicher, dass es sich bei der ersten Leiche um Selbstmord handelt und untersucht nochmal den Fundort und die Hütte und entdeckt die gleichen Buchstaben...

    Alleine schon die Stimmung des Buches, versetzt einen sofort in die wortkarge Landschaft des 19. Jahrhunderts. Das Auftreten der einzelnen Personen und die Gespräche und Denkweisen untereinander verraten schon das  Jahrhundert und die Unmöglichkeit Dinge direkt anzusprechen.  Die Personen sind gut dargestellt und das ganze Buch ist sehr flüssig geschrieben.  Der Grund warum die Knechte sterben müssen, ist lange unklar und steigert die Spannung. Irgendwann ist dann jedoch klar, warum das alles so passiert und die Auflösung überrascht nicht so wirklich. 

    Das ist aber auch der einzige Schwachpunkt, dass es nicht mit einem Aha Effekt endet. Die Geschichte ist gut erzählt und sicherlich auch für historisch angehauchte Leser sehr interessant. Anscheinend gibt es in Schweden wesentlich mehr Teile von und über Polizeiamtmann Morell, wobei in Deutschland nicht alle übersetzt sind. Dieser Roman kann sehr gut alleine gelesen werden und wurde in Schweden mit dem Krimipreis ausgezeichnet. Wie ich finde, zurecht !



  24. Cover des Buches Am Himmel wie auf Erden (ISBN: 9783423115582)
    Werner Bergengruen

    Am Himmel wie auf Erden

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Thaila
    Werner Bergengruens historischer Roman Am Himmel wie auf Erden erzählt die Geschichte der Berliner Sintflutpanik von 1424. In den Städten Kölln und Berlin breitet sich ein Gerücht aus, dass am Sankt-Heinrichstag eine lebensbedrohliche Überschwemmung zu erwarten ist. Um eine Panik zu verhindert, erlässt Kurfürst Joachim Gesetze, wie ein Verbot Boote und Schiffe zu bauen, die Städte zu verlassen oder über das nahende Unheil nur zu sprechen. Eine Zuwiderhandlung wird dragonisch bestraft und so breitet sich bald eine Stimmung von Angst und Terror aus. Gewisse Anspielungen auf den Nationalsozialismus sind im Roman von Werner Bergengruen, ein Autor, der zur Inneren Imigration gezählt wird, sicherlich nicht unbeabsichtigt. Auch so lässt sich die Panik vor der Sinnflut jedoch nicht kontrollieren. Diese Panik sorgt für eine eigentümliche Umkehrung der sozialen Verhältnisse, plötzlich sind die sogenannten "Guten Leute", die Leprakranken Herrscher in der Stadt, während die bürgerliche Bevölkerung um Leben und Besitz fürchten muss. Mir ist dieser Roman als eine außergewöhnlicher historischer Roman empfohlen worden und das war in der Tat nicht zu viel versprochen. Ein Autor mit so einem detailierten Wissen, mit so viel Feingespür für das Historische ist mir selten begegnet. Aus der Sicht von sehr verschiedenen Protagonisten aus allen sozialen Schichten beschreibt Bergengruen die Ereignisse von wenigen Wochen und schafft so eine umfassende Sozialstudie der brandenburgischen Gesellschaft im 16. Jahrhundert. Dabei fand ich die Beschreibungen der wendischen Kultur besonders spannend. Ganz wunderbar gelingt es dem Autor auf eine gemächliche Weise die langsam überkochende Stimmung in der Bevölkerung wiederzugeben. Gepaart ist der Inhalt mit einer wunderbar geschliffenen Sprache. Wirklich ein besonderes Buch!

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