Bücher mit dem Tag "tibet"
318 Bücher
- François Lelord
Hectors Reise
(1.184)Aktuelle Rezension von: KarinJAnfangs fand ich die Fähigkeit des Autoren Francois Lelor, komplexe Sachverhalte auf den Kern herunterzubrechen, auffallend und den daraus resultierenden Schreibstil in seiner Schlichtheit ansprechend. Nach wenigen Seiten jedoch dachte ich, dass es sich der Autor öfter mal zu einfach macht. Kurz danach ging es dann darum, wie es ist zu begreifen, dass man nicht begriffen hat. Und ich wartete darauf, dass der Autor in diesem Sinne einige seiner Statements vielleicht irgendwann zum Ende hin revidieren würde. Aber nein. Es bleibst so stehen, dass Hectors (aus dessen Perspektive die Geschichte geschrieben ist) Lebensgefährtin ein wenig Schuld sei an seinem Fremdgehen, weil sie ihn auf der Reise nicht begleitet hatte. Was für ein Clown. Hectors Einstellung zu Frauen stieß mir mehrmals übel auf. Sie fallen ihm entweder auf, wenn sie "hübsch" und "reizend" sind (Frauen müssen für ihn also Unterhaltungswert haben) oder negativ wie die Psychiaterin Marie-Louise, die mit ihrem Wunsch, dass ihre Kinder ohne Chauffeur und Leibwächter sicher zur Schule gehen können, dafür sorgt, dass ihr Ehemann in einem anderen Land weit weg von seinen Eltern leben muss. Dabei hätte es Hector als Kind doch cool gefunden, mit Chauffeur und Leibwächter in die Schule zu kommen. Bei solchen Sätzen dachte ich mir, Hector müsse ein ziemlicher Idiot sein. Er war mir am Ende reichlich unsympathisch. Da gab es Formulierungen, die ich für unbedacht hielt wie die, dass die chinesischen Kellner wie "normale" Kellner aussehen - Hallo? Wenn man in China ist, dann sind wohl Chinesen das Normale und alles andere die Ausnahme. Mir kamen solche Dinge nicht vor, als sollten sie eine gezielte Provokation des Lesers sein. Denn im Folgenden erhält man keine Gelegenheit, mit dieser Kritik irgendwo anzuknüpfen. Zusammengenommen wirkte Hector recht selbstverliebt mit seiner Überzeugung, er könne die Welt durchschauen und jeden zum Reden bringen. Mehrmals sagt er, die Wissenschaft brauche man nur zur Überprüfung von Erkenntnissen, die jeder für sich selbst machen könne. So schafft es Hector ja auch, auf seiner Reise sämtliche Prinzipien des Glücks aufzuschreiben, die die gesamte Forschungslandschaft zusammengetragen hat. Lebenserfahrung ersetzt Wissenschaft. Irgendwann merkte ich dann, dass der Stil des Autors, Dinge zu vereinfachen, diese Überheblichkeit widerspiegelt. Bei mir kam es so an, als habe man dem Leser zeigen wollen, dass sich die Menschen (so wie Hectors "grundlos" unglückliche Patienten) zu sehr verkopfen und dass es auch einfacher und damit besser ginge. Es kam dabei allerdings etwas heraus, das abgeglitten ist, wenn nicht in die Babysprache, dann aber in eine belehrende Sprache für sehr kleine Kinder. Die verschiedenen Stationen der Reise und die Begegnungen waren durchaus interessant. Das war sehr abwechslungsreich und vielfältig. Nicht nur durch die Menschen, die eben verschieden sind, sondern auch durch die unterschiedlichen Stimmungen, die über den Situationen lagen. Aber ich lese sicher kein Buch mehr von Hector (da gibt es ja noch etliche Bände). 3 Sterne von mir für das Buch, 3 minus!
- Christopher Moore
Die Bibel nach Biff
(798)Aktuelle Rezension von: PaulSteinmetzDie Geschichte behandelt ein spannendes und vor allem wenig betrachtetes Kapitel der christlichen Mythologie: Die Kindheit von Jesus und seine Jugend. Ja wir wissen er wurde in einem Stall geboren und ist später mit seinen Aposteln durch die Gegen gezogen. Aber was ist dazwischen passiert? Wie wurde er zu dem der Wunder verbracht hat?
Dabei begleiten wir das ganze aus der Sicht seines Jugendfreunds Biff. Der hat eigentlich einen längeren Namen, aber das ist eben seine Abkürzung. Die beiden reisen durch die Welt ihrer Zeit und erleben so einige spannende Abeuter und wir erleben wie sich Jesus entwickelt. Und die Sicht von Biff auf das Geschehene ist urkomisch.
Dabei wird sehr viel historischer Bezug genommen. Wer also grob in Geschichte und Religion bewandert ist, für den wird das hier ein Augenschmaus.
Ich bin kein gläubiger Mensch, aber als Jesus am Ende stirbt habe ich geheult wie ein Schloßhund.
- Matthew Quick
Die Sache mit dem Glück
(126)Aktuelle Rezension von: misery3103„Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein großer Glücksfall.“
Nach dem Tod seiner Mutter bleibt der 39jährige Bartholomew allein zurück. Er hat keine Freunde und keine Arbeit. Da seine Mutter ihn in ihren letzten wachen Momenten Richard nannte und er in ihrer Schublade einen Aufruf Richard Geres zum Boykott der olympischen Spiele in China findet, beschließt er, dem Schauspieler zu schreiben. In den Briefen erzählt er aus seinem Leben und findet so Zufriedenheit. Doch kann er das Leben ganz allein meistern?
