Bücher mit dem Tag "tuberkulose"
78 Bücher
- Carlos Ruiz Zafón
Der Schatten des Windes
(5.803)Aktuelle Rezension von: SonjaMarschkeDie Geschichte von Daniel Sempere, dem Friedhof der vergessenen Bücher und Julian Carax ist ohne Zweifel ganz große Kunst. Dieses Buch liest sich einfach so weg. Die Geschichte tänzelt auf der Grenze zwischen Fantasy und Belletristik. Und je länger man dieses Buch liest, desto mehr will man wissen, wie alles zusammenhängt. Und wie Zafon das alles aufgezogen und aufgelöst hat, ist schon ganz ganz große Kunst.
- Emily Brontë
Emily Brontë, Sturmhöhe. Vollständige Ausgabe des englischen Klassikers. Schmuckausgabe mit Goldprägung
(2.012)Aktuelle Rezension von: LolyZum Inhalt:
Während eines Besuchs bei seinem weniger gastfreundlichen neuen Gutsherren Heathcliff bricht ein tobender Sturm aus, der Mr. Lockwood daran hindert, nach Thrushcross Grange zurückzukehren. In dieser Nachtgeschehen seltsame Dinge, die viele Fragen aufwerfen. Wieder in Thrushcross Grange angekommen, lässt sich Mr. Lockwood die geheimnisvolle Vergangenheit der beiden Anwesen, der Familien Linton und Earnshaw sowie die tragische Lebensgeschichte von Heathcliff erzählen. Was musste geschehen, um einen Mann so stark verbittern zu lassen?
Mein Eindruck:
Bevor ich angefangen habe, dieses Buch zu lesen, hatte ich einige Bedenken. Vor ein paar Jahren habe ich versucht, „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen zu lesen und es konnte mein Interesse nicht wecken. Ich hatte Angst, dass die Werke der Brontë Schwestern ähnlich sein würden. Doch mir wurde dieses Buch mit Nachdruck empfohlen und ich bin extrem froh darüber, denn es konnte mich mehr als überzeugen.
Ich habe das Buch passagenweise auf Englisch, aber größtenteils auf Deutsch gelesen und finde den Schreibstil, abgesehen von vereinzelten dialektalen Einschüben, flüssig und angenehm. Während der ersten Kapitel war ich nicht sicher, was mich erwarten würde, doch genau das hat es so spannend gemacht. Zusammen mit Mr. Lockwood stolpern wir in die Welt von Wuthering Heights und Thrushcross Grange. Allerdings erleben wir die Handlung selten aus seiner Perspektive, da sich der Hauptteil in den Erinnerungen seines Hausmädchens Nelly abspielt.
Die allgemeine Atmosphäre im Buch hat mich äußerst beeindruckt, zum einen, weil das Guts- und Herrenhaus mit dem dazwischen liegenden Moor, den Raum der Handlung einschränken und die auf der Anhöhe tobenden Stürme und weitere Ereignisse einen düsteren Eindruck hinterlassen. Zum anderen wirkt die abgeschiedene Gegend verträumt und friedlich, was in Kontrast zu dem ersten Punkt steht. Die Natur spielt außerdem eine bedeutende Rolle und die Liebe zu ihr wird nicht nur von einer Figur zum Ausdruck gebracht.
Emily Brontës Figuren sind vielschichtig, teilweise unberechenbar, definitiv nicht fehlerfrei und konnten sich in verschiedene Richtungen entwickeln, eine Eigenschaft, mit der sie spielerisch umgegangen ist. Besonders bei Catherine und Heathcliff, die beide tragende Rollen in der Handlung einnehmen, konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich sie sympathisch finden oder verachten soll. Diesen Zwiespalt fand ich sehr faszinierend und gleichermaßen verwirrend, weil es mir bei den anderen Figuren verhältnismäßig leicht fiel, diese Entscheidung zu treffen.
Am meisten hat mich wohl die Passion, die Emily Brontë in die Beziehungen der Figuren eingewoben hat, beeindruckt. Jedes Mal, wenn die Liebe thematisiert wurde, hat sich alles unbeschreiblich intensiv angefühlt und es ist mir schwer gefallen, mich auf ein Lieblingszitat für diese Rezension zu beschränken. Insbesondere diese Textpassagen haben sich ausgesprochen poetisch angefühlt und ich finde es schade, dass nur diese:„Whatever our souls are made of, his and mine are the same“ weit verbreitet ist.
Sturmhöhe ist ein Buch, das seine Leser mitreißen, rühren, erschrecken, schockieren, verärgern, träumen und so gut wie alle Emotionen fühlen lassen kann. Es ist symbolisch, poetisch und von Anfang bis Ende gut durchdacht, ohne zu vorhersehbar zu sein. Seine Charaktere sind einzigartig und ihre Interaktionen miteinander fühlen sich organisch an. Mich hat es sehr überrascht und ich werde es mit Sicherheit in einigen Jahren erneut in die Hand nehmen, um es zu lesen. Ich kann es wärmstens empfehlen.
