Bücher mit dem Tag "tabu"
83 Bücher
- E. L. James
Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen
(10.310)Aktuelle Rezension von: AnnaLovesBooksGeheimes Verlangen hat mich von der ersten Seite an gefesselt! Die Charaktere sind gut eingeführt, und die Geschichte entwickelt sich rasant. Besonders Dorian Grey hat mich sofort verzaubert – er ist wirklich der Traummann schlechthin! Die Mischung aus Spannung, Romantik und Erotik macht das Buch zu einem wahren Genuss. Die Emotionen sind authentisch, und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es hat mich so begeistert, dass ich direkt mit den nächsten Bänden weitermachen musste. Das war mein Einstieg in die Buchwelt der Erotik und BDSM.
- Jay Asher
Tote Mädchen lügen nicht
(4.983)Aktuelle Rezension von: HaarikaTote Mädchen lügen nicht ist kein Buch, dass mich in seinen Bann gezogen und mich umgehauen hat zu viel mimimi nach meinem Geschmack , aber die Botschaft ist eindeutig klar, dass eine noch so kleine Handlung oder unbedachte Äußerung große Auswirkungen auf das Leben anderer haben kann. Klar, man darf dabei nicht vergessen, daß ein Teenager nicht über die Lebenserfahrung verfügt eines Erwachsenen und auch durch kleinere Probleme durchaus aus der Bahn geworfen werden kann wenn man keine Hilfe bekommt.
- Charlotte Roche
Feuchtgebiete
(2.332)Aktuelle Rezension von: NathanaelIch fand die Ehrlichkeit sehr erfrischend🙏 einige Dinge haben mich an meine Pubertät erinnert. Allerdings hat die Frau in dem Buch kein Herz und das fand ich ziemlich eklig 🤢🤮 Ich musste Abbrechen weil ich solche Menschen ohne liebe nicht in meinem Leben haben will. Aber jedem das seine für mich ist das nichts.
- John Irving
Das Hotel New Hampshire
(739)Aktuelle Rezension von: ArgentumverdeJohn Berry ist der mittlere von fünf Geschwistern. Er erzählt die Geschichte seiner Familie, Glück und Unglück, einige schlimme Erfahrungen und Tragödien, aber auch Liebe und starken Zusammenhalt. Es geht ums Erwachsenwerden und das Über-sich-Hinauswachsen. Es geht um Verlust und Hoffnung und Mut nie aufzugeben.
Der Schreibstil ist prägnant, wortgewandt, teils enorm vulgär und meist situationsgenau. Zu Beginn überlädt der Autor den Leser mit Charakteren, unklaren Handlungen und Aneinanderreihung en von Begebenheiten. Die teils skurrilen Begebenheiten bleiben für den Leser wenig greifbar und nur schwer findet er sich im Buch zurecht. Dabei muß er sich nicht nur mit den Wirren der Familie sondern auch mit politischen und gesellschaftlichen Spannungsfeldern US-Amerikas der 1940er bis 1960er auseinandersetzen. Erst Recht spät wird deutlich, dass sich Schreibstil und Dynamik der Geschichte mit den Personen mitentwickeln. Die stilistischen und inhaltlichen Extreme machen den Wachstumsprozess der einzelnen Figuren, wie auch der Geschichte umso deutlicher.
Mein Fazit: Ein für mich schwieriges Buch. Zu Beginn fand ich kaum Zugang, im Weiterlesen war ich kurz davor, es abzubrechen, was ich äußerst selten mit einem Buch tue. Erst zum Schluss hin konnte es mich doch noch erreichen und sogar stellenweise überzeugen. Ich kann es also nur sehr bedingt weiterempfehlen und denke, dass es bessere Werke des Autors gibt.
- Lilly Lindner
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
(515)Aktuelle Rezension von: Reading_Love~ KLAPPENTEXT ~
April ist fort. Seit Wochen kämpft sie in einer Klinik gegen ihre Magersucht an. Und seit Wochen antwortet sie nicht auf die Briefe, die ihre Schwester Phoebe ihr schreibt. Wann wird April endlich wieder nach Hause kommen? Warum antwortet sie ihr nicht? Phoebe hat tausend Fragen. Doch ihre Eltern schweigen hilflos und geben Phoebe keine Möglichkeit, zu begreifen, was ihrer Schwester fehlt. Aber sie versteht, wie unendlich traurig April ist. Und so schreibt sie ihr Briefe. Wort für Wort in die Stille hinein, die April hinterlassen hat.
~ MEINUNG/ FAZIT ~
Ich muss zugeben, ich bin kein Fan von Büchern die nur aus Briefen/E-Mails bestehen. Ich habe mich dennoch wegen dem Thema ran gewagt. Ich fand das Buch gut und auch die Thematik war sehr interessant. Die Autorin schafft es hier die Gedanken und Gefühle der kleinen Phoebe aufs Papier zu bringen. Manchmal tat Phoebe mir echt schon leid. Solch eine schwierige Situation und dann noch streitende und schweigende Eltern drum herum. Eine Situation die sich kein Kind wünscht.
- Charlotte Roche
Schoßgebete
(449)Aktuelle Rezension von: BuechergeplauderElizabeth Kiehl hat einige Probleme, diesbezüglich geht sie zu einer Therapeutin. Sie ist immer etwas übervorsichtig und erwartet in jeder Ecke Gefahr. Der Tod lauert immer in der nächsten Ecke, so zumindest in den Gedanken von Elizabeth.
Doch ihr Leben besteht nicht nur aus Angst vor Gefahren. Elizabeth führt ein normales Leben. Sie ist verheiratet und Mutter. Das Beste an ihrem Leben? Der Sex! Sie lebt gemeinsam mit ihrem Mann unterschiedliche Sexfantasien aus. Hin und wieder laden sie noch eine andere Frau dazu ein. Ihr Mann ist strikt gegen einen Mann.
Elizabeth allerdings träumt immer wieder von Sex mit anderen Männern, am liebst mit einem aus ihren näheren Umfeld. Doch wie soll sie dies ihrem Mann nur begreiflich machen? Sie wird schon einen Weg finden, da ist sie sich sicher. Es muss nur der richtige Zeitpunkt kommen und dann würde sie zuschnappen.
Schoßgebete von Charlotte Roche, entweder man liebt es oder man hasst es. Ich gehöre leider zu denen, die mit der Geschichte überhaupt nichts anfangen konnte.
Der Anfang der Geschichte ekelte mich etwas an. Ich war kurz davor abzubrechen. Habe es aber doch noch bis zum Ende durchgezogen.
