Bücher mit dem Tag "tragikomödie"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "tragikomödie" gekennzeichnet haben.

53 Bücher

  1. Cover des Buches Extrem laut und unglaublich nah (ISBN: 9783462304893)
    Jonathan Safran Foer

    Extrem laut und unglaublich nah

     (1.245)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Ein Buch mit seitenweise leeren Blättern und Zahlenketten oder so eng geschriebener Schrift, dass man nichts mehr entziffern kann! Wo gibt es denn so was?

    Nun, Jonathan Safran Foer hat mich bereits mit seinem Erstlingswerk „Alles ist erleuchtet“ zu irritieren verstanden, hier setzt er nochmals einen drauf. Doch, die Geschichte(n), die er zwischen diesen unglaublichen Einfällen erzählt, erscheint mir schriftstellerisch ausgereifter zu sein.

    Er schreibt aus dem Blickwinkel des 9jährigen Oskars, der in New York lebt und am 11. September seinen Vater verloren hat und sich nun fast 2 Jahre später auf die Suche nach einem passenden Schloss zu dem Schlüssel macht, den er in einer (nun leider zerbrochenen) Vase im Arbeitszimmer seines Vater entdeckt hat. Oskar trägt so schwer an dem Verlust seiner engsten Bezugsperson und versucht die Erinnerungen an ihn am Leben zu erhalten. Er klappert alle „Blacks“ in New York ab, da dieser Namen auf dem Kuvert, in dem der Schlüssel war, gestanden hat. Wie unterschiedlich die Menschen sind, denen er dann begegnet, obwohl sie alle den selben Nachnamen tragen!

    Mehrere Erzählstrenge im Buch verweben sich, verknäulen und zerfallen auseinander. Zusammenhänge werden klarer und verlieren sich wieder.

    Auch der Opa von Oskar spielte eine größere Nebenrolle. Er verlässt seine Frau, die Oma von Oskar, als sie mit Oskars Vater Thomas schwanger ist, schreibt aber fortan jeden Tag einen Brief an seinen unbekannten Sohn. So kann er von seinen schrecklichen Erlebnissen in der Bombennacht von Dresden berichten, denn er spricht nicht mehr. Er hat jegliche Wort verloren und sein letzte gesprochenes Wort war „Ich“.

    Auch spielt eine weitere menschliche Katastrophe eine Rolle: Hiroshima. In einem Referat in der Schule beschäftigt sich Oskar damit.

    Mitunter also keine leichte Kost. Das Buch verbindet alte mit aktuellen Kriegen. Ein Hauch von Philosophie weht durch die Seiten. Ein ziemlich durchgeknalltes Buch, aber liebenswert und faszinierend.

    Auflockerung durch ca. 25 Fotos, die Oskar mit der Kamera seinen unbekannten Opas aufgenommen hat, dem er unbewusst ganz nahe kommt.


  2. Cover des Buches A Long Way Down (ISBN: 9783462040517)
    Nick Hornby

    A Long Way Down

     (2.416)
    Aktuelle Rezension von: Melanie_M1

    Der Klappentext hat mich angesprochen, da ich selbst in einer schwierigen Lebenssituation stecke und dementsprechend viel an mir arbeite. In Büchern lese ich gerne zwischen den Zeilen, denn daraus ergeben sich für mich neue Perspektiven, durch die ich Eigenschaften an mir erkennen kann, die mir vielleicht lange verborgen waren. Selbst Bücher, die mir nicht so gut gefallen, schenken mir immer ein oder zwei wichtige Impulse. 

    Auch hier war es wieder so. Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und die Protagonisten nehmen beinahe kein Blatt vor dem Mund. Jeder der vier Menschen kommt abwechselnd in einem eigenen Abschnitt zu Wort. Ich würde es spannender finden, wenn Maureen, Martin, Jess und JJ unterschiedlicher sein würden, denn das würde die Gruppendynamik nochmals verändern und mehr Tiefe in die Geschichte bringen. Auch aus der Handlung hätte man meiner Meinung nach mehr herausholen können. Es wurde viel gestritten und fast alle Protagonisten haben ständig mit Schimpfwörter um sich geschlagen. Ich glaube, dass vielleicht auch dadurch der eigentliche Kern etwas verloren ging. 

    Man hätte definitiv mehr daraus machen können, aber das ist eben auch eine Geschmackssache. Ich werde das Buch bzw. Bücher in dieser Art vermutlich kein weiteres Mal lesen. 

  3. Cover des Buches Ein Mann namens Ove (ISBN: 9783442493951)
    Fredrik Backman

    Ein Mann namens Ove

     (822)
    Aktuelle Rezension von: Hortensia13

    Es gibt nicht viel über Ove zu sagen. Er fährt Saab und kontrolliert seine Wohnhaussiedlung auf Falschparker. Denn Regeln sind dem grummeligen Ove das Wichtigste. Zuerst verliert er seine Frau und jetzt noch die Arbeit. Kein Wunder, dass das Leben nun keinen Sinn ergibt. Als er entschliesst, sich endgültig zu verabschieden, zieht gegenüber das Chaos in Form einer jungen Familie ein. Für Ove ist klar, das kann so nicht bleiben.

    Ich habe schon andere Bücher von Fredrik Backman gelesen und muss leider sagen, dass diese Geschichte etwas schwächer daherkommt als andere. Ich glaube, dass das hauptsächlich aber an der garstigen Art von Ove ist, mit der man sich nicht recht identifizieren kann. Wiederum sind einzelne Passagen im Buch regelrecht herzzerreissend und berühren tief. Mein liebstes Zitat aus dem Buch werde ich nie vergessen.

    Mein Fazit: Man muss sich auf den etwas skurrilen schwedischen Humor und der Persönlichkeit von Ove einlassen. Dann vergisst man diese Geschichte nicht mehr so schnell. 4 Sterne.

  4. Cover des Buches Der Joker (ISBN: 9783570315170)
    Markus Zusak

    Der Joker

     (1.356)
    Aktuelle Rezension von: Schiebelini

    Ich muss ehrlich sein: Eigentlich weiß ich nicht, was ich genau hierzu sagen soll.

    Vom Joker habe ich bisher nur als Bösewicht bei Batman gehört und jetzt wünschte ich, es wäre so geblieben. Was auch immer mir dieses Buch erzählen oder sagen wollte, ist bei mir schlicht und ergreifend nicht angekommen. Die Odysee beginnt mit unserem Hauptcharakter Ed, der zum Sterben langweilig ist und genau das die gesamte Story auch über bleibt. Aus unbekannten Gründen entscheidet er sich, einen Banküberfall zu verhindern. Genauso unbekannt bleiben die Gründe, weshalb er die Karten, die er daraufhin bekommt, abarbeitet und sich in das Leben anderer Leute einmischt. Und noch unbekannter bleiben die Hintergründe des Ganzen, denn am Ende bin ich genauso schlau wie vorher. Oder sogar noch verwirrter, denn ich habe erst einmal eine Viertelstunde mit fast sichtbaren Fragezeichen in den Augen dagesessen und die Existenz meiner Intelligenz und die des Autors hinterfragt.

