Bücher mit dem Tag "sumpffieber"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "sumpffieber" gekennzeichnet haben.

5 Bücher

  1. Cover des Buches Alligatoren (ISBN: 9783959673594)
    Deb Spera

    Alligatoren

     (134)
    Aktuelle Rezension von: gst

    Drei Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten sind mehr oder weniger miteinander verwoben und kämpfen für sich und ihre Kinder.

    Da ist Gertrude, die mit ihrem dem Alkohol zugewandten Mann ins Abseits gerät und in die Armut abrutscht. Sie hat vier Töchter und nichts zu essen für sich und ihre Kinder. Nur ihr Bruder hilft ihr. Er macht sie auf einen Job aufmerksam, der ihr das Leben erträglicher gestalten könnte. Denn Nähen kann sie, doch wohin mit den Kindern?

    Da kommt Retta ins Spiel. Die schwarze Köchin aus einem angesehenen Haushalt ist immer und überall hilfsbereit. Ihre Chefin ist Anne Cole, die zusammen mit einem ihrer Söhne eine Näherei betreibt. Doch Mr. Cole, der gerade durch den Baumwollkäfer seine Existenz verloren hat, sieht das nur als Hobby. Von sich überzeugt setzt er auf Tabakanbau und ahnt nicht, dass er dadurch während der Weltwirtschaftskrise alles verliert.

    Zusammen mit den starken Protagonistinnen durchleben wir eine Colera-Epedemie, bei der viele Menschen sterben. Wir lernen herrschsüchtige Männer kennen, die vor nichts Halt machen. Und hoffen mit naiven Kindern, dass ihnen das Schlimmste erspart bleibt.

    Deb Spera hat ein spannendes Buch geschrieben, das mich regelrecht gefesselt hat. Sie bringt in einem ansprechenden Stil viele schlimme Dinge zur Sprache, die tief unter die Haut gehen. Es könnte sein, dass dieser Roman sehr zart besaitete Menschen triggert.

  2. Cover des Buches Der Afrikaner (ISBN: 9783446278790)
    J.M.G. Le Clézio

    Der Afrikaner

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Mizuiro
    Mit dem Klappentext bin ich mal wieder überhaupt nicht einverstanden. Er schafft es weder, den Ton des Buches wiederzugeben, noch zu erfassen worum es wirklich darin geht...

    Le Clézio erzählt nicht nur von einer Afrikareise, sondern von einem für ihn sehr bedeutenden Abschnitt seiner Kindheit, in dem er in Afrika gelebt hat. (Ich finde, es gibt einen bedeutenden Unterschied zwischen der Reise zu einem Ort, einem Urlaub, einem Besuch und dem tatsächlichen Leben in einem Land). Er betont mehrmals, dass er als Achtjähriger eben nicht den Reiz "etwas Exotischem" empfunden hätte, sondern viel eher die Essenz des Ortes mit Gerüchen, Farben und Erscheinungen gespürt hätte.

    Aber gut, für den Klappentext kann der Autor ja nichts, kommen wir also zum Punkt:

    Der Afrikaner ist wirklich gut und schön geschrieben. Die Sätze sind kunstvoll und schön konstruiert ohne zu lang und gekünstelt zu wirken. Vermittelt wird ein Bild von Afrika aus den Augen eines Kindes oder wie dieses Kind sich vorgestellt hätte, dass es sein Vater gesehen haben könnte. Dabei werden angenehmerweise recht wenig Klischees bedient (auch nicht, um sie zu wiederlegen).

    Besondere Bedeutung kommt der Beschreibung der Figur des Vaters zu. Diese Beschreibung wirkte authentisch, aber wenig originell. Denn über den zu strengen, zu autoritären Vater, den das harte Leben in Kriegszeiten gezeichnet hat, hat man schon zu viel gelesen.