(https://book-souls.com/2024/05/11/sturmhoehe-von-emily-bronte/)
- Thomas Mann
Der Zauberberg
(553)Aktuelle Rezension von: Lea_Gajic2,5/5 ⭐️
Ich muss zugeben, dass dieses Werk mich nicht vollständig überzeugthat. Im Vergleich zu seinem Theaterstück, das ich vorher gesehen habe, fiel der Roman für mich leider etwas flach aus. Es dauerte einen ganzen Monat, um mich durch die Seiten zu arbeiten, und am Ende konnte ich dem Buch nur 2,5 von 5 Sternen geben.
Die Geschichte folgt dem jungen Hans Castorp, der eine kurze Besuchsreise zu seinem kranken Cousin im Sanatorium unternimmt und dann unerwartet für sieben Jahre bleibt. Während dieser Zeit taucht er in eine Welt ein, die von Krankheit, Zeitlosigkeit und philosophischen Diskursen geprägt ist. Das Buch endet mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs.
Mann schafft ein Panorama menschlicher Gedanken und Ideen, eingefangen in den Diskussionen zwischen den Charakteren Settembrini und Naphta. Diese Debatten, die den Konflikt zwischen Humanismus und Faschismus widerspiegeln, sind zweifellos anspruchsvoll und reich an intellektueller Tiefe. Doch gleichzeitig haben sich mich in ihrer Ausführlichkeit erschöpft und die Handlung stagnieren lassen.
Die Charaktere in "Der Zauberberg" sind keine lebendigen, greifbaren Wesen, sondern eher Abstraktionen von Ideen, die durch Manns Prosa zum Leben erweckt werden. Das war an einigen Stellen für mich ziemlich entfremdend, da ich Schwierigkeiten hatte, eine persönliche Verbindung zu den Figuren aufzubauen.
Das Sanatorium selbst fungiert als Metapher für die isolierte Welt, die Mann geschaffen hat, in der die Zeit stillzustehen scheint und die Grenzen zwischen Realität und Illusion verschwimmen. Das Ganze hat dem Roman eine surreale Atmosphäre verliehen, die sowohl faszinierend als auch beunruhigend ist.
Die Schreibweise ist knapp im Ton, weder sinnlich noch lyrisch, sondern hat stattdessen Klarheit und Stärke. Der Prosa fehlt es nicht an Beschreibungen, die voller genauer, informativer Details basierend auf umfangreicher Recherche und Wissen sind. Manchmal ist sie jedoch übermäßig langatmig und abstrus. Es gab Abschnitte, in denen die Charaktere hitzige philosophische Debatten führen, die schwer zu durchdringen sind. Hier wird die Schreibweise übermäßig langatmig.
Alles in allem leider keine super positive Leseerfahrung, aber ich denke, ich werde Mann noch eine Chance geben, da "Der Tod in Venedig" noch auf meinem SuB liegt. Von mir bekommt dieses Buch also keine Leseempfehlung - leider.
- Diana Gabaldon
Die geliehene Zeit
(1.464)Aktuelle Rezension von: Book_Owl_97Ich bin schon länger Fan der Serie und lese nun endlich auch die Bücher. Diese versetzen einen sofort in die gleiche Stimmung und haben mich genauso sehr begeistert. Die Geschichte von Claire und Jamie ist einfach spannend und ereignisreich. Trotzdem gibt es leider einige langatmige Passage, die man hätte verkürzen können. Die Charakterentwicklungen haben mir sehr gut gefallen. Das man quasi nebenbei noch etwas über die Geschichte und die Clanaufstände in Schottland lernt ist ein weiterer Pluspunkt.
- Charlotte Brontë
Jane Eyre
(1.401)Aktuelle Rezension von: Tilman_SchneiderJane Eyre ist ein Waisenkind und bei ihrem Onkel und dessen Familie, wird sie sehr schlecht behandelt. Jane versucht sich durchzusetzen und die Spannungen wachsen. So kommt sie in ein Internat nach London und muss auch hier kämpfen. Später findet sie eine Anstellung als Gouvernante. Das Leben verläuft erstmals ruhig für Jayne und sie findet Freunde, die Arbeit macht Spaß und alles scheint ein Ankommen zu sein. Als der Hausherr eintrifft ändert sich aber alles, denn Jayne entwickelt Gefühle für ihn und Rochester erkennt das Besondere in Jayne und es entwickelt sich eine tiefe Zuneigung zwischen den Beiden, aber der Frieden wird durch seltsame Vorgänge im Haus überschattet und alles scheint zu kippen.
Charlotte Bronte hat ein Meisterwerk geschrieben. Jayne Eyre ist ein zeitloser Klassiker mit einer ganz großartigen Hauptfigur und vielen überraschenden Wendungen und besonderen Figuren.
- Niklas Natt och Dag
1793
(428)Aktuelle Rezension von: Nacht_EuleDieses Buch beschreibt extrem detailliert das damalige Stockholm. Der Autor hat die Atmosphäre so dicht gewoben, dass man manchmal das Gefühl hat, mittendrin zu stehen; zu riechen, sehen und hören was er beschreibt. Atmosphärisch also top!