Die Geschichte wird allein durch Bartholomews Briefe an Richard Gere erzählt. Ihm erzählt er seinen Alltag, aber auch seine Gedanken, die er sich über die Welt macht. Der Leser erfährt so, dass der Pfarrer der Gemeinde sich von der Kirche lossagt und bei Bartholomew einzieht, dass er eine Trauerbegleiterin hat, die mehr Probleme als ihr Kunde hat, in einer Gruppentherapie Max kennenlernt, der um seine verstorbene Katze trauert und an Aliens glaubt, und dass er verliebt in die Jungthekarin seiner Bibliothek ist. Doch natürlich ist er viel zu schüchtern, um sie anzusprechen. Doch das Leben hält viele Überraschungen für ihn bereit.
Herrje, ich mochte dieses Buch. Ich mochte Bartholomew, der sich so viele Sorgen um sein Leben und die Welt macht. Ich mochte den Pfarrer, der sich trinkend und betend bei ihm einnistet. Ich mochte Max, der fluchend durch die Welt geht und um seine tote Katze weinen kann. Und ich mochte Elisabeth, die Junthekarin, weil sie Licht in Bartholomews Welt bringt.
Das Buch ist voller skurriler, aber sehr liebenswerter Charaktere und hält auch so manche Weisheit bereit. Ich möchte diese hier erwähnen, weil ich sie mir direkt rausgeschrieben habe: „Schönheit steckt in uns allen, Bartholomew. Sie versteckt sich bloß manchmal.“
- Tanja Polli
Ein Leben für die Kinder Tibets
(10)Aktuelle Rezension von: Locki_ElaIm Zentrum des biographischen Buches „Ein Leben für die Kinder Tibets“ von Tanja Polli steht Tendol, eine Tibeterin, die sich in den Dienst ihrer Herkunftsgesellschaft stellt und den Strassenkindern Tibets ein Heim bietet. Die Geschichte beginnt mit Tendols Flucht als kleines Kind aus Tibet nach Indien. Tief traumatisiert und von ihren Eltern getrennt kommt sie in Indien an und sieht ihre Familie nie wieder. Nach Irrungen und Wirrungen in Indien hat sie das Glück, nach Deutschland ausreisen zu dürfen und in einem Pestalozzidorf aufzuwachsen. Sie heiratet den Tibeter Lobsang, wird Mutter zweier Söhne und lebt fortan in der Schweiz. bei einem Besuch in Tibet findet sie ihre Bestimmung, ein Kinderheim zu bauen. Sie baut zunächst eines, dann ein weiteres und lässt ihre Familie in der Schweiz zurück. Den Söhnen fällt es zunächst schwer, dies zu akzeptieren.Zwischenzeitlich hat sich die Familie aber ausgesöhnt und unterstützt sie tatkräftig.
Mein Fazit: dies ist ein Buch über eine beeindruckende Frau mit einer starken Familie im Hintergrund. Viele Denkansetze und Handlungsweisen der Hauptfiguren muten fremd, gar exotisch an. Dennoch denke ich, dass der Familienkonflikt auf einem Identifikationskonflikt basiert. Tendol identifiziert sich vollständig mit der tibetischen Gesellschaft. Tendol stellt diese über ihre Privatfamilie. Ich denke, das rührt von der Rebellion gegen die chinesischen Besatzer her. Mit Unmut muss sie beobachten, dass ihre Söhne das zunächst nicht genauso sehen.
Ganz beeindruckend und fasziniert bin ich von Tendol der Wohltäterin. Eine tolle Frau, ein beeindruckender Mensch mit allen menschlichen Brüchen. Ich möchte die Lektüre uneingeschränkt empfehlen!!!
- Cornelia Funke
Drachenreiter 1
(819)Aktuelle Rezension von: Pegasus1989Neben der Tintenwelt-Reihe ist die Drachenreiter-Reihe eine meiner Lieblingsbuchserien von Cornelia Funke. Sehr schöner Schreibstil und auch der Inhalt des ersten Teils zeugt von viel Freundschaft, Abenteuerlust und jeder Menge an verschiedenen Charakteren, die lernen müssen, miteinander umzugehen. Besonders gelungen fand ich die Flugzeugratte, die anscheinend vor gar keinem Abenteuer zurück schreckt. Ein tolles Abenteuer, nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene, die nochmal Kind sein möchten.
- Jennifer Donnelly
Die Wildrose
(334)Aktuelle Rezension von: annilittleIch muss schon sagen, dass ich ein wenig traurig darüber bin, dass ich meine geliebten Finnegans / Bristows und Baxters gehen lassen muss, aber ich kann ja immer wieder zu ihnen zurückkehren, das beruhigt mich dann doch ein bisschen. Für mich war der Abschluss der Trilogie definitiv der beste Teil der Trilogie und es ärgert mich immer noch, dass am Ende diese eine Sache passiert ist bzw. nicht passiert ist, die mich dann so gestört hat, dass ich am Ende einfach keine 5 Sterne vergeben konnte.
In diesem Band geht es um Seamie, den jüngsten der Finnegans, und Willa , die man bereits im Vorgänger kennengelernt hat und ich muss sagen, dass ich nicht erwartet hätte, dass sie mir so sehr ans Herz wachsen würden.
Zum Schreibstil brauche ich nach drei dicken Büchern, glaube ich, nicht mehr allzu viel sagen. Die Frau hat’s drauf und man kann trotz der Seitenzahl einfach nur so durch die Kapitel fliegen. Ich mag die Kombination aus Spannung, Emotionen (positiven wie negativen) und Herzklopfen.
Nachdem ich den zweiten Band so geliebt habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich Seamie oder Willa so gern haben könnte wie Sid und India, weil ich mich mit Letzterer auch so gut identifizieren konnte. Willa und ich könnten unterschiedlicher nicht sein, aber dennoch habe ich so sehr mit ihr mitgefiebert und vor allem mit ihr mitgelitten. Auch Seamie mochte ich gern, ich hatte nur manchmal etwas Probleme, ihn mit dem kleinen Jungen aus »Die Teerose« zusammenzubringen.