    Nein, ehrlich, ich verstehe kein bisschen, was eigentlich der Sinn dieses Buches ist. Denn der Autor will dir unbedingt etwas mitteilen, das Buch trieft nur vor so davon, dass es auf jeden Fall eine Botschaft vermitteln will und auch ganz toll tiefgründig ist. Deshalb ist bedeutungsschwangerer Satz an Satz gereiht und nicht einmal ein Klopfen an der Tür ist einfach nur das, sondern direkt eines "das sich wie das letzte Klopfen jemals anhörte." Wat?! Steht Gevatter Tod vor der Tür oder hat Ed wieder zu viel eingeschmissen?

    Es muss noch dazu gesagt werden, dass mir dieses Buch vorgelesen wurde. Vielleicht sind mir dadurch manche Kniffe im Schreibstil abhanden gekommen. Aber glücklicherweise sind mir dadurch auch die anscheinend unzählbaren Punkte erspart gelieben, die sich wie zufällig mitten im Satz verirren. Das sieht. Dann wohl so. Aus. Toll.

    Die Charaktere oder die Story rettet aber auch nichts mehr. Wer am Anfang viele Fragen hat, wird am Ende unzählige haben. Warum macht Ed das Ganze eigentlich mit? Ich finde absolut keine Verbindung zu diesem Typen, weil ich ihn zu keiner Zeit nachvollziehbar finde. Wer hat diese Karten geschickt? Am Ende wird hier eine Erklärung hingeklatscht, die alles erklären soll, aber gleichzeitig auch nichts, tiefgründig sein will, aber am Boden des Sandkastens aufgehört.

    Das Ende und damit eigentlich der gesamte Roman erinnert mich an die berühmte Szene aus dieser einen Kochshow, bei der ein Teilnehmer über sein missglücktes Gericht sagt: "Started making it, had a breakdown ... Bon appétit!"

  5. Cover des Buches Das Hotel New Hampshire (ISBN: 9783257600216)
    John Irving

    Das Hotel New Hampshire

     (737)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Diese Familie ist wirklich durchgeknallt und jeder in der Familie hat seinen ganz eigenen Splin. Der Vater eröffnet ein Hotel und will damit groß raus kommen. Die Kinder finden sich nach und nach damit zurecht und mit Liebe unter Geschwistern, einem homosexuellen Sohn und einer Tochter die nicht wachsen will hat jeder sein Päckchen zu tragen. Ein Bär der auf dem Motorrad herum fährt und ein toter Hund, der die Familie irgendwie nicht verlässt. Komisch, kurios und mit viel Wärme und schwarzem Humor präsentiert uns John Irving eine irrwitzige Familiengeschichte. Die Tragik und auch die Liebe und die Hoffnung kommen nicht zu kurz und so macht es einfach irrsinnig Spaß. Nicht jeder mag John Irving, aber ich liebe seine Art.

  6. Cover des Buches Der Besuch der alten Dame (ISBN: 9783257600575)
    Friedrich Dürrenmatt

    Der Besuch der alten Dame

     (1.844)
    Aktuelle Rezension von: Barbara_Nelting

    Die Geschichte ist schnell erzählt: Eine in ihr Heimatstädtchen (das ewig stinkende Güllen - eine von vielen bitterbösen Anspielungen) zurückgekehrte Milliardärin bietet dem heruntergekommenen und verschuldeten Ort eine Milliarde - wenn einer seiner Bürger Ill, ihre damalihe Jugendliebe, die sie vor Gericht einst verleugnete, tötet. 

    Was Dürrenmatt aus dem Thema macht, ist an Groteske, Witz und Tiefgang nicht zu toppen. 

    Am Ende ist Ill tot - und das Bürgertum wieder einmal seiner verdorbenen Scheinheiligkeit entlarvt!

  7. Cover des Buches Schloss aus Glas (ISBN: 9783455012446)
    Jeannette Walls

    Schloss aus Glas

     (426)
    Aktuelle Rezension von: beccaris

    Die Kindheit von Jeannette Walls ist alles andere als geordnet und wohl behütet. Als eines von vier Kindern wächst die sie in einer sehr unkonventionellen Familie auf, in der morgen nichts mehr ist, wie es heute war. Armut, Hunger, Vernachlässigung - es gibt nichts, was das junge Mädchen nicht erleben muss. Ihre Mutter ist eine selbsternannte und erfolglose Künstlerin, der Vater Alkoholiker und immer auf der Suche nach dem grossen Geld. Beide Elternteile habe absolut keine Lust zu arbeiten und so lebt die Familie in äusserst schwierigen Verhältnissen, immer am Rand einer totalen Katastrophe.

    Abenteuerliche Erziehungsformen und bittere Enttäuschungen machen trotz allem aus der Autorin eine lebensstarke, intelligenten und liebenswürdige Persönlichkeit. Kurz nach Schulabschluss schaffen es alle vier Geschwister nach New York umzuziehen, um dort ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Nicht allen gilt die Eigenständigkeit gleich gut.

    Dieser Roman ist sehr kraftvoll und beeindruckend. Trotz der Tragik bringt die Autorin einem immer wieder zum Schmunzeln. Sehr berührend finde ich auch, dass Jeannette Walls niemals anklagt oder verurteilt und ihren Eltern und Geschwistern mit einer unglaublichen Loyalität begegnet.

  8. Cover des Buches Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker (ISBN: 9783140226462)
    Friedrich Dürrenmatt

    Friedrich Dürrenmatt: Die Physiker

     (3.825)
    Aktuelle Rezension von: pillow_reads

    Meinung:
    "Die Physiker" ist eine bizarre, amüsante und nachdenklich stimmende Geschichte. Zu Beginn der Komödie war ich leicht verwirrt und konnte die Geschichte nicht wirklich greifen. Irgendwann lässt man sich jedoch auf die grotesken Charaktere, die Unvorhersehbarkeit der Handlungen und die verwirrenden aber auch zum Schmunzeln einladenden Dialoge ein. Dürrenmatt hat in diesem Werk eine bravouröse Balance zwischen Humor und existenziellen Fragestellungen geschaffen - und das auf unter 100 Seiten. 

    Im Kern geht es um die existenzielle Frage, welchen Platz die Ethik in der Wissenschaft hat. Inwiefern sollten ethische Aspekte die Wissenschaft limitieren können? Und wie steht es eigentlich um die individuelle Verantwortung der einzelnen Forscher? Insbesondere diese Fragen beeinflussen die Dialoge dieses Romans. 

    Zur Ausgabe:
    Ich habe mich für das Taschenbuchformat von Diogenes entschieden. Wie man es von den Diogenes-Taschenbüchern bereits gewohnt ist, ist die Schrift gut lesbar. Durch die gut gewählte Schriftgröße und -art, den angemessenen Zeilenabstand und die vielen Absätze wird der Lesefluss zusätzlich begünstigt.

    Fazit:
    Es handelt sich um eine Komödie, welche auch nach über 60 Jahren nicht an Relevanz und Aktualität eingebüßt hat. Daher kann ich "Die Physiker" jedem ans Herz legen, der gerne über existenzielle Fragen philosophiert und neugierig auf die humoristisch-kuriose Verpackung durch Dürrenmatt ist. 


  9. Cover des Buches Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone (ISBN: 9783570403211)
    Mark Haddon

    Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone

     (591)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Christopher meidet den Kontakt zu anderen, vor allem fremden Menschen, die in einem für ihn unverständlichen Alltag leben. An neuen Orten stürzen dermaßen viele frische und beängstigenden Eindrücke auf ihn ein, dass er liebend gerne auf den gewohnten Wegen bleibt. Christopher lebt alleine mit seinem Vater. Seine Mutter sei verstorben, sagt sein Vater. Als der Hund der Nachbarin brutal getötet wird, wird sein detektivischer Spürsinn aktiviert, der ihn anstachelt, über seine eingefahrenen Grenzen zu gehen. Seine Klassenlehrerin animiert ihn, ein Buch darüber zu schreiben. Doch er stößt bei seinen Recherchen auf Geheimnisse, die sein Leben auf den Kopf stellen werden und ihn alleine den Weg in das große London antreten lassen.....

