Bücher mit dem Tag "tübingen"
56 Bücher
- Antonia Michaelis
Nashville
(175)Aktuelle Rezension von: Kitty_CatinaEines vorerst: Wenn man einen total realistischen Jugendthriller sucht, bei dem absolut alles Sinn ergibt und die Charaktere zu jeder Zeit nachvollziehbar handeln, dann sollte man von diesem hier vielleicht lieber die Finger lassen. Ebenso, wenn man mit poetischen und verspielten Schreibstilen nichts anfangen kann. Sollte man allerdings in ein märchenhaftes Jugendbuch mit kuriosen Charakteren und einer spannenden Geschichte eintauchen wollen, dann muss man hier zugreifen, auch, wenn das Buch nicht mehr allzu neu ist.
Die Geschichte beginnt dabei schon recht skurril, nämlich mit einem offensichtlich verstörten Jungen, der in Svenjas Küchenschrank auf dem Kopf steht, wird aber immer skurriler, als sich Svenja diesem Jungen auch noch annimmt, ohne die Polizei oder das Jugendamt einzuschalten. Als dann immer mehr Morde an Obdachlosen geschehen, wird es richtig spannend. Zwischenzeitlich entstehen Freundschaften, es geschehen unerwartete Dinge und die Beziehung zwischen Svenja und Nashville wird immer unumstößlicher, selbst als es für sie immer weiter den Bach heruntergeht. Genau diese Freundschaften und die sich entwickelnde, ehrliche Liebe zwischen den beiden macht dieses Buch so toll und märchenhaft. Dazu kommen dann noch die Mordfälle und die lauernde Gefahr, welche das Buch super spannend macht. Außerdem wird man immer wieder auf eine falsche Fährte gelockt. Jeder könnte der Täter sein, es ist also wie das Wolfsspiel.
Passend zu dieser besonderen Geschichte sind auch die einzelnen Charaktere sehr besonders, allen voran Svenja, die sich aufopfernd um Nashville kümmert, was keine leichte Aufgabe ist. Dennoch findet sie einen Draht zu ihm und tut ihr Bestes. Nashville selbst ist ein zutiefst verstörter Junge, der komische Dinge tut und sich nicht einfangen lässt. Dann gibt es da noch die eher alternativen Jungs aus dem besetzten Haus Nummer drei. Friedel, der wie Svenja Medizin studiert, aber das eigentlich gar nicht will, der Spanier Kater Carlo, welcher ständig die Worte durcheinander bringt und Thiery, der eher unauffällige Franzose. Es gibt Katleen, die gerne kocht und backt und ihr Gemüse, Fleisch und Fisch am liebsten auf einer Bank an der frischen Luft schneidet. Ebenso wichtig für die Geschichte ist der junge Arzt Gunnar und auch die Gruppe Obdachloser, die irgendetwas mit Nashville zu tun haben, lernt man besser kennen. Alle sind dabei absolut unterschiedliche Charaktere, die durchaus nicht ganz normal sind und oftmals absolut nicht so handeln, wie man es erwarten würde.
Geschrieben ist das Buch zudem gar nicht einmal so einfach, sondern sehr verschnörkelt und künstlerisch, mit vielen Metaphern und sonstigen Stilmitteln. Deshalb habe ich auch anfangs etwas gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden. Mit der Zeit wurde es aber immer besser und als ich mich einmal an den interessanten Schreibstil gewöhnt hatte, war ich mitten in der Geschichte drin und wurde von ihr bis zum Ende mitgerissen.
Alles in allem ist dieses gesamte Buch etwas Besonderes, nichts was man in kürzester Zeit durchliest, aber dafür märchenhaft, skurril und irgendwie großartig. Allerdings sollte man sich auch bewusst sein, dass es hier ziemlich viele Sexszenen gibt und es auch ab und zu recht brutal zugeht, weshalb ich das Buch nicht unbedingt ab vierzehn empfehlen würde. Insgesamt kann ich es aber absolut empfehlen, wenn man sechzehn und älter ist.
- Andreas Liebert
Die Tochter des Hexenmeisters
(8)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerTja, was soll ich sagen, hab das Buch nur aus Neugierde mal aufgeschlagen und konnte es nicht mehr aus der Hand legen. Mir hat es sehr gut gefallen, ließ sich sehr gut lesen. Eine gelungene Mischung aus historischen Roman und Krimi. Man weiß bis fasst zum Schluss nicht, wer hinter den Morden steckt. Ich kann das Buch nur empfehlen! - Veit Müller
Zwischen den Zeilen lauert der Tod
(5)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDer erste Teil der Luka Blum - Reihe. Ein Regionalkrimi aus der Feder des freien Journalisten und Autor, Veit Müller. Seine Krimis vermitteln immer den Eindruck, als wäre er selber Luka Blum, zumindest was bei der Darstellung seines Protagonisten. Eine Frau wird nachts kaltblütig in ihrem Schlafzimmer ermordet. Einige Tage später wird Luka Blums Bekannte, Vanessa entführt, dabei kommt sie fast ums Leben. Bei der Frage nach dem Täter ermittelt Luka gemeinsam mit seiner Freundin, Nelly, auf eigene Gefahr. Leider entpuppt sich dies als ein Fehler, den Luka Blum später bitter bereuen wird. Doch als endlich der entscheidende Fehler passiert, bugsiert sich Luka Blum selber in eine brenzlige Situation. Wird er sich und seine irischen Freundin aus den klauen des Killers befreien können? Der Autor, Veit Müller beschreibt nahezu jedes einzelne Detail und lässt einem völlig an Luka Blums Ermittlungen teilhaben. Dieses Genaue gibt dem Buch das gewisse Extra! Man sollte am besten gleich mit dem zweiten Teil, Tod im Schönbuch kaufen, denn nach dem ersten Band dieser Reihe, hat man absolut Lust auf mehr! Wer also auf den Geschmack gekommen ist, sollte jetzt unbedingt zuschlagen! Diese Buch alles was Krimis brauchen: Blut und Spannung! Einen Ermittler mit eigenem Charme und ab und an einer kleinen prise Witz. © 2010 bei Wolfbooks. Geschrieben von Marcel Rahn. - Felix Huby
Der Bluthändler
(11)Aktuelle Rezension von: campino246Herr Mende hat einen Herzinfarkt und soll ein Herz implantiert bekommen. Als sein Herz entfernt ist, stellt sich heraus, dass das neue Herz abgestorben ist und Herr Mende stirbt.
