Bücher mit dem Tag "synthese"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "synthese" gekennzeichnet haben.

6 Bücher

  1. Cover des Buches Dune – Der Wüstenplanet (ISBN: 9783453323131)
    Frank Herbert

    Dune – Der Wüstenplanet

     (526)
    Aktuelle Rezension von: Tobias_Damaschke

    Anlässlich des zweiten Dune-Films von Denis Villeneuve habe ich mir das erste Buch von Frank Herbert noch einmal vorgenommen, weil es viele Jahre her ist, dass ich es das erste Mal las. Meine Meinung damals war: Es ist gut, aber irgendwie komisch geschrieben und sehr kompliziert. Meine Meinung heute ist: Ja, es ist komisch geschrieben und kompliziert, aber es ist trotzdem oder vielleicht sogar genau deswegen ein solcher Klassiker.

    Über den Einfluss und die Wichtigkeit von Dune wurde schon oft genug geschrieben und das mit Recht: Moderne Science Fiction ist ohne die Dune-Romane kaum denkbar. Herbert erschafft eine futuristische, faszinierende Welt, die unendlich weit entfernt scheint und trotzdem zum Greifen nahe: Denn das erste Dune-Buch ist im Prinzip wie ein Fantasy-Epos geschrieben. Große Häuser, die das Reich (in diesem Fall das Weltall) unter sich aufgeteilt haben, Herzöge, Barone und ein Imperator, die politische Ränkeschmiede betreiben und die Geschichte eines Volkes von Einheimischen, die sich gegen ihre kolonialistisch angehauchten Invasoren wehren. Die Kraft und Macht, die von einer Messias-gleichen Figur ausgehen kann und wie sich Menschen die Religion so zur Waffe aneignen können, um ihre Ziele zu erreichen. 

    Man merkt, die Themen von Dune sind nicht einem bestimmten Genre angepasst; genauso gut könnte eine solche Geschichte aus einem Mittelalter-Roman stammen. Aber genau das macht Dune so besonders: Indem Herbert ein Sci-Fi-Setting wählte, das uns trotz allem so altbekannt und auch aktuell vorkommt wie kaum ein anderes gibt er seiner Geschichte einen Realismus und eine historisch beeinflusste Wucht (Stichwort: Aufstieg des Islam), der man sich beim Lesen kaum entziehen kann.

    Aber Dune ist auch sehr herausfordernd. Der Schreibstil ist meist flüssig, manchmal aber auch etwas stockend. Actionszenen werden mehr erklärt als beschrieben. Manche Dinge, die besonders gegen Ende passieren, würden manche wohl als etwas zu merkwürdig für ihren Geschmack abtun. Und das ist auch völlig in Ordnung: Dune möchte seine Leser nicht zufriedenstellen. Es möchte seine Leser herausfordern und zum Nachdenken anregen.

    Die neuen Filme sind hervorragend und ich kann sie nur empfehlen. Genauso wie dieses Buch und die Nachfolgebände. Dune wird immer ein Klassiker bleiben, denn seine Themen sind zeitlos.

  2. Cover des Buches Die Kinder des Wüstenplaneten (ISBN: 9783453319554)
    Frank Herbert

    Die Kinder des Wüstenplaneten

     (117)
    Aktuelle Rezension von: Monika_Grasl

    Nach dem Ende von Band 2 kommt man zu der Überzeugung, dass in Band 3 naturgemäß Alia und Pauls Kinder ins Zentrum der Handlung rücken. Eine Überlegung, die sich bereits auf den ersten Seiten bewahrheitet. Allerdings in einem Umfang, was man so nicht vermuten würde. Denn diesmal geht es um all die Leben, welche sowohl Alia, als auch die Zwillinge in sich tragen. Während Alia mit einer zunehmenden Machtgier ins Zentrum der Handlung rückt, bleibt bei Leto und Ghanima erstmal unklar, in welche Richtung sich die beiden entwickeln.

    Klar hervor arbeitet sich dies erst, als Lady Jessica nach Arrakis zurückkehrt. Sie weiß bereits um das Schicksal ihrer Tochter und dem was die Schwesternschaft für ihre Enkel vorgesehen haben. Was Jessica jedoch nicht bedacht hat ist der Umstand, dass gerade Leto außerhalb dieser festgesetzten Regeln aggieren wird.

