Bücher mit dem Tag "udssr"

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37 Bücher

  1. Cover des Buches Winter der Welt (ISBN: 9783404169993)
    Ken Follett

    Winter der Welt

    (821)
    Aktuelle Rezension von: Buecherliebe_19

    Ken Folletts "Winter der Welt", der zweite Teil der Jahrhundert-Saga, ist ein gewaltiges Epos – nicht nur wegen seines Umfangs von über 1.000 Seiten, sondern vor allem wegen seiner emotionalen und historischen Wucht. Der Roman erschien 2012 im Bastei Lübbe Verlag und knüpft nahtlos an den Vorgängerband "Sturz der Titanen" an.

    Follett nimmt uns mit auf eine bewegende, oft erschütternde Reise durch die Jahrzehnte von der Machtübernahme der Nationalsozialisten bis zum Beginn des Kalten Krieges. Die Leserschaft folgt dabei mehreren Familien in verschiedenen Ländern die auf ganz unterschiedliche Weise mit den Schrecken der Zeit und tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen konfrontiert werden.

    Die Geschichte ist in drei große Abschnitte unterteilt: der Aufstieg des Faschismus, der Zweite Weltkrieg und schließlich der geopolitische Umbruch nach 1945. Dabei gelingt es Follett meisterhaft, reale historische Ereignisse mit fiktiven Schicksalen zu verweben. Seine Figuren kämpfen – teils still, teils laut – für Gerechtigkeit, Freiheit und Menschlichkeit in einer Welt, die zunehmend von Hass und Gewalt dominiert wird.

    Allerdings empfand ich die Vielzahl an elementaren  Hauptfiguren stellenweise als etwas überladen. Durch den häufigen Perspektivwechsel wird jedoch eine gewisse Spannung und Dynamik in dem Roman erzeugt.

    Besonders hervorzuheben ist Folletts Fähigkeit, unparteiisch zu bleiben: Er schildert sowohl die Gräueltaten der Nationalsozialisten als auch die der Alliierten – nüchtern, aber niemals gefühllos.

    Obwohl ich in der Schule nie einen Draht zur Geschichte gefunden habe, hat mich dieses Buch tief berührt – und mir komplexe historische Zusammenhänge verständlicher gemacht. Natürlich hilft es, ein gewisses Vorwissen über die damalige politische Lage mitzubringen, um alle Feinheiten und Begriffe richtig einordnen zu können. Die Handlung folgt einem klaren roten Faden, auch wenn sie an manchen Stellen etwas langatmig oder ausschweifend geraten kann. Dennoch bleibt die Erzählung insgesamt fesselnd. 

    Es gab Momente, in denen ich das Buch zur Seite legen musste – nicht etwa aus Langeweile, sondern weil mich das Gelesene emotional sehr erschüttert hat. Ich konnte nur noch ungläubig den Kopf schütteln: Wie konnten Menschen zu solch grausamen Taten fähig sein?

    Gerade angesichts aktueller Entwicklungen – Kriege, politische Spannungen und das Erstarken rechtsgerichteter Parteien - hat "Winter der Welt" für mich eine bedrückende Aktualität. Das Buch ist nicht nur eine Rückschau, sondern auch eine eindringliche Warnung: Geschichte kann sich wiederholen, wenn wir nicht aufmerksam bleiben.

    Die Seitenzahl mag auf den ersten Blick abschrecken, doch wer sich darauf einlässt, wird mit einer eindrucksvollen und bildgewaltigen Reise durch eine der dramatischsten Epochen der Weltgeschichte belohnt. Für Fans historischer Romane ist dieses Buch fast ein Muss. Auch wurden die geschichtlichen Ereignisse wie gewohnt meisterhaft recherchiert. 

    Mich haben andere Romane von Ken Follett stärker gepackt, dennoch hinterlässt "Winter der Welt" einen bleibenden Eindruck.

  2. Cover des Buches Kinder der Freiheit (ISBN: 9783404173204)
    Ken Follett

    Kinder der Freiheit

    (487)
    Aktuelle Rezension von: Buecherliebe_19

    Mit „Kinder der Freiheit“ vollendet Ken Follett seine monumentale Jahrhundert-Trilogie auf eindrucksvolle Weise. Das Buch führt uns mitten hinein in die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – vom Kalten Krieg über die Bürgerrechtsbewegung in den USA bis zum Fall der Berliner Mauer.

    Follett gelingt es erneut Fiktion und historische Fakten auf meisterhafte Weise zu verweben. Die Nachkommen der Familien aus den ersten beiden Bänden – Briten, Deutsche, Amerikaner und Russen – kämpfen diesmal für Freiheit, Gerechtigkeit und gegen Unterdrückung. Ihre persönlichen Geschichten spiegeln die großen Konflikte der Zeit wider und machen Geschichte greifbar und emotional.

    Besonders beeindruckend ist, wie Follett komplexe politische Zusammenhänge verständlich und spannend darstellt, ohne dabei je belehrend zu wirken. Seine Charaktere sind vielschichtig und glaubwürdig – man leidet, hofft und fiebert mit ihnen bis zur letzten Seite.

    Der Schreibstil bleibt gewohnt flüssig und mitreißend, die Kapitel enden oft mit einem Cliffhanger, was den Sog der Geschichte noch verstärkt. Trotz der über 1.000 Seiten bleibt das Buch durchweg spannend.

    Fazit: „Kinder der Freiheit“ ist ein kraftvoller Roman über den Preis und den Wert der Freiheit. Ein würdiger Abschluss einer epischen Trilogie, der nicht nur unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt. Für alle Fans von historischer Fiktion ein absolutes Muss!

  3. Cover des Buches Tausend strahlende Sonnen (ISBN: 9783596520701)
    Khaled Hosseini

    Tausend strahlende Sonnen

    (1.268)
    Aktuelle Rezension von: Joenna

    Tausend strahlende Sonne von Kahled Hosseini

    In diesem Buch geht es um die Geschichte zweier afghanischer Frauen. Mariam lebt mit ihrer Mutter abgeschieden. 1 x wöchentlich besucht sie ihr Vater. Mariam ist ein uneheliches Kind. Ihre Mutter hat sie ledig bekommen und ihr Vater hat schon drei Frauen. Aber er schaut zu ihnen bringt ihnen Essen aber der Preis ist das sie wie Emeriten leben müssen. Mit 15 Jahren wird Mariam mit Raschid verheiratet er ist dreißig Jahre älter und lebt in Kabul. Ob Mariam will oder nicht steht nicht zur Diskussion. Als Mariam eine Fehlgeburt nach der anderen hat. Wird ihr Mann immer böser und schlägt sie. 

    Laila ein Mädchen aus der Nachbarschaft von Mariam hat erlebt eine traurige Kindheit. Ihre Mutter ist stark depressiv. Bei einem Bombenangriff kommen die Eltern von Laila um. Und somit holt Raschid Laila auch in sein Haus und macht sie zur zweiten Frau. Nach anfänglichem Misstrauen werden Mariam und Laila enge Freundinnen. Gemeinsam wehren sie sich gehen Raschids Brutalität und planen eine Flucht....

