Bücher mit dem Tag "tallinn"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "tallinn" gekennzeichnet haben.

14 Bücher

  1. Cover des Buches Fegefeuer (ISBN: 9783442713042)
    Sofi Oksanen

    Fegefeuer

     (114)
    Aktuelle Rezension von: mabo63

    Die finnische Erfolgsautorin Sofi Oksanen schreibt in ihrem gefeierten Roman in einem grossen Spannungsbogen die Tragödie der Familie Tru, insbesondere der Bäuerin Aliide Tru und Zara, einer jungen Frau die, aus den Fängen ihrer Zuhälter geflüchtet, Zuflucht bei Aliide findet. 

    Der Leser erfährt bald dass die beiden Frauen verwandt sind. Aliide ist gezwungen sich wieder mit der Vergangenheit auseinderzusetzen und so kommt Stück für Stück wieder an die Oberfläche was damals geschah. 

    1936 verliebt sich Aliide in Hans, der aber hat nur Augen für ihre Schwester, Aliide leidet ein Leben lang darunter und tut dennoch alles für Hans, riskiert ihr Leben für ihn, versteckt ihn vor den Russen in einer Heukammer. Denn Hans ist zu jener Zeit ein Untergrundskämpfer gegen den russischen Besatzer.

    Die beiden Frauen müssen schreckliches erleiden.

    Zara die in den 90er Jahren sich ein besseres Leben im Westen erträumte, schliesslich aber in grausamer Prostitution landet und schwerst misshandelt wird.

    Aliide die gefoltert wird von den Russen, sie vermuten dass sie Hans irgendwo versteckt hält.


    Der Roman erzählt abwechselnd aus der Gegenwart (1992) und aus der Zeit kurz vor dem Einmarsch der Deutschen und den Nachkriegsjahren mit der russischen Besatzung, also über eine Zeitspanne von mehr als 50 Jahre.


    Sprachgewaltig erzählt und Leseempfehlung.

  2. Cover des Buches Die Tallinn-Verschwörung (ISBN: 9783442472888)
    Nicola Marni

    Die Tallinn-Verschwörung

     (13)
    Aktuelle Rezension von: Tanzmaus

    Das Autorenehepaar legt mit der „Tallinn-Verschwörung“ nach vielen erfolgreichen historischen Romanen und einem Fantasy - Kinderbuch ihren ersten Thriller vor.

    Die Geschichte startet in München. Eine Frau kommt von ihrer Schicht in der Klinik nach Hause und trifft dort zum falschen Zeitpunkt auf die falschen Leute. Minuten später ist sie tot. Während die Polizei allerdings von Selbstmord ausgeht, wittert ihr Lebensgefährte Torsten Renk, ein junger deutscher MAD-Agent, eine Verschwörung dahinter. Gegen den Befehl seines Vorgesetzten macht er sich mit Hilfe der Computerspezialistin Petra Waitl auf die Suche nach den Mördern seiner Freundin Andrea und stößt dabei auf ungeahnte Abgründe.

    Seine Suche führt ihn dabei nicht nur in die Kreise der rechten Szene, sondern sogar nach Italien und schließlich nach Tallinn. Dabei trifft er auf die Nichte des Kardinals, die ihrerseits auf der Flucht vor den Schergen der Kleriker ist.


    Die Geschichte ist so lebendig und spannend geschrieben, dass sogar Leser, die normalerweise einen Bogen um Thriller machen, auf ihr Lesevergnügen kommen werden. Die Hauptfiguren Torsten und Graziella werden zunächst jeder für sich dargestellt und finden dann erst in Italien zusammen. Dadurch gelang es den Autoren, beide Figuren so farbig zu beschreiben, dass der Leser nach Beenden des Buches das Gefühl hat, er verließe zwei gute Freunde. Auch die Nebenfigur Petra wird dem Leser durch ihre Art sehr sympathisch nahegebracht.

    Bei den Schauplätzen merkt man, dass die Autoren vor Ort recherchiert haben müssen, um alleine die Details so gut erfassen und beschreiben zu können. Leider haben sie der Zeit etwas vorweg gegriffen und dabei ein Gebäude in die Luft gejagt, das noch nicht existiert. Sprachlich wissen die Autoren den Leser zu fesseln, aber auch zum Nach- und Mitdenken anzuregen.


