Bücher mit dem Tag "sudetendeutsche"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "sudetendeutsche" gekennzeichnet haben.

10 Bücher

  1. Cover des Buches 1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte (ISBN: 9783957682109)
    Gerd Schultze-Rhonhof

    1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Petrus72

    Schultze-Rhonhof ist ein Möchtegernhistoriker und wird in der Geschichtswissenschaft nicht anerkannt. Er gilt als  unseriöser und deutschnationaler Geschichtsrevisionist, weil er die Ergebnisse moderner Geschichtsforschung ignoriert, Tatsachen weglässt, verdreht oder deren Bedeutung überspitzt und sich auf Quellen von rechtsextremen Autoren stützt.

    Zum Beispiel ist seine Begründung für die angebliche Mitverantwortung Polens am Ausbruch des 2. Weltkriegs an den Haaren herbeigezogen und historisch unhaltbar. Weder war die Versorgung Ostpreußens im Jahre 1939 durch Polen gefährdet noch strebte Polen an, das von den Nazis beherrschte und mit 95 % deutscher Bevölkerungsmehrheit bewohnte Danzig sich einzuverleiben. Für Hitler war Danzig nur ein Vorwand zum Krieg. 

    Zitat aus seiner Rede vom 23.05.39: „Danzig ist nicht das Objekt, um das es geht. Es handelt sich für uns um die Erweiterung des Lebensraumes im Osten und Sicherstellung der Ernährung, sowie der Lösung des Baltikum-Problems.“

  2. Cover des Buches München (ISBN: 9783837148329)
    Robert Harris

    München

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Buechergarten

    》INHALT:

    München, September 1938: Der Weltfrieden ist bedroht - mit Hitler, Chamberlain, Mussolini und Daladier trifft eine Auswahl führender europäischer Politiker zu einer kurzfristig anberaumten Krisensitzung zusammen. Mit ihm Gefolge sind Hugh Legat, Privatsekretär Chamberlains aus dem Außenministerium, und Paul von Hartmann, aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Die beiden verbindet eine Freundschaft aus vergangenen Tagen und Oxford, die nun auf die Probe gestellt wird. Wie weit wagen sie zu gehen, um den drohenden Krieg abzuwenden?


    》EIGENE MEINUNG:

    Das Hörbuch zu „München“ umfasst die gekürzte Lesung auf 6 CDs mit einer Gesamtspielzeit von ca. 8 Stunden. Als Sprecher konnte dabei Frank Arnold vollständig überzeugen. Im Gegensatz zu anderen Stimmen habe ich die „Kürzung“, auch wenn ich sie bei meinen Hörbüchern immer zu vermeiden versuche, nicht als präsent wahrgenommen. Das Cover ist in den Farben Rot, Schwarz und Weiß gehalten, was auf mich bereits sehr eindringlich und auch auf gewisse Weise gefährlich wirkt!

    Die Geschichte bezieht sich auf das, tatsächlich 1938 stattgefundene, Münchner Abkommen.

    Die Meinung einiger Rezensenten zum Thema „Politik ja, Thriller nein“ kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ich war im Hörbuch durchgehend angespannt, habe mitgefiebert und den Ausgang genauso herbeigesehnt, wie gefürchtet. Natürlich weiß man wie die Ereignisse in geschichtlicher Hinsicht geendet haben, aber auch die beiden – mehr oder weniger fiktiven - Protagonisten Legat und von Hartmann sind mir im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen. Dabei basiert von Hartmann auf der echten Person von dem der von den Nazis ermordete Adam von Trott zu Solz. Sehr spannend war für mich auch Harris Sicht auf den englischen Premierminister Neville Chamberlain sowie die jeweiligen Beweggründe der handelnden Personen. Durch wechselnde Sichtweisen zwischen Legat und von Hartmann geht die Geschichte zügig und harmonisch voran. Man taucht in die Positionen, Verhandlungen und Ziele der einzelnen Seiten ein. Zum Schluss hatte ich fast das Gefühl die Personen nun zu kennen, so detailreich und lebendig sind sie gezeichnet. Extrem wichtig fand ich auch die Einblicke in die Reaktionen des deutschen bzw. englischen Volkes – die Stimmung wurde perfekt eingefangen.