Die Hauptcharaktere des Buches, Winge, Cardell und Anna-Stina sind zum Teil detailliert in anderen Bereichen widerum eher flach und ungenau ausgearbeitet. Vieles bleibt offen, anderes wird detailliert über Seiten hinweg beschrieben.
Nicht immer hat all das mit der Haupthandlung zu tun. Auch werden immer wieder zum Teil sehr ausführlich Nebendarsteller und -schauplätze beschrieben, die für die eigentliche Handlung eher unwichtig wären.
Der Szenerie und Stimmung ist all das zuträglich; der Handlung und der Lösung des Kriminalfalls aber nicht. Nun ist dieses Buch natürlich auch kein Krimi sondern ein historischer Roman; somit mag das passen.
Immer wieder werden sehr gewalttätige Szenen eingearbeitet und Misshandlungen werden sehr detailliert beschrieben.
Die Zeitsprünge in den einzelnen Kapiteln des Buchs mochte ich persönlich nicht unbedingt; gerade weil es sich zum Teil dann überschnitten hat - auch wenn man in einem Kapitel beispielsweise eher Winge begleitet hat und im anderen Kapitel Anna-Stina. Manchmal empfand ich das als störend.
Insgesamt ein sehr stimmungsvoller Roman mit extrem düsterer Atmosphäre und sehr detaillierter Szenerie.
Die Charaktere dürften meiner Meinung nach durchgängiger ein wenig mehr Tiefgang haben (was sie ja an und an haben); ebenso die Dialoge.
- Max Frisch
Stiller
(367)Aktuelle Rezension von: sKnaerzleHandlung: Jemand hat im Leben mehr als einmal versagt und versucht, sich eine andere Identität zuzulegen. Was auf den ersten Blick lächerlich wirkt, ist am Ende nicht ganz so dumm, denn es stellt sich schon die Frage, was aus dem Menschen geworden ist, der wir vor 10 Jahren waren. Ansonsten geht es um Frischs Leib und Magen Thema, dass man sich kein Bild von einem geliebten Menschen machen darf und um viel eheliche Untreue.
Meine Meinung: lustig ist das Frauenbild: "sie" steckt "ihm" vor dem bezahlen einen Geldschein zu, damit er nicht gedemütigt wird und natürlich gibt "sie" ihre erfolgreiche Arbeit um Paris auf, um mit einem mittellosen Abenteurer in Zürich zu leben, statt dass der zu ihr nach Paris zieht um sich ein Leben aufzubauen. Ansonsten ist das alles sehr konstruiert.
Das schönste ist aber die Geschichte mit der Nachmieterin. Eine von den Figuren zieht nach New York und natürlich quartiert die Frisch in seiner eigenen Wohnung am Riversidedrive ein. Frisch gibt seine Wohnung an Uwe Johnson weiter und der lässt dort seine Gesine Cresspahl aus den Jahrestagen leben.
- Roger Hermes
Die Erzählungen
(134)Aktuelle Rezension von: ErinnyeDass Buch ist zusammengesetzt aus vielen verschiedenen Texten von Kafka. Dies reicht von kurzen, einseitigen Erzählungen bis hin zu mehrseitigen Geschichten. Dabei gelingt es Kafka thematisch zwar immer innerhalb eines gewissen Stils zu bleiben, jedoch wiederholt er sich nicht. Jede seiner Schriften hat für sich gesehen eine individuelle Daseinsberechtigung und sagt etwas Anderes aus. Diese Aussage zu verstehen ist bei Kafka natürlich immer so eine Sache. Es bleibt ein Rätsel, ob man die Erzählung so versteht, wie der Autor sie gedacht hatte - jedoch macht dies auch den Spaß an seinem Schreibstil aus. Vielfach interpretierbar, aber auch einfach nur genußvoll lesen und die Prosa bestaunen.. dies alles ist möglich bei diesem Autor. Die Geschichte, die mich persönlich am meisten beeindruckt hat, ist die, die von einem neurotischen Maulwurf erzählt, der um seinen Bau fürchtet, gleichzeitig aber auch davor zurückschreckt ihn wieder zu betreten, wenn er zwecks Vorratsbeschaffung nach draußen muss. Kafka gelingt es, über mehrere Seiten hinweg kein einziges Mal das Wort "Maulwurf" zu benutzen und lässt somit offen, ob es nicht doch eine Wühlmaus oder ein Hamster ist, das ist auch egal, stellt es doch eine hervorragende Metapher dafür dar, dass es bei Kafka nicht um festgesetzte Personen geht, sondern lediglich um die Aussage, die er mit seinem Text tätigen will. Natürlich waren auch so berühmte Geschichten wie "Die Verwandlung" und viele Andere vertreten. Um Kafka zu lesen sollte man eine gewisse Konzentration mitbringen, es ist aber auch dann sicher nicht etwas für jedermann. Man muss den kafkaesken Stil einfach mögen. Tut man dies, dann erscheint einem diese Sammlung von Erzählungen einfach als ein einmaliges Stück Literatur und seine poetischen Texte als wahre Kunst für sich. Immer wieder lesen, immer wieder neu interpretieren, immer wieder neu erleben. - Joey Goebel
Vincent
(485)Aktuelle Rezension von: GeerthiEs erschliesst sich mir einfach nicht, warum Joey Goebels Buch «Vincent» so viele positive Bewertungen erhält. Für mich persönlich war es enttäuschend und konnte mich überhaupt nicht überzeugen.