    Da es sich aber um ein autobiographisches Werk handelt ist Originalität aber auch nicht ganz so wichtig. Mehr gestört haben mich die Zeitsprünge, die das Ganze etwas Verwirrend und chaotisch wirken lassen. Trotzdem ist das Buch einfach gelungen und sehr schön zu lesen. Die abgebildeten Fotos unterstreichen die Handlung und verleihen dem Buch zusätzlich Charakter. Vier Punkte!


  3. Cover des Buches Fünf Kinder in einem Park (ISBN: 9783404615209)
    Antoine de Saint-Exupéry

    Fünf Kinder in einem Park

     (3)
    Aktuelle Rezension von: BeautyBooks
    Simone de Saint-Exupery, Schwester von Antoine, erzählt in ihrem sehr unterhaltsamen und ausführlich bebilderten Büchlein „Fünf Kinder in einem Park" (Bastei Lübbe) über die Kindheit ihres Bruders, der mit dem „Kleinen Prinzen" später einen literarischen Everseller geschaffen hat. Unbeschwert tollt der kleine Antoine mit seinem Bruder und drei Schwestern vor gut 90 Jahren durch den sommerlichen Schloßpark von Saint-Maurice und sammelt Eindrücke, die sein späteres schriftstellerisches Werk prägen. Als vertraute Schwester, aber auch mit dem gebührenden Abstand erinnert sich Simone an den jüngeren Bruder und schafft so „ihren" eigenen kleinen Prinzen.. Eine sehr schöne und interessante Biografie von den Saint-Exupery Kindern. Hat mir gut gefallen. Ich finde das Buch ist ein Muss für alle, die "Der kleine Prinz" gelesen haben =)
  4. Cover des Buches Das Erbe der Äbtissin (ISBN: 9783426515860)
    Johanna Marie Jakob

    Das Erbe der Äbtissin

     (17)
    Aktuelle Rezension von: Cappuccino-Mama

    Gespannt wartete ich auf die Fortsetzung des historischen Romans DAS GEHEIMNIS DER ÄBTISSIN, in der ich ein ungleiches Paar kennenlernen durfte, das doch so viele Gemeinsamkeiten hatte. Jetzt endlich erschien der neue Roman von Johanna Marie Jakob – DAS ERBE DER ÄBTISSIN, die Fortsetzung einer spannenden Liebes- und Abenteuergeschichte. Inzwischen sind viele Jahre ins Land gegangen, doch alte Liebe rostet nicht, so sagt man...


    Das Cover:

    Dieses Buchcover besitzt auf jeden Fall Wiedererkennungswert – die altertümliche Schrift, die Frau auf dem Cover – all dies erinnert an den ersten Band. Das Cover ist matt gestaltet, der Hintergrund ist in einem hübschen Rot marmoriert. Rechts sieht man eine blonde Frau abgebildet, die ein zusammengerolltes Schriftstück in der Hand hält, das mit einem roten Band zusammengehalten wird. Die Frau ist nur teilweise zu sehen, so dass man sich sein eigenes Bild von der Person machen kann. Das blaue, mit wertvollen Bordüren verzierte Kleid wirkt edel, um den Hals trägt sie eine Kette und die blonden Haare trägt die Frau offen.


    Die Handlung:

    Man schreibt das Jahr 1191. Die Äbtissin Judith hat das Kloster, in dem sie lebte, im Stich gelassen. Gemeinsam mit dem maurischen Arzt Silas, ihrer großen Liebe, flieht sie über die Alpen nach Italien. Von dort aus wollen die beiden nach Edessa in die Heimat von Silas zurückkehren. In einer Hütte in den Bergen finden sie eine sterbende Frau vor, die ihnen ihre Tochter Luna anvertraut.

    Doch die drei müssen sich vor Heinrich, dem Nachfolger des kürzlich verstorbenen Barbarossa, in Acht nehmen, denn Judith brach, indem sie das Kloster unerlaubt im Stich ließ, ein Versprechen, welches sie Heinrich gegeben hatte. Die Krönung Heinrichs zum Kaiser steht bevor, und Judith und Silas hoffen, in den Menschenmassen, die sich in Rom zusammengefunden haben, untertauchen zu können.