Elizabeth ist eine psychisch kranke Frau, die ihr Selbstwertgefühl mit Sex füllt. Ihre Gedankengänge und ihr Verhalten sind krankhaft und die Therapie, die sie macht, scheint überhaupt nicht zu fruchten. Sie lässt sich alles gefallen und macht alles mit, Hauptsache ihr Mann ist zufrieden. Eine Frau, die meiner Meinung nach, keine Würde hat.
Für mich ein kompletter Flop. Ich persönlich kann nicht verstehen, dass dieses Buch jemals ein Bestseller war.
- Tabitha Suzuma
Forbidden
(861)Aktuelle Rezension von: Bookworm_99Der Einstieg ist mir unglaublich schwer gefallen und ich hab mehrfach mit dem Gedanken gepielt das Buch anzubrechen. Leider konnte mich die Geschichte bis zum Schluss so gar nicht überzeugen.
Ich mag ja das Trope stepbrother x stepsister ganz gerne aber Bruder und Schwester geht mir dann doch etwas zu weit. Das Thema Inzucht hätte meiner Meinung nach etwas besser bzw. anders thematisiert werden können in der Geschichte, vor allem was den Schluss betrifft.
Auch die beiden Hauptcharaltere Lochan und Maya waren so gar nicht mein Fall. Beide waren so unnahbar, irgendwie oberflächlich und ich bin überhaupt nicht warm geworden mit ihnen. Sie waren mir einfach null sympathisch und die chemie zwischen den beiden war auch nicht wirklich vorhanden.
- Trudi Canavan
Sonea 2
(578)Aktuelle Rezension von: Mike_LeseratteAuch der zweite Teil ist wieder wunderbar. Genauso wie im ersten Teil gibt es wieder drei verschiedene Storylines, welche zusammenhängen aber auch für sich stehen. Wir begleiten Lorkin in die Berge zu den Verräterinnen, eine Rebellengruppe in Sachaka, begleiten Sonea und Cery bei der Jagd auf wilde Magier in Imardin und begleiten Botschafter Dannyl auf eine Reise in ein weiteres Land um mehr über die Vergangenheit zu erfahren.
Am besten hat mir die Storyline von Lorkin gefallen. Sie war für mich die interessanteste und bot am meisten neues. Dannyls Reise wiederum war für mich die langweiligste, weil ich bereits vieles aus dem Prequel zu der Gilde der Schwarzen Magier Trilogie kenne. Auch Soneas Storyline war wieder super spannend und voller Hindernisse und Spannung, jedoch war es an einigen Stellen doch sehr Vorhersehbar.
Aber auch hier steht wieder die Charakterentwicklung und die Entwicklung der Gilde und dem Zusammenspiel der Diplomatie der Länder im Vordergrund. Während Lorkin zuerst ein junger Magier ist, der nicht weiß, was aus ihm werden soll entwickelt sich weiter, wird erwachsener und bekommt eine super süße kleine Romanze, welche aber ganz sachte im Hintergrund verläuft. Ähnliches ergibt sich bei anderen Charakteren, welche eine wichtige Rolle einnehmen, aber nicht direkte Hauptcharaktere der Trilogie sind., Trotzdem tauchen kleine romantische Elemente auf, welche einem ein leichtes Lächeln ins Gesicht zaubern. Vor allem wenn man bedenkt, dass es eine der wenigen Buchreihen ist, welche nicht vor gleichgeschlechtlicher Liebe zurückschreckt, sondern diese wunderschön verpackt. Es zeigt einfach, dass Liebe zwischen Menschen gleich ist, egal wen man liebt.
- Jeffrey Eugenides
Middlesex
(512)Aktuelle Rezension von: Nackt_und_GluecklichIch mag es, wenn Geschichten ewig lang ausholen und so hat mich dieses Buch gefesselt. Ich fand das Thema mordspannend und interessant und wäre froh, wenn der momentane Rundumschläger gegen Otto Normalbürger sich einmal dieses Buch ansehen würde, damit er weiß, wie man ein solches Thema seriös und gefühlvoll aufbereiten kann. Das Buch hat nix mit LGBQT zu tun und das ist sehr wohltuend! Eine unbedingte Leseempfehlung für Middlesex.
- Paulo Coelho
Elf Minuten
(1.119)Aktuelle Rezension von: Filip2806„11 Minuten“ von Paulo Coelho ist ein faszinierender Roman, der auf poetische Weise die Themen Liebe, Sehnsucht und Selbstfindung erkundet. Die Geschichte der jungen Maria, die ihren Weg von einem kleinen brasilianischen Dorf ins Nachtleben Europas findet, ist sowohl berührend als auch inspirierend. Coelhos einfühlsamer Schreibstil lädt dazu ein, die Grenzen zwischen körperlicher und emotionaler Liebe zu hinterfragen. Besonders die Tagebucheinträge der Protagonisten sind spannend zu verfolgen. Das Buch besticht durch seine Tiefgründigkeit und vermittelt gleichzeitig Hoffnung und Mut, die eigenen Träume zu verfolgen. Eine wundervolle Lektüre, die besonders sich für angenehme Sommernächte geeignet ist.
- Linda Castillo
Die Zahlen der Toten
(805)Aktuelle Rezension von: Kimmy1337Ein sehr gut gelungener Thriller von Linda Castillo und wunderbarer Auftakt der Reihe.
Ich war von Beginn an gefesselt von der Handlung und die Hauptpersonen waren mir auf Anhieb sympathisch. Der Amische Hintergrund gefällt mir sehr gut sowie auch die detaillierte Schreibweise der Autorin.
Die Story und Motive fand ich sinnvoll, vor allem mit dem Hintergrund, dass Serienmörder manchmal auch keine für uns ersichtliche Logik haben.
Die Liebesgeschichte zwischen Kate und John ist schön und realistisch.
Absolute Leseempfehlung.
- Elfriede Jelinek
Die Klavierspielerin
(236)Aktuelle Rezension von: AliknechtDie Klavierspielein ist ein ältliches Fräulein von 38 Jahren, an dem das Leben bisher vorbeigegangen ist. Sie lebt unter der Fuchtel ihrer ehrgeizigen Mutter. Ihre Karriere ist ins Stocken geraten und sie fristet ihr Dasein als Professorin für Klavier. Dann bringt ein Schüler ihr Leben durcheinander. Sie können aber nicht zueinander finden und die Geschichte entwickelt sich tragisch. Hervorragend in einer ganz eigenen Sprache geschrieben.
- Anke Messerle
Das falsche Tabu
(15)Aktuelle Rezension von: thenightIn Lübeck werden innerhalb weniger Tage drei Männer in ihren Hotelzimmern ermordet. Sie sind identifiziert und dennoch tritt das Team der Lübecker Mordkommission auf der Stelle: Was haben die Opfer in der Hansestadt gewollt? Hauptkommissar Lennart Bondevik ahnt nicht, welche Zerreißprobe auf ihn zukommt, als die Ermittlungen ihn an einen Ort führen, den Menschen aufsuchen, die sich für das verabscheuen, was sie begehren.