Die Vorstellung, dass ein Künstler nur durch Leid kreativ sein kann, hat mich beim Lesen von Vincent regelrecht gequält. Ich habe förmlich mit dem Protagonisten gelitten und fand es unerträglich. Hätte ich mich in seiner Situation befunden, hätte ich wohl einfach aufgegeben. Die Vorstellung, dass Schmerz die Grundlage für erfolgreiche Kunstwerke bildet, spricht mich überhaupt nicht an. Es mag Geschmackssache sein, aber für mich war es einfach nicht stimmig.
Trotz der Versuchung, das Buch mehrmals beiseite zu legen, habe ich es letztendlich durchgezogen. Die Darstellung der Frauen im Buch hat mich ebenfalls gestört. Es scheint, als würden sie entweder als Alkoholikerinnen, drogenabhängig oder geldgierige Prostituierte dargestellt. Das entspricht einfach nicht der Realität.
Auch wenn das Buch einige interessante Themen behandelt, kann ich es leider nicht weiterempfehlen. Daher erhält es von mir nur 2 von 5 Sternen. 📚👎
- Sally Beauman
Die fernen Tage
(10)Aktuelle Rezension von: justitiaEin äußerst lehrreiches Buch, das aber leider so einige Längen hat und keine so richtige Spannung aufkommen lässt …
Ein kleiner Einblick in den Klappentext:
England 1922: Um sich von einer schweren Krankheit zu erholen, reist die junge Lucy mit ihrer Gouvernante nach Ägypten. Bald schon ist sie fasziniert von der Schönheit des fernen Landes und dem illustren Kreis bedeutender Archäologen und ihrer Familien. In Frances findet sie eine beste Freundin, gemeinsam erleben die beiden die aufregenden Entdeckungen im Tal der Pyramiden mit und erforschen die rätselhafte Welt der Erwachsenen – eine Welt aus Halbwahrheiten und dunklen Geheimnissen. Noch Jahre später werfen die Geheimnisse, die ihren Anfang in Ägypten nehmen, ihre Schatten auf Lucys Leben und gefährden ihre große Liebe ...
(© Text- & Bildmaterial: Goldmann Verlag)
Meine Gedanken zu dem Buch:
Die schillernd rote Rose auf dem alten Papier und dann dieses wundervolle Grün haben mich sofort beeindruckt und versprachen einen historischen Roman mit einer romantischen Geschichte. Doch leider blieb die anvisierte Romantik lange Zeit eher aus.
Vielmehr widmet sich die Autorin sehr ausführlich den ägyptischen Ausgrabungen sowie der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun um 1920, die sehr ausführlich recherchiert und wunderbar aufgearbeitet worden sind. Diese geschichtlichen Hintergrundinformationen wurden mit der Geschichte verwoben und fügten sich herrlich in die Handlung ein. Diese geschichtlichen Details der Ausgrabungen waren für mich äußerst lehrreich und informativ. Ich merkte deutlich, dass sich die Autorin sehr für das alte Ägypten, die Pyramiden sowie seine geschichtlichen Hintergründe informiert und sehr viel Herzblut sowohl in die Recherche als auch in die Verarbeitung der historischen Details gelegt hat. Dies hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Die Autorin schildert die Geschichte aus der Perspektive der Protagonistin Lucy, die sich in den 1920er Jahren in Ägypten befand und so bei den Ausgrabungen dabei war. In Rückblenden lässt die zwischenzeitlich gealterte Lucy auf ihre Zeit in Ägypten und die dortigen Ereignisse zurück. Dazwischen fügen sich auch Episoden aus der Gegenwart ein und der Leser bekommt hierdurch einen Einblick in Lucys gegenwärtiges Leben. Diese Wechsel sind der Autorin ebenfalls gut gelungen und lockern die Geschichte auf.
Bedauernswerter Weise ist es der Autorin allerdings nicht gelungen bei mir richtige Spannung aufkommen zu lassen und mich zu fesseln. So wies die Geschichte durchaus seine Längen auf und häufig fragte ich mich, wo diese Handlung noch hinführt. Ich habe zu keiner Zeit so richtig in die Geschichte hinein gefunden, dennoch war ich sehr gefangen von den historischen Hintergründen und Informationen, dass ich dennoch dran geblieben bin. Auch Lucy war mir überaus sympathisch und ihre starke Persönlichkeit hat mich sehr beeindruckt. Für mich war sie ein überaus willensstarkes junges Mädchen, das ihren Weg gegangen ist, gegen alle Widrigkeiten. Zudem war es äußerst interessant, wie sie sich gegen so einige Widerstände zur Wehr gesetzt hat. Schade bleibt aber, dass es der Autorin nur in Ansätzen gelungen ist, die interessanten und spannenden Ideen und Grundthemen auch entsprechend aufzuarbeiten und miteinander zu vereinen.