    Der Roman ist aus Sicht des Protagonisten geschrieben, so als ob Christopher selber die Zeilen verfasst hätte. So glänzt es mit Wiederholungen und Reihen von Primzahlen, die jeder vernünftige Lektor normalerweise herausgestrichen hätte. Doch Christopher ist alles andere als „normal“, vielleicht könnte man sagen, dass er das Asperger-Syndrom hat. In all seinen Eigenarten ist eine ganz ungewöhnlichere und außergewöhnlichere Geschichte entstanden, die den geneigten Leser bis zum Ende fesselt.


    Fazit: Eine Heldengeschichte. Uneingeschränkt empfehlenswert.

  10. Cover des Buches Trainspotting (ISBN: 9783453676602)
    Irvine Welsh

    Trainspotting

     (238)
    Aktuelle Rezension von: Aurora-C

    Ich habe das Buch gelesen, bevor ich den Film geschaut habe, bin also noch ziemlich unvoreingenommen in die ganze Geschichte gegangen.
    Ich muss zugeben, dass ich den Schreibstil anfangs gewöhnungsbedürftig fand. Vor allem die ständig wechselnde Sichtweise hat mich verwirrt, oft erfährt man erst im Laufe des Kapitels wer genau denn jetzt erzählt. 

    Die Protagonisten könnte ich wohl eher weniger als sympathisch beschreiben, weil jeder von ihnen ziemlich Dreck am Stecken hatte. Trotzdem gefielen sie mir auf eine Art und Weise, weil sie einfach so unglaublich authentisch wirkten. Einmal lief nicht alles glatt für die Hauptperson, Mark Renton hatte mit vielen Problemen zu kämpfen. Irgendwie mochte ich jedoch alle vorkommenden Charaktere auf eine bizarre Art und Weise.
    Der Schreibstil des Autors hat perfekt zur ganzen Handlung gepasst. Ich glaube ich habe bei keinem Buch so viel Lachen müssen wie bei diesem.

    Ich mochte das Buch sehr und habe es fast schon verschlungen, obwohl ich an manchen Stellen mehr Konzentration aufbringen musste.

    Wer Trainspotting noch nicht gelesen hat, sollte es auf jeden Fall tun.

  11. Cover des Buches Der Zopf meiner Großmutter (ISBN: 9783462004564)
    Alina Bronsky

    Der Zopf meiner Großmutter

     (182)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Die Großmutter von Max ist sehr eigenwillig und in Deutschland muss sie ihren Platz finden und bevormundet den Jungen und viele andere eben auch. Ihr Leben war sehr bewegt und sie will immer alles selbst gerne bewegen. Alina Bronsky schreibt immer so bissig und interessant und mit viel Verve und Spannung und ich mag ihre Bücher sehr. Aber hier wurde ich leider enttäuscht zurück gelassen. Immer wieder gibts Längen und sie verliert sich in Nichtigkeiten. Sehr schade, aber beim Nächsten wirds sicher wieder besser.
    Ich mag die Bücher von Alina Bronsky sonst sehr, aber hier finde ich es nicht so gelungen. der Verlag hat mit dem Cover aber einen Wiedererkennungswert zu ihren anderen Büchern geschaffen und so wird man aufmerksam, auf das Buch gelenkt und weiß einfach sofort, hier bekommt man ein Alina Bronsky Buch geliefert. Sehr klug gemacht.

  12. Cover des Buches Die Soldaten (ISBN: 9783872911834)
    J. M. R. Lenz

    Die Soldaten

     (46)
    Aktuelle Rezension von: winter-chill
    Ein typisches Sturm-und-Drang-Drama. Den Ansatz find ich eigentlich ganz gut, die Idee fast revolutionär. Trotzdem hat es mich jetzt nicht vom Hocker gerissen.
  13. Cover des Buches Angerichtet (ISBN: 9783944668352)
    Herman Koch

    Angerichtet

     (250)
    Aktuelle Rezension von: Pongokater

    und zweitens als man denkt, heißt es. Und wenn es einem Romanautor gelingt, den Leser am Anfang auf eine ganz falsche Fährte zu locken und ihn dann mit einem überraschenden Ende zu überzeugen, dann ist das allein große Kunst. Hier geht es um die Rivalität zweier Brüder, einer davon bekannter Politiker, und wie die Klischees von "gut und böse" vor dem HIntergrund eines Verbrechens der Kinder beider Brüder widerlegt werden.

  14. Cover des Buches Fleisch ist mein Gemüse (ISBN: 9783499015670)
    Heinz Strunk

    Fleisch ist mein Gemüse

     (442)
    Aktuelle Rezension von: deidree

    Laut den vorliegenden Rezensionen habe ich mir dieses Buch schenken lassen, weil ich es mir interessant und witzig vorstellte.

    Leider war es für mich nur zäh und langweilig. Es passiert ganz selten, dass ich ein Buch abbreche. „Fleisch ist mein Gemüse“ hier ist allerdings so eines. Ab der Hälfte habe ich seitenweise weiter geblättert, etwas gelesen, und wieder viele Seiten übersprungen. Die letzten paar Seiten habe ich wieder gelesen und nicht das Gefühl gehabt, dass mir etwas entgangen ist.

    Grundsätzlich erzählt der Autor ständig das Gleiche. Und das nicht einmal überzeugend witzig. Von einem Tanzabend zum nächsten, Alkohol, Glückspiel, keine Frauen, Gesicht mit Pickel, Mutter der es gesundheitlich immer schlechter geht, bis sie am Ende stirbt, Tagesablauf zum Kaputtmachen. Tja, das war es dann auch schon. 

    Wird das ganze Buch dafür verwendet zu beschreiben wie es bei dieser einen Tanzkapelle ablief, so war das Ende im Schnellverfahren erzählt. Innerhalb einiger Seiten trennt er sich von der Gruppe, Mutter stirbt, er zieht um und aus. 

    Dazu passt noch nicht einmal das Cover. Schade, für mich enttäuschend.

                                                                                                   

  15. Cover des Buches Großmama packt aus (ISBN: 9783455650815)
    Irene Dische

    Großmama packt aus

     (224)
    Aktuelle Rezension von: marissosh

    Großmama packt aus von Irene Dische ist eine Erzählung aus der Sicht Disches Großmutter. Diese wandert mit ihrem jüdischen Mann und der gemeinsamen Tochter während der Zeit des NS-Regimes nach Amerika aus. 

    Die Story ist interessant und gibt einen guten Einblick, wie es den Auswanderern damals ergangen sein muss. Zeitweise ist es sogar etwas spannend. Die meiste Zeit tröpfelt es jedoch eher so vor sich hin, das letzte Drittel zieht sich endlos in die Länge. 

    Mit keinem der Hauptcharaktere konnte ich mich so wirklich identifizieren. Mich störten außerdem die teils rassistischen Aussagen der Großmama, die zwar meist humoristisch gemeint sind, zumindest bei mir diese Wirkung jedoch verfehlten.