Das ganze Buch war einfach spannend, wir befinden uns auf drei unterschiedlichen Kontinenten und das vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs, wodurch man ganz viele Perspektiven eröffnet bekommt und auch viele Dinge erfährt, die man mit dieser Zeit nicht unbedingt in erster Linie erfährt, die aber trotzdem enorm wichtig waren.
Fazit: Ein würdiger Abschluss für eine super Trilogie mit wundervollen Charakteren, die mir viele tolle Lesestunden bereitet hat.
Bewertung Band 3: 4,5/5
Bewertung gesamte Trilogie: 4,5/5 - Sogyal Rinpoche
Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben
(39)Aktuelle Rezension von: Mister_ElvisViele haben schon vom berühmten "Tibetischen Totenbuch" gehört oder gelesen, aber es ist im Original ein schwer verständliches Buch, das einem erklärt werden. Dies geschieht in diesem hervorragenden Werk durch Sogyal Rinpoche, der ein bedeutender tibetischer Lama und Kenner der Materie ist. Nach der Lektüre dieses Buches ist das tibetische Totenbuch kein exotisches Geheimnis mehr. Der Leser gewinnt aber auch Gewissheit, dass der Tod kein absolutes Ende ist. Unbedingt empfehlenswert! - Henning Mankell
Der Chinese, 1 Blu-ray
(336)Aktuelle Rezension von: stasialiWo soll ich nun anfangen?
Am Anfang war ja alles noch spannend. Das Dorf, in dem jeder außer drei Personen umgebracht wurde, hat einem schon zum Weiterlesen angeregt. Aber es gab so viele Momente, die für das Ende so unnötig waren. Beispielsweise der Rückblick ins Jahr 1863 hat kaum etwas in die Geschichte beigetragen. An sich war es interessant zu lesen, wie die Chinesen damals leben mussten. Aber man wollte einfach nur schnell durch mit dem zweiten Teil, um einfach die Hauptgeschichte weiterzulesen. Wenn man sich nicht mit der Politik von China beschäftigt, konnte man auch die Kapiteln mit Yan Bas Vortrag und Hongs und Ya Rus Aufenthalt in Zimbabwe sparen.
Im Endeffekt waren nur Ya Ru, den mal eh erst spät kennenlernt und Hong, die man ebenfalls spät kennenlernt, wichtig für die eigentliche Story. Stattdessen wird unnötig viel um den heißen Brei geredet, ein bisschen Geschichte hier, ein bisschen China da, um die Story noch ein wenig langzuziehen.
Außerdem, die Dialoge sind ja mal mega merkwürdig. So spricht doch keiner. Liegt es an der Übersetzung oder schreibt Herr Mankell tatsächlich so? Beispiel: "Bist du dabei, deine Kräfte mit mir zu messen? Tust du das?" Diese zwei Sätze sind sehr holprig formuliert.
Das Buch war zwar spannend, aber ein Krimi meines Erachtens ist das nicht.
- Jonas Jonasson
Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
(135)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderAllan Karlsson wird 100 Jahre alt. Das Pflegeheim in dem er lebt bereitet eine große Feier vor. Er hat aber keine Lust darauf und hat für den Tag einen ganz anderen Plan. Weil die strenge Schwester heute Aufsicht hat, verschwindet er einfach aus dem Fenster seines Zimmers. Er stolpert über einen Koffer, lernt merkwürdige Gestalten kennen und befindet sich schon bald im Mittelpunkt der schwedischen Nachrichten. Es geht um Entführung, Mord und einen großen Raub. Allan lässt das relativ kalt, denn in seinen 100 Jahren hat er schon soviel erlebt und durchlebt. Zahlreiche wichtige Persönlichkeiten hat er kennen gelernt und war nicht nur einmal ein wichtiges Rädchen im großen Rad der Geschichte. In Rückblenden erleben wir seine Jugend, das Erwachsen werden, die Zeit im Krieg, berufliche Erfolge, Misserfolge, Gefangenschaften und große Heldentaten und die Liebe.
Das Buch avancierte zum Bestseller und schlich sich quasi ohne große Werbung auf Platz 1 der Bestsellerlisten. Jetzt kennt fast jeder den Titel und es ist schön, dass so ein hervorragend geschriebenes Buch zum Bestseller wurde und in so viele Herzen kam. Allan Karlsson ist ein unkonventioneller Held und man muss ihn einfach lieb haben. >Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand< ist ein großartiges Buch, dass ohne Klischees, Pathos und falschen Gefühlen auskommt und einfach durch eine besondere Sprache und einen tollen Helden funktioniert.
- Eliot Pattison
Die vier Toten von Tibet
(8)Aktuelle Rezension von: itwt69Die mittlerweile 10.! Ausgabe von Inspektor Shan's Ermittlungen in Tibet überrascht mit sehr persönlichen Einblicken. Nicht nur deshalb der wohl beste aller Tibet-Krimis, gewohnt spannend, manchmal herzzerreißend und immer wieder mit tiefgründigem Humor aufgelockert. Ein Staudammprojekt an einem heiligen tibetischen Berg, das für das Mutterland grünen Strom liefern soll - mit korrupten, mörderischen Beamten aus Peking, die vor nichts zurückschrecken. Doch dieses Mal kämpft Shan nicht alleine, ganz im Gegenteil - es wird richtig persönlich. Ein wiederum grandioser Ausflug in ein faszinierendes Land mit unglaublich ergreifender Kultur.
