Bücher mit dem Tag "trans"
67 Bücher
- Laura Kneidl
Someone New: Special Edition
(1.663)Aktuelle Rezension von: aileeniehIch habe ehrlich gesagt ziemlich gemischte Gefühle, was dieses Buch angeht. Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen, und auch Julian war ein überaus interessanter Charakter, mit Micah hingegen bin ich leider überhaupt nicht warm geworden. Ich empfand sie als anstrengend, fast schon aufdringlich, jemand, der ständig Aufmerksamkeit fordert, kein Nein akzeptiert und zwanghaft versucht, witzig zu sein. Außerdem hat es mich sehr irritiert, dass sie ihrem Bruder anfangs ständig irgendeinen Blödsinn geschickt hat, anstatt aufrichtig für ihn da zu sein und ihm zu sagen, dass er immer auf sie zählen kann. Ich bin mir aktuell noch nicht sicher, ob ich die Reihe fortsetzen werde…
- Bernardine Evaristo
Mädchen, Frau etc. - Booker Prize 2019
(162)Aktuelle Rezension von: Sophie-ClaireIch liebte den Stil, die Thematiken, die Perspektiven. Die Fähigkeit, eine Geschichte aus mehreren Perspektiven darzustellen, ist grandios. „Frau Girl etc.“ ist ein brillanter, einfühlsamer Roman, der das facettenreiche Leben von Frauen of Color, in Großbritannien erforscht. Die Autorin erzählt die Geschichten von zwölf unterschiedlichen Charakteren in einer kunstvollen, vielschichtigen Weise, die die Themen Identität, Geschlecht, Sexualität und soziale Klasse geschickt verwebt. Der Roman beeindruckte mich durch seinen einzigartigen Schreibstil, der Poesie und Prosa kombiniert. Ohne auf Satzzeichen und klassische Erzählstrukturen angewiesen zu sein, schafft Evaristo eine Dynamik, die dem Werk eine hohe Lebendigkeit verleiht. Die Figuren wirken authentisch und lebendig – jede von ihnen ist komplex, hat eine eigene Stimme und eine persönliche Geschichte, die sich oft in unerwarteten, berührenden Momenten entfaltet. Zudem toll ist Evaristos Fähigkeit, tiefgreifende gesellschaftliche Fragen in die Geschichten der Charaktere einzuflechten, ohne belehrend zu wirken. „Frau Girl etc.“ fordert die Leserinnen und Leser auf, sich mit Fragen von Rassismus, Sexismus und Identität auseinanderzusetzen, und vermittelt gleichzeitig eine inspirierende Botschaft von Selbstfindung und Ermächtigung.
- John Irving
Der letzte Sessellift
(50)Aktuelle Rezension von: sleepwalker1303„Der letzte Sessellift“ ist der 2023 erschienene 15. Roman von John Irving, der seit seinem Veröffentlichungstermin bei mir lag und darauf wartete, dass ich ihn doch endlich lesen möge. Abgeschreckt von den fast 1100 Seiten verschob ich die Lektüre immer wieder. Dabei war ich ein großer Fan des Autors, habe „Garp und wie er die Welt sah“, „Owen Meany“ und Gottes Werk und Teufels Beitrag“ mit Begeisterung gelesen. Und nach einigen Anfangsschwierigkeiten muss ich über „Der letzte Sessellift“ eines ganz klar sagen: es ist ein großer (und sehr langer) Roman und ein „typischer Irving“. Mich lässt der „letzte große Irving“ ein bisschen zwiegespalten zurück.
Aber von vorn. Oder auch nicht. Das Buch zusammenzufassen ist schier unmöglich. Irvings Bücher sind wie ein Eintopf. Man nehme eine starke alleinerziehende Mutter mit ungewöhnlichen Verwandten, köchle es mit gesellschaftlichen Außenseitern, skurrilen Gestalten, komplizierten Beziehungen und Ringen – fertig ist die Lebensgeschichte des Protagonisten. Das hat bei Garp und bei Owen Meany funktioniert, wieso sollte es bei Adam Brewster nicht auch funktionieren. In diesem Buch gibt es zum Ringen auch noch Skifahren und Queerness. Da die Parallelen zu Irvings eigenem Leben nicht zufällig sind, kann man ihn getrost als Ally und Advokaten für die Akzeptanz unterschiedlichster sexueller Orientierungen bezeichnen. Obwohl das Buch keine Autobiografie ist, steckt in Adam sicher sehr viel John. So spielt unter anderem der Vietnamkrieg eine Rolle, Irvings kritische Haltung dazu ist bekannt, ebenso seine Meinung zur katholischen Kirche, Abtreibungen und AIDS.
„Typisch Irving“ ist auch, dass er umfassend über seinen Protagonisten schreibt. Er beginnt 1941 mit dessen Geburt und beschreibt im Detail 60 Jahre seines Lebens. Dabei sind die Charaktere in all ihrer Skurrilität gründlich, wenn auch zum Teil nicht sehr schmeichelhaft ausgearbeitet. Jeder bekommt Charakterzüge auf den Leib geschrieben, von der Demenz und Inkontinenz des Großvaters bis zur Kleinwüchsigkeit von Elliot, dem Schneeläufer. Die Familie ist ungewöhnlich, zwischen Eliot Brewster und Adams Mutter Rachel besteht eher eine Scheinehe, sie liebt eigentlich Frauen und er ist erst als Crossdresser unterwegs und später dann als Frau.
Im Endeffekt war mein Problem nicht die Länge oder die vielen Wiederholungen, sondern die eingebauten Drehbücher, die habe ich zugegebenermaßen komplett überblättert. Die vielen Wiederholungen fand ich anstrengend, sodass das Buch mich sprachlich nur halbwegs überzeugen konnte. Dass Adams Stiefvater so oft „der kleine Schneeläufer“ genannt wird oder Molly, die Freundin der Mutter „die Pistenpflegerin“, nach dem zigsten Mal wollte ich einfach nur rufen: „Ja, das weiß ich inzwischen!“ Hätte der Autor auf dieses „Widerkäuen“ verzichtet, wäre das Buch gut und gerne 200 Seiten kürzer ausgefallen, die vielen Beschreibungen von Skirennen und Skiläufern waren für mich ein bisschen zu viel des Guten und ich weiß inzwischen mehr über Skier, als ich jemals wissen wollte. Der Rest des Buchs war ein „echter Irving“ und hat mich begeistert. Gegen Ende wird die Erzählweise zunehmend schneller, fast rastlos, als wollte der Autor das ganze noch schnell zu Ende bringen, bevor – ja, bevor was? Vor dem Tod? Der spielt natürlich auch eine Rolle.
Es ist lange her, dass ich meinen letzten Irving-Roman gelesen habe. Die Lektüre von „Der letzte Sessellift“ hat mir aber Lust darauf gemacht, die früheren Werke noch einmal hervorzuholen. Vor allem, weil die Anspielungen auf diese klar erkennbar sind. Was bleibt im Gedächtnis? Ein Plädoyer für Liebe, Vertrauen und starke Frauen. Ein Hinweis darauf, wie unterschiedliche Menschen durch Toleranz und Verständnis zueinanderfinden können und es immer irgendwelche Gemeinsamkeiten gibt, man muss sie nur sehen. Außerdem sind Konventionen und Traditionen dazu da gebrochen und ignoriert zu werden.
Für Irving-Fans und solche, die es werden wollen, ist das Buch ein Muss. Ich vergebe vier Sterne.
