Bücher mit dem Tag "stammheim"

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9 Bücher

  1. Cover des Buches Der Baader-Meinhof-Komplex (ISBN: 9783455850703)
    Stefan Aust

    Der Baader-Meinhof-Komplex

     (309)
    Aktuelle Rezension von: hamburgerlesemaus

    Während meine Mutter beim Post-oder Bankschalter anstand (ATM gab es damals noch nicht), guckte ich mir das große Poster mit all den gesuchten RAF-Gesichtern an. In jeder Bank, Geschäft, Bahnhof oder öffentlichem Amt hing dieses Plakat! Wann immer wir mit unseren Eltern aus Hamburg nach Hause nach HH-Lemsahl fuhren, wurden wir von mindestens einer Polizeikontrolle gestoppt. Am Ende wohnte die RAF nur 5 Km von meinem Elternhaus in Poppenbüttel entfernt.

    #derbaadermeinhofkomplex war das erste Buch, das mir alle Zusammenhänge der RAF darstellte.
    Es ist schon länger her, dass ich es gelesen habe, aber ich weiß noch, das es sich wie ein Krimi las. 878 Seiten Spannung pur. Allerdings erinnere ich mich auch, dass ich über Baaders seitenlangen, intellektuellen Ergüsse ohne Punkt und Komma im Gerichtssaal hinweggelesen habe.
    Danke #stefanaust

  2. Cover des Buches Baader und Herold (ISBN: 9783499622793)
  3. Cover des Buches Stammheim (ISBN: 9783940086075)
  4. Cover des Buches Ulrike Meinhof (ISBN: 9783548372495)
    Jutta Ditfurth

    Ulrike Meinhof

     (12)
    Aktuelle Rezension von: Gulan
    „Es kann kein Zweifel bestehen: Ulrike Meinhof hat dieser Gesellschaft den Krieg erklärt, sie weiß, was sie tut und getan hat, aber wer könnte ihr sagen, was sie jetzt tun sollte? Soll sie sich wirklich stellen, mit der Aussicht, als die klassische rote Hexe in den Siedetopf den Demagogie zu geraten? […] Es ist inzwischen ein Krieg von 6 gegen 60 000 000. Ein sinnloser Krieg […] auch im Sinne des publizierten Konzeptes. […] Ulrike Meinhof muss damit rechnen, sich einer totalen Gnadenlosigkeit ausgeliefert zu sehen.“ (S.322)

    So formulierte es Heinrich Böll am 10.01.1972 auf dem Höhepunkt der Fahndungswelle nach der „Baader-Meinhof-Gruppe“ im Spiegel unter der Überschrift „Will Ulrike Gnade oder freies Geleit?“ und bringt damit die Ambivalenz zum Ausdruck, die viele Linke Ulrike Meinhof am Ende entgegenbrachten. Die Radikalität und Gewalt der RAF wurden weitgehend abgelehnt, Baader und Ensslin als Gewalttäter verunglimpft, doch Ulrike Meinhof blieb aufgrund ihrer früheren politischen und journalistischen Verdienste ein Idol vieler Linken und ist damit eine der umstrittensten Persönlichkeiten der bundesdeutschen Nachkriegszeit. Biografin Jutta Ditfurth versucht, den Weg, der Ulrike Meinhof schließlich in die RAF brachte, nachzuzeichnen.

    1934 wurde sie in Oldenburg geboren, in einer Familie evangelischer Christen, die dem Nationalsozialismus nahestehen. Schon während des Studiums engagiert sie sich, zunächst religiös motiviert, in der Friedensbewegung und später in der Anti-Atomtod-Bewegung. Sie tritt früh dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund bei, später auch der (illegalen) KPD. 1959 beginnt sie als Journalistin bei der Zeitschrift „konkret“. Die Zeitschrift wird unter anderem durch ihre Leitartikel zu einem führenden linken Medium. In der Zeit der westdeutschen Studentenbewegung und in Reaktion auf den Tod Benno Ohnesorgs und das Attentat auf Rudi Dutschke radikalisiert sie sich zunehmend.