Das Thema ist interessant und deswegen hat mich der Krimi interessiert, obwohl ich kein Krimifan bin. Leider hat mich der Krimi nicht überzeugt. Man merkt, dass es sich um eine Reihe handelt und ohne die Vorgänger findet man sich schlecht in dem Buch zurecht.
Der Mord und die Ermittlungen selber haben mich dann auch nicht überzeugt. Mir war es zu oberflächlich, zu wenig emotional und zu sehr dem Zufall überlassen.
Mir erschloss sich auch nicht, warum noch in einem weiteren Fall ermittelt werden muss und warum die Staatsanwaltschaft und so weiter als unfähig dargestellt werden musste und wie die Beziehungsgeflechte zwischen den Ermittlern sind.
Der Schreibstil an sich hat mir aber gut gefallen. - Peter Härtling
Hölderlin
(13)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerSie sind kein studierter Germanist und / oder literaturwissenschaftlich erfahrener Hölderlin-Forscher? Sie lieben Literatur, interessieren sich für den Menschen dahinter und möchten auf lebendige und anschauliche Weise mehr über die historischen Hintergründe des Schriftstellers erfahren? Dann haben Sie mit dem Erwerb von Peter Härtlings Hölderlin-Biographie den richtigen Griff getan. Der Verfasser erzählt nicht nur Hölderlins Lebens- und Leidensgeschichte, sondern er tritt auch gelegentlich aus seinem Erzählstrang heraus und bringt eigene subjektive Gedanken zum Ausdruck. So fragt er sich an einer Stelle, wie die Ankunft Hölderlins im Waltershauser Schloss vonstatten gegangen sein könnte. Der Leser erhält auf die Weise den Eindruck einer Teilhabe an Hölderlins Leben. Auch die zunehmende geistige Verwirrung des Literaten beschreibt Härtling einfühlsam und anschaulich. Ein biographischer Roman, der den großen deutschen Dichter Hölderlin lebendig und phantasievoll auch Nicht-Germanisten näher bringt. - Wladimir Kaminer
Mein deutsches Dschungelbuch
(114)Aktuelle Rezension von: HoldenWladi schildert seine erste Lesereise im Anschluß an "Russendisko" und berichtet humorvoll und pointiert über das,. was er in der provinz erlebt hat. Das Ganze ist subjektiv von seinem Standpunkt aus geschrieben, und ihninteressiern eher die persönlichen Eindrücke als die Stadtgeschichte o.ä. Der Leser staunt, grinst und wünscht sich, daß W.K. auch seine eigene Stadt besucht hätte. - Sofia Mai
Herzklopfen im Ländle
(5)Aktuelle Rezension von: black_snapperLeonie ist Richterin am Amtsgericht in Ulm. Sie ist gerade auf dem Weg zu einem Arbeitseinsatz in Helsinki, als ihre alleinerziehende Schwester Sabine überraschend ins Krankenhaus muss. Selbstlos sagt Leonie zu, sich so lange um Sabines Haus, den Hund, das Wochenend-Cafe und ihre Tochter Amelie zu kümmern.
Daß der Alltag chaotisch wird und vieles nicht glatt läuft, ist klar. Vieles fand ich lustig oder hatte gehörigen Respekt vor Leonies Courage. Was mir aber ziemlich auf die Nerven gegangen ist, war das Pubertier Amelie. In meinen Augen hatte sie einen zu großen Raum im Buch. Dafür kam die Liebesgeschichte zwischen Nachbar Max und Leonie zu kurz. Schade, ich hätte es mir umgekehrt gewünscht. Auch mag ich es lieber, wenn die Protagonisten mehr miteinander reden und weniger Missverständnisse schüren.
Sehr schön fand ich das Setting. Baden-Württemberg hat so tolle Ecken. Und das kommt hier auch wirklich gut rüber. Ob Stadt oder kleine Ortschaft auf dem Land, grüne Felder, Weinberge, die Bilder sind sofort in meinem Kopf aufgeploppt.