  4. Cover des Buches Die Affäre Schiwago (ISBN: 9783806232639)
    Petra Couvée

    Die Affäre Schiwago

    (10)
    Aktuelle Rezension von: Ophelialaurinrose

    Klappentext:

    Doktor Schiwago , der Roman von Boris Pasternak, wird mitten im Kalten Krieg zur ideologischen Waffe: Ein italienischer Verlagsagent bringt das vom Kreml auf die Schwarze Liste gesetzte Buch heimlich außer Landes. Im Westen wird es in kurzer Zeit zum Welterfolg. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse…


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich wirklich überrascht. Doktor Schiwago kannte ich bisher nur als Film und dass das Buch zu diesem Film eine solch spannende Hintergrundgeschichte hat, hätte ich niemals vermutet. 

    Teilweise ist es ein wenig langatmig, weil viel aus dem Leben Pasternaks (Autor von Doktor Schiwago) berichtet wird und enorm viele Namen auftauchen. Aber es ist dennoch ein Zeugnis der damaligen Zeitgeschichte und was sich damals rund um das Manuskript abgespielt hat, hat mich beeindruckt.

    Für alle, die hinter die Kulissen eines Welterfolgs schauen möchten, der ohne das Zutun der CIA vielleicht niemals erschienen wäre.


    Fazit:

    Ein bereicherndes Buch.

    4/5

  5. Cover des Buches Der Archipel GULAG (ISBN: 9783596903641)
    Alexander Solschenizyn

    Der Archipel GULAG

    (54)
    Aktuelle Rezension von: DrGordon
    Das Buch zum Thema sowjetisch-russischer Terror und kommunistischer Diktatur. Trotzdem der Autor gut beschreibt, das die Gulags bereits zur Kaiserzeit existiert haben. Egal mit wem ich über das Thema Vertreibung, Verbannung des sowjetischen Kommmunismus rede, empfehle ich Solschenizyn zu lesen. Als ein Art Grundlagenwerk Wenn ich Archipel Gulag gelesen habe, kann ich andere Bücher und Autoren (z.B. Herta Müller oder der chinesische Nobelpreisträger Gao Xingjian) besser verstehen und einordnen. Das Buch lässt niemanden kalt. Resumée: Absolut empfehlenswert und lesenswert.
  6. Cover des Buches Suleika öffnet die Augen (ISBN: 9783746634517)
    Gusel Jachina

    Suleika öffnet die Augen

    (67)
    Aktuelle Rezension von: Vanderkatz

    Ein unglaublich schöner Roman, der mich von Anfang an fasziniert hat. So tiefgründig, erschreckend, erschütternd, spannend und gleichzeitig unheimlich warm und rührend. Der Schreibstil der Autorin ist einzigartig,  sehr authentisch und lässt fantastische Bilder vor dem inneren Auge entstehen, die für sich genommen schon Meisterwerke sind. Auch die Nebenfiguren sind meisterhaft dargestellt. Kulturen, Traditionen, Geschichte, Schicksalsschläge, Volksmärchen, Natur und unglaublicher Mut sind kunstvoll ineinander verwoben. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, das mich so begeistert hat. 

  7. Cover des Buches Alles, was wir sind (ISBN: 9783746638072)
    Lara Prescott

    Alles, was wir sind

    (111)
    Aktuelle Rezension von: Simone1985

    Ich habe das Buch geschenkt bekommen und war anfangs etwas unwillig ein Buch über ein mir unbekanntes (berühmtes) Buch zu lesen. Dr. Schiwago war mir ein Begriff, aber ich kannte die Geschichte nicht. Das tut jedoch dem Lesevergnügen keinen Abbruch.

    Das Buchcover ist wunderschön gestaltet und sehr ansprechend.
    Der Schreibstil ist packend und informativ, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Man lernt viel über die Zeit des Kalten Krieges. Ich mag es, wenn man beim Lesen nebenbei noch etwas über Geschichte lernen kann.

    Es geht um Liebe, Spionage und Gegenspionage, Frauen, Politik und Macht.

  8. Cover des Buches Strangers On A Bridge (ISBN: 9783442158935)
    James B. Donovan

    Strangers On A Bridge

    (3)
    Aktuelle Rezension von: solveig

     

     

    „Allen amerikanischen Anwälten gewidmet, die hilflosen, armen und verachteten Menschen Beistand gewähren“  -  mit diesen Worten beginnt der Autor sein Buch. Selbst von Beruf Jurist, weiß er sehr genau, worauf er sich einlässt, als er in der Zeit des Kalten Krieges die Verteidigung des sowjetischen Spions Abel übernimmt: er sieht sich mit vielen Anfeindungen konfrontiert; denn Abel gilt als Staatsfeind. Dennoch setzt er sich energisch für seinen Klienten ein und vertritt dessen Interessen sowohl in dem heiklen Prozess als auch im anschließenden Berufungsverfahren. Auch später zeigt sich sein diplomatisches Geschick, mit dem er den Austausch Abels gegen den amerikanischen Agenten Francis Gary Powers auf der Glienecker Brücke in Berlin organisiert.

    Mehr als die Hälfte des Buches beschäftigt sich mit den Vorbereitungen und dem Prozess der Vereinigten Staaten von Amerika gegen Rudolf Ivanovich Abel alias Mark (alias Martin Collins, alias Emil R. Goldfus). Sehr detailliert und sachlich beschreibt Donovan anhand von Tagebucheintragungen, die er während dieser Zeit notiert hat, den Verlauf des Gerichtsverfahrens.  Dem Angeklagten droht die Todesstrafe; Donovan und seine assistierenden Anwälte wollen sie mit aller Kraft verhindern. Während des Aufsehen erregenden Prozesses, der im Jahre 1957 beginnt, und der Zeit danach bis zum Austausch der Agenten fünf Jahre später  lernt der New Yorker Rechtsanwalt seinen Mandanten und dessen Persönlichkeit gut kennen. Die Jahre, die dem Prozess folgen, bis zum Austausch sind etwas weniger ausführlich dargestellt.

    Donovans Buch ist sicher nicht ganz einfach zu lesen, aber es versetzt den Leser in einen sehr spannenden, interessanten Abschnitt Zeitgeschichte mit vielen Einblicken sowohl in die Tages- und Rechtspolitik der 50er und 60er Jahre, als auch (ein wenig) in sein Privatleben. Sachlich, schnörkellos, doch mit einem speziellen trockenen Humor, schildert der Anwalt das vorsichtige Taktieren von Sowjetunion und USA im Umgang miteinander und das Misstrauen, das zwischen den beiden Staaten herrscht.

    Die Beschreibung seines Berlin-Aufenthaltes und seiner Abstecher nach Ostberlin geben die Atmosphäre des Kalten Krieges wirkungsvoll wieder.

    Auch wenn inzwischen die Berliner Mauer gefallen ist: Diese Neuausgabe seines bereits 1964 in den USA erschienenen Buchs ist auch heute wert, gelesen zu werden. Spionage ist ein Thema, das keineswegs der Vergangenheit angehört …
  9. Cover des Buches Leben (ISBN: 9783863912345)
    Oleg Senzow

    Leben

    (2)
    Aktuelle Rezension von: Federfee

    Bisher sträflich von mir vernachlässigt: ukrainische Schriftsteller und über Russland und die Ukraine besser Bescheid zu wissen. Das will ich jetzt nachholen, so gut es geht und will alles lesen, was mir dazu in die Finger fällt.