- Michael Crichton
Next
(164)Aktuelle Rezension von: supersusiWie so oft hat Michael Chrichton auch hier sein aus Jurassic Park bekanntes Thema aufgegriffen: Gentechnologie
Die mit vielen Handlungssträngen erzählte Story, die verschiedene Aspekte der Gentechnologie kritisch beleuchtet ist spannend erzählt und beinhaltet vor allem gegen Ende einige überraschende Berührungen und Überschneidungen besagter Handlungsstränge. Die Charaktere wirken sympathisch und man fiebert mit ihnen. Zwischendurch gibt es Zeitungsartikel zum Nachdenken. Es ist schon erschreckend, wie Wirtschaft und Gesetze dieses Thema behandeln. Wenn ich Gewebe zu medizinischen Zwecken spende und das Labor meine Gene als Patent anmeldet, haben sie dann ein Anrecht auf mehr Gewebe, falls die Proben verloren gehen ? Darf mir dann gegen meinen Willen Knochenmark entnommen werden, wo doch meine Gene nicht mehr mir, sondern dem Labor gehören ? Was passiert, wenn ich menschliche Gene in Tierembryos einbaue und diese austragen lassen. Kann es dann zu sprechenden Affen oder intelligenten Tieren kommen ? Hat so ein Affe die gleichen Rechte wie ein Mensch ? Darf er zur Schule gehen bzw. darf die Leitung ihn der Schule verweisen? Darf eine Krankenversicherung die Gene Verstorbener auf Erbkrankheiten überprüfen lassen und den Nachkommen dann die Versicherung verweigern ? Oder die Ergebnisse veröffentlichen, sodass die Nachkommen nirgendwo mehr eine Krankenversicherung finden ? Was passiert mit meinem Gewebe, dass mir im Krankenhaus abgenommen wird (Biopsien, Blut, Amputation, Blinddarm etc.) ? Was ist, wenn damit geklont wird ? Und möchte man, dass Schildkröten oder Korallen Gene eingesetzt werden, die dann aufleuchten und z.B. Reklame für BP oder Pharmakonzerne zeigen ? Was ist machbar, was wird schon gemacht und wie sieht die Gesetzeslage dazu aus ? Gibt es ein "Draufgängergen" und kann dies zur Verteidigung bei Vergewaltigungen herhalten ? Dieser spannende Roman ist gut recherchiert und hat im Anhang nicht nur ein Nachwort über die Situation und die Gesetze in Deutschland, sondern auch ein langes Literaturverzeichnis mit kurzer Vorstellung des jeweiligen Buches, falls man sich mit dem Thema intensiver beschäftigen möchte.
Mir hat das Buch gut gefallen, es war spannend und gut und flüssig geschrieben, das Thema ist aktuell und es hat mich immer wieder zum Innehalten und Nachdenken gebracht. Anfangs haben mich die vielen Personen und Handlungsstränge verwirrt und ich mußte immer wieder kurz überlegen, wer jetzt die und die Person nochmal war, aber man kam dennoch gut in das Buch rein und meist hat man sich schon nach den ersten Sätzen wieder erinnert. Später war dies kein Problem mehr. Im Nachwort bezieht der Autor ganz klar Stellung gegen die Patentierung von Genen und Krankheiten, die wohl schon weltweit gängige Praxis ist.
Lesenswert und erschreckend.
- Christina Henry
Die Legende von Sleepy Hollow - Im Bann des kopflosen Reiters
(128)Aktuelle Rezension von: NiWaVor 30 Jahren versetzte der kopflose Reiter das kleine Dorf Sleepy Hollow in Aufruhr. Jetzt wird die geschändete Leiche eines Jungen gefunden: Kopf und Hände fehlen. Ist der Reiter von einst wieder zurückgekehrt?
„Die Legende von Sleepy Hollow – Im Bann des kopflosen Reiters“ zählt zu Christina Henrys Dunklen Chroniken. Hierbei handelt es sich um die Adaption von Märchen und literarischen Vorlagen, die von der Autorin in ein neues, düsteres Gewand gehüllt sind und meistens unabhängig voneinander gelesen werden können.
Mit diesem Werk greift sie „Die Legende von Sleepy Hollow“ von Washington Irving auf. Meiner Meinung nach ist es eine Geschichte, die aufgrund des kopflosen Schreckens für ausreichend Potential für eine schaurige Neuinterpretation sorgt.
In Sleepy Hollow trifft man nicht nur auf die verstörende Jungenleiche, sondern auf die Protagonistin Ben Van Brunt. Ben ist 14 Jahre alt und ein wahrer Wildfang, der sich lieber im Wald herumtreibt, statt den Pflichten in Haus und Hof nachzugehen.
Der Ort Sleepy Hollow bietet eine ruhige Atmosphäre für den Roman. Es liegt abgeschottet vom Rest der Welt. Das Leben der Bewohner:innen dreht sich um die eigene Achse und es gibt kaum Neuerungen, welche die Einwohner erreichen.
Umso Furcht erregender ist der Mord an dem Jungen, welcher rasch auf ein wildes Tier statt auf den Reiter geschoben wird. Denn vom Reiter spricht man nur unter der Hand, da dieser für Angst und Schrecken steht.
Sobald die Leiche im Wald gefunden wird, befindet man sich eher in einem Entwicklungsroman als in einer soliden Horror-Story. Zuerst ist man mit Ben im Wald, erlebt mitreißende Abenteuer und wirft sich rein ins Vergnügen. Doch danach schwenkt die Stimmung in Richtung Identitätsfindung ab. Ben sucht nach ihren Wurzeln, ihrer Persönlichkeit und es geht darum, wie sie der Mensch wird, der sie so gerne sein möchte.
Abseits hiervon kommt sie etlichen Geheimnissen auf die Spur, die ihre Sicht wahrlich auf den Kopf stellt.
Leider habe ich Henrys Werk als langweilig empfunden. Die Handlung ist zu Beginn vielversprechend und mysteriös, schwenkt danach zu Bens Identitätsfindung sowie Entwicklungsprozess ab. Sie erkennt, woher sie stammt, wer ihre Eltern und Großeltern waren und nimmt ihr Umfeld zum ersten Mal bewusst wahr. Dazwischen gibt es Mord, die Sage um den Reiter von damals und brüske Anschuldigungen, welche im Dorf die Runde machen.
Den Einstieg in den Roman und den Schluss fand ich stark, aber am Weg dazwischen wurde ich vom Reiter weder getragen noch durch die Geschichte gejagt. Viele Elemente der Erzählung hätten einen fundierten Stimmungsaufbau begünstigt, was ungenutzt stehen blieb.
Vielleicht liegt es daran, dass sich Henry auffallend am Original orientierte und sich weniger Raum für die Eigenkreation zugestand.
„Die Legende von Sleepy Hollow – Im Bann des kopflosen Reiters“ reiht sich als eher zähe Adaption in Christina Henrys Dunkle Chroniken ein. Wer schließlich Lust auf einen Entwicklungsroman mit unheimlichem und literarischem Hintergrund hat, dem könnte es deutlich besser als mir gefallen. - Alex Gino
Melissa
(196)Aktuelle Rezension von: PaperboatEs könnte alles so einfach sein, wenn George nicht in die Rolle gepresst werden würde, welche die Natur für ihn vorgesehen hat. Sie ist nämlich im falschen Körper geboren. Sie? Ja, genau, sie. George ist nämlich ungeachtet des Namens ein Mädchen. Wem das jetzt merkwürdig vorkam, dass ich George mit einem weiblichen Pronomen beschrieben habe, der ist damit bereits bestens aufs Buch vorbereitet, denn dort hat die Kombination ihren Ursprung.
George weiß für sich ziemlich genau, dass sie ein Mädchen ist. Sie besitzt Zeitschriften, die sie sich heimlich zu Hause anschaut, in denen Mädchen abgebildet sind und Mode- und Make-up-Tipps stehen. So wie die Mädchen in den Zeitschriften wäre sie gerne.
Als in der Schulklasse eine Aufführung geplant ist, träumt George davon die kluge Spinne Charlotte zu spielen, ihre Lehrerin verweigert ihr trotz dessen, dass ihres das beste Vorsprechen war, die Rolle, da Jungs eben „Jungsrollen“ spielen müssten und die „Mädchenrollen“ den Mädchen vorbehalten wären. Stattdessen soll er das Schwein Wilbur spielen.
Georges Mutter, der das Verhalten ihres Kindes nicht entgangen ist, hält ihren Sohn für schwul und befürchtet, aus ihm würde sich ein frauenklamottentragender Transvestit entwickeln.
