Bücher mit dem Tag "systemkritik"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "systemkritik" gekennzeichnet haben.

25 Bücher

  1. Cover des Buches Die Bestimmung (ISBN: 9783570309360)
    Veronica Roth

    Die Bestimmung

     (6.519)
    Aktuelle Rezension von: kaethchen_grimm

    Tris & Four ist eines meiner Lieblingspaare, seitdem ich den ersten Film gesehen habe. Das Buch hat mich darin nochmal bestätigt. 😊

    Tris Charakter ist für mich so authentisch und menschlich. Sie ist nicht perfekt und es ist auch nicht ihr Wunsch, so zu sein wie andere sie gerne hätten oder den Erwartungen anderer gerecht zu werden. Sie möchte einfach sie selbst sein und zweifelt daran, ob das okay ist und ausreicht.

    Am Anfang des Buches ist sie ein ganz anderer Mensch, als am Ende und ihre Entwicklung ist für mich unglaublich stark.

    Die Handlung war durchgängig mitreißend und anregend. Zum Glück habe ich das Buch nach so langer Zeit doch noch gelesen. Manchmal schlummern einfach die größten Schätze im SuB. 🤗

  2. Cover des Buches Schöne neue Welt (ISBN: 9783957285782)
    Aldous Huxley

    Schöne neue Welt

     (1.186)
    Aktuelle Rezension von: Sandra8811

    Warum habe ich mich für das Buch entschieden?
     Wie bereits 1984 stand auch Schöne neue Welt seit meiner Schulzeit auf meiner Wunschliste. Seit einiger Zeit liegt es jetzt auf dem SUB rum und nun habe ich mich endlich ran gewagt.

    Cover:
     Das Cover wäre mir nicht ins Auge gehüpft, allerdings wenn man es mal entdeckt hat, ist es ganz passend. Der sehr steril und langweilig wirkende Treppenaufgang rauf in den blauen Himmel und am unteren Treppenabsatz eher Dunkelheit und Schatten.

    Inhalt:
     Der Gesellschaft ist es gelungen, ein Leben ohne Krankheit, Krieg, Armut und Alter zu schaffen. Niemand soll mehr unglücklich sein und die Stabilität steht an oberster Stelle. Dazu wurde der Lebensweg von jedem Menschen geplant und bereits Föten und Babies darauf genormt. Um sich vor kritischen Gedanken zu schützen, gibt es die Droge Soma. Ein Außenstehender erkennt allerdings, dass diese schöne neue Welt wohl nicht die ist, die sie zu sein scheint.

    Handlung und Thematik:
     Das Buch gilt als der absolute Dystopie-Klassiker. Das besondere Setting: Stabilität, Ungleichheit, Drogen und Konsum stehen an vorderster Stelle. Es gibt ein Kastensystem (Alpha bis Epsilon), dem jeder Mensch zugeordnet wird. Zuerst wird alles in seiner Positivität dargestellt, anschließend dann kritisch beleuchtet.

    Charaktere:
     Wir begleiten Sigmund, der als Alpha Plus nicht der Norm entspricht, da Alphas nicht in der Art genormt werden, wie z.B. ein Delta. Er genießt Einsamkeit und gönnt sich auch Hobbies die nicht seiner Kaste entsprechen. Er macht zusammen mit Lenina, einer Beta, in einem Reservat in Neu-Mexiko Urlaub, nachdem sie hartnäckig war mitzukommen. Lenina genießt ihren Kastenstand, auch wenn sie stellenweise kritische Gedanken hat. Der aus dem Reservat stammende „Wilde“ Michel ist der dritte im Bunde, den wir begleiten. Er kommt mit seiner Mutter Filine in die „schöne neue Welt“, die er bislang noch nicht kannte.

    Schreibstil:
     Der Autor bringt die Ungleichheit, die Drogen und auch generell den Konsum kritisch und gut rüber, aber vor allem zu Beginn fühlte sich das Buch ziellos an. Es dauerte lang, bis ich wusste, wohin der Weg gehen soll. Bis zu diesem Punkt plätscherte die Handlung eher und es ging hauptsächlich um den Setting-Aufbau und die Vorstellung der neuen Welt. Es war jetzt nicht direkt langweilig, aber mitgerissen hat es mich nicht auch sonderlich. Das Setting an sich und der generelle Aufbau des Buches passten aber. Die Charaktere wurden auch mit der notwendigen Tiefe ausgestattet. Dennoch hatte ich mehr von diesem Klassiker erwartet. Zum Ende hin fühlte es sich unvollständig an.

    Persönliche Gesamtbewertung:
     Hatte mehr erwartet. Die Handlung zog mich am Anfang nicht mit und zum Schluss fehlte mir etwas.

  3. Cover des Buches 1984 (ISBN: 9783988288226)
    George Orwell

    1984

     (486)
    Aktuelle Rezension von: Leserstimme

    George Orwell: 1984 (neu übersetzt von Gisbert Haefs)

     

    Orwell hat eine politische Dystopie geschrieben, die für uns aber bittere Wahrheit gewordene Diktaturen in mittlerweile sehr vielen Staaten und Ländern geworden ist. In manchen Ländern und Staaten aufgrund Kritik verboten. 

     Winston, ein Mitarbeiter des Ministeriums der Wahrheit, hat die Aufgabe, Geschehnisse der Vergangenheit umzuschreiben und zu verherrlichen. Er lebt in einem totalitären Staat, in der der „Große Bruder“ – nie gesehen -  nur fotografiert und immer wieder erwähnt von der Inneren Partei, die Macht hat. Vier Ministerien sollen die Menschen so manipulieren, dass sie irgendwann daran glauben. 

    Ihre Freiheit wird ihnen genommen durch vier Ministerien: Das Ministerium der Wahrheit, der Fülle, der Liebe und des Friedens. Diese Ministerien haben natürlich gerade das Gegenteil im Sinn: das Ministerium der Wahrheit verschleiert die Wahrheit in der Verherrlichung der Inneren Partei und Lügen, die sich darum bemühen, die Historie der Menschheit umzuschreiben und zu vernichten. 