Triggerwarnung.
Der Klappentext deutet es schon an, bei Das falsche Tabu, handelt es sich um einen Krimi, bei dem es sich um Kindesmissbrauch handelt. Ein äußerst sensibles Thema, bei dem es schwierig ist den schmalen Grat zwischen Information, Unterhaltung und purer Effekthascherei nicht zu verlassen, dies ist der Autorin Anke Messerle in ihrem Debüt durchaus gelungen.
Und doch ist
Das falsche Tabu nichts für Leserinnen und Leser, die aus welchen Gründen auch immer sensibel auf das Thema reagieren. Noch immer ist das Thema Kindesmissbrauch ein Tabu, darüber spricht man nicht, erst wenn es wieder ein besonders widerwärtiger Fall von Missbrauch in die Medien schafft, spricht auch die Bevölkerung darüber. Doch zum Schutz der Kinder ist es wichtig darüber zu sprechen und es ist wichtig potenziellen Tätern Anlaufstellen zu bieten, an die sie sich wenden können, bevor sie zu Tätern werden und es ist wichtig, das Hinweise aus der Bevölkerung ernst genommen werden, beides ist in Deutschland noch mehr als ausbaufähig. Gerade deshalb sind Bücher wie Das falsche Tabu, so wichtig.
Bondevik und sein Team, arbeiten auf Hochtouren um den Täter zu ermitteln, doch das gestaltet sich als sehr schwierig, denn die drei Männer scheint auf den ersten Blick nichts zu verbinden. Erst der Arnold Winter der Bruder eines der Opfer bringt sie auf die richtige Spur zu einer Klinik in der Präventionstherapie angeboten wird.
Anke Messerle, lässt sich Zeit, sie stellt ihre Protagonisten ausführlich vor, ihre Sorgen und Nöte ohne dabei die Spannung die einen guten Krimi ausmacht aus dem Blick zu verlieren. Das falsche Tabu ist kein Buch, das man schnell mal zwischendurch lesen kann und das liegt nicht nur an den über 400 Seiten, es ist manchmal sehr beklemmend, gerade wenn man selber Kinder hat.
Das Buch bekommt von mir eine Leseempfehlung und ich bin gespannt was die Autorin noch zu bieten hat.
- Siegfried Lenz
Schweigeminute
(310)Aktuelle Rezension von: bookstoriesIch war schon mit mehr als der Hälfte des Buches durch, bis ich merkte, dass es in einem doppelten Schutzumschlag steckt. Ich hatte in den Buchläden schon mehrere Versionen dieses Büchleins gesehen, und interessant ist, dass derselbe Verlag, nämlich Hoffmann und Campe, das Buch in unterschiedlichen Schutzumschlägen anbietet. Da ist die schlichte weisse Ausgabe mit blauer Schrift, oder die mit dem goldbraunen Sonnenuntergang am Wasser, oder der blauweisse Umschlag mit der Unterschrift von Siegfried Lenz, da gibt es eine Ausgabe mit Schutzumschlag in blassem Grün, auf dem Schilf im Wasser abgebildet ist, oder eben die limitierte Sommerausgabe, ein hübsches Cover, das ein weisses Holzhaus vor einer ruhigen See in der Dämmerung zeigt.
"Schweigeminute" ist meine erste Lektüre von Siegfried Lenz, und es wird bestimmt nicht die letzte sein. Lenz gehört zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern der Nachkriegs- und Gegenwartsliteratur. Vermutlich werde ich mir den Roman "Deutschstunde" noch besorgen, und die eine oder andere Erzählung. Eine Kritik aus dem Tagesspiegel auf der Umschlagrückseite meiner Ausgabe verspricht, dass vielen Lesern bei der Lektüre dieses schönen kleinen Buches aufgehen wird, dass sie Siegfried Lenz lieben. Für meine Begriffe ist das vielleicht etwas übertrieben, doch was mir an diesem Autor sehr gefällt, ist seine gepflegte Ausdrucksweise, sein gelassener, runder und fliessender Erzählstil.
Auch Marcel Reich-Ranicki äusserte sich in der Frankfurter Allgemeine Zeitung positiv über die Novelle: "Wir haben Siegfried Lenz für ein poetischen Buch zu danken. Vielleicht ist es sein schönstes." Allerdings soll er auch gesagt haben, dass ein guter Sprinter sich nicht als Langstreckenläufer versuchen sollte. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass Siegfried Lenz das Schreiben von Novellen- und Kurzgeschichten wohl liege, Romane aber nicht unbedingt seine Stärke seien. Ich finde, jeder muss sich darüber selbst ein Bild machen.
In "Schweigeminute" will man - so steht es im Klappentext - in der Lakonie des Erzählens die existentielle Härte eines Ernest Hemingway spüren. Als lakonisch würde ich den Erzählstil von Siegfried Lenz nicht beschreiben, denn lakonisch bedeutet nüchtern, mit wenigen Worten treffend ausgedrückt. Peter Stamm (vgl. Ungefähre Landschaft) ist für mich ein lakonischer Schreiber - Siegfried Lenz ist in keiner Weise mit Stamm vergleichbar. Auch wenn Lenz auf direkte Weise ohne Schnörkeleien und Verzierungen das zum Ausdruck bringt, was er sagen möchte, so schreibt er doch nicht auf trockene, sondern schöne Art, vielleicht sogar etwas konservativ. Seine Zeilen zwitschern und plätschern so dahin und erzeugen einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann - wie ein Schiffchen in einem kleinen Bach wird man hier ans Ende des Buches gespült, das weder in Kapitel noch Abschnitte unterteilt ist, und zurück bleibt ein zufriedenes Gefühl von Melancholie.
Ernest Hemingway und William Faulkner sollen für Siegfried Lenz Vorbilder gewesen sein. In der zweiten Hälfte seines Schreibens habe er sich an William Faulkners Werken orientiert. Tatsächlich gibt es einige Stellen im Buch, die mich an William Faulkner erinnern, zum einen, wenn die Sätze etwas länger werden und nur mit Kommas unterbrochen werden, wie Wasser in einem Bach, das auf Steine trifft, sie umspült und dann weiterfliesst, oder dann, wenn der Autor mithilfe von zwei oder drei Adjektiven einen Zustand präziser beschreiben möchte. Einmal erwähnt er auch namentlich Faulkners Roman "Licht im August".