    Fazit: Ein sehr guter Thriller gespickt mit viel Spannung, Action und einem Hauch von Romantik. Der Leser wird sich nach den knapp 500 Seiten auf ein Wiedersehen mit Torsten Renk freuen.

  3. Cover des Buches Das Leben des Balthasar Rüssow (ISBN: 9783446163874)
    Helga Viira

    Das Leben des Balthasar Rüssow

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Liisa
    Jaan Kross gilt als der bekannteste estnische Schriftsteller und „Das Leben des Balthasar Rüssow“ als eines seiner Hauptwerke. Es handelt sich dabei um einen historischen Roman, in dem Kross das Leben eines Chronisten der estnischen Geschichte erzählt. Es ist ganz sicher ein großer Vorteil, wenn man mit der estnischen Geschichte etwas auskennt, ansonsten dürften Leser teilweise doch etwas Mühe haben, die geschichtlichen Winkelzüge nachvollziehen und verstehen zu können. Wer sich aber ein wenig mit der estnischen Geschichte auskennt, der wird sich recht gut zurechtfinden und dankbar sein für diesen romanhaften Überblick. Allerdings hätte der Roman doch um einiges gestrafft werden können - manche Teile ziehen sich doch ziemlich zäh dahin. Trotzdem bekommt man einen guten Eindruck vom Leben im mittelalterlichen Estland (vor allem in Reval) und den politische Entwicklungen im Ostseeraum zur damaligen Zeit.
  4. Cover des Buches Speck ahoi (ISBN: B08VGW8DYM)
    Patrick Schnalzer

    Speck ahoi

     (24)
    Aktuelle Rezension von: jeanne1302

    Woran erkennt man einen guten Autor?


    Er kann mit Worten spielen und jonglieren. 

    Er kann Situationen so beschreiben, dass man sich so fühlt, als wäre man dabei oder die Person. 

    Er kann so gut unterhalten, dass man rundherum alles vergisst.

    Er kann alltägliches und nicht so alltägliches auf humorvolle Weise erzählen.

    Dies ist ein Buch eines guten Autors!

    Denn all das darf vor und während einer Kreuzfahrt miterlebt werden. 

  5. Cover des Buches Operation Schneewolf (ISBN: 9783751702164)
    Glenn Meade

    Operation Schneewolf

     (88)
    Aktuelle Rezension von: ArsAstrologica

    Über viele Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte, dachten wir, diese alten Agentengeschichten aus der Zeit des Kalten Krieges würden der Vergangenheit angehören. Heutzutage in 2022 angesichts der grauenhaften Kampfhandlungen in der Ukraine bekommt dieser Thriller ungeahnte Aktualität.

  6. Cover des Buches Der Grund (ISBN: 9783499268823)
    Anne von Canal

    Der Grund

     (57)
    Aktuelle Rezension von: Naibenak

    Wow, welch ein Paukenschlag aus Tragik, Trauer, Überlebenskampf! Dieser Roman geht einem an die Nieren und ans Herz. Sehr intensiv beschreibt die Autorin das Bild eines Mannes, dem nach über 40 Jahren des Kampfes langsam die Luft ausgeht. 40 Jahre Kampf gegen elterliche "Fürsorge", 40 Jahre geprägt vom Anpassen, von einschneidenden Enttäuschungen und von Trauerbewältigung. Aber auch Liebe und Glück darf Laurits Simonsen erfahren - vielleicht sind es jene Momente und Jahre, die ihn aufrecht gehalten haben.

    Einen großartig komponierten Roman liefert uns Anne von Canal. Eingebettet in die Gegenwart, in welcher Laurits alias Lawrence Alexander auf einem Kreuzfahrtschiff für gute Klavierunterhaltung sorgt und Tagebuch schreibt, erfahren wir in Rückblenden von den wichtigen Ereignissen in seinem Leben. Und da kommt es sogar vor, dass eine Rückblende von seiner beeindruckend dargestellten Aufnahmeprüfung am Konservatorium (meine Klaviermusikerinnenseele hat sich sehr wohl gefühlt^^) erneut Rückblenden hervorruft. Wir erfahren vom gut betuchten Elternhaus mit dominantem, strengen Vater und unterdrückter Mutter, die eigentlich immer eine Maske trägt. Wir erleben Laurits als glücklich verheirateten Familienvater und Gynäkologe. Wir werden Zeuge von Verrat und furchtbar tragischen Ereignissen. Ich frage mich immer wieder, wie ein Mensch das alles aushält. Sollte er sich nicht eigentlich Hilfe suchen?