    Das Ministerium der Liebe ist dafür zuständig, Abtrünnige zu züchtigen und mit schweren Folgen zu foltern und physisch wie psychisch zu brechen. 

    Jeder der "normalen" Bürger bekommt nur so viel, wie ihm zusteht, also ist das Ministerium der Fülle zuständig für Wirtschaft und angemessene Verteilung der Güter. 

    Krieg herrscht andauernd in Ozeanien -  Winstons Wohnort ist England – dort gibt es keinen Frieden, auch wenn der Name des Ministeriums des Friedens sich so anhört. Dieses ist zuständig dafür, dass es immer Krieg mit Eurasien oder Ostasien gibt. 

    Diese Widersprüchlichkeit lässt Winston aufmerken, er beginnt eine Art Tagebuch zu schreiben und eine Wut auf den Großen Bruder zu entwickeln. 

    Natürlich beginnt man zu hinterfragen, was die Hasswoche, bzw. 2 Hassminuten zu bedeuten haben und außerdem kann der sogenannte Prolo nichts ungesehen tun. Jeder Widerstand wird mit Unterdrückung, Folter und Zermürbung zerschlagen. Auffallend ist auch, dass die heimlich gehaltene Liebe Winstons zu Julia nur im Geiste des Widerstands ehrlich und wahrhaftig war. Als Julia und Winston in ihrer unerlaubten Liebe auffliegen und getrennt werden, brechen die Herrschenden der Inneren Partei den Geist beider Liebender, so dass sie sich am Ende verraten. Wieviel Schmerz kann ein Mensch ertragen, um zu lügen und das zu sagen was Herrschende, Oligarchen, Diktatoren hören wollen? 

    Ein Buch, das sich immer wieder lohnt zu lesen. Ich habe es das erste Mal gelesen und würde es wieder lesen, da es an Realität nie verlieren wird.

    Empfehlung an alle Geister, die Politik und Manipulation der Menschheit in der Literatur entdecken und hinterfragen. Ein Buch für Literaturkreise und natürlich Schulen, wo es meines Wissens teilweise gelesen wird. Ein grandioses  Werk!

     

  4. Cover des Buches Sibirisch Rot (ISBN: 9783426513934)
    Sam Eastland

    Sibirisch Rot

     (21)
    Aktuelle Rezension von: Sato

    Sibirisch Rot - Pekkalas dritter Fall

    Kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges muss Pekalla auf Befehl Stalins zurück nach Sibirien, genauer nach Borodok, dem Arbeitslager in welchem er neun Jahre verbracht hatte. Er soll dort den Mord an einem Häftling aufklären, ungewöhnlich, das Stalin das Ende eines Häftlings interessiert - und er muss verdeckt ermitteln, was bedeutet das Pekalla als Häftling in diese Hölle zurückkehrt.

    Aber das ist nicht alles, was sich aus seiner Vergangenheit ans Licht bewegt. Der getötete Gefangene hatte während der Revolution zu den Truppen gehört, welche das Zarengold nach Sibirien in Sicherheit bringen sollten. In den Wirren der Kämpfe geriet ein Großteil des Goldes in die Hände der Roten und die Truppen wurden geschlagen, die Überlebenden landeten in den Gulags.

    Als Pekalla in Borodok eintrifft leben noch drei ehemalige Weißgardisten, noch immer hoffend, ihr ehemaliger Ko0mmandeur kommt sie befreien. Doch dieser ist eigentlich tot, erschossen vor Pekallas Augen, jedoch stellt sich heraus, das es sich dabei um einen Doppelgänger handeltet und der Oberst bereits im Lager versteckt lebt. Und sein Erscheinen gilt weniger der Befreiung seiner Leute als vielmehr jenem Teil das Zarengoldes, welchen er retten konnte und auf der Flucht versteckt hat.

    Ein von Anfang bis Ende spannendes Buch, die Erzählung ist durchsetzt von Rückblenden in die Zeiten vor und während der Revolution. Geschichtlich gut recherchiert bietet Sam Eastland einen interessanten Überblick der Ereignisse in Sibirien zwischen 1918 und 1920, insbesondere zum Zug der tschechoslowakischen Legion, eine heutzutage weithin unbekannte Partei in dem Spiel um die Macht.

    Für mich der bislang beste Pekalla - vorbehaltlos zu empfehlen. 

  5. Cover des Buches Montecristo (ISBN: 9783257243666)
    Martin Suter

    Montecristo

     (167)
    Aktuelle Rezension von: Stephan58

    Welchen Preis bist du bereit für die Verwirklichung deiner Träume zu zahlen?

    Suter entwickelt eine fesselnde Story über einen Video-Journalisten, der eigentlich ein Filmemacher sein will, für das tägliche Überleben Life-Style-Stories dreht und sich plötzlich in den Ermittlungen zu einem kaum glaublichen Finanzskandal wiederfindet. Als ihm unverhofft die Verwirklichung seine Filmprojekts Montecristo ermöglicht wird, stellt sich die Frage, ob er bereit ist, dafür die anderen, politisch brisanten Recherchen fallen zu lassen. Psychologisch ein hochinteressanter Stoff. Nur das Ende, das für mich der Realisation einer Verschwörungstheorie nahekam, konnte mich nicht überzeugen.

  6. Cover des Buches Deutschland (ISBN: 9783835333130)
    Heinrich Heine

    Deutschland

     (255)
    Aktuelle Rezension von: GersBea

    Inhalt (Klappentext)

    »Denk ich an Deutschland in der Nacht,
    Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
    Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
    Und meine heißen Tränen fließen. «

    So beginnt Heimes Gedicht ›Nachtgedanken‹, das im Sommer 1843 entstand. Die Sorge um die politische Entwicklung in der Heimat, die ihm den Schlaf raubte, und  die Sehnsucht, seine 72 Jahre alte Mutter wiederzusehen, waren die Gründe, die ihn veranlassten, wenige Monate später seinen Aufenthalt im selbstgewählten französischen Exil zu unterbrechen und nach Deutschland zu reisen. Aus den Eindrücken dieser reise, die über Brüssel, Amsterdam und Bremen nach Hamburg und auf der Rückfahrt nach Hannover, Minden, Paderborn, Köln und Aachen führte, entstand ›Deutschland. Ein Wintermärchen‹, eine der bedeutendsten politischen Dichtungen in deutscher Sprache. Heine verflocht hier nicht nur mit großer Kunst Komik und Pathos, Elegisches und Humor miteinander, er übte vor allem ätzende Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Zuständen Deutschlands, das, wie er ahnte, am Vorabend einer politischen Erhebung stand.

