Bücher mit dem Tag "the man booker prize"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "the man booker prize" gekennzeichnet haben.

27 Bücher

  1. Cover des Buches Was vom Tage übrig blieb (ISBN: 9783896677037)
    Kazuo Ishiguro

    Was vom Tage übrig blieb

     (283)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    In einem noblen Landgut in England trifft der Butler Stevens auf die Hauswirtschafterin Miss Kenton. Sie sehen sich täglich, schleichen umeinander herum und während im Haus große politische Entscheidungen getroffen werden und der Butler ganz seine Arbeit ausfüllt, versucht Miss Kenton ihre Gefühle zu verbergen und auch Stevens ist seltsam angezogen von ihr. Erst viele Jahre später macht er sich auf sie wieder zu sehen und so beginnt eine Reise in seine eigene Vergangenheit.

  2. Cover des Buches Der Gott der kleinen Dinge (ISBN: 9783596521685)
    Arundhati Roy

    Der Gott der kleinen Dinge

     (298)
    Aktuelle Rezension von: Willson

    Ein sehr intensives Buch, welches einem nicht mehr loslässt. 

  3. Cover des Buches Der englische Patient (ISBN: 9783446248298)
    Michael Ondaatje

    Der englische Patient

     (243)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Vielleicht liegt’s an mir, vielleicht hab ich’s einfach nicht verstanden, aber ich fand dieses Buch so unfassbar langweilig, dass ich es nicht zu Ende lesen konnte. Ich mochte den Film schon nicht sonderlich, aber oft sind die Bücher ja besser. In diesem Fall leider nicht. Wie gesagt, ich weiß nicht, ob ich es vielleicht einfach nicht verstanden habe, aber gefühlt, passiert im Buch absolut nichts. Vielleicht passierte noch etwas in der zweiten Hälfte, davon habe ich beim Durchblättern aber nichts gesehen. Ich lasse mich gern belehren an dieser Stelle 😄

  4. Cover des Buches Mitternachtskinder (ISBN: 9783641261528)
    Salman Rushdie

    Mitternachtskinder

     (71)
    Aktuelle Rezension von: itwt69

    Leider konnte mich dieser Roman nicht überzeugen. Die geschichtsträchtigen Ereignisse bleiben meines Erachtens zu sehr im Hintergrund. Eine irrwitzige Familiengeschichte, die sich über Jahrzehnte und über den halben Subkontinent zieht, von Kaschmir über Bombay, Pakistan, nach Delhi und Back-to-Bom. Der Schreibstil hat mir auch nicht besonders gefallen - 2,5 Sterne

  5. Cover des Buches Schindlers Liste (ISBN: 9783570300046)
    Thomas Keneally

    Schindlers Liste

     (281)
    Aktuelle Rezension von: CarinaElena

    Es gibt schon so viele Rezensionen, da weiß ich gar nicht was ich noch neues schreiben soll was man noch nicht gelesen hat. Habe zuerst das Buch gelesen und dann den Film geschaut und beides hat mich so erschüttert. Finde es auch sehr schwer ein solches Werk zu kritisieren (egal ob positiv oder negativ), daher werde ich mich da kurz halten. Für mich sollte dieses Buch auch als Schullektüre eingeführt werden, sodass die Geschichte niemals in Vergessenheit gerät.

    Der Autor führte viele Gespräche mit Weggefährten und Fachleuten und vermeidet es, Lücken mit erfundenen Informationen zu füllen. Man lernt Oskar Schindler kennen, einen Mann den man so schnell nicht vergessen wird.

    Ich kann jedem, der sich für das Thema Holocaust interessiert, nur empfehlen, dieses Buch zu lesen. Auch der Film ist ein Meisterwerk für sich, aber das Buch sollte man dadurch nicht unbeachtet lassen. Wunderbar, ergreifend und  erschreckend mit jedem Wort, das auf den Seiten steht. Alleine dieses Buch sollte uns zeigen, dass so etwas nie wieder passieren darf! Und gleichzeitig zeigt es auch, wie wahr der hebräische Spruch ist, welcher einige Male im Buch Erwähnung findet:

    "Wer auch nur ein einziges Leben rettet, der rettet die ganze Welt."

  6. Cover des Buches Paddy Clarke HaHaHa (ISBN: 9783596131761)
    Roddy Doyle

    Paddy Clarke HaHaHa

     (14)
    Noch keine Rezension vorhanden
  7. Cover des Buches Die Schönheitslinie (ISBN: 9783453471856)
    Alan Hollinghurst

    Die Schönheitslinie

     (23)
    Aktuelle Rezension von: Hypochrisy
    Sommer 1983. Als der zwanzigjährige Nick Guest eine Dachkammer bei den Feddens im reichen Londoner Stadteil Notting Hill bezieht, taucht er in eine ihm bis dahin völlig fremde Welt ein. Nicks Entwicklung vom kleinbürgerlichen Provinzler zum dandyhaften Kosmopoliten ist gleichzeitig ein großes Sittengemälde der Thatcher-Ära, für das Hollinghurst mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde.
  8. Cover des Buches Schande (ISBN: 9783596509515)
    J.M. Coetzee

    Schande

     (222)
    Aktuelle Rezension von: Daphne1962

    J.M. Coetzee ist ein Autor aus Südafrika und war mir bisher nicht so bekannt. Obwohl er schon den Nobelpreis für Literatur bekommen hat und 2 x den Booker Preis. Er lebt seit 2002 in Australien und ist bereits im hohen Alter von 80 Jahren.

    In seinem Roman "Schande" hat er einen Literaturprofessor angesiedelt, der nach 2 gescheiterten Ehen immer noch stark dem weiblichen Geschlecht zugewandt ist. David Lurie beginnt eine Affäre mit einer Studentin, die vom Alter her seine Tochter sein könnte. Nachdem die Geschichte ans Licht kommt fällt er in Ungnade bei seiner Universität. Er flieht zu seiner Tochter, die auf einer einsamen Farm lebt.