- Asfa-Wossen Asserate
Ein Prinz aus dem Hause David
(5)Aktuelle Rezension von: ChiefCAsfa-Wossen Asserate hat mit Manieren" einen brillant geschriebenen Bestseller-Erfolg gelandet. Vor kurzem hat Asserate, der als äthiopischer Prinz geboren wurde und aufgewachsen ist, seine Lebensgeschichte "Ein Prinz aus dem Hause David" vorgelegt und auch sie ist absolut lesenswert. Asserate lebt seit 1968 in Deutschland und arbeitet heute in Frankfurt als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten. Der Großneffe des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie ist von Kindheit an mit der deutschen Sprache und Kultur verbunden. Er gehörte 1968 zu den ersten Abiturienten der Deutschen Schule in Addis Abeba und zeigte sich schon dort von deutschen Phänomenen fasziniert, nicht nur von den Klassikern sondern auch von Kuckucksuhren und kölschem Karneval - der an seiner Schule gefeiert wurde. Nach dem Abitur beginnt er in Tübingen sein Studium. Er tritt einer Studentenverbindung bei und sitzt mit Anzug und Krawatte in seinen Vorlesungen. Wohlgemerkt, wir schreiben das Jahr 1968!!! Ganz ohne kleine Kulturschocks übersteht Asserate die ersten Jahre in Deutschland nicht. Doch es überwiegt die Liebe zu diesem Land, das sich selbst oft so wenig liebenswert findet. Der Prinz, der einer der ältesten Monarchien der Welt entstammt, singt in seiner soeben erschienen Autobiographie ein anrührendes Loblied auf Dinge, die hierzulande gerne als spießig und rückständig verunglimpft werden. So mag er die Vielfalt der deutschen Dialekte ebenso wie das kleinstädtische Leben, das sich seiner Tradition verbunden wisse. Doch in seinem Buch Ein Prinz aus dem Hause David und warum er in Deutschland blieb" geht es nicht nur um die Deutschen - und das ist gut so. Denn Prinz Asfa-Wossen beschreibt nicht nur spannend sein Aufwachsen in der kaiserlichen Familie Äthiopiens. Er schildert auch die tragische Geschichte, die dieses afrikanische Land in den letzten Jahrzehnten erduldet hat, und die untrennbar mit der Geschichte seiner eigenen Familie verbunden ist. Sein Vater wurde 1974 von den Rebellen ermordet, die Äthiopien später bis 1991 in eine sozialistische Diktatur verwandelten. Seine Mutter und seine Geschwister waren viele Jahre lang in Haft, ihr Schicksal ungewiss. Doch der Prinz kämpfte nicht nur für die Freilassung seiner Verwandten sondern auch für die anderen Menschen in Ätiopien. Bereits 1975 gründete er vom Exil aus die erste äthiopische Menschenrechtsorganisation und 1994 rief er Orbis Aethiopicus" ins Leben, eine Gesellschaft zur Erhaltung und Förderung der äthiopischen Kultur. Diese Kultur hat eine 3000-jährige Tradition. Der letzte Kaiser Haile Selassie galt als 225. Nachfolger der Königin von Saba und des Königs Salomon und somit auch König Davids. Zu den direkten Vorfahren soll aber auch der Prophet Mohammed gehören. Bereits im vierten Jahrhundert dann trat der König von Axum in Äthiopien zum Christentum über. Der christliche Glaube spielt auch für Prinz Asfa-Wossen eine zentrale Rolle. In einem Interview nennt er Jesus sogar den Begründer der guten Manieren. Denn schließlich war er es, der sagte: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst." Auch Jesus stammte bekanntlich aus dem Hause David. Deshalb meinte ein Stern"-Reporter leicht provokant zu Prinz Asfa-Wossen: Gottes Sohn - Ihr Ahne." Der Prinz konterte jedoch nonchalant: Ihrer auch. Wir sind ja alle Brüder." Eine schöne Antwort, ein schönes Buch. - Silvia Stolzenburg
Die Salbenmacherin
(51)Aktuelle Rezension von: Daniela_WeigelDie sechzehnjährige Oliviera hat sich unsterblich in Laurenz verliebt. Er ist ein Handelspartner ihres Vaters. Ihre Yiayia versucht sie davon abzuhalten, bedeutet es doch, dass Oliviera ihre Heimat Konstantinopel verlassen muss, um mit ihrem Gemahl nach Tübingen zu reisen. Die verliebte Oliviera kann nicht anders, mit einer List gelingt es ihr, ihren Vater dazu zu bringen, sie mit ihm zu verheiraten. Schon auf der Reise beginnt Laurenz, sich zu verändern. In Tübingen angekommen, lässt das Hochgefühl schnell nach. Die Tübinger tuscheln hinter ihrem Rücken und schon bald schlägt ihr offener Hass entgegen. Laurenz ist ihr keine Hilfe, er wird ihr immer fremder und vernachlässigt sie.
Bei ihrem Wunsch Salben und Arzneien herzustellen, wie sie es von ihrer Großmutter gelernt hat, findet sie Unterstützung bei Götz, ihrem Schwager. Die beiden Brüder verstehen sich nicht besonders gut. Als ihr einziger Verbündeter wird ihr Götz immer wichtiger. Als sie das dunkle Geheimnis von Laurenz herausfindet, gerät ihre Welt ins Wanken.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Oliviera und Laurenz geschildert, so kann man tief in die Seele der beiden schauen, ist sehr nahe an den Charakteren dran und kann die Gefühle sehr gut nachvollziehen. Es gibt noch einen weiteren Erzählstrang, der Charakter ist düster und erschreckend und mich hat es oft gegruselt.