    Dieser kurze Bericht des ethnischen Russen ukrainischer Staatsbürgerschaft, auf der Krim geboren und aufgewachsen, umfasst in losen, nicht chronologischen Texten seine Kindheit und Jugend, seine Liebe zu einem Hund, seine Familie, seine teilweise desaströsen Schulerlebnisse, die ihn aber lehrten, Psychoterror auszuhalten und nie aufzugeben.

    'Nicht aufgeben. Sich stets treu bleiben. Und: nicht unbedingt versuchen, wie die anderen zu sein.'

    Sie geben auch Einblick, welche Einflüsse diesen tapferen, unbeugsamen Mann geformt haben, der sich später auf dem Maidan engagiert und die Annexion der Krim verurteilt hat. Dass er dafür bitter bezahlen musste, beschreibt er in einem Straflager-Tagebuch, das ich auch lesen werde. Es scheint, als ob ihm einige Kindheitserinnerungen Kraft und Stärke geschenkt hätten.

    'Meine Welt war begrenzt, hatte aber keine Grenzen. Sie war voll, eine Schale voll kindlichem Glück.' ('kindlichen Glücks' müsste es eigentlich heißen).
  10. Cover des Buches Agent 6 (ISBN: 9783442475032)
    Tom Rob Smith

    Agent 6

    (166)
    Aktuelle Rezension von: yana27

    1965 soll es in New York ein gemeinsames Konzert von sowjetischer und amerikanischer Schüler als Zeichen der Annäherung beider Nationen  stattfinden. Raisa, die Ehefrau vom Geheimdienstagenten Leo Demidow organisiert dieses Konzert und fährt mit ihren zwei Töchtern auch hin. Bei diesem Konzert soll Jesse Austin, ein schwarzer Sänger und ein bekennender Kommunist, auch dort auftreten.

    Es kommt zu einer Tragödie, wo der Agent 6 eine wichtige Schlüsselrolle spielt. 

    Leo Demidov hat sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Agent 6 ausfindig zu machen und die Umstände der Tragödie zu klären.

    "Agent 6" ist das zweite Buch der Leo Demidov Reihe von Tom Rob Smith  und beleuchtet eigentlich wie es der Familie Demidov nach "Kind 44" ergangen ist.

    Die Geschichte plätschert vor sich hin, vor allem als Leo sich von Trauer überwältigt nach Afghanistan versetzen lässt und sich einfach gehen lässt. Es war interessant, wie die Sowjets sich in Afghanistan aufgeführt haben und warum sie überhaupt Afghanistan besetzt haben, aber es hat den Handlungsstrang über Agent 6 nicht weitergeführt.

    Auch als Leo Agent 6 endlich gefunden hat, verpuffte dieser Höhepunkt und ich habe mich innerlich gefragt: das wars jetzt??

    Ich muss ehrlich sagen, dass mich dieses Buch enttäuscht hat. Vom Erzähltempo kann es nicht mit "Kind 44 " mithalten.

  11. Cover des Buches Die Revolution entlässt ihre Kinder (ISBN: 9783462317541)
    Wolfgang Leonhard

    Die Revolution entlässt ihre Kinder

    (24)
    Aktuelle Rezension von: gra
    Eine politische Autobiographie. .. Vor etwa einem Jahr las ich das Buch "gestohlenes Leben", geschrieben von der Mutter des Autors, die einer der großen Säuberungen zum Opfer fiel und über ein Jahrzehnt in sowjetischen Gulags zubrachte. Dieses Buch zeigt eine ganz andere Facette des Lebens unter Stalin. Der Junge Wolfgang durchläuft nach der Verhaftung seiner Mutter eine ausgezeichnete Ausbildung zum Sowjetfunktionär. Er studiert die Schriften von Marx und Lenin, erhält Privilegien und hängt mit ganzem Herzen am System des Kommunismus. Je höher er aufsteigt, desto besser geht es ihm und desto mehr Informationen, auch über das Ausland, erhält er. Nach und nach lernt er, nicht nur die politischen Theorien zu vertreten, sondern sie auch mit Haut und Haar zu leben: um sich vor Denunziation zu schützen muss jedes Wort genau abgewogen werden, stets muss die "richtige" Meinung vertreten werden und politische Veränderung muss man am besten im Voraus erahnen, um sich darauf einzustellen. Bald wird klar, dass höhere Funktionäre nicht nur bessere Nahrung und Unterkunft haben, sondern sich in ihrem täglichen Leben auch unglaublich einschränken und disziplinieren müssen. So sind sie eigentlich noch unfreier als das "gemeine Volk". .. Zunächst nimmt Leonhard dies alles als gegeben hin. Er sieht in den vorhandenen Schwierigkeiten "Kinderkrankheiten" des jungen Systems. Doch je älter er wird, desto mehr keimen Zweifel in ihm. Diese wurden von den Säuberungen gesäht und von den vielen kleinen Ungerechtigkeiten und Unstimmigkeiten der Sowjetunion genährt. Er erlebt, wie die offizielle Parteipropaganda von einem Tag auf den anderen um 180 Grad dreht, wie verdiente Parteimitglieder in Ungnade und Armut fallen und wie sich die stalinistische Wirklichkeit mehr und mehr von den theoretischen Ansätzen von 1917 entfernt. Dank jahrelanger Indoktrinierung vermag Leonhard die Ungerechtigkeiten und Richtungswechsel lange Zeit vor sich selbst und anderen zu rechtfertigen, doch die Abkehr vom Kommunismus, hin zum Stalinismus lässt ihn schließlich seinen Glauben verlieren und aus der Sowjetunion fliehen. ... Obwohl Autobiographie liest sich dieses Buch wie ein durchaus spannender Roman. Der Autor schildert seine Gefühle so, wie er sie in den verschiedenen Stadien seines Lebens erlebt hat, dadurch kann man mitleiden und mitfiebern. So wird einem plötzlich klar, wie wichtig politische Fragen waren, und wie man an ein System glauben kann, das einem aus der Entfernung betrachtet, so absurd erscheint. Leonhard beschönigt nicht, er lässt nichts weg. Seine Sprache ist klar, ohne kalt zu wirken. Ich habe aus diesem Buch mehr über die Sowjetunion gelernt, als in meiner ganzen Schulzeit und kann es nur jedem empfehlen, der sich für jüngere Geschichte interessiert.
  12. Cover des Buches Die Leben der Elena Silber (ISBN: 9783596704149)
    Alexander Osang

    Die Leben der Elena Silber

    (80)
    Aktuelle Rezension von: Forti

    Achtung (nicht sonderlich tiefgehende) Spoiler!


    Eine Familiengeschichte über knapp 100 Jahre, die so einiges zu bieten hat: Geheimnisse, Legenden, Tragik, Konflikte, Schweigen, verschwundene Familienmitglieder, Migrationsgeschichten. Eins hat sie allerdings nicht: ein rundes Ende, das alles auflöst. Das machte es für mich aber auch sehr realistisch, denn in welcher Familie lassen sich schon alle Fragen nach der Vergangenheit beantworten. Das Thema Suche zieht sich durchs Buch – die Suche nach Antworten auf Fragen nach der Vergangenheit, die Suche nach Heimat, die Suche nach Familie. Ich fand es alles in allem eine stimmige Geschichte. Für mich eine zwar etwas lange (knapp über 600 Seiten), aber lohnende Lektüre.