    Lucy lebt ein so ganz anderes Leben als das, was sein Vater kennt. Sie versucht auf einem entlegenen Stück Land eine kleine Farm aufzubauen. Dort kümmert sie sich um Hunde. Anfangs scheint es, als könne Lucys Leben ihrem Vater einen neuen und natürliche Rhythmus und Halt geben. Dann aber geschieht etwas, womit Vater und Tochter nicht gerechnet haben. Sie werden überfallen. Die Folgen werden die Beiden erst einmal aus der Bahn werfen. Konflikte und Meinungsverschiedenheiten kommen immer mehr zu Tage. Dabei greift der Autor auch das Thema Apartheit auf.

    Er schreibt schon sehr intellektuell, das hat er auch in der Rolle des Professors ausgelebt. Sehr düster beschreibt er die Atmosphäre auf dieser Farm. Da gruselt es einem schon ein wenig beim Lesen. Immer wieder möchte man auch Lucy durchschütteln und ihr sagen, was musst Du hier alleine leben?

    Der Autor Coetzee hat Südafrika den Rücken gekehrt vor vielen Jahren. Man hat hier nicht den Eindruck er rechne mit den "Schwarzen" ab, sondern er beschreibt hier eher das Versagen der "Weißen" in diesem Land. Um einen Einblick in das Leben in Südafrika zu bekommen, dem kann ich nur sagen, er sollte das nicht so umfangreiche Buch unbedingt lesen.

  9. Cover des Buches Die See (ISBN: 9783462000467)
    John Banville

    Die See

     (60)
    Aktuelle Rezension von: Xirxe
    2005 bekam John Banville für dieses Buch den Man Booker Prize verliehen - völlig zu recht wie ich finde. Auch im Deutschen (dank der herausragenden Übersetzerin Christa Schuenke) fühlte ich mich beim Lesen, als ob ich an der Seite des Protagonisten wäre. Ich roch und schmeckte das Meer, den Herbst, den Sommer. Es gibt sicherlich nur wenige Bücher, in denen ich so unmittelbar am Erleben der Figuren teilgenommen habe wie hier.
    Die Geschichte an sich ist eher unauffällig: Ein Mann, Max Morden, ein Kunsthistoriker in den Sechzigerin, verliert seine Frau durch eine Krankheit und fährt in seiner Trauer an einen Ort seiner Kindheit; dort, wo er die Ferien verbrachte. Hier erinnert er sich an längst und jüngst Vergangenes, an die Urlaube als Kind, die letzten Monate während der Krankheit seiner Frau, ihre erste gemeinsame Zeit. Alles fließt ineinander über und doch sind die verschiedenen Lebensabschnitte leicht voneinander zu unterscheiden. Fast wirkt es wie im Film, wenn durch geschickte Überblendungen der Wechsel in eine andere Zeitebene erfolgt - John Banville beherrscht diese Kunst grandios. Max' Erinnerungen, wiederholt ausgelöst durch Vergleiche mit der bildenden Kunst, nimmt er auch zum Anlass, sich Selbstreflektionen hinzugeben, die teilweise zu philosophischen Betrachtungen werden. Wann entsteht Bewusstsein? Das Bewusstsein seiner Selbst? Was ist Arbeit? Banville besitzt unter anderem nicht nur ein bewunderswertes Wissen über Kunst, sondern beispielsweise auch über Neurophilosophie, an dem er die Lesenden teilhaben lässt.
    Doch über Allem steht dieser wunderbare Schreibstil, der exemplarisch zeigt, zu was Sprache fähig ist. "Sommerlicht, dick wie Honig ...", "Draußen gab es noch mehr Palmen, zerzauste, gakelige Dinger, deren graue Borke dick und zäh wie Elefantenhaut aussah." Banville ist ein unglaublich aufmerksamer Beobachter mit einem Blick für kleinste Details, die er in solch bildhafte Worte fasst, dass man wirklich Alles vor sich sieht.
    Bemerkenswert empfand ich auch die Darstellung des Protagonisten. Max, der einen von Beginn an durch seine schon fast poetische Sprache praktisch völlig für sich einnimmt, sich jedoch entlarvt durch kleine Nebensätze als ein nicht gerade sympathisches Exemplar seiner Gattung. Amüsant empfand ich seine Abneigung gegenüber Männern, an denen er exakt das missbilligte, was er darstellte: das Vortäuschen einer Figur, die er nicht ist, was mir jedoch erst gegen Ende bewusst wurde.
    Ein Buch, in dem so viel mehr steckt als nur die Geschichte eines trauernden Mannes. Ganz große Kunst!
  10. Cover des Buches Besessen (ISBN: 9783458357582)
    Antonia S. Byatt

    Besessen

     (67)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Es gibt Romane, da frage ich mich, warum die so viel Aufmerksamkeit bekommen, obwohl sie ganz offensichtlich schlecht sind. Und dann gibt es Meisterwerke, denen nicht ansatzweise die Beachtung zukommt, die sie verdient haben. Auf Antonia S. Byatts „Besessen“ wurde mein Augenmerk nur durch Hinweis einer lieben Kollegin gelenkt. Ansonsten hätte ich diesen wundervollen Roman nie entdeckt. Was für eine Schande. Allerdings sorgt der Insel Verlag durch die Titelblattwahl (eigentlich ja Buchdeckelwahl) auch nicht gerade dafür, dass dem Buch besondere Aufmerksamkeit zukommt. Sieht das Bild doch arg nach romantischem Groschenroman aus. Und damit könnte man nicht weiter fehlen. Denn kaum ein Superlativ wäre zu viel für diesen absoluten Ausnahmeroman. Byatt hat einen spannenden, anspruchsvollen, ironisch-humorvollen Kriminalroman geschrieben, der zugleich eine Liebesgeschichte ist, welche vollkommen ohne stereotype Schnulzen und Peinlichkeiten auskommt. Und da das Ganze im Umfeld von Literaturwissenschaftler*innen geschieht, ist es auch noch ein eine wundervolle Reise durch Lyrik und Prosa. Nicht zuletzt hat „Besessen“ auch noch einen nicht unerheblichen feministischen Impuls.

