Bücher mit dem Tag "sprachverlust"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "sprachverlust" gekennzeichnet haben.

6 Bücher

  1. Cover des Buches Extrem laut und unglaublich nah (ISBN: 9783462304893)
    Jonathan Safran Foer

    Extrem laut und unglaublich nah

     (1.246)
    Aktuelle Rezension von: Johann_Baier

    Nach 100 Seiten abgebrochen: die Hauptfigur ist ein 9-jähriger Junge, der altklug wie ein Erwachsener daherredet, der mehr weiß, als die meisten Erwachsenen, der aber gleichzeitig sich auf eine Suche begibt, die so unsinnig ist, dass kein 9-Jähriger das tun würde. Die ein 9-Jähriger in der Riesenstadt New York auch nicht durchführen könnte. Der Protagonist ist eine unrealistische Kunstfigur (ähnlich wie Günther-Grass-Oskar mit der Blechtrommel, der aus Protest aufhört zu wachsen). Mit einer unrealistischen Kunstfigur kann man nicht mitfühlen, sie ist kalt wie eine Science-Fiction-Comic-Figur. Sie erschien mir mehr wie ein abstraktes Fabelwesen, das mir irgendwelche Lebensweisheiten mitteilen soll, ich habe nur nicht verstanden welche.

    Bei den unrealistischen (und schwer zu lesenden) Dialogen fragte ich mich: warum sind sie da, warum soll ich sie lesen? Dialoge werden in Romanen eingesetzt, um die Handlung voranzubringen, um die Personen zu charakterisieren, um eine Atmosphäre wiederzugeben, um Konflikte zwischen den Figuren aufzuzeigen – und sie hören auf, wenn diese Ziele erreicht sind. Die Dialoge in dem Roman von Foer dienen keinem dieser Ziele. Sie hören aber trotzdem nicht auf.

    Das Buch war angekündigt als Geschichte eines Jungen, der seinen Vater beim 9/11-Anschlag verloren hat. Einen solchen Jungen lernt man aber nicht kennen. Man lernt aber nur eine unrealistische geschwätzige Kunstfigur kennen.

  2. Cover des Buches Pandatage (ISBN: 9783462001815)
    James Gould-Bourn

    Pandatage

     (260)
    Aktuelle Rezension von: Simone_081

    "Pandatage" ist ein leichter und schnell zu lesender, jedoch auch herzerwärmender und sehr humorvoller Roman.

    Es geht um einen Danny, der seit dem Tod der Ehefrau alleinerziehender Vater eines elfjährigen Jungen ist. Als Danny seine Arbeit verliert, versucht er, sein Geld als tanzender Panda im Park zu verdienen.

    Die Handlung ist zwar ein wenig vorhersehbar, allerdings sind die Charaktere liebenswert, und als Leser wünscht man sich, dass vor allem Danny und sein Sohn einen Weg finden, ihre Probleme zu lösen.

  3. Cover des Buches Ein Jahr wie dieses (ISBN: 9783453419285)
    Daniele Bresciani

    Ein Jahr wie dieses

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Nina2401
    Das Buch beginnt traurig, Giacomo nimmt Abschied von Claire und Viola nimmt Abschied von Giacomo, ihrem Vater. Und dazwischen liegen fast 20 Jahre. Abschiede sind nie schön, vor allem dann nicht, wenn es ein Abschied für immer ist. Giacomo stirbt und in Rückblenden, die eine eigene Erzählebene bilden, kann ich eintauchen in seine Vergangenheit. Im Jahr 1980 trifft er seine große Liebe Claire und ich begleite die beiden fast ein Jahr durch ihre Höhen und Tiefen. Viola verliert ihre Stimme durch den Schock, aber sie gewinnt in Leslie eine Freundin. Und die beiden ungleichen Mädchen versuchen Antworten auf so viele Fragen zu finden und begleiten mich auf der Reise in Giacomos Vergangenheit.