Warum heisst das Buch Schweigeminute? Der Schüler Christian und seine Englischlehrerin Stella Petersen lieben sich. Sie treffen sich in jenem Sommer immer wieder, niemand darf etwas von ihrer Beziehung erfahren. Stella arbeitet am Lessing-Gymnasium, Christian hilft seinem Vater, der als Steinfischer arbeitet, in der Freizeit und in den Sommerferien auf dem Schlepper aus, sie platzieren Findlinge im Wasser und formen so die Mole mit den Wellenbrechern. Schauplatz der Handlung ist dieser kleine Ort Hirtshafen an der Ostsee, mit dem Hotel Seeblick, in dem Sommergäste logieren, auch Stella einmal. Dies alles, das Treiben am Meer, und vorallem die Liebesgeschichte zwischen Christian und Stella, ihrer Bootsfahrt zur Vogelinsel, ihren gemeinsamen Strandnachmittagen, geschieht als Rückblick in Christians Erinnerungen, denn die Geschichte beginnt mit der Gedenkfeier in der Aula der Schule, wo Lehrerschaft und Schüler von der Lehrerin Abschied nehmen, denn sie lebt nicht mehr. Dort beginnen Christians Erzählungen, dort enden sie wieder.
Erzählt wird überwiegend in der dritten Person. Da Christian seine geliebte Stella in seinen Gedanken aber immer wieder in der Du-Form anspricht, kann sich der Leser stärker an den Erzähler und Stellas Person binden. So gibt es immer wieder Passagen, in denen zwischen diesen beiden Erzählformen fleissig gewechselt wird, was mir gefällt, was mir so in der Literatur noch nicht begegnet ist. Interessanterweise wird Stella viel lebendiger in mir, lebensfroher, näher wächst sie mir ans Herz, während Christian, der eigentliche Erzähler, unerklärlicherweise distanziert bleibt. Irgendwie erreicht er mich nicht. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass der Autor auf jegliche Gefühlsduselei verzichtet und selbst erotische Momente nur andeutungsweise aufkommen lässt. Doch für Stella gelingt es ihm, zumindest für mein Befinden, Nähe aufzubauen.
Über weite Strecken des Buches fragte ich mich, ob mich die Geschichte tatsächlich interessiert. Trotz des vorwärtssprudelnden Schilderns und den schönen Wortformulierungen – und ich rufe in Erinnerung, dass mir die Musik der Worte wichtiger ist als die Handlung – war ich mir unschlüssig, ob mich das Erzählte fesselt oder berührt. Vielleicht hat der Autor nebensächlichen Dingen, Schilderungen alltäglicher Situationen, zuviel Raum geschenkt. Wichtiger ist mir jedoch, wie es Christian geht, denn schliesslich hat er einen tragischen Verlust erlitten. Zudem hat das Buch ja nur 128 Seiten. Je weiter ich aber dem Schluss und folglich Stellas Tod entgegenlese, desto tiefer berührt die Geschichte, und am Ende lässt sie doch eine etwas traurige Stimmung zurück. Mit dem Ende führt uns der Erzähler gedanklich wieder an den Anfang des Buches zurück, zur Gedenkfeier in die Aula.
Ein Satz fast am Ende des Buches macht mich stutzig und lässt vermuten, dass die Erinnerungen an Stellas Verlust womöglich länger zurückliegen als erst ein paar Tage nach dem Unglück und somit auf die Rückschau eines älteren Erzählers 'Christian' hindeuten: "Nicht der Schlepper selbst, aber sein Bild wird mir für immer gegenwärtig bleiben, das ahnte ich, und meine Ahnung hat recht behalten." "Schweigeminute" ist eine Liebeserklärung. Eine stille Geschichte über den Verlust, die Trauer und die Liebe, die den Tod überdauert. Eine Liebesgeschichte, die man freibleibend adressieren kann, wie Siegfried Lenz in einem Interview selbst gesagt haben soll. Er hat mit den Arbeiten zu dieser Novelle 2006, kurz vor dem Tod seiner Frau, begonnen, dann abgebrochen und soll erst mit Zuspruch seiner neuen Lebensgefährtin Ulla, der das Buch auch gewidmet ist, weiter geschrieben haben. Siegfried Lenz selbst starb 2014 im Alter von achtundachtzig.
Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/schweigeminute
- Ferdinand von Schirach
Tabu
(260)Aktuelle Rezension von: hamburgerlesemausTABU
Ferdinand von SchirachIn "Tabu" nimmt Ferdinand von Schirach die Leser auf eine Reise in die tiefen Bereiche der menschlichen Psyche und Gesellschaft. Das Buch erzählt die Geschichte von Sebastian von Eschburg, einem Künstler und Außenseiter, der in seiner Kindheit ein traumatisches Erlebnis durchmacht. Seitdem sieht er die Welt anders als die meisten Menschen.
Sebastian wird in einer kalten und einsamen aristokratischen Familie geboren. Schon früh verliert er den Kontakt zu traditionellen Werten und entwickelt eine abstrakte Sicht auf die Welt. Er wird Künstler und widmet sein Leben der Frage nach Wahrheit und der Bedeutung von Bildern. Doch plötzlich wird er eines Mordes verdächtigt und gerät in die Fänge der Justiz.
Hier kommt der erfahrene Anwalt Konrad Biegler ins Spiel. Er kämpft nicht nur um Sebastians Freiheit, sondern auch gegen ein Rechtssystem, das auf festen Überzeugungen und gesellschaftlichen Regeln basiert.
Von Schirachs Sprache ist knapp, kühl und distanziert, was gut zum Thema des Romans passt. Mit wenigen Worten schafft er starke Bilder und lässt die Leser in die Gedanken der Figuren eintauchen. Das Thema der Wahrnehmung und Wahrheit durchzieht das ganze Buch. Als Strafverteidiger bringt von Schirach dem Justizteil des Romans eine besondere Authentizität.
"Tabu" stellt Fragen zur Realität, Wahrnehmung und Kunst. Es regt zum Nachdenken über unser Rechtssystem und die menschliche Natur an.
Fazit:
Ein spannender und nachdenklicher Roman, ideal für Leser, die philosophische Justizromane schätzen.