Enttäuscht über ihre Lage kann George sich einzig ihrer besten Freundin Kelly anvertrauen, die mehr als Verständnis für George zeigt und ideenreich Georges wahre Natur ergründet...
Ich habe das Gefühl, dieses Buch ist bisher das einzige seiner Art Transgender/Transidentität/Transsexualität in dieser Altersstufe zu thematisieren. Ich halte dies für ein wertvolles Werk, das unbedingt in Schulen behandelt werden sollte, um mehr Verständnis und Toleranz zu schaffen.
Mich hat die Geschichte um George und vor allem Kelly Kreativität und Mut unheimlich begeistert! - Alexandra Dichtler
Frei wie verkrüppelte Tauben
(14)Aktuelle Rezension von: hexe2408Mit seinem achtzehnten Geburtstag möchte Tick alles hinter sich lassen, was ihn belastet hat. Die Zeit im Heim ohne richtige Freunde und Vertraute, die schlechten Erfahrungen mit seiner drogensüchtigen Exfreundin und seine eigenen, manchmal recht unschönen Erlebnisse aus den letzten Jahren. Doch obwohl zunächst alles ganz gut aussieht, tun sich neue Probleme auf, die ihn gehörig aus der Bahn werfen.
Tick hat wahrlich keine leichte Kindheit gehabt. Ohne Familie, mit nur einer sehr geringen Zahl an Freunden, vielen Regeln und Vorschriften in einem Heim aufzuwachsen, ist nicht unbedingt das, was man sich wünscht. Er musste schon früh lernen sich durch zu schlagen und durch zu kämpfen. Das man dabei einige unschöne Erfahrungen macht, ist wohl keine große Überraschung. Trotzdem hat Tick viele gute, liebenswerte Eigenschaften und versucht, sein Leben nun in geregelte und sortierte Bahnen zu lenken.
Obwohl oder vielleicht auch gerade weil er so ein spezieller Charakter ist, mag ich ihn gern. Er hat eine recht lockere, ungezwungene Art an sich, er nimmt nicht gern ein Blatt vor den Mund, auch wenn es manchmal vielleicht besser wäre, weiß aber im Ernstfall, wie er sich zu verhalten hat. Auch wenn er seine Mauern oft hoch hält, so bekommt man im Verlauf der Geschichte einen immer intensiveren Einblick in das Leben hinter der Fassade. Man erfährt von seinen Gedanken und den aufgewühlten Gefühlen, von den Dingen, die ihn beschäftigen, belasten, nachts quälen und auch am Tag kaum los lassen, aber auch von den Situationen, die Tick erfreuen, die ihn aufbauen und neu motivieren.
Der Schreibstil ist angenehm und flüssig. Trotz der häufig düsteren und teilweise auch traurigen Momente, habe ich mich gut mitgenommen gefühlt. Man ist nah bei den Figuren und kann sich in sie hineindenken und –fühlen. Gegen Ende der Geschichte habe ich sogar ein Taschentuch gebraucht. Es wird sehr emotional, aufwühlend und stimmt einen nachdenklich.
Immer wieder gibt es aber auch Passagen zum Schmunzeln, die die ernste Thematik ein wenig auflockert. Besonders gut gefällt mir, dass die Personen dabei so echt wirken. Natürlich sind die alle ungewöhnlich, aber gerade das macht es so schön und authentisch. Keiner muss sich verstellen, jeder darf so sein, wie er ist, mit all den Ecken und Kanten.
Transsexualität ist im Buch ein sehr großes Thema. Es ist sehr schön eingearbeitet, rückt immer wieder in den Mittelpunkt, ohne dabei davon abzulenken, was es noch für Probleme und Hürden in Ticks Leben gibt. Mit Romys Wunsch klar zu kommen, gestaltet sich recht schwer, so bekommt man viele Facetten präsentiert. Vorurteile, Vorwürfe, Unverständnis, aber eben auch die Bedeutung dieses Schrittes, wieso es Romy so wichtig ist und warum sie sich so unwohl fühlt. Obwohl es so ein sensibles Thema ist, besonders für die Betroffenen, hatte man beim Lesen nie das Gefühl, dass man es verschweigen muss oder sich dafür schämen sollte. Man ist, wer man ist und sollte auch so leben dürfen.
Eine schöne, emotionale Geschichte, die sowohl die Schatten- als auch die Sonnenseiten des Lebens beleuchtet. Auch wenn nicht immer alles nach Plan läuft, so gibt es doch einen Weg, auf dem man glücklich werden kann, man muss nur bereit sein, ihn zu gehen.
Vielen Dank an den Verlag und die Autorin für das bereitgestellte Rezensionsexemplar!
- Judith Vogt
Schildmaid
(41)Aktuelle Rezension von: KagaliSchildmaid war mein Buddy Read im November, was ich zusammen mit Nenatie gelesen habe. Wir haben uns viel vom Buch versprochen, erntete es doch bereits sehr viel Lob und wurde für seien Progressivität gefeiert. Leider muss ich aber sagen, dass der Funken weder bei mir, noch bei Nenatie übergesprungen ist. Warum,weshalb, wieso, will ich jetzt näher erläutern.
Ein Buch, dass die Vielfalt feiert
Doch fangen wir mit dem positiven an. Das Buch hat eine klare Mission: Es möchte Vielfalt abbilden, Gesellschaftsstrukturen hinterfragen und mit Rollenbildern brechen. Alles Ziele, die ich ohne weiteres begrüße und unterstütze. Besonders das Hinterfragen der Rolle der Frau, was Mutterschaft bedeutet und das Beleuchten verschiedener Lebensmodelle fand ich gut gelungen."Die größte, schrecklichste Macht, die es gibt, ist die Illusion, dass es nur eine mögliche Art und Weise gibt, wie wir leben können."
(Schildmaid: Das Lied der Skaldin von Judith & Christian Vogt, Piper, 2022, S. 335)
Ebenso positiv fand ich, wie die AutorInnen ihre queeren Charaktere in historischer Kulisse umschrieben, ohne auf moderne Begriffe zurückgreifen zu müssen. Das hatte zudem die Wirkung, dass man sich solchen Charakteren als LeserIn ganz anders nährte. Es war nicht sofort klar, diese Person ist Trans und die andere Genderfluid, man fand es erst nach und nach hinaus, indem die Charaktere ihre eigenen Worte fanden, um das, was sie sind und fühlen zu umschreiben.
Auch sonst gehen Judith und Christian Vogt sehr sensible mit ihren Charakteren um und wenden viel Zeit und Seiten dafür auf, ihre Gefühlswelten zu erkunden, wobei sich viele Charaktere tatsächlich erst im Verlauf der Handlung bewusst werden, wer sie sind und wer sie sein wollen, was zu einigen gut gelungen Charakterentwicklungen führt.
Irgendwo ist auch ein Plot versteckt
Doch so sehr ich die Diversität in diesem Buch an sich begrüße, hat mir manches nicht zugesagt. Mein Hauptproblem mit dem Buch lässt sich im Grunde auf zwei Faktoren reduzieren: 1. Die AutorInnen wollen zu viel und 2. Sie wollen es zu sehr. Man ist bemüht, wirklich jeder marginalisierten Gruppe von Menschen einen Platz auf der Skjaldmaer zu verschaffen, Was in der Theorie eine lobenswerte Idee ist, führt in der Praxis jedoch dazu, dass wir eine Schiffsbesatzung von 20 Frauen haben, von denen wir bei den meisten nicht viel mehr wissen, als ihre “besondere” Eigenschaft. Natürlich erwartet niemand komplette Backgroundstorys zu jedem Nebencharakter, trotzdem fühlte sich für mich ein Großteil der Besatzung der Skjaldmaer wie pures Dekowerk an, damit es eben eine genderfluide Person, eine asexuellen Person oder einen Menschen mit Behinderung im Team gibt. Als gäbe es eine Quote zu erfüllen. Das ist insoweit schade, als dadurch deren eigentlich wichtigen persönlichen Geschichten untergehen.
