Bücher mit dem Tag "soziologie"
753 Bücher
- Leo Tolstoi
Anna Karenina
(1.094)Aktuelle Rezension von: LanibohlMir hat das Buch sehr gefallen. Ich fand es manchmal etwas langatmig, aber der Anfang sowie das Ende sind legendär. Das Buch über das Leben der berühmtesten Ehebrecherin der Welt ist wirklich schön geschrieben. Es wird auf viele Details geachtet und versetzt den Leser tatsächlich in eine andere Welt. Ich mag die verschiedenen Seiten des Lebens, die hier aufeinander treffen. Es ist keine Ferien Lektüre, sondern eignet sich sehr für kalte Winterabende.
- George Orwell
1984
(4.236)Aktuelle Rezension von: Stolli1984, erschienen 1949, von George Orwell (im Ullstein Verlag veröffentlicht) habe ich vor Urzeiten im Fernsehen geschaut, jetzt ist es als Buch dran, es macht schon nachdenklich wie George Orwell vor so langer Zeit die totale Überwachung, hier als Staat und seiner Einwohner, in der heutigen Zeit auch durch globale Konzerne und hier geben wir Menschen ohne Repression alles Mögliches von uns weiter.
Man muss sich etwas Zeit nehmen um die Geschichte zu verarbeiten, das ganze System ist schon genial, auch die Schaffung einer neuen Sprachen (Neusprech, am Ende des Buches zusammengefasst, macht Sinn hier anzufangen) die immer weniger Freiheiten zulässt, nicht mal schlechte Gedanken sind mehr möglich.
Ob es eine Bruderschaft wirklich gibt oder auch dies eine Erfindung der Partei um Abweichler zu finden bleibt offen.
Einzig sind die Längen des Buches wo teilweise nicht wirklich viel passiert anzumerken, was aber an dem Werk an sich nichts ändert.
Passenderweise hat gerade im Staatstheater Darmstadt eine Aufführung von 1984 in den Kammerspielen gestartet.
- Patrick Süskind
Das Parfum
(10.234)Aktuelle Rezension von: Elite1304Ich bin wahrscheinlich der letzte Mensch auf der Welt, der noch dieses Buch gelesen und den FIlm immer noch nicht gesehen hat :D
Irgendwie ist es auch seltsam so ein Buch zu bewerten, immerhin geht es ja um einen Mörder. Der Schreibstil ist natürlich etwas veraltet, aber das Buch ist ja auch in den 90-ern erschienen, teilweise ist es aber auch heiter, was paradox ist.
Wir befinden uns hier zu Beginn in Paris im 18. Jahrhundert. Die Menschen sind verarmt, die Pest geht rum. Von Hygiene verstenen die Menschen noch nicht so viel. Und hier im Slum unter einer Schlachtbank gebährt eine Frau quasi nebenbei den jungen Jean-Baptiste Grenouille. Sie ist eine lieblose Person und gibt ihn weg, wofür sie die Hinrichtung erwartet. Seither wird der Junge nur rumgereicht. Keiner will ihn lange genug haben und früh beginnt er zu arbeiten. Er wird vor allem deshalb so herumgereicht und abgewiesen, weil es den Menschen komisch vorkommt, dass er nicht riecht. Er hat keinerlei Körpergeruch an sich. Als er jedoch heranwächst, bemerkt er seinen feinen Geruchssin. Grenouille kann unglaublich gut riechen und diese Gerüche in seinem Gehirn abspeichern. Er ist sogar in der Lage die Gerüche auseinanderzunehmen, sodass wenn verschiedene aufeinandertreffen, er sie einfach für sich separieren kann. Irgendwann wird er von einem Geruch magisch angezogen. Es ist ein kleines rothaariges Mädchen, das anders riecht als die sonstigen Menschen. Er ist so fixiert darauf, dass er sie erwürgt, nur um sie anschließend komplett zu erschnüffeln.
Grenouille will unbedingt einen Gesellenbrief, also geht er zum Parfumeur Baldhini und stellt für ihn nach kurzer Zeit eine Nachahmung des berühmten Parfüms seines Konkurenten her. Grenouille benötigt keine Formel und kein exaktes Mischverhältnis. Er macht das alles mit seiner Nase und als die zwei auf diese Art eigene Düfte kreiren, wird Baldhini berühmt.
Grenoulle ist nach seiner Ausbildung so überfordert mit allen Gerüchen der Welt, dass er sich in eine Höhle zurückzieht, in der er 7 ganze Jahre lang verbringt - allein! Das zeigt schon, dass er irgendwie recht seltsam ist. Er spricht auch nicht viel, meist ist er nur mit Riechen beschäftigt. Als er zurück geht und in Grasse landet, wird er aufgepeppelt und lernt anschließend bei einem Parfumeur das "Konservieren" von Gerüchen. Als er dann ein junges Mädchen erschnüffelt, beginnt sein Plan.
Das Buch ist derart grotesk, wer denkt sich nur sowas aus? Es ist schockierend, aber man kann sich alles beim Lesen richtig vorstellen, insbesondere alle Gerüche, die guten und die schlechten. Es ist so präzise beschrieben, als könnte der Leser alles selbst riechen.
Nur das Ende ist für mich ein Knackpunkt, weil es meiner Meinung nach zu übertrieben war. Aber abgesehen davon ist es wirklich eine Story, die heraussticht.
- Richard David Precht
Wer bin ich - und wenn ja wie viele?