    Es formiert sich die Rote Armee Fraktion. Trotz einer durchaus nennenswerten Zahl an Sympathisanten lehnt aber vor allem die gemäßigte Linke diese Eskalation ab (Max Horkheimer: „So dumm kann keiner sein, um nicht zu spüren, dass sie genau das Gegenteil von dem erreichen, was sie eigentlich wollen.“, S.319) Meinhof wird Chefideologin der Gruppe, verfasst die politischen Schriften der RAF. Sie nimmt an mehreren Banküberfällen und fünf Bombenanschlägen mit insgesamt vier Toten teil. Am 15.06.1972 wird sie von der Polizei verhaftet. Es folgt die umstrittene Isolationshaft in der JVA Köln-Ossenheim. 1974 beginnt schließlich der Stammheim-Prozess. Noch vor dessen Ende wird sie am 09.05.1975 tot in ihrer Zelle aufgefunden. Ihr Selbstmord wurde von zahlreichen Linken angezweifelt.

    Jutta Ditfurth verfolgt den Lebensweg von Ulrike Meinhof streng chronologisch. Nur den Beginn des Buches markiert der Wendepunkt im Leben von Meinhof: Die Befreiung Andreas Baaders am 14.05.1970 aus der Haft. In der Folgezeit waren auch durch den extremen Fahndungsdruck alle Brücken zurück abgebrochen. In diesem Zusammenhang fällt folgender berühmter Satz von Ulrike Meinhof:

    „[...]wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine, wir sagen, der Typ in Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihnen auseinanderzusetzen. Das heißt, wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden.“ (S.287)

    Ditfurth beschäftigt sich ausführlich auch mit Kindheit, Jugend und Studienzeit von Ulrike Meinhof und zeichnet dabei ein interessantes gesellschaftliches und politisches Bild der westdeutschen Nachkriegszeit. Die zunehmende Politisierung und später auch Radikalisierung von Meinhof wird durch Zeitzeugen und Meinhofs eigene Texte herausgearbeitet. Leider wird die Einbettung in den gesellschaftlichen Gesamtbezug im Laufe des Werkes etwas schwächer. Außerdem bedauerlich finde ich, dass Ditfurth am Ende auf einen reflektierenden Rückblick und Nachbetrachtung verzichtet. Zudem muss man natürlich konstatieren, dass Jutta Ditfurth selbst dem sehr linken Spektrum zuzuordnen ist und dies den Grundton des Buches bestimmt. Man hat durchgehend den Eindruck, dass Aktionen der Staatsmacht negativer dargestellt werden als die der Linksextremen und Terroristen.

    Nichtsdestotrotz ist diese Biografie auf jeden Fall lesenswert und gibt einen intensiven Eindruck einer interessanten Persönlichkeit.

  5. Cover des Buches Die 50 populärsten Irrtümer der deutschen Geschichte (ISBN: 9783838732305)
    Bernd Ingmar Gutberlet

    Die 50 populärsten Irrtümer der deutschen Geschichte

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Es sind populäre Irrtümer (oder eben Rätsel, Gerüchte und Lügen), irgendwas weiß man darüber meist schon, aber man merkt dann oft, dass man selbst auch auf dem falschen Dampfer war. Ab der vierten oder fünften Episode hab ich dann immer schon gedacht: Mal sehen, ob ich auch diesmal die falsche Version für richtig gehalten habe... Sehr amüsant geschrieben.
  6. Cover des Buches Terrorismus, Recht und Freiheit (ISBN: 9783110404821)
    Sabine Bergstermann