    Doch eines Tages werden die drei gefangen genommen. Aber dann erkrankt der Kaiser schwer, und die Chance auf eine Rettung steigt, denn nur Silas, Judith und Luna können ihn heilen. Wird es der kleinen Familie gelingen, ihre Freiheit wieder zu erlangen?...


    Meine Meinung:

    Schon der Einstieg ins Buch ist sehr gut gelungen – diesmal auf mystische Art und Weise, so dass man beinahe den Eindruck hat, das Buch würde Fantasyelemente enthalten. Und die Andeutungen, die ich bereits aus dem Vorgängerroman kannte, schürte meine Neugier geradezu. Doch nun zu den Protagonisten.

    Judith ist die Tochter eines Grafen. Sie interessierte sich bereits als junges Mädchen für die Kräuter- und Heilkunde. Statt eine unliebsame Ehe einzugehen, entschied sie sich für ein Leben im Kloster – damals nicht unüblich für Adlige. So wurde Judith dort sogar Äbtissin, also Klostervorsteherin. Im Kloster fand sie durch ihre Tätigkeit im medizinischen Bereich ihre Erfüllung. Doch dann trifft sie erneut auf den Arzt Silas, der als fahrender Händler unterwegs ist.

    Judith fand ich, wie bereits im ersten Band, sehr sympathisch. Sie hat ein freundliches Wesen, ist hilfsbereit. Das ist es wohl auch, das sie mit Silas verbindet – beide wirken seelenverwandt. Aber auch die Familie von Judith möchte ich erwähnen – Judith wuchs behütet auf, in der Geborgenheit der Familie. Dies wurde bereits im Vorgängerroman deutlich dargestellt. Umso mehr schmerzt Judith der Zustand ihrer Brüder, mit denen sie eine schöne Kindheit verbrachte. Man merkt, dass Judith nicht die Person ist, um als „Weib zu schweigen“. Wie gegensätzlich verläuft da das Leben von Silas – alleine und fern der Heimat, vom Stand und Aussehen stets ein Fremder – ein Exot.

    Silas war ein junger Maure, als er als Sklave der Leibarzt von Friedrich „Barbarossa“ wurde. Dieser behandelte ihn respektvoll – und gab ihm mit auf den Weg, dass nur der zu einem Sklaven wird, der sich selbst dazu macht. Silas' Wunsch ist es, nach vielen Jahren noch einmal in seinem Leben seine Mutter wiederzusehen, obwohl es fraglich ist, ob sie überhaupt noch lebt. Geschildert wird Silas als sehr attraktiver Mann – trotz seines Alters. Die langen, schwarzen Haare, die er unter einem Turban verborgen trägt, die Anziehungskraft, welche er noch immer auf Judith ausübt, aber auch der gute Charakter – eben ein echter Held.

    Luna hat eine helle, sehr empfindliche Haut und geradezu „farbloses“ Haar, dazu rotschimmernde Pupillen. Ein Feenkind, dem man einerseits Heilkräfte andichtet, aber es andererseits auch fürchtet. In Wirklichkeit ist Luna ein Mädchen, das unter Albinismus leidet. Aber über Heilkräfte verfügt das Mädchen dennoch, sie kann sogar durch Handauflegen heilen. So wird Luna sowohl als Heilerin verehrt, allerdings an anderen Orten auch verachtet und verfolgt – Kindern mit Albinismus wurde angedichtet, sie seien verzaubert.