(662)Aktuelle Rezension von: Isabelle_KocherNormalerweise finde ich es schwer, generelle Leseempfehlungen zu geben, da es immer auf den persönlichen Geschmack und die jeweiligen Lesevorlieben ankommt, doch dieses Buch möchte ich jedem weiterempfehlen. Ich glaube, unsere Welt wäre ein besserer Ort, wenn wir alle Richard David Prechts Buch lesen und reflektieren würden.
Im Gegensatz zu anderen philosophischen Büchern, verliert sich Precht nicht in seinen eigenen Gedanken, die weder Hand noch Fuß haben, sondern beleuchtet die wichtigsten gesellschaftlichen Fragen objektiv von verschiedenen Blickwinkeln aus. Dabei begrenzt er sich nicht nur auf die Ideen der Philosophie, sondern zieht auch andere Disziplinen (wie die Neurowissenschaften, die Anthropologie oder die Psychologie) zu Rate, um neue Denkanstöße zu geben und Themen zu diskutieren wie "Dürfen wir Tiere essen?" oder "Ist Abtreibung moralisch?" Anstatt darüber jedoch ein entgültiges Urteil zu fällen, gibt er dem Leser nur Hilfestellungen, sich selbst kritisch darüber Gedanken zu machen.
Ich lese dieses Buch jetzt zum zweiten Mal und werde es in meinem Leben bestimmt noch ein weiteres Mal lesen. Absolut phänomenal.
- Juli Zeh
Unterleuten
(665)Aktuelle Rezension von: YvesGoratStommel„Unterleuten“ war nicht der erste und sicherlich auch nicht der letzte von mir gelesene Roman von Julia Zeh. Auch diesmal werden die Motivationen und Historien einer Reihe von Personen in einer gefühlt normalen Alltagsumgebung miteinander verwoben. Nachbarn gegen Nachbarn, Generation Boomer gegen Generation Millennials, Ost gegen West, Stillstand gegen Progressivität, Umweltschutz gegen Landwirtschaft/Industrie. Streitpunkte gibt es genug. Zwar scheint mir der „Weiterentwicklungspfad“ des ein oder anderen Protagonisten leicht überzogen, aber bekanntermaßen „überrascht“ die Menschheit einen dann doch immer wieder.
- Geneva Lee
Royal Passion
(1.510)Aktuelle Rezension von: Leni_KatharinaAuf einer Abschlussfeier treffen Clara und Alexander aufeinander. Er küsst sie spontan, um seiner Ex-Freundin zu entkommen. Clara ahnt zu diesem Zeitpunkt nicht, dass Alexander der zukünftige Thronfolger ist. Trotz der Umstände setzt Alexander alles daran, Clara wiederzusehen. Doch die Medien machen es ihnen nicht leicht. Claras frühere Essstörung wird wieder zum Thema in den Schlagzeilen, und auch Alexanders Vergangenheit gerät erneut ins Rampenlicht. Alexanders Leben als Thronfolger scheint vorgezeichnet, und Clara müsste im Verborgenen bleiben. Dieser Umstand belastet Clara so sehr, dass sie Alexander verlässt und ihr Herz an ihn verliert.Die Charaktere könnten gegensätzlicher nicht sein: Clara strahlt wie das Licht, während Alexander eine dunklere Seite verkörpert. Die Schauplätze und Handlungsstränge sind gut durchdacht, auch wenn einige Aktionen fragwürdig erscheinen. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, wodurch das Buch schnell gelesen werden kann. Der Roman wird aus Claras Ich-Perspektive erzählt, was die Emotionen authentisch und greifbar macht.
- Juli Zeh
Spieltrieb
(425)Aktuelle Rezension von: Wortwelten-LikeTheStory„Spieltrieb“ von Juli Zeh erzählt die fesselnde Geschichte der Schüler Ada und Alev, die sich in ein moralisch fragwürdiges Spiel um Macht, Sex und Manipulation verstricken. Die beiden Jugendlichen wählen ihren Lehrer Smutek als Ziel einer ausgeklügelten Erpressung. Die Handlung entfaltet sich in einem Spannungsfeld zwischen jugendlicher Rebellion und moralischen Abgründen, wobei die Grenzen zwischen Spiel und Ernsthaftigkeit zunehmend verschwimmen.
Offen gestanden war dies für mich, trotz des gemächlichen Tempos, eine anstrengende Lektüre. Juli Zehs Schreibstil ist in diesem Buch eher intellektuell anspruchsvoll. Die Charaktere sind komplex und vielschichtig, und die zahlreichen Rückblenden, Perspektivwechsel sowie inneren Monologe erfordern eine gewisse Konzentration. Manchmal fühlte ich mich fast wie in einem intellektuellen Wettlauf, bei dem ich nicht immer sicher war, ob ich das Ziel rechtzeitig erreichen würde.
Doch das Ende hat mich dann wirklich gepackt! Die letzten rund 100 Seiten habe ich in einem Rutsch gelesen, so spannend war es. Die Wendungen und die Intensität der letzten Kapitel haben mich regelrecht mitgerissen und dafür gesorgt, dass ich das Buch mit einem positiven Gefühl beendet habe.
Fazit:
„Spieltrieb“ ist ein tiefgründiger und provokanter Roman, der den Leser zum Nachdenken anregt. Trotz der Herausforderungen, die das Lesen mit sich brachte, hat mich die Geschichte letztendlich überzeugt. Ich vergebe 3,0 von 5 Sternen.