    Im Großbritannien der Thatcher-Ära entdeckt der junge und antriebslose Literaturwissenschaftler Roland Michell zufällig Notizen und Briefe des berühmten Dichters Randolph Henry Ash. Unschlüssig über den Wert des Fundes stiehlt er kurzerhand die Papiere, um der potenziellen Sensation nachzugehen. Handelt es sich doch möglicherweise um den Teil einer Liebesbrief-Korrespondenz und galt Ash doch bislang als der treue Ehemann und eher langweilige Zeitgenosse des viktorianischen Zeitalters. Auf der Suche nach den Hintergründen und weiteren Beweisen für Ashs Geheimnis, stößt er auf die Kollegin Maud Bailey, die zur gleichen Zeit auf die weitaus weniger bekannte Lyrikerin Christabel LaMotte ihren Forschungsschwerpunkt gelegt hat. Zusammen begeben sie sich auf eine teils abenteuerliche, teils romantische Jagd nach Dokumenten, die Licht ins Dunkel um Ashs Beziehungen bringen können.

    „Ich bin mir nur gewiß der Heiligkeit unserer Liebe und der Wahrheit der Phantasie“

    Natürlich können umfangreiche Recherchen zum berühmten Ash nicht unentdeckt bleiben, weshalb sich ein Wettrennen unter den unterschiedlichst motivierten Ash-Forscher*innen anbahnt. Macht, Status und Prestige sind bedeutende Motoren, nicht nur im Wissenschaftsbetrieb. Und so spannt sich bald ein Netz aus Intrigen, Lügen und Eifersüchteleien zwischen allen Involvierten. „Besessen“ ist zwar im Kern ein literaturwissenschaftlicher Kriminalroman, aber zugleich auch ein Liebesroman auf mehreren Ebenen, ein Abenteuerroman, eine beißende Kritik am Wissenschaftssystem, eine humorvolle Abrechnung mit patriarchalen Strukturen und zugleich aber auch ein distanzierter Blick auf nicht immer progressive Auswüchse des Feminismus. Was Antonia S. Byatt hier konstruiert hat, ist nicht weniger als ein Meisterinnenwerk. Ein psychologisches Opus magnum. Zu jeder Zeit spannend, heiter, unterhaltend und verzückend. Ein intellektueller Liebesroman, wenn man den durchaus klassistisch konnotierten Begriff hier mal verwenden darf.

    Nun wäre „Besessen“ aber nicht das herausragende Werk, wenn es nur um die Gegenwartsgeschichte gehen würde. Auf einer zweiten erzählerischen Ebene erleben wir den Briefwechsel in vivo. Der schon zu Lebzeiten bedeutende Ash und die weitestgehend unbekannte LaMotte lernen sich kennen und schreiben sich zunehmend intimere Briefe. Diese Vergangenheitseben wird vor allem durch die Briefe und Tagebucheinträge der Betroffenen wiedergegeben. Zugleich webt Byatt die literarischen Werke des ungleichen Paares in den Handlungsstrang ein. Gedichte und Auszüge aus Romanen verdichten so die Geschichte und die Emotionen. Und das Geniale am Ganzen ist: alles ist komplett erfunden. Sowohl Randolph Henry Ash also auch Christabel LaMotte sind fiktive Charaktere. Und dementsprechend sind natürlich auch alle Briefe, alle Tagebucheinträge, alle Gedichte und Romanauszüge frei erdacht. Insofern hat Byatt nicht nur einen Roman geschrieben, sondern zugleich auch mehrere Gedichte, Auszüge fiktiver Romane usw.

    Es war ein herrlicher Tag, als sie aufbrachen, ein Tag mit dem blauen und goldenen guten Wetter, wie es zu jedermanns frühesten Kindheitserwartungen gehört, zu jenem Lebensabschnitt, wo das neue, kurze Gedächtnis glaubt, alles sei, was es ist und folglich war und folglich sein werde.

    Moderne Weltliteratur

    Und alles hat seinen eigenen individuellen Klang, als wären hier wirklich unterschiedliche Autor*innen am Werk gewesen. Es ist ein an Sprachgewaltigkeit seines gleichen suchenden Werkes. Wer Sprache liebt, wird „Besessen“ lieben. Dadurch wird die Struktur des Romans allerdings auch durchaus komplex und das ist vermutlich nicht für jede*n etwas. Mir hat es jedenfalls große Freude bereitet und selten habe ich einen Roman so verschlungen, obwohl, oder gerade, weil sich die Spannung eben nicht aus Surprise oder Mystery ergibt, sondern aus Suspense. Und der Gegenstand sind endlich mal nicht Mord und Totschlag, sondern schlichtweg Romanzen. Aber natürlich mangelt es bei Byatt auch nicht an Plot Twists und Turning Points. Literarisch bekommt man das volle Programm. Eben ein Meisterinnenwerk. Dieser Roman gehört in jede Bibliothek und auf jeden Nachttisch.