    Doch Luna erlangt mit ihren Heilkräften die Gunst von Kaiser Heinrich, sie vertraut ihm, fühlt sich ihm regelrecht freundschaftlich verbunden. Doch dann entdeckt auch sie seine dunklen Seiten, und aufgrund eines traumatischen Ereignisses zerbricht etwas in Luna. Luna machte in diesem Buch eine kolossale Wandlung durch, was allerdings auch an ihrem Alter liegen dürfte. So wurde aus dem unschuldigen Kind ein junges Mädchen, das Dinge erlebte, die nur schwer oder gar nicht zu verkraften sind. Und so lernt Luna Gefühle kennen, die ihr bislang fremd waren, die eher unbekümmerte kindliche Art verschwindet, sie wird gezwungenermaßen früh erwachsen.

    Kaiser Heinrich ist jung und impulsiv. Mal ist er geradezu gütig, dann verbreitet er durch seine Erbarmungslosigkeit Angst und Schrecken. Für mich war Heinrich wechselhaft wie das Wetter – unberechenbar, eine tickende Zeitbombe. Ein Angriff auf seine Person konnte schlimme Folgen haben, seine Rache war grausam, sei es eine Hinrichtung oder sogar die Vernichtung einer kompletten Stadt. Doch in Luna scheint Heinrich geradezu vernarrt zu sein: Er vertraut ihr, sie erhält sogar einen Platz in seinen Gemächern. Hier fragte man sich, wie weit Heinrich gehen würde – sieht er in Luna mehr als eine Heilerin, oder will er gar das Lager mit ihr teilen?

    Konstanze ist die Frau von Heinrich. Eine Liebesheirat war es nicht, die das Kaiserpaar miteinander verband. Heinrich, gerade erst Mitte zwanzig musste die fast zehn Jahre ältere Adlige ehelichen, die damals als „altes Mädchen“ galt. Konstanzes „Aufgabe“ bestand darin, den Fortbestand der Familie zu sichern, indem sie für einen männlichen Thronfolger „zu sorgen“ hatte. Es gibt zwar gemeinsame Auftritte der Eheleute, ansonsten führt jeder weitestgehend sein eigenes Leben – manchmal sogar räumlich getrennt. So hart es klingt: Konstanze ist letztendlich lediglich das Mittel zum Zweck!

    Markward von Annweiler steht in den Diensten von Heinrich. Dieser ist Markwards Schützling und liegt ihm daher auch sehr am Herzen. Den Andeutungen nach, zeigte Markward schon seit sehr langer Zeit Interesse an Judith, was dieser etwas unheimlich ist. Kann sie dem älteren Mann Vertrauen schenken? Auch wenn die beiden sicherlich nie Freunde werden können, so behandelten sie sich gegenseitig stets mit Respekt und achteten einander.

    Judith und Silas, das Liebespaar:

    Judith kennt Silas bereits seit ihrer Jugend. Damals kam Silas als Friedrichs Leibarzt auf die väterliche Burg Lare. Judith, die sich für Heilkunde interessierte, bewunderte den fremdländischen, dunkelhäutigen Arzt sehr, verliebte sich bereits damals in ihn. Doch eine Liebe wie diese durfte nicht sein, denn sie war keineswegs standesgemäß – Silas war trotz seines Berufes dennoch ein Sklave, Judith hingegen eine Grafentochter. Zu Beginn des Buches ist Judith 47 Jahre alt, Silas bereits weit über 50 Jahre alt. Selbst die lange Trennung konnte der Liebe der beiden nichts anhaben.

    Silas – seine Herkunft:

    Silas ist Maure. Mauros, aus dem Griechischen hergeleitet, bedeutet soviel wie „dunkel“, was zutreffend ist, bezüglich seines südländischen Aussehens. Annehmen könnte man, dass Mauren aus Mauretanien in Nordwestafrika stammen, doch Silas stammt aus der Grafschaft Edessa, die im 12. Jahrhundert einer der vier ursprünglichen Kreuzfahrerstaaten war und damals ca. 10 000 Einwohner hatte. Edessa liegt im Süden der heutigen Türkei und heißt heute Urfa. Die Stadt hat inzwischen mehr als 500 000 Einwohner.