- Muriel Barbery
Die Eleganz des Igels
(852)Aktuelle Rezension von: KeyofbooksDas Buch ist definitiv nicht für jeden. Es liest sich wie ein Tagebuch von zwei sich Anfang fremden Frauen - einer älteren Dame und einem jungen Mädchen. Doch schon die ersten Kapitel lassen den Leser über die offene ankündigungen staunen. Man lebt quasi mit den Charakteren und erlebt alles, was sie auch erleben, ohne sich daran beteiligen zu wollen. Wenn man die 60% des Buches überwunden hat, wird belohnt. Denn gerade da erlebt das Aschenputtel endlich sein Glück und trifft den Prinzen. Nur leider war das Glück viel zu kurz, verändert aber viele Leben.
- Henry David Thoreau
Walden
(137)Aktuelle Rezension von: JMKSonnyIch zog in den Wald, weil ich den Wunsch hatte, mit Überlegung zu leben, dem eigentlichen, wirklichen Leben näherzutreten, zu sehen, ob ich nicht lernen konnte, was es zu lehren hatte, damit ich nicht, wenn es zum Sterben ginge, einsehen müßte, daß ich nicht gelebt hatte.
Worum geht es?
Henry David Thoreau, ein bekannter von Ralph Waldo Emerson, zieht 1845 für 2 Jahre in eine selbst gebaute Hütte am Waldensee. Walden ist sein aufbereitetes Tagebuch dieser Zeit. Thoreau ist auf der Suche nach dem wahren, wirklichen Leben und laut ihm kann das Leben nur aus dem Standpunkt der freiwilligen Armut unparteiisch beurteilt werden. Dieses Buch ist ein Gedankenfeuerwerk. Einfache Naturbeschreibungen wechseln sich ab mit tiefgreifenden Einsichten und Metaphern über das menschliche Leben.
Thoreau lebt auf einfachste Weise, jedoch bei weitem nicht einsam. Er geht regelmäßig ins unweit gelegene Dort oder Leute besuchen ihn in seiner Hütte. Es geht hier also nicht um einen Aussteiger und die Einsamkeit, sondern um die Einfachheit. Um Minimalismus. Es ist ein Experiment auf Zeit.
Ich möchte um keinen Preis, daß irgend jemand meine Lebensweise befolge; denn abgesehen davon, daß ich, ehe er sie ordentlich gelernt hat, schon wieder eine andere für mich gefunden haben kann, wünsche ich auch, daß es soviel verschiedene Menschen als möglich in der Welt geben möge; ich möchte nur, daß jeder recht sorgfältig trachtete, seinen eigenen Weg zu finden und nicht statt dessen den seines Vaters, seiner Mutter oder seines Nachbarn.
Es ist die Suche nach sich selbst. Und nach dem wahrhaftigen Leben, die ihn dort hintreibt. Er möchte die alten, ausgetretenen Pfade verlassen und stattdessen seinen eigenen Pfad eröffnen.
Meine Eindrücke
Das Buch ist leider an vielen Stellen zu zäh. Man muss sich hin und wieder durchquälen. Doch das ist es wert, denn man wird mit so einigen tiefgreifenden Gedanken belohnt, die die eigene Weltsicht verändern können.
Thoreau ist ein sehr guter Beobachter und liefert beeindruckende Naturbeschreibungen und Metaphern. Mutmaßlich durch die selbst gewählte Einfachheit klart er sein Denken und beschenkt uns mit gewaltigen Gedanken, von solcher Reinheit als wären sie direkt aus dem Waldensee geschöpft worden. Das Buch liefert eine reichhaltige Sammlung an Zitaten.
Manche Gedanken sind dabei vielleicht etwas zu radikal bzw. altmodisch. Manchmal könnte man ihm sicherlich Fortschrittsfeindlichkeit vorwerfen. Man sollte also die Gedanken nicht einfach übernehmen, sondern sie als wertvolle Grundlage ansehen, sein eigenes Denken daran zu schärfen und zu bereichern.
- Ernest Hemingway
Der alte Mann und das Meer
(1.060)Aktuelle Rezension von: KiraNearTitel: Der alte Mann und das Meer
Autor*in: Ernest Hemingway
Erschienen in Deutschland: 1952
Originaltitel: The Old Man and the Sea
Erschienen in den USA: 1952
Übersetzer*in: Annemarie Horschitz-Horst
Weitere Informationen:
Genre: Gen, Abenteuer, Drama
Preis: Für diese Version unbekannt
Seiten: 134
Sprache: Deutsch
ISBN: -
Verlag: Suhrkamp Verlag
Rezensionsexemplar: Nein
Inhalt:
Hemingways faszinierende Novelle über den kubanischen Fischer Santiago. Allein fährt der in einem kleinen Ruderboot aufs Meer. Vierundachtzig Tage hat er nichts gefangen. Sein junger Helfer wurde auf ein anderes Boot geschickt – der alte Mann sei vom Unglück verfolgt, sagen die Eltern. Doch nachdem Santiago wieder einen ganzen Tag lang umsonst gewartet hat, beißt ein sehr großer Fisch an und zieht ihn und das Boot hinaus aufs offene Meer. Ein ungleicher Kampf beginnt. - Quelle: Thalia
Meinung (Achtung, möglicherweise Spoiler!):
So seltsam es klingt, aber auf das Buch bin ich über South Park so richtig aufmerksam geworden, genauer gesagt über die Folge "LesBos" (Staffel 11, Episode 6) auf das Buch aufmerksam geworden und ich bin schon neugierig gewesen, das Buch auch mal zu lesen. Aber noch nie neugierig genug, es mir dann auch wirklich zu holen. Als ich im Januar dann in der Bibliothek war und überlegt hatte, welche Bücher ich holen möchte. Und da ist mir dann das Buch hier eingefallen. Es war dünner, als ich erwartet hatte.
