Bücher mit dem Tag "underground railroad"
11 Bücher
- Colson Whitehead
Underground Railroad
(338)Aktuelle Rezension von: dunis-lesefutterSchon in meinen frühen erwachsenen Lese-Jahren fühlte ich mich magisch angezogen von Geschichten aus dem amerikanischen Süden zur Zeit der Sklaverei. Allerdings waren es meist Geschichten, die das menschenunwürdige Handeln der weißen privilegierten Schicht gegenüber der „Ware“ Mensch romantisierten und die Perspektive der schwarzen Bevölkerung nich realistisch wiedergaben. Colson Whitehead hat Ihnen in unglaublicher Deutlichkeit eine Stimme gegeben und dafür den Pulitzepreis 2017 erhalten.
Cora wird zu Beginn des 19. Jahrhunderts in ein Plantagenleben hineingeboren, das brutaler nicht sein könnte. Ihre Mutter ließ sie im Stich, und so ist sie schon als Zehnjährige sich selbst und den brutalen Machenschaften ihres Besitzers ausgeliefert.
Ihr gelingt es gemeinsam mit Caesar in Richtung Norden zu flüchten, über die „Underground Railroad“. Dieses Netzwerk wird von den Abolitionisten und ihren Helfern gesponnen, unterhalten und sorgt dafür, dass Entlaufene in den sklavenfreien Norden gelangen. In der Adaption des Autors ist es als unterirdisches Tunnelsystem mit Schienen und entsprechenden Fahrzeugen dargestellt. Das entspricht nicht der realen Vergangenheit dieses Rettungswegs. Es gab ihn aber, und er bestand aus getarnten, Verstecken und hilfsbereiten Menschen, die für die Freiheit anderer ihr Leben riskierten. Auch in diesem Roman begegnen wir immer wieder selbstlosen Mitgliedern der Gesellschaft, die oft teuer genug dafür bezahlen.
Cora gelangt in verschiedene Staaten, die unterschiedlich mit Sklaverei und Rassengesetzen umgehen. Ihr Fluchtweg ist nicht gerade, sondern mit vielen Widrigkeiten durchzogen. Ein Kopfgeldjäger sorgt dafür für ausreichende Schreckmomente.
Mit Spannung habe ich Coras Geschichte verfolgt und ihr die Daumen gedrückt .
Colson Whitehead spart nicht mit drastischer Schilderung. Die sadistischen Fantasien der weißen Plantagenbesitzer sind ekelerregend. Doch ist es wohl genau so passiert! In North Carolina wählt die Bevölkerung eine besonders widerwärtige Methode der Abschreckung. Und Staaten wie South Carolina, die gemäßigter unterwegs waren, vermitteln nur eine Pseudo Humanität, wenn man zum Beispiel die Szenen im Museum betrachtet.
Der Plot ist spannend geschrieben, bis zum Ende weiß man nicht, ob Cora ihr Vorhaben gelingt. Die Kapitel sind mit einzelnen Staaten und Figuren betitelt, deren Wege man kreuzt. Dabei springt der Autor auch häufig in den Zeiten, was manchmal etwas verwirrt.
Die Vermischung von Fiktion und Realität ist gut gelungen. Ein ums andere Mal wollte ich es jedoch genau wissen. Über das Netzwerk die Underground Railroad, findet man sehr viel mehr im World Wide Web, als über die unterschiedlichen Rassengesetze einzelner Staaten. Dafür muss man englischsprachige Seiten aufsuchen, da selbst auf dem deutschen Wikipedia nur sehr spärliche Informationen zu finden sind.
Ein bedrückendes Werk, dass uns einmal mehr zeigt, wozu menschenfähig sind.