    Zu Anfang dümpelt die Handlung ein wenig dahin, was sich schlagartig ändert, als Leto und Ghanima gezwungen sind unabhängige Wege zu  bestreiten. Hier wird insbesondere der Fokus auf Leto gerichtet, was interessant anmutet, gelegentlich jedoch in zu vielen Längen der unzähligen Leben ausschweift. Leto wird dabei allerdings klar, dass der Wüstenplanet so, wie er jetzt besteht, keine Zukunft haben wird. Dies zwingt ihn zu drastischen Maßnahmen. Entscheidungen, welche in meinen Augen, ruhig etwas mehr ausgebaut gehört hätten. So bleibt alles eher in einem dunstigen Nebelschleier, der am Ende zwar seine Auflösung findet, aber ein etwas unbefriedigtes Gefühl zurücklässt. Die Nebenfiguren bekommen diesmal dafür mehr Platz eingeräumt, was in mancherlei Hinsicht wieder einen guten Fokus auf die Story liefert, da man sie somit aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann.


    Fazit: Band 3 ist eine deutliche Steigerung zu den ersten beiden Bänden. Es geht nach wie vor um die Macht auf dem Wüstenplanet, wobei diesmal die Handlung besonders komprimiert ist. Zugleich bekommt man einen Einblick in die Verhaltensmuster der Verwandten der Atreides, obwohl es sich hier immer nur um kurze Augenblicke handelt.

  3. Cover des Buches Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (ISBN: 9783453320444)
    Frank Herbert

    Der Gottkaiser des Wüstenplaneten

     (88)
    Aktuelle Rezension von: glasratz


    Arrakis wird nicht mehr Dune genannt. Es ist ein grüner Planet, wie Millionen anderer auch. Doch 3500 Jahre nach dem Tod von Paul Atreides herrscht von dort noch immer sein Sohn Leto II über das bekannte Universum. Nach seiner Verschmelzung mit den Sandforellen in ein Mischwesen aus Wurm und Mensch verwandelt, ist er selbst die letzte Quelle von Melange, ein als Gott verehrter Despot, der mit seiner eisernen Herrschaft die Menscheit auf ihren „Goldenen Pfad“ schicken will.

    Trotz der interessanten Prämisse setzt dieses Buch den Abwärtstend in der Folge der Dune-Romane unbeirrt fort. War „Die Kinder des Wüstenplaneten“ keine gute Fortsetzung, aber für sich kein schlechter Roman, so ist dieses Buch zwar eine logische Fortsetzung, aber allen voran kein gutes Buch.

    Zunächst ist hier das Problem, dass das Buch nicht dem Muster der vielschichtigen Handlungsstränge seines Vorgängers folgt, sondern stattdessen nach dem wesentlich einfacheren, kammerspielartigen Muster von „Der Herr des Wüstenplaneten“ gestrickt ist. Ja, stellenweise fühlt es sich sogar so an, als versuche Herbert das gleiche Buch mit anderen Charakteren noch einmal neu zu schreiben. Das bedeutet, dass es abseits der Haupthandlung um den Protagonisten Leto II höchstens einzelne Szenen, aber keine wirklichen Geschichten gibt.

    Dazu kommt, dass der Plot selbst wenig ereignisreich ist. Reine Gespräche nehmen, wie in den anderen Büchern auch, den Hauptteil ein, werden aber nur selten durch irgendwelche Ereignisse, die die Handlung vorantreiben würden, unterbrochen. Im Grunde redet Moneo mit Leto, Leto mit Duncan, Duncan mit Moneo, dann wieder Moneo mit Leto. Dass etliche der Gespräche keinen Sinn machen, sondern nur von Leto gefördert werden um andere Charaktere zu verwirren, wird dabei explizit erwähnt. Dies macht es dem Leser nicht unbedingt leichter.