    Alles in allem eine nette Lektüre, nicht mehr, nicht weniger.

  16. Cover des Buches funny girl (ISBN: 9783257243161)
    Anthony McCarten

    funny girl

     (101)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Azime ist Kurdin und hat es daheim oft nicht leicht. Ihr jüngerer Bruder sieht sich als Aufpasser und für die junge Frau, die im Trubel Londons ihr zu Hause hat, gibt es viel zu viele Regeln. Heimlich besucht sie Comedy Workshops und lernt dort einen jungen Mann kennen, der sie fördert und ihr so zu den ersten Auftritten verhilft. Aufregung pur, nicht nur bei Azime, denn ihre Familie bekommt Wind davon und ist entsetzt. Als besonderen Gag, trägt sie während ihrer Show eine Burka, aber das erzürnt ihren Bruder und ihren Vater umso mehr. Als dann noch der Guardian über sie berichtet und auf youtube Videos von ihr auftauchen, spalten sich die Lager. Bewunderer, die es toll finden was sie macht und Neider, Hasser, die sie beschimpfen und ihr die Pest an den Hals wünschen. Azime muss sich entscheiden, was sie machen möchte, wo ihr Weg hin geht und ob sie ihrer Familie den Rücken kehrt. Anthony Mc Carten versteht es aufs Neue, uns in den Bann einer großartigen Geschichte zu ziehen. Es ist lustig, aber mit Tiefgang, es ist spannend, aber mit einer Familientragödie, es ist schön, aber mit komplizierten Gefühlen. Jede seiner Geschichten überrascht und fasziniert aufs Neue.

  17. Cover des Buches Silver Linings Playbook (ISBN: 9781447291480)
    Matthew Quick

    Silver Linings Playbook

     (29)
    Aktuelle Rezension von: rokat

    Pat Peoples ist soeben aus der psychiatrischen Klinik in die Obhut seiner Eltern entlassen worden. Er verbringt seine Zeit mit exzessiv trainieren in seinem Fitnessraum, laufen und warten, bis seine Frau die Trennungszeit als beendet erklärt. Bis dahin darf er sie nicht sehen. Niemand spricht darüber warum. Niemand will ihm verraten, wie lange er weg war (Ein paar Monate, sagt Pat). Sein Vater spricht gar nicht mehr mit ihm. Sein Bruder ist inzwischen verheiratet (wann ist das denn passiert?), und verbringt viel Zeit mit Pat beim Football schauen. ER versucht, sich und seine Gefühle in den Griff zu kriegen. Denn Pat glaubt an die Silberstreifen am Horizont, und dass er in einem Film ist, in dem es sein persönliches Happy End gibt, wenn er sich bessert. Dabei helfen ihm seine Mutter, sein Therapeut, und seine Freunde, aber auf ihre Art und Weise, indem sie versuchen, alles Alte von ihm fernzuhalten (Warum klaut denn jemand ausgerechnet nur die Hochzeitsfotos von Pat und seiner Frau?). Sie stellen ihm Tiffany vor. Ungefragt beginnt Tiffany, Pat bei seinen Joggingtouren zu folgen. (Und alle fragen ihn nun nur noch nach Tiffany). Dabei will Pat doch einfach nur seine Frau zurückhaben..


    „Silver Linings Playbook“ gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, und ich entschloss mich nun, auch das Buch zu lesen, allerdings im englischen Original. Das Buch weicht jedoch in einigen Dingen vom Film ab. Während der Film „hollywoodmässig“ gemacht ist, das Tanzturnier von Pat und Tiffany im Mittelpunkt, ist es im Buch ganz klar Pat. Pat, der versucht, seine normale heile Welt zu bekommen, nach der er sich sehnt. Er kämpft mit den Pillen, die er nehmen muss, mit seinem Vater, der Schwierigkeiten hat mit dem Sohn umzugehen, mit seinen Gefühlen und Gedanken, die ihm oft zu viel werden, mit sein Aggressionen, und vor allem aber mit den Erwartungen seiner Umgebung, doch seine Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen. Das Buch begleitet ihn dabei vom Moment seiner Entlassung aus der Klinik.


    Da das Buch aus der Sicht von Pat geschrieben ist, wird der Leser in die Gedankenwelt von Pat gezogen, welche kompliziert ist, und oftmals von seiner Aussenwelt nicht nachvollziehbar. Pat wirkt auf eine Weise naiv, manchmal fast etwas zu sehr. Während im Film die Figuren teilweise sehr überspitzt dargestellt werden, kämpft hier eine ganze Familie mit ihren Stärken und Schwächen, und wirkt dabei sehr echt.


    Die Thematik, das Wiedereingliedern in die Gesellschaft von einer Person, welche Jahre in der Psychiatrie verbracht hat, wird zwar nie direkt angesprochen, aber durch die Aktionen von Pats Umfeld merkt man, wie schwer das ist. Es macht nachdenklich. Vor einigen Szenen würde man so gerne einfach die Augen verschliessen, andere sind so herrlich skurril und witzig, und andere machen traurig.


    Ein Buch, das lange noch nachhallt. Von mir 5 Sterne dafür.

  18. Cover des Buches Caravan (ISBN: 9783423253260)
    Marina Lewycka

    Caravan

     (137)
    Aktuelle Rezension von: Federfee

    Ich wollte nach 'Internat' (Krieg im Donbas) mal etwas Leichtes lesen und so erschien mir 'Caravan' zuerst auch: als lustige, niveau- und phantasievolle Unterhaltungsliteratur.

    Es geht um eine zusammengewürfelte Gruppe von ErdbeerpflückerInnen aus aller Herren Länder, die in zwei Wohnwagen leben, in einem die Männer, in einem die Frauen. Doch schnell wird klar, dass die Autorin bitterböse Gesellschaftskritik übt und das ist dann gar nicht mehr lustig und lässt einem streckenweise das Lachen im Halse stecken bleiben: sexuelle Ausbeutung und Unterdrückung, finanzielle, weil ständig irgendwelche Abzüge den Verdienst schmälern, Tierquälerei durch Massentierhaltung.

    Und dann müssen die Hauptpersonen wegen eines Vorfalls mit dem Erdbeer-Bauern fliehen und treffen auf ihrer Caravan-Reise durch England auf die seltsamsten Typen. Am schlimmsten fand ich die Job-Episode auf der Hühnerfarm, die ich lieber nicht gelesen hätte, so grausam und eklig ist das Ganze, aber – so befürchte ich – nicht mal übertrieben.

    Gemildert wird das Ganze durch eine Liebesgeschichte, durch die lustigen Briefe eines Afrikaners an seine Schwester, durch das kreative Kochen von Marta und durch die 'Äußerungen' eines Hundes, der noch eine ganz besondere Rolle spielen wird (INGROSSBUCHSTABENOHNELEERSTELLEN).

    Mir hat das Buch trotz einiger Härten und drastischer Schilderungen wegen seiner mitmenschlichen Wärme gut gefallen und ich werde nach diesem und dem 'Traktor' noch weitere von Martina Lewycka lesen.