Ich hatte so im Groben eine Ahnung, um was es in dem Buch gehen würde, aber genau war ich mir nicht sicher. Auch wusste ich nicht, wie genau die Beschreibung der Mexikaner aus der Episode das Buch beschreibt bzw ob es einen Teil abdeckt oder das komplette Buch. Jetzt, wo ich das Buch gelesen habe, muss ich sagen: Ja, so im ganz groben beschreiben die Mexikaner den Inhalt recht gut. Aber! Es steckt noch mehr dahinter.
Was den Protagonisten angeht, den alten Mann angeht, nun, ich denke nicht, dass wir Freunde werden können. Aber ich finde es bewundernswert, wie stur er ist und das kenne ich teilweise von mir selbst. Und gleichzeitig bewundere ich ihn dafür. Als er dann raus auf das Meer fährt, weil er sich etwas beweisen will, weil er den anderen etwas beweisen will, u.a. dass es so einen großen Fisch gibt. Seinen Kampf, den er auf dem Meer hat und wie irgendwie alles gegen ihn ist. Als er den Fisch dann fängt und damit kämpft, dass er ihn nicht aufs Boot bekommen, weil der Fisch dafür einfach zu groß ist, wie er dann tagelang gegen den Fisch kämpft... tja, ich denke, ich höre mal an der Stelle auf. Sagen wir einfach, ich habe mich für einen Moment für den Mann gefreut.
Das Ende... ich will nicht so viel dazu sagen, aber es hat mich nachdenklich gemacht. Es macht mich auch jetzt nachdenklich und ich bin mir nicht sicher, was ich mir davon mitnehmen soll. Ob ich für mich persönlich davon etwas mitnehmen soll, und ob ich das überhaupt möchte. Auf der anderen Seite ist es eine Erinnerung, dass es im Leben nicht immer so verläuft, wie man es möchte und manchmal ist das Leben einfach ein unfaires Arschloch.
Die Sprache war manchmal schon ein wenig schwer zu lesen, bzw es ist vom Erzählstil anders als das, was ich halt nun mal als ein Mensch unserer Zeit so gewohnt bin. Das Probleme habe ich ja nach wie vor mit älteren Büchern, es war nicht so schlimm wie bei der "Göttliche Komödie", da bin ich ja so oft aus dem Lesefluss deswegen gerissen worden. Hier bin ich die meiste Zeit mitgekommen, nur es war trotzdem nicht immer angenehm, ein wenig stockend. Auch wird sich im gesamten Buch viel auf die negativen Aspekte des jeweiligen Moments konzentriert, da muss man auch erstmal damit umgehen können.
Fazit:
Ein faszinierendes Buch und ich bin am Ende froh, dass ich ihm spontan eine Chance gegeben habe. Zwar hatte ich am Anfang keine Ahnung, was ich erwarten würde, aber ich war froh, dass es mir gefallen hat. Das ist bei Klassikern ja leider sehr oft nicht der Fall, aber ich gebe trotzdem nicht auf. Ich meine, es könnte ja sein, dass ich irgendwann einen Klassiker finde, der mir richtig gut gefällt? Meine gelegentliche Reise in die Vergangenheit wird hier jedenfalls kein Ende finden. Das Buch hier bekommt von mir insgesamt vier Sterne und eine kleine Lese-Empfehlung :-)
- William Golding
Lord of the Flies
(216)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin Lehrstück, über die unerbittliche Grausamkeit, zu der unsere Spezies gegenüber ihren Artgenossen fähig ist. Diese Grausamkeit ist es wohl auch, was uns, meines Wissens nach, einzigartig macht in der Tierwelt. Es ist auch ein Lehrstück über Gruppendynamik, und wie leicht wir zu Tätern oder zumindest Mitläufern werden. Dass es Kinder sind, die die hier beschriebenen gruppendynamischen Prozesse durchlaufen (die Story: eine Gruppe Kinder landet in einer zeitlosen, namenlosen Welt auf einer einsamen Insel und beginnt schon bald, sich selbst zu organisieren), macht, wie ich finde, den besonderen Grusel dieses Buches aus. Denn im Grunde unseres Herzens wissen wir, dass wir eigentlich Kinder geblieben sind; die intensivsten Erinnerungen stammen aus unserer Kindheit, wir spüren, dass Kinder die Wahrheit sagen, dass sie fähig sind zu bedingungsloser Liebe und zu absoluter Grausamkeit. Wir hegen diese Eigenschaften lediglich ein, durch Rationalität, "Sachzwänge", Vernunft, doch sie können jederzeit, bei jedem Menschen, in ihrer schönsten und auch schlimmsten Ausprägung hervorbrechen - und genau das macht den "Herrn der Fliegen" zu einem Buch, das man, einmal gelesen hat, nicht mehr vergisst.
- Morton Rhue
Morton Rhue "Die Welle", Literaturseiten
(2.331)Aktuelle Rezension von: Pegasus1989Ich habe diese Geschichte damals im Unterricht als Film gesehen und ihn letztes Jahr sogar nochmal mit meiner Mutter geguckt. Zudem habe ich das Buch dazu auch gelesen. Es beschreibt auf erschütternde Weise, wie ein Experiment aus dem Ruder laufen kann und wie wenig Mittel es braucht, um Menschen zu etwas zu bekehren, worüber sie vorher nicht nachdenken. Schwächere werden dazu verleitet, etwas Böses zu tun und stärkere Menschen dazu, sich noch mächtiger zu fühlen. Ein tolles Beispiel stellt dieses Werk da, um zu zeigen, dass man sich nicht bekehren lassen sollte und dass sich ähnliche Szenarien wie der Nationalsozialismus nicht wiederholen dürfen.