    Robert Harris ist es laut einem Interview wichtig, dass seine Geschichte genau so hätte passiert sein können. Und so fühlte es sich für mich auch zu jederzeit an. Ich habe mich neben dem Hörbuch viel mit der Geschichte um das Münchner Abkommen, Chamberlain, der Sudetenkrise etc. beschäftigt. Harris versteht es perfekt reale Geschichte mit Fiction zu verweben, ohne dem Stoff seinen wahren Kern zu nehmen.

    Besonders fasziniert bin ich davon, wie der Autor das Ende seiner Geschichte gewählt hat. Als Leser weiß man, dass der Krieg durch das Münchner Abkommen „nur“ verschoben wurde, rechnet also mit dem Schlimmsten. Man bereitet sich vor, auch auf den Abschied von Legat und von Hartmann. Ich würde nichts daran ändern und hatte auch nie das Bedürfnis im Hörbuch von der Realität abzuweichen, um mehr Fiction zu erfahren. Für mich: Eine perfekte Mischung!


    》FAZIT:

    Ich empfinde dieses Hörbuch, sowohl den fiktiven Teil als auch das Wissen um die historischen Fakten darin, als absoluten Gewinn! Ich war, von den wenigen, detailgetreu beschriebenen Tagen, durchgehend gefesselt und muss sagen: Das war zwar mein erstes Buch von Robert Harris, aber sich nicht mein Letztes!

  3. Cover des Buches Paradiese sind keine Heimat (ISBN: 9783867853996)
    Brigitte Halewitsch

    Paradiese sind keine Heimat

     (4)
    Aktuelle Rezension von: rewareni

    Die Autorin Brigitte Halewitsch nimmt in ihrem Roman ,,Paradiese sind keine Heimat“, den Leser auf eine spannende, berührende und tiefgründige Reise mit, wo die Protagonistin Lena ihr Leben lang auf der Suche nach ihrer wirklichen Heimat ist.

    Lena, die 1945 mit ihrer Mutter aus Tschechien fliehen musste und auf beschwerlichen Wegen nach Deutschland gekommen ist, lebt nun als über 70 jähre als ehrenamtliche Altenpflegerin mehr oder weniger glücklich und zufrieden. Ihr Bruder Hubert, der nach einem Schlaganfall behindert ist, lädt sie nach Indien ein, wo er mehrere Monate bei seinem Vermieter Vinay wohnt. Diese Reise sollte Lena verändern, da die Lebensweise in diesem für sie unbekannten Land, eine ganz andere ist, als sie es bisher gewohnt war. Sie beginnt vieles in einem anderen Licht zu sehen und das Tagebuch ihrer Mutter, das im Jahre 1945 beginnt, lässt Lena immer wieder in die Vergangenheit reisen und sie beginnt über sich und ihre Familie nachzudenken.