    Dieter Klieschs vielschichtige Farbbilder (Crayon und Aquarell) betonen die Aktualität von Heines Dichtung. Der Maler hat aus der Perspektive unserer Zeit Heines Reise nachempfunden und im Bild festgehalten, was ihm auffiel, ihn in Rage, in Wut versetzte, seine Kritik herausforderte; denn wenn sich auch manches nach 140 Jahren verändert hat, die Verhältnisse sind längst nicht so, wie sie sein sollten.

    Ausgabe

    Büchergilde Gutenberg, Frankfurt/M.,
    1989.
    203 S.
    mit zahlreichen Bildern von Dieter Kiesch
     - Mit einem Essay von Walter Grab. -
    ISBN  3 763235574

    Meine Meinung

    Obwohl ich ein solides Grundwissen über deutsche Geschichte habe, fand ich das Lesen oft mühsam. Meine Ausgabe enthält viele Anmerkungen zum Text, Farbbilder von Dieter Klietsch sowie einen Essay von Walter Grab zum Wintermärchen.

    So kann ich nachvollziehen, warum das Spottgedicht zu den bedeutendsten politischen Dichtungen deutscher Sprache gehört.

    Im Rahmen der Klassiker Lesegruppe habe ich das Buch gelesen. Sicherlich ist es als Quellendokument über die Zeit aufschlussreich.

    Fazit

    Ich vergebe 3 Sterne und eine Empfehlung nur für Leser, die an der geschichtlichen Dimension der Zeit interessiert sind.

    Tipp: Laut lesen!

  7. Cover des Buches Rummelplatz (ISBN: 9783746628882)
    Werner Bräunig

    Rummelplatz

     (32)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Dieser Roman ist eine Bombe! 40Jahre lang hat er auf seine veröffentlichung gewartet und ist doch so aktuell und brisant wie damals. Werner Bräunig hat jetzt leider nicht mehr mit erlebt, dass sein Werk endlich verörrentlicht wurde. Er versteht es perfekt den Bogen zwischen Ost und West zu spannen und zeigt auf, macht klar und erklärt und all seine Figuren sind ehrlich, menschlich einfach aus dem Leben gegeriffen. Einer der wichtigsten Romane die es gibt!

  8. Cover des Buches Zeit des Zorns (ISBN: 9783864890277)
    Jutta Ditfurth

    Zeit des Zorns

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Sokrates
    Dieses Buch enttäuschte mich sehr: kannte man von Jutta Ditfurth - radikal-linke Öko-Vertreterin - doch knallige Thesen, so hat sich mir dieses Buch als müde Aneinanderreihung bereits bekannter Thesen dargestellt. Der einzige Unterschied zu den vielen anderen, momentan publizierten Zeitdiagnosen ist der Fokus der Autorin, politisch bedingt natürlich radikal links. Das mag an sich nichts schlechtes sein, stellt es doch eine gleichwertige Perspektive zu all den anderen dar und kann auch als Bereicherung verstanden werden. Allerdings reichen mir ehrlicherweise Zeitdiagnosen langsam nicht mehr, um gute Bücher zu werden. Wie häufig wollen wir uns noch darüber austauschen, was schief läuft, wer wann und wie andere Menschen beschissen hat, wer Klimasünder ist oder wo Demokratie durch Kapitalismus ausgehöhlt wird. Egal aus welchem Blickwinkel wir diese Zustandsbeschreibung vornehmen - an der Tatsache, dass diese missliebigen Umstände existieren und nach wie vor unbehelligt geschehen können ändern sie rein garnichts. Stattdessen reihen sich in den Buchhandlungen Buchreihe um Buchreihe mit Büchern dieser Themen - es ist nervig und langsam muss auch einmal die Frage gestellt werden, warum wir nur jammern, anstatt die Welt endlich umzugestalten. Und gerade diese schöpferische Perspektive fehlt in Ditfurths Buch völlig. Über die altbekannten Punkte, welche Veränderung erfahren müssen, plakativ stereotyp aufgezählt, kommt Ditfurth nicht hinaus und liefert mir insoweit überhaupt keinen neuen Input, geschweige denn neue Hoffnungen, dass es auch im radikal-linken Öko-Flügel [der Grünen] außer Meckern auch Utopien zur Verwirklichung gibt.
  9. Cover des Buches Jenseits von Afrika (ISBN: 9783328106760)
    Tania Blixen

    Jenseits von Afrika

     (78)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    1913 Tania Blixen zog nach Afrika um dort eine Kaffeeplantage zu betreiben. Sofort war sie gefangen genommen von der Schönheit des Landes, von der faszinierenden Landschaft, den seltenen Pflanzen und den großen und auch kleinen Tieren. Das besondere Licht am Morgen, die flirrende Hitze am Mittag und die sternenklaren Nächte, alles hat seine Faszination. Die Liebe trägt sie, aber lässt sie auch leiden und ihr Herz fängt dann bei einem anderen an zu schlagen. Dieses Buch ist so toll geschrieben, so faszinierend und vielschichtig und Tania Blixen hat eine ganz besondere Kraft und Erzählkunst. Hier wird das Leben in Afrika lebendig, ohne Kitsch, ohne Verklärt zu sein und ohne Rosarote Brille. Einfach, Leben pur!

  10. Cover des Buches No Logo! (ISBN: 9783596031276)
    Naomi Klein

    No Logo!

     (37)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Wer das gelesen hat, sieht "Disney", "Nike" und Konsorten mit anderen Augen.
  11. Cover des Buches Horns Ende (ISBN: 9783518473948)
    Christoph Hein

    Horns Ende

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Sarange

    Ich habe diesen Roman gern gelesen und bin sehr froh, durch die Leserundenvorschläge auf dieses Stück DDR-Literatur gestoßen worden zu sein, das mir ansonsten möglicherweise entgangen wäre.