    Ob Laurits dies tut und wie er nun weitere Entscheidungen treffen wird, bleibt wage am Ende. Zumindest eine längst überfällige Entscheidung hat er getroffen und in die Tat umgesetzt, und das allein ist ein winziger Hoffnungsschimmer.

    Dieser Roman ist still und einfühlsam. Gleichzeitig ist er aufgrund der wechselnden Perspektiven in der Erzählform und dem dringenden Wunsch zu erfahren, warum Laurits nun auf dem Kreuzfahrtschiff "endet" unglaublich soghaft und spannend.

    Fazit: Ein unendlich trauriges und intensives Bild einer gepeinigten Musikerseele liefert die Autorin in wunderbarer, sensibler Sprache und einer soghaften Erzählform. Vollkommen nachvollziehbar ist es, wie aus einem Menschen derjenige wird, der uns auf dem Kreuzfahrtschiff in der Gegenwart begegnet. Richtig gut!

  7. Cover des Buches Baltische Länder (ISBN: 9783499190742)
    Gunnar Köhne

    Baltische Länder

     (0)
    Noch keine Rezension vorhanden
  8. Cover des Buches Baltische Sommer (ISBN: 9783939279051)
    Angelika Böcker

    Baltische Sommer

     (1)
    Aktuelle Rezension von: 1amanda

    Den beruflichen Alltag für ein Leben als Reisende tauschen und in drei Sommern um die Ostsee segeln. Die Autoren haben diese Zeit gut genutzt. Sie nahmen sich Zeit, genau hinzuschauen und freundschaftliche Kontakte zu knüpfen und entdeckten vieles, was dem eiligen Reisenden entgeht.

    Baltische Sommer bietet dem Leser eine abwechslungsreiche Mischung aus Segelerlebnissen und vielfältigen Begegnungen an Land. Der Leser erfährt Interessantes über die Lebensumstände der Menschen in den bereisten Ländern, die etwas abseits der großen Touristenströme liegen. Häufig stellen die Autoren geschichtliche Bezüge her, manchmal im Anhang versteckt. Es lohnt sich, dort zu stöbern.

    Darüber hinaus ist es ein Buch über das Reisen. Die Autoren folgen zwar einem groben Plan, lassen sich aber jederzeit verlocken, von einer Route abzuweichen oder länger zu bleiben, dann übernimmt das gute Gespür die Führung. Natürlich geht nicht alles glatt, auch das wird nicht verschwiegen.

    Ein erfreuliches Buch nicht nur für Segler.

  9. Cover des Buches CityTrip Tallinn (ISBN: 9783831721573)
    Thorsten Altheide

    CityTrip Tallinn

     (2)
    Aktuelle Rezension von: charlotte
    Sehr hilfreich, tolle Infos, hatte diesen Reiseführer immer in der Tasche dabei und konnte so alle interessanten Stellen ansehen und nachlesen. Einen Mankel gibt es: In Estland ist seit 2011 der Euro das Währungsmittel, während im Reiseführer noch in Est. Kronen gerechnet wird. Da ist 'ne baldige Überarbeitung fällig.
  10. Cover des Buches DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Baltikum (ISBN: 9783616016283)
    Christian Nowak

    DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Baltikum

     (2)
    Aktuelle Rezension von: ForeverAngel

    Wenn ich eine Reise in eine Gegend plane, mit der ich mich noch nie zuvor beschäftigt habe und von der ich auch keine Vorstellungen habe bis auf das, was ich in einem Fernseh-Reisebericht gesehen habe, dann brauche ich zur Reiseplanung einen ausführlichen Reiseführer, der nicht nur informativ ist, sondern auch viele visuelle Impressionen geben kann. Das Baltikum ist eine solche Gegend. Das passende Dumont Reise-Handbuch dazu ist ein solcher Reiseführer.  

    Das Reise-Handbuch Baltikum bietet zunächst generell Wissenswertes über die Gegend - Natur, Wirtschaft, Geschichte, Architektur und Kunst, ein kulinarisches Lexikon - und Wissenswertes für Reisende: Verkehr, Unterkunft, Aktivitäten, Einkaufen, Ausgehen, Sicherheit, Sprachführer. Dieses allgemeinen Informationen umfassen die ersten 102 Seiten. Wer sich wirklich mit dem Baltikum beschäftigen will, findet hier alles, was man wissen sollte.