- Michel Houellebecq
Elementarteilchen
(434)Aktuelle Rezension von: SofiaCuorDiLeoneIch habe dieses Buch vor allem deshalb gelesen, weil es zu den Klassikern und meist diskutierten Werken überhapt gehört - und war leider schnell abgestoßen davon. Dies ist vor allem meinem persönlichen Geschmack "geschuldet", denn ich lese einfach ungern Bücher mit so extrem expliziten Inhalten - mir geben solche Beschreibungen leider nichts außer ein ungutes Gefühl und den Drang, die Passage schnell zu überspringen oder das Buch gar weg zu legen; hier habe ich es zwar bis zum Ende geschafft, jedoch mit einem unguten Gefühl in der Magengegend. Es mag durchaus genug Leser*innen geben, die damit kein Problem haben oder so etwas sogar gerne lesen - für diese könnte Elementarteilchen bestimmt eine fesselnde Lektüre sein, nur gehöre ich eben leider nicht dazu. Inhaltlich hat mir der Text nichts gegeben, leider ein absoluter Reinfall für mich.
- Erich Fromm
Die Kunst des Liebens
(264)Aktuelle Rezension von: LucianVicovanJa, es ist eine Kunst, sein Leben mit Liebe zu füllen! Wie bei jeder anderen Kunst, muss man auch in diesem Falle, ihr sich ganz hingeben!
Am besten lest ihr das aber bei Meister Fromm nach zärtlicher und rührender als er, werde ich es wohl kaum ausdrücken können!
Eine Freude für Herz, Körper und Seele!
- Samira El Ouassil
Erzählende Affen
(23)Aktuelle Rezension von: Elenchen_hWir Menschen lieben Geschichten. Wir erzählen sie über uns selbst und andere, sie begegnen uns - natürlich - im Kino, im Fernsehen und in Büchern, aber auch in dem, was unsere Gesellschaft zusammenhält und spaltet. Die beiden Geisteswissenschaftler*innen Samira El Ouassil und Friedemann Karig widmen sich in ihrem Sachbuch "Erzählende Affen" der komplexen Frage, wie Geschichten unser Leben und unsere Gesellschaft prägen. Dabei geben sie in der ersten Hälfte des Buches viel Grundwissen zu modernen Literaturtheorien an die Hand und spezialisieren sich insbesondere auf die Heldenreise, die - wie ich lernen durfte - auf fast alle unsere Geschichten anwendbar ist. Beispiele für die Heldenreise geben sie zuhauf, von antiken Epen wie "Illias" und die "Odyssee" bis hin zu den modernen Sagen wie "Harry Potter" oder "Der Held der Ringe" ist alles dabei, leider spoilern die beiden auch gerne einmal die Enden der Geschichten. In der zweiten Hälfte von "Erzählende Affen" geht es um aktuelle Narrative der Politik, Klimakrise und Gesellschaft - und wie sie anders erzählt werden könnten, um Veränderungen anzustoßen. Ich fand Karigs und El Ouassils Thesen durchaus spannend und habe auch viel aus ihrem Sachbuch mitnehmen können, allerdings leidet das Buch für mich unter seiner Ausführlichkeit. Die zahlreichen Fußnoten und Exkurse haben meinen Lesefluss sehr gehemmt, auch sprachlich habe ich "Erzählende Affen" als viel zu akademisch und schwer zugänglich empfunden. Zudem hatte ich am Ende des Buchs das Gefühl, dass trotz der Seitenstärke und Themenfülle die nötige Tiefe verloren gegangen ist. Von mir gibt es daher nur eine Empfehlung, wenn ihr euch besonders für das Thema Macht von Geschichten interessiert.
- Max Frisch
Stiller
(368)Aktuelle Rezension von: sKnaerzleHandlung: Jemand hat im Leben mehr als einmal versagt und versucht, sich eine andere Identität zuzulegen. Was auf den ersten Blick lächerlich wirkt, ist am Ende nicht ganz so dumm, denn es stellt sich schon die Frage, was aus dem Menschen geworden ist, der wir vor 10 Jahren waren. Ansonsten geht es um Frischs Leib und Magen Thema, dass man sich kein Bild von einem geliebten Menschen machen darf und um viel eheliche Untreue.
Meine Meinung: lustig ist das Frauenbild: "sie" steckt "ihm" vor dem bezahlen einen Geldschein zu, damit er nicht gedemütigt wird und natürlich gibt "sie" ihre erfolgreiche Arbeit um Paris auf, um mit einem mittellosen Abenteurer in Zürich zu leben, statt dass der zu ihr nach Paris zieht um sich ein Leben aufzubauen. Ansonsten ist das alles sehr konstruiert.
Das schönste ist aber die Geschichte mit der Nachmieterin. Eine von den Figuren zieht nach New York und natürlich quartiert die Frisch in seiner eigenen Wohnung am Riversidedrive ein. Frisch gibt seine Wohnung an Uwe Johnson weiter und der lässt dort seine Gesine Cresspahl aus den Jahrestagen leben.