    "Horns Ende" ist kein Buch, das man mal eben geschmeidig wegschmökern kann. Dafür sorgen zum einen die unterschiedlichen und ständig wechselnden Erzählperspektiven, in die man sich erst ein einmal hineinversetzen und aus deren Berichten man sich scheibchenweise das Geschehen und seine ProtagonistInnen zusammensetzen muss. Zum anderen bleibt auch vieles in diesem Roman ungesagt, nur angedeutet oder gänzlich offen - für meinen persönlichen Geschmack zu viele lose Fäden.


    Fasziniert hat mich die Darstellung des Gefangenseins der Figuren in Zwängen verschiedener Art; allen voran natürlich durch die politisch-gesellschaftliche Situation in der DDR, wo der Druck, sich anzupassen, und das Denunziantentum der Nazizeit nur unter anderen Vorzeichen munter weiter "gepflegt" wurden. Unter diesem Aspekt bietet der Roman scharfsichtige Einblicke in ein beklemmendes Stück Zeitgeschichte. Insbesondere das Geschehen um den abgesägten Historiker Horn, wenn auch nicht alles offengelegt wird, zeigt den Irrsinn des Überwachungs- und angestrebten Gleichschaltungssystems der DDR auf.


    Eine kritischere Sicht der erzählenden Figuren auf das Geschehen vor 30 Jahren hat mir gefehlt, v.a. bei Thomas, dessen Perspektive ja die eines Kindes war und von dem man nun wirklich ein wenig Reflexion hätte erwarten können. Die Kapitel um Kruschkatz und Dr. Spodeck hätten auch gern zugunsten von Marlene und Gertrude Fischlinger gekürzt werden können, deren Lebensumstände und -perspektiven mich viel mehr interessiert hätten, als der Roman hier Einblick gewährt.


    Insgesamt kann ich die Lektüre des Romans allen LeserInnen, die an den Lebenswelten in einem totalitären Regime interessiert sind, nur empfehlen, auch wenn insbesondere das weitgehend offene Ende des Romans mich ein wenig unzufrieden hinterlässt.


    Interessant ist bei diesem Buch auf jeden Fall die Veröffentlichungsgeschichte, war es doch offenbar der einzige systemkritische Roman, der trotz ausdrücklichen Verbotes noch zu DDR-Zeiten (1985) bei Volk und Wissen aufgelegt wurde. Mir war bisher nicht bekannt, dass so etwas überhaupt möglich war. Auch dies wirft ein eindrückliches Licht auf die beinahe alles erfassenden Kontrollmechanismen in der DDR.

  12. Cover des Buches Noir (ISBN: 1582434476)
    Olivier Pauvert

    Noir

     (13)
    Aktuelle Rezension von: WolffRump
    Genre:
    Mystery-Thriller.

    Umfang:
    Ca. 303 Seiten (TBPrint).

    Serie:
    Nein.

    Inhalt:
    Der (namenlose) Protagonist erwacht nach einer Party aus seinem Rausch und findet die grausam verstümmelte Leiche einer jungen Frau. Die Polizei nimmt ihn wegen Mordverdachts fest, doch als der Polizeiwagen von der Straße abkommt und verunglückt, kann er fliehen. Auf seiner Flucht begegnet der Protagonist einem mongoliden Mann, der seltsame Andeutungen über seine Existenz macht. Der Protagonist flüchtet weiter und kann den Nachstellungen der Polizei mit Hilfe einer Gruppe Schwarzer entkommen. Er erfährt, dass seit dem Vorfall am Rande der Party zwölf Jahre vergangen sind. Mittlerweile hat eine Gruppe die Herrschaft im Land übernommen, die alle Andersartigen (z. B. Schwarze) ausgrenzt. Bis auf wenige Widerstandsgruppen fügt sich die Bevölkerung willenlos den Anordnungen des Systems. Der Protagonist stellt fest, dass er sich in einer Art Zwischenstufe von Leben und Tod zu befinden scheint. Er hat kein Spiegelbild und sein Blick kann töten. Außerdem hat er selbst mongolide Züge angenommen, die jedoch mit keiner geistigen Behinderung verbunden sind. Während die Polizeikräfte versuchen, ihn auszuschalten, macht er sich auf die Suche nach den Hintermännern des Regimes und versucht seiner eigenen Bestimmung auf die Spur zu kommen.

    Perspektive:
    Ich Erzähler. Der Roman profitiert von der Unmittelbarkeit der Perspektive. Trotz der surrealen Züge des Plots kann sich der Leser mit der Hauptfigur identifizieren.

    Erzählzeit:
    Präsenz. Die Erzählzeit korrespondiert gut mit der hohen Geschwindigkeit des Plots und unterstützt die apokalyptische Gehetztheit des Protagonisten, der einerseits vor dem System und seinen Häschern flieht, aber gleichzeitig auch Jäger der Hintermänner des Regimes ist. Der Protagonist rast seinem Schicksal entgegen und reißt den Leser mit sich.

    Setting:
    Unterschiedliche Orte in Frankreich, u. a. Nizza und Paris – zwei Städte, die besonders mit der Integration von Zuwanderern zu kämpfen haben. Das Setting wird bildlich gut erfahrbar gemacht.

    Struktur und Spannungsbogen:
    Ausgegehend vom auslösenden Ereignis (Auffinden der ermordeten Frau) hetzt der Protagonist seinem Schicksal entgegen, das sich in einem fulminanten Finale entlädt. Die schnellen Reaktionen der Polizei und die Begegnungen mit Gegnern und Anhängern des Systems sorgen immer wieder für Zwischenhöhepunkte.

    Charaktere:
    Der Protagonist ist die überragende Figur der Story. Der Antagonist bleibt bewusst diffus - das Regime als Ganzes besetzt diese Rolle. Weitere Figuren nehmen unterstützende Nebenrollen ein. Sie haben eher den Charakter von ‚Begegnungen auf dem Weg’ des Protagonisten. Es gibt insgesamt vier Typen von Akteuren: die willenlose Masse, die Polizei/Regimevertreter, Abtrünnige, die das Regime bekämpfen und die Mongoliden, die eine Art mystische Zwischenwesen darstellen. Der Protagonist irrt durch das Spannungsfeld, das die Reibung zwischen diesen Gruppen und ihren divergierenden Interessen erzeugt.