- Colson Whitehead
The Underground Railroad: Winner of the Pulitzer Prize for Fiction 2017
(35)Aktuelle Rezension von: Sarah35Das Buch ist wirklich harte Kost. Nicht weil es schwer zu lesen wäre, ganz im Gegenteil: man wird sofort in die Erzählung eingesogen und es liest sich flüssig. Der Stoff: da sieht es schon anders aus. Das Buch beruht auf wahre Gegebenheiten, und die Wirklichkeit zeigt sich hier in all ihren hässlichsten Facetten. Ich habe gehofft, gelitten, geweint und gehasst. Und nach dem Lesen habe ich wieder etwas über die Menschen gelernt, und zu was sie fähig sind. Ein grausames Buch, das alle unbedingt lesen sollten!
- Tracy Chevalier
Die englische Freundin
(56)Aktuelle Rezension von: beccarisDie Romane von Tracy Chevalier gefallen mir immer ausgesprochen gut. Sie versteht es, den Leser zu packen mit einer spannenden Geschichte, klug geschrieben und man lernt immer etwas dazu.
Hier handelt es sich um eine Auswanderergeschichte. Eine junge Frau, von ihrer ersten Liebe enttäuscht, begleitet ihre Schwester von England nach Amerika (im 19. Jahrhundert), um ein neues Leben zu beginnen. Eine beschwerliche Schiffsreise steht bevor. Das Schicksal meint es nicht gut mit der Quäkerin und sie gewöhnt sich schlecht an die Lebensweise in der fremden Heimat. Ihr humanistisches Menschenbild und ihre religiösen Werte lassen es nicht zu, Hilfestellungen gegenüber Schwarzen zu verweigern. Schon bald gerät sie in schwere Gewissenskonflikte zwischen ihrer neuen Familie und eigenen Werthaltungen.
Die Autorin beschreibt die Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei, die moralischen Überzeugungen und ökonomischen Interessen sowie die Zusammenkünfte und Rituale der Quäker in diesem Roman sehr eindrücklich. Ausserdem spielt die Kunst des Quiltens bei den Frauen der damaligen Zeit eine wichtige gesellschaftliche Rolle und hat auch im Buch eine grosse Bedeutung.
Ein lesenswertes Buch, das man kaum aus der Hand legen möchte und es traurig schliesst, wenn es zu Ende ist.
- Christine M. Brella
Die Brücken zur Freiheit - 1864
(3)Aktuelle Rezension von: Catherine_BouvierDie Autorin entführt mich in das noch gespaltene Amerika des späten 19. Jahrhunderts, wo gegensätzliche Ideologien aufeinandertreffen. Nicht nur in der großen Politik, sondern auch im Mikrokosmos von Annie und Nick. Beide werden in die Wirren des Bürgerkrieges gezogen und müssen um ihre Liebsten und ihr eigenes Leben fürchten.
Die Aufbruchstimmung und die Gegensätze zwischen den Süd- und den Nordstaaten sind gut eingefangen. Dabei sind einige Kriegsgreueln recht heftig beschrieben, wobei es der Autorin gelingt, nicht mit erhobenem Zeigefinger auf eine der Parteien zu zeigen. Einige Wendungen haben mich echt überrascht und am Ende war ich traurig, dass es vorbei war. Ich wünsche mir eine Fortsetzung!
- Lyndsay Faye
Die Entführung der Delia Wright
(43)Aktuelle Rezension von: Ines23Das New York des 19. Jahrhunderts wird so authentisch beschrieben, dass man beim Lesen das Gefühl hat, selbst dort zu sein. Der Protagonist Timothy Wilde ist ein sympathischer Kerl und die Geschichte ist sehr spannend.
- Rosslyn Elliott
Süßer als das Lied der Lerche
(11)Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-NutzerDer Roman hat mich nicht sehr überzeugt, da er meiner Meinung nach sehr oberflächlich war, obwohl er nach eine wahren Geschichte geschrieben worden ist.