- Christoph Ransmayr
Atlas eines ängstlichen Mannes
(43)Aktuelle Rezension von: MaternaKuhnSchicken Sie Ihre Phantasie auf Reisen oder testen Sie einfach nur Ihre Geografiekenntnisse, indem Sie Nadeln in eine imaginäre Weltkarte stecken. Osterinsel, China, Brasilien, Kalifornien, Marokko, Andalusien, Island, Griechenland, Wien, Neuseeland, Neu Delhi, Nepal, Bolivien, Mexiko, Juan Fernandez Archipel, Irland, Laos, Nordpol, Ontario, Kambodscha, Yokohama, Valparaiso, Pitcairn, Jemen, Sydney, Irland. Stopp! Das sind nur etwa die Hälfte der Orte und Ziele, die Christoph Ransmayr in seinem Atlas eines ängstlichen Mannes wie auf einer geografischen Perlenkette auffädelt.
In siebzig Episoden erzählt der österreichische Autor Kurzgeschichten für Menschen, die gerne reisen und in denen die Ferne immer eine unstillbare Sehnsucht auslöst. Aber seine Zielgruppe sind ohne Zweifel auch all jene Menschen, die nicht gerne reisen, weil er es versteht, Kopfkino vom Feinsten zu entfachen. Man muss schier gar nicht in Burma oder Thailand gewesen sein, denn Ransmayr schafft es, jeden mitzunehmen. Andererseits fragt man sich als Viel- und Dauerreisender, ob man die großartigen Bilder wirklich sehen kann, wenn man niemals an griechischen, arabischen oder asiatischen Orten war?
Nach kurzem Zögern denke ich: Ja, nur eben andere, nicht weniger schöne, nicht weniger bewegende. Denn der Stil, in dem Ransmayr schreibt, ist farbenprächtiger als jeder Film und jede Reisedokumentation. Man kann gar nicht anders, als einzutauchen, wenn er am verschneiten Ufer eines Bergsees im westlichen Himalaya entlang wandert oder wenn er einer Elefantenherde im Urwald von Sri Lanka ausweicht. Seine literarischen Fähigkeiten lassen jede Leserin, jeden Leser erblassen, ziehen einen in den Bann. Vor allem, wenn man selbst gerne schreibt, lässt einen der Autor mit untherapierbaren Minderwertigkeitskomplexen zurück. Seine lyrische Ader ist Garant für 3-D-Bilder im Kopf, für seufzende Emotionen, für ein so häufiges, neidisches Kopfschütteln wie bei kaum einem anderen Autor zuvor. So etwas kann man wahrscheinlich nicht lernen. Das haben auch schon andere erkannt – Ransmayr erhielt zahlreiche literarische Auszeichnungen, unter anderem die nach Friedrich Hölderlin, Franz Kafka und Bert Brecht benannten Literaturpreise, den Kleist-Preis und einige mehr. Literaturkenner halten den Nobelpreis schon lange für angemessen.
Bleibt noch die Frage – warum dieser Titel? Atlas, ja, das drängt sich auf. Aber ängstlich?
Ängstlich – weil er sich ohne den Input von außen, vor allem seiner langjährigen Lebensgefährtin, vielleicht nie und nicht so häufig auf den Weg gemacht hätte. Aber vielleicht auch ängstlich, weil große Teile dieses Buches entstanden, als Ransmayr mit einer lebensbedrohlichen Diagnose konfrontiert wurde und dieses Buch vielleicht sogar schon so etwas wie sein Vermächtnis zu werden drohte, ein Rückblick auf ein beispiellos volles und erfülltes Leben.
In diesem Mann sind Erfahrungen, Abenteuer, Wahrnehmungen und Gefühle gespeichert, die jeden Quantencomputer überfordern würden. So viele Bilder, Eindrücke, an denen ein Kopf zu platzen, ein Geist zu explodieren droht. Mit großer Sicherheit muss er auch genau deshalb schreiben, sein Ventil, um all das ein Stück weit zu verarbeiten, beherrschbar zu machen.
Zum Glück, denn so können wir an seinem Leben ein wenig teilhaben, den Weg einige Abschnitte weit mitgehen. Und unseren Vorteil daraus ziehen, uns – in sehr positiver und nicht merkantiler Absicht – bereichern. Der deutsche Philosoph Odo Marquard äußerte sich einmal in diesem Sinne dazu: Wer den Erzählungen und Geschichten anderer Menschen folgt, lebt deren Leben ein Stück weit mit. Und weil das einzelne menschliche Leben eigentlich viel zu kurz ist, muss man das sogar unter allen Umständen tun, muss lesen, zuhören, mitleben. Kaum jemand kann einem so viele Leben schenken wie Christoph Ransmayr.
- Jon Krakauer
In eisige Höhen
(215)Aktuelle Rezension von: OMess83Schon heute ein moderner Klassiker der alpinen Literatur. Zu seiner Zeit kontrovers diskutiert behandelt das Buch von Jon Krakauer die Tragödie am Mount Everest, die 1996 so viele Menschenleben gefordert hat. Auch Beck Weathers, Lena Gammelgard und Anatoli Boukreev haben je ein Buch über ihre Sicht auf die Umstände verfasst, die in den 90ern zur Katastrophe geführt haben. Zudem gibt es einen gut gemachten Film aus Hollywood zur Thematik. Die Grundlage zur Berichterstattung hat aber J.K. mit "In eisige Höhen" geliefert, welches sich flüssig und packend liest. Für alle, die nur annähernd etwas mit Bergen am Hut haben, ein Must read.
- Stefan Nink
Donnerstags im Fetten Hecht
(93)Aktuelle Rezension von: BuchgespenstEine 50 Millionen-Erbschaft steht Schatten ins Haus, doch zuvor muss er die 6 Miterben auftreiben, sonst haben sich die goldenen Aussichten erledigt. Da Schatten selbst allerdings unter extremem Übergewicht leidet, eine Bakterienphobie hat und grundsätzlich wenig gewillt ist das Haus zu verlassen, spannt er kurzerhand seinen Kumpel Siebeneisen ein. Der wird auf eine aberwitzige Weltreise geschickt, mit minimalem Budget. Auf seiner Suche nach den Miterben muss er sich unter anderem einem Lämmergeierangriff stellen, Geister jagen und eine gruselige Rentnerkreuzfahrt überleben.