    Es macht auch viel weniger Spaß diesen Gesprächen zu folgen als in den Vorgängern. Leto hat in den Jahrtausenden seiner Herrschaft einen großen Teil der Kultur und Gesellschaftsordnung der Welt von Dune ausradiert. Mentaten sind verboten, die Zensunna und die Orange-Katholische Bibel spielen keine Rolle mehr, der Adel ist entmachtet und CHOAM ist Geschichte. Damit ist Frank Herberts Welt ein großer Teil ihrer scheinbaren Tiefe, von welcher sie über die vorherigen Bände gezehrt hat, einfach genommen. Wie scharf dieser Bruch ist, zeigt sich auch daran, dass sämtliche Einleitungstexte der Kapitel nur noch von Leto stammen, nicht mehr aus anderen Hintergrundwerken des Universums.

    Natürlich, dies ist vermutlich gewollt und soll die Absolutheit der Herrschaft des Gott-Imperators zeigen, aber spannender macht es das Buch auch nicht.

    Dies liegt zum großen Teil darin begründet, dass Leto kein besonders interessanter Charakter ist. Er war es schon im letzten Band nicht. Nun, als Quasi-Gott ist er es noch weniger. In jeder Szene ist er stets ein Dozent, der mehr Oberlehrer als Despot seinen Untergebenen mit vielen sprachlichen Tricks und Fallstricken seine Philosophie offenbart. Dabei wiederholt er sich auch gerne oder erklärt unterschiedlichen Charakteren das selbe Thema. Zu meinem Leidwesen hat mich die Philisophie des Goldenen Pfads wesentlich weniger interessiert als die Gedankenwelt der Fremen und die Zensunna.

    Der Goldene Pfad selbst wird auch trotz der gewaltigen Textmenge die darüber geschrieben wird nie ganz erklärt. Es bleibt ein Sammelsurium aus unterschiedlichen, sich mitunter widersprechenden Ideen. Gespräche dieser Art waren schon der Tiefpunkt des Vorgängers und nun machen sie das ganze Buch aus!

    Auch die anderen Charaktere des Buches sind keine großen Würfe. Sie sind hauptsächlich eindimensionale Statisten, die genau ein oder zwei Emotionen verkörpern und eigentlich nur dazu da sind um Leto irgendwelche Gesprächspartner zu geben. Nicht einmal der hundertfach wieder geklonte Duncan Idaho schafft es an seinen Vorgänger aus dem letzten Roman heranzukommen. Er wirkt hier wie eine schlechte Parodie von Huxleys John Savage.

    Passend dazu herrscht im gesamten Buch eine merkwürdige Atmosphäre unterdrückter Sexualität. Ständig wird darüber gesprochen, Andeutungen gemacht oder Gerüchte verbreitet. Ständig darf irgendjemand nicht mit irgendjemandem schlafen aber eine oder beide Seite dürfen oder möchten nicht, weshalb nichts daraus wird. Das wirkt irgendwie ungesund und entwickelt sich zum Ende hin zu einem unterschwelligen Hauptthema des Buches. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich damit anfangen soll. Meine beste Theorie ist, dass der Autor bei diesem Buch etwas frustriert war und bei den anderen davor wohl nicht.


    Alles in Allem ist es wirklich kein gutes Buch. Die Dune-Romane weisen damit einen linearen Abwärtstrend in der Qualität auf und ich bin sehr gespannt, ob sich dies beim nächsten Roman fortsetzt.

  4. Cover des Buches Der Herr des Wüstenplaneten (ISBN: 9783453319547)
    Frank Herbert

    Der Herr des Wüstenplaneten

     (142)
    Aktuelle Rezension von: Monika_Grasl

    12 Jahre liegen zwischen dem Ende von Band 1 und dem Beginn des 2. Bandes rund um den Wüstenplanet. Paul ist nunmehr der Imperator und muss sich an mehreren Fronten behaupten. Zum einen vor seiner "Ehefrau", andererseits vor den großen Häusern und der MAFEA. Hinzu kommt, dass neben der Schwesternschaft eine weitere Vereinigung in die Handlung eingeführt wird. Durch diesen Umstand erwartet man als Leser einen neuen Spannungsbogen, was am Anfang auch so wirkt. Jedoch nach den ersten Seiten bereits in einer ermüdenden Endlosdiskussion seinen weiteren Verlauf findet. Stellenweise kann das Buch, dann wieder sehr überzeugen, wenn neue und alte Figuren auftauchen von denen man sich nicht erwartet hätte, dass sie einen Platz finden.