Viele Sachen erschienen mir auch sehr unwirklich und unlogisch. - Colson Whitehead
Underground Railroad
(18)Aktuelle Rezension von: SoerenIm 19. Jahrhundert lebt die junge Cora Randall als Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia. Als sich ihr und ihrem Leidensgenossen Caeasar eine Chance zur Flucht bietet, nehmen sie diese nur zu gerne wahr. Zusammen versuchen sie sich so weit wie möglich von ihrem grausamen Herrn zu entfernen, aber dies ist in den amerikanischen Südstaaten, wo praktisch jeder Jagd auf sie macht, alles andere als einfach. Ihre einzige Hoffnung besteht in der Underground Railroad, einem geheimen Fluchtnetzwerk für Sklaven. Sie finden tatsächlich eine der geheimen Bahnstationen, doch auch nach dieser Zugreise ist ihr Martyrium längst nicht vorüber. Auch im angeblich sehr viel liberaleren South Carolina geht es nicht halb so friedlich zu, wie man es ihnen weißzumachen versucht.
Laut der Presse handelt es sich bei Colson Whiteheads Roman um eine „virtuose Abrechnung damit, was es bedeutete und immer noch bedeutet, schwarz zu sein in Amerika.“ Das mag stimmen und das, was Cora und Caesar unterwegs erleben, ist in der Tat ziemlich erschütternd, dennoch konnte mich Whiteheads meist recht auktoriale Erzählweise nur selten mitreißen. Dafür wirkten viele der Schilderungen zu oberflächlich und allgemein gehalten. Die Ereignisse in South Carolina erinnerte mich stellenweise an den „Report der Magd“ von Margaret Atwood. Daher würde ich „Underground Railroad“ auch nicht als das angepriesene Meisterwerk bezeichnen. Das Thema ist zweifellos wichtig, die Umsetzung jedoch lässt durchaus noch Luft nach oben. Da haben mich andere afroamerikanische Dramen wie „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee mehr mitgerissen.
Die ungekürzte Hörbuchfassung geht knapp neun Stunden und wird solide von Helene Grass vorgetragen. - Annette Oppenlander
Everything We Lose: A Civil War Novel of Hope, Courage and Redemption
(0)Noch keine Rezension vorhanden - Ta-Nehisi Coates
Der Wassertänzer
(21)Aktuelle Rezension von: jtk_0701Ganz schwierig für mich, zu diesem Buch die richtigen Worte zu finden. Ich fang mal damit an, dass ich gleich zu Anfang mit dem magischen Realismus konfrontiert wurde. Und was soll ich sagen, ich habe meine Schwierigkeiten damit. So wusste ich erst mal gar nicht, ob ich weiter lesen möchte. Dann kam aber gleich die Geschichte von Hiram Walker, der als Sklave auf der Plantage Lockless aufwächst, als unehelicher Sohn des Plantagenbesitzers. Er muss miterleben, wie seine Mutter verkauft wurde, wird von einer anderen Sklavin großgezogen und darf als Diener seines Halbbruders im Herrenhaus leben. Im Verlauf der Geschichte flüchtet Hiram irgendwann und schließt sich dem Underground an, ein Netzwerk, das Sklaven zur Flucht hilft. Diese Emotionen, die ich so zwischen den Zeilen gelesen habe, was es mit einem Menschen macht, in solchen Verhältnissen aufzuwachsen, haben mich zutiefst berührt. Welch zwischenmenschlichen Grausamkeiten Kinder und Erwachsene in der Sklavenarbeit erleben mussten. Kinder, deren Elternteile von heute auf morgen verkauft werden, Geschwister, die getrennt werden, Eltern, die machtlos zusehen müssen, wie ihnen die Kinder genommen werden, Liebespaare, die entzweit werden, Ehefrauen, die dem Vergnügen der Plantagenbesitzer dienen. Schreckliche Taten, die bestimmt auch Auswirkungen auf die späteren Generationen haben. Das hat mich stark zum Nachdenken gebracht und ich wollte die Geschichte immer weiter lesen. Allerdings gab es zur Mitte hin Längen, die mich etwas gelangweilt haben und ich das Buch öfters ignoriert habe, weil ich es anstrengend fand. Doch zum Schluss hin war ich dann wieder absolut bei Hiram. Selbst seine magische Fähigkeit hat mich zum Ende hin begeistert, da ich die Idee genial fand. Im Großen und Ganzen auf jeden Fall eine interessante Geschichte.