    Wie kaum anders zu erwarten war, ist Hollywood auch auf „Besessen“ aufmerksam geworden und hat die Geschichte mit Gwyneth Paltrow und Aaron Eckhart verfilmt. Und ebenso zu erwarten war, dass das nicht funktioniert. Buchverfilmungen sind ja eh immer schwierig und mir fallen auch kaum gelungene ein. Aber gerade „Besessen“ ist dermaßen auf seine Schriftform angewiesen, geht es doch im Kern um die Verschriftsprachlichung von Gefühlen in zahlreichen Briefen, Tagebucheinträgen und Gedichten. Und so plätschert der Film als ziemlich beliebige Romanze dahin und kann fast keinen fantastischen Moment des Buches aufgreifen.

  11. Cover des Buches Erbin des verlorenen Landes (ISBN: 9783833309175)
    Kiran Desai

    Erbin des verlorenen Landes

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    INHALT: Indien, Mitte der 1980er Jahre. Hoch in den bengalischen Bergen, am Fuße des Himalaya, eingeklemmt zwischen Nepal und Bhutan, liegt die kleine Stadt Kalimpong. Dort lebt in einem alten schottischen Anwesen aus Kolonialzeiten der pensionierte Richter Jemubhai Patel mit seinem Koch, seiner Enkelin Sai und der Hündin Mutt, die er abgöttisch liebt und verehrt. Zu mehr Liebe ist Patel nicht fähig; er ist ein harter, rauher Mensch, zynisch und voller Hass auf alles Indische – und das, obwohl er selbst aus einfachen Verhältnissen stammt. Er hatte das Glück (und aus der Mitgift durch die Hochzeit mit der vierzehnjährigen Nimi auch das Geld) in England studieren zu können, wo er sich so stark anpasste, dass er seine Herkunft für den Rest seines Lebens völlig verdrängte. Er wurde zum Snob und konnte nach seiner Rückkehr mit der Heimat nichts mehr anfangen. Seine Ehe scheiterte, er verleumdete seine Familie und igelte sich ein.

    Biju, der Sohn des Kochs, versucht sein Glück in New York City, wo er sich als Küchenhilfe und Kellner verdingt. Doch das Leben in den USA ist nicht (wie angenommen) ein leichteres. Er buckelt in miesen Jobs für jeden Dollar, muss sich immer wieder aufs Neue dem alltäglichen Rassismus stellen und dabei ständig auf der Hut vor der Einwanderungsbehörde sein, denn er ist illegal eingereist. Trotzdem berichtet er in seinem Briefen an den Vater von paradiesischen Zuständen und großen beruflichen Erfolgen. Wie lange er diese Fassade noch aufrecht halten kann, ist ungewiss. Irgendwann wird er sich seine Niederlage eingestehen und geschlagen heimkehren müssen.

    Sai, die Tochterstochter Nimis, lebt seit dem Unfalltod ihrer Eltern bei dem Richter, ihrem Großvater, der sie eher zähneknirschend duldet als wirklich akzeptiert. Sie verbringt ihre Tage bei Lola und Noni, zwei alten Jungfern, die in ihrem alten Herrenhaus Brontë und Austen lesen und der Kolonialzeit nachtrauern. Sai blickt positiv in die Zukunft, denn sie hat unsterblich in ihren Privatlehrer Gyan verliebt, der mit ihr eine Beziehung eingeht. Das junge Glück währt jedoch nicht lange, denn Gyan schließt sich der Ghorka-Bewegung an, die für ihr Volk einen eigenen Staat innerhalb Indiens beanspruchen, und Sai steht auf der politisch anderen Seite.

    Der Ghorkaland-Konflikt entwickelt sich zu einem Bürgerkrieg und mündet in einem Meer aus Gewalt, Korruption und Unterdrückung; und genau zu dieser wirren Zeit kehrt der verlorene Sohn des Kochs aus dem heiligen Westen zurück…

    FORM: Kiran Desai gelingt in ERBIN DES VERLORENEN LANDES der Spagat zwischen klassisch-poetischer und modern-innovativer Sprache, was sehr gut zum interkulturellen Kontext passt. Dabei macht sie auch vor Lautmalerei, Spielereien mit der Schriftgröße und dem inflationären Gebrauch von Ausrufungszeichen nicht Halt (was mir allerdings manchmal zu verspielt war und meinen Lesefluss etwas hemmte). Die Handlung springt munter durch die Jahrzehnte zwischen den 1920ern und 1980ern, wobei der Ghorkaland-Konflikt (nach dreißig Jahren etwas in Vergessenheit geraten und eigentlicher Kern meines Interesses an dem Buch) erst in der zweiten Hälfte, und dort auch eher am Rande behandelt wird.

    FAZIT: Vielleicht bin ich ja mit falschen Vorstellungen an das Buch herangegangen und war deshalb etwas enttäuscht, dass sich nur wenig Information über die politische Lage Indiens zu dieser Zeit finden ließ. Dennoch halte ich den Roman für lesenswert und vergebe guten Gewissens vier Sterne.

    *** Diese und viele weitere Rezensionen könnt Ihr in meinem Blog Bookster HRO nachlesen. Ich freue mich über Euren Besuch ***

  12. Cover des Buches Old Devils (ISBN: 0060971460)
    Kingsley Amis

    Old Devils

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  13. Cover des Buches Oscar und Lucinda (ISBN: 9783596184460)
  14. Cover des Buches Letzte Runde (ISBN: 9783423143806)
    Graham Swift