    Persönlich hat mir Pauls Entwicklung in diesem Band bedeutend besser gefallen, als in Band 1. Man liest gut heraus, dass er in einem permanenten Selbstzweifel bezüglich seiner getroffenen Entscheidungen steckt. Auf der anderen Seite läuft dagegen Chanis Entwicklung in eine konträre Richtung. Sie wirkt in manchen Szenen allzu überspitzt dargestellt. Zu Alia hab ich in diesem Band keinen richtigen Bezug gefunden. Sie ist zwar anwesend, aber es erscheint mir, als stünde sie in einem permanenten Wettkampf zu Paul, sich selbst und der Schwesternschaft. Das ermüdet die Szenen mit ihr zu lesen.


    Fazit: Band 2 ist keineswegs schlecht. Gerade der Hauptprotagonist macht einen merklichen Wandel durch und auch die neuen Figuren bieten Potenzial. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass es manchmal in der Handlung stockte und sich die Figuren allzu oft in stillen Gedankengängen verlieren.

  5. Cover des Buches Stellvertretung (ISBN: 9783579046198)
    Dorothee Sölle

    Stellvertretung

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Georg333

    „Denn es sinnt...[die LIEBE] nicht auf Vernichtung, sondern nur auf Umänderung des Denkens [& Handelns!]. Und so muß...[SIE] also das Denken hinwenden auf GEISTIGES und abwenden vom Irdischen [rein Materialistischen,  Weltlichem, Politischem, Egozentrischen, Rationalen...], und dies ist der Zweck aller (!) kommenden Ereignisse!“ (Bertha Dudde)

    1) Fazit: a) Am Besten ist es m.E., die z.T. scheinchristliche, sehr diesseits & "links" orientierte feministische Falsch-THEO-LOGin  Sölle bzw. ihre literarischen Werke trotz ihrer berechtigten, scharfen Endzeit-Gesellschaftskritik ganz "links liegen zu laßen" und sich wesentlich Beßerem zuzuwenden, von dem es wahrlich mittlerweile sehr viel gibt, vor allem Nachbiblisches von Christus! Siehe seine (Auto)Biographien: "Drei Tage im Tempel", "Die Jugend Jesu", "Johannes, das große Evangelium"..., die er nachbiblisch als "Neuoffenbarung" gab (Jakob Lorber, Max Seltmann...).

    Von unübertreffbarer Wichtigkeit, Nützlichkeit & Klarheit sind Christi Endzeit-Prophezeiungen, insbesondere zu den "letzten sieben Jahren der Erde" (m.E. 2026-33! siehe Gerd Gutemann ("2020-2028 [m.E. 2026-33!]...) & Bertha Dudde: 9030 Kundgaben!)!

    b) Rezension: der-schwache-glaube.de
    c) Rezensionsbuch anhören: dorothee-soelle.de
    d) Band 3 der Werkausgabe enthält die wichtigsten Texte „Stellvertretung“, „Phantasie und Gehorsam“, „Atheistisch an Gott glauben“ und „Mutanfälle““

    d) Krude, emotional-intellektuell-rationale Mischung von Politischem, Gesellschaftskritischem, Schein-PhiloSOPHischem & -Theologischem, Anti-Monotheistischem, Religiösem, Atheistischem, ...!
    Wer intellektuelle (Schein)Klugheit- & -theologie einschließlich GEISTIG unersprießlicher Sprach- & Kalthirn-Akrobaten wie Hegel, Kierkegard, Marx, Bloch, Musil... mehr liebt als WAHRHEIT, GEIST & LIEBE...!