    Sprache/Duktus:
    NOIR ist als literarischer Mystery-Thriller einzuordnen, der sich sprachlich wie inhaltlich deutlich von der Masse der Genre-Literatur abhebt. Trotzdem ist die Sprache einfach und fokussiert – mit einer Ausnahme: Der Autor bedient sich zahlreicher, zT sehr ausgefallener Metaphern. Mitunter übertreibt Pauvert sein Bildfeuerwerk. In der Masse der Metaphern gehen die für das Verständnis der Story wirklich bedeutenden Bilder manchmal verloren. Etwas weniger wäre hier mehr gewesen. Dass Pauvert sich sprachlicher Hilfsmittel bedienen muss, um den surrealen Plot für den Leser nachvollziehbar zu machen, ist andererseits veständlich.

    Fazit:
    NOIR ist ein experimenteller Mystery-Thriller, der mit Hilfe der Verfremdung eine neue Perspektive auf drängende gesellschaftliche Fragen der Gegenwart geben will. Zu diesem Zweck lässt uns Pauvert seinen Protagonisten in die Zukunft begleiten und gewährt uns einen Blick in die Welt, die wir uns schaffen, wenn wir eingeschlagene Wege fortsetzen. Der politische Rechtsruck in Frankreich (aber genauso in Ostdeutschland oder in Italien), der Fremdenfeindlichkeit schürt und Andersartigkeit ausgrenzt, ist sicher der zentrale Auslöser für Pauverts Roman gewesen. Jean-Marie Le Pen und seine rechtspopulistische Front National sind Beispiele dieser Entwicklung in Frankreich.
    Pauvert kleidet seine Gesellschaftskritik in einen klugen und spannenden Plot und vermeidet politische Plattitüden. Für Freunde experimenteller Literatur, die dem ‚Roman Noir’ zugänglich sind, ist das Buch absolut zu empfehlen. Gewarnt sei jedoch vor den zT ausgesprochen brutalen Szenen, die an Tarantinos Filme erinnern. Die surreale Überhöhung des Romans entschärft mE seine visuelle Brutalität jedoch auf ein akzeptables Maß.

  13. Cover des Buches Der Tag des Opritschniks (ISBN: 9783462004106)
    Vladimir Sorokin

    Der Tag des Opritschniks

     (39)
    Aktuelle Rezension von: Horst_Knappe

    In diesem Buch tobt sich Sorokin einmal so richtig in seinen düstersten Phantasien in Sachen russischen Staatsterrors aus. "Opritschniks" hießen die blutrünstigen Leibwächter Iwans des Schrecklichen im 16. Jahrhundert - Opritschniks sind bei Sorokin die Getreuen der Leibgarde des allmächtigen "Gossudaren" Russlands im Jahre 2027. Willkür, Freude am Vollstrecken, Foltern und Vergewaltigen einigt sie, "Säuberungsaktionen" unter Staatsfeinden und diesbezüglich auch nur Verdächtigen bestimmen ihren Tagesablauf. Einen solchen Tagesablauf erlebt man hier mit, und es bedarf starker Nerven, die wiederkehrende Brutalität inkl. sexualler Ausschreitungen zu verkraften. Dass in Russland ein anderer Wind weht als in westlichen Demokratien ist wohl kein Geheimnis, doch so überzogen wie hier geht es dort sicher (zum Glück) wohl nicht zu. Trotzdem ist der Roman sprachlich und im Handlungsbogen wieder einmal gelungen.

    Weitaus besser von Vladimir Sorokin fand ich übrigens sein Werk "Schneesturm", mit z.T. phantastischen Elementen, aber künstlerisch ganz sicher anspruchsvoller und stimmiger.

  14. Cover des Buches Jeder Tag gehört dem Dieb (ISBN: 9783518466926)
    Teju Cole

    Jeder Tag gehört dem Dieb

     (20)
    Aktuelle Rezension von: vivreavecdeslivres
    In seinem Debut sinniert Teju Cole über sein Heimatsland Nigeria. Dabei verleiht er seine Stimme einem namenslosen Protagonisten, welcher nach 15 Jahren die Rückkehr in seine sogenannte Heimat antritt. Schnell bemerkt er allerdings, dass es sich nicht nach Heimat anfühlt, sondern nach Fremde, oder zumindest nach etwas Enttäuschendem.
    Teju Coles zweites Buch 'Open City' wurde international gefeiert und hielt auch bei mir Einzug, allerdings hat mich sein unpopuläreres erstes Buch mehr angesprochen. Dass dieses Buch nicht gleichmässig bekannt ist, hat indirekt mit dem Inhalt zu tun - Der Autor kritisiert mit seinem Schreiben Nigeria und dessen Verarmung an Kultur, gleichzeitig erschien der Roman in einem nigerianischen Verlag, wodurch er wenig Berühmtheit erfuhr, meiner Meinung nach nicht zurecht. Denn Teju Cole legt uns hiermit ein Werk vor, dass eine sogartige Wirkung hat, dass mich zum ersten Mal wirklich an den Spruch glauben lässt - Lesen ist wie Reisen. Denn wir erfahren hier eine Stadt, Lagos, in all ihren Ausmassen, wir erleben das Begeisternde und das Abstossende, allen voran das Faszinierende in dieser Fremde.