Doch nicht nur mit den Charakteren, auch sonst haben sich die AutorInnen thematisch viel vorgenommen. Da steht an vorderster Front natürlich der Kampf gegen patriarchale Strukturen und feste Rollenbilder, aber auch Mutterschaft, Endometriose, Rassismus, offene Familienmodelle und viele weitere gesellschaftlich höchst relevante Themen wollen angesprochen werden, das benötigt Zeit und Seiten, da Dialoge zwischen den Charakteren hier das Mittel der Wahl sind, gesellschaftskritische Themen zu verarbeiten. Und zwischen all diesen Gesprächen geht der Plot dann leider völlig unter. Der Auftrag der Götter wird zur Nebensache, der Viking Raubzug zur Kulisse und das Buch beginnt ziemlich zäh zu werden. Für mich persönlich sogar umso mehr, da ich Skade, eine der Hauptprotagonistinnen, echt nicht leiden konnte und sie wahnsinnig nervig fand, sodass ich jedes Mal, wenn eine Passage aus ihrer Sicht kam, nur hoffte, er möge schnell wieder vorbei sein.
Letztendlich erfüllt Schildmaid nicht mehr das, wofür ich es lese: um eine interessante Geschichte mitzuerleben. Stattdessen kommt man sich vor wie in einer Podiumsdiskussion, was an sich ja nicht uninteressant ist, aber dafür hätte ich eben nicht zu einem Fantasybuch greifen müssen. Ich denke es hätte dem Buch gut getan, wenn weniger Themen im Vordergrund gestanden hätte, diese aber gekonnter mit der Handlung verknüpft worden wären, sodass beides, Plot und Gesellschaftskritik, mehr Raum zur Entfaltung gehabt hätten.
Komm liebe*r Leser*in, ich nehm dich an die Hand
Vielleicht hätte mich all dies gar nicht so sehr gestört, wenn ich nicht permanent das Gefühl gehabt hätte, ich sei ein Kleinkind, dass von dem AutorInnenpaar an die Hand genommen muss, damit es auch ja keine tiefgründige Stelle verpasst. Alles von der ersten, bis zur letzten Seite wirkt rigoros durchkonstruiert. Die Geschichte entfaltet keinen Lesefluss, der sich “natürlich” anfühlt. Stattdessen fühle ich mich als Leserin herumgeschubst und belagert. Jeder Satz wurde mit Bedeutung aufgeladen, jede Äußerung der Charaktere ist bewusst tiefgründig arrangiert. Es ist eine einzige Inszenierung, die trotz gut gemeinter Absicht auf Dauer einfach nur noch anstrengend ist. Man hätte den LeserInnen hier durchaus mehr Eigenständigkeit zutrauen können und sie selbstständig gewisse Problematiken entdecken lassen können, als es ihnen immer direkt ins Gesicht zu werfen. Manchmal erzeugt Subtilität ein umso größeres Echo und manche Botschaften zwischen den Zeilen hallen umso länger beim Leserin nach, weil man sie sich selbst erarbeitet hat. Beides ist bei Schildmaid leider nicht zu finden.Fazit:
Ich habe größten Respekt vor dem, was das AutorInnenduo Vogt hier erreichen wollte, trotzdem bleibe ich dabei: Diversität allein macht noch kein gutes Buch. Es ist toll gesellschaftskritische Themen einzuarbeiten und marginalisierten Gruppen eine Stimme geben zu wollen, wenn darüber hinaus aber sämtlicher Plot flöten geht und ich permanent das Gefühl habe in bestimmte Richtungen geschubst zu werden, dann macht es einfach keinen Spaß zu lesen, schade.
Folge mir ;)
Diese und andere Rezensionen (mit zusätzlichem Coververgleich Deutsch/Original) findet ihr auch auf meinem Blog Miss PageTurner (https://miss-pageturner.de)
- Laura Kneidl
Someone New
(74)Aktuelle Rezension von: Jessi09Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt, nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, musste ich es einfach lesen und es hat mich nicht enttäuscht.
Unsere Entscheidungen bestimmen, wer wir sind – nicht unsere Herkunft. Ich weiß leider nicht mehr woher ich das habe, doch genau das spiegelt diese Geschichte wieder.
Laura Kneidl hat hier eine Situation der Gesellschaft erläutert, die zu wichtig ist um nicht darüber zu schreiben. Sie hat Charaktere mit einer Tiefe erschaffen die ich so, selten erlebt habe. Protagonisten mit denen ich bis zum Ende mitgefühlt habe.
Mit Julians Geheimnis hatte ich am Anfang den richtigen Riecher, allerdings war es so gut verpackt, dass ich immer wieder daran gezweifelt habe, ob ich damit richtig liege. Die Spannung blieb also bis zum Ende hin bestehen. Auch die Fakten zur Architektur fand ich super, da ich mich dafür interessiere und ich noch etwas lernen konnte. Dass die Maßeinheiten in Fuß angegeben waren, hat mich anfangs gestört, doch da diese Angaben auf einem Plakat standen und es nunmal in den USA spielt, ist es nur logisch und echt gut durchdacht.
Fazit: Es ist ein Buch welches nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern einen emotional mitnimmt. Definitiv eine Empfehlung für alle, die tiefgründige Geschichten lieben.
- Alicia Zett
Not Your Type
(167)Aktuelle Rezension von: FamiGirl_06Marie ist in Fynn verliebt, seit sie ihn zum ersten Mal in der Vorlesung gesehen hat. Doch leider schenkt ihr Fynn keine Aufmerksamkeit. Allerdings kennt sie den Grund für seine Zurückhaltung nicht. Erst als Maries Clique und Fynn gemeinsam auf einen Roadtrip gehen, kommen sich die beiden näher.
Mir hat das Buch sehr, sehr gut gefallen. Ich konnte mich in beide Personen gut hineinversetzen, auch durch die wechselnden Perspektiven.
Die Geschichte fand ich allgemein sehr gut umgesetzt. Auch die Thematik hat mir in der Umsetzung gut gefallen. Am Ende des Buches gibt es einen kleinen Glossar, bei dem verschiedene Begriffe genauer erklärt werden. Das fand ich auch recht hilfreich. Mit zwei, drei Begriffen hätte ich sonst nichts anfangen können.
Kurz gesagt: Eine sehr feinfühlige, herzergreifende Liebesgeschichte, die einmal mehr zeigt, dass es völlig egal ist, in wen man sich verliebt. Hauptsache die Gefühle stimmen. :-)
- Rosie Talbot
Sixteen Souls (Souls-Dilogie, Band 1)
(45)Aktuelle Rezension von: AuroraMIch war am Anfang erst Skeptisch, aber das Buch hat mich wirklich überrascht. Die Story ist wirklich gut und ich bin schon sehr gespannt auf Band 2, welches definitiv in meinem Bücherregal landen wird. ich finde es gut, das die beiden Hauptcharaktere nicht Mann und Frau sind, wie es normalerweise ist, sondern zwei Jungs die eine besondere Bindung teilen werden, wenn sie ihr Abenteuer überstanden haben.
Wer auf Abenteuer und Übernatürliches Steht, dieses Buch ist definitiv etwas für dich.
- Aiden Thomas
Cemetery Boys
(23)Aktuelle Rezension von: TimeFliesAway4.5 rounded up to 5 stars.
It’s not perfect, but certainly really really good, especially for a debut novel. And I totally teared up every now and then, and then full-on cried during the epilogue.
This author definitely can write.
~
Dìa de muertos is one of my favorite versions of Halloween (very close to Samhain), but finding a book about that, is, unfortunately, very rare and even rarer to have a queer/gay one. Very happy it exists, and that it was our book club’s pick for this month. 🧡
I also loved the slow-burn romance, and although it ended rather cliche, I didn’t mind that much because everything else makes up for it. 🔥
All characters stand out, not just the MCs, have unique traits and balanced strengths & weaknesses. No character was perfect, everyone felt human.
Although some deserved more screen-time to be more fleshed out.
What I mostly loved, though, was that the Spanish isn’t translated.