4/5 - Ian McEwan
Am Strand
(321)Aktuelle Rezension von: bookstoriesIch hatte "Am Strand" erst vor drei oder vier Jahren gelesen und entschied mich spontan für einen zweiten Durchgang. Mir hatte das Buch damals schon gefallen, weil McEwan es einfach beherrscht, tief in die Psyche seiner Figuren einzudringen. Sein Schreibstil ist ein gepflegter, er weiss sich auszudrücken, sein Wortschatz bildet einen angenehmen Fluss, ist bildkräftig und umfangreich, schafft Atmosphäre, wobei sich alles so selbstverständlich anhört, dass man sich fragen kann, wie es denn möglich ist, solch wohlklingende Töne anklingen zu lassen. McEwan will nicht angeben mit seiner Fabulierkunst, spielt nicht mit Worten, ohne demonstratives Schreibgehabe legt er Psyche, Charakter und Aussehen seiner Figuren offen. Ich bewundere Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für innere Prozesse, diese auch noch in eine literarische Form zu bringen, ist schon bemerkenswert. Eine Buchbesprechung in einer Zeitung besagt, Ian McEwan sei kein Schriftsteller im eigentlichen Sinn, sondern eher Soziologe, der Romane schreibt.
Die Geschichte ist in den frühen Sechzigerjahren angesiedelt. Edward Mayhew stammt aus einfachen Familienverhältnissen. Mit seinen beiden Geschwistern, Zwillingsmädchen, wächst er auf dem Land in der Nähe von Oxford auf. Mit vierzehn erfährt er von seinem Vater, dass die Mutter seit einem tragischen Unfall hirngeschädigt ist – was Eward zwar schon lange aufgrund ihres merkwürdigen Verhaltens beobachtet, sich aber nie deutlich ins Bewusstsein gerufen hat. Für ihn ist sie eben so. Alle spielen die Tragödie mit, der Vater, der als Lehrer arbeitet, sorgt aufopfernd für die ganze Familie. Die offenen Worte seines Vaters lösen in Edward etwas aus, verschaffen ihm Zugang zu seinem eigenen innerstes Wesen. Edward nabelt sich ab, zieht nach London, um Geschichte zu studieren, er möchte später Geschichtsbücher schreiben.
Florence Ponting hingegen wächst in wohlhabenden, spiessigen Verhältnissen auf. Ihre Mutter doziert an der Oxford Universität Philosophie, ihr Vater ist Unternehmer. Eine Villa viktorianischen Stils auf grossem Anwesen mit Tennisplatz und Grünanlagen ist ihr Zuhause. Florence studiert Musik, spielt Violine und möchte mit ihrem Ensemble eines Tages gross herauskommen. Dass sie als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht worden ist, wird nicht ausgesprochen, nur angedeutet. Ihr Vater hat sie früher auf seinen Schiffsfahrten mitgenommen, wo sie gemeinsam in der Kajüte übernachteten und Florence sich an ihre Nacktheit erinnern kann. Ebenso ihre Bemerkung am Ende des Buches, sie könne ja ihre Mutter umbringen und ihren Vater heiraten, scheint ein deutliches Indiz dafür zu sein.
Das ungleiche Paar lernt sich auf einer politischen Veranstaltung kennen. Sie verlieben sich und sind knapp ein Jahr zusammen, ehe sie heiraten. Während dieser Zeit, beide haben ihr Studium bereits abgeschlossen, arbeitet Edward mal in der Firma von Florences Vater, dann springt er für einen verhinderten Gärtner auf ihrem Anwesen ein. Ihrer aufrichtigen Liebe steht nichts im Wege, die körperliche Vereinigung steht ihnen allerdings noch bevor, die sogenannte Eheschliessung, wie es in jener prüden Zeit, in der nicht offen über Sex gesprochen wurde, heisst. In der bevorstehenden Hochzeitsnacht in einem Hotel in Dorset, am Chesil Beach - hier beginnt die Geschichte - soll sich das ändern. Florence, der jedes körperliche Zugeständnis Mut kostet, sieht eine schier unüberwindbare Hürde vor sich, Edward hingegen ein lange ersehntes Ventil, denn er musste lange Zeit geduldig sein und kann sich kaum mehr zurückhalten. Es kommt zu einem peinlichen Zwischenfall, woraufhin Florence fluchtartig die gemeinsame Hochzeitssuite verlässt und den Strand aufsucht.
Der Aufbau des Romans scheint mir sehr gelungen. In fünf Kapiteln ordnet der Autor die sich abspielende Tragödie des frisch vermählten Paares und reichert sie mit Rückblicken in die Jugendzeit und Kindheitsjahre der beiden Protagonisten an. Diese Rückblicke kamen mir bei der ersten Lektüre etwas lang vor - vielleicht auch deshalb, weil ich nicht gerne aus der knisternden, erotischen, aber auch peinlichen Atmosphäre im Hotelzimmer herausgenommen werden wollte. Es gibt Stimmen, die diese Rückblicke als soziologischen Ballast empfinden, sie sollen dem Moment Poesie und Stimmung rauben. Für mich wirken sie jedoch bereichernd, informativ und runden das Gesamtbild ab. Die in die Handlung eingeflochtenen politischen Exkurse und Anmerkungen bringen die Vermutung nahe, der Autor möge hier auf politische Strömungen und Wendungen eines England der Sechzigerjahre hindeuten.
Wie dem auch sein, McEwan nimmt sich Zeit für Stimmungen, Befindlichkeiten, Regungen und Interpretationen seiner Protagonisten; diese machen den Roman aus, dieser eine misslungene Moment, in dem die beiden sich körperlich näherkommen wollen. Dabei wechselt er die Perspektiven, erzählt einmal aus der Sicht von Edward, dann von Florence, und dazwischen werden immer wieder Schilderungen aus der Vogelschau des allwissenden Erzählers eingestreut, der auch schon die Zukunft kennt. Schon bald merkt der Leser, dass das, was da kommen mag, nicht gut enden wird, dass die herannahende Hochzeitsnacht nur scheitern kann.
Zum Scheitern verurteilt ist die sexuelle Annäherung von Florence und Edward aber nicht deswegen, weil sie Gefangene ihrer prüden Zeit sind, auch nicht aufgrund mangelnder Aufklärung, sondern weil sich die beiden mit ihren Problemen und vermeintlichem Verständnis des anderen in Schweigen hüllen. So entstehen Missdeutungen. Was über den anderen jeweils sinniert wird, erscheint für denjegen, der die Situation oder Befindlichkeit des anderen deutet, zwar folgerichtig, entspricht aber nicht der Realität. Auf eindrückliche Weise zeigt McEwan auf, was passieren kann, wenn nicht offen über das geredet wird, was einen bewegt, bedrückt und hemmt, so dass der andere im Dunkeln tappt und mit seinen Problemen ebenfalls allein gelassen bleibt. Auf der Rückseite des Buches steht: "Am Strand ist nicht nur eine Geschichte über Gefühle, die von Konventionen in Schach gehalten werden, sondern zeigt ausserdem auf beeindruckende Weise, wie man einander schreckliche Wunden zufügen und sich der Lauf eines ganzen Lebens verändern kann – durch Nichtstun."