- Paul Watzlawick
Anleitung zum Unglücklichsein
(398)Aktuelle Rezension von: Rose2015Das beste Buch, das ich seit Langem gelesen habe. Wer Ironie versteht und zwischen den Zeilen lesen kann und will, muss das Buch lesen.
- Elias Canetti
Gesammelte Werke Band 3: Masse und Macht
(39)Aktuelle Rezension von: HypochrisyMasse und Macht sind Schlüsselbegriffe zum Verständnis unseres Zeitalters. Schon der junge Canetti war fasziniert und beunruhigt von den Phänomenen, die sich mit diesen Begriffen benennen lassen. Das Leben der Menschen folgt eigenartigen Gesetzen. Bereits als Kinder gehorchen wir den Befehlen unserer Erzieher. Früh sind wir angehalten, "freudig" unsere Pflicht zu tun. Aber auch die Gesellschaft im ganzen ist dem zwanghaften Mechanismus von Befehl und Gehorsam ausgesetzt. Um miteinander auszukommen, folgt die Masse bestehenden Gesetzen, doch kennt die Geschichte auch genügend Beispiele, wo die Massen blind dem Diktat eines Tyrannen oder einer Weltanschauung folgen. Aber Vorsicht! Massen entwickeln gelegentlich eine Eigendynamik - sie können aufhetzen und Minderheiten verfolgen, Könige oder Regierungen stürzen und selber die Macht für sich beanspruchen. Aus geknechteten Einzelnen bildet sich plötzlich eine revolutionäre Masse: Sklaven erheben sich gegen ihre Kolonialherren, Farbige gegen Weiße, Arbeiter gegen Unternehmer.
In seinem philosophischen Hauptwerk beschäftigt sich Canetti mit diesen Problemen. Kühn im Denken und von einer einzigartigen stilistischen Brillanz zieht der Autor uns von der ersten Seite an in seinem Bann. Anthropologische, soziologische und psychologische Aspekte durchdringen die essayistische Untersuchung gleichermaßen, und der Leser spürt, daß hier seine Sache verhandelt, über sein Schicksal nachgedacht wird. - Alexander Wahler
Freunde finden im 21. Jahrhundert
(17)Aktuelle Rezension von: Gucci2104ob es wirklich ein Buch brauch um heutzutage Freunde zu finden kann ich nur mit meinen Augen beantworten...und ich sage ganz klar nein!
Aber kommen wir zum Buch. Es ist strukturiert aufgebaut. Man fängt als bei sich an zu forschen wie man selbst ist, was man möchte und dann gehts auf die Suche. Für jedes Kapitel erhält man Aufgaben. Diese sind mal mehr mal weniger hilfreich. Vor allem "sprich heute 5 fremde Menschen an"...ähm sorry aber nein. Ich zweifle, dass mein Selbstbewusstsein an solchen Aktionen wächst. Aber gut. Auch finde ich die Einstellung krass, dass man seine Freunde auf die Fehler ansprechen soll bzw. was einen stört und hinten wiederum Toleranz zeigen und die Macken akzeptieren...ja was nun. Ja, gravierende Dinge kann und sollte man ansprechen aber sich dann gleich von demjenigen abwenden? Mh. Auch empfinde ich bei vielen Passagen, dass ich manche Menschen einfach ausnutze indem ich über sie an neue Freunde komme...hier als Edelsteine bezeichnet...und danach? Schmeiß ich die Edelsteine weg? Sorry aber hier fährt jemand echt ein starkes Ego und das ist leider nicht meine Art.
Also wie gesagt wer es brauch, kann es ruhig mal durchlesen. Aber das meiste erfolgt doch schon intuitiv von allein.
- Jan Weiler
Drachensaat
(142)Aktuelle Rezension von: FarbwirbelSelbstmord während einer Aufführung der Wagner-Festspiele in Bayreuth begehen? Statt Essen zu sich zu nehmen, Musik zu mampfen – aus dem kopfeigenen Radio? Neben der Mutter fernsehen – auch noch 20 Jahre nach ihrem Tod?
Skurrile Geschichten, einzigartige Menschen. Jan Weiler versteht es, in seinem Roman 'Drachensaat' verschiedene Charaktere zusammenzubringen, die sich gegenseitig in ihren bizarren Geschichten überbieten. Protagonist ist dabei Bernhard Schade, welcher versuchte, sich während der Festspiele in Bayreuth umzubringen. Er ist eine tragische Gestalt. Einst war er gefeierter Architekt für behindertengerechte Gebäude, doch wollte ganz andere Häuser bauen. Er liebte seine Frau, vergötterte seinen Sohn Udo, der mit Trisomie 21 auf die Welt kam, doch er dachte anders. Er führte Udo z.B. ins Freudenhaus, was einen Aufschrei bei seiner Frau und der Nachbarschaft auslöste.
Herr Schade wird von Dr. Zens in dessen neue Einrichtung eingeladen, um dort seine psychische Störung behandeln zu lassen. Zuerst ist er allein in der Einrichtung, doch bald sind dort fünf Patienten, alle mit einer detailreich geschilderten, amüsanten und traurigen Geschichte.
Dr. Zens geht nun davon aus, dass die fünf eine Klimax erleben müssen, um in Wut und Affekt heilen zu können. Aus diesem Grund plant er mit Ihnen einen Überfall auf einen Politiker. Man merkt vielleicht... Dr. Zens ist nicht ganz vertrauenswürdig?
Dieses Spiel und die Nachbesprechung des Überfalls durch die Medien und Gerichtsunterlagen machen den Roman herrlich mehrperspektivisch und sehr angenehm zu lesen.