Silvia Stolzenburg schreibt sehr bildlich und wortgewaltig, sie hat hier eine Spannung aufgebaut, die mich oft mit schnell klopfendem Herzen hat weiterlesen lassen. Diese Geschichte vereint Historie und Krimi. Interessant war für mich die Heilkunde, das fand ich sehr spannend. Ich freue mich auf die weiteren Teile, denn ich muss unbedingt erfahren, wie es mit Oliviera weitergeht.
Von mir gibt es 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung
- Leonie Müller
Tausche Wohnung gegen BahnCard
(8)Aktuelle Rezension von: CumuluscitrusTitel und Klappentext klangen vielversprechend, auch die ersten Seiten waren noch spannend.
Spätestens ab Seite 100 war das Buch für mich nur noch Quälerei. Erwartet hatte ich eher ein Buch, das authentisch ist, Begegnungen oder Situationen beschreibt. Es gibt es zwar einige wenige, die wirken für mich aber immer etwas abgehoben und verlieren sich schnell wieder in den philosophischen Gedankengängen der Autorin. Auch gute Grundsätze, wie die Themen Konsum oder Minimalismus werden oberflächlich angesprochen, jedoch holt mich dieses Buch dazu einfach null ab.
Wie es nun war, "nirgendwo zu wohnen und überall zu leben" - das wusste ich am Ende immer noch nicht. Wer eine Art Reisebeschreibung oder Erfahrungsbericht erwartet, liegt hier völlig falsch. Wer sich knapp 250 Seiten mit Fragen über Nicht-Orte, Nicht-Existenzen, gedankliche Selbstgespräche und philosophischen Ergüssen über To-Do und Not-To-Listen beschäftigen möchte, der findet es vielleicht gut.
- Sophia Langner
Die Herrin der Lettern
(30)Aktuelle Rezension von: Mary2Die Leser werden von Sophia Langner in das 16. Jahrhundert geführt und tauchen tief in das Alltagsleben einer Handwerker-Familie ein.
Schauplatz ist eine Drucker-Werkstatt in Tübingen sowie weitere Städte des Herzogtums Württemberg.
Protagonistin ist Magdalena Morhart, eine außerordentlich starke Frau im 16. Jahrhundert.
Im Alter von knapp fünfzig Jahren ist sie zwei Mal verwitwet. Ihr zweiter Mann hinterlässt ihr die Drucker-Werkstatt, die sie gemeinsam mit ihren fünf Kindern fortan selbst betreibt.
Sie setzt sich in einem Erbstreit gegen ihren Stiefsohn durch und bleibt über viele Jahre erfolgreiche Leiterin der Buchdruckerei.
Diese Erfolgsgeschichte basiert auf historischen Tatsachen und die gründliche Recherche ist diesem Buch auch jederzeit anzumerken. Persönlichkeiten der Zeitgeschichte werden genau wie einschneidende Ereignisse (z.B. die Pest im Jahr 1555) geschickt eingearbeitet und behutsam um Handlungsträger der fiktiven Ereignisse ergänzt.
So kann man am Schicksal der Protagonistin genau so teilnehmen wie am Leben ihrer Kinder und am Universitäts-Leben der Stadt Tübingen.
Der Erzählstil ist sehr plastisch, das Buch passend in Abschnitte und Kapitel untergliedert und ergänzt durch ein einordnendes Nachwort sowie ein Glossar. Die über 500 Seiten Lektüre lassen sich leicht lesen und haben mich bis zum Ende beeindruckt.
Fazit:
Ein erstklassig recherchierter und lehrreicher historischer Roman aus der Feder einer jungen Wissenschaftlerin, die hier unter einem Pseudonym veröffentlicht hat.
Volle Leseempfehlung für alle Freunde des Genres.