    Letzte Runde

     (18)
    Aktuelle Rezension von: Duffy
    Von ihrem Stammpub in Bermondsey/London nach Margate, an die Südostküste Englands. Das ist der Weg, den vier Freunde fahren und gehen werden, zusammen mit Jack Dodds, dem fünften im Bunde, der jetzt allerdings in einer Urne ruht und nach seinem letzten Willen vom Pier dieses Seebads in alle Richtungen verstreut werden soll. Aus dieser Fahrt macht Graham Swift eine Reise in die Vergangenheit und wechselt immer wieder in die Gegenwart. Stilistisch wählte er kurze Kapitel, die jeweils aus der Warte der Einzelnen berichten. So kommt es bei den Retrospektiven zu Verknüpfungen, der Leser wird erst etwas verwirrt, doch dann fügen sich die Teile wie ein Puzzle zusammen und herauskommt ein Füllhorn von menschlichen Erlebnissen und Gefühlen, ein Gemälde, so nuanciert, das man die zusammengesetzten Teile als Gesamtexistenz sehen kann, die viel an sensiblen Momenten offenbart, die in einem Leben auftauchen können. Generationskonflikte, Eheprobleme, Berufswahl und deren Auswirkungen genauso wie Romantik, noch in einer Form, die zu Gedichten anregen konnte. Das alles versieht Swift mit einem hintergründigen Humor, wie man ihn wohl nur bei den Briten nachlesen kann. Der Autor, auf der Insel in einem Atemzug mit Größen wie Julian Barnes genannt, ist hierzulande noch relativ unbekannt. Eine Entdeckung lohnt sich allemal.
  15. Cover des Buches Das Meer, das Meer (ISBN: 9783492501187)
    Iris Murdoch

    Das Meer, das Meer

     (6)
    Aktuelle Rezension von: wandablue
    Es ist so ne Sache mit der Realität: was ist schon real?

    Mit „Das Meer, das Meer“ hat die in Irland geborene und in England lebende Philosophin und Schriftstellerin 1978 den Man Booker Preis gewonnen!

    Dass Iris Murdoch (1919 bis 1999) Philosophie studierte und bei Ludwig Wittgenstein promovierte, ist hilfreich, um diesem Roman etwas abgewinnen zu können.

    In dem Roman werden, gemäß einem Zitat daraus: „Selbst ein mittelmäßiger Romancier kann viel Wahres sagen“ philosophische Gedankensplitter an den Leser herangetragen.

    Die eigentliche Handlung nämlich erscheint der Rezensentin so unspektakulär, dass man annehmen muss, die Aussagen über, zum Beispiel

    • Religion und Aberglaube,
    • über das Wesen der Ehe und der Liebe („Jede dauerhafte Ehe basiert auf Furcht“),
    • über das Innenleben eines Menschen („Wir sind Geschöpfe mit einem geheimnisvollen Innenleben“),
    • über das Sterben und den Tod und/oder die Unsterblichkeit

    seien das Eigentliche des Romans.

    Vordergründig geht es um den alternden Regisseur Charles Arrowby, der sich vom umtriebigen Theatergeschäft zurückgezogen hat und nun in einem Haus am Meer lebt, das ein wenig marode ist, ziemlich ungemütlich und unmodern. Von dort aus schreibt er Tagebuch, um sich selbst und den Menschen seines Lebens nachzuspüren und die Tiefe seiner Gefühle zu ihnen auszuloten.

    Die Beschreibungen der Landschaft und des Meers sind spektakulär.

    Doch Charles ist schrecklich langweilig. Dazu unerträglich von sich eingenommen. Voller unerklärlicher Eifersucht, Flachheit und irgendwie unecht. Auf seinen Vetter James war er von Anfang an eifersüchtig und hat nie erkannt, wie sehr dieser ihn liebte. Die Frauen, die er schlecht behandelte, beteten ihn an und tanzen auch allmählich an. So nach und nach tauchen alle möglichen Personen im Haus am Meer auf. Man weiß aber nicht so recht, weshalb Charles immer noch so einen großen Einfluss auf sie alle hat. Ein Verzauberer? Ein Magier? Dabei ist er so unerträglich!

    In einem nahe gelegenen Dorf trifft Charles seine Jugendliebe Hartley wieder, die ihn damals als einzige der Frauen verschmähte. Er entführt sie und hält sie in seinem Haus gefangen.

    Das ist allerdings auch nicht besonders interessant und hat nichts von einem Krimielement an sich, was Spannung auslösen könnte, sondern ähnelt mehr einer griechischen Tragödie, unter anderem auch deshalb, weil diese Frau keine eindeutigen Ansagen macht, sondern sich nur in Tränen und Hysterie auflöst. Die Thematik "Schuld" und "etwas schuldig geblieben zu sein" kommt auf. Ihr Ehemann geht später mit ihr nach Australien. Dann gibt es noch Mordanschläge und Ungeheuer. Die Ungeheuer kommen wohl aus den ungeläuterten Seelen?

    Es ist schwer, Relevantes von Irrelevantem zu trennen oder Reales von Irrealem zu unterscheiden in diesem Buch. Sehr real ist die Landschaft, sie ist unbestechlich. Sehr real ist auch Essen und Trinken, es hält schließlich Leib und Seele zusammen: akribisch werden die einfachen, aber schmackhaften Mahlzeiten, die Charles sich zubereitet, beschrieben. Vielleicht ist dies das einzige, an das man sich halten kann in einer nicht sehr verlässlichen Welt.

    Kann man nun diese seltsame Mischung aus Irrsinn, Philosophie und Erfindung mögen? Es gibt zahlreiche Wahrheiten, gute Sätze, Reflexionen, denen man nachhängen kann, es gibt aber auch unendliche Längen und Logik sucht man vergebens. Charles und mit ihm dem Leser gelingt es jedenfalls nie richtig, Einbildung und Realität von einander zu unterscheiden und am Ende versucht Charles es auch gar nicht mehr. Er nimmt hin, was ist und hinterfragt nicht mehr. Der Leser hat schon lange vorher aufgegeben, einen Sinn erfassen zu wollen.

    Fazit: Real ist die Natur und die Befriedigung der Grundbedürfnisse. Alles andere ist verhandelbar.