Kurz & gut – mein persönliches Fazit
Dieses Buch hat mich etwas zwiegespalten zurück gelassen – einerseits packten mich die historischen Details über die ägyptischen Ausgrabungen und die Entdeckungen der Gräber der Pharaone, doch andererseits konnte mich die gesamte Rahmenhandlung leider nicht mitreißen, obwohl sie durchaus so einiges Potential aufwies. Auch die erwartete Romantik blieb auf der Strecke. Insgesamt ist „Die fernen Tage“ vor allem ein Buch, dass vor allem Leser beeindrucken und mitreißen dürfte, die sich vorrangig für die ägyptische Geschichte interessieren und denen dabei die Rahmenhandlung zweitrangig ist.
© Rezension: 2014, Sandra „Sunny liest“
- Michael Kumpfmüller
Die Herrlichkeit des Lebens
(77)Aktuelle Rezension von: ArmilleeIn diesem Buch wird das Leben im letzten Jahr von Franz Kafka beschrieben. Eine ganz andere Zeit. Er war schwer krank und mit den gelesenen Seiten verlor er immer mehr an Gesundheit. Tuberkulose, oder auch Schwindsucht genannt. Ich wusste weder etwas über die Symptome, noch wusste ich irgendetwas über diesen Mann. Das war wohl eine Bildungslücke.
Obwohl die Ansichten der Menschen aus heutiger Sicht wohl sehr angestaubt wirken, konnte ich nicht aufhören zu lesen. Ich wurde in einen andere Zeit versetzt, an mehrere Handlungsplätze. Besonders die Zeit nach dem 1. Weltkrieg in Berlin, die Inflation, die Wohnungsnot, die Kälte und die Anfeindungen gegen das jüdische Volk.
Für mich war Franz Kafka aber überhaupt nicht die Hauptperson, sondern es war Dora Diamant, die mit ihrer Hingabe und großen Liebe zu ihm unglaubliches geleistet hat. Ich bewundere diese Frau. Ihrer beiden Liebe war so tief und doch so unschuldig, wie ich es mir in der heutigen Zeit nicht mehr vorstellen kann.
Durch Zufall habe ich entdeckt, dass das Buch verfilmt wurde.
- Marieke van der Pol
Brautflug
(128)Aktuelle Rezension von: abuelitaAnfang der 50iger Jahre wandern drei junge Frauen aus den Niederlanden nach Neuseeland aus. Sie nehmen den sogenannten Brautflug – die Stadt Christchurch will ihr hundertjähriges Bestehen feiern und zwar mit einem Flugrennen. Die KLM möchte in der Handicap Klasse mitmachen – mit einem Frachtflugzeug das umgebaut wurde und das 64 Menschen mitnehmen kann. Jedem, der sich damals dann als Auswanderer anmeldete, wurde so ein Angebot unterbreitet.
So begegnen sich Ada, Marjorie und Ester – und treffen auch den jungen Frank, dessen Zukunft noch ungewisser ist als die der jungen Frauen. . Niemand ahnt, dass dieser Flug sie für ihr ganzes Leben miteinander verbinden wird….
Mich hat dieses Buch bzw. die Schicksale der Frauen fasziniert. Am wenigsten mochte ich Marjorie – aber so wird wohl jeder Leser seine eigene Vorlieben oder Abneigungen entwickeln…. 😊
Über lange Jahre hinweg begleitet die Autorin diese drei Frauen und Ihr Leben. Beschreibt das sehr genau und einfühlsam und das alles ist auch wirklich spannend.
Kann ich also durchaus empfehlen!
- Charles Bukowski
Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
(192)Aktuelle Rezension von: mabo63Autobiografischer Text von C. Bukowski. Erzählt wird seine von Gewalt und Hoffnungslosigkeit geprägte Kindheit in den USA.
Sein Vater verlor in den 1920 Jahren während der Wirtschaftskrise seinen Job und geht um den Schein zu waren trotzdem jeden Morgen aus dem Haus und lässt seine Wut an seinem Sohn aus. Und dies mit gnadenloser Gewalt.
Henry (so nennt sich Bukowski in diesem Buch) erlebt die Hölle, er wünschte dem Vater mehrmals den Tod.
Als Einzelgänger und von seinen Mitschülern respektlos 'Sauerkrautfresser' verspötelt wehrt er sich selber mit Gewalt. Alkohol und Hass auf alles sind sein Ventil. Einzig Bücher vermag den jungen Bukowski einigermassen zu interessieren.
Ungeschminkter Text, keine leichte Kost und trotzdem eine Lese - Empfehlung von mir.