- Michael Wanner
Totgeschrieben
(5)Aktuelle Rezension von: graEine türkische Studentin wird erschossen. Ein Ehrenmord? Oder war es der eifersüchtige Verlobte, oder die erboste Frau ihres verheirateten Liebhabers? An Verdächtigen herrscht kein Mangel. Hanna Kirschbaum, die Professorin der Ermordeten ermittelt sehr zum Verdruß ihres Ex-Mannes, des Hauptkommissars der Polizei. Mit Engagement und Intelligenz löst unsere Professorin den Fall, findet nebenbei noch einen neuen Verehrer und gründet eine Mädchenmannschaft im örtlichen Fußballverein. . Viel zu sagen gibt es nicht über die Geschichte, da sie leider ziemlich dünn ist. Die Wendungen waren vorhersehbar und ich wusste recht bald, wer der Täter ist. Unglücklicherweise sind auch die Figuren nicht besonders gelungen. Insbesondere Prof. Kirschbaum ist eine derart stereotype Emanze, dass ich manchmal überlegen musste, ob ich tatsächlich einen Krimi oder nicht doch eine Satire lese: sie ersetzt konsequent alle männchlichen Begriffe durch weibliche (die Zeugin, die Täterin, die Studentin etc) auch das Wörtchen "man" wird immer zu "frau", was auf die Dauer etwas nervig ist. Sie macht zu Konzentrationszwecken Kopfstand, was sie sich auf einer Indienreise angewöhnt hat und natürlich kann sie virtuos mit Werkzeugen umgehen und ist eine tolle Fußballerin. Die anderen Personen sind ähnlich eindimensional, einzig das Opfer scheint etwas interessanter gewesen zu sein. Ist aber leider tot und darf nicht mehr mitspielen. Auch die Sprache und der Stil können nicht wirklich überzeugen. Zwar ist das Buch sehr flüssig zu lesen, doch werden zu oft Wendungen wiederholt und die Entdeckungen der ermittelnden Dozentin folgen immer dem gleichen Muster. Außerdem gibt es in diesem Buch keine Statisten. Ausnahmslos jede Person, die irgendwann einmal auftaucht, ist für die Lösung von Bedeutung. Das lässt die Handlung unrealistisch erscheinen und erleichtert das Erraten des Täters ungemein, da der Plot einfach nicht raffiniert genug für eine derart begrenzte Personenzahl ist. . Einziger Pluspunkt des Buches und letztendlich auch der Grund, warum ich es gelesen habe, ist das Vergnügen, einen Krimi in der eigenen Stadt zu lesen. Fazit: keinem, der nicht in Tübingen wohnt zu empfehlen und Tübingern auch nur sehr bedingt. - Veit Müller
Tod im Schönbuch
(6)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerEin weiterer Teil der Luka Blum Reihe. Luka Blum der Pfälzer Journalist aus Tübingen. Luka Blum soll den Autor selbst wieder spiegeln. Die Spannung dieses Buches ist unbeschreiblich und die Angst lässt ebenfalls grüßen. Im Naturpark Schönbuch wird ein Mann bei Nacht im Wald kaltblütig ermordet. Einen Tag später findet eine Schulklasse die Leiche des Mannes im Wald. Luka Blum, ein Tübinger Journalist, soll einen Artikel über den Mord schreiben und ermittelt dabei auf eigene Gefahr. Aber die Mordreihe im Schönbuch ist damit nicht beendet und das Grauen streckt weiter seine Klauen aus. Eine Frau stürzt nach kurzer Zeit die Kellertreppe ihres alten Hauses herunter. Luka Blum zweifelt an einem Unfall und begibt sich immer öfter in Lebensgefahr. Alle Geschehen im Schönbuch hängen mit Sagengestalten wie z.B. dem Ranzenpuffer (Ranzen=Bauch bzw. Bierbauch, Puffer=soviel wie Schläger) zusammen. Durch das ganze Buch begleitet Charly, ein mysteriöser Mann, Luka Blum in den gefährlichsten Situationen. Fazit: Diese Buch ist sehr zu empfehlen für Krimiliebhaber. Die Sagengestalten machen das Ganze sehr unheimlich. Leider fehlt noch ein genaues Ende! - Nathalie Schaller
Der Stoff, aus dem die Freiheit ist
(10)Aktuelle Rezension von: BuchperlentaucherTue das, was du willst für dein Leben. Beende ungesunde Beziehungen. Mach etwas, worauf du Bock hast, auch wenn es verrückt erscheint. Vertraue deinen Gefühlen, wage Beziehungen. Lasse dich von deinen eigenen Fähigkeiten überraschen. (Seite 37 + 38)
Diese Tipps zum Glücklich sein stammen nicht aus einem der vielen Ratgeber-Bücher. Es ist das, was Nathalie Schaller immer gelebt hat. Mit gleicher Konsequenz hat sie ihr Ziel verfolgt, nicht dem Mainstream der Mode-Branche zu folgen.
Faire Mode ist deshalb teuer, weil beim Anbau von biologischer Baumwolle auf giftige Pestizide und chemischen Dünger verzichtet wird. Die Zulieferer garantieren existenzsichernde Löhne, eine feste Anstellung, Gesundheitsschutz, keine Kinder- und Zwangsarbeit und vernünftige Arbeitszeiten. (Seite 59)Wie man auch mit einem solchen Konzept erfolgreich arbeiten kann, zeigt Nathalie Schaller eindrücklich auf.
- Kathrin Lange
Septembermädchen
(83)Aktuelle Rezension von: stefanie_skyINHALT:
Eigentlich hat Leonie erst einmal genug von Jungs, doch als ihr Elijah begegnet sind all ihre Vorsätze schnell über Board geworfen. Allerdings ist irgendetwas seltsam an ihm. Und nicht nur das. Vor genau einem Jahr wurde ein junges Mädchen auf dem Trainingsgelände des Capoeira-Clubs ermordet. Einen Club, den auch Elijah nicht selten aufsucht. Als dann noch Leonies' Freundin Amy spurlos verschwindet und ihr ein Obdachloser immer wieder mysteriöse Botschaften zukommen lässt, bekommt sie es mit der Angst zu tun. "Im September sterben Mädchen und du wirst die nächste sein." Nur eine leere Drohung oder bitterer Ernst?
