Bücher mit dem Tag "symbiose"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "symbiose" gekennzeichnet haben.

34 Bücher

  1. Cover des Buches Dune – Der Wüstenplanet (ISBN: 9783453323131)
    Frank Herbert

    Dune – Der Wüstenplanet

     (519)
    Aktuelle Rezension von: Tobias_Damaschke

    Anlässlich des zweiten Dune-Films von Denis Villeneuve habe ich mir das erste Buch von Frank Herbert noch einmal vorgenommen, weil es viele Jahre her ist, dass ich es das erste Mal las. Meine Meinung damals war: Es ist gut, aber irgendwie komisch geschrieben und sehr kompliziert. Meine Meinung heute ist: Ja, es ist komisch geschrieben und kompliziert, aber es ist trotzdem oder vielleicht sogar genau deswegen ein solcher Klassiker.

    Über den Einfluss und die Wichtigkeit von Dune wurde schon oft genug geschrieben und das mit Recht: Moderne Science Fiction ist ohne die Dune-Romane kaum denkbar. Herbert erschafft eine futuristische, faszinierende Welt, die unendlich weit entfernt scheint und trotzdem zum Greifen nahe: Denn das erste Dune-Buch ist im Prinzip wie ein Fantasy-Epos geschrieben. Große Häuser, die das Reich (in diesem Fall das Weltall) unter sich aufgeteilt haben, Herzöge, Barone und ein Imperator, die politische Ränkeschmiede betreiben und die Geschichte eines Volkes von Einheimischen, die sich gegen ihre kolonialistisch angehauchten Invasoren wehren. Die Kraft und Macht, die von einer Messias-gleichen Figur ausgehen kann und wie sich Menschen die Religion so zur Waffe aneignen können, um ihre Ziele zu erreichen. 

    Man merkt, die Themen von Dune sind nicht einem bestimmten Genre angepasst; genauso gut könnte eine solche Geschichte aus einem Mittelalter-Roman stammen. Aber genau das macht Dune so besonders: Indem Herbert ein Sci-Fi-Setting wählte, das uns trotz allem so altbekannt und auch aktuell vorkommt wie kaum ein anderes gibt er seiner Geschichte einen Realismus und eine historisch beeinflusste Wucht (Stichwort: Aufstieg des Islam), der man sich beim Lesen kaum entziehen kann.

    Aber Dune ist auch sehr herausfordernd. Der Schreibstil ist meist flüssig, manchmal aber auch etwas stockend. Actionszenen werden mehr erklärt als beschrieben. Manche Dinge, die besonders gegen Ende passieren, würden manche wohl als etwas zu merkwürdig für ihren Geschmack abtun. Und das ist auch völlig in Ordnung: Dune möchte seine Leser nicht zufriedenstellen. Es möchte seine Leser herausfordern und zum Nachdenken anregen.

    Die neuen Filme sind hervorragend und ich kann sie nur empfehlen. Genauso wie dieses Buch und die Nachfolgebände. Dune wird immer ein Klassiker bleiben, denn seine Themen sind zeitlos.

  2. Cover des Buches Symbiose (Schicksal) (ISBN: 9783730941119)
    Andrea Brunner-Huysamen

    Symbiose (Schicksal)

     (27)
    Aktuelle Rezension von: Nancymaus
    Zwei Geschwister, die ihre Eltern verloren haben. Youna, die ältere Schwester musste danach für das Sorgerecht ihrer Schwester Fabienne. Was sie letztendlich bekommen hat. Mit ihrer Freundin Lucia wollen sie ein neues und besseres Leben beginnen. An dem neuen Ort scheint am Anfang alles ganz gut zu sein, aber mit der Zeit wird es sehr mysterios. Es passen auf einmal sehr merkwürdige Dinge und das Leben der drei gerät wieder komplett durcheinander.

    Das Buch ist einfach und größtenteils verständlich geschrieben. Andrea Brunner-Huysamen beschreibt seine Geschichte über junge Mädchen und wie sich ihr Schicksal ändert bzw. was auf einmal alles passieren kann. Irgendwie fehlte ein bisschen mehr Fantasy und am Ende war man dann irgendwie verwirrt und es ging alles so plötzlich. Aber anscheinend klärt sich noch einiges auf, da es eine Fortsetzung geben soll. Es ist aber eine interessante Geschichte, die man lesen kann.
  3. Cover des Buches Warum unsere Kinder Tyrannen werden (ISBN: 9783442171286)
    Michael Winterhoff

    Warum unsere Kinder Tyrannen werden

     (141)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    .. er bietet so gut wie keine Ideen zum Umgang mit den beschriebenen Problematiken an. Ein Ratgeber ohne Lösungsansätze?? Nun ja, indirekt kann man schon seine Schlüsse ziehen, aber ein gut durchdachtes Buch liegt hier meiner Meinung nach nicht vor. Zu viele Wiederholungen und Verallgemeinerungen. Dass jedoch ein Notstand an der "pädagogischen Front" herrscht, das mag ich umfassend unterschreiben. Natürlich gibt es auch extreme Formen der Vernachlässigung von Kindern in unserer Gesellschaft. Aber das umfassendere Problem ist das der "haltlosen" Kinder und Jugendlichen, die in ihrer Erziehung eben nicht die entwicklungsfördernden "Leitplanken" ihrer erwachsenen Bezugspersonen erleben durften und so meist recht orientierungslos durch ihren Alltag trudeln.

    Michael Winterhoff beschreibt dies drastisch, fügt einige Fallbeispiele ein und hat seine 3 Grunderklärungsmuster für solch fehlgeleitete Entwicklung: Partnerschaftlichkeit, Projektion und Symbiose im Umgang der Eltern mit ihren Kindern. Doch auch im schulischen und erziehungshelfenden Bereich sieht er diese Mängel flächendeckend beim pädagogischen Personal.

    Fazit: Gut, wenn dieses Buch eine überfällige Diskussion mit anzuregen vermag, auch wenn es insgesamt eher massenwirksam polemisch geschrieben wurde, denn die Missstände, die dem Buch zugrunde liegen, könnten zu einem umfassenden gesellschaftlichen Problem heranwachsen (bzw. sind schon mitten auf dem Weg dorthin).

  4. Cover des Buches Die Kinder des Wüstenplaneten (ISBN: 9783453319554)
    Frank Herbert

    Die Kinder des Wüstenplaneten

     (117)
    Aktuelle Rezension von: Monika_Grasl

    Nach dem Ende von Band 2 kommt man zu der Überzeugung, dass in Band 3 naturgemäß Alia und Pauls Kinder ins Zentrum der Handlung rücken. Eine Überlegung, die sich bereits auf den ersten Seiten bewahrheitet. Allerdings in einem Umfang, was man so nicht vermuten würde. Denn diesmal geht es um all die Leben, welche sowohl Alia, als auch die Zwillinge in sich tragen. Während Alia mit einer zunehmenden Machtgier ins Zentrum der Handlung rückt, bleibt bei Leto und Ghanima erstmal unklar, in welche Richtung sich die beiden entwickeln.

    Klar hervor arbeitet sich dies erst, als Lady Jessica nach Arrakis zurückkehrt. Sie weiß bereits um das Schicksal ihrer Tochter und dem was die Schwesternschaft für ihre Enkel vorgesehen haben. Was Jessica jedoch nicht bedacht hat ist der Umstand, dass gerade Leto außerhalb dieser festgesetzten Regeln aggieren wird.

    Zu Anfang dümpelt die Handlung ein wenig dahin, was sich schlagartig ändert, als Leto und Ghanima gezwungen sind unabhängige Wege zu  bestreiten. Hier wird insbesondere der Fokus auf Leto gerichtet, was interessant anmutet, gelegentlich jedoch in zu vielen Längen der unzähligen Leben ausschweift. Leto wird dabei allerdings klar, dass der Wüstenplanet so, wie er jetzt besteht, keine Zukunft haben wird. Dies zwingt ihn zu drastischen Maßnahmen. Entscheidungen, welche in meinen Augen, ruhig etwas mehr ausgebaut gehört hätten. So bleibt alles eher in einem dunstigen Nebelschleier, der am Ende zwar seine Auflösung findet, aber ein etwas unbefriedigtes Gefühl zurücklässt. Die Nebenfiguren bekommen diesmal dafür mehr Platz eingeräumt, was in mancherlei Hinsicht wieder einen guten Fokus auf die Story liefert, da man sie somit aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann.