Usually when characters say something in another language, it’s written in English (or the same language of the book) and then afterwards added “he/she/they said in [language]”. Not a fan of that, even when I can’t understand the mentioned language.
This finally fulfilled my wish!
I do know a bit of Spanish, so there’s also that, but I did have to google translate some words. I get that it might be a bit annoying for others, if you just want to read the book in one turn; but I’d rather translate half the book and get the full experience of the cultures, than not. 💝
So, thank you Aiden!
~
There were some small “plot-holes”, where I wished the author would’ve dwelled into more, as it focused mostly on the murder mystery and the romance; as I, personally, am more a sucker for world-building. While there still was lots, it feels like the characters simply accepted the unanswered questions, because it’s some kind of unspoken rule or such. Whereas I love protagonists who question traditions and beliefs. And, of course, as a transgender protagonist, there were lots of traditions questioned, but not enough.
For instance:
- Why can’t Maritza or the others use human blood, if they don’t want to use animal blood? You wouldn’t need to kill a human to get enough blood for the magic. It was explained why they can’t use their *own* blood, but that was it.
Why are they even using chicken blood? Can’t they get it from larger animals, who wouldn’t need to be killed, for some drops of blood?
- Why can only brujx return on Dìa de muertos? If an ofrenda is all that’s needed for the spirit to visit earth, then surely you can do that for everyone that’s passed away. Especially since they don’t need to be buried near the ofrenda. At least that works in Elena of Avalor and Coco .
~
Apart from the small plot-holes or unanswered questions regarding the world-building, it was really good and I can’t wait to see more of the author. I already ordered their new book. ✨
- 10.10.2023 - Juno Dawson
How to Be Gay
(35)Aktuelle Rezension von: michellebetweenbooksIn diesem Buch beschreibt Juno Dawson viele Dinge, die in der LGBTQIA+ Community stattfinden. Dabei geht es darum, wie es sich anfühlt, dass erst mal in ein Mädchen verliebt zu sein. Was passiert dann? Wie findet man schwule Jungs? Und warum gibt es Menschen, die im falschen Körper gefangen sind? Juno Dawson geht mit viel Authentizität und Humor an all diese Themen heran. Durch dieses Buch möchte er zeigen, dass all das gar nicht so kompliziert ist, wie es ausschaut…
Ich habe dieses Buch noch in der Ausführung, wo die Autorin noch im falschen Körper steckte. Ich weiß nicht, ob sich das Buch dann sehr unterscheidet, aber ich denke nicht. Außerdem möchte ich auch nicht den Dead Namen nennen, denn dazu habe ich überhaupt keine Berechtigung. Von daher werde ich in dieser Rezension die Autorin Juno Dawson nennen, dass dient nur zur Orientierung. Trotz allem ist dieses Buch eine dicke Empfehlung, denn jeder kann etwas daraus mitnehmen!
Bei diesem Buch hat die Autorin eine Menge Arbeit reingesteckt. Das merkt man daran, dass sie bereits einige Erfahrungen gemacht hat und diese hier mit eingearbeitet hat, aber auch, dass andere Menschen zu Wort kommen und die Möglichkeit von ihrem Leben und ihren Erfahrungen zu erzählen. Und alleine das ist für mich ein sehr großer Pluspunkt, denn dadurch wird das Geschriebene noch einmal unterstrichen und bei Bedarf noch näher erläutert.
In diesem Buch gibt es so viele sexuellen Orientierungen, Entwicklungen, Meinungen und Religionen rund um das Thema LBGTQIA+. Auf wenn man sich für einen bereits sehr aufgeklärten Mensch hält, so wie ich das bei mir dachte, bekommt man dennoch immer wieder neue Informationen aus der Commuinty und klärt uns Menschen noch weiter auf. Ich bin wirklich sehr überrascht über dieses kleine Büchlein und bin Juno Dawson total dankbar dafür, dass sie dieses Buch geschaffen hat.
Der Schreibstil von Juno Dawson war für mich neu, da ich bis dahin noch gar kein Buch von ihr gelesen hatte. Trotz allem konnte sie mich mit diesem Buch komplett von ihrer Schreibweise überzeugen. Sie schreibt locker, leicht und total flüssig, weshalb man sehr gut durch den Inhalt kommt. Außerdem finde ich es richtig toll, dass sie ein bisschen Humor und Sarkasmus mit eingebaut hat. Das sorgt dafür, dass das Buch nicht so stumpf ist, sondern auch ein bisschen Witz beinhält.
,,How to Be Gay‘‘ ist ein sehr wichtiges Buch, was sich jeder Mal zu Herzen nehmen sollte. Auch wenn ausschließlich in dem Buch von der LGBTQIA+ Commuinty die Rede ist, kann sich wirklich jeder etwas aus dem Buch mitnehmen. Denn das sorgt auch dafür, dass wir uns als Menschen weiterhin weiter entwickeln. Von mir gibt es eine ganz klare Lese- und Kaufempfehlung. Abgesehen davon bin ich total gespannt darauf, welche Bücher die Autorin noch so auf den Markt bringen wird.
- Balian Buschbaum
Warum Diversity uns alle angeht
(62)Aktuelle Rezension von: AlessyaMag sein, dass ich mich im Vorhinein nicht genug mit dem Buch auseinander gesetzt habe, um die richtigen Erwartungen zu haben. Dennoch hätte ich mich mehr über weiteres Eingehen auf Diversity und die Lebenswelt eines trans Menschen gefreut.
Die Umrahmung - sowohl die Einleitung als auch das Fazit - haben mir gut gefallen. Auch die Stellen des Buches, in denen er von seiner Gefühlswelt und auch intimere Punkte des Themas Transition beschrieben hat, fand ich spannend und auch interessant zu hören.
Was den Rest angeht, so muss ich doch der Meinung zustimmen, dass Balian Buschbaum sehr große Bereiche von dem erwarteten Thema abschweift. Für Fans seiner Karriere sicherlich spannend, für mich allerdings sehr große Blöcke, in denen mein Interesse von Satz zu Satz immer weniger wurde.
Zusammengefasst war der Titel dieses Buches vielleicht nicht so gut gewählt, da es einen falschen Eindruck für Menschen macht, die sich vorher nicht mit dem Menschen und dem eigentlichen Inhalt auseinander gesetzt haben.
- Lynn Flewelling
The Bone Doll's Twin
(13)Aktuelle Rezension von: SahikoDer erste Band der Tamir Triad von Lynn Flewelling. Hauptcharakter ist Tamir, die Erbin des Throns von Skala, das seit einer alten Prophezeiung nur von Frauen regiert wird. Die letzte Königin fiel allerdings dem Wahnsinn anheim, fällte grausame Entscheidungen und ließ die Bevölkerung leiden. Als sie also ermordet wird und Erius, Tamirs Onkel, den Thron besteigt feiert ihn das Volk, allen Prophezeiungen zum Trotz. Als die Schwester von Erius nun also Zwillinge erwartet schließen sich ihr Mann Rhius, die Magierin Iya und ihr Lehrling Arkoniel zusammen und heuern eine Waldhexe an, die Blutmagie wirken kann um das weibliche Kind zu retten. Lhel wirkt einen Zauber der Tamir das äußere Erscheinen ihres Bruders gibt, der zur Geburt getötet wird. Die Täuschung gelingt und Tamir wächst als Tobin auf einem abgelegenen Landsitz auf, isoliert von der Gesellschaft, damit niemand hinter das Geheimnis der Verschwörung kommt. Doch es kommt immer wieder zu mysteriösen Vorkommnissen rund um Tobin und es wird klar, dass es sich dabei um den wütenden Geist des getöteten Bruders handelt. Es ist schließlich Lhel, die Tobin hilft „Bruder“ an sich zu binden sodass sein Zorn gemildert wird. Parallel dazu entspinnt sich die Geschichte um Iya und Arkoniel, die versuchen Verbündete für die zukünftige Königin zu finden. Die Geschichte ist komplex und düster, die Atmosphäre unglaublich dicht und die Verstrickungen der einzelnen Charaktere sind spannend beschrieben. Daher ist es auch schwer eine aussagekräftige Zusammenfassung zu schreiben. Im Vergleich zu den ersten Bänden der Nightrunner Serie ist Lynn Flewellings Stil hier erwachsen geworden. Tamir hat mich viel mehr gefesselt und mitgerissen als die, damit verglichen, seichten Anfänge der Nightrunner (auch wenn Hinweise auf die Geschichte von Alec und Seregil geliefert werden). Alles ist merklich ausgereifter und durchdachter und obwohl das Thema „Prinzessin wächst als Junge auf“ nicht neu ist, so ist es meiner Meinung nach selten oder nie so radikal verfolgt worden wie hier. Insgesamt hat Flewelling hier einen sehr erwachsenen Fantasyroman abgeliefert, der einen grandiosen Auftakt zu einer grandiosen Triologie bildet. Ich persönlich kann die Bücher nur jedem ans Herz legen. Die Bindung im Taschenbuchformat ist erfreudlich solide und zeigt trotz mehrmaligem Lesen bei mir nur bedingt die üblichen Knicke im Buchrücken. Der erste Band ist bereits 2003 bei Bastei Lübbe (wie die erste deutsche Auflage der Schattengilde ebenfalls) auf deutsch erschienen, wurde danach aber eingestellt. Mittlerweile ist die gesamte Triologie auf deutsch bei otherworld erschienen. - Marnie Schaefers
A New Season: My London Dream
(43)Aktuelle Rezension von: blue-jenDas Buch hat mich positiv überrascht.