    Ein Roman, der vielleicht nicht mehr so richtig in die Zeit paßt? Oder gerade?

    Kategorie: Belletristik, Man Bookerpreis 1978
    Verlag: Piper 2017
  16. Cover des Buches Amsterdam (ISBN: 9783257603262)
    Ian McEwan

    Amsterdam

     (66)
    Aktuelle Rezension von: Alira

    Clive und Vernon sind alte Freunde: Der eine ist Komponist, der andere Chefredakteur einer Londoner Tageszeitung. Die beiden treffen einander auf dem Friedhof anlässlich der Einäscherung von Molly, deren Liebhaber beide einmal waren.

    Weil die zwei bei dieser Gelegenheit an ihre eigene Endlichkeit erinnert werden, treffen sie eine Vereinbarung: Sobald einer von ihnen an einem geistigen Verfall leidet, wird ihm der andere Sterbehilfe leisten.

    Doch als diese Freundschaft zerbricht, bringen sich die beiden gegenseitig um.

    (Für den konstruierten Schluss gibt es Punkteabzug.)

  17. Cover des Buches The Bone People (ISBN: 9780143116455)
    Keri Hulme

    The Bone People

     (6)
    Aktuelle Rezension von: suse9

    Kerewin, Joe und Simon – alle drei exzentrisch und vom Leben durchgeschüttelt – versuchen, eine Ebene des Zusammenlebens zu finden, die geprägt ist von Respekt, Liebe und Vertrauen. Ihr Scheitern kommt nicht überraschend für den Leser, denn Spannung liegt von Anfang an über den Seiten des Buches.

     

    Immer auf der Suche nach besonderen und gut erzählten Geschichten, fiel mir das Buch „The Bone People“ in die Hände oder besser gesagt, es wurde mir in den Schoß geworfen, denn es war ein Geschenk. Der Aufbau und die Sprache sind ungewöhnlich, anspruchsvoll und zogen mich magisch an. Schnell wurde mir klar, dies ist kein Buch für den überfüllten Strand oder die U-Bahn. Es verlangte Konzentration und Mitdenken.  Keri Hulme erzählt so intensiv, dass der Leser unglaublich tief in die Gedanken der Protagonisten eintaucht, ob er nun will oder nicht. Denn neben ambitionierten und feinfühligen begegnet man auch egoistischen und gewalttätigen Emotionen. Während jedoch die Gewalt offen zutage tritt, haben es verletzliche Gefühle schwer, nach außen zu dringen.

     

    Alle drei Protagonisten der Geschichte waren mir von Anfang an sympathisch – auch mit ihren Ecken, Kanten und Fehlern. Trotzdem entfernte ich mich im Laufe der Handlung zunehmend von ihnen. Ich schottete mich ab und lies mich nicht mehr auf die Tiefe des Geschriebenen ein. Nur noch der oberflächliche Klang der Worte erreichte mich und auch diesen konnte ich nicht mehr verstehen, nachdem im letzten Drittel des Buches Mythen und für mich übersinnliche Gedankengänge die Handlung bestimmten.

     

    Wer ein außergewöhnlich geschriebenes Buch sucht, das zum Nachdenken anregt, sollte es mit „The Bone People“ versuchen. Ich habe es einfach nicht verstanden, konnte die Gedanken der Autorin nicht bis zum Ende nachvollziehen und mich mit ihren Auffassungen nicht identifizieren. Trotzdem bereue ich nicht, das Buch gelesen zu haben, denn jeder Roman, der zum Überdenken des eigenen Handelns beiträgt, ist lesenswert.

     

  18. Cover des Buches Der blinde Mörder (ISBN: 9783492313483)
    Margaret Atwood

    Der blinde Mörder

     (59)
    Aktuelle Rezension von: KarenAydin

    Dieser Monat steht für mich ganz im Zeichen des SUB-Abbaus und das nächste, das ich mir gegriffen hatte, war dieses hier: „Der blinde Mörder“, ein Roman, für den Margaret Atwood im Jahr 2000 mit dem Booker-Preis ausgezeichnet wurde. Zu Atwood muss ich wohl nicht viel sagen, die meisten werden die kanadische Autorin durch ihren 1987 erstmals in deutscher Sprache erschienen Roman „Der Report der Magd“ oder durch den Nachfolgeband „Die Zeuginnen“ kennen.

    Ich habe schon mehrere Bücher dieser Autorin gelesen und finde sie nicht nur dadurch faszinierend, dass sie spannende und gute Geschichten erzählt, sondern auch dadurch, dass sie sich konsequent jeglicher Einstufung, ob nun ernsthafte oder Unterhaltungsliteratur entzieht. Ihre Geschichten sind immer fesselnd, doch dieses hier ist einfach nur genial. Kein Wunder, dass es zu den hundert bedeutendsten Romanen des Magazins „Time“ gezählt wird.

     

    Worum geht es?

    Die hochbetagte Erzählerin Iris Chase erinnert sich an ihre Jugend als Industriellentochter (ihr Vater besaß eine Knopffabrik) in der Provinz Ontario. Die Rahmenerzählung spielt in den Jahren 1998–1999, die Erinnerungen an die Jugend umfassen vor allem die 1930er und 1940er Jahre. Dieser Teil kann sowohl als Bildungsroman gesehen werden, da er die Geschichte der Geschwister Iris und Laura erzählt, als auch als historischer Roman, in dem wichtige Ereignisse der kanadischen Geschichte in ihren Auswirkungen auf die Familie Chase vorkommen. Während Iris eine lieblose Vernunftehe eingehen muss, verliebt sich Laura in einen Bolschewiken.