    Silas, der inzwischen mehr als ein halbes Jahrhundert auf der Erde weilt, hat seine Mutter seit Jahrzehnten nicht gesehen, weiß nicht, ob sie überhaupt noch lebt. Doch sollte dies der Fall sein, so will er sie unbedingt noch einmal sehen. Silas war zwar ein Sklave, doch auch ein angesehener Arzt, und Kaiser Friedrich, genannt Barbarossa, respektierte und achtete ihn, und beide Männer verband ein fast schon familiäres Verhältnis – zumindest wirkte es auf mich so, als ich den ersten Roman las. Der Leibarzt des Kaisers war zugleich auch dessen Vertrauter.

    Das Sumpffieber:

    Viele Tote forderte das heimtückische Sumpffieber, unter dem auch Heinrich immer wieder leidet. Das Klima in den Sumpfgebieten begünstigt eine Erkrankung, und wer es einmal hat, läuft Gefahr, es wieder zu bekommen – vorausgesetzt er überlebt diese Krankheit. Auch heutzutage kennt man diese Krankheit noch immer, allerdings unter dem Namen Malaria.

    Untergegangene Städte – Tusculum:

    Die Stadt Tusculum war eine Stadt, in der sich die Reichen Roms niedergelassen hatten. Sie lag südlich von Rom. Nach ihrer Vernichtung wurde sie, aus welchem Grund auch immer, nie wieder aufgebaut.

    Die Carmina Burana:

    Hierbei handelt es sich um eine Sammlung zumeist mittelhochdeutscher Lied- und Dramentexte, welche in 11. bis 13. Jahrhundert von anonymen Dichtern verfasst wurden. Zeitlich passen diese Texte, die eine wunderbare Ergänzung sind, sehr gut in dieses Buch.

    Wenn ich einen historischen Roman lese, so möchte ich dabei keinen Geschichtsunterricht erhalten, denn ansonsten könnte ich gleich auf ein Sachbuch zurückgreifen. Aber natürlich kann dabei nicht komplett auf geschichtliche Handlungen verzichtet werden, denn diese sind nötig, um die Zusammenhänge zu verstehen. In diesem Roman wurde hier das richtige Maß gefunden, so dass die anderen Anteile, wie die Spannung und der Liebesroman nicht zu kurz kommen. Die Rückblenden auf das Geschehen aus dem ersten Band sind sehr knapp gehalten, so dass auch nicht die Spannung genommen wird, sollte man dieses Buch im Nachhinein lesen wollen.

    Der Handlungszeitraum erstreckt sich auf mehrere Jahre. Zu Beginn des Buches schreibt man das Jahr 1191, der Roman endet im Jahr 1197. Es sind ereignisreiche Jahre, sei es politisch gesehen, aber auch im privaten Bereich. Heinrich wird vom neuen, aber betagten Papst Coelestin III. (er erreichte mit über 90 Jahren für die damalige Zeit ein geradezu biblisches Alter) zum Kaiser gekrönt, das Klima des Südens fordert zahlreiche (Todes-)Opfer und man sehnt die Geburt eines Thronfolgers herbei. Die Zeiten waren alles andere als friedlich und durch Kriege, Kämpfe und Mordanschläge ereilte so manchen Herrscher ein früher Tod, so dass oft bereits Kinder gekrönt wurden – eine Tragödie, wenn kein Nachkomme vorhanden war – so manches Herrschergeschlecht war dem Untergang geweiht. Demnach standen die Frauen der Regierenden unter einem großen Druck – so auch Konstanze, Heinrichs Frau.