  13. Cover des Buches Rote Kreuze (ISBN: 9783257246131)
    Sasha Filipenko

    Rote Kreuze

    (184)
    Aktuelle Rezension von: petraellen

    Autor

    Sasha Filipenko

     

    Inhalt

    Der junge Alexander ist gerade nach Minsk gezogen. Vor kurzem hat er seine Frau verloren und muss sein Leben mit seiner kleinen Tochter neu ordnen. 

    Auf dem Stockwerk seiner Wohnung lebt noch eine neunzig Jahre alte Frau, alleinstehend und an Alzheimer erkrankt. Nach einer kleinen Stadterkundung kommt er zu seiner Wohnung zurück und stellt mit Erstaunen fest, dass jemand ein rotes Kreuz auf seine Wohnungstür gemalt hat. Es stellt sich heraus, dass seine Nachbarin Tatjana Alexejewna es war. Alexander hält es zunächst für einen Scherz, doch Tatjana Alexejewna erklärt ihm, dass sie das Rote Kreuz braucht, um den Weg nach Hause zu finden. Sie erklärt Alexander, dass bei ihr kürzlich Alzheimer diagnostiziert wurde. Sie weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die Krankheit ihr Gedächtnis zerstört und ihre Erinnerungen ausgelöscht hat. Tatjana bittet Alexander in ihre Wohnung und will ihm ihre Geschichte erzählen. Eigentlich möchte er nicht auf einen Plausch zu ihr kommen, doch dann fesselt ihn die Lebensgeschichte. 

     

    „»… Ich würde Ihnen gern eine unglaubliche Geschichte erzählen. Eigentlich keine Geschichte, sondern eine Biographie der Angst. Ich möchte Ihnen erzählen, wie das Grauen den Menschen unvermittelt packt und sein ganzes Leben verändert.«“  (S. 15)

     

    Sie erzählt von ihrer Vergangenheit, an die sie sich noch gut erinnern kann. Sie erzählt von dem Zweiten Weltkrieg, ihrer Arbeit im Außenministerium. Ihr Mann Ljoscha wurde vermisst und ihre Tochter Assja entriss man ihr, als sie wegen Volksverrat ins Lager kam.

    Sie erzählt ein schockierendes Kapitel der russischen Geschichte, wie die Sowjetunion die russischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg im Stich ließ, wie ihre Familien als Verräter verfolgt wurden.

     

    Sprache und Stil

    Tatjana Alexejewna wird in London geboren. Anfang 1920 zieht sie mit ihrer Familie nach Moskau. Ihr Vater Alexej Alexejewitsch Bely sieht in dem Regierungswechsel „eine Revolution des Geistes! Petersburg und Moskau sind jetzt Städte des kleinen Mannes!“ (S. 23) 

    Tatjana begeistert sich für den Kommunismus. Sie dient ihrem Land und wird doch verhaftet.

    Sie arbeitet als Fremdsprachensekretärin im Außenministerium, als sie einen Brief bekommt, den sie übersetzen soll. Es ist eine Liste mit Namen russischer Kriegsgefangener in Rumänien, auf der sie den Namen ihres Mannes entdeckt. Sie weiß, dass Kriegsgefangene und ihre Familien als Verräter verfolgt und in den Gulag geschickt werden. Sie nimmt den Namen aus der Liste und setzt einen anderen Namen, der bereits schon auf der Liste steht, dazu.

    Die gefährliche Einmischung zum Schutz ihres Mannes hat nicht die Wirkung, die sie sich vorstellt. Sie wird als Verräterin bestraft und verbringt fast zehn Jahre voller psychischer und körperlicher Misshandlungen in einem weit entfernten, entsetzlichen Lager, ohne zu wissen, was mit ihrem Mann und Kind geieht. Erst nach der Haftentlassung erfährt sie, dass beide nicht mehr leben. Zudem plagt sie das schlechte Gewissen, einen Betrug vorgenommen zu haben, von dem sie sich eine Rettung erhoffte. 

     

    Sie ist am Ende ihres Lebens angekommen. Sechzig Jahre später erzählt sie ihre Lebensgeschichte ihrem jungen Nachbarn. Ihre Geschichte beginnt in Moskau 1941, als Russland schon im Krieg gegen das Nazideutschland steht. Sie erzählt von dem Wahnsinn der wütenden, stalinistischen Säuberungen.

     

    Trotz alledem hat sie ihren Kampfgeist bewahrt und kämpft dafür, dass nichts vergessen wird. 

     

    Das Band zwischen Tatjana und Alexander

    Tatjana hat Mann und Tochter verloren.

    Alexander musste eine schwierige Entscheidung treffen. Er konnte wenigstens seine Tochter retten. 

    Beide sind verlassenen und beide werden mit dem Vergessen, Erinnern konfrontiert. Alexander hat kein Alzheimer und muss trotzdem gegen das Vergessen kämpfen.

    Die Metapher „Alzheimer“ ist im Roman „Rote Kreuze“ allgegenwärtig.

     

    Die Alzheimer-Krankheit als Schlüsselrolle 

    Tatjana hat Alzheimerkrankheit. Alzheimer beginnt mit leichten Gedächtnisstörungen und dem Betroffenen fällt es zunehmend schwer, sich in fremder Umgebung zu orientieren.

    Es folgen deutliche Ausfälle bis zum Kontrollverlust. Das weiß Tatjana und kokettiert damit. „Ihr fällt der Vatername nicht mehr ein“ (S. 12).

    Der Autor setzt die Alzheimerkrankheit als Metapher ein. Als Mahnung der Erinnerung und gegen das Vergessen. Es ist ein Aufschrei gegen das Vergessen. Hier insbesondere gegen das kollektive gesellschaftliche Vergessen, der Repressionen in den sowjetischen Republiken.

    Die „Roten Kreuze“ stehen ebenfalls für „Alzheimer.“ Sie zeigen den Weg, dieses Vergessen zu verhindern. Die zahlreichen Dokumente geben Aufschluss darüber, was geschehen ist. Menschen, die davon betroffen waren, bekommen Namen, sie werden namentlich genannt. Die Schicksale werden sichtbar.

    Denn nicht nur die Alzheimerkrankheit lässt vergessen, sondern auch eine Generation, die dies miterlebt hat, wird eines Tages nicht mehr da sein und darüber reden können. Und daher ist es wichtig, dass nichts in Vergessenheit gerät. 

     

    „Aber jetzt, wo in meinem Leben alles vorbei ist…jetzt denkt sich Gott, dieser von mir erdachte Gott, für mich Alzheimer aus, weil er Angst hat! Er hat Angst, mir in die Augen zu schauen! Er will, dass ich alles vergesse.“ (S. 197)

     

    Historische Fakten, die überprüfbar sind  

    Sasha Flilipenko verwendet in seinem Roman „Rote Kreuze“ Dokumente, die er in Genf recherchiert hat, denn in Moskau werden diese Dokumente unter Verschluss gehalten. Das alleine ist schon sehr wertvoll, die Dokumente zu lesen. Sie bilden letztendlich auch die historische Grundlage für seinen Roman. Oftmals kann man aus den Dokumenten entnehmen, dass auf Briefe oder Telegramme keine Antwort kam „unbeantwortet geblieben“.