    Beispiele für Sölle-Schwachsinn (GEISTIG gesehen), von dem es in ihren literarischen Werken nur so wimmelt!
    d1) dorothee-soelle.de: "Stellvertretung in der theologischen Tradition
    Im Felde der Endlichkeit ist die Bestimmung, dass jeder bleibt, was er ist; hat er  Böses getan, so ist er böse; das Böse ist in ihm als seine Qualität. Aber schon in der Moralität, noch mehr in der Sphäre der Religion wird der Geist als frei gewusst, als affirmativ in sich selbst...der Geist kann das Geschehene ungeschehen machen." ???

    d2) "...weil Gott sich zwischen Menschen ereignen kann, [??? Völlig falsch!] in jenem «das habt ihr mir getan»." aus Sölle, Dorothee: "Atheistisch an Gott glauben Beiträge zur Theologie", 1981

    d3) Sölle: <„Christus aber ist nicht Ersatzmann des gestorbenen Gottes, sondern Stellvertreter des lebendigen, für den eben das gilt, was wir für den Menschen in Anspruch nehmen: dass er unersetzlich aber vertretbar sei. …Identität steht noch aus, wäre es anders, so ersetzte Christus nur die vergangenen Toten. Aber Jesus von Nazareth hat die Zukunft offengehalten, indem er ihm ‚Vorlief‘, und eben dies ist das Geschäft Christi bis heute: Vorläufer Gottes zu sein.“ (S. 153).> der-schwache-glaube.de

    2) Hilfen
    a) Rezensionsbuch zum Anhören (on-line): dorothee-soelle.de band-3-vorgelesen: Hinrich Kley-Olsen und Viola Gabor lesen vor.
    b) dorothee-soelle.de
    c) deutsche-biographie.de: Sölle
    d) srf.ch/kultur: 2023: Dorothee Adrian : "Warum Dorothee Sölle den allwissenden Gott hinter sich liess"
    e) wikipedia Dorothee_Sölle 
    Ihr Glaube war nach eigenen Aussagen geprägt von dem Bewusstsein, nach Auschwitz zu leben. In einem Vortrag vor dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Vancouver machte sie 1983 folgende Äußerung:

    „Ich spreche zu Ihnen als eine Frau, die aus einem der reichsten Länder der Welt kommt; einem Land mit einer blutigen, nach Gas stinkenden Geschichte… Reich ist die Welt, in der ich lebe, vor allem an Tod und besseren Möglichkeiten zu töten.“

    In ihr werde Kindern nichts als Konsum-Sand geboten. In scharfem Kontrast bezeichnete sie westliche Länder als verödete Zentren der Kultur und die Dritte Welt als ein Dauer-Auschwitz.[10]
    Die Lehre von der Allmacht Gottes wurde so für sie zum Gegenstand kritischen Nachdenkens. Sie war der Meinung, dass Gottes Wirken in dieser Welt abhängig ist von unserem Handeln, Gott habe keine anderen Hände als unsere. Kern ihrer Gott-ist-tot-Theologie war der Abschied von einer „Papa-wird’s-schon-richten-Theologie“.[11] Sölle vertrat eine politische Theologie, die sich durch eine radikale Diesseitigkeit und eine Entmythologisierung der Bibel auszeichnete. In ihrem Buch Gegenwind (erschienen 1995) schrieb sie:

    „Theologisches Nachdenken ohne politische Konsequenzen kommt einer Heuchelei gleich. Jeder theologische Satz muss auch ein politischer sein.“

    Weiterhin bestimmend war eine durch den Feminismus geprägte Mystik, die ohne die Vorstellung eines persönlichen Gottes auskam. Viele Ideen Sölles waren von der Befreiungstheologie Lateinamerikas geprägt sowie durch die Bücher Das Prinzip Hoffnung (1959) und Atheismus im Christentum (1968) des Philosophen Ernst Bloch.
    Ihre Kernüberzeugungen brachte sie in ihrem Glaubensbekenntnis zum Ausdruck: „ich glaube an Gott, der die Welt nicht fertig geschaffen hat (...) ich glaube an Gott, der den Widerspruch des Lebendigen will und die Veränderung aller Zustände (...)“[12][13]
    Die Theologin Antje Vollmer bezeugt, die Natur und die Musik habe Sölle als die einzigen Gottesbeweise betrachtet. Von dieser Grundvorstellung habe sie gelebt.[14]"