    Terrorismus, Recht und Freiheit

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Vielhaber_Juergen
    Viel ist und wird noch geschrieben über die Vorgänge des Jahres 1977, den sogenannten Deutschen Herbst.Die Mordserie, die eine Gruppe junger Leute um Brigitte Mohnhaupt inszenierte, um die Gesinungsfreunde freizupressen.
    Die JVA Stammheim ist zum Symbol geworden,
    im eigens erbauten Gerichtssaal fanden fast alle RAF-Prozesse statt.Aber auch jener gegen die Gründer, Baader,Meinhof,Raspe, Ensslin.
    Sabine Bergstermann hat nun ein umfangreiches Buch vorgelegt.
    Erstmals wird auch die Historie der Anstalt näher beleuchtet von der Grundsteinlegung zum Reformgefängnis.
    Die Studie ist in neun umfangreiche Kapitel unterteilt.
    Im ersten Kapitel geht die Autorin auf Forschungsinteresse,methodische Aspekte und ihre Quellen ein.
    Weiter geht es mit der Konstituierung der RAF, Strafrechtsreform, der Komplex der Inneren Sicherheit.
    Die Entwicklung des Gefängniswesen, speziell in der Bundesrepublik der 60er Jahre, zunehmend kritische Stimmen in den frühen 70ern, die spezielle Rolle der JVA Stammheim, auch der architektonische Stil,die Öffentliche Meinung...all das behandelt das dritte Kapitel.
    Die Strategien der RAF, Haftbedingungen,die Vereinnahmung von Begriffen seitens der RAF, längst vergessen geglaubte Schlagwörter wie Isolationsfolter, Vernichtungshaft,Politische Gefangene werden in den damligen Kontext gestellt.
    Eher knapp die Geschichte der Komitees gegen Folter,aus denen die meisten Mitglieder der zweiten,und die wenigen bekannten der dritten RAF- Generation hervorgingen.Hier ist insbesondere die Rolle der Anwaltsbüros Croissant und Groenewold zu erwähnen,mindestens 15 spätere Terroristen waren dort beschäftigt.
    Der fatale Hungertod des Holger Meins,einmal das Radikalisierungsmoment aber auch seine Bedeutung für das umstrittene Instrument der Zwangsernährung.
    All das führt Frau Bergstermann dem Leser vor Augen.Auch ihrem Resümee,das eigentliche Bedrohungspotential der RAF sei erst nach 1972 entwickelt worden, kann man folgen.
    So geht es im 5.Kapitel um die Privilegien für einige Wenige im siebten Stock der JVA. Untrennbar damit verbunden die Rolle der Anstaltsärzte.
    Die Taktik der Gefangenen hieß nicht nur, den eigenen Körper als Waffe einzusetzen,auch ein subtiler Widerstand gegenüber allen Bediensteten bis zu Übergriffen war an der Tagesordnung.
    Die logische Folgerung, die RAF-Häftling waren nicht zu disziplinieren.
    Auch eher wenig bekannte Facetten wie die Beziehungen der weiblichen Häftlinge untereinander, die Konkurrenz um Baader, fördert die Autorin zu Tage.
    Das sechste Kapitel beschreibt juristische Feinheiten, die StPO-Verschärfung 1974, die Einführung des 129a, Verteidigerstrategien,
    aber auch den Selbstmord der Meinhof, die Aussagen des Kronzeugen Gerd Müller, die Absetzung des Richters Prinzing, das Urteil im April 1977.
    Weiter untersucht sie die Rolle Stammheims im Deutschen Herbst,der Vorgänge September-Oktober 1977,gipfelnd in der Selbstmordnacht zum 18.10.1977.
    Sabine Bergstermann gelingt es,bis heute eher mythisch umrankte Ereignisse wie die Vernehmugen des Kuriers Speitel, das Einschmuggeln der Waffen, die einzelnen Todesursachen sachlich und mit der nötigen Ausführlichkeiz darzustellen.
    Schließlich geht sie im achten Kapitel auf Stammheim im linken wie auch im konservativen Diskurs ein.
    Schlüsselbegriffe sind Vernichtung durch haft, Vernichtung durch Recht, Vernichtung durch Mord.Die Auseinandersetzung ging um Haftbedingungen, den Prozeß und schließlich die Ursache der Tode.
    Auf vier Ebenen der Erinnerung fasst Bergstermann zusammen, was danach blieb:
    Stammheim als das RAF-Gefängnis schlechthin, als einer der bekanntesten Gerichtsorte der BRD,als Ort der bis heute bleibenden Widersprüche ( 2012 forderte u.a. Gottfried Ensslin ein Wiederaufnahme verfahren). Aber auch die erste Anstalt,die Humanität und Sicherheit vereinen sollte,
    was zumindest bei den RAF - Häftlingen nicht gelungen ist.