    Spannend ist ja, wie ein Nigerianer dorthin zurückkehrt. Unser Protagonist verbrachte fünfzehn Jahre in New York, ohne dazwischen je wieder in seine Heimat einzureisen. Das gibt dieser vermeintlichen 'Rückkehr' viel grösseres Gewicht. New York als unglaublich sympathischer Gegenpol, eine Stadt, welche sowohl vor neuster Technologie und Modernität strotzt, wie auch in all seiner Grösse das Detail, die Kunst und die Sinnlichkeit einer Stadt in jedem Ecken bereithält. New York durfte ich bereits selbst erleben, und selten konnte mich die Vielfältigkeit einer Metropole so beeindrucken. Dagegen scheint Lagos eintönig zu sein. Die Stadt funktioniert nach ihren eigenen Regeln, und diese sind wohl keinem aus der nordwestlichen Welt bekannt. So begegnet der Protagonist bereits an der ersten Haltestelle, dem Konsulat in New York, Korruption. Diese Begegnung macht ihn fassungslos, mehr noch, als sie vielleicht uns als Nicht-Einbezogene fassungslos machen würde, und sie besetzt ihn. Kaum gelandet, stürzen wir uns auf dieses Thema und entdecken es tatsächlich auch in jedem noch so versteckten Winkel. Das korrupte Nigeria. Dann aber beginnt er mit seinen Beobachtungen, erzählt von diesen, und sie sind so kunterbunt und fremd, wie ich kaum glauben konnte. Er trifft auf unterschiedliche Menschen, auf unterschiedliche Interessen, auf unterschiedlichen Umgang mit verschiedenen Situation. Und auch auf immer wieder sich ähnelnde Muster. 

    Und so entwirft Teju Cole ein Bild von einem Nigeria aus dem Heute, aber überlappt es mit Erinnerungsfetzen, Gedankengängen und tiefen Emotionen, von Verwunderung, Abneigung und Liebe. Dabei entsteht auch ein ganz eigenes Gefühl von Heimat, welches er mit seinen behutsam gewählten Worten so gut zu vermitteln weiss - Chapeau. Und vielen Dank, denn ich bin nun um einige Erfahrungen und irgendwie eine Reise nach Nigeria reicher.

    http://wonderful-ne-books.blogspot.ch/2017/04/jeder-tag-gehort-dem-dieb-von-teju-cole.html
  15. Cover des Buches Nacht in Havanna (ISBN: 9783442554959)
    Martin Cruz Smith

    Nacht in Havanna

     (27)
    Aktuelle Rezension von: addicted3books

    Havanna ist der vierte Renko-Roman von Martin Cruz Smith (1981 Gorky Park, 1989 Polar Star, 1991 Red Square, 1999 Havanna, 2004 Wolves eat Dogs, 2007 Stalin's Ghost, 2010 Three Stations, 2013 Tatiana, 2019 The Seberian Delemma). 

    Von den neun Romanen ist dieser meiner Meinung nach der beste. Arkadi Renko ist in Havanna, Kuba unterwegs, Dort soll er das Verschwinden seines FreundFeindes Sergej Pribluda aufklären. Er kommt gerade zurecht, um beim Auffinden einer Leiche aus der Bucht von Havanna dabeizusein, die möglicherweise jene von Pribluda ist. An den Herzinfarkt glaubt er nicht und beginnt zu ermitteln. Ohne jede Rücksicht, so wie immer. Und macht sich natürlich wieder mal mächtige Feinde.

    Für mich eine gelungene und interessante Mischung aus Russland und Kuba, die zwar lange dicke Freunde waren, aber so gar nicht zusammenpassen. Detailreich beschreibt Cruz die schwierigen Ermittlungen in einer Welt, die so gar nicht Arkadis ist. 

    Kann ich nur empfehlen!

  16. Cover des Buches Pjöngjang (ISBN: 9783938511312)
    Guy Delisle

    Pjöngjang

     (30)
    Aktuelle Rezension von: annlu

    *Jedes Gebäude hat sein Spruchband, jede Wand ihr Porträt, jede Brust ihr Abzeichen...*


    Als Mitarbeiter der Trickfilmindustrie verschlägt es Guy Delisle nach Nordkorea. Sein Aufenthalt ist geprägt von Vorschriften, skurrilen Regeln und vielen Begegnungen mit dem Bildnis Kim Jong-Il´s samt seiner Errungenschaften für das Volk. In der Graphic Novel lässt er seine Zeit in Pjöngjang Revue passieren und gibt interessante Einblicke in ein Land, in dem Ausländer eine Seltenheit sind und sie nur dort Einblicke erhalten, wo es gewollt ist. 



    Eröffnung zur Pjöngjang-Reise: Szene am Flughafen, der Zöllner kontrolliert das Gepäck und findet George Orwells „1984“ - schon da wusste ich, dass ich die Sichtweise des Autors/Zeichners mag. Gleich darauf erklärt er einige der vielen Regeln, an die sich Ausländer in Nordkorea zu halten haben und macht den ersten geführten Besuch bei einem der Sehenswürdigkeiten. Im Laufe seines Aufenthalts wird es noch so manche davon zu besichtigen geben – nur wenige von ihnen sind wirklich sehenswert und keine von ihnen hat nicht Propaganda im Sinn. 


    Das Comictagebuch erlaubt einige Blicke auf die Stadt Pjöngjang (die man sich durch die Zeichnungen besser vorstellen kann). Da die Viertel, in denen sich Ausländer aufhalten dürfen begrenzt sind und ein Führer so gut wie immer mit von der Partie ist, ergibt sich kein vollständiger Einblick in die Stadt, sondern vielmehr ein Blick auf das System. Vieles in Bezug auf den Kommunismus aber auch die Armut im Land spricht Delisle direkt an – ob nun in Gedanken, sich selbst und dem Leser gegenüber, oder wirklich seinen Dolmetschern und Führern gegenüber. Obwohl hier nicht mit Kritik – und manchmal auch Ironie – gespart wird, werden manche Eindrücke nicht offen angesprochen, sondern lassen sich aus den Gesprächen und Bildern lesen. 


    Wie es sich für ein Tagebuch gehört, erlebt man hier nicht nur eine (eingeschränkte, da überwachte) Stadt-/Landführung, sondern erlebt Delisle immer wieder auch privat. Als Freizeitaktivitäten steht allerdings keine große Auswahl zur Verfügung. Die Tatsache, dass sich so gut wie alles davon nur an Ausländer (von denen es ja nicht gerade viele gibt) richtet, spricht Bände. 


    Fazit: Über das Leben in Nordkorea gibt es nicht so viele Quellen – die Sicht von Guy Delisle auf seine Tage in Pjöngjang ist humorvoll-kritisch, ohne dabei herablassend zu wirken und hat mir sehr zugesagt. 