Ein Buch von dem ich mir witzige Lesestunden und schöne Unterhaltung versprochen habe. Leider hat es meinen Geschmack nicht getroffen.
Der Schreibstil ist sehr gut, die Geschichte rund und die Charaktere schön gestaltet. Die Länder sind mit ihren Eigenheiten lebendig geschildert, mal witzig, mal sachlich, mal ein bisschen mit Klischee verrührt. Die aberwitzigen Situationen sind durchaus intelligent gestaltet und schön eingebaut.
Und doch hat das Buch mich aus irgendeinem Grund nicht fesseln können. Die Charaktere blieben mir leider fremd und die Geschichte konnte mich nicht für sich gewinnen. Sehr schade, dass dieses durchaus gute Buch meinen Geschmack nicht treffen konnte.
- Nina Sedano
Fernweh im Herzen
(18)Aktuelle Rezension von: ckfreeDas Cover ist altbacken und passt nicht zu einer modernen Weltenbummlerin, die mit dem Rucksack unterwegs ist. Zudem ist der Titelzusatz irreführend, denn es handelt sich nicht nur um neue Abenteuer. Das Buch umfasst vielmehr Reiseerlebnisse aus 40 Jahren (1978-2018), in denen teilweise Rückblicke zu anderen früheren Reisen gemacht werden.
Die Anekdoten sind mal mehr, mal weniger lang und beschäftigen sich mehr mit den Reisebekanntschaften der Autorin als mit den Ländern.
Oft wirkt es wie ein Tagebuch oder eine Dokumentation runtergeschrieben. Zwischendurch gibt es Passagen, die sich wie ein Sachbuch über Tiere oder Belehrungen über Natur, Umweltschutz etc. lesen.
Äußerst wenig verspürt man die Freude und Euphorie der Reisenden.
So ist das selbst auferlegte Vorhaben "Dieses Buch möchte zum Reisen animieren" in meinen Augen klar gescheitert. So schwappt keine Begeisterung oder springt der Funke für einzelne Länder auf mich nicht über, sodass ich nach dem Lesen ohne neues Fernweh zurückbleibe. - Douglas Preston
Darkness - Wettlauf mit der Zeit: Eine neuer Fall für Special Agent Pendergast
(190)Aktuelle Rezension von: ArgentumverdeAloysius Pendergast und sein Mündel Constance ziehen sich nach den Ereignissen mit Diogenes für ein paar Monate in ein tibetisches Kloster zurücl, um die schlimmen Erlebnisse besser zu verarbeiten. Insbesondere Constance ist nach einem Klinikbesuch noch psychisch angeschlagen. Aber die Mönche bitten um Hilfe, und so bleibt nicht lange Zeit für Ruhe, denn ihre wertvollste Reliquie wurde gestohlen. Natürlich hat Pendergast tatsächlich bald eine Spur, der er gemeinsam mit Constance auf den gerade zu seiner Jungfernfahrt aufgebrochenen Luxusliner Britannia folgt. Die Überfahrt werden auch die Passagiere dieses Schiffes nicht vergessen, nur leider sind die Eindrücke nicht positiv, denn die Zahl der Toten steigt……
Das Autorenduo kehrt mit dem achten Band zurück in die mysteriös gruseligen Anfänge der Reihe. Der Beginn des Buches im tibetischen Kloster wartet mit der passenden mystischen Atmosphäre auf und lässt den Leser völlig im Unklaren, was den gestohlenen Gegenstand angeht und was ihn so gefährlich macht. Der Spannungsbogen ist wie gewohnt insgesamt durchgehend hoch und diesmal kommt auch der Gruselfaktor nicht zu kurz. Obwohl dieser Band sehr stark ins Mystische geht, gelingt es den beiden Autoren sehr geschickt die Geschehnisse durchweg zu plausibilisieren und zu erklären, so dass es scheinbar ganz gleich wie unrealistisch die Ereignisse auch sein mögen, immer irgendwie völlig möglich und real zu sein scheint. Pendergast bleibt wie immer einzigartig in seiner Art zu ermitteln und auch Constance bekommt Raum sich zu einem durchweg interessanten Charakter zu entwickeln. Auch bekommt sie am Ende des Buches ihren persönlichen kleinen Cliffhanger, der den Leser durchaus neugierig macht, wie es für sie weitergeht.
Mein Fazit: Wieder ein ausgesprochen spannender, mysteriöser und definitiv lesenswerter Band der Reihe. Pendergast ist fast schon Cult. Interessierten kann ich nur ans Herz legen, die Reihe von Beginn an zu lesen.
- Heinrich Harrer
Sieben Jahre in Tibet
(128)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderOb als Film oder als Buch, die Geschichte ist immer wieder ein Erlebnis und eine Reise wert. Heinrich Harrer erzählt seine ganz persönliche Geschichte, als er 1944 aus der Gefangenschaft floh und dann am Hofe des Dalai Lama unterschlupf fand. Bewegend, ergreifend, spannend und sehr fundiert erzählt er seine Geschichte. Danke!
- Stephan Meurisch
Ich geh dann mal nach Tibet
(11)Aktuelle Rezension von: Dr_MSelten hat mich das Ende eines Buches so aufgeregt wie das hier der Fall war, auch wenn ich genau ein solches Ende bereits lange vorher vermutet hatte. Denn: die Aufzeichnungen des Autors offenbaren von Beginn an ein einzigartiges Psychogramm eines Menschen, der glaubt, für ihn sei die Welt umsonst zu haben.