    Zwei Zeitebenen haben mich schon oft gut unterhalten. Eigentlich ein altbekanntes Stilmittel, aber dennoch ist es hier irgendwie anders. Schon nach wenigen Seiten habe ich mich in den wunderschönen Schreibstil verliebt. Daniele Bresciani erzählt so behutsam, ein wenig poetisch und sehr gefühlvoll. Gleichzeitig fängt er aber auch die coole Londoner Atmosphäre sehr gut ein. Spätestens wenn ich anfange, die Songs aus einem Buch zu googeln, dann hat es mich erwischt, dann bin ich mittendrin. Das ging hier ziemlich schnell, was ein wenig auch daran liegen mag, dass ich ein Kind der Achtziger bin, diese Zeit ist mir sehr vertraut und ich erinnere mich gerne zurück.

    Daniele Bresciani hat sein Buch in ziemlich kurze Kapitel gegliedert und er springt abwechselnd zwischen den beiden Zeiten hin und her. Viola lässt er manchmal in der Ich-Form erzählen, während ich Giacomo die ganze Zeit über die Schulter schaue. Die beiden Erzählstränge sind wie zwei Wege, die sich kontinuierlich auf einander zu bewegen. Bis zu einem Ende, das nicht vieler Worte bedarf, keiner Erklärung und das in seiner Schlichtheit für sich spricht und gerade deshalb ein absoluter Gänsehautmoment ist.

    Fazit: Ich habe das Lesen dieser Geschichte so sehr genossen. Die Gratwanderung zwischen gefühlvoll und kitschfrei ist Daniele Bresciani exzellent gelungen. Ich mag Liebesgeschichten, aber nur wenn sie so erzählt werden wie diese!
  4. Cover des Buches Du stirbst nicht (ISBN: 9783442741137)
    Kathrin Schmidt

    Du stirbst nicht

     (102)
    Aktuelle Rezension von: Sunny225
    Nach 3 Wochen auf der Intensivstation aufgrund eines geplatzten Aneurysmas kommt Helene Wesendahl langsam wieder zu Bewusstsein. Sie ist halbseitig gelähmt und vollkommen auf ihre Mitmenschen angewiesen, muss sich ihre Vergangenheit und vor allem ihre Sprache mühselig wieder erarbeiten. Insbesondere das erste Drittel dieses verdientermaßen 2009 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Buches hat mich sehr beeindruckt. Das erste Kapitel ist passenderweise mit „Wimpernschläge“ überschrieben. Helene kommt immer nur kurz zu Bewusstsein, nimmt ein paar Worte oder Bewegungen auf und versucht, diese zu verarbeiten, sich daraus ihre Situation und ihre Erinnerungen zu erklären, dämmert vor sich hin, träumt. Die Schilderung der Anstrengungen und zum Teil verzweifelten Bemühungen sich Stück für Stück wieder eine gewisse Selbständigkeit zu erarbeiten, merkt man an, dass die Geschichte teilweise autobiografisch ist. Interessant, dass direkt nach dem gewonnenen Kampf ums Überleben am Wichtigsten war, die eigene Identität, die Erinnerungen, Standpunkte und das Verhältnis zu den Mitmenschen wiederzufinden. Wie wichtig dabei die Sprache ist, die richtigen Worte zu finden, und die Verzweiflung - gerade als Schriftstellerin - wenn dies nicht gelingen will. Der Mensch als soziales Wesen ist von den Beziehungen zu seinen Mitmenschen abhängig. Gerade in der Situation, wo er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr oder noch nicht wieder für sich selbst sorgen kann, ist es wichtig, zu wissen, in welchem Verhältnis man zueinander steht. Schade nur, dass mit immer mehr Unabhängigkeit auch wieder immer mehr Egoismus aufkommt. Eine sehr bewegende Geschichte, die mich nachdenklich zurücklässt.
  5. Cover des Buches Geschichte eines Lebens (ISBN: 9783499242472)
    Aharon Appelfeld