    Internat: https://www.lovelybooks.de/autor/Serhij-Zhadan/Internat-1499342776-w/rezension/5124402715/

    Traktor: https://www.lovelybooks.de/autor/Marina-Lewycka/Kurze-Geschichte-des-Traktors-auf-Ukrainisch-145072520-w/rezension/5124374068/

  19. Cover des Buches Pnin (ISBN: 9783644056510)
    Vladimir Nabokov

    Pnin

     (79)
    Aktuelle Rezension von: Pablo_Honey

    Pnin ist ein Roman von Vladimir Nabokov, der das Leben eines russischen Emigranten in den USA erzählt. Der Protagonist Timofey Pnin ist ein Professor für russische Literatur an einem kleinen College, der sich in der neuen Kultur nicht zurechtfindet und von allerlei Missgeschicken heimgesucht wird. Er verliert seine Heimat, seine Frau, seine Freunde und seine Würde, aber er gibt nicht auf und versucht, sein Schicksal mit Humor zu ertragen. Der Roman besteht aus sieben Kapiteln, die jeweils eine Episode aus Pnins Leben darstellen. Der Erzähler ist ein alter Bekannter von Pnin, der sich erst im letzten Kapitel als Nabokov selbst zu erkennen gibt. Er schildert Pnin mit einer Mischung aus Sympathie und Spott, aber auch mit Respekt und Bewunderung.

    Mit Pnin hat Nabokov ein literarisches Meisterwerk geschaffen, das durch seine unkonventionelle Erzählkunst und seinen sprachlichen Glanz beeindruckt. Er verwandelt ein scheinbar alltägliches Thema in eine fesselnde und bewegende Geschichte, die den Leser zum Lachen und zum Weinen bringt. Pnin ist eine tragisch-komische Gestalt, die sowohl zum Spott als auch zur Sympathie einlädt. Er ist ein Antiheld, der sich tapfer durch das Leben schlägt und dabei seine Menschlichkeit nicht verliert. Er ist ein Fremder, der sich nach Anschluss sucht und doch seine Individualität bewahrt. Er ist ein Gelehrter, der die Schönheit der Literatur liebt und doch von der Welt übersehen wird. Er ist ein Mensch, der Fehler begeht und leidet, aber auch liebt und lacht. Pnin ist eine unvergessliche Figur in der Geschichte der Literatur.

  20. Cover des Buches Crossing California (ISBN: 1435292960)
    Adam Langer

    Crossing California

     (33)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Nettes Buch, leicht zu lesen, jedoch durchaus mit überflüssigen Längen zwischendrin
  21. Cover des Buches Einfach unvergesslich (ISBN: 9783492308021)
    Rowan Coleman

    Einfach unvergesslich

     (351)
    Aktuelle Rezension von: martina400

    Inhalt:
    Claire leidet an Alzheimer. Aber sie ist nicht alt, sondern Mutter einer Studentin und dreijährigen Tochter. Doch an ihren Ehemann kann sie sich nicht mehr erinnern. Und überhaupt wann wurde sie selbst geboren? Und das Haus, welches war noch mal ihr zuhause? Verzweifelt versucht sie aus der Krankheit auszubrechen, Freiheiten zu gewinnen und den Zauber der Augenblicke zu behalten.

    Cover:
    Das Cover gefällt mir gut und erinnert mich an andere Bücher der Autorin. Die orangen Punkte lockern das graue Bild der Blumen auf.

    Meine persönliche Meinung:
    Der Roman ist sehr einfühlsam geschrieben und bringt die schwierige Krankheit Alzheimer den Lesern näher. Oft verbindet man Alzheimer mit alten Menschen, jedoch trofft die Krankheit auch junge Leute wie hier in diesem Buch. Besonders schlimm ist, dass Claire noch eine kleine Tochter hat und ihren Mann erst kennenlernte, als die Krankheit vermutlich schon fortgeschritten war. Denn an ihn kann sie sich gar nicht mehr erinnern. Es tut einem richtig weh zu sehen, was sie alles vergisst und wie sie selbst und ihr Umfeld darunter leiden. Alles Aspekte werden in dem Buch behandelt - der liebende Ehemann, die ältere Tochter, die eigene Mutter und die kleine Tochter und eben auch die Betroffene selbst. Durch kursiv geschriebene Kapitel erhält man aus unterschiedlichen Perspektiven Rückblicke und erfährt einiges und bekommt auch viel von der Gefühlswelt mit. Es ist der Autorin besonders gut gelungen alle Perspektiven zu beleuchten.

    Fazit:
    Ein herzzerreißendes Buch über Alzheimer und wie sich die Krankheit viel zu schnell und zu früh in den Vordergrund drängt.

  22. Cover des Buches Das weite Land (ISBN: 9783847288688)
    Arthur Schnitzler

    Das weite Land

     (13)
    Aktuelle Rezension von: awogfli

    Eigentlich könnte man Schnitzlers Werk Das Weite Land als komplett irre Tramödie bezeichnen, in der ein paar läppische Petitessen, wie fehlende eheliche Treue, die selbst aus der Sicht der darstellenden Protagonisten nicht ernst genommen werden, recht unverständlich durch gekränkte männliche Eitelkeit zu einem absoluten Drama hochstilisiert werden. Auch das ist ein spannender Ansatz, wie das Werk zu lesen ist. In meiner Reclam Ausgabe des Werkes war im Anhang aber auch eine durchaus erhellende Analyse zur Auslegung der damals geltenden Duell-Regelungen, die mich zu einer spannenden alternativen Auslegung der Geschichte kommen lassen. Dazu aber später.

    Schnitzlers Oeuvre ist auch insofern spannend, denn ihm waren seit jeher nicht nur die Verwerfungen, Nadelstiche und Gemeinheiten, die sich Ehepartner so gegenseitig im Laufe ihres gemeinsamen Weges antun können (wie beispielsweise in der Traumnovelle) ein Anliegen. Er schrieb auch gegen die gesellschaftliche Moral der Ehre einer Frau an, damals sehr polarisierende Werke, die sich mit Schande und Selbstmord (wie bei Fräulein Else) beschäftigen. Noch dramatischer war sein Kampf gegen den falschen männlichen Ehrbegriff beim Militär und die Regeln des Duells bei solchen narzisstischen Kränkungen beim Leutnant Gustl, der ihm sogar seine Approbation als Militärarzt gekostet haben.

    In all diesen Werken wird eine Kleinigkeit, die auch zu damaliger Zeit durch andere Aktionen vernünftig hätte beigelegt werden können, durch gesellschaftliche Konventionen so aufgebauscht, dass die Angelegenheit im absoluten Drama und meist im sinnlosen Tod der Protagonisten enden soll. Dabei überspitzt Schnitzler die Petitessen und die inadäquaten gesellschaftlichen Reaktionen darauf derart, dass sogar einigen seiner Zeitgenossen mitunter diese Konventionen in Schnitzlers erfundenen Szenarien total bekloppt anmuten mussten.

    So könnte es auch im Weiten Land sein und das ist eine sehr schlüssige Interpretation. Es könnte aber sein, dass das Weite Land sogar als Weiterentwicklung und als Synthese von Leutnant Gustl und Fräulein Else zu sehen ist, indem sowohl die Wiederherstellung der gekränkten militärischen Ehre als auch jene, des gehörnten Ehemanns auf die Schippe genommen wird und eigentlich zwei tiefe innige Partnerschaften dem entgegenstehen und durch Intrigen in ein gesellschaftliches Dilemma gedrängt werden, das sich zwangsläufig nicht anders lösen lässt.