    Fazit: Band 3 ist eine deutliche Steigerung zu den ersten beiden Bänden. Es geht nach wie vor um die Macht auf dem Wüstenplanet, wobei diesmal die Handlung besonders komprimiert ist. Zugleich bekommt man einen Einblick in die Verhaltensmuster der Verwandten der Atreides, obwohl es sich hier immer nur um kurze Augenblicke handelt.

  5. Cover des Buches Ein Garten offenbart sich (ISBN: 9783423284059)
    Katrin de Vries

    Ein Garten offenbart sich

     (34)
    Aktuelle Rezension von: Gartenfee007

    Darum geht es (Klappentext) :

    Der Garten als Lehrmeister – vom Wiederfinden eines Lebens im Einklang mit der Natur

    Als Katrin de Vries nach Jahren in der Großstadt zurück in ihre Heimat zieht, in ein Backsteinhaus in Ostfriesland, zu dem auch ein großer Garten gehört, ist sie noch überzeugt: Rasen gehört gemäht, Unkraut gejätet und morsche Bäume sollten gefällt werden. Doch nach und nach ändert sich ihre Vorstellung von Naturschönheit, ja von Natur überhaupt, und sie wagt einen neuen Ansatz: Statt den Garten nach herrschenden Vorstellungen zu gestalten, lässt sie den Bäumen, Gräsern, Büschen und Blumen vor ihrer Haustür freien Lauf. Und während es um sie herum wächst, wimmelt und sprießt, beobachtet sie und lernt – und muss dabei unweigerlich an ihre Großeltern denken, für die der Garten noch eine ganz andere Bedeutung hatte.

    Was können wir von der Natur vor unserer Haustür lernen?

    Meine Meinung :

    Dies ist mein erstes Buch von dieser Autorin. Leider konnte mich dieses Buch so gar nicht gefangen nehmen. Es ist wohl eher für Gartenneulinge gedacht, die einen sehr großen Garten haben. Den Denkansatz, der Natur einfach mal seinen Gang nehmen zu lassen, kann nur gelingen, mit einem entsprechend großen Grundstück. Ich kann nicht alles zuwuchern lassen, das würde den Nachbarn gar nicht gefallen. Mein Bauerngarten ist jetzt auch nicht so akurat und mit der Nagelschere geschnitten, ein bisschen Ordnung muss schon sein. Die Dialoge mit den Söhnen haben mich schon gestört und auch das so dahin plätschern. Die Reise in die Vergangenheit haben mir dagegen sehr gut gefallen, ich dachte ich sitze bei meiner Oma im Wohnzimmer und erzählt mir aus ihrer Kindheit. 

  6. Cover des Buches Das Fremde (ISBN: 9781500465339)
    Nikolas Preil

    Das Fremde

     (5)
    Aktuelle Rezension von: lord-byron
    "Nenne mich Geist. Oder um in deiner primitiven Sprache zu bleiben, die nie auszudrücken vermag, was wirklich ist, nenne mich Dämon. All das nur, weil du dir nie vorstellen kannst, was ich wirklich bin. Ich habe kein Geschlecht, ich habe kein Alter. Im Prinzip bleibe ich für dich und euch nur das Fremde, das nicht war, bevor ich erschienen bin." (Anfang von Das Fremde)

    Alles beginnt damit, dass der freundliche ältere Nachbar Karl Gustaf bei Sabrina und Martin zum Kaffee trinken eingeladen war. Doch Karl Gustaf ist nicht mehr er selbst und schlägt die beiden und zwingt sie, sich auszuziehen. Was dann folgt, ist das Grauen. Doch eigentlich war es gar nicht Karl Gustaf, der dieses Blutbad anrichtete, sondern eine fremde Energie, ein Wesen ohne Körper, eben das Fremde. Das versucht zu lernen und sucht sich immer neue Körper um zu verstehen.....

    Dieser Band war ganz anders als die beiden Vorgänger und hier ist es besonders wichtig, dass man "Bierbrut" und Amok Snuff" gelesen hat, denn so langsam fügt sich alles zu einem Ganzen. Natürlich endet die Novelle wieder an einer sehr spannenden Stelle und das Schlimme ist, dass wir auf Teil 4 "Messer" noch bis zum 09. September 2014 warten müssen. Ob ich das aushalte? Immerhin wird mein Name in diesem Teil vorkommen, wenn auch nur als eines der Opfer. ;-)

    Das Fremde ist auf der Suche nach Wissen und erfährt so nach und nach was in Hamburg vor sich geht. Das war natürlich für den Leser super, denn so erfuhr auch ich, wie alles zusammen hängt. Na, ja. Nicht alles. Es blieben noch genug Fragen offen und man trifft hier wieder auf einige Bekannte.

    Dieser Teil ist auch nicht ganz so brutal und blutig wie die beiden Vorgänger. Das war mal richtig gut zum Luft schnappen, denn ich vermute, dass es in "Messer" wieder ganz schön zur Sache gehen wird.

    Der Schreibstil ist wie wie immer sehr flüssig und gut zu lesen und macht so richtig Spaß. Die Charaktere sind gut gemischt und vieles ist nicht so wie es am Anfang schien. Das fremde Wesen durchläuft eine große Wandlung und die Geschichte war wieder richtig spannend. Darum vergebe ich für "Das Fremde" 5 von 5 Punkten und freue mich auf die letzten beiden Bände. Vielen Dank Nikolas Preil für die tolle Unterhaltung.

    Reihenfolge:
    1. Bierbrut
    2. Amok Snuff
    3. Das Fremde
    4. Messer (09.09.14)
    5. Übermensch (09.10.14)

    © Beate Senft
  7. Cover des Buches Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (ISBN: 9783453320444)
    Frank Herbert

    Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

     (87)
    Aktuelle Rezension von: glasratz


    Arrakis wird nicht mehr Dune genannt. Es ist ein grüner Planet, wie Millionen anderer auch. Doch 3500 Jahre nach dem Tod von Paul Atreides herrscht von dort noch immer sein Sohn Leto II über das bekannte Universum. Nach seiner Verschmelzung mit den Sandforellen in ein Mischwesen aus Wurm und Mensch verwandelt, ist er selbst die letzte Quelle von Melange, ein als Gott verehrter Despot, der mit seiner eisernen Herrschaft die Menscheit auf ihren „Goldenen Pfad“ schicken will.

    Trotz der interessanten Prämisse setzt dieses Buch den Abwärtstend in der Folge der Dune-Romane unbeirrt fort. War „Die Kinder des Wüstenplaneten“ keine gute Fortsetzung, aber für sich kein schlechter Roman, so ist dieses Buch zwar eine logische Fortsetzung, aber allen voran kein gutes Buch.

    Zunächst ist hier das Problem, dass das Buch nicht dem Muster der vielschichtigen Handlungsstränge seines Vorgängers folgt, sondern stattdessen nach dem wesentlich einfacheren, kammerspielartigen Muster von „Der Herr des Wüstenplaneten“ gestrickt ist. Ja, stellenweise fühlt es sich sogar so an, als versuche Herbert das gleiche Buch mit anderen Charakteren noch einmal neu zu schreiben. Das bedeutet, dass es abseits der Haupthandlung um den Protagonisten Leto II höchstens einzelne Szenen, aber keine wirklichen Geschichten gibt.

    Dazu kommt, dass der Plot selbst wenig ereignisreich ist. Reine Gespräche nehmen, wie in den anderen Büchern auch, den Hauptteil ein, werden aber nur selten durch irgendwelche Ereignisse, die die Handlung vorantreiben würden, unterbrochen. Im Grunde redet Moneo mit Leto, Leto mit Duncan, Duncan mit Moneo, dann wieder Moneo mit Leto. Dass etliche der Gespräche keinen Sinn machen, sondern nur von Leto gefördert werden um andere Charaktere zu verwirren, wird dabei explizit erwähnt. Dies macht es dem Leser nicht unbedingt leichter.