Stephan Meurisch kommt 2011 auf die Idee, nach Tibet zu gehen. Und zwar ohne dafür eigene Mittel während der Reise aufzuwenden. Anfangs macht er seine Leser glauben, er hätte auch keine. Aber bereit das ist gelogen, nur erkennen kann man es da noch nicht. Er wandert also 2012 von München aus los. Ohne im Vorhinein Übernachtungsmöglichkeiten zu haben. Oder Verpflegung. Er erwartet einfach, dass andere ihm ein Dach über den Kopf zur Verfügung stellen und ihn ernähren. Was für manche Zeitgenossen vielleicht interessant klingen mag, ist in Wirklichkeit das blanke Schmarotzertum, denn schließlich müssen andere für ihn arbeiten. Und er findet er auch genügend Menschen, die auf seine Masche hereinfallen. Man kann es auch anders sagen: Er nutzt die Gutgläubigkeit, Menschlichkeit und Gastfreundschaft anderer Menschen schamlos aus.
Er nennt das im Text Freiheit. Aber es ist eine Freiheit, die er sich nicht selbst geschaffen hat, sondern eine auf Kosten anderer. Zwar sind diese Kosten nicht so hoch, dass sie andere ins Unglück stürzen würden, aber es ist schlicht und ergreifend schamlos, sich so zu verhalten. Und schlimmer noch: Es ist in meinen Augen auch widerlich, das auch noch zu glorifizieren. Nicht vordergründig, sondern geschickt immer wieder im Text versteckt durch das Loben der Leute, die ihn immer wieder durchgebracht haben. Die meisten Menschen haben eine natürliche Hemmschwelle, die schmarotzendes Verhalten verhindert. Bei Meurisch existiert so etwas nicht. Und das findet er großartig. Man müsse nur offen auf die Leute zugehen, dann geben sie, was er braucht. Und sie finden für ihn auch andere in den nächsten Orten auf seiner Reise.
Obendrein ist sein ganzes Vorhaben eine einzige Luftnummer, wenn man das Ende kennt. Er wandert also los und kommt bis nach Istanbul. Die ganze Zeit bis dahin macht er sich große Sorgen, weil er nicht fußläufig über den Bosporus kommen kann. Schließlich schafft er es in Istanbul sogar bis ins Vorzimmer des Bürgermeisters und hofft auf eine Sondergenehmigung, eine der Brücken als Fußgänger benutzen zu können. Als das abgelehnt wird, kommt er durch einen Zufall durch den im Bau befindlichen Eisenbahntunnel unter dem Bosporus zu Fuß auf die asiatische Seite. Warum erzähle ich dieses dramatische Affentheater? Nun, Meurisch wird nach dem Verlassen der Türkei sein Verhalten drastisch ändern und Bus, Bahn und Flugzeuge benutzen. Und letztlich wird er auch eine Menge Geld für seinen Aufenthalt in Tibet auf den Tisch legen. Was für eine Verlogenheit.
Auf andere Nebenwirkungen dieses Textes möchte ich besser nicht eingehen, etwa auf sein merkwürdiges Verhalten gegenüber Frauen, die er auf seiner Reise trifft und ausnutzt. Sympathisch ist das alles eher weniger. Auch seine naiv-philosophischen Betrachtungen spiegeln eine Eigendarstellung wider, die sein persönliches Verhalten überhaupt nicht hergibt.
Kurz gesagt: Als Studienobjekt für Psychologen eignet sich dieser Reisebericht vielleicht hervorragend. In der Sache selbst ist er eine verlogene Luftnummer. Er hätte mich vielleicht überzeugt, wenn er sein Projekt konsequent in zwei Jahren – so wie es geplant war – durchgezogen hätte. Das wäre selbst bei seiner Schamlosigkeit eine gewisse Leistung gewesen, die meinen Respekt gehabt hätte. Aber auch dazu war er nicht fähig. Vielmehr dauerte die ganze Unternehmung mehr als doppelt so lange, weil er sich zwischendurch einfach immer wieder gehen lassen hat. Natürlich klingt das im Buch anders: Er wollte Land und Leute kennenlernen.
Früher sind angehende Handwerker auch auf lange Reisen gegangen, haben unterwegs gearbeitet und bei Meistern in der Fremde gelernt. Meurisch dagegen hat sich nur herumgetrieben und oft genug von der Arbeit anderer gelebt.
Ach ja, Tibet … Nicht dass jemand auf die Idee kommt, Meurisch wäre so eine Art Bettelmönch. Mit Tibet hatte er von Anfang an nichts, aber auch gar nichts am Hut. Außer natürlich, dass dies ein mystischer Ort und weit genug entfernt ist, um ihm Sympathien einzubringen. Und genau das hat mich von Anfang an skeptisch gemacht. - Patrick Woodhead
Der Wolkentempel
(52)Aktuelle Rezension von: Gina_GrimpoAuch wenn das Cover auf einen Thriller verweist, diesen Roman habe ich eher als Abenteuerroman empfunden.
Wunderschöne Landschaftsbeschreibungen und schon alleine die Erzählungen, wie Luca und Bill sich gegen Wind, Wetter und die Berge behaupten hätte mir schon gereicht. Unglaublich spannend und trotzdem ich gemütlich mit Decke auf dem Sofa gesessen habe, hat es mich echt gefröstelt bei den Wetterbedingungen, die im Buch vorherrschen :-)
Dazu noch spannende Einblicke in das Land Tibet und die Kultur, ein schönes Lesevergnügen. Das Ende konnte mich nicht ganz überzeugen, das ist aber zu vernachlässigen, da ich mich beim Rest der Geschichte sehr gut unterhalten gefühlt habe.