    In modern Sprech würde man sagen, im Theaterstück Das weite Land trifft sich regelmäßig eine Clique der Upperclass, in der die Ehepaare aber auch die Ledigen relativ ungezügelt durcheinanderschnacksln (poppen). Damals traf man die Gesellschaft außerhalb Wiens bei der Sommerfrische in Baden, in den Alpen oder am Semmering, dem Hausberg der Wiener Selbst in den Konventionen nach der Jahrhundertwende, war der Begriff und die Einhaltung der ehelichen Treue in den reichen bürgerlichen Schichten ganz stark mit der typischen österreichischen Mentalität verwoben, die man am besten mit einem Zitat von Bruno Kreisky beschreiben kann, die aber schon seit Jahrhunderten in Österreich gang und gäbe war und noch immer ist.



    „Okay, machts es, aber machts es unter der Tuchent.“ (Bettdecke)


    Was so viel bedeutet, dass alles, was gesellschaftlich-moralisch nicht akzeptiert ist, erst dann eine Bedeutung bekommt, wenn die Bettdecke weggezogen und das ganze öffentlich gemacht wird. So lange es jeder weiß, es aber nicht öffentlich verlautbart und angeprangert wird, wird zwar darüber geklatscht, aber keinen juckt es, niemand muss den Kontakt zu einer untreuen Ehefrau aufgeben, auch wenn man ganz gewiss ist, dass der Betrug stattgefunden hat.

    Erst durch das Duell, die öffentliche Verlautbarung, die Hinzunahme von Sekundanten, die Festlegung des Duellgrundes und die nachträgliche nach jedem Duell erforderliche sehr genaue gerichtliche Untersuchung, bei der das gewollte Ziel eines Duells – die Verletzung oder der Tod eines der Kontrahenten, aufgeklärt wird, sind die beteiligten Personen meist gesellschaftlich erledigt.

    Die untreue Ehefrau sowieso, an der bleibt der Vorwurf, egal ob er wahr oder falsch ist, ab dem Zeitpunkt des Duells und der Verlautbarung der Untreue kleben.

    Der gehörnte Ehemann, sofern er überlebt, ist ebenso gesellschaftlich erledigt, wenn er seine Frau anschließend nicht verstößt. Ehebruch kann der Frau also durchaus verziehen werden, so lange kein Duell stattgefunden hat und der Mann nicht als Gehörnter gebrandmarkt ist.

    Ein lediger oder verheirateter Mann, der in eine Ehe einbricht, ist nach einem Duell, sofern er überlebt, meist auch erledigt (zumindest wenn er nicht den Ort des Geschehens verlässt).

    Ähnlich verhält es sich bei einem Mitglied des k&K Militärs, das von einem anderen mehrmals (ich glaube es bedarf einer Wiederholung der Kränkung) in seiner Ehre gekränkt wurde. Beim Militär muss das aber jetzt nicht eheliche Untreue sein, die narzisstische Militärseele ist schon bei sehr geringfügigen Kleinigkeiten so schnell gekränkt, dass auch eine minimale Beleidigung einer Satisfaktion auf Leben und Tod bedarf.

    Zu den Duell-Regeln zählt auch noch der Umstand, dass derjenige, der zum Duell aufgefordert wird, auch das Privileg der Waffenwahl besitzt. Dabei muss es nicht um richtige Waffen gehen, auch Kartenspiele und Billardpartien zählen zum ehrvollen Wettkampf der Kontrahenten. Natürlich muss das eigentliche Ziel zur Wiederherstellung der Ehre oder dem Tod trotzdem erfüllt sein und der Verlierer in solchen Spielen muss sich anschließend selbst entleiben.

    In der vorliegenden Gesellschaft haben wir den umtriebigen Glühlampenfabrikanten Friedrich Hofreiter, der sich noch nie durch eheliche Treue ausgezeichnet hat. Seine Frau Genia hat in früheren Jahren darunter gelitten, mittlerweile hat sie sich aber damit abgefunden. Man könnte vermuten, dass Hofreiter sich selbst in der Beziehung etwas herausnimmt, was er seiner Frau zwar theoretisch prinzipiell zugesteht aber dann, wenn sie ihm tatsächlich untreu wird, aus männlicher Kränkung doch ahnden will. Einige Belege, Friedrichs Einstellungen und private Erklärungen an seine Frau und Meinungen, die er zwar durchaus ändern könnte, lassen aber auch noch eine alternative Interpretation der Beziehung zu. Friedrich liebt seine Frau tatsächlich innig, vielmehr als gleichberechtigte Partnerin denn im geschlechtlichen Sinne und er will diese Ehe auf keinen Fall beenden.

    Zusätzlich braucht der alternde Stenz Hofreiter aber eben noch immer ein bisschen seine Abenteuer und die sind zahlreich. Zuerst ist da einmal Adele Natter, die in seinem Freundeskreis verkehrt und mit der seine Affäre schon beendet ist. Wie sagt man „Guat is gangan nix is passiert“. Sogar Friedrichs Frau grollt der ehemaligen Geliebten nicht und lädt sie sogar zu sich ins Haus ein. Der Mann von Adele, der Bankier Natter, weiß auch um die Affäre, er liebt seine Frau so verzweifelt, dass er ihre Verfehlung und die zwangsläufige Verstoßung nie durch ein Duell herausfordern würde. Er verzeiht seiner Frau, aber er grollt Friedrich nachhaltig und sinnt auf Rache, um ihn irgendwie an seiner Schwachstelle zu erwischen. Mittlerweile dreht sich das Liebeskarussell der Clique wie wild weiter, denn der sensible Künstler Alexei Korsakov hat sich nach einem Billardspiel mit Friedrich plötzlich erschossen. Friedrich vermutet, weil er eine Affäre mit seiner Frau hatte und ist fast erleichtert, dass nun so etwas wie ein Gleichgewicht im Betrügen wiederhergestellt ist. Doch Genia ist ihm treu geblieben, sie hat Korsakov abgewiesen und kann das auch durch den Abschiedsbrief des Künstlers beweisen, was Friedrich fast ein bisschen ärgerlich macht, da er seine moralische Reinwaschung durch Heimzahlung des Ehebruchs sehr herbeigewünscht hat. Irgendwie strebt er so etwas wie eine offene Ehe auf Basis von Liebe und Partnerschaft an.

    Der alternde Gigolo kann aber das Mausen beziehungsweise seine Jagd auf Frauen nicht lassen und hat sich auch gleich wieder ein junges, wahrscheinlich noch jungfräuliches Ding angelacht, das er seinem besten Freund dem Doktor Maurer auch noch ausspannen muss, denn dieser ist sehr an Erna interessiert. Bei einer Bergtour entscheidet sich Erna für Hofreiter, in den sie schon seit sie ein kleines Mädchen war, verliebt ist. Friedrich kommt aber nach einem einfachen Kuss zur Besinnung, denn er will seine Ehe auf keinen Fall beenden und hat sein Glück schon zu viel zu oft herausgefordert. Bei Bekanntwerdung der Verführung einer Jungfrau aus bestem Hause wäre auch sein Renommee dahin und seine Freunde Geschichte. Zudem hat ihm die Jagd auf die Frau und die Bestätigung, dass sie ihn dem Freund Maurer vorgezogen hat, ohnehin fürs Selbstvertrauen gereicht. Mittlerweile ist er ja in die Jahre gekommen und will fortan auch mit den Affären zurückstecken.