    Es macht auch viel weniger Spaß diesen Gesprächen zu folgen als in den Vorgängern. Leto hat in den Jahrtausenden seiner Herrschaft einen großen Teil der Kultur und Gesellschaftsordnung der Welt von Dune ausradiert. Mentaten sind verboten, die Zensunna und die Orange-Katholische Bibel spielen keine Rolle mehr, der Adel ist entmachtet und CHOAM ist Geschichte. Damit ist Frank Herberts Welt ein großer Teil ihrer scheinbaren Tiefe, von welcher sie über die vorherigen Bände gezehrt hat, einfach genommen. Wie scharf dieser Bruch ist, zeigt sich auch daran, dass sämtliche Einleitungstexte der Kapitel nur noch von Leto stammen, nicht mehr aus anderen Hintergrundwerken des Universums.

    Natürlich, dies ist vermutlich gewollt und soll die Absolutheit der Herrschaft des Gott-Imperators zeigen, aber spannender macht es das Buch auch nicht.

    Dies liegt zum großen Teil darin begründet, dass Leto kein besonders interessanter Charakter ist. Er war es schon im letzten Band nicht. Nun, als Quasi-Gott ist er es noch weniger. In jeder Szene ist er stets ein Dozent, der mehr Oberlehrer als Despot seinen Untergebenen mit vielen sprachlichen Tricks und Fallstricken seine Philosophie offenbart. Dabei wiederholt er sich auch gerne oder erklärt unterschiedlichen Charakteren das selbe Thema. Zu meinem Leidwesen hat mich die Philisophie des Goldenen Pfads wesentlich weniger interessiert als die Gedankenwelt der Fremen und die Zensunna.

    Der Goldene Pfad selbst wird auch trotz der gewaltigen Textmenge die darüber geschrieben wird nie ganz erklärt. Es bleibt ein Sammelsurium aus unterschiedlichen, sich mitunter widersprechenden Ideen. Gespräche dieser Art waren schon der Tiefpunkt des Vorgängers und nun machen sie das ganze Buch aus!

    Auch die anderen Charaktere des Buches sind keine großen Würfe. Sie sind hauptsächlich eindimensionale Statisten, die genau ein oder zwei Emotionen verkörpern und eigentlich nur dazu da sind um Leto irgendwelche Gesprächspartner zu geben. Nicht einmal der hundertfach wieder geklonte Duncan Idaho schafft es an seinen Vorgänger aus dem letzten Roman heranzukommen. Er wirkt hier wie eine schlechte Parodie von Huxleys John Savage.

    Passend dazu herrscht im gesamten Buch eine merkwürdige Atmosphäre unterdrückter Sexualität. Ständig wird darüber gesprochen, Andeutungen gemacht oder Gerüchte verbreitet. Ständig darf irgendjemand nicht mit irgendjemandem schlafen aber eine oder beide Seite dürfen oder möchten nicht, weshalb nichts daraus wird. Das wirkt irgendwie ungesund und entwickelt sich zum Ende hin zu einem unterschwelligen Hauptthema des Buches. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich damit anfangen soll. Meine beste Theorie ist, dass der Autor bei diesem Buch etwas frustriert war und bei den anderen davor wohl nicht.


    Alles in Allem ist es wirklich kein gutes Buch. Die Dune-Romane weisen damit einen linearen Abwärtstrend in der Qualität auf und ich bin sehr gespannt, ob sich dies beim nächsten Roman fortsetzt.

  8. Cover des Buches Die Herrscher der Welt (ISBN: 9783832163617)
    Bernhard Kegel

    Die Herrscher der Welt

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Kaivai
    Ach ja, es ist schön ein Buch zu lesen, das von Revolution handelt. Von wissenschaftlicher Revolution. Anfang des 20. Jahrhunderts revoltierte die Physik, da wäre ich gern dabei gewesen, heute zählt sie ja nur noch Erbsen. Dafür stürzt die Biologie gerade um.
    Schuld sind "Die Herrscher der Welt". Die Herrscher sind, nein, nicht die Menschen, es sind die Mikroben und vor allem die Könige der Mikroben, die Bakterien. Die ersten Lebewesen auf diesem Planeten. Über 2 Milliarden Jahre lebten sie auf dieser Welt, bevor der erste Vielzeller das Licht derselben erblickte. Hatten also Zeit sich auf uns, auf Pflanzen und Tiere vorzubereiten.
    Und unsere Welt erst möglich zu machen. Die Cyanobakterien erfanden die oxygene Photosynthese und lösten damit den Sauerstoff, den es auf der Erde nur in Molekülen gebunden gab, aus seiner Fixierung. So entstand die Athmosphäre. Cyanobakterien wandelten sich später, in den Pflanzen, zu Chloroplasten, zu dem Photosyntheseorgan in den Pflanzenzellen. Auch die Mitochondrien, die Motoren der tierischen Zellen, haben bakteriellen Ursprung.
    Bakterien sind überall. In rauen Massen. Keimfreie Zonen gibt es nur im Außerirdischen und im Labor. Und überall haben sie ein Wörtchen mitzureden. Helfen nahrung zu zerkleinern, erzeugen Duftstoffe, sind zentrale Protagonisten im Immunsystem undundund.
    Ca. 100 Billionen Bakterien leben in und auf einem Menschen. Pathogen, also krankheitserregend, sind die wenigsten, wie auch, dann wären wir ja ständig krank. Die Bakterien sind vor allem Symbionten, d.h. sie haben es gelernt mit uns zu leben, zu ihrem und zu unserem Vorteil. "Mögen unsere Symbionten auch künftig mit uns sein!" ist der letzte Satz dieses Buches.
    Das wie ein Hammer in verkrustete Denkstrukturen schlägt. Der Autor ist klug. Beleuchtet von vielen Seiten. Und macht gerade darum die Umwälzung, die eine vermoderte Biologie hinweg spült, umso deutlicher und glaubhafter.
    Dies Buch ist eine Knackdiewissenschaftnuß, doch auch sehr unterhaltsam geschrieben. Schillernde Fakten, so wie die Bakterienübertragungsrate bei einem zehnsekundigen Zungenkuß. 80 Millionen. Auch erhellend, dass auf der Haut von Frauen mehr Bakterien rumhoppeln, als auf der von Männern. Der ph-Wert ist niedriger, die Haut nicht so sauer. Das ziehen Bakterien als Lebensraum vor. Und dann das Händewaschen. Bringt die Bakterienvölker nur kurzfristig in Existenznot, schnell finden sie wieder zu sich und füllen die Lücken. Einige Bakterienarten wie bsw, die Stoplylococcen und die Streptococcen neigen sogar dazu sich durch das Händewaschen zu vermehren.
    Dann noch dies: "Auch wenn wir es nicht gern hören: Kot ist nahezu überall. Wussten Sie, dass mit jeder Spülung ein kleiner Teil des Toiletteninhalts als feiner Aerosolnebel in der Badezimmerluft verteilt wird? Und wo befindet sich ihre Zahnbürste? Das Labor des gebürtigen Neuseeländers Rob Knight in Boulder, Colorado, eine wichtige Adresse in der Mikrobiomforschung, hat Zahnbürsten untersucht.Und was war wohl das Ergebnis?"..." "Die Welt ist von einer feinen Patina aus Fäzes bedeckt", bestätigt Stanley Falkow, Mikrobiologe an der renommierten Stanford University. Das ist allerdings weniger ein hygienisches Problem als eine der Voraussetzungen dafür, dass Mikroben überhaupt in ihre Wirte gelangen."
    Seit der Mensch das erste Bakterium entdeckt hat, führt er einen Feldzug. Bakterien sind Feinde. Wie dumm. "Ein Wirt, der über effektive Waffen verfügt und Mikroben auf breiter Front den Kampf angesagt hat, der sich dabei wie ein Elefant im Porzellanladen aufführt und ungewollt das Millionen jahre alte Zusammenspiel der Partner im eigenen Superorganismus durcheinanderbringt, dürfte ein echtes Novum in der Geschichte des Lebens darstellen. Er hätte ohne Zweifel das Potential, zu einer tragikomischen Figur zu werden, die im Glauben, sich abgrenzen und schützen zu müssen, auch die Verbindungen und Äste kappt, die ihn am Leben und bei guter Gesundheit erhalten. Das ganze erinnert an einen König, der sein gesamtes Volk töten läßt, weil eine wenige Untertanen ihm nach dem Leben trachten. Bis er selber verhungert, weil niemand mehr für ihn Nahrung produziert."
    Was tun? Ein Interviewer fragte Mikrobiologen, was sie selbst in ihrem Leben verändert hätten, seitdem sie an diesem Thema arbeiten. Ihre Antwort: "Zurückhaltung mit Antibiotika, besonders bei Kindern, daheim keine übertriebene Sauberkeit und die Aufforderung an die lieben Kleinen, draußen und mit Tieren zu spielen, sowie last but not least eine Ernährung, die weitgehend auf industrielle Fertigprodukte verzichtet."
    Aber was bleibt den Menschen, wenn sie die feindliche Umwelt nicht mehr mit Pillen und Putzen im Zaum halten können? Eine neue Angst muß her. Die Viren? Sind ja noch zahlreicher als die Bakterien. Die Welt der Viren. Gelten nicht als Lebewesen, sind aber da. Sechzig Prozent der Viren leben in Bakterien als Phagen. Und kontrollieren sie? Um uns zu zerstören? Wir werden es erfahren. Die Biologie schreitet voran.
  9. Cover des Buches Das Kartell (ISBN: 9783426308547)
    Don Winslow