Die beiden Hauptfiguren Vincent und Tracey werden gut dargestellt. Lediglich am Anfang hätte ich mir gewünscht mehr über vincent und seine Gefühle zu erfahren.
Eine tolle Liebesgeschichte. Das Drama am Ende hätte aus meiner Sicht nicht sein müssen, denn die beiden haben schon viel erlebt und gemeinsam gemeistert. Ich fand es auch gut, dass verschiedene Reaktionen auf das outing beleuchtet wurden und was gefühlsmäßig mit dem jenigen macht.
Super schreibtstil, tolles Buch
- John Boyne
Mein Bruder heißt Jessica
(48)Aktuelle Rezension von: Maza_e_KeqeSam ist stolz auf seinen großen Bruder Jason. Jason ist 4 Jahre älter und das große Vorbild des 13-jährigen. Ihre Eltern sind Politiker mit Ambitionen in London kurz nach dem Brexit und haben wenig Zeit für ihre Kinder. Sam hat keine Freunde, wird in der Schule ignoriert der gehänselt. Um so wichtiger ist die Beziehung zu seinem älteren Bruder, der so toll Fußball spielt, beliebt ist und eine hübsche Freundin hat. Doch Jason eröffnet seiner Familie eines Tages, dass er sich im falschen Körper geboren fühlt. Jason ist transgender: Im Kopf und vom Gefühl her weiblich, biologisch männlich. Dieses Coming out droht die Familie zu zerreißen und hat für Sam noch viel schlimmere Folgen. Doch die Eltern können mit der neuen Situation nicht umgehen und es zu ignorieren ist keine Lösung.
In dieser Geschichte ist mir tatsächlich Jason/Jessica die liebste Figur. Sie antwortet geduldig auf die neugierigen Fragen des jungen Sam, der sich mit dem Thema nie befasst hat und daher nicht versteht, was überhaupt los ist. Sam ist einfach anfangs sehr unwissend und stellt ziemlich dumme Fragen, die Jessica geduldig und liebevoll beantwortet. Auch den Termin beim Psychologen, zu dem die Eltern ihr erstgeborenes Kind schleppen, absolviert Jason/Jessica souverän und viel unaufgeregter als die Erwachsenen.
Ich fragte mich zwischenzeitlich immer wieder, wozu die Eltern Kinder bekommen hatten, wenn sie sie bestenfalls ignorieren, sie schlimmstenfalls als störend empfinden. Daher war auch das „Umdenken“ für mich nicht glaubwürdig (genug) dargestellt. Ich habe mich an vielen Stellen über die dummen Sprüche und Kommentare aufgeregt. Gleichzeitig gibt es aber auch echt tolle Situationen und Figuren, die Jessica einfach auf Grund ihrer Eigenschaften gernhaben und das auch genau so kommunizieren.
Trotzdem konnte mich das Ende leider nicht vollständig überzeugen.
- Isaac Fitzsimons
The Passing Playbook
(5)Aktuelle Rezension von: qhanqibe2Eine gelungene Young Adult-Lovestory über Spencer, der aufgrund von Mobbing an eine andere Schule wechselt. Dort tritt er dem Fußballteam bei, in dem auch der attraktive Justice spielt, dem er plötzlich immer näher kommt. Doch niemand dort weiß, dass Spencer eigentlich trans ist, was jedoch zu einigen Problemen führt, durch die er sich entscheiden muss, ob er bereit ist, sich öffentlich zu outen und für seine Rechte zu kämpfen. Der Schreibstil ist in der Erzählerperspektive verfasst und liest sich wirklich sehr angenehm und leicht. Auch in die Story kommt man schnell und gut rein, da sie echt unterhaltsam ist und die richtige Mischung aus unklischeehafter Lovestory und anderen interessanten, zum Teil ernsteren Themen bietet, ohne, dass das die Stimmung vermisst. Die Charaktere sind dabei ebenfalls relativ sympathisch und man verfolgt ihre Liebesgeschichte und ihre Weiterentwicklung sehr gerne, gerade da es durch die Fußballmannschaft auch eine schöne Portion Team Spirit gibt. Insgesamt also ein echt unterhaltsames, empfehlenswertes Buch für alle Fans des Genres, in dem auch auf sehr gute und authentische Weise Transsexualität thematisiert wird.
- Lena Hach
Fred und ich
(15)Aktuelle Rezension von: downey_jrDas Buch "Fred und ich" von Lena Hach hat zwar nicht viele Seiten, aber sehr viel klugen und wichtigen Inhalt. Es erzählt die Geschichte von Anni, die es gerade nicht leicht hat im Leben und mit einem traurigen Verlust kämpft. Da lernt sie Fred kennen und sie freunden sich an. Daran ändert sich auch nichts, als Anni bemerkt, dass Fred trans ist. Die Geschichte dieser außergewöhnlichen Freundschaft und sich anbahnenden jungen Liebe ist wunderbar einfühlsam und klug erzählt. Das Thema Transidentität ist hier auf wunderbar kindgerecht und ohne falsche Scham umgesetzt. Mir hat die Geschichte und der Schreibstil wirklich gut gefallen. Das Buch ist zum Weinen schön, klug und unbedingt empfehlenswert!
"Manchmal war ich unsicher, welche Wörter die richtigen sind. Die kleinsten können den größten Unterschied machen."
- Irene Dische
Die militante Madonna
(22)Aktuelle Rezension von: gst„Ich hatte nie darüber nachgedacht, ob ich in Wahrheit nun ein Mann oder eine Frau war. Stattdessen hatte ich einfach gehandelt und gelebt, wie es mir gefiel. Auch in meinen Dreißigern, als ich noch bildhübsch und gertenschlank wie eine junge Frau war, konnte ich fechten, fluchen und rauchen wie ein widerlicher alter Mann.“
Chevalier d‘Èon, der sich auch Lea de Beaumont nannte, lebte zur Zeit Louis XV und wusste, wie er aus den unterschiedlichen Situationen seine Vorteile herauszog. In London wurden Wetten darauf abgeschlossem, ob er ein Mann oder eine Frau sei.
„Die Natur hatte mir das großzügige Geschenk gemacht, äußerlich beiden Geschlechtern anzugehören. Ich war mit einer Stimme gesegnet, die für einen Mann als sehr hoch und für eine Frau als tief galt. Ich war groß für eine Frau und klein für einen Mann. Ich hatte schöne Knöchel, sowohl für einen Mann als auch für eine Frau. Meine Uniform betonte meine Stärke und Beweglichkeit, ein Ballkleid hob meine Anmut hervor, und mein Alter spielte keine Rolle.“
Irene Dische lässt Chevalier d‘Èon (1728 bis 1810) in ihrem Roman wieder auferstehen, so dass er selbst von seinem Leben erzählen kann. Hört sich eigentlich ganz gut an. Doch ich konnte wenig mit diesem Buch anfangen, obwohl die Sprache seiner Zeit angepasst war und die Besonderheiten der damaligen Zeit eingefangen waren.