Der Name der Gruppe 'Drachensaat' entsteht im Anliegen an die Geschichte des griechischen Mythos um Kadmos. Interessanter Weise ist genau jene Geschichte innerhalb des Romans nacherzählt und ähnlich einer Parabel eingebettet in die Erzählung. Die Skurrilität des Romans ließ mich schnell den Zusammenhang zu 'Die Physiker' von Dürrenmatt herstellen. Zwar sind Plott und Personal nicht vergleichbar, aber der Humor und die Unsicherheiten, die im Leser erweckt werden, sind ähnlich. Auch der 'Hundertjährige' von Jonasson könnte als Vergleichsmaterial hinzugezogen werden.
„Ein Unfall?“, fragte ich.
„Ja. Herr Kringe war auf dem Weg zu uns, und an einer Raststätte bei Frankfurt musste der Fahrer tanken. Herr Kringe nahm die Gelegenheit wahr und ging ein wenig spazieren. Auf der A3.“ - S. 179
Streckenweise hätte mir einer zügiger Schreibstil besser gefallen, als die ruhige Erzählweise und dann hätte ich zu einigen Charakteren wiederum gern mehr gewusst. Es war mir ein Lesespaß, den ich gern weiterempfehle. Es war nicht atemberaubend, aber wirklich gute Unterhaltung.
- Richard David Precht
Liebe
(125)Aktuelle Rezension von: JourneyurbooksoulDas Buch von Richard David Precht erklärt Liebe durch verschiedene Perspektiven und Theorien näher. Liebe - als Handlung, Verhalten, Phänomen, Verlauf, biologischer und historischer Hintergrund, Idee, (...).
Es hilft den anderen und sich selbst in diesem Kontext besser zu verstehen.
Für mich persönlich ist das Buch einerseits sehr informativ, andererseits durch den Schreibstil zu langatmig.
Seine Vorträge zum Buch und auch das Buch selbst haben meinen Kenntnisstand bereichert und verhelfen zu mehr Selbst- Verständnis und Selbstreflexion.
- Mitch Albom
Dienstags bei Morrie
(528)Aktuelle Rezension von: Lin_nyyDas Buch hat mich sehr berührt und bewegt. Ich konnte dabei mitfühlen und hatte das Gefühl, vollständig in das Buch eingesogen zu werden und Teil davon zu sein. In meinem Alltag denke ich total oft an das Buch weil es mich so bewegt hat und zum Nachdenken angeregt hat. Die Verbindung der beiden Protagonisten ist so schön und tiefgründig und die Erzählungen voller Weisheit.
- Rüdiger Frank
Nordkorea
(9)Aktuelle Rezension von: BluevanMeerRüdiger Frank ist Professor für Wirtschaft und Gesellschaft Ostasiens an der Universität Wien und Vorstand des dortigen Instituts für Ostasienwissenschaften. Geht es um Nordkorea, ist er einer der prominentesten deutschsprachigen Experten. Der gebürtige Leipziger studierte bis kurz nach dem Mauerfall in Ostberlin Koreanistik bei Helga Picht, einer ausgewiesenen Nordkoreakennerin, die unter anderem bei Treffen zwischen Honecker und Kim Il-Sung als Übersetzerin dabei war. Durch die guten Kontakte von Picht, durfte Frank 1991/1992 für ein Auslandssemester nach Pjöngjang an die Kim-Il-Sung-Universität reisen, weil es Absprachen zwischen der DDR und Nordkorea zum Austausch von Studierenden gab, die auch nach dem Mauerfall noch gültig waren. Seitdem war Frank mehrfach in Nordkorea und seine Beobachtungen fließen auch immer wieder in das Buch mit ein. Er schreibt selbst, dass er als ehemaliger DDR-Bürger vom Mauerfall überrascht war – deshalb versucht er sich mit Vorhersagen zur Entwicklung des Landes zurückzuhalten.
Man braucht schon ein dickes Fell, wenn man sich über Nordkorea äußert, denn unabhängig vom politischen Lager und dem tatsächlichen Wissen scheint so gut wie jeder eine feste Meinung dazu zu haben. Eine differenzierte Haltung wird oft heftig abgelehnt. Das Land hat gefälligst schwarz und weiß zu sein. (S.12)
Das diese Schwarz-Weiß-Schablone auf ein so komplexes Land nicht immer ohne Weiteres passt, versucht Frank in seinem Sachbuch darzustellen. Er nähert sich dem Phänomen Nordkorea auf etwas über 400 Seiten ziemlich anschaulich und versucht in neun differenzierten Kapiteln auch die (zum Teil auch paradoxen) Entwicklungen des Landes zu analysieren. Zum einen beschreibt Frank die spezielle nordkoreanische Ideologie die dem politischen System zugrunde liegt, er beschreibt die Wirtschaft des Landes und welches Reformpotenzial er unter Kim Jong-un tatsächlich sieht. Dieses Kapitel hat mich besonders überrascht, denn anders als ich anfänglich gedacht habe, deuteten sich zumindest seit den 2000 Jahren vorsichtige Änderungen innerhalb des Systems an, gerade wenn man sich die wirtschaftliche Entwicklung ansieht. Nun ist Frank Experte für wirtschaftliche Fragen und wahrscheinlich beschreibt er deswegen auch in einem ganzen Kapitel den Aufbau und das vorläufige Scheitern einer Sonderwirtschaftszone zwischen Nord- und Südkorea, das war mir etwas zu lang. Zudem ist das Sachbuch im Januar 2017 in der aktualisierten Auflage erschienen, die seit dem andauernden Raketentests oder das angespannte Verhältnis zu den USA wird nur am Rande gestreift. Zum anderen, ergänzt Frank immer wieder Erlebnisse und eigene Beobachtungen von seinen Reisen nach Pjöngjang, die mir besonders gut gefallen haben. Ein Kapitel widmet sich zum Beispiel ganz dem Arirang, eine Art jährlichen ideologischem Massenspektakel zur Feier des Landes, das Frank besuchen konnte. Weiterführende Literaturhinweise (die man nicht vernachlässigen sollte) sind auf 30 Seiten Anmerkungen enthalten.