  17. Cover des Buches Wohlfühlen. Der Megatrend (ISBN: 9783935436021)
  18. Cover des Buches Kangal (ISBN: 9783596710225)
    Anna Yeliz Schentke

    Kangal

     (31)
    Aktuelle Rezension von: ois_choh

    Der Roman „Kangal" von Anna Yeliz Schentke erzählt einen Ausschnitt aus dem Leben einer jungen Türkin, die Gegnerin des politischen Regimes in der Türkei ist. Deutlich wird hier vermittelt, wie sich politische Verfolgung auf kleinste Aktionen im Alltag auswirkt und Beziehungen beeinflusst.

    Dilek, die im Internet als Kangal politisch aktiv ist, gerät in Bedrängnis, als einer ihrer Bekannten verhaftet wird. Als Oppositionelle sieht sie sich nun in Gefahr, nicht wissend, ob der Verhaftete dicht hält. Rasch ergreift Dilek die Flucht nach Deutschland. Doch ist Deutschland für sie der Zufluchtsort, den der Leser dort für sie erwartet?

    Trotz der knappen 208 Seiten schaffte es die Autorin durch die klare Sprache und die erzählerische Dichte der Romanstruktur, mich ganz tief in die Welt der Protagonistin eindringen zu lassen. Hier ist kein Wort zu viel und keines zu wenig. 

    In aller Kürze wird hier ein klares Bild davon vermittelt, wie sich ein totalitäres Regime des Alltags junger Menschen bemächtigt und deren Leben nachhaltig verändert.

    Dieses Buch hat mir eine Welt eröffnet, zu der ich vorher keinen Zugang hatte.

    Bereichernd und ergreifend!

     

  19. Cover des Buches Gorki Park (ISBN: 9783442749980)
    Martin Cruz Smith

    Gorki Park

     (88)
    Aktuelle Rezension von: Calderon

    Das Buch ist mehrere Jahrzehnte alt, es spielt in der längst untergegangenen Sowjetunion und schildert die Aufklärung eines Mordes im Moskauer Gorki Park. Die Hauptfigur ist Arkadi Renko, ein Russe, Sohn eines hoch dekorierten Kriegshelden, der sich gegen zahlreiche Widerstände darum bemüht, die Mörder und Motive der Tat ans Tageslicht zu bringen. 

    Wer sich ein bisschen mit der sojwetischen Geschichte auskennt, weiß, dass das allein schon eine Form der Abweichung ist. Denn die Sowjetunion hat die Lüge als Fundament ihrer Existenz erkoren. Wer nach der Wahrheit forscht, stößt schnell auf Grenzen, es kann zudem gefährlich werden. 

    Cruz-Smith hat mit Gorki-Park einen Meilenstein markiert. Der Roman wurde - brillant - verfilmt; vor allem aber gibt es Fortsetzungen, die bis in die jüngste Vergangenheit die Erlebnisse Renkos schildern. Man wird mittelbar Zeuge, wie die Sowjetunion untergeht und aus den Trümmern die wüsten Jelzin-Jahre entstehen, gefolgt vom Blei des Putinismus. 

    Gerade die ersten Romane waren toll, die jüngeren haben etwas nachgelassen. Den ersten, Gorki Park, sollte jeder Thriller-Leser, der nicht nur Einheitsbrei schmökern will, lesen.

  20. Cover des Buches Dauerfeuer (ISBN: 9783518458211)
    Klaus Ratheiser

    Dauerfeuer

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Coco206
    Und wieder einmal bin ich zwigespalten, was ein Buch angeht. Klaus Ratheiser beschreibt in seinem Buch in kurzen Artikeln Episoden seiner Erfahrungen und Erfahrungen von Kollegen im Krankenhausalltag, vor allem auf Intensivstation. Fremdwörter werden im Glossar erklärt, 83 an der Zahl. Medizinisches Personal wird ohne Hilfe des Glossars auskommen, Laien werden wohl des Öfteren darauf zurückgreifen müssen, was eventuell den Lesefluss stören könnte. Der Autor beschreibt typische Alltagssituationen eines Arztes, die Arbeit mit schwerstkranken und sterbenden Patienten, ihren Angehörigen und den Anforderungen, die Ober- und Chefärzte an ihn stellen. Zusätzlich werden auch immer wieder die Probleme beschrieben, die ein Arzt mit seinen vielen Diensten im Privatleben mit Freundin/Frau und Familie bekommen kann. Es geht um Sterbehilfe, die Frage der Maximaltherapie bei Sterbenden und den ethischen und moralischen Vorstellungen der Ärzte. Bis zur Hälfte des Buches fand ich es wirklich lesenswert, danach kam ein Bruch, den ich nicht wirklich erklären kann. Zudem gibt es Redewendungen, die den Nicht-Österreichern nicht geläufig sein werden, die man aber gut versteht. Für medizinisches Personal sicherlich für zwischendurch lesenswert, für Laien auch, wenn sie sich dafür interessieren und mit den oft sehr traurigen und auch erschütternden Patientenschicksalen klarkommen.
  21. Cover des Buches Warum die Sache schiefgeht (ISBN: 9783442158676)
    Karen Duve

    Warum die Sache schiefgeht

     (14)
    Aktuelle Rezension von: Holden
    Karen Duve schreibt sich dir ganze Wut von der Seele, wie wir von engstirnigen und machtbesessenen MÄNNERN in die globale Krise getrieben wurden, von den gleichen Typen, die seit 5000 Jahren das Sagen haben und wegen denen es jetzt 2 vor 12 auf der Weltuntergangsuhr ist. Sie nennt die Probleme beim Namen (gefühllose, dressierte Entscheidungsträger, die beratungsreistent sind und selbst jetzt vor dem abzusehenden Untergang nicht bereit sind, zu tun, was jetzt unbedingt getan werden muß. Allen Entscheidungsträgern landauf landab sei das Buch vor die Stirn getackert, aber Frau Duve sieht die Rettung ja auch nur in einer Revolution, selbst die Vereinten Nationen scheinen eine Nummer zu klein für das Anliegen zu sein. Das Buch zur rechten Zeit.
  22. Cover des Buches Der geduldete Klassenfeind (ISBN: 9783940731098)
    Peter Pragal