    Als er von der Bergtour zurückkommt überschlagen sich die Ereignisse. Zuerst entdeckt er, dass seine Frau nun endlich in ausgleichender Gerechtigkeit ein schlampertes Verhältnis mit dem Marine-Fähnrich Otto eingegangen ist. Das macht ihn eigentlich froh, denn selbst in dieser Situation gleicht Genia nicht nur das Betrugskonto der Ehe aus, damit sich Friedrich endlich moralisch gleichwertig fühlen kann, sie ist auch noch so liebe- und rücksichtsvoll, dass sie die Affäre erst ein paar Tage vor der Abreise von Otto in einen dreijährigen Militärdienst weit weg in Istrien beginnt und somit der Konkurrent eigentlich gar keiner ist, weil er Friedrich nicht mehr in die Quere kommen kann.

    Somit wären doch jetzt alle froh und die Eheleute könnten bis an ihr Lebensende in einer glücklichen Partnerschaft leben, die im Alter sogar irgendwann auf ehelicher Treue beider Partner basieren könnte.

    ABER:

    Jetzt kommt der bisher im Schatten gebliebene Antagonist, der gekränkte Bankier Natter, aufs Tapet. Er grollt Friedrich schon lange und hat seine Achillesferse endlich gefunden. Er setzt in einer beispiellosen Intrige das Gerücht in die Welt, dass der Tod Korsakovs gar kein normaler Selbstmord war sondern eigentlich ein Duell in Billardform zwischen Friedrich und Korsakov gewesen ist. Wenn die Behörden davon Wind bekommen, muss dies von offizieller Seite untersucht werden. Obwohl Friedrich zur Unschuld seiner Gattin sogar Beweise hat, ist sie dennoch gesellschaftlich erledigt, denn sobald durch behördliche Untersuchungen die Tuchent aufgehoben wird, verliert entweder sie oder beide, wenn er mit ihr zusammenbleibt, jeglichen gesellschaftlichen Status und alle Freunde. Das kann er Ihr und beiden als Partner nicht antun. Was hier in einem sehr freundlichen Dialog von Natter angedeutet wird, ist eine gemeine Erpressung und fiese Intrige des Bankiers, um Friedrich, doch noch ohne seine Frau Adele zu verlieren, für die Affäre mit ihr büßen zu lassen.

    Friedrich versucht einen Befreiungsschlag, um die Ehre seiner Frau und ihre Beziehung zu retten, der nun auch durch den Umstand gewahr wird, dass er den Militär Otto zwei Mal einen Feigling nennt, ihn bei der militärischen Ehre packt und somit Otto in ein Duell zur Satisfaktion hineindrängt. Es ist also offiziell überhaupt keine Rede davon, dass das Duell wegen einer Affäre stattfindet (von der ja nur Friedrich und Maurer wissen, weil Genia so diskret war), sondern Friedrich nutzt die militärische Kränkung, um seine Frau offiziell gesellschaftlich reinzuwaschen, inoffiziell aber natürlich ein anderes Gerücht einer Beziehung zu nähren, das das alte Gerücht von Natter aufhebt. Hier braucht es auch keine weitere behördliche Ermittlung zur Treue der Frau denn die Kränkung (Feigling) eines Angehörigen des Militärs und der Modus der Satisfaktion sind ja mit allen Sekundanten offiziell und gesetzeskonform festgelegt. Im Duell will der mit allen Wassern gewaschene Friedrich, der sicher auch vorab schon wegen seines Lebenswandels ordentlich geübt hat, natürlich viel verzweifelter, intensiver und brutaler gewinnen. In seiner Abgebrühtheit ist er sich sogar sicher, dass er seine Frau letztendlich nach Amerika mitnehmen kann und alles gut wird.

    Die Tragik ist aber, dass Friedrich, der sich bisher aus jeder Situation herauslaviert, sich ausgerechnet in der Zielgeraden seiner Pläne diesmal verschätzt hat, denn Genia ist erschüttert, dass der junge Leutnant quasi als Kollateralschaden nur Stunden vor seiner Abreise sein Leben lassen musste, sie kennt ja die Erpressung von Natter nicht und glaubt, ihr Mann hätte das Duell aus Bosheit und Kränkung initiiert. Sie ist außerdem angewidert, wie unverschämt Friedrich die Mutter von Otto angelogen hat. So hat Natter letztendlich gewonnen: Er hat Friedrich bei seiner Achillesferse getroffen und ihn chirurgisch von seiner geliebten Frau getrennt – am Wegesrand liegt selbstverständlich ungewollt und als Kollateralschaden, die Leiche von Fähnrich Otto.

    Fazit: In dieser verzwickten Interpretation lag dann für mich die eigentliche Größe des Werkes. Denn Schnitzler prangt mit den Mustern seiner bisherigen Novellen und Dramen diesmal in einem Rundumschlag nicht nur den moralischen Umgang mit Ehe und Treue an, er demaskiert durch Lächerlichmachung in einem doppelten Hieb die österreichische Gesellschaft mit den sinnlosen Duellen, egal um der militärischen Ehre oder der ehelichen Treue wegen. Er entwickelt wie immer mit seinem bösen anarchischen Humor aus einer Mücke durch sinnlose gesellschaftlichen Konventionen und diese zu umschiffen, ein veritables Drama, das einem dann auch noch diese nutzlosen Tode vor Augen führt, indem er sie der Lächerlichkeit preisgibt.

    P.S.: Wie immer bin ich von der Reclam Ausgabe begeistert, in der nicht nur die Duellregeln und deren Analyse im Zusammenhang mit dem Stück standen, sondern auch Vorversionen des Werkes.

    Am entzückenden fand ich ein Register, in dem Schnitzlers konzipierte Figuren mit den Lebensläufen und Geschichten der real existierenden und von Schnitzler persönlich beobachteten Vorbildern abgeglichen wurden. Portier Rosenstock im Hotel Völser Weiher war beispielsweise der Portier Karl Roster des Südbahnhotels am Semmering, dem Schnitzler ein Exemplar von Das Weite Land mit Widmung gesendet hat. In den Memoiren Rosters berichtet dieser 1984 über Arthur Schnitzler.



    „All die Gestalten sind aus dem Leben genommen; wenn man von der Portierloge aus die Gäste näher betrachtet, so weiß man sofort, woher Arthur Schnitzler seine Figuren nahm. Er war jährlich öfter bei uns, lebte ziemlich zurückgezogen, machte nie Bekanntschaften, beobachtete aber stundenlang die Menschen. Beim Mittagessen blieb ER immer bis 3 Uhr im Speisesaal und hat jeden Gast genau beobachtet. Seine Taschen waren voll mit verschiedenartigsten Bleistiften und wenn er vom Speisesaal in die Halle kam, sah man ihn stundenlang in seinem Notizbuch Aufzeichnungen machen. Das Weite Land entstand eigentlich hier. Ich könnte ohne weiters die Namen aller seiner Gestalten aus unserem Fremdenbuch heraussuchen."
  23. Cover des Buches Mein schlimmster schönster Sommer (ISBN: 9783746633213)
    Stefanie Gregg

    Mein schlimmster schönster Sommer

     (109)
    Aktuelle Rezension von: Lyca

    Isabel Drievers verlässt das Krankenhaus in dem Wissen, dass sie einen Tumor hat, es ist einfach nichts mehr so wie es mal war. Sie möchte ihrem immer geplanten Alltag entfliehen und handelt zum ersten Mal ohne viel zu überlegen, ganz spontan. Auf dem Weg nach Hause erblickt sie diesen auffälligen VW-Bus und mietet ihn. Von da an beginnt für sie eine abenteuerliche Reise, die ihr Leben auf den Kopf stellt, endlich empfindet sie Freude. 