Das Buch verliert nicht an Spannung oder Aussagekraft, wenn der Leser bereits den Ausgang der Geschichte kennt. Die Begegnung am Strand im Schlusskapitel soll den Schlamassel klären, wirft aber nur mehr Oel ins Feuer, da die Aussprache zu einem offenen Schlagabtausch verkommt. Den beiden platzt förmlich der Kragen, Dinge werden ausgesprochen, die nicht oder schon lange hätten ausgesprochen werden sollen. Florences Hilferuf wird von Edward nicht erhört, er lässt sie fortziehen und geht ihr nicht hinterher. Eine lebensverändernde Entscheidung – oder eben Nichtstun, wie er vierzig Jahre später in Revue passierenden Gedanken über sein ereignisloses Leben schlussfolgert. Nie sei er wieder einem Menschen begegnet, der es an Ernsthaftigkeit mit Florence aufnehmen konnte.
Das Buch wurde mit dem Titel "On Chesil Beach" verfilmt und kam 2018 in die deutschsprachigen Kinos. Das Drehbuch hierzu stammte ebenfalls von Ian McEwan. Im Film sollen sich Edward und Florence später bei einem Konzert wiedersehen, er im Zuschauersaal, sie auf der Bühne. Im Buch bleibt Florence Erinnerung.
Review mit Zitaten und Bildern auf https://www.bookstories.ch/gelesenes1/am-strand
- Frank Wedekind
Frühlings Erwachen
(341)Aktuelle Rezension von: Ann-SophiliusScham und Engstirnigkeit. Wie dies im Zusammenhang mit den pubertären Veränderungen des Körpers und die diesbezügliche Offenheit der Bezugsperson (meist Eltern) eine besonders wichtige Rolle spielt, wird in diesem Werk von Frank Wedekind sehr eindrücklich erklärt. Hätte die Mutter der Tochter doch erklärt, wie Kinder gezeugt werden, anstelle mit blumigen Begriffen um sich zu werden, wäre der Sohn doch nicht an seinen Schulnoten zugrunde gegangen, hätten die Lehrer und Eltern ihn besser unterstützt, so hätte er vor lauter Versagensängsten sich nicht das Leben genommen und der paradoxe Kampf des Melchior mit den Lehrmeistern, welche einer wahren Argumentation völlig aus dem Weg gehen, ohne sich auch nur einmal auf die Sicht eines jungen Erwachsenen einzulassen, der auf der Suche nach sich Selbst ist und sich gerade völlig neu entdeckt. Zwischen diesen Seiten steckt unglaublich viel (traurige) Wahrheit.
- Andrea Riedinger
Meine Trauer traut sich was
(21)Aktuelle Rezension von: LEXISchicksalsschläge kommen immer überraschend, sich darauf vorzubereiten ist unmöglich. Dies hat die Autorin dieses Buches am eigenen Leib erfahren müssen, als die heile Welt der Familie Riedinger durch die Krebserkrankung des Ehemannes Andreas mit einem Schlag zum Einsturz gebracht wurde. Der Diagnose folgten aufreibende und kräftezehrende Behandlungen, ein Wechselbad der Gefühle zwischen Aufbegehren, Hoffnung, Verzweiflung und Resignation.
In ihrem Buch „Meine Trauer traut sich was“ berichtet Andrea Riedinger in insgesamt elf Kapiteln über dieses einschneidende Erlebnis und den Umgang mit diesem schweren Schicksalsschlag. Sie beleuchtet ihre Situation, erzählt von den Problemen im Alltag, speziell auch mit ihrer kleinen zweijährigen Tochter, der Aufarbeitung und Trauerbewältigung und der zwingenden Notwendigkeit zu lernen, mit dieser Tragödie weiterzuleben. Ihre persönlichen Berichte aus dieser schweren Zeit ihres Lebens werden in kursiver Schrift wiedergegeben, in denen sie abwechselnd vom Krankheitsverlauf und seinen Auswirkungen auf die ganze Familie, aber auch von schönen Erinnerungen oder glücklichen Momenten erzählt. Als Betroffene weiß die Autorin, wovon sie schreibt, ihre Ausführungen zu diesem Thema vermitteln Authentizität und haben durchaus die Fähigkeit, anderen Menschen in ähnlichen Situationen weiter zu helfen.
„Das Leben ist nicht planbar. Ganz und gar nicht. Durch all die schlimmen Dinge, die in der Vergangenheit passiert sind, habe ich gelernt, meine Konzentration auf die Gegenwart zu richten. Denn das Leben kann vorbei sein, von einem Tag auf den anderen, oder eine Zukunft bieten, mit der man nicht gerechnet hat.“
Andrea Riedinger schildert den Prozess, der ihr diese Tatsache bewusst machte. Sie erzählt von der Ohnmacht und Hilflosigkeit – nicht nur der von Schicksalsschlägen betroffenen Personen, sondern auch jener ihrer Umwelt, ihrer Mitmenschen. Sie weist darauf hin, wie unendlich wichtig hilfreiche Unterstützung seitens Familie und Freunde in solchen Situationen sind und wie die Einsamkeit versucht, betroffene Menschen völlig zu vereinnahmen. Denn nach solchen Tragödien wird die Sorglosigkeit durch Ängste, Entsetzen und Hilflosigkeit ersetzt, Menschen reagieren mit Verdrängungsmechanismen und einem Ausblenden der Realität – der so genannten „Vogel-Strauß-Taktik“. Ein Nicht-akzeptieren-können, ein innerliches Erstarren und ein Wegschieben der Realität kosten den Betroffenen jedoch Kraft, und dieser Kräfteverlust wird durch die große, immer wieder kehrende Frage nach dem „Warum“ zusätzlich verstärkt. Andrea Riedinger beschreibt die Phasen der Auflehnung gegen die aktuelle Situation, das Hadern, Ignorieren und das Schönreden von Dingen, plädiert dabei jedoch aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen dafür, diese Verweigerungstaktiken zu beenden. Sie unterstreicht die Wichtigkeit des Dialogs, um andere an den eigenen Sorgen und Ängsten teilhaben zu lassen – erwähnt dabei aber auch die Unsicherheit und die Berührungsängste der Umwelt.
Dieses Buch ist ein guter Ratgeber für Betroffene, die sich in ähnlichen Situationen befinden. Die Autorin empfiehlt positives Denken, warnt zugleich aber auch vor übertriebenem Optimismus, der die Wahrheit ausblendet. Frau Riedinger weist auf die Gefahr hin, in einer Krise zu verharren und sie zum Mittelpunkt all unseres Denkens und Handelns zu machen, sich nur noch über den Schicksalsschlag zu definieren. Sie möchte mit ihrem Buch Mut machen, Vergangenes loszulassen, den Erinnerungen den richtigen Stellenwert im Leben zu geben. Und sie regt behutsam dazu an, Vorwärtszukommen, neue Ziele zu setzen, positive Veränderungen im eigenen Leben anzustreben.