Da mir Irene Disches „Fromme Lügen“ ausnehmend gut gefallen hatte, dachte ich, mit diesem Roman nichts falsch machen zu können. Doch ich muss gestehen, dass ich mich trotz manch humorvoller Abschnitte sehr schwer tat mit diesem Buch. Da mich die Geschichte nicht wirklich abholte, verstand ich auch nicht jede Einzelheit. Es liegt nicht an der Autorin, die hat ihre Idee gut umgesetzt, sondern einfach an dem Menschen, den sie beschreibt. Er war mir fremd, ich konnte seine Handlungsweise so gar nicht nachvollziehen. Auch die Zeit, in der er lebte, hat keine Anteilnahme in mir erwecken können.
Fazit: Mehr als drei Sterne ist mir dieser Roman nicht wert.
- Lydia Meyer
Die Zukunft ist nicht binär
(9)Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutterEs ist nicht das erste Buch, das ich zu diesem Thema lese. Deswegen war ich schon gut vorbereitet, was vielleicht mit ein Grund dafür ist, dass das Buch nicht so ganz meine Erwartungen erfüllt hat.
Lydia Meyer ist eine non-binäre Persönlichkeit, und als Journalist*in tätig. Das Buch beinhaltet die Sichtweise auf Non-Binarität, die damit einhergehenden Probleme für non-binäre Personen, Kritik an der Kritik, die binäre Personen an der nicht eindeutigen Geschlechtlichkeit haben. Es wird auf Kinderschutz eingegangen, sprachliche Veränderungen und sogenannte Cancel Culture.
Ich stimme den allermeisten Punkten die Lydia Meyer anspricht voll und ganz zu. Ich kann natürlich nicht beurteilen, inwieweit sich non-binäre Personen diskriminiert, angegriffen und nicht gesehen fühlen, bin mir aber sicher, dass das passiert. Lydia Meyer untermauert das mit Beispielen. Ich versuche dem entgegenzutreten, und alles in meiner Macht stehende zu tun, damit sich alle Personen unserer Gesellschaft mit mir und um mich wohlfühlen.
Das Buch ist gut verständlich geschrieben. und mit vielen Zitaten und Beispielen aufgelockert.
Ich finde allerdings den Titel sehr irreführend. Ich habe mir darunter eine Zukunftsvisionen vorgestellt, die Anpassung der Geschlechter aneinander und vielleicht auch wissenschaftliche Ausführungen darüber, dass und warum non binary in Zukunft immer selbstverständlicher wird. Wer so etwas im Buch sucht, wird es nicht finden. Dafür aber viele Appelle, wie sich die Gesellschaft in Zukunft non binären Menschen gegenüber verhalten sollte, um es Ihnen einfacher zu machen (was ich ja auch richtig finde).
Leider hatte ich auch ab und zu den Eindruck, dass Lydia Meyer in dem Buch persönliche Ressentiments austrägt. Manchmal wird sich mehrere Seiten über Tweets und Texte binärer Personen ausgelassen, die ihre (meiner Meinung nach unberechtigte) Sorge äußern, dass Trans Personen eine Gefahr für unsere Gesellschaft darstellen. Das fand ich überflüssig, vor allem, weil diese viel zu viel Raum in diesem Buch bekamen. Teilweise, wirkte Lydia Meyer etwas larmoyant. Auch ging es meiner Meinung nach in dem Buch viel zu viel um Transgender und zu wenig über Non-Binarität, was, und das bestätigt Lydia Meyer indirekt, nicht das selbe ist. Da habe ich in dem Buch „Gender“ von Meg-John Barker und Jules Schele mit weniger Text wesentlich mehr Informationen erhalten
Nicht dass wir uns falsch verstehen: Der Inhalt des Buches ist schon richtig und wichtig. Mir war das aber viel zu wenig.
Besonders gut gefallen haben mir das Kapitel 4 über Desinformation, das Kapitel 5 über Kinderschutz und das Kapitel 6 über Pop-Kultur. Hier konnte ich für mich auch neue Informationen rausfischen. Besonders
hervorheben möchte ich auch, dass Se*ualität in diesem Buch keine Rolle spielt. Das finde ich wichtig, denn Transgender oder Non Binarität und Se*ualität sind nicht ein und dasselbe. Auch das Plädoyer mehr zu gendern und dabei nicht orthodox vorzugehen, sondern Fehler zuzulassen finde ich gut. So kann es irgendwann normal werden. Es müssen sich alle mit Sprache wohl fühlen dürfen. Interessant sind dabei auch das Glossar und die vielen Fußnoten bzw Quellenangaben.
Ich habe dieses Buch gerne gelesen und empfehle es trotz meiner Kritikpunkte weiter, im besonderen Allen, die sich zum ersten Mal mit diesem Thema intensiver auseinandersetzen, und Hintergrundwissen darüber haben möchten, wie unsere Gesellschaft darauf reagiert und sich auch Desinformationen verbreiten.
- Rosie Talbot
Sixteen Souls - Wovor die Toten sich fürchten: Die Souls-Dilogie 1
(6)Aktuelle Rezension von: Cookie02"Sixteen Souls" ist der erste Teil einer Dilogie, der allerdings in sich abgeschlossen ist und daher unabhängig gelesen oder gehört werden kann. Die Geschichte wird aus der Perspektive des 16-jährigen Protagonisten Charlie erzählt. Es handelt sich um eine Mischung aus urban Fantasy (Geister), Jugendbuch und queerer Romance. Der Sprecher des Hörbuches, Jacob Weigert, hat eine sehr angenehme Stimme und eine tolle Betonung. Ich fand es toll, ihm zuzuhören und er hat von meinem Gefühl her auch perfekt zur Rolle des Charlie gepasst.
In den ersten Kapiteln musste ich ein bisschen mit Charlie warm werden, der sehr zurückgezogen lebt, unglaublich stur sein kann und - typisch für sein Alter - selten über seinen Horizont hinaus blickt. Er hat liebende Eltern und dennoch das Gefühl, sich ihnen nicht anvertrauen zu können. Freunde hat er nur noch in Geisterform, die nur er selbst sehen kann, weshalb er im Alltag oft als seltsam wahrgenommen wird. Ich mochte ihn dennoch, weil auch sein gutes Herz schnell erkennbar war und deutlich wird, dass er viel Last mit sich herum trägt, unter der er manchmal zu zerbrechen droht.
Die Weltgestaltung mit den fantastischen Elementen und die Einführung von Sam haben mir sehr gefallen. Ich mochte auch die Spannung, die sich mehr und mehr aufbaute, umso weiter die Handlung voran schritt. Ab etwa der Hälfte der Geschichte konnte ich das Hörbuch kaum noch unterbrechen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergehen würde. Auch die sehr langsam entstehende, zarte Liebesgeschichte hat mir sehr gefallen. Vor allem steht aber Freundschaft im Mittelpunkt der Handlung und dass es sich manchmal lohnt, zuzuhören und zu verzeihen.
Ein besonderes Highlight war für mich die weit gefächerte Diversität bzgl. sexueller Orientierungen, Identitäten, Behinderungen und Ethnien. Ich war zudem auch immer wieder überrascht, welche schwerwiegenden, triggernden Themen hier angesprochen und teilweise auch dargestellt wurden. Die Geschichte regt an vielen Stellen zum Nachdenken an und wirkt noch lange nach.