    Eine große,exzellente,nachhaltige Studie,sehr detailreich.
    Leider bleibt die Zeit nach 1977 im Dunkeln,was aber auch den Rahmen geprengt hätte.
    Eine wertvolle Ergänzung zu den Rückblicken von Aust und Peters.
  7. Cover des Buches Tödliche Verdächtigungen (ISBN: 9783956690693)
    Silvia Stolzenburg

    Tödliche Verdächtigungen

     (34)
    Aktuelle Rezension von: Anneja
    Der nun mittlerweile 3. Fall der Ermittler Benz und Hauer bietet auch dieses Mal eine spannende Geschichte mit einer gut durchdachten Story. Die diesmal sehr persönliche Ermittlung im neusten Mordfall der beiden zeigt wie schnell ein Unschuldiger schuldig sein kann und wie herzzerreißend es sein kann gegen seine Liebsten zu ermitteln.
    Wer die beiden Vorgänger kennt weiß das Kommissarin Anna Benz eine kompetente und willensstarke Frau ist, die kein Unrecht duldet. Doch auch für sie kam jetzt der Tag an dem ein Bekannter, genauer genommen ihr Vater, in eine Ermittlung involviert ist. Doch was tun? Die Hände davon lassen? Nicht für Anna Benz. Und gerade diese Eigenschaft führte dazu das sie manchmal schon fast nervig ist. Ihre Bockig- und Sturheit geht meistens über die Grenzen des Erträglichen und vermieste mir so etwas das Lesevergnügen.
    In diesem Teil lernen wir Anna´s Vater Ronald richtig kennen und dieser machte trotz seiner konfusen Art einen sehr positiven Eindruck. 
    Was mir diesmal besonders auffiel war, das es relativ viele kleine Nebensätze gab, die einfach keinen Sinn ergaben. Da mir das auch schon im ersten Teil der Serie aufgefallen war, würde ich mir schon sehr wünschen das man hier genauer arbeitet. Denn dem Leser ein fehlerhaftes Buch zugeben empfinde ich dann auch als etwas zuviel des Guten. Ansonsten konnte die Schreibweise vollkommen überzeugen und sorgte mit seinen spannenden Wendungen immer wieder dafür das ich das Buch nicht aus der Hand nehmen konnte.

    Im Großen und ganzen konnte mich auch der 3. Teil der Serie überzeugen. Die kleinen Schreib- und Logikfehler sind zwar schade aber ruinieren zum Glück nicht das gesamte Lesevergnügen. Ich freue mich jetzt schon auf Teil 4 und bin gespannt mit was mich die Autorin noch alles überraschen kann.

  8. Cover des Buches Von Terroristen, Sympathisanten und dem starken Staat (ISBN: 9783593387239)
  9. Cover des Buches Die Anwälte (ISBN: 9783771644567)
    Martin Block