MEINUNG:
Ich bin mit keiner Erwartungshaltung an das Buch heran gegangen und konnte somit auch nicht enttäuscht werden. Der Klappentext hörte sich recht interessant an und ich hatte Lust mal wieder einen recht kurzen Roman zu lesen. In knapp vier Stunden war ich mit diesem Roman auch durch, wodurch er sich bestens für längere Zugfahrten oder verregnte Sonntage eignet. Der Schreibstil ist einfach und schlicht gehalten, was zusätzlich dafür sorgt, dass man durch die Seiten geradezu hindurch fliegt. Auch die Idee ist gar nicht mal schlecht. Allerdings konnte mich die Umsetzung nicht ganz überzeugen. Anfangs beginnt alles noch recht spannend. Man begleitet sowohl Amy, die in einer Art Verließ gefangen gehalten wird und Leonie, die sich Hals über Kopf in Elijah verliebt und sich neben diesem Gefühlschaos noch damit beschäftigen muss, was mit ihrer Freundin geschehen sein könnte. Direkt wird man als Leser in das große Rätselraten um die Frage einbezogen wer denn schließlich hinter dem Mord vor einem Jahr steckte und nun Amy bei sich hält. Unterdessen entfernt sich die Geschichte zwischenzeitlich oft vom Thriller-Genre und die Liebesgeschichte zwischen Elijah und Leo bekommt Vorrang. Trotzdem bleibt der drohende Unterton des Romans stets beibehalten. Ab der zweiten Hälfte schlägt die Geschichte zunehmend schaurigere Töne an. Ab hier häufen sich auch die Vermutungen rund um Amys' Entführer. Die Art und Weise wie sich diese Fragen in Leos' Kopf manifestieren und stetig im Kreis drehen ist größtenteils gut umgesetzt, wäre der Rest der Handlung nicht bereits zu stark konstruiert worden. Somit fällt es beim aufmerksamen Lesen recht einfach auf die Lösung zu kommen, sodass ich schon nach der Hälfte den ungefähren Ausgang wusste. Dadurch war es nicht mehr wirklich spannend weiter zu überlegen. Alle Versuche, die den Leser auf eine falsche Fährte locken sollten schlugen danach komplett fehl. Schade eigentlich, denn trotz dieses ziemlich großen Mankos war ich dennoch gefesselt. Somit fehlte hier einfach eine Prise Raffinesse.
FAZIT:
Ein kurzer Roman für Zwischendurch, der in seiner Konstruktion ein paar Schwächen aufweist. Trotzdem schafft die Autorin es hier eine Atmosphäre zu schaffen, sodass es nie langweilig wird weiter zu lesen. Passend für die verregneten Tage im September ist "Septembermädchen" daher allemal.
Diese und viele andere Rezensionen findet ihr auch auf:
http://schattenfederlein.blogspot.de/ - Ulrich Ritzel
Uferwald
(22)Aktuelle Rezension von: porte-bonheurAuf dieser Plattform wurden schon so gute Inhaltsbeschreibungen eingestellt, dass ich auf eine weitere verzichte. Mein Leseerlebnis will ich aber doch beschreiben, denn für mich war es wirklich ein solches!
Es ist dies nicht meine erste Begegnung mit Ulrich Ritzel gewesen und die hatte mich schon nachhaltig beeindruckt. Und trotzdem bin ich diesem Buch nur über einen Zufall, in einer Bücherkiste mit den Mängelexemplaren begegnet. Auch wenn ich Ritzel schon kannte, war ich angesichts des Erscheinungsjahres dieses kriminalistischen Abenteuers doch skeptisch, denn zwanzig Jahre sind doch eine lange Zeit und, dem Wein ganz ähnlich, nicht viele Kriminalromane vertragen ein solches Alter. Dieser hier aber gehört zu den wertvollen Beständen, die auch nach langer Zeit noch "schmecken". Und wahrhaftig handelt es sich um ein kriminalistisches Abenteuer, das harmlos beginnt und auch beinahe gar nicht zustande gekommen wäre. Hätte Kommissar Kuttler nicht das Heft mit den Erinnerungen von Tilman Gossler gelesen, wäre das Auffinden seiner gestorbenen Mutter ohne Auswirkungen geblieben.
Selten begegnen mir Kriminalromane, die so stimmig sind wie eben die von Ulrich Ritzel. Handlung, Charaktere und Sprache von Uferwald sind beeindruckend und überzeugend - vielleicht liegt das wirklich am Alter. Der Fortgang der Geschichte, die ineinander verwobenenen Schicksale und Handlungsstränge haben mich komplett in die Geschichte hineingezogen und das Buch in einer Nacht lesen lassen. Der Stern hat Ritzel als einen der besten deutschen Krimi-Autoren bezeichnet und dem kann ich nur zustimmen. Und wenn ich demnächst einem weiteren Band von ihm begegne, wird mein Zugriff kein Zögern kennen.
- Silvia Stolzenburg
Blutfährte
(42)Aktuelle Rezension von: Rose75Mit Blutfährte startet Frau Stolzenburg eine neue Krimi/Thriller Reihe um den Feldjäger Mark Becker. Ich kenne von der Autorin schon ein paar historische Romane und war neugierig wie sie einen Thriller schreibt. Sie kann wirklich beides.
Dem Sanitätsfeldwebel Tim Baumann fällt in der Notaufnahme des BWK Ulm ein seltsames Verhalten seines Vorgesetzten im Umgang mit Unfalltoten auf. Er hat einen Verdacht, klaut Akten und taucht unter. Das bedeutet für die Bundeswehr, dass er 'eigenmächtig abwesend' ist und das ist ein Fall für die Feldjäger, die ihn suchen und zurück zur Truppe bringen müssen.