    Die Autorin schickt in dem Roman Lena auf eine abenteuerliche Reise, nicht nur in ein anderes Land, sondern es ist auch eine Reise zu sich selbst, wo man als Leser merkt, dass sich Gefühle, Gedanken und Empfindungen immer wieder verändern können und nicht von Dauer sind. Da die Autorin mit Indien sehr vertraut ist, hat sie sehr bildhaft und intensiv das Leben in dem Land beschrieben. Auf der einen Seite der Alltag mit der Armut, dem Schmutz auf den Straßen, den Geldproblemen und auf der anderen Seite die Ruhe und Gelassenheit der Menschen, die an ihre Götter glauben und immer auf einen guten Ausgang bei Problemen hoffen. Dem gegenüber hat dann Brigitte Halewitsch das reiche und schöne Europa gegenüber gestellt mit seinen mehr oder weniger großen Problemen. Da hat sie sehr wohl auch heikle Themen wie den Brexit oder den damaligen großen Flüchtlingsstrom mit eingearbeitet in ihrem Roman. Es gibt vieles wo man als Leser selber nachzudenken beginnt und die Autorin hat sehr wohl auch etwas zynische Töne angeschlagen, wenn man z.b daran denkt, wie sich die Flüchtlinge Deutschland vorgestellt haben und welche Dinge sie sich erwarten. Dem gegenüber steht wieder Indien, wo die Menschen scheinbar mit dem wenigen was sie besitzen glücklich sind. Lena merkt, dass selbst das schönste Paradies keine Heimat sein muss, wenn man seine Wurzeln und seine Vergangenheit wo anders hat. Es gibt viele Erzählungen aus vergangenen Erlebnissen mit Personen, die auftauchen und dann nicht mehr in dem Roman vorkommen. Es wechseln immer wieder Momente in Indien mit vergangenen Ereignissen ab. Gespräche in Indien finden dabei öfters in Englisch statt. Lena hat auf mich eher distanziert zu ihren Gesprächspartnern gewirkt, sodass sie mir immer etwas fremd geblieben ist. Es ist ein sehr tiefsinniger Roman wo man über vieles selbst nachzudenken beginnt und wo man merkt, dass es oft nur auf Kleinigkeiten ankommt, die das Leben lebenswert macht und dass Reichtum, Erfolg oder Macht nicht immer gleichbedeutend ist mit glücklich sein, denn ,,Paradiese sind keine Heimat“.

  4. Cover des Buches Ein herrlicher Flecken Erde (ISBN: 9783442746712)
  5. Cover des Buches Aufbruch voller Sehnsucht (ISBN: 9783785727805)
    Gabriele Sonnberger

    Aufbruch voller Sehnsucht

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Nady

    Erika und ihre Tante sind, nachdem sie aus Böhmen vertrieben wurden, mittellos und völlig ausgelaugt in Wien angekommen. Gott sei Dank können sie bei Verwandten unterkommen, da die „Ausländer“ in Wien natürlich nicht mit offenen Armen aufgenommen werden.
    Doch Erika gibt nicht auf und versucht einen geeigneten Job zu finden, denn sie möchte auch jetzt ihre Eigenständigkeit nicht aufgeben. Als sie Erich kennenlernt ist es für beide Liebe auf den ersten Blick. Doch Erich ist mit Erikas Freiheitsdrang nicht unbedingt einverstanden.

    Leider konnte mich der 2. Band dieser Trilogie nicht ganz so sehr mittreißen. Ich fand es zwischendurch sehr langweilig und die Seiten zogen sich nur so dahin. Klar habe ich mich darüber gefreut, den weiteren Weg von Erika und ihrer Tante Mimi zu verfolgen, aber für mich war dieser Teil eher unspektakulär.
    Er bekommt von mir 3 von 5 Sterne und ich kann noch nicht sagen, ob ich diese Familiensaga weiterverfolgen werde.

  6. Cover des Buches Das Glas der Grandi (ISBN: 9783596173044)
    Theresa Révay

    Das Glas der Grandi

     (14)
    Aktuelle Rezension von: winter-chill
    Drei Familien aus drei Ländern, die eine Kunst, eine Leidenschaft eint: Das Glasbläserhandwerk. Das Schicksal führt sie in der Nachkriegszeit zusammen und jeder will auf seine Weise das Erbe seiner Familie retten. In ihrer mitreißenden Familiensaga „Das Glas der Grandi“ gibt Theresa Révay ihren Lesern einen detaillierten Einblick in die Geschichte des europäischen Glashandwerks. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die Glasbläserkunst aus Murano – die kleine Insel in der Lagune Venedigs ist seit über 1.000 Jahren für diese Kunst bekannt und gilt sogar als Wiege der mitteleuropäischen Glaskunst. Es geht aber auch um die Glashütten in Lothringen und Böhmen.