    3) Rezensionen
    a) Sehr ausführlich: Christoph Fleischer, Werl 2010: der-schwache-glaube.de
    "Dieses Buch ist, ausgenommen die germanistische Promotion über die „Nachtwachen von Bonaventura“, das erste Buch von D. Sölle, mit dem sie einen geschlossenen theologischen Entwurf vorstellt. Die Bücher „Die Wahrheit ist konkret“ und „Atheistisch an Gott glauben“ sind erst 2-3 Jahre später erschienen. Man sollte aber bei der Lektüre der „Stellvertretung“ daran denken, dass die Beiträge, die in den anderen beiden Büchern veröffentlicht sind, teilweise Vorträge oder Aufsätze zeigen, die schon vor 1965 gehalten und teilweise auch etwa in Zeitschriften veröffentlicht wurden.

    Die Bedingung unter der Unbedingtes heute erscheint, ist im Untertitel dieses Buches genannt, es ist der „Tod Gottes“, jenes alles bestimmende Ereignis, das sich innerhalb der letzten zweihundert Jahre europäischer Geschichte begeben hat.“ (S. 9). D. Sölle macht sofort klar, dass es sich dabei um ein geistesgeschichtliches Ereignis handelt, und liegt damit schon formal auf der Linie Hegels. Damit bezieht sie also nicht eine atheistische Position, sondern eine theologische, die allerdings darin ihre Aporie hat, dass ihr Gegenstand „Gott“ als absolute Größe abhanden gekommen ist. Das Ereignis, von dem die Rede ist, besteht darin, dass genau wie schon F. Gogarten sagte, das menschliche Denken sich verselbständigt hat und eine Rückbindung an eine theistische Weltanschauung nicht nötig hat. "

    4) Über Sölle
    a) "Sie war links [!] und frei, bildete sich Meinungen, um sie manchmal auch später wieder zu verwerfen. Dorothee Sölle war eine engagierte Friedensfreundin,..Es ist schwierig, einen Namen für die von ihr betriebene Theologie zu finden. „Theologie der Befreiung in Europa“ kommt dem noch am nächsten....Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter unterstrich bei der Trauerpredigt in der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen: „Wir sagen Gott großen Dank für das wunderbare (bar aller Wunder ;-), reiche, schwere, konfliktreiche, schöne Leben von Dorothee Sölle, einer wahren Prophetin [Nein!] unserer Zeit.“ Herwig Sander, Journalist, Juist, Erschienen in der Zeitschrift „Anstöße“ der OFFENEN KIRCHE Nr. 3/2007" offene-kirche.de pdf

    5) Zitate aus dem Rezensionsbuch: Beispiele für GEISTIGEN & THEO-LOG-ischen SchwachSINN:
    a) S. 153: „Christus ist überall dort impliziert, wo ein Mensch an der Stelle Gottes handelt oder leidet.“
    b) S. 155 „Denn nicht nur Christus vertritt Gott in der Welt, auch seine Freunde und Brüder vertreten Gott, indem sie ihm – und das heißt zugleich denen, die ihn brauchen – zeit lassen....Christus vertritt den abwesenden Gott, indem er ihm Zeit lässt, zu erscheinen “

    6) Zitate aus Sölle, Dorothee: "Das Recht, ein anderer zu werden"
    S. 49: "Die Geschichte von den beiden Forschern im Urwald hat aber noch eine andere Pointe. Wenn weder das kosmologische noch das emotionale Interesse des gläubigen Forschers befriedigt werden können, so fragt der Skeptiker am Ende mit Recht, was denn von diesem Gott übrig geblieben sei bzw. was denn der Rekurs auf diesen Gott, der weder wirkt noch eingreift, ausmachte. Das bedeutet, Gott ist funktionslos in diesem Streit und die Vokabel Gott tut zu dem Garten, zu seinem Verständnis und zu seiner Bebauung nichts hinzu. Gott ist den »Tod der tausend Qualifikationen« (A. Flew) gestorben, alles, was der Begriff Gott früher leistete, kann nun mit anderen Begriffen genauer gesagt werden. Auch wenn der Gärtner als existent nachgewiesen würde, würde sich das Verhalten der Forscher nicht ändern. Was ändert sich für unser Leben, so müssen wir demnach fragen, wenn Gott ist? Was macht es für den Samariter aus, ob Gott existiert oder nicht? Und was macht es für den Mann, der unter die Räuber gefallen ist, aus? Wird die Wahrheit der Liebe, wie sie im Entwurf Christi erscheint..."