„Ein Schicksalsschlag ist prägend, er begleitet uns für den Rest unseres Lebens. Die Veränderung betrifft nicht nur einen Verlust, sondern auch die Tatsache, dass man die Kraft gefunden hat, nach einem solchen Schlag wieder aufzustehen.“
Mit ihrer offenen und direkten Art hat die Autorin dem Leser nicht nur ihr eigenes Schicksal dargelegt, sondern zugleich auch viele Anregungen und praktische Tipps zur Bewältigung schwerer persönlicher Tragödien mit auf den Weg gegeben.
„Meine Trauer traut sich was“ ist ein Buch, das sehr viel geben kann – besonders in Situationen schwerer Krisen. Ein möglicher Umgang damit, sehr persönlich erzählt von einer sympathischen jungen Frau, die gelernt hat, wieder aufzustehen und weiter zu machen, wieder am Leben teilzunehmen. - Linwood Barclay
Dem Tode nah
(367)Aktuelle Rezension von: JourneyGirlEin absolut gelungener und spannender Thriller, den ich da durch Zufall gefunden habe ! Linwood Barclay ist da ein guter Thriller gelungen, den ich nicht weglegen konnte ! Ich habe auf mein Baugefühl gehört, und ich wurde nicht enttäuscht ! Eine Lese - Empfehlung von mir ! Sollte jeder Krimifan im Regal haben.
- Philip Roth
Portnoys Beschwerden
(65)Aktuelle Rezension von: LarissaMariaIch wusste ja worauf ich mich einlasse. Im Prinzip zumindest. Zwangsstörung meets Promiskuität.
Nicht selten wurde Philip Roth dafür kritisiert, dass seine Charaktere zu getrieben sind, es ginge nur um Sex und Selbstmitleid,
Die geteilten Meinungen, welche über ihn kursieren, haben mein Interesse geweckt. Ich wollte mir selbst ein Bild machen.
Ich lernte also Alexander Portnoy kennen; einen jüdischen Amerikaner, der beim Psychiater sitzt und sein Leid klagt.
Das würde das ganze Buch eigentlich schon in einem Satz zusammenfassen.
Der Monolog, aus dem das Buch besteht, veranschaulicht seinen Werdegang, schildert eine Existenz ohne besondere Sternstunden, ohne besonderen Glanz.
Seine Kindheit mit der Glucken-Mama und dem Waschlappen-Vater, seine Jugend, das Erwachen seiner Sexualität welche gleich in zwanghafte Sphären abdriftet, seine Unfähigkeit eine gute Beziehung zu führen… es ist eine endlose Misere.
Ich war während des Lesens ständig hin und her gerissen; zwischen Abscheu vor dem Protagonisten und Bewunderung für die Fähigkeit von Roth, dessen verrückte Gedankensprünge so anschaulich darzustellen.
Daher machte das Lesen irgendwie Spaß. Großteils war ich einfach nur genervt von Portnoys Veranschaulichungen, seinen Anschuldigungen, seiner Unfähigkeit zu erkennen, dass man an seinen Fehlern arbeiten kann... aber genau das hat eine eigene Art von Spannung erzeugt.
Ich bin nicht restlos begeistert, aber besonders die Pointe am Schluss hat mich nochmals laut auflachen lassen.
Also der Gesamteindruck war nicht schlecht. - Emma Winterling
Twin Addict - Erneut enttäuscht
(8)Aktuelle Rezension von: LadyMoonlight2012Achtung: Teil 3 einer Reihe - Spoiler zu den Vorgängerbänden möglich
"Erneut enttäuscht" ist wieder einmal eine tolle Geschichte mit Emilie und den Zwillingsbrüdern. Diesmal begleiten wir Emilie zur Hochzeit ihrer Mutter, wo sie nicht gerade freundlich empfangen wird. Sie ist mittlerweile aber viel selbstbewusster geworden, lässt sich daher zum Glück nicht mehr alles einfach so gefallen. ...
Viel mehr möchte ich vom Inhalt aber lieber nicht erzählen, eines kann ich euch jedoch ruhig verraten: Der dritte Band ist wieder genauso mitreißend wie seine Vorgänger. Ich kann diese Bücher einfach nicht aus der Hand legen! Dabei bin ich nicht einmal ein großer Fan von Young Adult Romanen. Autorin Emma Winterling fesselt einen von der ersten Minute an, zum Schluss bin ich immer total enttäuscht, wenn das Buch zu Ende ist. Ihr Schreibstil ist so angenehm leicht - hat man einmal mit dem Lesen begonnen, will man gar nicht mehr aufhören. Die Schauplätze werden liebevoll und detailliert beschrieben, sodass man sich vorstellen kann, mitten im Geschehen zu stehen.
Ich hoffe jedenfalls, dass es noch viele Fortsetzungen geben wird! Die "Twin Addict" Reihe kann ich euch wirklich empfehlen, wenn ihr einmal eine Liebesgeschichte der etwas anderen Art lesen möchtet, die recht unkonventionell ist. Man sollte aber unbedingt mit dem ersten Band "Zerrissen zwischen Zwillingen" beginnen. - Annette Langen
Popelalarm!!
(15)Aktuelle Rezension von: ChenillePopel-Alarm ist eines dieser Bücher, die ich nie für uns gekauft hätte. Aber es ist auch eines dieser Bücher, die die Kinder lieben! Schon am ersten Tag, als das Buch hier ankam, musste ich es bestimmt sechs Mal lesen. Und wäre es nur nach den Kindern gegangen, hätte sich diese Zahl locker erhöht! Warum hätte ich das Buch nicht gekauft? Das kann ich nun tatsächlich gar nicht mehr so genau sagen, nachdem wir hier alle die Geschichte so ins Herz geschlossen haben. Wahrscheinlich ist es die anerzogene Abscheu vor dem Popeln, die mich da gehemmt hätte. Und genau das ist aber der Grund, warum die Kinder das Buch wohl so lieben: das Aufgreifen eines Tabuthemas und die unglaublich witzige Umsetzung des Ganzen.
Gleich auf der ersten Seite begrüßt uns der Popelzist, der jetzt eine Pause machen möchte. Er überträgt uns und einem kleinen Papagei die Aufgabe darauf zu achten, dass hier nicht gepopelt wird. Als erstes üben wir, was im Ernstfall zu tun ist. Nämlich ganz laut „Popelalarm“ zu rufen! Und dann starten wir unseren Kontrollgang bei den Tieren. Anscheinend popelt tatsächlich niemand. Oder doch? Denn was der Vogel nicht sieht, entgeht uns natürlich nicht: auf jeder Seite im Buch wird heimlich gepopelt!