    Das Kartell

     (141)
    Aktuelle Rezension von: Jossele

    Die amerikanische Originalausgabe dieses Romans erschien 2015 unter dem Titel „The Cartel“. Es ist der zweite Band der berühmten Kartell-Saga des Autors. Erzählt wird der jahrzehntelange Kampf des amerikanischen Drogenfahnders Art Keller gegen die mexikanische Drogenmafia, der für Keller zu einer persönlichen Obsession wird, insbesondere wenn es um das Kartell seines ehemaligen Freundes Adán Barrera geht. Gegenüber dem Vorgängerband sind die Kartelle noch mächtiger geworden. Verbunden damit ist eine Zunahme der Brutalität, qualitativ und quantitativ. Die Bosse halten sich nicht mehr nur ein paar Schläger- und Mördertrupps, sondern regelrechte Armeen, nicht selten zusammengesetzt aus ausgebildeten Ex-Soldaten, die der höheren Bezahlung wegen die Seiten gewechselt haben. Alle bekämpfen irgendwie alle, Bündnisse werden geschmiedet, um sie bald zu brechen und die Polizeibehörden des Landes stehen jeweils auch in Lohn und Brot eines der Konkurrenten. Das alles ist möglich, weil der Drogenhandel so unglaublich hohe Gewinne abwirft, dass er alle anderen Geschäfte, selbst die Prostitution, in den Schatten stellt.

    Zu Beginn enthält der Roman einige Ungereimtheiten. So heißt Adáns im ersten Band verstorbener Bruder plötzlich Ramón statt Raúl. Außerdem wartet Adán zu Beginn dieses Bandes noch auf seinen Prozess, obwohl er doch im letzten Band schon verurteilt wurde: 12 Mal lebenslänglich. In diesem Band ist er kurz nach seinen Aussagen plötzlich auch zu 22 Jahren verurteilt, offenbar ohne Prozess. Zudem taucht plötzlich eine Schwester Elena von Adán Barrera auf, die im ersten Band überhaupt nicht erwähnt wird. Diese Schlampereien ziehen sich leider ein bisschen durch. So heißt ein Konkurrent Barreras, der im ersten Band noch Güero Méndez hießt plötzlich Güero Palma (Droemer Tb, November 2021, S. 275)

    Die Machtverhältnisse zwischen den Akteuren ändern sich öfters mal ein bisschen zu schnell und unmotiviert, um noch logisch zu sein. Das ist schade, weil es Winslow ansonsten sehr gekonnt versteht, raffinierte Intrigen fehlerfrei und spannend zu inszenieren. Zwischendurch geht jedoch auch immer wieder ein Teil der Spannung verloren, wenn sich die Geschichte in der Aufzählung von Morden erschöpft. Das ist zwar schockierend, aber irgendwann nicht mehr spannend. Es kam mir manchmal so vor, als wollte Winslow die Anzahl der Morde und die Brutalität in der Sprache auf einen Höhepunkt treiben. Ein Beispielsatz: „Köpfe und Gliedmaßen vermischen sich in seiner Stadt mit allem dem anderen Unrat, und in den Slums laufen die Straßenköter mit blutigen Lefzen und schuldbewussten Blicken umher.“ (ebd., S. 620)

    Vielleicht tue ich dem Autor aber auch insofern unrecht, als die Brutalität schlicht und einfach der Wirklichkeitsnähe geschuldet ist, denn dass Winslow einen erheblichen Rechercheaufwand betrieben hat, ist dem Werk anzumerken. Das betrifft nicht nur die Namen der Kartelle, die allesamt der Realität entnommen sind, sondern zeigt sich auch in einzelnen Kapiteln, denen öfters kaum veränderte reale Geschehnisse zugrunde liegen.

    Dieser Roman ist bestimmt kein schlechter, die Freunde bluttriefender Seiten werden ihn vielleicht sogar lieben, aber aus meinem Blickwinkel kommt er nicht an die Raffinesse und Spannung des Vorgängers heran. Drei Sterne.

  10. Cover des Buches Das Faultier und die Motte (ISBN: 9783845834146)
    Emilia Dziubak

    Das Faultier und die Motte

     (28)
    Aktuelle Rezension von: Kriho

    🦋🦥Das Faultier und die Motte - Die ungewöhnlichsten Tierfreundschaften🦥🦋

    Kenn ihr die Freundschaft zwischen Ameisen und Blattläusen? Oder die, der Seeanemone und des Clownfisches? Wisst ihr, Dank wem die Termite das gefressen Holz verdauen kann?
    Das Kindersachbuch "Das Faultier und die Motte - Die ungewöhnlichsten Tierfreundschaften" (Autorin und Illustration: @emilia.dziubak) vom @verlagarsedition beschreibt kurz und knackig die Besonderheiten dieser und noch vieler weiterer Freundschaften des Tier- und Pflanzenreichs. Seid gespannt!

    Handlung:
    Der kleine Kater namens Homer fühlt sich Zuhause nicht mehr wohl und zieht so in die große weite Welt, um einen neuen Freund zu finden. So trifft er auf verschiedene Lebewesen und Pflanzen, die ungewöhnliche, seltsame und kuriose Freundschaften pflegen. Die einen können ohne einander nicht leben, die anderen beschützen, umsorgen und pflegen den "besten Freund". Es ist ein geben und nehmen. Ob Homer auch so einen Freund findet?

    Fazit:
    In dieser wunderbaren Geschichte lernen Kinder verschiedene Lebewesen und Pflanzen, sowie beeindruckende Fakten derer Freundschaften kennen. Jede Besonderheit einer Tier-/Pflanzenfreundschaft wird in einem kurzen Satz beschrieben. Jedoch finden sich dort auch lateinische Bezeichnungen wieder, wodurch die wenn auch kurzen Texte für Kleinkinder nicht so gut verständlich sind. Dies wirkt so, als ob die Informationen aus einem Lexikon entnommen wurden. Nichts desto trotz ist es ein wunderschön illustriertes Bilderbuch zu dessen Bildern man auch frei erzählen kann.
    Zudem finden ältere Kinder am Ende des Buches einen Freundschaftstest, in dem sie ihren Freundschaftstypen herausfinden können.

  11. Cover des Buches Der Herr des Wüstenplaneten (ISBN: 9783453319547)
    Frank Herbert

    Der Herr des Wüstenplaneten

     (140)
    Aktuelle Rezension von: Monika_Grasl

    12 Jahre liegen zwischen dem Ende von Band 1 und dem Beginn des 2. Bandes rund um den Wüstenplanet. Paul ist nunmehr der Imperator und muss sich an mehreren Fronten behaupten. Zum einen vor seiner "Ehefrau", andererseits vor den großen Häusern und der MAFEA. Hinzu kommt, dass neben der Schwesternschaft eine weitere Vereinigung in die Handlung eingeführt wird. Durch diesen Umstand erwartet man als Leser einen neuen Spannungsbogen, was am Anfang auch so wirkt. Jedoch nach den ersten Seiten bereits in einer ermüdenden Endlosdiskussion seinen weiteren Verlauf findet. Stellenweise kann das Buch, dann wieder sehr überzeugen, wenn neue und alte Figuren auftauchen von denen man sich nicht erwartet hätte, dass sie einen Platz finden.