Den Auftrag bekommt Mark Becker und gemeinsamen mit dem Kameraden Müller macht er sich auf die Suche. Erst als ein Toter in einem Hotelzimmer gefunden wird gibt es eine Spur von Tim Baumann. Mark Becker muss mit der Kripo Stuttgart zusammenarbeiten und lernt dadurch die eifrige Lisa Schäfer kennen. Die beiden sind wie Feuer und Eis.
Die Autorin hält die Spannung mit kurzen Kapiteln und wechselnden Perspektiven hoch und man ist schnell mittendrin in dieser Hetzjagd. Da ich die Gegend,in der die Handlung spielt, kenne, hatte ich die Szenen meist vor Auge. Das Ende war ein Showdown wie man ihn von Hollywood kennt.
Zusammengefasst: Ein toller Thriller im Umfeld der Bundeswehr mit eigenwilligen Protagonisten, von denen man gerne noch mehr lesen möchte.
- Rainer Moritz
Madame Cottard und die Furcht vor dem Glück
(9)Aktuelle Rezension von: gerda_badischlSchlecht erfunden
Zugegeben, ich habe den ersten Band nicht gelesen. Vielleicht hätte es die Lektüre interessanter gemacht, wenn man darauf brennt zu erfahren, wie die Beziehung zwischen der Französin Natalie und dem Deutschen Robert weitergeht. Mir persönlich war es leider auch am Ende des Buches noch völlig gleichgültig, ob ihre Liebe die Fernbeziehung übersteht oder nicht.
Zu blutleer die Personen, zu gewollt aufgesetzt die einfließenden Ortsbeschreibungen, trotz - oder vielleicht gerade wegen - der vielen Details die der Autor zu jeder Winzigkeit erfunden hat. Nicht der Inhalt, sondern die Sprache ist die große Schwäche hier: alles fühlt sich an, als ob das Ziel des Romans wäre, die Leser von der Wahrheit einer Geschichte zu überzeugen. Wenn er nach jedem dritten Satz geschrieben hätte "das ist wirklich wahr", "ich schwöre, das ist nicht erfunden", hätte der Gesamteindruck nicht unglaubwürdiger sein können.
... Ich wollte zur Bestätigung meiner Behauptung hier eigentlich einen kurzen Textauszug hereinstellen, musste jedoch feststellen, dass ein einzelner Absatz nicht reicht. Jeder einzelne Absatz ist nett und interessant in seinem Detailreichtum, jedoch mehrere Absätze hintereinander gelesen sind nur noch geschwätzig und fad...
Mein Fazit also ohne Beweis: eines der schwächsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. - Wolfgang Kirschner
Hölderlins Hund
(2)Aktuelle Rezension von: CarolinHafenAbgefahren, kann ich nur sagen.
Hier wird mit viel Tempo und Schalk die Geschichte von Budenius, einem Tübinger Schriftsteller mit Schreibblockade, erzählt wie er von einem Schlamassel in den nächsten gerät. Budenius´ Nachbar Manne Knülleisen ist im Grunde kein schlechter Mensch, auch wenn er gern die Zeitung im Tante Emma laden klaut. Budenius ist auch kein schlechter Kerl, auch wenn man ihn plötzlich verdächtigt, bei einem größeren Diebstahl als einer Tageszeitung mit Manne unter einer Decke zu stecken. Tja, zur falschen Zeit am falschen Ort, ganz klassisch.
Zum Glück ist Budenius weder ein Feigling, noch ein Verräter. Er stellt sich den Widrigkeiten und es muss eine andere Lösung her, als einfach alles der Polizei zu stecken. Ich habe mehrfach laut raus gelacht, beim Lesen dieses Buches, ob nun der obskuren Figuren wegen, oder der herrlichen Dialoge, oder wegen der Situationen in die die beiden „Helden“ geraten. Ich fand´s echt abgefahren, was diesen beiden sympathischen Verlieren alles im Fachwerk-Städtle passiert und hatte von der ersten bis zur letzten Seite viel Spaß!
Da in diesem Krimi nicht nur Menschen hingemordet werden, sondern auch Hunde, würde ich das Buch nicht vorbehaltlos an Hundebesitzer empfehlen. Manch einer mag die Vierbeiner ja generell lieber als die Menschheit oder einen gemeinen Verbrecher.;) Allen anderen, Tübingern, wie Nicht-Tübingern, und haustierlosen Krimifans wünsche ich viel Spaß mit Budenius, Manne, Fucky und Henna.
- Tilman Röhrig
Funke der Freiheit
(3)Aktuelle Rezension von: SiiriAm 23. März 1819 wird in Mannheim der Lustspieldichter und russische Staatsrat August von Kotzebue von einem Theologiestudenten aus dem Ort Wunsiedel im Fichtelgebirge auf brutale Weise ermordet. Dieser politische Mord erschüttert nicht nur die Bevölkerung Mannheims, sondern die Tat schlägt Wellen weit über die badische Stadt hinaus. Die Stadtoberen fürchten um den Ruf der Stadt und sind ängstlich darauf bedacht, die Tat und die möglicherweise dahinter steckende Verschwörung unter Einsatz einer Spezialkommission rückhaltlos aufzuklären. Nahezu der gesamte Roman spielt am Krankenbett Sands im Mannheimer Zuchthaus. Dort wird die schwere Brustverletzung, die der Mörder sich nach der Tat selbst zugefügt hat, behandelt und Sand von Regierungsbeamten im Rahmen des Verhöres ausführlich zu seiner Tat befragt. Somit erfährt der Leser die Hintergründe der Tat zum größten Teil aus dem Munde des Mörders selbst, verfolgt seine Entwicklung und seine Beweggründe. Carl Ludwig Sand sieht zu keinem Zeitpunkt ein, dass er mit dem Mord Unrecht begangen hat und ist der festen Überzeugung, seinem deutschen Vaterland damit einen Dienst erwiesen zu haben. Er strebte damit einen Beitrag zur Einheit Deutschlands an und hielt Kotzebue für einen Feind gerade dieser. Ich hatte beim Lesen so manches Mal das starke Bedürfnis, den jungen Mann zu schütteln und anzuschreien, um ihn zur Vernunft zu bringen. Während des Verhörs sind die Untersuchungsbeamten der festen Überzeugung, dass Sand nicht die ganze Wahrheit sagt, dass er versucht, einen mit an der Tat Beteiligten zu decken. Zunächst vermuten sie eine Verschwörung, dann aber gelangen sie mehr und mehr zur Überzeugung, dass der Mörder durch einen Dritten zu der Tat angestiftet, ja verführt, wurde. Dies würde seine Verblendung und seine feste Überzeugung, ein großes Opfer gebracht zu haben, erklären. Großen Wert legt der Autor darauf, dem Leser klarzumachen, dass Sand im Grunde auch nur ein Opfer ist, ein Opfer von radikalen Dozenten und glänzenden Rhetorikern, denen er blind nachfolgte. Stark unter Verdacht stand der Jura-Dozent Karl Follen, aber auch der radikale Turnvater Friedrich Ludwig Jahn hatte wohl seinen Anteil an der Verführung des Studenten zu diesem radikalen Nationalismus. Die Literaturhinweise am Ende des Buches verraten, dass der Autor sehr genau und detailreich recherchiert hat und sich große Mühe gab, das damalige Geschehen authentisch und wahrheitsgetreu wiederzugeben. Deshalb erfährt der Leser viel über die damalige Zeit, vom frühen deutschen Nationalismus bis hin zu den umstrittenen Karlsbader Beschlüssen, von den Schilderungen der damaligen Medizinkunst bis hin zum wahrheitsgetreuen Bild der Stadt Mannheim im frühen 19. Jahrhundert. Auszüge aus Sands Tagebuch, aus seinen Briefen an seine Mutter und aus Werken des radikalen Dichters Theodor Körner lassen die Geschichte noch authentischer wirken. Das Buch war für mich deshalb äußerst lehrreich, gerade da ich mich vorher noch nie wirklich mit dieser Zeit beschäftigt hatte und daher der historische Hintergrund des Romans Neuland für mich war. Allein deshalb schon war es für mich eine wichtige und interessante Leseerfahrung. Die Szenen am Krankenbett wechseln sich ab mit Rückblenden, die in der Gegenwart geschrieben sind und Erinnerungen des Protagonisten darstellen sollten. Diese Rückblenden liefern oftmals eine willkommene Abwechslung zu dem fortdauernden Frage- und-Antwort-Spiel des Untersuchungsrichters und des Mörders. Bisweilen fand ich es auch etwas langatmig, dem andauernden Prozess zu folgen. Der Schreibstil und die Wortwahl des Romans sind ebenfalls an die damalige Zeit angepasst und lassen das Buch noch realitätsnäher erscheinen. Allerdings fiel es mir gerade deshalb auch ein wenig schwer, einen Einstieg in den Roman zu finden, da der Schreibstil aus heutiger Sicht doch ein wenig hölzern und anstrengend wirkt. Die Geschichte mutet stellenweise eher an wie ein Bericht, der Leser ist nur Beobachter und findet nicht wirklich ins Geschehen. Die Dialoge wirken sehr authentisch, da der Autor für einfachere Charaktere passenderweise manchmal Umgangssprache verwendet, während die höheren Beamten sich sehr gewählt, manchmal hochgestochen ausdrücken. Allerdings benutzt der Autor öfter Wiederholungen, die mir mit der Zeit eher negativ auffielen. So bezeichnet er den Untersuchungsrichter unentwegt als „beleibt“, der Stadtphysikus verhakt nicht nur einmal „die Daumen im Rücken“. Aus irgendeinem Grund empfand ich diese Äußerlichkeiten ab und an als störend. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Handlungsstrang um Friederike, die Tochter des Oberzuchtmeisters, die für Sand schwärmt und ihm durch ihren Vater Blumen als Dekoration für sein Krankenzimmer zukommen lässt und den Schustergesellen Sebastian, der wiederum in Friederike verliebt ist. Dieser Handlungszweig wirkte auf mich etwas fehl am Platze und hat mich immer wieder aus der Geschichte geworfen. Das Buch ist eigentlich als Jugendbuch konzipiert, doch finde ich persönlich, dass es gerade wegen seines etwas angestaubt wirkenden Schreibstils und der hohen Dichte an historischen Fakten und auch des Themas wegen eher für historisch interessierte Erwachsene geeignet ist. Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck und natürlich möchte ich nicht ausschließen, dass sich auch historisch interessierte Jugendliche für das Buch erwärmen können.