    Livia Grandi – Hauptfigur in Theresa Révays Familiengeschichte - entstammt einer alteingesessenen venezianischen Glasbläserdynastie. Nach dem Zweiten Weltkrieg lastet das Familienerbe ganz allein auf ihren Schultern, der geliebte Großvater stirbt, der Bruder kehrt nur als Schatten seiner selbst aus dem Krieg zurück. Dazu kommt noch, dass die Geschäfte in dieser schweren Zeit sehr schlecht laufen. Einzige Rettung könnte ein kleines rotes Büchlein sein, dass Livia von ihrem Großvater am Sterbebett anvertraut bekommen hat. Seit dem 16. Jahrhundert wird das Buch von Generation zu Generation weitergegeben und es enthält das in der Branche verschollen geglaubte Rezept des berühmten Chiaroscuro-Glases. Doch dann wird Livia von ihrem Bruder aus der Geschäftsleitung verdrängt. Enttäuscht flüchtet sie sich in die Arme des Erben einer bekannten Lothringer Glashütte.

    Theresa Révay hat für ihren Roman sehr gut recherchiert und so bekommt der Leser einen recht guten Einblick in den Beruf der Glasbläser und Graveure sowie viele interessante Infos zur Entwicklung des Glashandwerks in Italien, Frankreich, Böhmen und Bayern. Nebenbei schafft es Révay aber auch ein einfühlsames und umfangreiches Bild der Nachkriegsgeneration in Europa zu zeichnen – einer Generation, die nach dem Krieg erst einmal vor den Trümmern ihrer Existenz stand und nochmal ganz von vorne anfangen musste. Besonders bewegend schildert Révay dabei das Schicksal der Sudetendeutschen, die aufgrund der sogenannten Benes-Dekrete aus Böhmen deportiert wurden. Mit Livia haben wir zudem eine starke Frau, die gegen die Widerstände ihrer Zeit um ihr Glück kämpft.

    Fazit: Eine rundum gelungene Familiensaga: packend, bewegend, gut recherchiert, unterhaltsam und spannend.
  7. Cover des Buches Die Unvollendeten (ISBN: 9783446236776)
    Reinhard Jirgl

    Die Unvollendeten

     (6)
    Aktuelle Rezension von: DeepThought

    Erstveröffentlichung: 2003

    Inhalt

    In drei Teilen wird in dem Zeitraum von 1945 bis 2003 die Geschichte einer Familie über vier Generationen hinweg erzählt:

    Im ersten Teil, der die Jahre 1945 bis 1947 umfasst, müssen die Sudetendeutschen Johanna und ihre Töchter Hannas und Maria in einem von der tschechischen Miliz organisierten Zug Ihre Heimat Komotau verlassen. Hannas Tochter Anna, als Gymnasiastin zur Zwangsarbeit auf dem Land interniert, sollte an dem Tag zum Wäschewaschen zurückkehren, verpasst den Zug jedoch und bleibt zurück. Erst nachdem die drei Damen in dem Dorf Schieben in der Sowjetischen Besatzungszone untergebracht wurden, kann Hanna sich auf die Suche nach Anna begeben, der sie schließlich im Lager eine Nachricht zukommen lässt. Daraufhin flieht diese und kommt so lange in der Grenzstadt Ritzenhain, bis die Mutter sie abholt.