    Der Aufbau des Buches gefällt mir sehr gut. Zur Einleitung wird eine kurze, aber sehr schöne, mystische Geschichte über Feenkinder erzählt. Was es damit auf sich hat, erfährt man im Laufe der Handlung. Dann folgt (wie auch bei DAS GEHEIMNIS DER ÄBTISSIN) eine Szene, die erst einmal aus dem Zusammenhang gerissen erscheint, die aber für Spekulationen sorgt, weil vieles im Verborgenen bleibt. Doch die Neugier wurde bereits dadurch geweckt.

    Unterteilt ist der Roman in“Erstes Buch und „Zweites Buch“. Jedes Kapitel beginnt mit einem Vers aus der Carmina Burana – erst in der Originalfassung, danach als Übersetzung. Es folgt die Überschrift – zuerst der Handlungsort, z.B. Septimerpass, Rom, Palermo,... . Darunter findet man die entsprechende Zeitangabe – meist den Monat und die Jahreszahl, manchmal auch nur die Jahreszeit oder das Jahr. Mitunter sind als zusätzliche Angabe auch besondere Festtage vermerkt, wie beispielsweise Ostern.

    Lobend erwähnen möchte ich, dass meine Anregung, im Buch eine Karte abzudrucken, aufgenommen wurde. So findet man in diesem Roman zu Beginn des Buches eine Karte aus der Zeit, in dem sich die Handlung abspielt. Ich habe gerne darauf zurückgegriffen, immer wieder die Reiseroute von Judith, Silas und Luna verfolgt. Herzlichen Dank an die Autorin und den Verlag, die wie man sieht auch auf Wünsche und Anregungen der Leser eingehen.

    Die verwendete Ausdrucksweise wirkt zwar durch Begriffe wie „Wehmutter“ (Hebamme) „antiquiert“, dennoch wurde eine zeitgemäße Erzählsprache gewählt, wodurch sich das Buch leicht lesen lässt, man aber stets vor Augen hat, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Lediglich das Wort „Frühstück“ fand ich in diesem Zusammenhang etwas deplatziert – zu modern für die damalige Zeit – hier wäre wohl „Morgenmahl“ passender gewesen – aber das ist nur eine Kleinigkeit. Ansonsten ist das Genre des historischen Romans auch für „jüngere Leser“ geeignet und alles andere als „verstaubt“.

    Vermisst habe ich hingegen ein Glossar. Auch als „alter Hase“ in Sachen historischer Roman, greife ich gerne auf die Erklärung mancher Begriffe zurück – man lernt ja nie aus. „Kandidaten“ für ein Glossar hätte ich durchaus im Buch entdeckt, sei es das Sumpffieber, die Universalmedizin Theriak oder der Kätner. Bei einem historischen Roman sollte man auch an „Neueinsteiger“ unter den Lesern denken, denen die Begriffe in diesem Genre nicht geläufig sind. Und es besteht ja nicht die Verpflichtung, diesen Anhang auch zu benützen.

    Das Verzeichnis der historisch belegten Personen ist für mich bei einem historischen Roman ein unverzichtbares Muss. Hier findet man die Geburts- und auch die Sterbedaten, ebenso wichtige Ereignisse, so dass man sich ein genaueres Bild der entsprechenden Personen machen kann, sei es in Sachen Alter, Herkunft oder Stand. Mitunter werden Ereignisse auch zeitlich angepasst, indem sie vorverlegt werden, weil ein Ereignis so besser in die Handlung passt. Wir begegnen in diesem Roman bekannten Personen wie Richard Löwenherz, aber auch Papst Coelestin oder Walther von der Vogelweide. Das Einbringen bekannter Personen lässt einen Roman immer besonders authentisch wirken, wobei natürlich das ein oder andere Ereignis auch der Phantasie des Autors entspringt. So gab es auch die Hauptperson Judith von Lare tatsächlich. Sie lebte im 12. Jahrhundert und war im Cyriakusstift in Eschwege Äbtissin.

    Auf mich wirkt ein historischer Roman generell sehr „anregend“ - so recherchiere ich gerne das ein oder andere Ereignis aus den Romanen, und lerne immer wieder etwas dazu. Insofern ist ein historischer Roman letztendlich doch immer auch ein Stück weit Geschichtsunterricht – allerdings auf die angenehme, spannende Art und Weise, mit Platz für Spekulationen und viel Freude am Lesen.

    Ein Nachwort schätze ich immer sehr, denn hier erfährt man oft interessante Dinge, sei es über den Beweggrund des Autors, genau über dieses Thema zu schreiben, oder über die geschichtlichen Hintergründe, aber auch über die Entstehungsgeschichte des Romans. Auch so manche Anekdote findet hier mitunter Verwendung. In diesem Fall besteht das Nachwort aus einer Danksagung – ein gelungener Abschluss, wie ich finde, und eine Würdigung der helfenden Hände und Köpfe.

    Ohne etwas verraten zu wollen - das Ende des Romans lässt auf eine Fortsetzung hoffen. Ich jedenfalls würde mich darüber sehr freuen.


    Fazit:

    Ein historischer Roman nach meinem Geschmack – hier stimmt alles: Geheimnisvolle Andeutungen, die spannende Handlung, die geschichtlichen Hintergründe und der passende Rahmen - selbst mystisch wirkende Textpassagen waren diesmal vertreten. Und das Ganze wirkt trotzdem keinesfalls wie ein Geschichtsbuch, auch wenn man hier viel über das Volk und die Herrschenden erfährt. Für diesen lehrreichen und überaus unterhaltsamen Roman möchte ich eine absolute Leseempfehlung aussprechen und vergebe daher natürlich 5 Sterne.



  5. Cover des Buches Sumpffieber (ISBN: 9783865327444)
    James Lee Burke

    Sumpffieber

     (14)
    Aktuelle Rezension von: SalanderLisbeth
    Nur zweimal in meinem Leben hatte ich eine solche Morgendämmerung erlebt: einmal in Vietnam, als auf einer Nachtpatrouille eine Mine vor mir detoniert war und ihre Leuchttentakel um meine Oberschenkel geschlungen hatte, und das andere Mal, Jahre davor, draußen vor Franklin, Louisiana, als mein Vater und ich die Leiche eines Gewerkschaftlers entdeckt hatten, den man mit 16-Penny-Nägeln an Fuß- und Handgelenken an eine Scheunenwand genagelt hatte. Auszug Seite 5

     

    Die grausame Hinrichtung des Gewerkschaftlers Jack Flynn konnte nie wirklich aufgeklärt werden. Das belastet den Ich-Erzähler Sheriff Dave Robicheaux auch Jahrzehnte später immer noch. Besonders jetzt, als dessen Tochter Megan Flynn, inzwischen eine berühmte Fotografin gemeinsam mit ihrem Bruder Cisco in ihre Heimat New Iberia zurückkehrt. Cisco Flynn, in Hollywood ein bekannter Regisseur, will in den Bayous um New Iberia nach Drehorten für einen neuen Film suchen. Produzent ist der reiche und einflussreiche Plantagenbesitzer Archer Terrebonne. Da das Filmbudget überzogen wurde, hatte der Regisseur Billy Holtzner Geld unterschlagen und jetzt Angst vor der Mafia. Er engagiert Clete Purcell, Robicheaux‘ Freund und ehemaligen Partner bei der Polizei und dieser arbeitet jetzt für den schmierigen Regisseur und seine Tochter als so eine Art Bodyguard.


    Ebenfalls am Set tummelt sich ein enger Freund der Flynns aus ihren Tagen im Waisenhaus. Swede Boxleitner, ein brutaler Psychopath ist erst vor wenigen Tagen aus dem Knast entlassen worden und zieht das Interesse der FBI-Agentin Adrien Glazier auf sich.


    Die hartnäckige Megan stellt viele Fragen und setzt sich besonders für den Kleinganoven Cool Breeze Broussard ein, der im Bezirksgefängnis von dem neuen, sadistischen Gefängnisverwalter Alex Guidry misshandelt wird. Obwohl schon viele Jahre her, leidet Broussard immer noch unter dem Selbstmord seiner Frau Ida, für den er sich die Schuld gibt. Robicheaux wird auf einen neuen Fall angesetzt, bei dem zwei junge Weiße in den Sümpfen des Missisippi-Deltas regelrecht liquidiert wurden. Sie wurden beschuldigt, eine 17jährige Schwarze vergewaltigt zu haben. Das Mädchen hatte ihre Anzeige wieder zurückgezogen. Einiges deutet darauf hin, dass der rassistische Alex Guidry in beide Fälle verstrickt ist.


    Und das sind nur einige der Handlungsfäden und Figuren, mit denen es der Leser zu tun bekommt. Es ist eine vertrackte Geschichte, die weit in die Vergangenheit geht und mehrere Generationen betrifft. Alles scheint miteinander in Verbindung zu stehen, es bleibt bis zum Ende undurchschaubar, aber auch sehr spannend. Der harte Plot ist sehr anspruchsvoll und bedarf einer ständigen Konzentration, da vieles nur angedeutet wird und man sonst die Hintergründe nicht so leicht durchschaut. Einmal angefangen konnte ich den Roman aber nicht mehr aus der Hand legen. Burkes Schreibstil ist eigenwillig und poetisch, sprachlich auf hohem Niveau, nichts um es mal schnell weg zu lesen.


    Die komplexe Geschichte ist eingebettet in eine bildgewaltige Beschreibung der Südküste der USA mit den feuchtschwülen Sümpfen Louisianas, den Mangrovenwäldern und der malerischen Schönheit der Bayous. Epische Natur- und Landschaftsbeschreibungen sind die große Stärke des Autors. Man spürt während des Lesens die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit am eigenen Körper und man bekommt ein Gefühl dafür, wie die Südstaatler ticken.


    Denn neben den intensiv beschriebenen Settings sind für mich die vielschichtig angelegten Haupt- und Nebenfiguren das Herzstück dieses Krimis. Die differenziert beschriebenen Charaktere agieren oft widersprüchlich und sind nicht nur gut oder schlecht, sondern mit vielen Facetten ausgestattet.  Burke deckt menschliche Abgründe auf, beschreibt emotionale Konflikte und spiegelt damit die amerikanische Gesellschaft wider. 


    Dave Robicheaux, Burkes alter Ego ist ein altbewährter Archetyp des Genres. Der Vietnam-Veteran und trockener Alkoholiker ist im Bayou auf gewachsen und geht regelmäßig zu den Anonymen Alkoholikern. Ruhe findet er zumindest in diesem 10. Band bei der Arbeit in seinem kleinen Köderladen mit Bootsverleih. Die Szenen mit seiner Frau Bootsie und Adoptivtochter Alafair bilden einen Gegensatz zu dem brutalen Mix aus Action und Gewalt. Der Südstaaten-Cop, stur und beharrlich hat einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn und hinter seiner oft barschen Art verbirgt er sein Herz für die kleinen Leute, die Menschen ganz unten.


    Selten habe ich mich mit dem Schreiben einer Rezension so schwer getan wie mit dieser. Über diesen Godfather des Hardboiled Krimis, der literarischen Legende James Lee Burke scheint schon alles gesagt zu sein, auch von meinen sehr geschätzten Blogkollegen.


    Sumpffieber ist der 10. Band der Dave-Robicheaux-Reihe und wurde jetzt neu vom Pendragon-Verlag in einer überarbeiteten Form herausgebracht. Das Original erschien bereits 1998 unter dem Titel „Sunset Limited“ und hat auch nach 20 Jahren in Bezug auf den allgegenwärtig praktizierten Rassismus und den sozialen Konflikten im tiefsten Süden der USA nichts von seiner Aktualität verloren. 

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