    Geschichte eines Lebens

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Schelmuffsky
    Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, jedes Jahr zum 9. November ein Buch zum Thema zu lesen. Dieses Jahr also Appelfeld - Geschichte eines Lebens. Ich kann den autobiographischen Roman allen empfehlen, die meinen, Schmidt/Pochers Nazimeter und andere Geschmacklosigkeiten seien irgendwie witzig. Sie sind es nicht, sondern eben nur Geschmacklosigkeiten. Appelfeld berichtet sehr zurückhaltend von einer glücklichen Kindheit, von der Verschleppung seiner Familie durch die Nazis, von der Ermordung der Eltern und vieler anderer, von seiner Flucht (er war sieben Jahre alt und musst sich jahrelang in Wäldern verstecken oder bei Bauern verdingen), von seiner Rettung und Auswanderung nach Palestina, von dem Verstummen und Sprachverlust, weswegen er lange Zeit nicht über seine Erfahrungen sprechen konnte, von der Fremdheit der israelischen Gesellschaft, von seinen ersten Schreibversuchen, von Begegnungen mit Autoren und Philosophen, denen er in Israel begegnete. Gerade die tastende Schreibweise, die frei ist von Anklage, ermöglicht eine Annäherung an die unsäglichste Zeit in der deutschen Geschichte.
  6. Cover des Buches Keller fehlt ein Wort (ISBN: 9783992000647)
    Patrick Tschan

    Keller fehlt ein Wort

     (12)
    Aktuelle Rezension von: kleinechaotin
    Das Buch "Keller fehlt ein Wort" von Patrick Tschan erzählt die Geschichte von Ralph Keller. Er steht mitten im Leben, doch eines Morgens beim Frühstück fehlt im das Wort "Tasse". Auch die Unterseite des Gefäßes, in dem sich sein Kaffee befindet, gibt keinen Aufschluss über die korrekte Bezeichnung. Er findet dort nur "German Bavaria" und es fällt ihm einfach nicht mehr ein, wie sich das Ding nennt. 

    Mit einem verlorenen Wort kann er sich noch abfinden, doch es werden immer mehr Wörter. Er beschließt seinen Hausarzt aufzusuchen - sein Arzt, reagiert merkwürdig und schickt ihm zu weiteren Untersuchungen. Es wird ein leichter Hirnschlag diagnostiziert.. 

    Keller hat Angst noch mehr Wörter zu verlieren und sucht eine Buchhandlung auf. Er möchte sich mit vielen Büchern eindecken, unter anderem mit Kinderbüchern, die die Kleinen spielend an die Sprache heranführen. Mitten zwischen den Büchern kippt er um und als aus seinem Mund nur Gebrabbel kommt, fürchtet er, dass er den zweiten Hirnschlag hatte und nun gar nicht mehr kommunizieren kann.

    Seine Kommunikation erfolgt nur noch nonverbal - er schämt sich und hat niemanden, dem er soweit vertraut, dass er ihm sein Gebrabbel zutrauen möchte. 

    Sein Hausarzt glaubt an ihn und gibt ihm immer wieder Tipps, was er noch versuchen könnte. Doch niemand kann ihm versprechen, dass er sich völlig rehabilitieren wird..  Was wird dann mit seinem Sohn, der mit 16 Jahren in einer schlimmen Phase steckt und zu dem er sowieso ein angespanntes Verhältnis hat? Wie soll er so wieder eine Partnerin finden, die mit ihm durchs Leben geht? Wird die Logopädin, die ihm empfohlen worden ist, einen Durchbruch schaffen?

    Der Protagonist ist ein sympathischer Mann namens Ralph Keller, der aber von allen nur Keller genannt wird. Das Buch erzählt, wie er zuerst einzelne Worte verliert und wie sehr er sich an die verbleibenden Wörter klammert. Die Versuche, die verlorenen Wörter wieder zu finden, scheinen zuerst aussichtslos - die "German Bavaria" wird ihm des öfteren als Tasse vorgestellt, er kann es sich nicht merken.

    Mit der Zeit folgen der Tasse weitere Wörter - doch wie kann er dem Verlust entgegensteuern?

    Mir gefiel das Buch sehr gut. Ich mag den Schreibstil von Patrick Tschan sehr gerne. Für 5 Sterne reicht es trotzdem nicht - die letzten Seiten gefielen mir nicht zu 100% und es fehlte ab und zu ein Satzzeichen, was mich beim Lesen einfach irritiert hat.

    Ehrlicherweise muss ich auch dazusagen, dass mir "Polarrot" einfach viel besser gefallen. Trotzdem war auch "Keller fehlt ein Wort" ein wunderschönes Buch, das eine absolute Leseempfehlung von mir erhält.

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