    Der zweite Teil reicht bis 1953 und endet mit dem Aufstand vom 17. Juni 1953. Die drei älteren Frauen versuchen sich mit ihrem neuen Leben zu arrangieren, ohne sich dort heimisch zu fühlen. Als sich Hanna und Maria Möglichkeiten bieten, Beziehungen zu finden, schlagen sie diese Chancen aus. Alle drei, vor allem aber Hanna, sehen diese Lebensphase lediglich als Zwischenstation und streben eine Rückkehr nach Komotau an. Anna hingegen möchte sich unabhängig machen und zieht schließlich als Dolmetscherin nach Berlin. Nach einer kurzzeitigen Verlobung mit einem Mann, der ihr gesellschaftlichen Aufstieg verspricht, wird sie schwanger von einem früheren Geliebten aus Ritzenhain. Nachdem er anhand einer Tätowierung als ehemaliger SS-Soldat erkannt wird, flieht er jedoch nach München. Schließlich nimmt Hanna den Sohn mit zu sich nach Birkheim (einer fiktionalisierten Version von Salzwedel), wo er zunächst bei ihr und Maria und Johanna lebt.

    Der letzte Teil erschließt den Zeitraum bis 2003 in einer Art Rückschau aus Sicht von Annas Sohn Reiner. Er liegt in der Berliner Charité und sieht seiner Entlassung wegen eines inoperablen Magenkrebses entgegen. In einem Brief an seine Frau blickt er auf sein eigenes Leben in der DDR und später dem vereinten Deutschland zurück und verschränkt diese Beschreibung mit der Schilderung der weiteren Lebensläufe von Johanna, Hanna, Maria und Anna. Er hatte zunächst den ungeliebten Beruf des Zahnarztes ergriffen und später nach der Wende eine Buchhandlung eröffnet, ohne dort mit seinem Konzept Erfolg zu haben.

    Auch seine Wahrnehmung des Lebens ist wesentlich von den Erfahrungen seiner Verwandten geprägt und hindert ihn daran, mit den ihn umgebenden Umständen Frieden zu schließen. Er trifft daraufhin eine Entscheidung mit gravierenden Folgen.

    Beschreibungen


    Die stilistische Ausarbeitung des Romans ist sehr ungewöhnlich. Immer wieder setzt der Autor sprachliche Besonderheiten ein. So werden etwa üblicherweise getrennt verwandte Wörter mit Bindestrichen oder mathematischen Symbolen verbunden (Beispiel: „von-Überall-her“, „hier=im Ort“), Wörter miteinander kombiniert („Altefrau“), die Konjunktion „und“ entweder abgekürzt („u“) oder durch das kaufmännische & ersetzt. Auch werden Satzzeichen wie das Ausrufe- oder Fragezeichen an den Satzbeginn gesetzt oder vor dem betonten Wort („Du mußt !lernen, Kind, in Jederminute“), zudem die Sprache der Personen neu wiedergegeben („Kwatsch“).
    Die drei Teile des Romans unterscheiden sich in einem Aufbau voneinander. Ist der erste („Vor Hunden und Menschen“) in Kapiteln unterteilt, wird der zweite Teil („Unter Glas“) getrennt nach den Straßen, in denen das beschriebene Geschehen abläuft und im letzten Teil jeweils der Tag und die Uhrzeit des Tagebucheintrag angegeben.

    Erst im dritten Teil, in dem Reiner K. als Ich-Erzähler auftritt, wird offenkundig, dass die sprachliche Besonderheit der vorhergehenden Teile offenbar darauf zurückzuführen ist, dass sie von ihm verfasst wurden und hier sein besonderer Erzählton zutage tritt. Er, der in seiner Buchhandlung Bücher präsentieren wollte, die aufgrund der herrschenden Markt- und Medienmechanismen kein Publikum finden, wählt selber eine Sprache, die den gängigen Konventionen widerstrebt.

    Anmerkungen

    Der Autor vermittelt die Handlung des Romans sehr eindrücklich und beeindruckend. Obwohl den einzelnen Zeitabschnitten gar nicht so viel Seiten umfassen (In der Ausgabe des Deutschen Taschenbuchverlages Teil 1 und 2: je 73 Seiten, Teil 3: 94 Seiten), werden die jeweiligen Zeitabschnitte in all ihren Facetten klar herausgearbeitet und insbesondere die Lebensumstände der Familie K. auch für Leserinnen und Leser ohne bisherigen Bezug zu den dargestellten Epochen und Handlungen veranschaulicht und greifbar. Gerade auch die psychologischen Nachwirkungen auf die Betroffenen sind nachvollziehbar und bedrückend. Sie bleiben Unvollendete, da sie ihr Leben nach bestimmten Vorstellungen und Wünschen ausrichten, die sich nicht erreichen lassen. Auch sind sie außerstande, diese Realität anzuerkennen und sich auf diese Weise zu verwirklichen.

    Ob die beschrieben sprachlichen Eigenarten dem Lesefluss der Leserinnen und Leser hemmt, hängt von diesen selber ab. Es ist möglich, über diese Besonderheiten hinwegzulesen, ohne dass das Verständnis für das jeweils Beschriebene leidet. Wird versucht, hinter jeder Abweichung der gängigen Rechtschreibregelungen den Sinn und dessen Symbolik zu entdecken, ist denkbar, dass die Handlung dahinter zurücktritt. So verzichtet der Autor auf einordnende Beschreibungen, die erkennen lassen, zu welchem Zeitpunkt die Handlung oder Erinnerung gerade befindet, Dies fördert die innere Spannung der Erzählung, setzt aber auch eine starke Konzentration der Leserinnen und Leser voraus.

    Ein logischer Bruch in dem Roman liegt wohl darin, dass die Handlungen der ersten beiden Teile – soweit sie ebenfalls von Reiner K. geschrieben wurden –, diesem durch die dort agierenden Personen kaum so detailreich beschrieben worden sein dürften, wie sie in dem Roman abgebildet. Eine diesbezügliche ausdrückliche Erklärung, woher dieses Wissen kommt, fehlt.

    Fazit

    Ein Buch, das Leserinnen und Leser mit einer wenig beachteten historischen menschlichen Katastrophe konfrontiert und aufzeigt, welche langfristigen Auswirkungen diese hat, da die Betroffenen die erlittenen Schäden an ihre Kinder weitergeben. Durch die sehr ungewöhnliche und originelle Sprache verdichtet sich das Beschriebene und entsteht der Eindruck einer Unmittelbarkeit, die die Wahrnehmung durch die Betroffenen direkt wiedergibt und an sie ganz nah heranrückt. 

  8. Cover des Buches Marlenes Geheimnis (ISBN: 9783453359499)
    Brigitte Riebe

    Marlenes Geheimnis

     (152)
    Aktuelle Rezension von: rapoed

    Die Autorin schafft es mit ihren Büchern immer wieder tiefe Spuren bei mir zu hinterlassen, so auch wieder mit dieser bewegenden Familiengeschichte.
    Als Nane zur Beerdigung ihrer Großmutter Eva an der Ort ihrer glücklichen Kindheit zurück kommt, ahnt sie nicht, dass sich auch in ihrem zukünftigen Leben etwas gravierend verändern muss. Hier in Rickenbach, am wunderschönen Bodensee hat sie sich immer wohlgefühlt und bedauert zutiefst, dass sie sich die letzten Jahre so wenig um ihre Großmutter gekümmert hat. Von Marlene, der Schwester ihrer Mutter erhält sie einen Brief und Aufzeichnungen ihrer Oma, diese Aufzeichnungen haben es in sich, und haben auch mich emotional aufgewühlt. Nach und nach erfahren wir in Rückblenden, was Eva und Marlene in längst vergangen Zeit, der Zeit des 2. Weltkrieges und der erfolgten Vertreibung aus dem Sudetenland, auf kilometerlangen Flucht alles durchstehen mussten. Das ist so bewegend, berührend, geht tief unter die Haut. Steht die Geschichte doch für unzählig erfahrenes Leid und macht deutlich was es heißt, von heute auf morgen alles zu verlieren, Vertriebene, Flüchtlinge zu sein. Der tägliche Kampf ums nackte Überleben. Hunger, Elend, Erniedrigungen, Ablehnung, schutzlos zu sein. Mit aller Kraft kämpft Eva mit klein Marlene um einen neuen Anfang am Bodensee. Ein Heimatgefühl kann neu entstehen, es ist nicht zwangsläufig da wo man geboren wurde. Integriertät, Anerkennung, berufliche und persönliche Verwirklichung, voneinander lernen und tief empfundene Liebe, helfen sich in einer neuen Umgebung wohl zu fühlen, lassen neue Wurzeln wachsen.
    Brigitte Riebe hat uns mit diesem außerordentlich starken Roman all das näher gebracht. Öffen wir die Augen und unsere Arme auch für all die Menschen, die vor ungewollten Krieg fliehen müssen, zeigen wir Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft. Gemeinsam können wir etwas bewegen. Jeder Mensch hat es verdient glücklich zu sein, ganz gleich wo er eine neue Heimat findet.
    Für mich war diese Geschichte äußerst tiefgreifend, authentisch, gut recherchiert, nachwirkend und sie wird mir im Gedächtnis bleiben.
    Für mich war es ein ausgesprochen bewegendes und tiefgründiges LeseHighlight.

  9. Cover des Buches Das falsche Bild (ISBN: 9783865825902)
    Gerti Brabetz

    Das falsche Bild

     (3)
    Aktuelle Rezension von: frauHese
    .. Eine Hauptstärke dieses ›Kriminalhistorienromans ‹ liegt in der psychologisch stimmigen, messerscharfen Beobachtungsgabe, mit der hier Menschen dargestellt werden. Und das geschieht oft auf ganz indirekte Weise, mit wenigen, perfekt gewählten Worten: Eine kleine Körperbewegung wird gezeigt, ein spontaner Ausspruch – oft auch auf Tschechisch – zitiert, die Berührung einer Hand nachfühlbar gemacht. So werden alle Akteure lebendig, steigen aus dem doppelt historischen Rahmen und erhalten ihr eigenes, zeitgenössisches Portrait. Und so gelingt dem Buch auch noch der Absprung in eine andere, zusätzliche Gattung: Denn ›Das falsche Bild ‹ ist auch und vor allem ein echter und echt guter Liebesroman.« Sudetendeutsche Zeitung, München »... ›Das falsche Bild ‹ spiegelt die großen politischen Ereignisse in einem nur vermeintlich unspektakulären Familienkreis.« Hessische Allgemeine, Kassel »... Der Roman behandelt das große Thema der Verständigung zwischen Deutschen und Tschechen.« Freies Wort, Suhl
  10. Cover des Buches Aus dem Sinn (ISBN: 9783548608129)
    Emma Braslavsky

    Aus dem Sinn

     (9)
    Aktuelle Rezension von: Ruth_liest
    Wofür eine Stadtbibliothek gut ist? In die Stadtbibliothek ziehen über die verschlungenen Wege der Bürokratie auch Werke ein, die in den Feuilletons selten wahrgenommen werden. Hierzu gehört der Roman "Aus dem Sinn" von Emma Braslavsky. Die junge Autorin erzählt die Geschichte einer Gruppe von Sudetendeutschen in Erfurt, die im Jahr 1969 nach den Sternen der Freiheit greifen und von den Mühlen des Sozialismus zerrieben werden. Am Ende stehen Selbstmord, Lagerhaft oder der Verlust des Gedächtnisses in Folge von psychiatrischen Experimenten auf Befehl der Staatsmacht. Ein trauriges Buch? Sicher, aber auch eine Erzählung voller Humor und Empathie für die Heimatlosen, für die Möchtegern-Helden, die Mitläufer, die Ohnmächtigen, die Zweifler und die Verzweifelten. Ich freue mich schon auf das nächste Buch "Das blaue vom Himmel über dem Atlantik“.
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