    Der Roman konfrontiert den Leser gleich zu Beginn in Form von fiktiven Zeitungsartikeln mit dem Tod von Laura, die Selbstmord begangen hat. Wir erfahren auch, dass sie als Autorin eines Romans mit dem Titel „Der blinde Mörder“ gefeiert wird. Bis in die „Jetztzeit“ wird Iris immer wieder angesprochen und angeschrieben, es werden Fragen zu der Autorin und dem Roman gestellt. Fragen, die Iris konsequent ablehnt, zu beantworten.

    Die Kapitel zu Iris und die Rückblicke auf ihre Jugend werden immer wieder durch Abschnitte unterbrochen, in denen eine Liebesgeschichte zwischen einer verheirateten Frau und einem Groschenhefte schreibenden Kommunisten (die namentlich nicht genannt werden), geschildert wird, die im wesentlichen erotischer Natur ist. Der eponyme „blinde Mörder“ ist eine Fantasy/Sci-Fi Geschichte, die von diesem Mann erzählt und von der Frau immer wieder hinterfragt und ergänzt und verändert wird. Man kann sie als Parabel lesen, es geht um Gewalt und Machtstrukturen.

    So, wer nun überlegt, ob dies zu „konstruiert“ ist, ob der komplexe Aufbau das Lesevergnügen verhindert, dem sage ich ganz klar „Nein.“ Atwood gleitet zwischen diesen Ebenen sanft hin und her, sie führt den Leser an der Hand mal in die eine, mal in die andere Erzählung hinein, knüpft Verbindungen, baut geschickt Spannung auf, löst diese auch mal wieder. Und das bis zu einem großartigen Finale, das für mich völlig unerwartet kam, und alle offenen Fragen aufgelöst hat.

    Ja, es waren in der englischen Ausgabe 600 Seiten, erfahrungsgemäß hat die deutsche Ausgabe noch mehr Seiten, doch 600 Seiten Atwood, lesen sich wie 200 von anderen Autoren aufgrund ihrer leichtfüßigen und brillanten Prosa.

    Zum Schluss noch kurz zu den Charakteren. Laura ist eine absolut faszinierende Gestalt, das wird natürlich dadurch verstärkt, dass man keinen Einblick in ihre Gedanken erhält, sie wird ausschließlich aus der Sicht ihrer älteren Schwester Iris im Rückblick nach mehr als vier Jahrzehnten geschildert. Sie ist ein ungewöhnliches junges Mädchen gewesen. Wenn Atwood bisweilen mal in die Klischeekiste greift, dann niemals tief, immer nur ein klein wenig und nur bei Charakteren, die ohnehin vermutlich keinem Leser etwas bedeuten. Sie schafft es, Personen auf dem Papier lebendig werden zu lassen, die niemandem gleichen.

    Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der Spaß an der Erzählkunst hat, der etwas Anspruchsvolles und Gehaltvolles Lesen möchte, das gleichzeitig so super unterhaltsam und spannend ist. Eigentlich so unmöglich wie eine Schachtel gesunder und kalorienfreier Pralinen.

    Wem könnte es nicht gefallen? Also ehrlich kann ich mir da im Moment niemanden vorstellen.

    So, nun habe ich meiner Begeisterung etwas Luft gemacht, aber spätestens nach diesem Roman denke ich, dass Margaret Atwood eine etwas höhere Auszeichnung für ihr literarisches Lebenswerk verdient hätte als „nur“ den Bookerpreis, den sie nun schon zweimal erhalten hat.

    Warum lungerte das bloß so lange auf meinem SUB?

     

     

     

     

  19. Cover des Buches Leben und Zeit des Michael K. (ISBN: 9783596132522)
    J.M. Coetzee

    Leben und Zeit des Michael K.

     (26)
    Aktuelle Rezension von: Nele
    Michael K. ist ein junger Mann, der so irgendwie gar nicht in seine Zeit hineinpassen will / kann. Er wächst in Südafrika zur Zeit des Bürgerkrieges auf. Nachdem seine Mutter schwer erkrankt, will er ihr einen Gefallen tun und begibt sich mit ihr auf eine Reise hin zu dem Ort ihrer Kindheit. Auf der Reise verstirbt die Mutter und Michael sieht sich alleine mit der Asche seiner Mutter zurück auf der Strecke. Es beginnt eine Odyssee mit verschiedensten Aufenthaltsorten und verschiedensten Personen denen er begegnet. Das Buch ist geprägt von Zwangsarbeitern und Arbeitslagern, in die Michael immer wieder eingewiesen wird, nachdem er versucht, sich selbst durch das Leben zu schlagen. Auch seine Abneigung gegen Nahrung wird im Buch dargestellt. Er wüsste nicht, warum er im Krankenlager essen sollte, früher hätten sich Leute auch nicht dafür interessiert ob er isst oder nicht. Es ist schon erschütternd zu lesen, wie Michael eine Reise durch eine Zeit antritt, die gefährlich genug ist. Er, der sich dagegen wehrt, sich mit ihr zu beschäftigen, hat es noch viel schwerer. Auf sich alleine gestellt erlebt er mancherlei Abenteuer und mausert sich zu einem jungen Erwachsenen, der sein Leben versucht in den Griff zu bekommen. Stellenweise hat mir die Sprache des Buches nicht zugesagt, ich kam leider nur schleppend hinein. Das die Geschichte allerdings eine Gute ist, kann ich bestätigen (Coetzee ist nicht umsonst Literaturnobelpreisträger). Das Bild Südafrikas zur Zeit des Bürgerkriegs wird gut und abschreckend für den Leser dargestellt. Ein lesenswertes Buch!
  20. Cover des Buches Hotel du Lac (ISBN: 9783423113656)
  21. Cover des Buches Offshore (ISBN: 9780544361515)
  22. Cover des Buches Äquatortaufe (ISBN: 9783570004531)
    William Golding