    Jedes Dokument und jedes Telegramm stellt einen „Stolperstein" dar. Die Aussagen sind gewaltig. Wie wenig war man an Menschen interessiert, diese zurückzuholen. „Wir sind immer davon ausgegangen, dass sich in jeder Regierung und in jeder Organisation ein Mensch finden lässt, der sich zurückmeldet. Neun werden nicht antworten, aber der Zehnte wird das lesen und was unternehmen." (S. 266) 

    Jedes Dokument hat eine eigene Aussagekraft, ein anderes Schicksal. Es geht um Reden des Volkskommissars, Erklärungen des deutschen Botschafters von Schulenburg, Amnestie-Erlass aus der Prada, Einlieferungsschein in die Krankenstation des Gulag, vieles mehr. Eindrucksvoller kann man diese Zeit 1941/42 in diesem Zusammenhang nicht wiedergeben.

     

    Erzählstrategie

    Sasha Filipenko baut seinen Roman auf zwei Erzählsträngen auf. Einmal erzählt Tatjana und dann wieder Alexander. Bei beiden wechselt er zwischendurch die Perspektive mit dem Effekt, dass der Leser direkt das Geschehen verfolgen kann. Diese Strategie erzeugt einen Sog in das Geschehen, dem man sich nicht entziehen kann. 

    Der Text wird zudem durch Gedichte und Liedtexte aufgelockert.

     

    Fazit 

    Sasha Filipenko ist ein außerordentlicher Roman gegen das Vergessen der geschichtlichen Verbrechen gelungen. 

    Tatjanas Schicksal wird in einem erschütternden, mitreißenden Lebensverlauf erzählt.

    Dieser Lebenslauf steht stellvertretend für Millionen anderer Menschen, ist aber nicht fiktiv, sondern real. Genau das macht diesen Roman aus.

  14. Cover des Buches Juri Gagarin - Das Leben (ISBN: 9783355017848)
    Ludmila Pavlova-Marinsky

    Juri Gagarin - Das Leben

    (4)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    Die Autorin hat Juri Gagarin als Kind kennengelernt. Ludmilas Vater und Juri Gagarin sind enge Freunde. So erfahren wir einiges über den Kosmonauten und viel mehr über den Menschen Juri.

     

    Ludmila zeichnet ein ganz anderes als das „öffentliche“ Bild des Helden der Sowjetunion. Die vielen Fotos aus den privaten Alben der Familie Pavlov zeigen einen lachenden Juri, der mit seinen Töchtern herumalbert und der Wasserski fährt.

     

    Der Ruhm, der erste Mensch im Weltall gewesen zu sein, erfüllt ihn mit Stolz, doch hat der Erfolg auch seine Schattenseiten. Er wird auf der ganzen Welt als Attraktion herumgereicht. Er speist mit der Queen und bekommt von den Franzosen einen Sportwagen geschenkt, den er in der UdSSR nicht fahren darf. Er soll das sowjetische Fabrikat Wolga benützen. Nach einiger Zeit wird ihm das Herumreichen zu viel. Eigentlich will er nur fliegen und die russischen Ambitionen im Weltall weiterentwickeln. Doch so schnell lassen die Machthaber ihren Helden nicht aus. Seine Familie und er erhalten eine Vielzahl von Privilegien. Sie bekommen im Sternenstädtchen eine 4-Zimmer-Wohnung, von der der normale Sowjetbürger nicht einmal zu träumen wagt. Sie können im Moskauer Kaufhaus GUM in der internationalen Abteilung amerikanische Jeans und italienische Schuhe kaufen. Damit erkauft sich der Staat die Loyalität seiner berühmten Bürger. Gleichzeitig bespitzelt das Regime sein wichtigstes Aushängeschild, wie jeden anderen Sowjetbürger auch. Man beschattet ihn und bringt Wanzen in seiner Wohnung an.

     

    Nach dem Sturz von Nikita Chruschtschow 1964 durch Leonid Breschnew verschlechtern sich die Bedingungen für die Kosmonauten.

     

    Als die Weltraummission aufgrund von Schlamperei und Konstruktionsfehlern gefährdet ist, versucht Juri bei Staatschef Breschnew zu intervenieren. Doch alle Eingaben bleiben unbeantwortet. Gagarin widmet sich wieder seiner Ausbildung als Militärpilot und stürzt bei einem Übungsflug ab. Gerüchte, dass es sich hierbei um keinen Unfall handelt, machen schnell die Runde. Sie sind bis heute nicht ganz verstummt.

     

    Ludmilas Vater wird zeitlebens versuchen, die wahre Absturzursache herauszufinden. Auch andere Freunde der Familie Gagarin lassen ihre Beziehungen spielen, können aber nur Widersprüchliches herausfinden. So sind Unterlagen verschwunden oder gefälscht. Diese übliche Vorgangsweise trägt zum Mythos Juri Gagarin bei. Ob das gewollt war? Doch der Kreml hält die Untersuchungsergebnisse bis 2011 unter Verschluss. (S. 173 – S. 198)

     

    Meine Meinung:

     

    Ein tolles Buch, das die Stimmung der damaligen Sowjetunion gut wiedergibt. Faszinierend finde ich den Enthusiasmus mit dem die Kosmonauten und Juri an ihren Erfolg, den Weltraum zu erobern, glauben.

    Ludmila Pavlova-Marinsky lässt Gagarins Zeitgenossen und seine Frau Walentina, die niemals wieder heiraten wird, zu Wort kommen. Sie zitiert aus Juris Autobiografie „Der Weg in den Kosmos“ und bringt den Lesern eine so ganz andere Seite des Sowjet-Helden nahe.

     

    Der Schreibstil ist leicht und flüssig, was vielleicht auch der Übersetzung zu verdanken ist. Man liest die beinahe grenzenlose Verehrung Gagarins, die noch heute besteht, heraus. Immerhin hat die UdSSR die Amerikaner um einige Wochen im Wettlauf um das Weltall geschlagen. Dieser Triumph während des Kalten Krieges hat Millionen von Sowjetbürgern geprägt.

     

    Das Buch ist 2011 pünktlich zum 50. Jahrestag des ersten bemannten Raumflugs der Welt erschienen. Ob schon alle Geheimakten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden sind?

     

    Fazit:

     

    Eine Biografie, die mehr als nur den Kosmonauten Juri Gagarin beschreibt. Gerne gebe ich 5 Sterne.

  15. Cover des Buches Operation Schneewolf (ISBN: 9783751702164)
    Glenn Meade

    Operation Schneewolf

    (90)
    Aktuelle Rezension von: P_Gandalf

    Operation Schneewolf ist ein spannender Spionagethriller vor dem Hintergrund von Stalins Tod im Spätwinter 1953.

    Die Person Josef Stalin erlebt ja gerade eine Renaissance und ich habe den Eindruck, dass in Russland freundlichen Kreisen vergessen worden ist, dass Stalin einer der größten Massenmörder des 20. Jahrhunderts ist und seine Verbrechen an Bösartigkeit und Menschenverachtung genauso einzigartig sind wie der Holocaust des Dritten Reiches.

    Genn Meade versetzt den Leser in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. In eine Zeit des Kampfes des Systeme. Er verbindet seinen Agententhriller geschickt mit persönlichen Schicksalen und macht dadurch die Geschichte für uns Leser und Leserinnen erlebbar. Natürlich nimmt Meade die Position und die Sichtweise des Westens ein. Aber er schafft ein tolles "Was wäre wenn" Szenario, das ich für absolut lesenswert halte. Auch heute, nach so langer Zeit. Damit die Geschichtsverklärung vielleicht bei ein paar Leuten Risse bekommt.

    Also, wer gerne Thriller mit Geschichtsbezug, ergreifenden persönlichen Schicksalen liest, liegt hier genau richtig und wird sich bestimmt nicht langweilen.

  16. Cover des Buches Roter Zar (ISBN: 9783426510490)
    Sam Eastland

    Roter Zar

    (48)
    Aktuelle Rezension von: Armillee

    Die Geschichte beginnt 1929,  10 Jahre nach der Ermordung des letzten Zaren und seiner Frau, den 4 Töchtern, sowie Alexei, der einzige Sohn.

    Pekkala war ein enger Vertrauter des Zaren und nach der Revolution wurde er als Zwangsarbeiter in die sibirische Taiga geschickt. Er ist dort Baummarkierer, lebt völlig isoliert in einer selbstgebauten Erdhöhle und eigentlich überlebt man in dieser unwirtlichen Gegend in diesem Beruf im Schnitt nur 6 Monate.

    1929 ist Stalin an der Macht und die Gerüchte um den Goldschatz des Zaren sind nie verstummt.

    Nun wird Pekkala begnadigt, aber nur, wenn er die Ermittlungen aufnimmt um den oder die Mörder der Zarenfamilie zu finden. Sollte ihm das gelingen, ist er frei.

    Ich sage es mal vorweg : ich bin kein Fan von diesem ganzen Spionagekram, Gulag, Kommunisten, Kalter Krieg, Bomben + andere Waffen u.s.w.

    Aber ich habe mich schon auf den ersten Seiten festgelesen. Obwohl hier alles versammelt ist, was ich nicht mag, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Und das sagt eine Menge über die Qualität aus. Mein erstes Buch von Sam Eastland.

    Es gibt zwei Handlungsstränge :

    -> die Gegenwart, wie Pekkala wieder gefunden und rekrutiert wird. Dann begleitet ihn der Leser auf der Suche nach der (gefährlichen) Wahrheit bis zur Aufklärung.

    -> der Rückblick, der bei Pekkalas Elternhaus und seinem älteren Bruder beginnt. Seit Vater ist Bestatter und Pekkala hilft ihm schon in jungen Jahren bei der Arbeit, denn später soll er alles übernehmen. Aber das Schicksal will es anders. Pekkala bewirbt sich für die Ausbildung als Kadett, um dem Zaren zu dienen / beschützen. Ich werde als Leser zur ersten Begegnung mitgenommen, lerne viel über den Tagesablauf der Zarenfamilie, wie es politisch sehr gefährlich wurde, das Exil und schließlich der scheußliche Mord an sechs Menschen..

    Und auch ich will wissen -> wer war das ?

    Und ich will wissen, ob es den Zarenschatz wirklich gibt !

    Die fiktive Geschichte wirkt absolut real. Ich war dabei.

    Am Ende des Buches hat der Autor die wahre Abfolge aufgelistet.

    Ein Buch ist auch dann für mich super, wenn mich das Gelesene so bewegt, dass ich weiter im Internet recherchiere und noch mehr wissen will. Ich schau mir die Bilder und Fotos an und habe das Gefühl : dieser Autor hat mich 100% abgeholt.

  17. Cover des Buches Es gab keinen Sex im Sozialismus (ISBN: 9783641098025)
    Wladimir Kaminer

    Es gab keinen Sex im Sozialismus

    (39)
    Aktuelle Rezension von: fredhel

    Der Klappentext verspricht hinreißend komische Geschichten aus der Sowjetunion. Doch in meinen Augen bietet das Buch mehr als Komik, sondern eher tiefgründige Ironie. Ich mag es, wenn Menschen über sich selbst lachen können. Der Autor Wladimir Kaminer betrachtet sich und seine Landsleute mit liebenswertem Humor. Er macht nichts schlecht, oder lacht über andere, aber er erzählt von schrulligen Ereignissen oder lustigen Gewohnheiten aus der Sowjetunion, wobei auch wir im Westen unser Fett ab kriegen, ohne dabei lächerlich gemacht zu werden. Es ist und bleibt eine Gratwanderung, die Kaminer jedoch bravourös meistert. Die Geschichten haben genau meinen Humor getroffen, denn sie sind weder albern noch unrealistisch. Und überall steckt ein Fünkchen Wahrheit drin, denn ich habe mich bei russischen Bekannten erkundigt, ob es zum Beispiel die kasachische Steppenschildkröte wirklich als Haustier gab.
    Ja, es war so. Ich bin rundum begeistert und vergebe 5 Lesesterne.
    Auch das Hörbuch, vom Autor selbst vorgetragen, ist ein Genuss. Der schwere russische Akzent verleiht Authentizität, und dass alles gleichbleibend sachlich vorgelesen wird, verstärkt für mich den witzigen Charakter ganz besonders.
  18. Cover des Buches Limonow (ISBN: 9783751801133)
    Emmanuel Carrère

    Limonow

    (8)
    Aktuelle Rezension von: mabo63

    Emmanuel Carrère, Verfasser von einigen guten Büchern, darunter der grossartige Tatsachenbericht 'der Widersacher' in dem er über den Hochstapler, Betrüger und Mehrfachmörder Jean Claude Romand schreibt, ist hier mit 'Limonow' eine faszinierende Biografie gelungen.

    Das interessante ist, dass er dabei nicht nur aus dem Leben von Sawenko, genannt Limonow erzählt, sondern auch seine eigenen Betrachtungsweisen einfliessen lässt und vor allem ist es auch ein Abriss der russischen Geschichte über die letzten knapp 80 Jahre.

    Was er hier alles an Anekdoten auftischt ist schlicht grossartig und reinstes Vergnügen.


    Eduard Weniaminowitsch Limonow, das war ein Provokateur, Untergrundkämpfer, Schriftsteller, Poilitiker und schwamm stets gegen den Mainstream, hasste die Obrigkeit und hatte einigen Erfolg als Autor.

    1974 aus der Sowjetunion ausgewiesen versuchte er sich in Amerika ein Leben aufzubauen, dabei machte er sich selbst bei den russischen Dissidenten mit seinen provokativen Äusserungen unbeliebt.

    Nach dem Zerfall der Sowjetunion durfte er unter Gorbatschov wieder in sein Heimatland einreisen.


    ..[ An einer Ampel ordnet sich ein Militärfahrzeug neben dem Kleinbus ein, und in dessen Innern macht sich ein wohliges Raunen des Entsetzens breit: "Die Rote Armee! Die Rote Armee!

    Mit ihren aufgeregt an die Scheiben gepressten Nasen benimmt sich diese Bande von bürgerlichen Intellektuellen wie eine Horde von Kindern im Kasperletheater, wenn der grosse böse Wolf aus den Kulissen springt.

    Eduard schliesst befriedigt lächelnd die Augen. Sein Land ist noch in der Lage, den Weicheiern aus dem Westen Angst einzujagen: Alles ist noch in Ordnung.]..


    Gerne gelesen und grosse Leseempfehlung!

  19. Cover des Buches Das vierte Protokoll (ISBN: 9783492302135)
    Frederick Forsyth

    Das vierte Protokoll

    (44)
    Aktuelle Rezension von: Jens65
    "Das Vierte Protokoll" ist ein hervorragender Politthriller von Frederik Forsyth aus dem Jahr 1984. Inmitten des Kalten Krieges planen Mitglieder des Sowjet-Regimes, die englische Politik zu unterwandern und inmitten der der Insel eine Atombombe zu zünden, die sie ins Land schmuggeln. Ein ungeliebter Geheimagent erkennt das Komplott und macht sich auf die Suche nach einem in lang gereisten Sowjetagenten, muß sich aber dabei gegen viele Feinde in den eigenen Reihen wehren. Das Buch bietet die von Forsyth gewohnten politischen und militärischen Erklärungen in vielen Einzelheiten, die reine Action-Fans wohl eher langweilen werden. Wer sich aber auch neben einer spannenden Geschichte weiterbilden möchte, kann das mit diesem Buch tun. Die Story ist intelligent konstruiert, enthält viele atemberaubende Szenen und ein überraschendes Ende. 1986 wurde das Buch mit Michael Caine und Pierce Brosnan (als Bösewicht!) ohne große inhaltliche Abstriche hervorragend verfilmt.
  20. Cover des Buches Wenn Tote morden (ISBN: 9783894740986)
    Juri Schigunow

    Wenn Tote morden

    (2)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    Nach zwei Erzählsträngen, die anscheinend gar nichts mit der Hauptgeschichte zu tun haben, dreht sich vornehmlich alles um eine russische Delegation des FSB, die im Jahr 2000 nach Washington reist, um sich mit ihren amerikanischen Kollegen "abzusprechen", zB wo Atomsprengköpfe stationiert sind oder wo neutrale Gebiete liegen. Die amerikanischen Agentinnen gehen mit ihren russischen Pendants shoppen (wie typisch!), die Männer gehen mit den osteuropäischen Kollegen joggen, und man haut sich ironische Spöttereien um die Ohren. Merkwürdig, daß gleichzeitig mit den Russkis auch der "Greif" wieder auftaucht, ein russischer KIller, der zuvor zum Spielball der Geheimdienste wurde...Die Niederungen und Schweinereien der Geheimdienstbranche werden durchleuchtet, man "gibt sich nichts", und die Auflösung ist absolut überraschend. Chapeau, spassiba!

  21. Cover des Buches Faschismus (ISBN: 9783832165123)
    Madeleine Albright

    Faschismus

    (9)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    "What makes a movement Fascist is not ideology but the willingness to do whatever is necessary - including the use of force and trampling on the right of others - to achieve victory and command obedience." 

    Ich habe das Buch in Englisch gelesen, doch ich denke ich kann auch für die deutsche Version sprechen. Das Buch ist in 17 Kapitel aufgeteilt und in diesen 17 Kapitel wird der Leser durch die Geschichte des Faschismus geführt. Von Mussolini und Hitler bis zu Trump. Zum Schluss führt Madeleine Albright noch eigene abschliessende Gedanken und Fragen auf. 

    Wir zeigen immer mit dem Finger auf andere und sagen, wer sie sind oder nicht sind. Wer sie sein sollen und nicht sein dürfen. Doch vielleicht müssen wir mit dem Finger auf uns selbst zeigen. 

    "[...] we all tend to live in media and information bubbles that reinforce our grievances instead of causing us to look at difficult questions from many sides. Rather than think critically, we seek out people who share our opinions and who encourage us to ridicule the ideas of those whose convictions and perspectives clash with our own." 

    Madeleine Albright zeigt auf, wie diese Menschen zu so grosser Macht gekommen sind. Die Muster wiederholen sich, doch die Menschen sind immer ein wenig anders. Dieses Buch ist eine konzentrierte Portion Geschichte. Eine sehr nahrhafte und wichtige Portion, welche wir alle zu uns nehmen sollten und deren Auswirkungen bewusst wahrnehmen und darüber nachdenken. 

    Das Buch ist sehr gut strukturiert und verständlich aufgebaut. Die Übergänge sind logisch und man erhält einen unglaublichen Überblick über eine grosse Zeitspanne. Der Inhalt ist authentisch, denn Madeleine Albright hat mit gewissen politischen Führern persönlich gesprochen, durch ihre ehemalige Position als U.S. Secretary of state. Und als Kind floh sie mit ihrer Familie aus der Tschechoslowakei nach England, als deutsche Truppen einmarschierten. Später emigrierte sie in die Vereinigten Staaten und erhielt die amerikanische Staatsbürgerschaft. 

    "On the day Fascists first altered the direction of my life, I had barely mastered the art of walking. The date was March 15, 1939. Battalions of German storm troopers invaded my native Czechoslovakia, escorted Adolf Hitler to Prague Castle, and pushed Europe to the threshold of a second world war." 

    Eine Person mit einem ereignisreichen Hintergrund. Ein Buch über einen Begriff, der vieles miteinschliesst. Dieses Buch hat mir sehr vieles aufgezeigt, was ich historisch noch nicht wusste. Ich empfehle dieses Buch jedem. Wir alle müssen dieses Buch lesen, weil die Politik in unserer Welt steht im Wandel und es ist noch nicht ganz klar, ob dieser Wandel ein gutes Ergebnis hervorbringen wird. Haben wir aus der Vergangenheit gelernt? 

    Ich bin 23 Jahre alt und die Thematik dieses Buches macht mir Angst. Es macht mir Angst, dass Faschismus schleichend entstehen kann. Wie ein Gerücht, dass sich langsam verbreitet. Etwas, das wir nicht wahrhaben wollen. Wir geflissentlich ignorieren, weil es doch unmöglich/illusorisch erscheint. Faschismus nährt sich von "Ich will nicht darüber nachdenken" über das Bedürfnis geführt zu werden hin zu "die anderen haben etwas, was ich nicht habe". Ich will nicht in einer solchen Welt leben. Ich will meine Freiheit, mein freier Wille, mein Leben nicht verkaufen, für eine Ideologie, die als die einzig wahre erscheint. Und darum beginnt der Kampf gegen Faschismus bei uns selbst an. 

    "[...] I fear that we are becoming disconnected from the ideals that have long inspired and united us. When we laugh, it is more often at each other than with each other. The list of topics that can't be discussed without blowing up a family or college reunion is lengthening. We don't just disagree; we are astonished at the views that others hold to be self-evident. We seem to be living in the same country but different galaxies - and most of us lack the patience to explore the space between. This weakens us and does, indeed, make us susceptible." 

  22. Cover des Buches Das Leben vor uns (ISBN: 9783406791314)
    Kristina Gorcheva-Newberry

    Das Leben vor uns

    (75)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Kristina Gorcheva-Newberrys Roman ist ein eindrucksvolles Porträt einer Jugend im Umbruch. Vor dem Hintergrund des zerfallenden Sowjetreichs begleitet der Roman die junge Anja und ihre Freunde durch eine Zeit voller Hoffnung, Unsicherheit und Verlust. Mit klarem, emotionalem Stil erzählt die Autorin vom Erwachsenwerden in einer Welt, die sich radikal verändert. Besonders bewegend ist die Freundschaft zwischen Anja und Milka – intensiv, kompliziert und letztlich tragisch. Gorcheva-Newberry gelingt ein feinfühliger, literarisch starker Roman über Freiheit, Identität und die Kraft der Erinnerung.


  23. Cover des Buches Spione wie wir (ISBN: 9783404130559)
    Gordon McGill

    Spione wie wir

    (1)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    Das Buch zur Geheimdienstklamotte mit Dan Aykroyd und Chevy Chase zur Zeit der Aufrüstungswut in der Mitte der 80er Jahre. Millbarge und Fitz-Hume sind die tölpelhaftesten Regierungsbeamten, die sich finden lassen und haben bei einer Eignungsprüfung so dreist beschissen, daß sie eigentlich rausfliegen müßten. Stattdessen werden sie zu einem vermeintlichen Top-secret-Geheimmanöver verpflichtet und werden nach nervenzehrendem Ausbildungsprogramm über Pakistan abgeworfen. Die beiden ahnen nicht, daß sie nur als Ablenkungsmanöver für die wahren Agenten eingesetzt werden und man in Washington jede Minute mit ihrem Tod rechnet. Nach zahlreichen Fettnäpfchen können  die beiden doch noch dazu beitragen, eine nukleare Katastrophe zu verhindern, und finden so ganz nebenbei noch ihre Traumfrauen...Den Film hab ich noch nicht gesehen, kann ich also nix zu schreiben. Aber die Militär- und Geheimdienstsatire, die hier enthalten ist, ist schon sehr gelungen.

  24. Cover des Buches Der Meteorologe (ISBN: 9783954380497)
    Olivier Rolin

    Der Meteorologe

    (5)
    Aktuelle Rezension von: Schmiesen
    "Wer diese Abgründe nie kennengelernt hat, kann seine Fantasie nicht auf Reisen schicken."

    Durch einen Zufallsfund wird Olivier Rolin auf Alexej Wangenheim aufmerksam, einen russischen Meteorologen, der zur Zeit des großen Terrors inhaftiert und exekutiert wurde. Die Bilder und Rätsel, die er damals seiner kleinen Tochter geschickt hat, dienen Rolin als Aufhänger, die Geschichte dieses Mannes zu erzählen.

    Was dabei allerdings herauskommt, ist enttäuschend. Versprochen wird eine Romanbiographie, heraus kommt weder das eine noch das andere, noch eine Mischung davon. Man liest sich durch stakkatohaft dahingeschriebene Zeilen voller Namen, die nicht im Gedächtnis bleiben, voller Ereignisse, die sich ständig wiederholen. Auf die Zeichnungen, die im Buch zu finden sind, wird kaum eingegangen, der eigentliche Aufhänger "Familie" findet kaum Erwähnung. Hier mal meine Zusammenfassung der einzelnen Abschnitt (aus Sicht des Autors):

    Abschnitt I : Och nö, Wangenheim hat eine Vorgeschichte. Mit der möchte ich mich eigentlich gar nicht befassen, aber das muss man wohl oder übel tun bei so einer "Biographie". Besser schnell runterschmieren, damit es spannend werden kann.

    Abschnitt II : Puh, geschafft. Jetzt geht's ab in's Lager. Am besten, ich mache völlig unkenntlich, ob die Aussagen nun von Wangenheim oder von mir stammen. Ab und an klatsche ich ein "...schrieb er" in den Text, damit klar ist, dass ich seine Briefe brav gelesen habe. Literarische Aufarbeitung halte ich für Schwachsinn - das könnte für den Leser ja spannend werden!

    Abschnitt III : Jetzt klären wir das Verbrechen doch mal auf. Am besten zackzack, denn schließlich muss dieses Buch doch auch mal ein Ende finden. So, hier habt ihr eure Schuldigen.

    Abschnitt VI: Melancholisches Rumgesülze hat noch keiner RomanBiographie geschadet. Am besten baue ich noch ganz viele Informationen darüber ein, wo ich in Russland schon überall gelebt habe und wie aufregend ich das Land finde. Dann noch ein paar allgemeine Schwülstigkeiten über die Würde des Menschen, ein paar literarische Anspielungen und pseudo-philosophisches Geschwafel - tada, ein Meisterwerk!

    So oder so ähnlich liest sich "Der Meteorologe": Ein Machwerk großer Lustlosigkeit, schlechter Recherche, mit einem grauenvollen Schreibstil und rührseliger Geschichte. Platter und langweiliger kann man über den Großen Terror kaum erzählen.

    In schriftstellerischer Hinsicht leistet sich Rolin einige grobe Schnitzer. Beispiele gefällig? 
    1. Ständig spekuliert er über Szenarien und Personen, wie sie wohl waren, wie es sich wohl zugetragen hat. Er beschreibt eine Szene und widerlegt sie dann in Klammern - denn er weiß ja nicht, wie es sich tatsächlich zugetragen hat. Nun gut, dann hätte er sich für die Romanform entscheiden müssen, dann hätte er die Freiheit gehabt, die Szenen seinem Ermessen nach zu gestalten. So bleibt man als Leser immer in der Ungewissheit: Hat er sich das ausgedacht? Ist das relevant? Nur Geschwafel? Wozu das Ganze, wenn es sofort negiert wird? Und außerdem beschreibt er seine Szenen in elendig langen Hauptsatzreihen, die kaum Bilder entstehen lassen, sondern nur eines - Langeweile. Er zählt die Schrecken auf, anstatt davon zu erzählen.
    2. Er bewertet ständig seine Figuren. Heftigster Fauxpas: Er schreibt über die "fiese Fresse" eines Lagerhenkers. Wow. Ja, wir wissen, diese Menschen haben Schreckliches getan. Aber in einer angeblich recherchierten (Roman-)Biographie möchte ich so etwas doch nicht lesen!
    3. Auch der Sexismus ist nicht weit: "Keine Frage, es ist ungerecht, dass die Schönheit einer Erschossenen plötzlich die Rührung verstärkt, mit der man dem Blick der Ermordeten begegnet, dennoch muss man zugeben, dass es so ist." Urgh. Bitte was? Dir gefällt die im Großen Terror ermordetet Frau, und das macht sie bemitleidenswerter als die anderen? Dass Rolin noch nicht einmal den Anstand besaß, solche Gedanken wenigstens aus dem endgültigen Buch herauszuhalten, macht schon wütend.
    4. Dubiose religiöse Vergleiche liefert er ebenso wie merkwürdige Rachefantasien über die "bescheidene Genugtuung", dass die meisten der Funktionäre, die für den Großen Terror verantwortlich waren, selbst erschossen worden sind. Die Hinrichtungsszenarien vergleicht er damit, "wie die römischen Soldaten Christus verhöhnten". Warum solche Vergleiche? Warum so eine emotionale Nähe zu seinen Figuren? Das ist schlichtweg unprofessionell, denn keiner will die Meinung eines unmotivierten, unsensiblen Laien hören.

    Immerhin hat er sich ein behandelnswertes Thema ausgesucht: Der einfache, unschuldige Mann in den Fängen des Regimes. Die schlechte Recherche gibt er in der Danksagung sogar zu: "Ich habe also die Historiker, auf die ich mich beziehe, nicht systematisch zitiert." Ja, aber warum denn nicht? Das, und nichts anderes, ist deine Aufgabe als Biograph, dachte ich bei mir.  Wozu also ein solches Buch schreiben, wenn es Rolin weder die Recherchearbeit noch das angemessene Verfassen wert war? Aus einem solchen Stoff hätte viel gemacht werden können, doch Rolin hat dabei auf ganzer Linie versagt.

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