    Der eigentliche Reiseaspekt ist in drei Kapitel unterteilt: Litauen, Lettland und Estland. Diese Kapitel sind wiederum in einzelne Städte und Gegenden aufgeteilt. Dazwischen finden sich immer wieder "Themenkapitel", die nähere Informationen zu Geschichte und historischen Persönlichkeiten geben. Dazu kommen viele detaillierte Karten zu einzelnen Gebieten.

    Dieser Reiseführer ist genau so, wie ich es mag. Er bietet Bild- und Informationsmaterial zu den einzelnen Städten samt Unterkunft, Restaurants und Shopping, stellt Routen zusammen und versorgt den Leser - wenn er denn will - mit allerhand geschichtlichen und wirtschaftlichen Fakten. Mit dem Dumont Reise-Handbuch ist man bestens vorbereitet. Der einzige Nachteil ist vielleicht, dass es aufgrund seiner Fülle an Informationen und Seiten sehr schwer ist und nicht unbedingt in jede Handtasche passt.

    (c) Books and Biscuit

  11. Cover des Buches Wikmans Zöglinge (ISBN: 9783955101299)
    Jaan Kross

    Wikmans Zöglinge

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Pongokater

    Kaum zu glauben, dass der estnische Autor diese Werk in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben hat, kurz vor der Befreiung von der russischen Okkupation. Denn Stil und Inhalt würden eher vermuten lassen, dass es um das 19. Jahrhundert geht. Manchmal ist es ein wenig wie Spoerls "Feuerzangenbowle". Dennoch gibt es auch noch eine Dimension, die über die Schulgeschichte von Gymnasialschülern und -schülerinnen aus Tallinn hinausgeht. Denn die Geschichte spielt in der Zeit der Republik, kurz bevor Sowjetrussen und Deutsche der kurzen Selbständigkeit Estlands ein Ende machen. So wird auch der Geist der ersten Estnischen Republik zwischen den Weltkriegen lebendig, der Geist, an den das heutige Estland anschließen will.

  12. Cover des Buches Die Dame mit dem Einhorn (ISBN: 9783518395189)
    Cees Nooteboom

    Die Dame mit dem Einhorn

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Liisa
    Der Name des niederländischen Schriftstellers Cees Nooteboom ist mir natürlich schon häufig untergekommen, doch bisher hatte ich nie etwas von ihm gelesen. Das wollte ich nun endlich ändern, zumal er sich ja besonders als Reiseschriftsteller einen Namen gemacht hat. Ich entschied mich unter seinen zahlreichen Reisebüchern für »Die Dame mit dem Einhorn: Europäische Reisen«, das 2000 in deutscher Übersetzung bei Suhrkamp erschienen ist. Das Buch enthält - nein, nicht wirklich Reiseberichte sondern eher Reise-Meditationen aus den Jahren zwischen 1966 und 1993. Nooteboom nimmt seine Leser mit in Städte wie Amsterdam, Paris, Berlin, Wien, Brüssel, Mailand, Florenz und Tallinn aber auch in Landschaften in Frankreich, Deutschland und Italien. Er beschreibt, was er sieht (häufig Gemälde oder Skulpturen, die er in den teilweise weltberühmten Museen betrachtet) und beobachtet (die Menschen und Länder, die er besucht) und da er sehr genau hinsieht und sich zudem eben auch seine eigenen Gedanken zu dem, was er da sieht macht und zu verstehen sucht, ergibt das Ganze angereichert mit vielen Hinweisen aus dem kunsthistorischen, philosophischen, geschichtlichen und politischen Raum eine wirklich anregende und bereichernde Lektüre, die zudem eine Art des Reisens (und Schauens) dokumentiert, die es so heutzutage wohl kaum noch gibt. Wer nimmt sich heute noch die Zeit für eine solche Art zu Reisen, ja wer hat überhaupt noch ein so breitangelegtes und fundiertes Wissen oder zumindest den Hunger danach und ist bereit es sich hart und langwierig zu erarbeiten? Nicht mehr allzu viele, fürchte ich. Mal abgesehen, von all dem vermittelten Wissen in diesem Buch, kann man auch lernen, wie man »sehen« und das Gesehene dann in Bezüge setzen, deuten, interpretieren und verstehen kann. Mir hat es jedenfalls Vergnügen bereitet quasi an der Seite von Cees Nooteboom durch die europäischen Städte und Museen zu flanieren und seinen geisteswissenschaftlichen und kunsthistorischen Exkursen und »Meditationen« gedanklich zu folgen.
  13. Cover des Buches Baltische Staaten (ISBN: 9783575214348)

    Baltische Staaten

     (1)
    Aktuelle Rezension von: charlotte
    Sehr veraltet, aber immer noch informativ! Gut als Vorbereitung für Zuhause!
  14. Cover des Buches Himmel, Erde, Schnee (2) - Großdruck (ISBN: 9783845904795)
    Ira Habermeyer

    Himmel, Erde, Schnee (2) - Großdruck

     (4)
    Aktuelle Rezension von: juergen_schmidt
    Im zweiten Teil des Fortsetzungsromans von Ira Ebner geht es um die Unabhängigkeit Estlands in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren. Man sprach auch von der singenden Revolution, unter anderem weil die Sowjets nach der Machtübernahme 1940 das Singen von estnischen Nationalliedern verboten hatten. Gleiches galt für die Landesflagge. Die Farben der Trikolore Estlands stehen übrigens Pate für den Buchtitel: Blau, Schwarz, Weiß bedeuten nichts anderes als Himmel, Erde, Schnee. Besonders durch die Romanfiguren Lagle, ihrem zweiten Ehemann Enno sowie den Kindern Kalev und Tuule werden uns die Perestroika-Jahre im Baltikum lebendig vor Augen geführt. Enno und Lagle unterstützen die von oben eingeleitete Offenheit (Glasnost), sie wollen aber mehr: die Souveränität und die Unabhängigkeit ihres Landes von der Sowjetunion! Man spürt die Gefahr, die die Mutigen auf sich nehmen genauso, wie sich das Zögern derer nachvollziehen lässt, die im Leben immer den sicheren Weg gegangen sind. Die nichts wagen, weil sie ihren Vorteil suchen oder nur Angst um sich und ihre Familien haben. Ira Ebner verurteilt dies nicht, sie sagt wie es gewesen ist, nennt Fakten. Sie entführt ihre Leser in die Dörfer der nahen Ostsee, schildert anschaulich den Besuch eines Kolchosmarktes in der Hauptstadt Tallinn oder lässt sie an diversen Kundgebungen teilnehmen. Ich habe vor einigen Monaten bereits Band 1 gelesen. Er hat mir gefallen, doch Band 2 ist für mich eine ganze Klasse besser. Vielleicht lag es teilweise auch daran, dass ich mich nicht mehr an estnische oder russische Begriffe gewöhnen musste. Mir war nach dem ersten Buch klar, was Pelmeni, Linnahall, Priima oder Kohtla-Järve sind. Auch die seltsam klingenden Namen waren mir bereits vertraut. Die estnische Sprache (Eesti keel) ähnelt dem Finnischen, wobei während der Besetzung auch russisch gesprochen wurde. Ich hatte das Gefühl einer Zeitzeugin zuzuhören: so lebendig, so detailgetreu, so glaubwürdig und spannend ist der Roman erzählt. Persönlich kenne ich Ira Ebner seit letztem Jahr. Trotz des bayrischen Akzents hielt ich sie lange für eine in Deutschland lebende Estin. Doch abgesehen von zahlreichen Besuchen verbindet sie direkt nichts mit dem Baltikum. Noch erstaunlicher ist, dass sich die Mittdreißigerin schon als junges Mädchen für die politischen Veränderungen im Osten brennend interessierte und bereits mit 14 Jahren darüber schrieb. Man muss sich das einmal vorstellen: Die Altersgenossinnen beschäftigten sich zeitgleich wahrscheinlich mehr mit der Bravo und dem Liebesleben der New Kids on the Blocks. Teenager Ira suchte dagegen ihre politische Heimat und ärgerte sich zudem mächtig über die Passivität des Westens. Die beiden Bände von Himmel, Erde, Schnee sind im kleinen, aber engagierten Verlag AAVAA erschienen. Der Autorin und dem Verlag wären Estland (ca. 1.350.000 Einwohner) als Gastland der Buchmesse 2013 zu wünschen, aber da hat bereits Brasilien die Nase vorn. So bleibt Ira Ebner möglicherweise nur ein Geheimtipp. Das wäre wirklich schade. Wer sich nicht sicher ist: Band 2 kann durchaus für sich allein gelesen werden. Es lohnt sich!
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