    7) Zitate aus Sölle, Dorothee: "Atheistisch an Gott glauben Beiträge zur Theologie", 1981
    a) S. 123: "Wer die eigene nationale Situation nicht annimmt, wer nicht wissen will, daß wir den Krieg zu Recht verloren haben, der läßt die Toten nicht zur Ruhe kommen. Was verlangen sie denn von uns? Was sagen sie denn ? Sie, die um ihr Leben gebracht worden sind, bitten uns darum, daß sie nicht umsonst gestorben seien. Sie bitten, daß wir nicht Gebiete beanspruchen, die heute nur zu dem Preis zu haben sind, daß Menschen aufs neue um ihre Arbeit und um ihr Leben gebracht werden. Sie bitten um Frieden."

    b) S. 57: Hegel hat zwar den ontologischen Gottesbeweis Kant gegenüber verteidigt, ohne aber deswegen in die vorkritische Position zurückzufallen, die er als « Positivität» in seinen Jugendschriften verspottet hat. Den «Gottespositivisten» gegenüber befinden sich die in der Negation Verharrenden nicht nur auf einer höheren Reflexionsstufe, sie sind als die vom unendlichen Schmerz Gezeichneten zugleich die Religiösen, die den Blick nicht fortwenden wollen von der einmal erfahrenen Gestalt Gottes. Aber es ist- nach Hegel - auf die Dauer unmöglich, bei diesem Gefühl stehen zu bleiben, ohne der Resignation zu verfallen. Nur wenn der Schmerz verstanden, das heißt, wenn er in den Prozeß der ins Bewußtsein gehobenen Geschichte hinein vermittelt wird, gibt es eine Auferstehung Gottes - im Bewußtsein des zu sich selbst kommenden Menschen. Gottes Tod erscheint nun, wie Hegel sagt, «rein als Moment, aber auch nicht als mehr denn als Moment der höchsten Idee», womit «der Philosophie die Idee der absoluten Freiheit» gegeben ist. Die Reflexion nimmt «das absolute Leiden oder den spekulativen Charfreitag, der sonst historisch war...in der ganzen Wahrheit und Härte seiner Gottlosigkeit» als ihr neuzeitliches Schicksal an -"

    b) S. 75: "Die Erfahrungen mit diesem Gott lassen sich so wenig substantiieren und vereigenschaften, wie die Erfahrungen unseres Jahrhunderts mit dem Menschen, dem «Mann ohne Eigenschaften». Es sind die «noch nicht erwachten Möglichkeiten Gottes» [Musil], die das wahre Thema einer Theologie heute ausmachen. Eine solche Theologie postuliert die Zukunft nicht nur als leeres, ungeplantes «Zukommendes», sondern ruft sie wartend und kraft einer sich klarer bestimmenden Negation herbei. Dem Gott ohne Eigenschaften
    entspricht der «Homo absconditus», wie Ernst Bloch ihn genannt hat. Dieser, von dem noch nicht heraus ist, wer er ist, wird vereigenschaftet, wo man glaubt, ein «christliches Menschenbild» entwickeln zu müssen. Denn in Christus ist das Gesicht dieses Menschen so verborgen, daß niemand ihn kennen und über ihn Bescheid wissen kann.

    Theologie nach dem «Tod Gottes» wird die Entäußerung Gottes zu beschreiben versuchen. Sie wird sich nicht in Anthropologie «auflösen», wie ihre Gegner meinen; aber sie wird Ohristologie als Anthropologie betreiben, weil Gott sich zwischen Menschen ereignen kann, [???] in jenem «das habt ihr mir getan». Sie wird in den leer gewordenen Gesichtern atheistischer Angestellter die Zöllnerfreunde Jesu wiedererkennen und deren Verborgenheit als ihre ungelebten, unentdeckten, von der Gesellschaft nicht gefragten Möglichkeiten ansehen."

  6. Cover des Buches Das Meister- Orakel. Die Synthese von Tarot und I Ging. (ISBN: 9783635680151)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks