Bücher mit dem Tag "unausweichlichkeit"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "unausweichlichkeit" gekennzeichnet haben.

6 Bücher

  1. Cover des Buches Stern- und Geisterstunden (ISBN: 9783442735594)
  2. Cover des Buches Effi Briest (ISBN: 9783742409546)
    Theodor Fontane

    Effi Briest

     (37)
    Aktuelle Rezension von: NiWa

    Die siebzehnjährige Effi heiratet den doppelt so alten Baron von Innstetten, wodurch sie in ihr Unglück rennt. Innstetten ist besessen von der Karriere, behandelt die Angetraute wie ein Kind, und bemerkt nicht, dass seine Frau außerhalb der Ehe der Einsamkeit entflieht. 

    „Effi Briest“ ist ein Klassiker von Theodor Fontane. Das Werk ist erstmals in den Jahren 1894 und 1895 erschienen, und hat damals angeblich für viel Furore gesorgt. 

    An meiner Schule war dieses Werk keine Pflichtlektüre. Allgemein bin ich an Klassikern interessiert und wollte daher unbedingt diese Bildungslücke schließen. Im Endeffekt war hier schon fast schade um die Zeit, weil einem in Gesellschaft der lieben Effi das Gesicht einschläft. 

    Zunächst beginnt es richtig interessant. Der Leser lernt Effi als junges, unverheiratetes Mädchen kennen. Sie ist wild, verspielt und zu jeder Zeit vergnügt unterwegs. In Gesellschaft ihrer Freundinnen fühlt sie sich wohl und zu den Eltern hat sie ein herzliches Verhältnis. 

    Dann hält Baron von Innstetten um ihre Hand an, und sie nimmt den Antrag an. Die Eltern sind zufrieden, die Siebzehnjährige blickt einem angenehmen Leben entgegen, und könnte im Prinzip glücklich sein. 

    Nach der Hochzeit nimmt das Ende schon seinen Gang: Innstetten kümmert sich viel zu wenig um die junge Frau, welche zusehends vereinsamt und sich vermutlich deshalb um andere Gesellschaft bemüht.

    Auf diese Weise nimmt die Handlung ihren Lauf und insgesamt hört es sich sogar faszinierend an. Doch ab der Vermählung schleicht sich nicht nur Langeweile in Effis Alltag ein, sondern auch der Leser wird entsprechend gequält. Es geschieht nichts. Fontane berichtet von ellenlangen Spaziergängen, wie der Hund herumtollt, oder wer das Haus der Innstettens besucht. 

    Einzig spannender Part wäre ein übernatürlicher Aspekt um einen Chinesen gewesen, der Effi um den Schlaf bringt. Sie fürchtet sich vor der Spukgestalt, und die Geschichte um den mysteriösen Chinesen ist auffallend präsent. Jedoch verläuft es sich im Sand, und ist im weiteren Verlauf kaum der Rede wert. 

    Ab der Hälfte wollte ich das Hörbuch abbrechen, ich habe es dann aber doch durchgezogen. Immerhin war ich schon so weit gekommen, deshalb hörte ich es bis zum bitteren Ende. Effis außerehelicher Fauxpas wird der damaligen Zeit entsprechend dezent in den Raum gestellt. Es gibt keine bildhaften Szenen, sondern lediglich Andeutungen, die sie als Geächtete an den Rand der Gesellschaft führen.

    Ich verstehe durchaus, dass dieser Roman bei Erscheinen für Aufregung sorgte. Fontane setzt sich mit der Motivation hinter dem Ehebruch auseinander, veranschaulicht, dass es nur bedingt an Charakterschwäche liegt, und führt an, dass immer zwei Menschen in einer Ehe sind. 

    Allerdings ist es - meiner Meinung nach - für den Leser der Gegenwart schon mühselige Kost. Besonders während der vielen Spaziergänge sind meine Mundwinkel mit steigender Schrittzahl nach unten gesackt. Es war weder ein Vergnügen noch interessant, dennoch bin ich froh, dass ich jetzt weiß, was mit Effi Briest geschehen ist. 

    Allgemein verstehe ich nicht, warum dieses Werk an vielen Schulen Pflichtlektüre ist. Zwar kann ich nachvollziehen, dass man sich mit dem Inhalt und der Wichtigkeit des Romans im schulischen Rahmen auseinandersetzt, doch als zwingende Lektüre fallen mir etliche andere, spannendere Klassiker ein, bei denen die Lust auf altehrwürdige Literatur eher bestehen bleibt. 

    Lobend ist unbedingt die Sprecherin dieser Hörbuchversion - Brigitte Trübenbach - zu erwähnen. Sie verdient sich meine Bewunderung, weil sie dem Geschehen trotz der langweiligen Grundlagen Leben verliehen hat. Sie klingt vergnügt, schwungvoll und hat angenehm erzählt, was zumindest ein Trost in Anbetracht des einschläfernden Inhalts ist.

    Im Endeffekt zählt „Effi Briest“ daher zu den Klassikern, die man meiner Ansicht nach nicht gelesen haben muss.

  3. Cover des Buches Der Anwalt (ISBN: 9783499267246)
    Cormac McCarthy

    Der Anwalt

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    Das Drehbuch zu Ridley Scotts Drogenthriller mit Starbesetzung. Das große Böse in Form des anonymen Drogenkartells lauert im Hintergrund und erscheint dadurch noch bedrohlicher und unausweichlicher, hier wird McCarthys Thema "Schicksal" deutlich angesprochen. Was für ein Unterschied, Michael Fassbender in der ersten und in der letzten Szene des Films zu sehen. Der Windschutzscheibensex von Cameron Diaz bleibt unvergessen, genauso wie Brad Pitts Sterbeszene am Schluß ("Ich hätte schon vor Jahren aussteigen sollen...Und Sie können gar nichts dagegen machen").

  4. Cover des Buches Wir amüsieren uns zu Tode (ISBN: 9783596112333)
    Neil Postman

    Wir amüsieren uns zu Tode

     (36)
    Aktuelle Rezension von: Georg333

    Prolog: a1) „Fernsehen wurde nicht für Idioten erschaffen – es erzeugt sie.“
    a2) Es gibt also einige nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten für jemanden, der ein Buch wie dieses geschrieben hat und der am Schluß mit ein paar Rezepten gegen das von ihm diagnostizierte Leiden aufwarten möchte. Erstens glaubt nicht jeder, daß eine Behandlung erforderlich ist, und zweitens gibt es eine wirksame Behandlungsmethode wahrscheinlich gar nicht."
    [Doch! Davon hat der "Unbewegte Beweger eine Menge "auf Lager"! ;-) Siehe v.a. die Bücher von Bertha Dudde (Gerd Gutemann), Jakob Lorber, Kurt Eggenstein & M Kahir!] aus "Wir amüsieren uns zu Tode" (1985!),  en.wikipedia.org Amusing_Ourselves_to_Death 

    b) „Unsere Abwehrmechanismen gegen die Informationsschwemme sind zusammengebrochen; unser Immunsystem gegen Informationen funktioniert nicht mehr. Wir leiden unter einer Art von kulturellem Aids.“ aus "Wir informieren uns zu Tode" (1992)

    c) Das dritte Soloalbum von Roger Waters Amused to death ist von Neil Postman beeinflusst.

    d) „Denn es sinnt...[die LIEBE] nicht auf Vernichtung, sondern nur auf Umänderung des Denkens [& Handelns!]. Und so muß...[SIE] also das Denken hinwenden auf GEISTIGES und abwenden vom Irdischen [rein Materialistischen, Egomanischen, Egozentrischen, Rationalistischen, Atheistischen...], und dies ist der Zweck aller (!) kommenden Ereignisse!“

    e) "Ich bin eigentlich und hauptsächlich darum in diese Welt gekommen, um die gänzlich entartete und aus aller Meiner ursprünglichen Ordnung getretene Menschheit wieder durch Lehre, Beispiele und Taten auf denjenigen Urzustand zurückzuführen, in welchem die ersten Menschen als wahre Herren aller andern Kreatur sich befanden. " lorber-jakob.de

    1) Fazit: a) In Anbetracht dessen, daß das Buch 1985 erschien, zeigt Postman bei viel "Gegenwind" einen erstaunlichen Weitblick, der aber leider ein rationalistisch-intellektueller eines populären jüdischen Soziologen bleibt! Der Einzige, der wirklich in die Zukunft blicken kann, ist der "Unbewegte Beweger" (siehe Aristoteles), auf den LOGISCHER-weise alles Bewegte & Ex-ist-tierende & Emanierte zurückzuführen ist aufgrund des WORTES, das ER "sprach", und der Raum & Zeit durch den URKNALL schuf (siehe Hans-Peter Dürr: langelieder.de). SEIN Hilfeversprechen gemäß Joh 14:16,21,26 erfüllte ER, v.a. an & durch Bertha Dudde & Jakob Lorber! Wer also wißen will, wohin der Selbstzerstörungs- & Entartungskurs der irdischen Menschheit in Kürze führt, sollte die diesbezügliche Primär- & Sekundärliteratur unbedingt lesen: Kurt Eggenstein, Gerd Gutemann,...!

    b) Die Demagogen, Betrüger, Manipulatoren... im Hintergrund
    Ein weiteres Manko Postman's ist, daß er den negativen Medien(inhalte)einfluß zu sehr auf die betroffene (Ziel)Gruppe (Konsumenten) fokussiert und zu wenig die eigentlichen demagogischen & lügnerischen Medieninhalte-Gestalter: Interessengruppen, Negativ-Konformisten, Neoliberale, Negativ-NGOs, Politiker, Bertelsmann-Stifung (Nazi-Unterstützer 1933-45! Siehe Alex-Demirovic Netzwerk-der-Macht-Bertelsmann)! Diesbezüglich gibt es wesentlich beßere Autoren & Bücher: Rainer Mausfeld, Noam Chomsky, Collin McMahon, Bernd Hamm, Ullrich Mies, Sheldon S. Wolin, Jaroslav Langer...

    c) Leider kein Sach- & Namen-Register, aber 2 S. Bibliographie, 6 S. hilfreiche Kapitel-bezogene Endnoten

    2) Hilfreiches
    a) Leseprobe 20 S. mit Inhaltsverzeichnis
    b) Gute Zusammenfaßung, aber leider nur englisch: en.wikipedia.org Amusing_Ourselves_to_Death

    3) Rezensionen
    a) rollingstone.de was-meinte-neil-postman-mit-wir-amuesieren-uns-zu-tode
    b) deutschlandfunk.de/der-medienprophet-zum-tod-des-amerikanischen-soziologen: Stefan Koldehoff, 2003, im Gespräch mit Medienwissenschaftler Norbert Bolz
    c) nzz.ch/feuilleton trump-wurde-von-neil-postman-vor-mehr-als-30-jahren-vorhergesagt
    d) de.wikipedia Neil_Postman: "Postman vertrat die These, dass das Fernsehen die Urteilsbildung der Bürger gefährde und dass der Zwang zur Bebilderung zu einer Entleerung der Inhalte von Politik und Kultur führe. Er prägte dafür den Begriff „Infotainment“. In diesem Zusammenhang beklagte er die Infantilisierung der Gesellschaft. Der Titel seines Hauptwerks (Wir amüsieren uns zu Tode) zeigt, dass er die US-amerikanische Gesellschaft durch einen Mangel an Ernsthaftigkeit in allen möglichen Bereichen des öffentlichen Lebens von innen her stark bedroht sah. Diesen Eindruck verstärkte er 1992, indem er einem Essay den Titel "Wir informieren uns zu Tode" gab. Durch die „Vermüllung“ mit Informationen im Informationszeitalter werde die Orientierungslosigkeit der Menschen so sehr verstärkt, dass die Gesellschaft an „kulturellem Aids“ erkrankt sei.[2] Dabei ist zu berücksichtigen, dass Aids-Patienten 1992 in aller Regel noch schnell verstarben. Bernhard Pörksen attestierte Postman 2018 eine Art Vorwegnahme der Fake-News-Debatten der 2010er-Jahre durch seine Vorhersage, dass Wahrheit in einem „Meer von Belanglosigkeiten“ untergehen könne.[1]

    Bei Postmans Argumentation spielte zunächst die Wirkungsweise der Fernsehbilder eine wichtige Rolle. So ging er davon aus, dass sie ausschließlich ästhetische Reaktionen provozierten und dass das Fernsehen das Entstehen von Ideen unterdrücke, um den Wertmaßstäben des Showgeschäfts zu genügen. Somit weiche logisches Denken zugunsten von Emotionalität und Oberflächlichkeit.

    Weiter war die große Resonanz des Fernsehens von Wichtigkeit. Die Art, wie das Fernsehen die Welt in Szene setze, werde zum Modell dafür, wie die Welt aussehen solle. Die Folgen davon seien einmal „Surrealismus der Fernsehinformation“ und weiter, dass sich das Entertainment auch auf andere Bereiche des Lebens außerhalb des Bildschirms erstrecke.

    Postman kritisierte das Fernsehen als ein Medium der totalen Enthüllung, bei der auch private und intime Bereiche des Lebens offengelegt würden. Als Gefahr dieses Aspekts benennt er den Zusammenbruch moralischer Verhaltensregeln, speziell aber den Abbau des Schamgefühls. Da dieses Medium Ereignisse so darstelle, als geschähen diese im Augenblick der Sendung, erzeuge es eine von Postman als „unzivilisiert“ charakterisierte Bestrebung direkter Bedürfnisbefriedigung und Gleichgültigkeit gegenüber der – in zivilisierteren Zeiten noch geheimnisumwobenen – Welt des Kindes.

    e) György Széll: springer.com: Kostenpflichtig: Nachgefragt/Wiederentdeckt, Volume 11, pages 351–367, (2019)                        Zusammenfassung: Der US-amerikanische Soziologe Neil Postman (1931–2003) war einer der einflussreichsten Medienkritiker in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Analysen zum Verschwinden der Kindheit, zur Zerstörung der Demokratie und der Bildung durch die neuen Massenmedien haben nichts an Aktualität verloren. Ganz im Gegenteil: Im Zeitalter von neuen sogenannten sozialen Medien, fake news, Trollen, Bots und der zunehmenden Algorithmisierung der modernen Welt ist eine kritische Medienanalyse nötiger als je zuvor. Nichtsdestotrotz blieb er Optimist, indem er auf Bildung und eine zweite Aufklärung setzte.
    Abstract: The US-American sociologist Neil Postman (1931–2003) was one of the most influential media critics in the second half of the 20th century. His analyses of the disappearance of childhood, the destruction of democracy and Bildung via mass media have nothing lost of their pertinence. On the contrary: In times of the so-called social media, fake news, trolls, bots and the increasing algorithmisation in today’s world a critical media analysis is more necessary than ever. Nevertheless he remained an optimist, calling for more Bildung and a Second Enlightenment. https://link.springer.com/article/10.1007/s12592-019-00330-4

    f) spiegel.de gestorben-neil-postman: SPIEGEL Chronik 54/2003
    g) sueddeutsche.de neil-postman-gestorben-kindheit-als-konzept: "Zurück zur Natur wollte Neil Postman seine Mitmenschen bringen, der letzte große Rousseauist der amerikanischen Kultur. Er träumte von einem bedachten, maßvollen Gebrauch der an sich sinnvollen, wertvollen Medien. Er wollte die verheerende Wirkung des Fernsehens rückgängig machen, das intensiv wie nichts zuvor Tod, Sex und Gewalt präsentierte, das die Zuschauer verdummte und infantilisierte."
    h) gut, aber leider nur englisch: en.wikipedia.org Amusing_Ourselves_to_Death

    4) Literatur über Neil Postman

    • ListeGyörgy Széll: springer.com
    • britannica.com biography Neil-Postman: "...Public Discourse in the Age of Show Business (1985), a lively critique of television that would become his most influential work. He argued that television, as a medium that must express ideas primarily through alluring visual imagery, reduces politics, news, history, and everything else to mere entertainment. In the United States, he maintained, that development led to the trivialization of public discourse..."
    • Armin Pongs: In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich? Band 1, Dilemma Verlag, München 2007, ISBN 3-9805822-2-1 (ausführliches Interview mit Neil Postman und Darstellung der Theorie zur Mediengesellschaft)
    • Marco Fuhrländer: Neil Postman, in: Joachim Kaiser (Hg.): Das Buch der 1.000 Bücher. Autoren, Geschichte, Inhalt und Wirkung, Harenberg, Dortmund 2002, ISBN 3-611-01059-6, S. 872 f. (fundierter einführender Lexikonartikel zu Neil Postman)

    5) Zitate aus dem Rezensionsbuch
    S. 190-2: "Orwells Prophezeiungen haben für Amerika kaum Bedeutung, diejenigen Huxleys freilich sind nahe daran, Wirklichkeit zu werden.  Denn Amerika hat sich auf ein Experiment zur Anpassung an die Zerstreuungen aus der Steckdose eingelassen, wie es ehrgeiziger anderswo auf der Welt nicht betrieben wird. Dieses Experiment begann langsam und bescheiden um die Mitte des 19. Jahrhunderts und hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Amerikas verzehrender Liebe zum Fernsehen ein fatales Reifestadium erreicht. Wie es nirgendwo sonst auf der Welt geschehen ist, haben die Amerikaner alles dafür getan, das Zeitalter des langsamen gedruckten Wortes zu beenden, und dabei haben sie dem Fernsehen die Vorherrschaft über ihre sämtlichen Institutionen eingeräumt. Amerika hat das Fernsehzeitalter eingeläutet und damit der Welt den Ausblick in eine Zukunft im Zeichen Huxleys eröffnet, wie man ihn klarer und anschaulicher nicht finden wird. Diejenigen, die über solche Fragen sprechen, schlagen häufig einen fast hysterischen Ton an, was ihnen den Vorwurf einbringt, sie seien Nörgler, Quälgeister oder notorische Pessimisten. Aber sie tun das, weil das, worauf sie die anderen aufmerksam machen wollen, so harmlos erscheint, sofern es nicht überhaupt unsichtbar ist. Eine Orwell-Welt ist viel leichter zu erkennen als eine Huxley-Welt, und es ist auch leichter, sich ihr zu widersetzen. Unser gesamter kultureller Lebenszusammenhang hat uns darauf vorbereitet, ein Gefängnis als solches zu erkennen und Widerstand zu leisten, wenn seine Mauern uns einzuschließen drohen. Den Stimmen eines Sacharow, eines Timmerman, eines Walesa gegenüber verhalten wir uns wahrscheinlich nicht teilnahmslos. Gegen den lärmenden Ansturm des Unrechts greifen wir zu den Waffen, im Geiste Miltons und Bacons, Voltaires, Goethes und Jeffersons. Aber was ist, wenn
    keine Angst- und Schmerzensschreie zu hören sind? Wer ist bereit, sich gegen den Ansturm der Zerstreuungen aufzulehnen?
    Bei wem führen wir Klage - wann? und in welchem Tonfall? -, wenn sich der ernsthafte Diskurs in Gekicher auflöst? Welche Gegenmittel soll man einer Kultur verschreiben, die vom Gelächter aufgezehrt wird?

    Ich fürchte, unsere Philosophen lassen uns hier im Stich. Ihre Warnungen richten sich gewöhnlich gegen bewußt formulierte
    Ideologien. Aber das, was zur Zeit in Amerika vor sich geht, folgt nicht den Absichten einer artikulierten Ideologie. Kein kompaktes Programm, kein Mein Kampf und kein Kommunistisches Manifest haben die Entwicklung, die sich jetzt abzeichnet, angekündigt. Sie tritt als ungewollte Konsequenz eines dramatischen Wandels in den Formen unseres öffentlichen Austauschs auf. Und doch handelt es sich um eine Ideologie, denn sie drängt uns eine bestimmte Lebensweise und ein ganz bestimmtes Verhältnis zwischen Menschen und Ideen auf. Oh-
    ne Konsensus, ohne Diskussion und ohne daß Einwände erhoben würden. Es bedurfte nur unserer Nachgiebigkeit. Das öffentliche Bewußtsein will noch nicht wahrhaben, daß Technik Ideologie ist. Und dies, obwohl die Technik vor unseren Augen in den letzten achtzig Jahren das Leben der Amerikaner einschneidend verändert hat. Nicht geahnt zu haben, welche kulturellen Umwälzungen das Automobil mit sich bringen würde, wäre im Jahre 1905 durchaus entschuldbar gewesen. Wer hätte damals voraussehen können, daß uns das Automobil einmal vorschreiben würde, wie wir unsere gesellschaftlichen Beziehungen und unser Geschlechtsleben einzurichten haben? Daß
    es uns im Umgang mit den Wäldern und unseren Städten zum Umdenken veranlassen würde? Daß es neue Formen des Aus-
    drucks unserer individuellen Identität und unseres sozialen Status hervorbringen würde?

    191 Aber die Zeit ist weitergegangen, und nicht zu wissen, was auf dem Spiele steht, ist heute unentschuldbar. Wer verkennt, daß eine neue Technik ein ganzes Programm des sozialen Wandels in sich birgt, wer behauptet, die Technik sei »neutral«, wer annimmt, die Technik sei stets ein Freund der Kultur, der ist zu dieser vorgerückten Stunde nichts als töricht. Außerdem haben wir inzwischen genug erlebt, um zu wissen, daß technische Wandlungen in den Formen der öffentlichen Kommunikation noch stärker mit Ideologie gesättigt sind als Wandlungen in den Formen des Verkehrswesens. Man bringe einer Kultur das Alphabet, und man verändert ihre
    Wahrnehmungsgewohnheiten , ihre sozialen Beziehungen, ihre Vorstellungen von Gemeinschaft, Geschichte und Religion. Man führe den Buchdruck mit beweglichen Lettern ein, und man bewirkt das gleiche. Man führe die Übermittlung von Bildern mit Lichtgeschwindigkeit
    ein, und man löst eine Kulturrevolution aus. Ohne Abstimmung. Ohne Polemiken. Ohne Guerillawiderstand. Wir haben es hier mit Ideologie in ihrer reinsten, freilich nicht in ihrer lautersten Gestalt zu tun. Mit einer wortlosen Ideologie, die aufgrund ihrer Wortlosigkeit nur um so mächtiger ist. Damit sie sich festsetzen kann, bedarf es nur einer Bevölkerung, die inbrünstig an die Unausweichlichkeit des Fortschritts glaubt. Und in diesem Sinne sind die Amerikaner ausnahmslos Marxisten, denn wenn wir überhaupt etwas glauben, dann dies: daß
    uns die Geschichte einem vorausbestimmten Paradies entgegenführe und daß die Technik dabei die treibende Kraft sei. Es gibt also einige nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten für jemanden, der ein Buch wie dieses geschrieben hat und der am Schluß mit ein paar Rezepten gegen das von ihm diagnostizierte Leiden aufwarten möchte. Erstens glaubt nicht jeder, daß eine Behandlung erforderlich ist, und zweitens gibt es eine wirksame Behandlungsmethode wahrscheinlich gar nicht."

    6) Werbetext (Buchrückseite)
    Noch sind die Diskussionen, die Neil Postman mit seiner Streitschrift Das Verschwinden der Kindheit ausgelöst hat, nicht verstummt, da kündigt ein neues Buch von ihm neuen, grundsätzlichen Meinungsstreit an. Denn diesmal kritisiert er die allmähliche Zerrüttung der Kulturtätigkeiten durch den gewerbsmäßigen Illusionismus, das totale Entertainment.
    Postmans These lautet, daß die Medien zunehmend nicht nur bestimmen, was wir kennenlernen und erleben, welche Erfahrungen wir sammeln, wie wir Wissen ausbilden, sondern auch, was und wie wir denken, was und wie wir empfinden, | Ja, was wir von uns selbst und voneinander halten sollen. Zum ersten Mal in der Geschichte gewöhnen die Menschen sich daran, statt der Welt ausschließlich Bilder von ihr ernst zu nehmen. An die Stelle der Erkenntnis- und Wahrnehmungsanstrengung tritt das Zerstreuungsgeschäft. Die Folge davon
    ist ein rapider Verfall der menschlichen Urteilskraft. In ihm steckt eine unmißverständliche Bedrohung: Er macht unmündig oder hält in der Unmündigkeit fest. Und er tastet das gesellschaftliche Fundament der Demokratie an.
    Wir amüsieren uns zu Tode.


  5. Cover des Buches Death of a Salesman (ISBN: 9783140412735)
    Arthur Miller

    Death of a Salesman

     (54)
    Aktuelle Rezension von: Matalina85
    Viel und nichts hat sich geändert in der amerikanischen Wirklichkeit, seit der 'Handlungsreisende' zum ersten Mal seine Musterkoffer auf die Bühne schleppte. Entlassen würde er heute wohl früher als mit 63, Biff wäre auch mit 32 noch arbeitslos, wenn er den Wettkampf mit seinem Nächsten ablehnt, ein Haus abzuzahlen dauert länger als 25 Jahre, und mit 40 Dollar die Woche käme keiner mehr über die Runde. Und doch gibt es den amerikanischen Traum noch, den Traum, dass jeder es zur Nummer Eins bringen kann. Obwohl wir ihn durchschauen, verhalten wir uns noch danach. Ich habe dieses Buch damals in der Schule lesen müssen, aber im Gegensatz zu den bisherigen Schullektüren fand ich dieses Buch sehr interessant. Erzählungen gibt es keine. Das gesamte Buch ist wie ein einziges Gespräch aufgebaut und sehr tragisch wie die Inhaltsangabe schon unter Beweis stellt. Fazit: Wenn es in der Schule auseinander gepflückt wird, macht es weniger Spaß dieses Buch zu lesen, aber wenn man es sich nach ein paar Jahren mal wieder hervorholt, ist es ein kurzes Lesevergnügen wert.
  6. Cover des Buches Ich hätte es vorgezogen zu leben (ISBN: 9783442740000)
    Thierry Cohen

    Ich hätte es vorgezogen zu leben

     (42)
    Aktuelle Rezension von: Aislingeach
    Jeremy und Victoria kennen sich seit ihrer Kindheit. Während Victoria nur einen Freund in Jeremy sieht, empfindet er deutlich mehr für sie. An seinem 20. Geburtstag gesteht er ihr seine Liebe, wird jedoch abgewiesen. Für den junge Mann bricht eine Welt zusammen. Mit einem Gemisch aus Alkohol, Tabletten und Drogen bringt Jeremy sich um. 
    Doch er verschwindet nicht von dieser Welt, sondern „erwacht“ alle paar Jahre, am Tage seines Geburtstages, seines Selbstmordes, und muss mitansehen, was er hätte haben können, hätte er weiter gelebt. Doch nicht nur das, er muss auch fest stellen, dass ein anderer Jeremy sein Leben lebt. Ein Jeremy, der dieses Leben nicht schätzt, sondern es zu zerstören droht...

    Die Geschichte klingt ein wenig verworren, doch beim Lesen findet man schnell in die Geschehnisse. 
    Ich fand das Ganze sehr spannend und wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte denn nun aufgelöst wird. 
    Das Ende fand ich dann jedoch ein wenig ernüchternd. Mehr möchte ich darüber jedoch nicht schreiben, da ich nicht spoilern möchte. 😉

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