- Arnaldur Indriðason
Duell
(53)Aktuelle Rezension von: ChiarraNachdem ich die komplette Krimiserie um Erlendur gelesen habe, war ich neugierig auf deren „Vorgeschichten“. Dieser erste Teil der Vorgeschichten hat mir leider nicht gefallen. Es kam nicht so viel Interessantes über das "Vorleben" der Protagonisten der Erlendur-Serie heraus wie ich es mir erhofft hatte. Der Kriminalfall selber wird um ein historisch stattgefundenes Ereignis herum aufgebaut: das „Match des Jahrhunderts“ im Schachspiel zwischen dem amerikanischen Herausforderer Bobby Fischer gegen den Russen und Weltmeister Boris Spasski. Dieses Ereignis wird für den Hintergrund der Geschichte verwendet, aber ist wohl leider teilweise auch dafür verbogen worden. Aus meiner Sicht war die Idee für die Geschichte zwar gut, aber zu konstruiert und ein wenig als Revolver-Pistole umgesetzt. Selten, dass ich die Zeit lieber für das Lesen eines anderen Buches verwendet hätte. Hier ist es der leider der Fall gewesen.
Gelesen und bewertet 01.05.2023
- Ulrike Renk
Das Lied der Störche
(148)Aktuelle Rezension von: MarinaHEs ist schon das dritte Buch, welches ich von Ulrike Renk lese und ich muss sagen, sie ist nicht wirklich meine Lieblingsautorin. Ich hatte mir etwas anderes unter diesem Buch vorgestellt, man kann es gut lesen, aber bei mir wird es nicht in Erinnerung bleiben.
Der Schreibstil ist sehr flüssig und einfach, man kommt gut durch das Buch und es gibt keine Probleme damit. Auch zieht sich keine Stelle zu lang, die Aufteilung hat mir auch gefallen.
Leider konnte ich die verschiedenen Charaktere durch das Buch nur mäßig kennenlernen. Der Hauptcharakter hat sich überhaupt nicht ihrem Alter entsprechend verhalten. Sie kam mir nicht so vor als wäre sie 19, sondern Mitte 40.
Die Geschichte an sich hat mir nicht gefallen, es gab keinen richtigen Spannungsbogen und unter dem “dunklen Geheimnis” von Ax habe ich mir wirklich etwas anderes vorgestellt.
Es war nun meine dritte Chance, die ich der Autorin gegeben habe, aber ich glaube es war damit auch meine letzte.
Die Reihe werde ich auch nicht mehr weiterlesen. - Martin Kluger
Die Gehilfin
(21)Aktuelle Rezension von: Barbara62Wissenschaftshistorische Romane haben Konjunktur, das sieht man z. B. bei Kehlmanns Bestseller Die Vermessung der Welt. Auch Martin Klugers neuer Roman Die Gehilfin gehört in dieses Genre, allerdings stellt Kluger im Gegensatz zu Kehlmann eine erfundene Figur in den Mittelpunkt: Henrietta Mahlow.
Bei ihrer Geburt in der Berliner Charité in den 1880er-Jahren stirbt ihre Mutter. Ihr Vater, ein kleiner Schreiner, verfällt zunehmend dem Alkohol. Aus Mitleid bieten Mitarbeiter der Charité ihm eine Tätigkeit als Krankenpfleger bei den Tuberkulosekranken an. So wächst Henrietta in der Charité auf, ihre Kindheit und Jugend verbringt sie zwischen Krankensälen, Leichenkellern, Nährbodenküchen und Laboratorien und wird zum Maskottchen der Ärzte, die in diesen Jahren die Medizin revolutionieren: Rudolf Virchow, Robert Koch, Emil Behring und Paul Ehrlich.
Das vertraute Verhältnis findet jedoch ein abruptes Ende, als die intelligente, neugierige und ehrgeizige junge Frau Medizin studieren und forschen will. So fortschrittlich man in der Charité in medizinischen Fragen denkt - die gesellschaftlichen Strukturen sind zementiert. Doch so leicht lässt sich Henrietta nicht entmutigen: Als Student verkleidet, schleicht sie sich in Hörsäle und beginnt, auf eigene Faust zu forschen ...
Martin Kluger erzählt in Die Gehilfin eines der spannendsten Kapitel deutscher Forschungsgeschichte und zugleich die traurige Geschichte einer Frau, die aufgrund ihrer Herkunft und ihres Geschlechts weder ihren Lebenstraum noch ihre große Liebe verwirklichen kann.
Leider konnte mich die Geschichte trotz des interessanten Hintergrunds nicht vollständig überzeugen, zu bemüht und zu konstruiert wirkte sie auf mich.
- Marc Levy
Kinder der Hoffnung
(84)Aktuelle Rezension von: liceys_buecherwunderlandDas Buch habe ich vor Jahren gelesen. Ich erinnere mich richtig gut daran, wie sehr mich das Buch berührt hat. 🥺 Die unerschütterliche Hoffnung, gemischt mit der Verzweiflung und Grausamkeit der Zeit ging mir richtig nahe und hat mir ziemlich viele Tränen abverlangt. 😢
Den Schreibstil von Marc Levy mag ich zudem richtig gerne.
Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung. 😊
Eure Licey ☘️
- Gerd Schneider
Kafkas Puppe
(38)Aktuelle Rezension von: lovelylarkiAls ich den Klappentext gelesen hatte, dachte ich sofort an den Hasen Felix, den ich als Kind so gerne mochte. Die Geschichte ähnelt sich auf jeden Fall: Eine Puppe geht verloren und schreibt der jungen Besitzerin von ihren Reisen. Hinter den Briefen steckt jedoch Franz Kafka, welcher durch die Begegnung mit dem kleinen Mädchen neue Lebensfreude gewinnt. Er lässt keinen Tag aus, um die Illusion der lebendig gewordenen Puppe aufrecht zu erhalten und sich neue Abenteuer für die Puppe einfallen zu lassen.
Das Buch hat einen besonderen, zur Zeit der Story passenden Stil. Manche Passagen waren für mich ein wenig zu träumerisch.. Die wörtliche Rede war nicht immer klar abgegrenzt, sodass ich manche Textstellen nicht ganz einordnen konnte. Insgesamt las ich das Buch trotzdem gerne und war ganz gespannt auf die neuen Briefe der Puppe.Da sich das Buch an der Biografie von Franz Kafka orientiert, kommt es zu einem tragischen Ende der Geschichte. Zum Schluss erfährt man noch ein paar interessante Informationen über das Leben des Schreibers. Wie sich herausstellte, ist nicht alles an der Geschichte des Mädchens und ihrer Puppe erfunden.
Ich empfehle das Buch insbesondere Kafka-Fans, aber auch allgemein Literaturbegeisterten, die sich gerne auf eine kleine Fantasiereise einlassen. - Ulrike Renk
Die Jahre der Schwalben
(114)Aktuelle Rezension von: anne_foxIm zweiten Teil der Familien-Saga geht es um Frederike die mit Ax einem Gutsbesitzer verheiratet wird. Man hat ihr verheimlicht das ihr Mann sterbenskrank ist und sich statt um sein Gut kümmern zu können, ist er jahrelang in diversen Sanatorien, darunter auch in Davos. Frederike ist gezwungen das Gut zu leiten. Da sie eine schlaue und wissbegierige Frau ist schafft sie das auch. Doch nach dem Tod ihre Mannes ist sie ganz alleine bis sie ihren neuen Ehemann Gerald kennenlernt. Alles spielt sich in de Zeit des heraufkommenden Zweiten Weltkrieges ab, der Friderike und der ganzen Familie viel abverlangen wird.
Fazit:
Etwas langatmige Handlung, hoffe der dritte und letzte Teil wird besser.
- Thomas Bernhard
Die Autobiographie
(10)Aktuelle Rezension von: LysanderEinbändige Leinenausgabe der Bücher, die mit zum Besten gehören, was T. B. je geschrieben hat - da sollten die vergilbten dtv-Einzelausgaben allmählich im Karton verschwinden ... - Gerhard Jaeckel
Die Charité
(3)Aktuelle Rezension von: Jens65Die Biographie einer Klinik ist ja auf den ersten Blick nicht unbedingt das spannendste vorstellbare Sujet. Aber das Buch von Gerhard Jaeckel belehrt den Leser eines Besseren: Aus der Geschichte einer traditionsreichen Institution macht er eine spannende und abwechslungsreiche Erzählung. Angefangen von der Gründung der Charité als Pesthaus bis hin zu den Geschehnissen nach dem zweiten Weltkrieg versteht sich das Buch auch als Portrait der Zeit und der Stadt Berlin - und natürlich auch der berühmten Mediziner, die hier ihrem Beruf und ihrer Berufung nachgingen. Langweilig wird die Lektüre nie, denn die verschiedenen Epochen der Geschichte der Klinik werden in Stories aus dem Leben der jeweiligen Zeit eingebunden. Man bekommt mit diesem Buch letztlich drei in einem: Die Geschichte eines Berufes, denn die Charité war die Wiege zahlreicher Quantensprünge der operativen Medizin; die Geschichte einer Klinik und einer Stadt; und schließlich die Geschichte der Gesellschaft dieser Stadt. Auch für Nichtmediziner ein Genuß. - Sarah Perry
Die Schlange von Essex
(168)Aktuelle Rezension von: wbetty77Eine Seeschlange soll ein Dorf in Essex in Angst versetzen. Als die frisch verwitwte Cora die Geschichte hört, reist sie dorthin. Schon als junge Frau interessierte sie sich für biologische Forschung. Ihr ungewöhnliches Auftreten und ihre forsche Art lassen den Dorfpfarrer nichts Gutes ahnen, da er sich sehr bemüht, die Bewohner zu überzeugen, dass es keine mordende Monsterschlange gibt und es sich um tragische Unfälle handelt. Trotz seiner Vorbehalte fühlt sich der Pfarrer bald zu Cora hingezogen.
Ich habe den Roman vor langer Zeit als Mängelexemplar gekauft und habe mich nun auf die Geschichte eingelassen. Sie spielt im viktorianischen Zeitalter. Cora wurde in ihrer Ehe misshandelt und erkämpft sich nun ihr eigenes Leben.
Der Roman handelt von Aberglauben, Freundschaft und Liebe. Es gibt einige Charatere und Handlungsstränge. Streckenweise wurde es mir zu langatmig, doch man kann problemlos ein paar Seite querlesen. Alles in allem ist es ein gelungener und unterhaltsamer Roman, der sogar als Miniserie verfilmt wurde. In der Hauptrolle Claire Danes. Wer gerne britische Geschichten liest, die im 19. Jahrhundert spielen, wird das Buch sicher mögen. - John le Carré
Der ewige Gärtner
(64)Aktuelle Rezension von: P_GandalfGleich vorweg. Man braucht Ausdauer, um in diesen Roman hinein zu finden!
Tessa Quayle, die Ehefrau eines britischen Diplomaten in Kenia wird zusammen mit einem einheimischen Fahrer und einem schwarzafrikanischen Arzt mit belgischem Pass ermordet.
Tessa, jung, gutaussehend, wagemutig und so schrecklich unangepasst wird schnell alles mögliche unterstellt. Derweil versucht die britische Botschaft den Fall "klein" zu halten. Langsam aber sicher stellt sich aber heraus, dass Tessa und Dr. Arnold Bluhm einem Pharmaskandal auf der Spur waren. Wieso mussten Tessa und Arnold (und der arme Fahrer) sterben?
Meinung:
Der Anfang zieht sich, da es Le Carré anscheinend wichtig ist, die kleine, heile Welt der Diplomaten zu charakterisieren und bloßzustellen. Gloria und Sandy Woodrow sind schon ganz besondere Typen. Justin Quayle nicht minder.
Erst als die Auslandsabteilung von Scotland Yard, die Morde genauer untersucht, wird es interessant und so manches Lügenkonstrukt hält den Fragen der Ermittler nicht stand.
Weiter will ich hier nicht gehen, um nicht zu viel von der Story zu verraten.
Als störend habe ich die extrem langen Absätze in Verbindung mit einer recht kleinen Schrift gefunden. Auch auf einem E-Reader unglücklich.
Fazit:
Vielleicht wirklich nicht das beste Buch von John Le Carré. Aber eines mit Tiefgang. Auch wenn seit dem Erscheinen im Jahre 2000 inzwischen 22 Jahre vergangen sind, ich glaube, nix hat sich geändert. Siehe die Belieferung der 3. Welt mit Corona-Impfstoffen und die vielen Bürgerkriege und Hungersnöte in Afrika. Wenn man an die Lage im Süd-Sudan heute denkt, erscheint die Lage von 1999/2000 fast schon paradiesisch.
Vor allem aber wegen der gekonnten, in sich logischen und stimmigen Aufarbeitung eines schwierigen Themas ohne dabei reißerisch zu sein, gebe ich hier 5 anstelle von 4 Sternen.
- Hellmuth Unger
Robert Koch
(1)Aktuelle Rezension von: BuchgespenstSein Traum war es, die Welt zu sehen. Stattdessen ließ sich Robert Koch als Allgemein Mediziner und Ehemann im kleinen Wollstein nieder. Sein Forschungsdrang lässt sich aber nicht einsperren. Während ihm die große Welt noch verschlossen bleibt, erforscht er die Welt der Krankheiten. Alles beginnt mit dem Milzbrand und damit steigt er zum großen Wissenschaftler auf, der schließlich mit der Entdeckung des Tuberkulose-Bakteriums den Höhepunkt seines Ruhms erreicht und die Welt der Medizin für immer verändert.
Hellmuth Unger hat mit dieser knapp 200 Seiten langen Romanbiografie ein eindrucksvolles Portrait eines großen Arztes vorgelegt. Er erzählt ein Stück Medizingeschichte, unterhaltsam, sachlich und gespickt mit kleinen Anekdoten. Der Fokus liegt selbstverständlich auf Robert Koch, aber auch über seine Forschungsassistenten und medizinischen Kapazitäten der Zeit erfährt man eine Menge. Immer wieder geht es auch um Zeitgeschichte, so wie die Fehde zwischen dem sehr nationalistisch denkenden Pasteur und dem nur an Forschung interessierten Koch als es um ein internationales Hilfegesuch Ägyptens an Deutschland und Frankreich geht.
Vielseitig, komplex und spannend entrollt sich vor dem Leser ein Panorama von Eindrücken und geschichtlichen Details. Die romanhaften Züge und Anekdoten lassen die Lektüre zu purem Lesevergnügen werden. Gleichzeitig lernt man viel und doch wird alles zu einem großen Abenteuer!
Eine atemberaubende Romanbiografie, die sich nicht aus der Hand legen lässt. 1947 erschienen führt sie dem Leser noch mal vor Augen wie jung unser umfassendes Verständnis von Ansteckung, Behandlung und medizinischer Forschung ist und wie nah die Zeit der verheerenden Seuchen wie Typhus, Cholera und Tuberkulose in Europa doch noch ist. So lange ist es noch nicht her als auch bei uns Milzbrand die Herden dezimierte und Choleraepidemien Landteile entvölkerte. Anfang des 20. Jahrhunderts – und dass wir heute so ganz anders dastehen ist unter anderem diesem großen Arzt zu verdanken: Robert Koch.
Eine klare Leseempfehlung!