    Der geduldete Klassenfeind

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    Peter Pragal ( geduldeter Klassenfeind ) war von 1974-1979 und 1983 - 1990 als akkreditierter West- Korrespondent der süddeutschen Zeitung in der Hauptstadt der DDR ( Ost-Berlin ) tätig. Selbst seinen Hauptwohnsitz verlegte er zumindest zeitweise zusammen mit Ehefrau und 2 Kindern nach Ostberlin. Pragal und seine Familie waren bemüht, wie DDR-Bürger zu leben und zu denken, nur so konnte es ihm gelingen hinter die Fassaden der DDR- Diktatur zu schauen. Über seine Geschichten ( Anekdoten ) musste ich als gelernter DDR-Bürger :-) mehr als einmal schmunzeln, da sie trotz ihres damaligen ernsten Hintergrundes aus heutiger Sicht mehr als irreal und unwirklich erscheinen, besonders die Überwachungsberichte der Stasi. Natürlich wurde er von Horch und Guck auf Schritt und Tritt überwacht und kontrolliert, schliesslich konnten ja die DDR-Machthaber einen potentiellen Klassenfeind nicht ungehindert agieren lassen ohne ihrer ungezügelten Sammelwut von Daten und Informationen nachzukommen, genauso wie es heute auch wieder andere Institutionen der BRD nur mit anderer Begründung betreiben . Heute heisst es Datenvorratsspeicherung und biometrische Passdaten um die Bürger Deutschlands vor den angeblichen Gefahren des islamistischen Terrorismus zu schützen. Wer es glaubt soll seelig werden. Nun bin ich unbewusst von der eigentlichen Thematik des vorliegenden Buches abgewichen. Abschliessend möchte ich dieses Buch von P. als Tatsachenbericht besonders den jüngeren Lesern, welche die Geschichte der DDR nur noch aus dem Geschichtsunterricht oder Erzählungen der Eltern oder Grosseltern kennen als Zeitzeugenbericht besonders empfehlen. Fazit : sehr lesenswert , besonders für Leser die sich u.a. für deutsche Zeitgeschichte interessieren.
  23. Cover des Buches Whiskey, Tränen und die Onkelz (ISBN: 9783740713379)
    Torsten Gränzer

    Whiskey, Tränen und die Onkelz

     (2)
    Aktuelle Rezension von: BRB-Jörg
    „Fauxpas war immer (m) ein Seelenstrip und dieses Buch ist vermutlich auch einer. Es ist selbstdarstellerische Lektüre, ein Ego-Trip, Erinnerungen, die manchmal nicht einfach niederzuschreiben waren“. Schon diese ersten beiden Sätze im Vorwort fassen den Inhalt von Torstens im Januar 2010 erschienenen zweiten Buch perfekt zusammen, denn es erzählt wesentlich mehr als „über zwölf Jahre in einer Rockband“, wie es im Untertitel heißt. Torsten nimmt uns mit auf die Reise durch seine eigene Geschichte. Die Musik war dabei stets eine der Konstanten, aus denen er schier unendliche Kräfte schöpfte und bittere Erfahrungen machte. Ebenso kommen aber auch Frauen, das Berufsleben, seine Depressionen und selbst mein geliebter FC Stahl Brandenburg in allen Phasen seines Lebens vor, und so auch in diesem Buch. Die Entwicklung der Band Fauxpas ist dabei der rote Faden, wirkt aber zuweilen wie ein Nebenkriegsschauplatz, wenn Torsten über seinen persönlichen Werdegang erzählt: Vom scheinbaren Asozialen, dessen Lebenssinn neben der Musik irgendwo zwischen ständigem Suff und nicht minder häufigen Ficks zu liegen schien. Der irgendwann den Absprung vom Alkohol schaffte, dadurch seine immer häufiger auftretenden Selbstzweifel und Depressionen aber auch nicht mehr zu betäuben wusste. Und der beruflich seinen Platz zwischen dem finanziell notwendigen Scheißjob und brotloser Selbstverwirklichung suchte, aber seinen ersten wirklichen Halt erst in einer Psychotherapie in der Brandenburger Landesklinik fand, als er es schaffte, seine Ängste und Depressionen aufzuarbeiten, um mit neuem Selbstbewusstsein in ein anderes Leben zu starten, das nichtsdestotrotz nie frei von Rückschlägen – psychisch und physisch - war. Stets blieb Torsten dabei ein rastloser Zweifler, immer wieder die Gesellschaft und die Menschlichkeit der heutigen Zeit in Frage stellend, der auch im Schoße seiner Frau und Tochter nie vollends glücklich wurde. Und der am Ende trotz ansteigendem Erfolg auch unter seine geliebte Band einen Schlussstrich zog, um sich auch aus künstlerischen Grenzen zu befreien und mit Puls-T neue Wege zu gehen… Alles in allem ist "Whiskey, Tränen und die Onkelz" weitaus mehr als eine Bandbiografie. Und ebenso, wie das Niederschreiben Torsten nicht immer leicht gefallen ist, war auch das Lesen meist alles andere als einfach. Wenn man den Protagonisten und einige andere handelnde Personen dann auch noch persönlich kennt, erscheint das Ganze in einem zusätzlich dramatischen Blickwinkel. Zudem habe ich beim Lesen eine Menge gelernt. Vor allem vom kursiv gedruckten Text auf Seite 258 verspreche ich mir auch für mein eigenes Leben etwas. Und nicht zuletzt sehe ich durch dieses Buch auch die Musik von Fauxpas anders. Ja, ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass ich das Album "Therapie" erst jetzt richtig verstehe... Klasse Buch, JEDEM zu empfehlen!!!
  24. Cover des Buches Das Kapitalismus-Komplott (ISBN: 9783898797184)
    Oliver Janich

    Das Kapitalismus-Komplott

     (3)
    Aktuelle Rezension von: SoleilLunaEstrellas

    "...Er vertritt libertäre, rechtsextremistische, rassistische, antisemitische und verschwörungsideologische Positionen. Der Verfassungsschutz stuft ihn als Rechtsextremisten und Antisemiten ein." "Die Generalstaatsanwaltschaft bestätigt: Der Strafbefehl gegen den QAnon-Propagandisten Oliver Janich ist rechtskräftig." etc.

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