    Die Anwälte

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Nicht nur fast, nein, wirklich widerwillig machte ich mich an das Buch. Drei Gestalten, die mich ein Leben lang begleitet hatten. Denen ich nach ihrer Darstellung in den Medien ursprünglich einmal keine, zumindest keine große Sympathie entgegengebracht hatte. Die mir immer noch nicht liegen!? Aus unterschiedlichen Gründen. Hauptsächlich freilich, weil ich aus einer anderen Szene komme als sie. Und dann gar noch die Verbindung des Buchtitels mit einem Untertitel den ich für überzogen hielt. Gut, dass ich meinen Widerwillen überwunden habe. - Der Titel passt: Es geht um Anwälte, nicht Rechtsanwälte im hergebrachten Sinne. Sie hatten nicht das allgemeine Verständnis von Recht. Ströbele wollte Recht mit weltweiter Gerechtigkeit gleichsetzen, tut das wohl immer noch. Mahler glaubte, und glaubt vermutlich heute mehr denn je, dass Gerechtigkeit mit Unwahrheit und Unrecht erstritten werden darf. Schily machte sich Recht so, wie er es haben wollte, wünschte es sich offensichtlich jedenfalls oft so (ich gebe ein Zitat aus dem Buch wieder: „… wenn der Mensch … nicht mehr sehen kann, dass das, was an Verhältnissen vorhanden ist, dass das mit seinem Gewissen in Einklang zu bringen ist, dann kann er aus seinem eigensten autonomen Recht versuchen, daran etwas zu ändern und sich dem zu widersetzen.“; eine kluge und richtige Äußerung, man denke nur an ein Widerstandsrecht, doch fragt sich, wann und wo eine solche Einsicht einsetzen darf). Alle drei vertraten einen sehr subjektiven Rechtsbegriff. Nicht selten nicht meinen. Am ehesten könnte ich mir Übereinstimmungen mit Ströbele vorstellen. Anderseits - die Liebe zur Musik könnte auch eine Brücke zu Schily bauen; auch gefällt mir - grundsätzlich - sein Eintreten für das staatliche Gewaltmonopol und für eine Evolution statt einer Revolution; aber verschiedene andere Aspekte stehen der Vollendung einer Brücke entgegen. Mahler? Beim besten Willen kein Gleichklang; Respekt vor einem ursprünglich mal bei ihm vorhandenen analytischen Intellekt - ja; mehr nicht. - Der Untertitel erscheint ebenfalls gerechtfertigt. Ströbele, Mahler und Schily haben deutsche Geschichte geschrieben. Sie „geistern“ im wörtlichen Sinn immer noch in ihr herum. Wer sich rückschauend mit ihnen beschäftigt, wird erneut aufgewühlt. Wer ihr durch die Vergangenheit geprägtes heutiges Gesicht betrachtet, wird mit aktuellen Fragen konfrontiert. Eintreten für Atomausstieg und Rückzug aus Afghanistan bei Ströbele. Bei Mahler Rechtsradikalismus und demgegenüber aktuelle Forderungen nach einem Verbot der NPD, der Mahler freilich nicht mehr angehört. Dann Schily, ohne den das Grundgesetz an einigen Stellen nicht geändert worden wäre und ohne den es die Piratenpartei eventuell nicht gäbe. - Drei Figuren, die wie viele 68er ursprünglich als links stehend bezeichnet wurden und später, Ströbele vielleicht ausgenommen, zur Mitte oder nach rechts gewandert sind, sich aber, wie sie meinen und eigentlich selbst am besten wissen müssen, treu geblieben sind. Was in gewisser Weise stimmt. Ströbele ist immer noch mehr („linker“) Idealist als Realist, Mahler nach wie vor unangepasst und Schilys Selbstbewusstsein hat trotz einigen Nackenschlägen nicht gelitten. Haben sie etwas geändert? Zweifellos! Am Rechtsverständnis. Sie sind aus der jüngeren deutschen Geschichte - und aus der Gegenwart - daher nicht wegzudenken. Die Probleme, ihre Probleme und die unseres Staatswesens, sind freilich weitgehend geblieben. In welche Richtung, mehr nach links oder mehr nach rechts, bewegt sich die politische Mitte, muss sie sich bewegen, darf sie sich auf keinen Fall bewegen? Ist ein Verbot der NPD, wie es bereits angesprochen wurde, wirklich unvermeidbar? Ist der Staatsfeind, der einstmals RAF hieß, jetzt die NPD? Riskiert Mahler nochmals seine Zulassung als Anwalt? Bekommt Schily doch noch Recht? Zieht sein Argument, es sei unerträglich, eine Partei wie die NPD aus Steuermitteln zu finanzieren? Müsste in einem gefestigten Rechtsstaat nicht ein Weg gefunden werden, den Einsatz der schärfsten Waffe, ein Verbot, zu vermeiden? Indem eine Neuregelung erfolgt, nach der für das Wirken einer Partei, die ein Gedankengut vertritt, das 1945 unsägliches Leid hinterlassen hat, ganz gleich wie sie sich nennt, nicht alle Bürger finanziell beitragen müssen? Findet sich kein Staatsrechtler, der einen verfassungskonformen Weg aufzeigt, wie mit einer Änderung des Parteiengesetzes oder gar des Grundgesetzes (eine 2/3-Mehrheit dürfte in so einem Fall doch sicher sein!) die von Schily angeprangerte Absurdität beseitigt wird? Ist die Parteienfinanzierung nicht eo ipso problematisch, weil zum Beispiel die Wähler solcher Parteien, die die für den deutschen Bundestag geltende Fünfprozentklausel nicht erreichen, von vornherein in jedem Fall eine Partei finanzieren, die nicht die ihrer Wahl ist? Mir ist selbstverständlich bewusst - und sicherlich ist sich auch Schily bei seiner insoweit angesprochenen Argumentation bewusst gewesen - , dass mit Steuermitteln viele Dinge bezahlt werden, für die der Steuerzahler sein Geld nicht verwendet wissen will (warum fällt mir an dieser Stelle denn jetzt gerade der deutsche Beitrag für den „Krieg“ am Hindukusch ein?). Es macht aber einen Unterschied, ob es um das oder jenes geht, wie überhaupt gilt, dass der Grundsatz der Gleichbehandlung immer zu relativieren ist, weil nichts ganz gleich ist. - Außerdem frage ich mich, ob es das Verbot einer Partei nicht noch schwerer macht, deren Geldgeber, man könnte sie auch Hintermänner nennen, kennen zu lernen? Setzt sich deshalb die von Ströbele wahrscheinlich immer noch vertretene Mindermeinung durch, dass die Abwanderung extremer Kräfte in den Untergrund das größere Übel gegenüber dem Parteiverbot ist? - Einige der vielen Fragen, zu denen mich das hier besprochene Buch geführt hat. Schon deshalb gilt für mich: Eines der wichtigsten politischen Bücher und eines der wichtigsten geschichtlichen Bücher, weil daraus für die Zukunft gelernt werden kann. Darüber vergesse ich Alexander den Großen gerne ganz schnell. Habe ich mich mit dieser meiner Rezension zu sehr geoutet und zu sehr der Tendenz der Buchautoren angepasst? Sie bringen ja ziemlich unverhohlen zum Ausdruck, dass sie Ströbele letztlich als den sympathischsten Typ der drei Anwälte sehen, dass Schily ihnen im Großen und Ganzen nicht missfällt (bezeichnend dafür, wie er sie beeindruckt hat, ist vielleicht das Bild auf Seite 279 des Buches; man könnte es mit der Überschrift „Alles spielt nach meinem Taktstock!“ versehen) und dass Mahler am wenigsten Beachtung verdient, weshalb sie auf ihn auch am wenigsten eingegangen sind. Nun, ich denke, es war bei mir nicht Anpassung an die Autoren. Eher bei ihnen und bei mir Anpassung an ein allgemein vorhandenes und vielleicht auch gültiges Urteil. Ob dieses Urteil wiederum Bestand haben wird, wird wahrscheinlich erst eine noch im Dunkel liegende Zukunft zeigen. Dann werden wir auch wissen oder nicht mehr wissen können, ob wir in erster Linie Menschen und dann zum Beispiel erst Deutsche, Amerikaner, Israelis, Palästinenser oder Iraner sind.
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