    Persönlich hat mir Pauls Entwicklung in diesem Band bedeutend besser gefallen, als in Band 1. Man liest gut heraus, dass er in einem permanenten Selbstzweifel bezüglich seiner getroffenen Entscheidungen steckt. Auf der anderen Seite läuft dagegen Chanis Entwicklung in eine konträre Richtung. Sie wirkt in manchen Szenen allzu überspitzt dargestellt. Zu Alia hab ich in diesem Band keinen richtigen Bezug gefunden. Sie ist zwar anwesend, aber es erscheint mir, als stünde sie in einem permanenten Wettkampf zu Paul, sich selbst und der Schwesternschaft. Das ermüdet die Szenen mit ihr zu lesen.


    Fazit: Band 2 ist keineswegs schlecht. Gerade der Hauptprotagonist macht einen merklichen Wandel durch und auch die neuen Figuren bieten Potenzial. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass es manchmal in der Handlung stockte und sich die Figuren allzu oft in stillen Gedankengängen verlieren.

  12. Cover des Buches Tyrannen müssen nicht sein (ISBN: 9783442172023)
    Michael Winterhoff

    Tyrannen müssen nicht sein

     (30)
    Aktuelle Rezension von: Buecherteich
    Leider wie so oft nicht mehr der ganz große Erfolg wie das vorherige Buch von Michael Winterhoff. In gewohnter Weise analysiert er Beziehungen. Wer das erste Buch gelesen hat, erfährt hier nicht mehr so viel Neues. Trotzdem lesens- und empfehlenswert.
  13. Cover des Buches Winzige Gefährten (ISBN: 9783956142321)
    Ed Yong

    Winzige Gefährten

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Thomas_Lawall
    Einsamkeit. Gibt es so etwas überhaupt? Dieser Begriff bekommt eine andere Dimension, wenn man das Buch des Wissenschaftsjournalisten Ed Yong liest. Im Prolog zitiert er Orson Welles, der einmal sagte "Wir werden allein geboren, wir leben allein, wir sterben allein" und korrigiert ihn dahingehend, als er der Meinung ist, dass er Unrecht hatte. In seinem Selbstverständnis gibt es ein Alleinsein überhaupt nicht.

    "Unser Leben ist eine Symbiose" sagt der Autor und meint damit ein "Zusammenleben", das erst nach und nach in die Köpfe der Menschen findet, obwohl sich die Wissenschaft schon seit geraumer Zeit damit beschäftigt. Mikroorganismen sind unsere ständigen Lebenspartner. Allein sind wir niemals. Ganz im Gegenteil. Sie sind praktisch überall. Von den Haarspitzen bis unter die Fußnägel. "Jeder von uns ist sein eigener Zoo."

    Mikroben, die sich ihr Zuhause auf Tieren aussuchen sind andere, als Menschen sie beherbergen. Die Voraussetzungen für diese Wohngemeinschaften sind allerdings prinzipiell die gleichen. Dies zu beleuchten, ist eine Aufgabe dieses Buches. Doch es gibt noch andere. 

    Die Sensibilisierung für das ganze Thema überhaupt steht im Vordergrund. Allein einfache Zahlen mögen dies verdeutlichen. Wobei es schon eine Weile dauern kann, bis man sich in etwa vorstellen kann, dass eine Million Mikroben auf einem Stecknadelkopf Platz finden. Nicht mehr vorstellbar ist dann die gesamte Anzahl, die jeden Mensch begleiten: 39 Billionen.

    Auch die festverwurzelte Angst, was Aufgabe und Bedeutung von Bakterien betrifft, muss neu definiert werden. Diese nimmt uns der Autor bereits auf den ersten Seiten einfach weg. Ansteckende Krankheiten werden nur von einem kleinen Teil ausgelöst. Tausende von anderen Arten erfüllen nützliche und notwendige Funktionen ...

    Es begann mit einer Erfindung. Antoni van Leeuwenhoek (geb. 1632) erfand, mit einer Methode, die nur ihm bekannt war, ein Einzellinsen-Mikroskop, mit welchem ihm eine 270-fache Vergrößerung gelang. Unzählige Objekte wie Pflanzenteile und Tierhaare konnten nun erstmals genauer betrachtet werden und eine völlig andere Ansicht ermöglichen. Spektakulär wurde es, als er auf die Idee kam, Wasser genauer zu untersuchen. Er war der erste Mensch, der jenes Wunder sah! Es wimmelte von Leben und, wie er schrieb, "... dass es wundervoll zu sehen war."

    Die Mikrobiologie steckte immerhin in den Kinderschuhen, doch fortan war ihr ein steiniger Weg beschieden. Das Wissen um die Herstellung der Leeuwenhoek'schen Linsen verschwand und es dauerte bis Mitte des 19. Jahrhunderts, bis ernstzunehmende Forschungen begannen. Der französische Chemiker Louis Pasteur brachte den Stein ins Rollen, indem ihm der Nachweis gelang, was verschiedene Bakterien bewirken und verursachen können ...

    ... wobei es bis zum entscheidenden Durchbruch - der "Revolution der Mikrobiologie" - fast noch einmal so lange dauerte. Eine neue Methodik, der man den Namen "Metagenomik" gab - die Identifizierung von Bakterien und Viren mittels Sequenzierung ihrer DNA ...
     
    Ed Yong baut sein erstes Buch ähnlich wie einen Kriminalroman auf. Gesucht werden Mikroben. Wie findet man sie? Und wie wollen sie, wenn man sie denn gefunden hat, eine "umfassendere Ansicht vom Leben vermitteln"? Ist das alles Unsinn oder steckt mehr dahinter, als wir je noch nicht einmal vermutet hätten? 

    Wissenschaftler kennen den Inhalt oder werden sich über diesen Überblick freuen. Im Gegensatz dazu werden Leserinnen und Leser aus dem interessierten Lager wissenschaftlicher Grundschüler an einigen Textstellen die eine oder andere Hürde zu überspringen haben, doch Ed Yong drückt sich im Allgemeinen erfreulich verständlich aus. Begriffe, die sich einem breiteren Verständnis entziehen, aber im Gesamtzusammenhang einfach notwendig sind, können in entsprechender Literatur ja mühelos nachgeschlagen werden. Zudem geben umfangreiche Anmerkungen im Buch, sowie ein Register und Literaturverzeichnis weiteren Aufschluss.

    Außerdem tragen seine ausdrucksstarken Metaphern wesentlich zum weiteren Verständnis bei. Antibiotika bezeichnet er als "Massenvernichtungswaffen": "Es ist, als würde man eine Stadt bombardieren, um eine Ratte zu töten." Da macht es mehr als neugierig, unter anderem zu erfahren, um was es sich bei einem "evolutionären Kaninchenloch" oder dem "Post-Antibiotikazeitalter" handelt, oder wer oder was ein Enzym herzustellen in der Lage ist, "das Blausäure in eine harmlose Verbindung umwandelt".

    Auch ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen fehlt nicht. Inzwischen ist es möglich, "genetische Schalter" einzubauen, doch bestimmte Visionen gehen viel weiter. Bakterien, die Probleme im Organismus selbständig aufspüren und "in Ordnung bringen", beispielsweise. Insgesamt gesehen befinden wir uns wiederum am Beginn einer neuen Ära ...

    ... die uns hoffentlich immer auf die richtigen Wege führt. Doch nach Beendigung der Lektüre bleibt zunächst einmal die Faszination. Wer hätte gedacht, dass jene "winzigen Gefährten" den Schlüssel für alles Leben auf der Erde besitzen. Spannender kann wissenschaftliche Lektüre nicht sein.
  14. Cover des Buches Zufälle im Museum (ISBN: 9783775745574)
    Stefan Draschan

    Zufälle im Museum

     (5)
    Aktuelle Rezension von: sarah83sbookshelf

    "Ist das Kunst oder kann das weg?"
    Diesen Ausspruch hat so ziemlich jeder schon einmal gehört und wie in vielen anderen Bereichen, wird auch hier oft darüber gestritten, ob manche Dinge Kunst sind, ob die Idee allein schon Kunst ist oder ob sie erst durch das handwerkliche Geschick zu Kunst wird (man bedenke "Fettecken" oder einen schlichten farbigen Punkt auf einer ansonsten weißen Leinwand).
    Doch was, wenn Kunst selber Kunst schafft?
    Stefan Draschan ist Fotograf und hat sich in den Museen dieser Welt auf die Lauer gelegt.
    Um was zu tun?
    Er schafft mit Kunst Kunst.
    In diesem kleinen aber feinen Bildband zeigt er, was in Museen passiert, wenn Menschen Gemälde betrachten. Denn ihre Kleidung oder gar ihre Haltung ergänzen das jeweils betrachtete Gemälde oder der Betrachter kopiert die Haltung der Figur, die sie studiert.
    So ergeben sich die interessante Installationen und Kompositionen, die selten gestellt und auf Grund der Zufälligkeit wirklich charmant wirken.
    Mit 120 Seiten ist es für ein Kunstbuch ein schmales Werk, welches dem Leser ein Schmunzeln in das Gesicht zaubert und zeigt, dass Kunst zu den ungewöhnlichsten Zeiten und auch den ungewöhnlichsten Orten geschehen kann.
    Ein Buch, dass die Hemmschwelle vor der Kunst senkt und Lust auf mehr macht.