Obwohl wir das Buch nun schon unzählige Male gelesen haben, lachen die Kinder noch bei jedem neuen Vorlesen. Es macht einfach unglaublichen Spaß, mal so richtig laut „Popelalarm“ zu schlagen. Und die wunderschönen Bilder von Andrea Hebrock machen einfach gute Laune. Alle Kinder ab 3 Jahren haben hier sicher viel Spaß! Und am Ende steht auch kein erhobener Zeigefinger, sondern die Erkenntnis „Heimlich popeln – da ist nichts dabei!“
- Marguerite Duras
Der Liebhaber
(191)Aktuelle Rezension von: DielesezauberinIch habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen, und selbst jetzt, Stunden später, bin ich noch ziemlich aufgewühlt. Herzzerreißende Erzählung, schweres Thema, schöne Formulierungen.
Der Liebhaber ist eine autobiografische Erzählung, die in der Nähe von Saigon spielt und von der Affäre einer jungen Französin mit einem Chinesen handelt. Sie schwankt zwischen Nachsicht und Unterdrückung. Trotz Duras' kühlem, distanziertem Stil ist der Roman sehr sinnlich. Der Ton ist distanziert, die Beschreibungen sind minimal und die Erzählung ist bruchstückhaft. Der emotionale Rückschlag des Erzählers steht in starkem Kontrast zu der Wärme und dem Schimmern eines jeden Anblicks. Die Fotoprosa erhält einen zyklischen und sinnlichen Charakter durch die Neigung der anonymen Französin, einige Schlüsselfotos aus ihrer Geschichte nachzuerzählen und sie aus verschiedenen Perspektiven festzuhalten. Die Erzählung endet jedoch mit einer etwas beunruhigenden Note - das Mädchen wird oft von ihrer Familie missbraucht und von ihrem Liebhaber ausgenutzt.
Die Beziehung war von Anfang an zum Scheitern verurteilt - Alter, Klasse, Rasse, alles wirbelt über ihnen. In Wahrheit habe ich das Gefühl, dass, obwohl die Beziehung falsch ist, beide mit dem Leiden verbunden sind. Der Mann, beschränkt auf Rasse und Reichtum, nicht in der Lage, frei zu lieben, in einer Welt, die jede Bewegung beurteilt. Das Mädchen, gebrochen und beschädigt durch eine Familie ohne Gefühle. Ihr älterer Bruder ist ein Ungeheuer. Die Art und Weise, wie er die Familie verletzt, jagt und schädigt, war noch abscheulicher als die Affäre.
Bei meinen Recherchen zu "Der Liebhaber" erfuhr ich, dass Duras das Buch im Alter von 70 Jahren schrieb. Ein Blick zurück in eine Zeit, die die meisten vergessen haben. Für viele fühlt sich 15 wie 14 an, und 14 wie 15. Die Zahlen verschwimmen in unseren Teenagerjahren, aber für Duras war es der denkwürdigste Moment in ihrem ganzen Leben: die Liebe eines nie gekannten Vaters.
Die von Anfang an zum Scheitern verurteilte Romanze wurde durch Faktoren wie Alter, Klasse und Rasse beeinflusst. Auch wenn die Beziehung ungesund ist, scheinen beide eine Verbindung zum Leiden zu haben, wie ich finde. Der Mann, eingeschränkt durch Klasse und Rasse, unfähig zur freien Liebe in einer Gesellschaft, in der ständig Urteile gefällt werden. Das Mädchen, zerrüttet und verwundet durch eine emotionslose Familie. Das Ungeheuer ist ihr älterer Bruder. Noch abstoßender als die Affäre ist die Art und Weise, wie er die Familie verjagt und schädigt.
Diese Novelle, die aus der Perspektive der eigenen Erfahrung erzählt wird, wird zweifellos vielen Menschen Unbehagen bereiten. Das macht sie natürlich nicht richtig. Allerdings verwendet Duras eine Sprache, die bricht, zerfällt und nie ganz zusammenkommt, um ihre Geschichte zu erzählen; ein Happy End ist nicht das, was sie anstrebt.
- Ashley Audrain
Der Verdacht
(196)Aktuelle Rezension von: EmmaWinterAber Blythe kann keine gute Mutter sein. Als ihre Tochter Violet geboren wird, ist von Beginn an eine Distanz zwischen Mutter und Kind da, die sich auch im Laufe der Zeit nicht verringert. Ganz im Gegenteil, aus der Kluft wird eine offene Abneigung. Wie kann das sein? Durch Rückblenden erfahren wir mehr über die Familiengeschichte von Blythe. Wir lernen ihre Großmutter Etta und ihre Mutter Cecilia kennen und erkennen bald einen roten Faden, der sich durch alle Mutter-Tochter-Beziehungen zieht. Dann wird Blythe erneut schwanger.
Dieser Roman baut ganz langsam Spannung auf. Durch die ersten Abschnitte muss man sich schon ein bisschen durchkämpfen. Wie sich das Verhältnis zwischen Violet und Blythe langsam verschärft, ist ein schleichender Prozess, der immer mehr Spannung aufbaut und Fragen aufwirft. Das liegt zunächst natürlich daran, dass Blythe als Ich-Erzählerin fungiert und wir nur ihre Sicht der Dinge zu lesen bekommen. Immer wieder fragt man sich, wer hier eigentlich der "Störfaktor" ist, zumal Blythes Umwelt nicht so reagiert, wie sie es sich wünscht. Das ist ganz geschickt aufgebaut, weil der Prolog damit beginnt, dass die Familie nicht mehr zusammen ist und Blythe durch ein Fenster das fröhliche Treiben der neuen Familie ihres Mannes betrachtet und dabei von Violet erwischt wird. Aber mit dieser Szene ist das Buch nach über 300 Seiten noch nicht am Ende der Geschichte angelangt.
Ein schwieriges Thema, das hier verarbeitet wird und das weit über die mehr oder weniger bekannte pränatale Depression hinausgeht. Das mag nicht für jede Leserin geeignet sein. Mich hat das Buch nicht derart aus der Bahn geworfen, weil ich alle Figuren unsympathisch fand - bis auf eine mütterliche Nebenfigur. Das hat mir den Roman insgesamt nicht so nahe gebracht. Dennoch spannende Unterhaltung für diejenigen, die das Thema aushalten können. Gut geschrieben und in kurzen Kapiteln, so dass man das Buch auch schnell ausgelesen hat.