Fazit:
Eine sehr fesselnde Fantasy-Geschichte für ältere Jugendliche und junggebliebene Erwachsene, die den Wert von Freundschaft in den Mittelpunkt rückt und durch ihre Diversität und teilweise sehr ernsten Aspekte beeindruckt. Absolut empfehlenswert. - Sibel Schick
Weißen Feminismus canceln
(5)Aktuelle Rezension von: ancla_books4life**** Worum geht es? ****
Was ist weißer Feminismus? Was bedeutet in dem Kontext eigentlich Canceln? Was für alternative feministische Bewegungen gibt es eigentlich? Es erinnert an die ursprünglichen Ziele und führt aus vielen Perspektiven Minderheiten in das Bild. Was bedeutet es wenn eine Minderheit eine andere Minderheit diskriminiert? Wann sprechen wir auch hier von Begrifflichkeiten wie Ausgrenzung oder gar Rassismus? Die Grenzen sind fein und die Stimmen laut, vielleicht nicht laut genug? Und welchen Stimmen kann man noch vertrauen? Die Autorin nagt mit ihrer Argumentation ganz klar am Zahn der Zeit.
**** Mein Eindruck ****
Reflektiert, reflektiert, reflektiert! Der Inhalt des Buches zeugt von intensiver Recherche und einem eigenen Meinungsbild, was hier immer klar getrennt und mit Fremdargumentation unterstützt wird. Jeder Satz wirkte für mich sehr durchdacht und evaluiert. Vieles deckte sich hier mit dem Meinungsbild, das ich selbst auf diesem Gebiet auf universitärer Ebene und von Kongressen erfahre. Es stellt optimal das Problem der Gleichstellungsbewegung dar. Diversität vs. Elitärität. Ein Thema was uns wirklich alle etwas angeht. Das Buch stellt viele Fakten und Bewegungen auf kurze und informative Weise dar, weiß dabei aber eben auch die Leserschaft zu fesseln. Die Argumente sind inhaltlich stringent und logisch aufeinander aufgebaut. Ein roter Pfaden ist klar zu erkennen. Es handelt sich hierbei um ein lebhaftes und bewegendes Sachbuch, das in Gänze an dem aktuellen System und den Problemen nagt und für eine Veränderung steht. Dem Bewusstsein, dass dies Arbeit ist und dem Appell, dass sich diese lohnen wird. Ich fühle mich dazu inspiriert zu sagen, dass am Ende noch immer das Sprichwort gilt: von nichts kommt nichts. Das Buch erinnert auf die beste Art, die ich mir vorstellen kann, dass Feminismus kein Schimpfwort ist, sondern harte Arbeit um für Gleichheit zu sorgen. Einziges Manko sind die sich immer wiederholenden Fakten und Argumente, zwar in einem weitergefassten Kontext, dennoch hätte ich mir da mehr Präzision aufgrund der Relevanz gewünscht.
**** Empfehlung? ****
Wollt ihr Teil des Problems werden, es erkennen und angehen oder es zumindest auf erster Distanz verstehen? Dann kann ich dieses Buch nur wärmstens empfehlen. Es informiert und motiviert auf konstruktive und evaluierte Weise.
- Katharina Schäfer
Der Hund, der eigentlich ein Vogel ist
(1)Aktuelle Rezension von: Lia48„Äußert ein Kind, dass es von nun an dem „anderen“ Geschlecht angehören möchte, sollte es gehört und akzeptiert werden. Ob es sich nun um eine Phase handelt oder nicht - eine gesunde Identitätsbildung ist nur möglich, wenn das Kind als der Mensch akzeptiert wird, der es ist.“
Mädchen, die nicht mit Puppen spielen wollen oder Jungen, die Nagellack oder Zöpfe tragen wollen - bei der Entwicklung ihrer Geschlechtsidentität experimentieren Kinder mit Geschlechternormen und probieren verschiedene Rollen aus (auch das „andere“ Geschlecht).
Manche stellen fest, dass ihre Selbstwahrnehmung nicht mit den körperlichen Merkmalen bzw. den Rollenerwartungen der Gesellschaft zusammenpasst. Sie sind „transident, transgeschlechtlich, transsexuell oder trans*.“So geht es auch Finn, der eigentlich ein Vogel ist, aber im Körper eines Hundes steckt. Er ist sehr traurig darüber und die anderen lachen ihn für sein „Anderssein“ auch noch aus: „Du bist doch ein Hund, wieso versuchst du zu fliegen wie ein Vogel?“
Besonders gut gefällt mir an diesem Bilderbuch, wie die Kinder durch die Geschichte auf emotionaler und sozialer Ebene angesprochen werden.
Sie können sich in die Rolle von Finn hineinversetzen und Verständnis sowie Mitgefühl entwickeln.
Dieser ist traurig, dass keiner sieht, wer er wirklich ist und versucht sich den Rollenerwartungen der anderen anzupassen. Aber das macht ihn nur noch unglücklicher.
Zum Glück nehmen ihn seine Eltern als den Vogel, der er ist!
Eine schöne Ermutigung, auch selbst positiv und wertschätzend mit Transidentität, „Anderssein“ und Vielfalt umzugehen!
Finn ist froh, dass er nicht der Einzige ist, der im falschen Körper steckt. Er lernt nämlich Alex kennen... Auch das kann Kinder ermutigen, wenn sie erkennen, dass sie nicht allein sind!Der beschwerliche Weg zur körperlichen Veränderung wird im Buch (statt durch eine OP) sinnbildlich durch eine anstrengende Reise und eine Zauberin beschritten. Das finde ich für Kinder wunderbar symbolisiert!
Nebenbei ist die gute Zauberin eine PoC (Person of Color), ohne dass dies zum Thema gemacht wird. So kann Vielfalt zur Normalität werden!
Am Ende freut man sich einfach nur mit Finn, dass er sich nun in seinem Körper befindet und so glücklich damit ist!Die Erklärungen rund um die „Ichs“ (die manchmal in die falschen Körper rutschen usw.), empfinde ich als recht anspruchsvoll. Hier könnten evtl. weitere Erklärungen von Erwachsenen nötig sein, an die sich außerdem ein hilfreiches Vorwort zum Thema „Transidentität“ richtet, welches ermutigt, Kinder mit Rollenbildern experimentieren zu lassen und sie so zu akzeptieren wie sie sind.
Ansonsten finde ich toll, wie kindgerecht die Thematik im weiteren Verlauf in die Geschichte eingearbeitet wurde!
Transidente Kinder finden sich im Buch möglicherweise wieder, können sich mit Finn und Alex in der Geschichte identifizieren und erhalten Impulse, wie sie selbst damit umgehen können.
Trotzdem sehe ich das Buch eher für Kinder ab 5 oder 6 Jahren (statt ab 4) und kann es mir auch noch sehr gut für den Einsatz im Grundschulalter vorstellen!Beim Betrachten des Buches fallen die äußerst detailreichen, sehr fantasievollen und wunderschönen Illustrationen direkt ins Auge. Ich bin total begeistert von diesem Zeichenstil! Wow! Man kann sich wirklich darin verlieren!
Und trotzdem muss ich leider anmerken: Mir persönlich haben die Bilder speziell für dieses Buch zu viele Details. Dies lenkt den Fokus nämlich automatisch auf die Illustrationen und das Geschehen im Bild. Und da gibt es sooo viel zu entdecken! Wenn die Bilder ohne Text wären, würden sie sich wunderbar zum Erzählen eignen! Aber so, lenkt es doch etwas vom Text und der Thematik ab. Gerade bei schwierigen/ zum Austausch einladenden Themen, habe ich die Erfahrung gemacht, dass weniger Details in der Bebilderung von Vorteil sein können.
Aber das ist Meckern auf hohem Niveau.FAZIT: Auf jeden Fall ein sehr besonderes Buch zum Thema „Transidentität“, welchem sich die Autorin (Sozial- und Sexualpädagogin) kindgerecht angenommen hat. Insgesamt gefällt mir die Umsetzung wirklich sehr gut! Die detailreichen Illustrationen lenken etwas vom Inhalt ab. Aber sie sind so wahnsinnig schön und fantasievoll! Man merkt, dass in dem Buch viel Herzblut steckt. Von mir gibt es eine klare Empfehlung für Kinder ab 5/6 Jahren und 4,5/5 Sterne!