- François Lelord
Hector und die Suche nach dem Paradies
(23)Aktuelle Rezension von: RadikaleResignationLelord schafft es aufgrund seiner professionellen Funktion als Therapeut wunderar, schwierige Themen immer wieder in neue, locker-leichte Geschichten zu verpacken. So gab es neben dem Thema Glück, Liebe und der Zeit auch die Freundschaft und Philosophie, die Hector seinem eigenen Sohn näher bringt. Hier ist er auf dem Weg zum Himalaja, die Religion wird großes Thema. Lelord schafft es immer wieder, nebenbei den eigenen Horizont zu erweitern. Danke:-)
- Eliot Pattison
Der fremde Tibeter
(86)Aktuelle Rezension von: ArmilleeBis zur 110. Seite habe ich gelesen, (dafür habe ich 11 Tage gebraucht) dann stellte ich mir selbst die Frage : kapiere ich diese Geschichte als Ganzes ?
Eine fremde Kultur mit jeder Menge Fremdworte. Ich habe keine Lust andauern zu googeln, was Glaubensrichtungen und Ausdrucksweisen zu bedeuten haben. Davon abgesehen war der Plot überaus brutal und Menschenverachtend.
Es hat einfach keinen Spaß gemacht das zu lesen.
- Christian Kracht
1979
(110)Aktuelle Rezension von: HomersEvilKrachts 1979 lässt mich ziemlich verärgert zurück. Obwohl ich gar nicht genau weiß, ob „verärgert“ das richtige Wort für meinen Gefühlszustand ist. Ich wollte wohl einfach noch mehr, einfach mehr erfahren, vom namenlosen Ich-Erzähler, mehr von der scheinbar sinnlos dahin schwimmenden Geschichte, mehr Sinn und noch mehr Verstand. Doch Kracht lässt mich einfach so, ohne Vorankündigung, allein zurück. Und Aus.
Der Einstieg, ein homosexuelles Paar, dass durch den Iran reist, am Vorabend der Islamischen Revolution verspricht viel. Krachts Sprache gefällt. Die Dialoge skurril. Ich fühlte mich sofort an Faserland erinnert. Jedoch kommt 1979 mit ein wenig mehr Ernsthaftigkeit daher. Dann der vermeintliche Höhepunkt, die Revolution beginnt, der Tod des Freundes, das verschwimmen der Grenzen der Realität, wer ist wer, was passiert überhaupt.
Mit Beginn des zweiten Teils folgt jedoch die Ernüchterung. Eine überhastete Reise ins besetzte Tibet und schließlich das Ende des Protagonisten in einem chinesischen Lager für politisch Andersdenkende. Auf mich wirkte dieser zweite Teil wie ein Fremdkörper. War der Teil des Sinn-Suchens in Tibet zum Berg Kailash noch halbwegs originell, verebbt die Geschichte letztendlich im täglichen Überlebenskampf im Lager. Krachts Sprache verliert dabei genauso schnell an Reiz, wie der Namenlose Protagonist an Gewicht.
Auch wenn ich die gängigen Interpretationen (Abgesang auf die Popliteratur, Vergänglichkeit und Dekadenz der westlichen Kultur etc.) nicht teile, muss ich feststellen, dass ich 1979 trotzdem sehr gerne gelesen habe. Auch wenn ich persönlich vom zweiten Teil und vor allem dem Ende enttäuscht wurde, kann ich doch ruhigen Gewissens Krachts 1979 weiterempfehlen. Das macht wohl auch die Faszination um die literarischen Werke eines Christian Krachts aus. Ich war bisher mit jedem Buch das ich von Kracht gelesen habe unzufrieden, aber bin trotzdem immer wieder gespannt aufs nächste. Das macht wohl gute Literatur aus.
- Melisse J. Rose
Das Haus der verlorenen Düfte
(64)Aktuelle Rezension von: NicolePDie Geschwister Jac und Robert L’Étoile müssen sich um die verschuldete Parfumerie ihres dementen Vaters kümmern. Es gibt einen geheimnisvollen Duft, der die Parfumerie retten könnte. Doch, welche Zutaten hat dieser? Die Geschwister können zwar verschiedenste Düfte und Kompositionen erkennen, doch dieser Duft hat ein Geheimnis. Dies könnte den beiden das Leben kosten.
Ein Duft, welcher Erinnerungen an frühere Leben wachrufen soll. Was wäre ein solcher Duft wert? Während Robert daran glaubt, dass es diesen Duft wirklich gibt und dass ein Vorfahre diesen gefunden hat, bezweifelt seine Schwester Jac dies. Doch dann werden beide in die Geschichte zweier Liebender und deren Tragik verwickelt. Dies ruft auch Verbrecher auf den Plan.
Die Geschichte ist gut geschrieben, und auch die Charaktere sind ordentlich ausgearbeitet. Für mich fehlte hier etwas die Spannung. Die deutsche Übersetzung des Titels ist etwas unglücklich gewählt, da es im Roman um ein Buch und nicht um ein Haus geht.
„Das Haus der verlorenen Düfte“ bietet gemütliche Lesestunden mit einem leichten mystischen Erlebnis. Ein gutes Buch.
- Peter Meier-Hüsing
Nazis in Tibet
(4)Aktuelle Rezension von: Kristall86Klappentext:
„21. Dezember 1938: Fünf junge Männer aus Deutschland überschreiten den Hi-malaya-Pass Nathu-La zwischen Sikkim und Tibet. Als erste Deutsche haben sie die Genehmigung erhalten, die »verbotene Stadt« Lhasa zu besuchen. An ihrem Gepäck flatterten Hakenkreuzwimpel und SS-Runen.
Offiziell wird der Leiter der Expedition Ernst Schäfer später beteuern, es wäre nur um naturkundliche Forschungen gegangen. Tatsächlich steht die Reise unter der besonderen Förderung von Heinrich Himmler, der in Tibet den Ursprung der arischen Rasse vermutet.
Peter Meier-Hüsing geht den Mythen und Legenden, die sich bis heute um die Tibet-Expedition der fünf SS-Offiziere Ernst Schäfer, Bruno Beger, Karl Wienert, Ernst Krause und Edmund Geer ranken, auf den Grund….