    Äquatortaufe

     (2)
    Noch keine Rezension vorhanden
  23. Cover des Buches Spät war es, so spät (ISBN: 9783935890212)
  24. Cover des Buches Die hungrige Straße (ISBN: 9783423120746)
    Ben Okri

    Die hungrige Straße

     (4)
    Aktuelle Rezension von: Ingrid_Menzel

    Ben Okri, 1959 in Nigeria geboren, verbrachte seine Kindheit dort und in England. Er studierte Literaurwissenschaft und veröffentlichte Lyrik, Erzählungen und Romane. Sein wohl bedeutendstes Werk "Die hungrige Straße", gerne auch "der Nigeria-Roman" genannt, erschien  1991, und 1994 erstmalig in deutscher Sprache, für das er mit dem Brooker-Prize und dem Premio Chianti Ruffino ausgezeichnet wurde. 

    "Am Anfang war der Fluss. Der Fluss wurde zu einer Straße, und die Straße verzweigte sich über die ganze Welt. Und da die Straße einst ein Fluss war, war sie immer hungrig." 

    Der Beginn einer afrikanischen Schöpfungsgeschichte?

    In jedem Fall mischen sich in diesem Roman die Geister unter die Menschen. Azaro ist so ein Geisterkind, das sich entscheidet, das Leben seines Ursprungs zu verlassen und sich mit seinen irdischen Eltern auf die hungrige Straße des Lebens zu begeben.  Die Verbindungen zur Geisterwelt bleiben aber bestehen, und so lebt auch Azaro nicht nur in der nicht näher bezeichneten, aber offensichtlich nigerianischen Stadt, kurz vor der Unabhängigkeit des Landes, sondern er lebt genauso in der Geisterwelt. 

    Seine Eltern sind arme Menschen: sein Vater schlägt sich als Tagelöhner und Lastenträger durchs Leben; die Mutter ist Straßenhändlerin. Beide sind abhängig von ihren kleinen Tagesverdiensten, und es gibt mehr als einen schlechten Tag, der ihnen das Leben erschwert und an den Rand ihrer Existenz bringt. Eine Krankheit Azaro`s treibt sie nahezu in den Ruin, und immer wieder ist Azaro schuld, ein unliebsamer Esser zu sein, der den Eltern auf der Tasche liegt. Oder der duech sein auffälliges Verhalten (seine direkte , eigenwillige Art und  Offenheit) zu viel Aufmerksamkeit erregt in der Nachbarschaft, wodurch die Familie in Verruf kommen könnte. Azaro eckt an in seinem Umfeld. Für manche ist er kein Kind mehr, für andere jemand, der nur Unglück anzieht und anderen Schaden zufügt. Azaro kann es selten jemandem recht machen, schon gar nicht seinem Vater, der mit aller Strenge gegen ihn vorgeht. Die Geisterwelt sendet zunehmend Boten aus, um Azaro zu entführen, um ihn wieder zurückzuholen und zu retten.  Der Vater interpretiert dies als Ungehorsam und bestraft den Jungen immer wieder mit brutalen Mitteln, der sich in seinen Augen nirgendwo nützlich macht. 

    Massive Streitereien im Slum zwischen Hausbesitzern und Mietern, Gläubigern und Schuldnern, Kranken und Gesunden, Politischen und Unpolitischen lassen weder Ruhe noch Harmonie zu. Im Kleinen und Privaten finden Kriege statt, wie sie sonst auf der politischen Weltbühne zu sehen sind. Dann wieder Feste, die die massiven Alltagssorgen verdrängen wollen. In wellenförmigen Ereignissen wiederholt sich das Leben unter den Ärmsten der Armen immer wieder. So mancher will aus diesem Strudel und Kreislauf ausbrechen. So auch Azaro`s Vater, der sich zuerst zu einem Boxerhelden entwickeln will und dabei den Sinn für jegliche Realität verliert. .. dann als Politiker.... als das Viertel durch den Konkurrenzkampf der Partei der Armen und der Partei der Reichen durchgeschüttelt und ins Chaos geworfen wird. Es scheint kein Entrinnen zu geben für die Menschen im Slum. 

    Und dennoch sind die zyklisch angelegten Erzählungen so facettenreich in ihren Personen, die die unterschiedlichsten Überlebensstrategien entfalten, sich in ihrem Leben einzurichten und um Verbesserungen zu kämpfen, dass man ein durchaus lebendiges Bild bekommt von dieser kleinen Welt, die immer noch verwoben ist mit Naturreligion, Ahnenkultur und Geistern , und gleichzeitig mit der weißen Welt konfrontiert wird, die eher auf Intervention und Zerstörung setzt, als einen wirklichen Fortschritt herbeiführt.  

    Ein Kaleidoskop von kreisenden Geschichten, märchenhaften Fragmenten, psychologischen Betrachtungen,  skurrilen Humoresken und philosophischen Beleuchtungen, die für uns in unserer streng genormten Welt sehr ungewöhnlich und irreal erscheinen. Eine Welt, in die es sich aber durchaus lohnt, einzutauchen und den Existenzkampf zu beobachten, der trotz aller Verzweiflung und Not auch die Schönheit im Häßlichen und Verborgenen durchscheinen lässt. 

    Ein durchaus empfehlenswertes Buch über die Wunder und Rätsel des Lebens, über Lebenslust und Elend unter der glühenden afrikanischen Sonne! Und einem Autor, der den Mut hat,  uns mit völlig fremden Strukturen und eigensinnigem Schreibstil in eine Welt einzuführen, die nicht die unsere ist, und die wir auch gerne verleugnen, weil sie mit unserer sogenannten "entwickelten" Zivilisation keineswegs konform geht. .


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