    Stefanie Gregg lässt den Leser ohne Umschweife in die Geschichte eintauchen, die temporeiche Erzählweise bietet Langeweile keinen Spielraum sodass die Seiten förmlich dahin fliegen. Die lockere Schreibweise und die Ich-Perspektive, die uns die Protagonisten noch näher bringt, ließen mich das Buch kaum zur Seite legen.
    Es ist eine wunderschöne Idee, die sehr gut umgesetzt wurde und für mich ein angenehmes Leseerlebnis geboten hat Isabel auf ihrem Roadtrip zu begleiten. Das Buch handelt keinesfalls vom Abschied, es geht nicht darum all die Sachen zu bereuen, die Isabel nie gemacht hat sondern die Chance zu ergreifen und einfach nur das Leben zu genießen, denn dafür ist es nie zu spät. Man sollte sich nicht mit dem zufrieden geben, das man hat sondern danach streben glücklich zu werden. Und diese Botschaft entspricht einfach der Wahrheit und sie ist nicht die einzige in diesem tollen Roman. Es wird vieles angesprochen, darunter auch einige interessante Themen, sodass ich mich dabei ertappt habe über mein eigenes Leben nachzudenken. Generell fand ich die Gedanken von Isabel immer sehr nachvollziehbar, ich mochte ihre Art und die Rückblenden haben dazu beitragen sie besser zu verstehen und auch zu sehen wie sie vorher gelebt hat, wieso die Wandlung der erfolgreichen Unternehmungsberaterin für sie ein guter Schritt war, wieso es Zeit wurde etwas zu verändern. Man bekommt noch zwischendurch einen Einblick wie Georg, Isabels Lebensgefährte, mit der ganzen Situation umgeht.
    Manchmal vergisst man, dass Isabel krank ist, weil sie und Rasso, der Besitzer des VW-Busses, so viel skurriles und unglaubliches erleben und man sich dabei ganz einfach fallen lassen kann. Man begegnet mit ihnen unterschiedlichen Menschen, besucht einige schöne Plätze und wird zum Teil dieser Reise. Und dann gibt es die Momente an denen man sich wieder erinnert, auf den Boden der Tatsachen ankommt und Trauer verspürt und dennoch muss ich gestehen, dass mich das Buch nicht vollends runter gezogen sondern auf mich eher einen nachdenklichen, mutigen und hoffnungsvollen Eindruck gemacht hat.
    Ich mochte die Protagonisten wirklich sehr und gerade Isabel und Rasso konnte ich ganz schnell ins Herz schließen, die zwei haben sich zum richtigen Zeitpunkt gefunden und die Harmonie stimmt einfach.
    Eine schöne Geschichte über Freundschaft, Liebe, die Ängste und das Leben, in der es zwar ein paar Zufälle zu viel gibt die jedoch im Gesamten nicht ganz so ins Gewicht fallen, weil die Botschaft dieses Romans wundervoll ist.
    Man muss sich darauf einlassen können, da es nun mal nicht ganz so realitätsnah zugeht. Dafür habe ich auch ehrlicherweise einige Seiten gebraucht, wenn man es aber schafft, verspricht dieses Buch ein paar herrliche Lesestunden!

  24. Cover des Buches Die Ratten (ISBN: 9783872912190)
    Gerhart Hauptmann

    Die Ratten

     (82)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Frau John ist Putzkraft beim ehemaligen Theaterdirektor Hassenreuter und hat den Tod ihres nur einige Tage alten Sohnes nie verwunden. Als das Dienstmädchen Pauline droht, sich aufgrund einer ungewollten Schwangerschaft das Leben zu nehmen, sieht sie ihre Chance. Sie kauft dem jungen Mädchen das Kind ab und gibt es als ihr eigenes aus. Derweil passieren im Haus allerlei Kuriositäten, sodass Chaos vorprogrammiert ist.




    "Die Ratten" ist das zweite Drama, das ich von Hauptmann gelesen habe, obwohl ich von "Die Weber" nicht sonderlich begeistert gewesen bin. Ich wollte dem Herrn einfach nochmal eine Chance geben - wirklich besser ist es allerdings nicht geworden. Auch wenn ich der Meinung bin, dass diverse Elemente für das Werk selbst passend sind, es ist einfach nicht wirklich mein Fall. 


    Sprachlich ist das Drama eine kleine Besonderheit. Hauptmann arbeitet dialektisch, in diesem speziellen Fall berlinerisch, was natürlich der Szenerie zuträglich ist. Ja, es passt. Dabei finde ich spannend, dass durch die Sprache zwei Gruppen voneinander abgetrennt werden: zum einen die gutbürgerliche, gebildete Gruppe, die hier hochdeutsch spricht, zum anderen die Arbeiterschicht, die mehr oder weniger stark dialektisch spricht. Teilweise hab ich mich schon sehr schwer getan, sprachlich mitzukommen. Da musste ich mich schon sehr anstrengen. 


    Zwei Dinge haben mich aber insgesamt am meisten gestört und die waren auch entscheidend für meine Bewertung letztlich.


    Erstens sind mir die Regieanweisungen im Drama ein bisschen zu viel. Natürlich ist es gerade wenn man ein solches Werk "nur" liest für die Visualisierung des Lesers geschickt, dass man seitenweise Hinweise über die Personen, die Örtlichkeiten und Gegebenheiten erhält. Ich persönlich mag es allerdings nicht so gerne. Ein Drama lebt meiner Meinung nach von einer gewissen Interpretationsfreiheit, besonders im darstellenden Bereich. Ich hatte die ganze Zeit im Hinterkopf, dass im Prinzip schon alles vorgegeben ist. Irgendwie erinnert es mich an die "Buch vs. Film"-Debatte: Geschriebenes Drama vs. Theaterstück. Wenn es nicht genau so dargestellt würde, wäre ich vermutlich genauso enttäuscht wie wenn ein Film von der Buchvorlage abweicht. Deswegen denke ich, dass bei einem Drama weniger Regieanweisung mehr ist. 


    Zweitens war die Handlung im Allgemeinen für mich etwas konfus. Ich wusste nicht wirklich, welcher Strang jetzt die Hauptlinie bildet und was nur "nebensächlich" ist. Letztlich scheint alles miteinander verknüpft zu sein ohne eine tatsächliche Verbindung einzugehen. Zusätzlich hatte ich so meine Probleme mit Anfang und Ende. Alles war mir ein bisschen zu abgehackt, die Wechsel zu extrem. Ich konnte einfach nicht viel damit anfangen.




    Eigentlich finde ich es immer schade, wenn ein Autor bei mir so völlig durchfällt. Jeder hat doch irgendwie seine Chancen verdient. Aber mit Hauptmann werde ich nun wirklich nicht warm. Gelesen habe ich es eigentlich in erster Linie, weil es aus unerklärlichen Gründen in meinem Briefkasten gelandet ist. Freude hatte ich daran nicht wirklich. Aber zumindest habe ich mich bemüht, auch wenn es leider nicht meins gewesen ist.


    Ich kann mir vorstellen, dass jemand, der zum einen weniger Probleme mit dem Berlinerischen hat als ich und zum anderen skurile Handlungsstränge mag, ein bisschen mehr Freude daran haben könnte. 

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