    4 von 5 Zufällen

  15. Cover des Buches Verwobenes Leben (ISBN: 9783550201103)
    Merlin Sheldrake

    Verwobenes Leben

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Irve

    Um es vorwegzunehmen: Dieses Buch wird bei meinen Highlights des Jahres einen der vorderen Ränge einnehmen! Selten habe ich ein Sachbuch gelesen, in dem Wissen fachgerecht, aber leicht verständlich und zudem äußerst unterhaltsam mit viel Raum für Begeisterung und Staunen an den Leser (1) gebracht wird – viele Blicke über den Tellerrand inklusive!


    Der Autor Merlin Sheldrake hat über das Netzwerk der Pilze in Panama dissertiert und kriegt auch weiterhin nicht genug von der Mykologie – dem Bereich des Lebendigen, das bislang überraschend wenig erforscht ist. Seine Faszination teilt er über dieses Buch, in dem er die verschiedensten Pilze mit anderen Themen in Bezug setzt und dabei äußerst Bemerkenswertes in das Rampenlicht zieht. Sheldrake hat intensiv im Bereich der Mykologie recherchiert und viele Forschungsergebnisse, Entdeckungen und auch persönliche Erfahrungen zu diesem großartigen Werk verwoben. Apropos verwoben: Der Titel des Buches ist sehr gut gewählt, denn nicht nur die Pilze selbst sind durch ihre Geflechte in sich selbst verwoben, auch mit anderen Bereichen des Lebendigen verflechten sie sich auf verschiedenen Ebenen zu Symbiose und Co.


    Sein Werk hat Sheldrake „voller Dankbarkeit den Pilzen gewidmet“, von denen er so vieles gelernt habe.


    Dass dieses Buch voller Wertschätzung und Herzblut steckt, liegt also auf der Hand, und Sheldrake hat es geschafft, diese Begeisterung mit mir zu teilen. Ich hoffe, dass nach meinen Worten der ein oder andere auf „Verwobenes Leben“ aufmerksam wird, sodass dem Buch die Aufmerksamkeit zuteil wird, die es verdient hat. Die Rezension ist meinem Bücherblog "Irve liest" entnommen.


    Aber worum genau geht es in diesem „Pilzbuch“?

    Es besteht aus einem Prolog, einer Einleitung, 8 interessanten Kapiteln, die teilweise die Sicht auf einige Dinge verändern könnten, sowie Epilog und sehr umfangreichen Anhang (Danksagungen, Anmerkungen, Register, Bibliografie).

    Die Kapitel widmen sich unter anderem den Themen der Trüffel (und ich dachte, ich wüsste Bescheid), dem großartigen Zusammenwirken von den Pilzen und anderen Bereichen der Natur wie Bäumen oder Algen, aber auch um die halluzinierende Wirkung einiger Arten, oder das absolut beeindruckende „Wood Wide Web“ – tja, es scheint, als habe die Natur diese Art der Kommunikation erfunden und wir sie lediglich stümperhaft mit dem Internet imitiert.


    „Verwobenes Leben“ hat mich sehr neugierig auf die Mykologie gemacht und sollte ich auf adäquat erscheinende Titel treffen, werde ich sicher nicht nein sagen!



  16. Cover des Buches Jenseits des schweigenden Sterns (ISBN: 9783943172225)
    Clive St. Lewis

    Jenseits des schweigenden Sterns

     (4)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    Im ersten Band der zwischen 1938 und 1945 erschienen Perelandra Trilogie reist der Wissenschaftler Ransom durch eine Entführung auf den Mars um dort zwei Sorten Marsianer kennen zu Lernen. Lewis Trilogie besticht durch ihre für damalige Verhältnisse sensationelle Sicht des Weltraumes und des Reisens, nervt aber ungemein durch die sehr missionarisch dargebrachte christliche Botschaft.
  17. Cover des Buches British Asian Style (ISBN: 9781851776191)
  18. Cover des Buches Der Fisch, der lieber eine Alge wäre (ISBN: 9783406660276)
    Ewald Weber

    Der Fisch, der lieber eine Alge wäre

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Dieses Buch zeigt mir als Leser auf, wie komplex die Zusammenhänge in der Natur zwischen Tieren und Pflanzen sich gestalten und damit auch, wie wir Menschen ein Teil dieser Komplexität sind. Die Tiere, die Pflanzen, die gegenseitigen Abhängigkeiten, sei es bei der Bestäubung, der Ernährung, des Lebensraums. Das Überleben des einen ist abhängig vom anderen und wie schnell kann der Wegfall einer Spezies viele andere betreffen.
    Dieses Sachbuch hat mir vor allem wegen seines anschaulichen Stils, der vielen Beispiele und auch der verwendeten und gut erklärten Fachbegriffe gefallen. Es ist informativ und lehrreich, es unterhält und erzählt spannende Geschichte aus der Natur- vor allem auch für interessierte Jugendliche finde ich es sehr gut geeignet. Es zeigt wie spannend die Vorgänge im Tier und Pflanzenreich sind und welche Kniffe und Ideenreichtum es hier gibt.
    Mir hat auch gut gefallen, dass der Autor immer wieder in der Ich-Perspektive eigene Erlebnisse und Beobachtungen beschreibt. Als Leser ist man so hautnah am Geschehen.
    Zu Beginn des Buches findet man ein Inhaltsverzeichnis. Es zeigt einen ersten Überblick über den Aufbau des Buches. Es unterteilt sich in Themenbereiche und dann wiederum in mehrere Kapitel.
    Themen sind z.B. Bestäubungen, Tarnen, Täuschen, Raubpflanzen, Giganten im Tierreich, Verbreitung von Samen durch Tiere, Koevolution, Pestizideinsatz und einige mehr.
    Der Anhang rundet das Buch dann perfekt ab. Hier finden sich neben einem ausführlichen Literaturverzeichnis, Bildnachweise, Verzeichnisse der Tier –und Pflanzenarten.
    Der Autor geht im Buch auch immer wieder auf Naturforscher ein. Er benennt sie mit Namen und Lebensdaten und erzählt kurz, welche Entdeckungen sie erzielt haben. Die zufällige Entdeckung von Penicillin, die Versuche von Mendel mit den Erbsen und die Aufstellung der Mendelschen Regeln, aber auch wer z.B. den Begriff der Symbiose prägte.
    Manchmal nutzt der Autor Fachbegriffe, aber dieser erklärt er sehr anschaulich und gut verständlich und er gibt lebendige Beispiele.
    Mich hat das Buch begeistert. Man spürt beim Lesen auch die Leidenschaft des Autors für sein Fachgebiet und er transportiert das zum Leser und weckt hier Neugier und Freunde am Buch. Er gelingt auch den Leser neugierig und nachdenklich zu machen.
    Hinten im Buch findet man eine kurze Autorenvorstellung und hier kann man erlesen, dass der Autor Biologie an der Uni Potsdam lehrt.
    Sehr gut gefallen haben mir auch die immer wieder passend zum Text auftauchenden kleinen Farbfotos von Tieren oder Pflanzen.
    Absolute Leseempfehlung für alle, die sich für das Fach der Biologie begeistern, für angehende Naturforscher, für interessierte Laien und Leser, die gern informative wie unterhaltsame Sachbücher schätzen.


  19. Cover des Buches Heiße Milch (ISBN: 9783462049770)
    Deborah Levy

    Heiße Milch

     (30)
    Aktuelle Rezension von: imke_wtr

    Sofia und ihre Mutter Rose fahren nach Spanien in eine Spezialklinik, weil Rose lange schon behauptet ihre Füße nicht mehr spüren zu können. Dr. Gomez, der Spezialist, versucht vor allem Mutter und Tochter voneinander zu lösen, die eine enge Beziehung haben, weil Rose darauf beharrt, Sofia als Unterstützung zu brauchen.