Allein im Jahr 1987 gab es 1,3 Millionen Besuche von DDR-Bürgern in der BRD und Westberlin. Die Zahl der Nordkoreaner, die legal Südkorea bereist haben, kann man an wenigen Händen abzählen. (S. 353)
Frank hat da einen deutlich differenzierteren Blick und mehr Möglichkeiten, das Land zu betrachten. Besonders gefallen haben mir die ersten Kapitel, in denen der Wissenschaftler auf typische koreanische Traditionen und geschichtliche Entwicklungen des Landes (die Erfahrungen der japanischen Kolonialisierung und die damit einhergehende Unterdrückung der eigenen Sprache und der erzwungenen Verehrung des japanischen Kaisers als Gott; der Koreakrieg), sowie die Verbindungen zum totalitären Regime eingeht. Der Personenkult um Kim Il-sung und seinen Sohn Kim Jong-il geht sogar so weit, den beiden übernatürliche Fähigkeiten zuzusprechen; von Wunderheilungen und hellen Sternen bei der Geburt des Sohnes, sowie aufsteigenden Kranichen (wichtige Symbole im Konfuzianismus) sind da die Rede.
Die in Schulzeugnissen an oberster Stelle gelisteten fünf Schulfächer sind „Revolutionäre Aktivitäten des Großen Führers Generalissimo Kim Il-Sung“, „Revolutionäre Geschichte des Großen Führers Generalissimo Kim Il-Sung“, „Revolutionäre Aktivitäten des Großen Führers General Kim Jong-il“, „Revolutionäre Geschichte des Großen Führers General Kim Jong-il“ und „Revolutionäre Geschichte der antijapanischen Heldin Mutter Kim Jong-suk.“ (S.62)
In Nordkorea verbindet sich eine Vielzahl ideologischer Strömungen, die sich mit dem Begriff „Kimilsungismus-Kimjongilismus“ zusammenfassen lassen. Was erst einmal total absurd klingt, erklärt Frank mit dem Verweis auf Konfuzianismus und dem Glaube an das Kollektiv und der Notwendigkeit eines Führers, der das Kollektiv leitet, wodurch der Mensch „Herr über alles“. Es ist sehr interessant zu lesen, wie Frank diese spezielle nordkoreanische Haltung als „frontale[n] Angriff auf Marx“ (S.98) deutet, der immerhin an eine Art „Naturgesetz“ der menschlichen Gesellschaft und ihrer Entwicklung glaubte. Auch wenn ich für einige Kapitel ein bisschen länger gebraucht habe, waren diese grundlegenden Erklärungen der Organisation der nordkoreanischen Gesellschaft sehr spannend zu lesen.
Gut finde ich auch, dass Frank keinesfalls zu wissenschaftlich schreibt, sondern durchaus für die interessierten Leser*innen. Ihm gelingt es, immer wieder eigene Anekdoten und Erlebnisse seiner Reisen einfließen zu lassen. Zudem macht er sehr klar deutlich, welche Gerüchte über Nordkorea ins Reich der Mythen gehören, scheut sich aber auch nicht, zuzugeben, dass viele Insiderinformationen über das Land auch von ihm nicht überprüfbar sind. Insgesamt hätte ich mir ein paar konkretere Einblicke in das Leben der „normalen“ Menschen gewünscht, allerdings bekommt man diesen Einblick gut durch Barbara Demicks Buch und Frank ist eben Professor für Gesellschaft und Wirtschaft und hat deswegen auch einen klaren Fokus auf wirtschaftliche Entwicklungen, die ich aber dennoch sehr spannend fand. Außerdem gefällt mir gut, dass Frank versucht eine für uns so unbegreifliche Gesellschaft, die so häufig parodiert wird, weil man sich die Absurditäten des Alltags einfach nicht vorstellen kann, ein wenig begreiflicher zu machen. Ich lese selten Sachbücher, aber wenn ihr euch für Nordkorea interessiert, bekommt ihr mit diesem Buch einen wirklich gelungenen und gut zu lesenden Einblick in dieses abgeschottete Land.
- Eva Illouz
Warum Liebe weh tut
(15)Aktuelle Rezension von: SokratesSelten ein so gutes soziologisch-fachwissenschaftliches Buch gelesen, dessen Inhalt sich am eigenen und beobachteten Leben bestätigen lässt: Geschlechterverhaltensweisen, die Einstellung von Männern zu Bindung und Beziehung, die Sexualisierung der Gesellschaft/Geschlechter und vielem mehr. Eva Illouz bringt die Rollen von Liebe und Geschlecht in pointierter Weise auf den Punkt, schreibt offen und lebendig, und arbeitet trotzdem mit fachwissenschaftlichen Ausdrücken und Interpretationsansätzen, sodass das Buch nicht in die pseudowissenschaftliche Literatur abdriftet. Erhellend, bestätigend und deshalb unbedingt empfehlenswert!