Erforschung bisher unbekannter Tier- und Pflanzenwelt, Hinweise auf eine vermeintliche arische Ur-Religion, winterhartes Getreide, um in Kriegszeiten die Grundversorgung sicherzustellen: Während die Teilnehmer nach Kriegsende ihre rein naturwissenschaftliche Motivation betonten, geht der Autor ihren tatsächlichen Beweggründen auf den Grund….“
Wenn man den Titel liest, stellt sich die Frage, was der braune Mopp in Tibet überhaupt wollte. Genau diese Frage und noch viele weitere, sehr intensive, beantwortet bzw. versucht in diesem Buch Peter Meier-Hüsing zu beantworten. Seine Erkenntnisse sind äußerst spannend, teilweise spektakulär hier und da auch reine Spekulation aber dennoch ergibt vieles einen Sinn und manches eben nicht. Es scheint wie eine dunkle Welle die in das Land des Glaubens einbricht. Ohne zu viel hier weiter ins Detail zu gehen, kann ich wirklich behaupten, dieses Buch liest sich für alle Geschichtsinteressierten fast wie ein Thriller! Es wurden Dinge erforscht, die eigentlich eher auf einen apokalyptischen Ausnahmezustand hindeuteten und noch vieles mehr. Ja, es liest sich wirklich spannend und faszinierend und Meier-Hüsing hat es einem leicht gemacht die Thematik gut zu verstehen bzw. sich seinen Ausführungen anzuschließen. Motto hier: Nicht‘s genaueres weiß man nicht!
Wer also ein besonderes Werk über die Geschichte Tibets sucht, ist hier genau richtig! Ich vergebe 4 von 5 Sterne!
- Christoph Ransmayr
Der fliegende Berg
(44)Aktuelle Rezension von: buch_akzenteOh Mann, ich finde kaum Worte, um zu beschreiben, was dieses Buch mit mir gemacht hat. Es beinhaltet das, was ich in Büchern suche: eine Einheit von Sprache, Form und Inhalt in ihrer schönsten Version ♥️.
Dieser Bücherschrankfund ist für mich eine absolute Überraschung. Schon nach wenigen Seiten stellte ich fest, wie gut der im Flattersatz geschriebene Text zu lesen war. Es entstand eine Art Rhythmus, der mich immer weiter lesen ließ und die Welt um mich herum ausschaltete. Und gleich der erste Satz haute mich aus den Socken:“Ich starb 6840 m über dem Meeresspiegel am 04. Mai im Jahr des Pferdes.“ Doch Liam, der Bruder des Ich-Erzählers Gereint, findet ihn in letzter Sekunde und holt ihn mit seiner Stimme zurück. Nur zwei Tage später wird der Retter von einer Lawine erfasst. So startet der Roman, aus der Zukunft erzählt, um uns anschließend an der Vorgeschichte teilhaben zu lassen. Rückblicke auf die Kindheit und Jugend der Brüder an der Küste des Atlantiks sind geprägt durch den Weggang der Mutter mit ihrem Geliebten und die regelmäßigen Kletterausflüge in die nahen Berge mit dem gebrochenen Vater. Durch das Teilhaben an den Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen des Ich-Erzählers kam ich ihm sehr nahe. Ich fühlte und fieberte mit ihm und bangte um ihn. Genauso gewährt uns Gereint Einblicke in die Zukunft, in die Zeit, aus der er uns die Geschichte erzählt. Die Zeit, in der er alles ordnet, sowohl in der realen Welt, als auch in seinem Kopf und in der er eine Entscheidung fällt, die sein ganzes Leben verändern wird.
Durch die Wortgewalt des Autors erstand vor meinem inneren Auge eine Bergwelt von unbeschreiblicher, ehrfurchtsgebietender Schönheit und Erhabenheit, aber auch voller unberechenbarer Gefahren. Ein Nomadenstamm, auf ihrem Weg mit ihren Yaks in die Hochtäler, nimmt die Brüder auf. Sie sind vollkommen unterschiedlich. Liam ist homosexuell, lebt fast wie ein Eremit und ist ein Alleskönner, ein Vorreiter. Gereint ist eher unsicher, mag es aber, unter Menschen zu sein. Er traut sich nicht viel zu und steht im Schatten seines Bruders.
Wir erfahren, wie die Nomaden leben (auch durch die Stimme von Nyema, in die Gereint sich verliebt), und zwar in Einheit mit der Natur, ohne sie bezwingen zu wollen. Zwischen ihnen und der gewaltigen Bergwelt des Transhimmalayas besteht eine spirituelle Verbindung, die buddhistisch geprägt ist. Und so bekommen die Brüder die Chance, diese Welt zu verstehen und dadurch zu sich selbst zu finden.
Die Schönheit der Sprache in ihrer Einheit mit Versmaß und Textinhalt hat mich tief berührt, mit Höhepunkten bei den Beschreibungen der archaischen Bergwelt, der traumgleichen Besteigungen der Berge und des spirituellen, naturnahen Lebens der Nomaden. Das erste, wie auch das letzte Kapitel las ich bereits mehrmals, wie auch einige Verse zwischendurch und doch war der Sog weiterhin spürbar.
Während ich las, fühlte ich mich an einen meiner Lieblingsfilme erinnert, 'Und in der Mitte entspringt ein Fluss' mit Brad Pitt. Auch dies ist eine Geschichte über zwei Brüder, von denen einer stirbt. Es herrscht überwiegend die gleiche Atmosphäre, wie in der hier besprochenen Geschichte, die durchdrungen ist von ambivalenten Gefühlen zwischen zwei Brüdern, von der Suche nach sich selbst, Liebe und Tod und von der Erhabenheit und Schönheit der Natur.
Für mich ein Lebenshighlight! Ich sage nur lesen. lesen, lesen!!!