    Die Mutter-Tochter-Beziehung ist hochtoxisch, und ich habe sehr gehofft, dass Sofia es schafft, sich zu lösen. Nicht gerade hilfreich ist, dass sie von ihrem Vater keinerlei Unterstützung erhält. Mit seiner neuen Frau, die kaum älter als Sofia ist, lebt er in Athen, und weist seine Tochter bei einem Besuch ab.

    Deborah Levys Stil ist wild und eigenwillig, eindringlich, manchmal auch ein bisschen weird, aber ich mag sehr, wie sie schreibt. Die Mutter-Tochter-Beziehung ist psychologisch interessant aufgezogen, das Setting in Spanien ganz cool, die Krankheit der Mutter rätselhaft, mit Sofia und Ingrid hat das Buch sogar eine kleine queere Liebesgeschichte.

    Ich bin richtig versunken, habe das Buch überraschend gern gelesen. Es geht ums Abnabeln von der Familie, darum, den eigenen Weg zu finden. Thematisch eingrenzbar zwischen Psychologie, Freundschaft und Familie, dazu ein spanischer Strand mit aggressiven Quallen und eine ganz eigene Erzählstimme: Mich hat der Roman bestens unterhalten, weshalb ich ihn definitiv weiterempfehlen kann.

  20. Cover des Buches Das Geheimnis zweier Ozeane (Wissenschaftlich-phantastischer Roman) (ISBN: B001IU2E00)
    Grigorij B. Adamov

    Das Geheimnis zweier Ozeane (Wissenschaftlich-phantastischer Roman)

     (4)
    Aktuelle Rezension von: RogerSuffo

    Die Frage, wozu SF-Romane gut sind, ob sie also einen Platz innerhalb der „richtigen“ Literatur verdienen, stellt sich mir immer wieder – gerade, weil es so viel Trash dabei gibt. Aber sind nicht mehr als 80 % aller gelesenen anderen Bücher der „Belletristik“ auch Trash: Liebes- Arzt-, Heimat- und sonstwas für „Romane“?

    Der Adamow-Roman erschien seinerzeit in der DDR unter dem Label „Wissenschaftlich-phantastischer Roman“ und war auf Jungen um 14 als Leser zugeschnitten.

    Das Gemeine an ihm: Er erzählt Wissenschaftliches, Historisches usw. in lockerer Vermischung mit „Fantastischem“. Einem jungen Leser kann es da schon einmal passieren, dass er nicht mehr Wirkliches von Ersponnenem unterscheiden kann. Dazu trägt natürlich seine Handlungszeit bei. Der Roman liefert nämlich eine eigene Erklärung, warum Japan im 2. Weltkrieg nicht die Sowjetunion angegriffen hat. Das lag nämlich am Einsatz eines U-Bootes mit technischer Überlegenheit, Strahlenwaffen usw. Die Reise dieses U-Bootes um die Welt von der Ostsee bis nach Wladiwostok bildet den Rahmen der Handlung. An Bort befindet sich ein Verräter, der immer neu Situationen organisiert, durch die dieses Superprodukt unschädlich gemacht werden soll. Als Held der besonderen Art wirkt Pawlik, ein Junge, den das U-Boot als Zeuge eines Schiffsunglücks an Bord genommen hat. Mal bewusst, meist unbewusst sorgt er dafür, dass letztlich fast alles gut ausgeht.

    Was hier teilweise ganz nebenbei beschrieben wird, regt die Fantasie sehr stark an, und „klassischer“ kann man das Prinzip der Symbiose in der Natur nicht darstellen. Gerade deshalb nimmt man die Existenz von Tiefsee-Ungeheuern als natürlich entgegen.

    Pawlik ist naiv und wissbegierig. Seine Erfindung macht viele technischen, aber vor allem biologischen Erklärungen nachvollziehbar – eine Klippe, über die viele SF-Erzähler scherzhaft stolpern. Die wissen, dass der Leser eine Menge erklärt bekommen muss und lassen dies Beteiligte einander erklären – man kann aber davon ausgehen, dass in Raumschiffen auch die Nicht-Spezialisten einen groben Überblick über Grundsätzliches haben und meist nur gesagt bekommen müssten, dass dies da xxx ist. Pawlik darf über alles staunen. Dass natürlich die Sowjetmänner in dem Buch die Guten sind, versteht sich von selbst. Dass das Buch viele Forschungsfragen von Biotechnologien vorwegnimmt, spricht für den Horizont und den Optimismus des Autors.

    Es lohnt sich übrigens, eine Erdkarte zur Hilfe zu nehmen und darauf die Route des Schiffes zu verfolgen. Wie gesagt, mitunter ist es schwierig zu erkennen, wann die reine Erfindung beginnt, denn man „lernt“ viel über „Kreationsweisen“ der Natur … uns spannend ist das Buch fast durchgängig. Des Action-Vorspiels, bei dem der Leser noch nichts zuordnen kann, hätte es nicht bedurft ...

  21. Cover des Buches Der symbiotische Planet oder Wie die Evolution wirklich verlief (ISBN: 9783864899072)
    Lynn Margulis

    Der symbiotische Planet oder Wie die Evolution wirklich verlief

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Sikal

    Spätestens auf Seite 142 wird jedem klar werden, wie die Autorin dieses Buches zu Pilzen, Algen oder Bakterien steht – denn hier taucht das Wort „Chlamydospore“ auf. Dieses Wort wird von der Autorin als ein hübscher Name für einen Pilz bezeichnet und lässt somit keine Zweifel mehr offen: die Autorin ist den auf den Seiten davor beschriebenen Lebensformen verfallen.

     

    Diese Leidenschaft kommt aber auch nicht von irgendwo – bereits in ihren ersten Forscherjahren musste sich Lynn Margulis gegen die von Darwin aufgestellte und allseits bekannte Evolutionstheorie wehren und durchsetzen. Und es ist auch kaum verwunderlich, ist diese Welt in der die Autorin forscht doch eher als das Gegenteil von dem bekannt, was wir als „höheres Leben“ bezeichnen. Bakterien werden fast immer als Krankheitserreger und somit als Feinde betrachtet – und genau diese Lebewesen sollen unserer Vorfahren sein?

     

    „Ich behaupte: Wir Menschen sind, wie alle anderen Affen, nicht das Werk Gottes, sondern das Ergebnis der Milliarden Jahre währenden Wechselwirkungen zwischen höchst reaktionsfähigen Mikroben. Dies klingt für manche Menschen höchst beunruhigend.“

     

    Dass diese Frau sich mit ihren Thesen in einem höchst konservativen Amerika dennoch durchsetzen konnte, lässt die Forschungsarbeit und deren Ergebnisse der Autorin umso bemerkenswerter wirken.

    In ihrem Buch beschreibt sie ihre ersten Beweggründe in diesem Fach tätig zu werden, ihren Werdegang und die Theorie der Vereinigung/Verschmelzung von Zellen der sogenannten „seriellen Endosymbiose“ (SET).

     

    Durch Louis Pasteur, dem es gelang, Bakterien aus unseren Lebensmitteln zu entfernen, wurden diese aber zu Krankheitserregern abgestempelt und der Ausrottung preisgegeben. Mehr als hundert Jahre später bestreitet (in Europa) kaum jemand, dass Bakterien auch nützlich sind und dieses Buch geht noch einen Schritt weiter.

     

    Die Symbiose als Auslöser der Menschheit – Symbiose und nicht Zellteilung als Grundprinzip des Lebens und Symbiose zur Aufrechterhaltung unserer, von einem Geflecht von Ökosystemen umspannten Erde. Diese Prinzipien erläutert Die Autorin auf 170 Seiten.

     

    Anfangs mag es für den Laien unüberschaubar und verängstigend wirken, wenn von Protoctisten, Ciliaten und Amöben die Rede ist, jedoch schafft es die Forscherin auf den knappen Seiten die Begrifflichkeiten so zu umschreiben und immer wieder in Zusammenhänge zu bringen, dass man am Ende beinahe glaubt, man wisse genau wovon die Rede ist. Und die Autorin schafft es auch, ihr Konzept der Evolution verständlich zu erklären und stets mit wissenschaftlichen Argumenten zu untermauern. Keinesfalls wird Darwins Lehre von der Evolutionstheorie in Frage gestellt – die Theorie des symbiotischen Planeten stellt den Darwinisten hier ein zusätzliches Werkzeug zur Verfügung, um gewisse Vorgänge noch besser verstehen zu können.

     

    Selbst wenn es dem Leser nicht gelingen sollte, das gesamte Ausmaß von Lynn Margulis Idee aus diesem Werk zu verstehen – eines wird jedem mit Sicherheit bewusst: Kleinstlebewesen sind mehr als Schleim in einer Pfütze oder Schaum am Rande eines Baches – diese Bakterien, Protoctisten und Pilze, sind der Stoff aus dem wir alle sind…

  22. Cover des Buches Nexus (ISBN: 9783943864564)
    Ramez Naam

    Nexus

     (7)
    Aktuelle Rezension von: DianaE

    Ramez Naam – Nexus


    Der junge Programmierer Kaden entwickelt mit seinen Freunden die Droge Nexus weiter. Sie ist eine Möglichkeit, sich mit dem Internet oder anderen Gehirnen zu verbinden, was wiederum eine höhere Leistungsfähigkeit der Gehirnfunktion möglich macht. Auch das Gemeinschaftsgefühl wird gestärkt.

    Als bei einer Session die Ermittlerin Sam auftaucht und sich in die Gemeinschaft einschleust, zeigt sich aber schnell, dass Nexus weitaus gefährlicher ist als vermutet. Die Droge schafft es, Menschen komplett zu unterwerfen.

    Die Regierung will den Handel mit Nexus unterdrücken und sie zwingt Kaden Lane dazu, sich undercover einer Wissenschaftlerin zu nähern und für sie zu arbeiten. Allerdings ist sie weitaus mächtiger als gedacht und für Kaden und Sam beginnt ein Überlebenskampf, den nur der Intelligentere gewinnen kann.


    Ich habe noch kein Buch des Autoren gelesen, war aber neugierig auf diesen Hightech-Thriller.

    Der Autor hat einen guten, aber durchaus sehr ausschweifenden Erzählstil. An einigen Stellen ist das auch nötig um das Wesen von Nexus zu erkennen und in seiner Bandbreite zu verstehen.

    Gleich auf den ersten 100 Seiten werden sehr viele Charaktere vorgestellt, aufgebaut und detailliert beschrieben. Nicht alle davon werden in diesem Buch wichtig werden. Leider führte die Vielzahl dazu, dass ich mich kaum an Namen erinnern oder ihre Funktion im Buch durchschauen konnte.

    Im Laufe der Geschichte wurde es dann aber besser.

    Der Actionanteil ist sehr hoch, dazu wird es sehr wissenschaftlich, aber so, dass ich als Laie dennoch mitkommen konnte und mir vorstellen konnte, das Nexus sowohl etwas arg gefährliches aber auch bereichenderes im Leben sein könnte.

    Wie jede Droge macht diese süchtig. Süchtig nach dem Gemeinschaftsgefühl, süchtig nach mehr Wissen, süchtig nach Verbundenheit. Wenn man isoliert wird und plötzlich alleine in seinem Kopf ist, fremdgesteuert wird oder alle Erinnerungen offen vor dem Gegner liegen, ist das nicht nur einsam sondern auch gefährlich und höchst beklemmend.

    Kombiniert wird Nexus mit verschiedenen Apps, die auch die körperliche Leistungsfähigkeit steigern, Emotionen unterdrücken können oder man plötzlich zu einem Karate-Champion wird.


    Ich will gar nicht mal so sehr auf Kaden eingehen, die Leserschaft sollte ihn auf seine Weise kennenlernen. Nur so viel, die Figur war durchaus interessant und mir gefiel, dass er mit Nexus die Welt zum besseren verändern möchte. Er beschützt seine Freunde, muss aber erkennen, dass nicht jeder ihm wohl gesonnen ist. Ich empfand seine Weiterentwicklung als interessant und konnte mit ihm mitfühlen.


    Die verschiedenen Schauplätze sind zahlreich, aber detailliert ausgearbeitet. So konnte ich mich besser in die Geschichte fallen lassen.


    Der Hightech-Thriller, der eine düstere Zukunft schreibt, hat mir gut gefallen. Schade fand ich, dass wir am Anfang mit so vielen Figuren konfrontiert wurden, sodass ich kaum Zeit hatte, zu unterscheiden, wer wichtig bzw an dieser Stelle unwichtig für den Fortgang der Geschichte war. Die Grundidee gefiel mir gut. Auch die wissenschaftlichen Details wurden zumeist gut in die Geschichte integriert und für den Laien gut erklärt. Allerdings ist der Thriller sehr komplex und wer leichtere Kost bevorzugt, könnte schnell überfordert werden. Durchaus spannend und mit einem guten Tempo versehen, dennoch hätte eine Straffung bestimmter Szenen vermutlich noch mehr Spannung herausholen können.


    Ich habe den Thriller, eingelesen von Uve Teschner gern gehört. Der Sprecher ist ein Meister seines Fachs und bringt Spannung, eine gute Emotionalität und ein gutes Tempo in die Geschichte ein. Das ungekürzte Hörbuch hat eine Laufzeit von 15 Stunden und 10 Minuten. Herr Teschner haucht den Figuren Leben ein und macht sie nahbarer.


    Das Cover ist hübsch, mir gefällt die Klarheit und die wenigen Details.


    Fazit: spannender High-Tech-Thriller mit ein paar Anlaufschwierigkeiten. Knappe 4 Sterne. 

  23. Cover des Buches Rote Tränen: Symbiose (ISBN: B00GF4TEGG)
    Justine Copper

    Rote Tränen: Symbiose

     (2)
    Noch keine Rezension vorhanden
  24. Cover des Buches Virolution (ISBN: 9783827425416)
    Frank Ryan

    Virolution

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Bookreader34

    Virolution von dem Arzt und Evolutionsbiologen Frank Ryan ist ein interessantes Sachbuch über die Rolle von Viren, im Besonderen von (endogenen) Retroviren, in der Evolution der Lebewesen sowie wahrscheinlich bei der Entstehung von Krebs, Autoimmunkrankheiten und vielen weiteren Erkrankungen.

    Außerdem gibt es am Ende noch je zwei Kapitel über Hybridisierung und Epigenetik, in denen der Autor ebenfalls auf deren wahrscheinliche Rolle in der Evolution und bei der Entstehung diverser Krankheiten eingeht. Ryan zitiert dafür Virologen, Epidemiologen, Symbioseforscher, Epigenetiker und andere Wissenschaftler, die er interviewt hat und die auf diesen Gebieten geforscht haben, und beschreibt ihre Forschungsprojekte und deren Ergebnisse.

    Zur Veranschaulichung nennt er Beispiele für Lebewesen, die in Symbiose mit Viren leben, und vor allem für die diversen Krankheiten, bei deren Entstehung laut den Forschungsergebnissen der genannten Wissenschaftler Viren, außer Kontrolle geratene epigenetische Mechanismen oder die genetischen Folgen von in der fernen Vergangenheit stattgefundenen Hybridisierungen beteiligt sind. 

    Besonders beeindruckend finde ich bei den Viren, die in Symbiose mit Lebewesen existieren, das Beispiel der parasitären Wespen, deren Larven ein Virus beim Überleben in den Raupen hilft, in die die Weibchen ihre Eier ablegen. Was das Virus (das für die Wespen selbst inzwischen normalerweise völlig harmlos ist) mit den Raupen anstellt, hat mich ein wenig an Akte X erinnert.

    Zum Schreibstil des Autors ist zu sagen, dass er oft Fremdwörter benutzt, die zwar meist entweder direkt in den Kapiteln oder im Glossar am Ende des Buches erklärt werden, aber nicht in jedem Fall. Etwas Vorwissen, was die üblichen Fachbegriffe in den im Buch angesprochenen Themengebieten betrifft, kann also nicht schaden. Wenn man davon absieht, finde ich aber alle Erklärungen ziemlich leicht verständlich. Die Erklärungen werden jedoch nur selten durch Abbildungen ergänzt.

    Meiner Meinung nach ist Virolution für alle empfehlenswert, die sich für die Themen des Buches interessieren und nichts gegen die häufige Verwendung von Fachbegriffen und die wenigen Abbildungen haben.

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