- Bernardine Evaristo
Blonde Roots
(4)Aktuelle Rezension von: OrishaDoris wird als Kind in die Neue Welt entführt. Sie verliert alles, ihre Schwestern, ihre Mutter, ihren Vater. Zunächst kommt sie in eine reiche schwarze Familie, wo sie fortan als Omorenomwara, der jüngsten Tochter Miracle Gesellschaft zu leisten hat. Als Miracle eines Tages unerwartet verstirbt, bringt man Omorenomwara auf eine andere Plantage, wo sie fortan unter den anderen Sklaven lebt. Als Doris die 30 Jahre überschreitet, beschließt sie über die Underground Railroad zu fliehen und eine Reise beginnt, dessen Ende ins Ungewisse führt.
Evaristas Buch dreht die Geschichte der Sklaverei um. Nicht die Weißen haben die schwarze Bevölkerung versklavt, sondern die schwarze Bevölkerung holt sich die Weißen, die fortan ihr Welt am Laufen zu halten haben. Sehr eindrücklich schildert Evaristo das Leben von Omorenomwara aka Doris. Gewalt, Missbrauch, Misstrauen bestimmen den Alltag der Sklaven, nicht nur gegenüber ihren Herren, sondern auch untereinander. Gleichzeitig gibt es immer wieder Momente des Zusammenhalts, der Liebe, der Gemeinschaft. Und das ist die große Stärke dieses Buches. Denn Evaristo gibt der Sklaverei ein Gesicht.
Dennoch geht für mich die Idee, die Geschichte umzudrehen, nur bedingt auf. Grundsätzlich finde ich die Idee großartig und gerade dieser Punkt hat mich zu dem Buch hingezogen. Dennoch konnte mich das Konzept nur bedingt überzeugen. Das hat sicherlich auch mit meinen festgezurrten Vorstellungen im Kopf zu tun. Mir fiel es unheimlich schwer, in der Hauptprotagonistin Doris eine weiße Frau zu sehen. Insbesondere, weil sie im Buch hauptsächlich unter den ihr zugeschriebenen Namen Omorenomwara, beschrieben ist. Das greift ein Prozedere auf, dass natürlich auch unter den historischen Gegebenheiten zur Praxis gehörte und aus Kofi, Ama und Co. wurden Joe, Mary oder ähnliches. Das ist mir durchaus bewusst. Dennoch konnte ich mit Doris afrikanischem Namen keine weiße Frau verbinden. Ich musste mich immer wieder selbst erinnern, dass die Geschichte hier umgedreht wurde.
Daneben finde ich auch das geografische Setting verwirrend. Denn einerseits greift Evaristo auf bestehende geografische Bezeichnungen zurück und benennt Länder, die es wirklich gibt. Andererseits schafft sie eine neue Welt mit neuen Bezeichnungen. Ich habe mich gefragt, warum sie kein real existierendes afrikanisches Land genommen hat, um ihre Geschichte aufzubauen? Warum der Rückgriff auf reale Bezeichnungen und keine reine Fiktion? So bringt sie z.B. Großbritannien, als einen der Kolonisatoren in den Fokus – greift hier also auf reale Gegebenheit zurück, verlegt das Land aber nach Afrika (bei ihr Aphrika) und belässt es damit in seiner Rolle als Kolonisator (nur mit anderem Hintergrundkontext). Und irgendwie ist das ein toller Move und irgendwie auch wieder nicht. Denn einerseits bleibt Großbritannien dadurch Täter, sie spricht dem Land keine Absolution für seine Rolle im Sklavenhandel aus. Gleichzeitig wird das Land einmal mehr glorifiziert und als modernes, fortschrittliches Land stilisiert, nur eben unter afrikanischer Herrschaft. Und das fand ich merkwürdig.
Kurzum: Dieses Buch war eine Herausforderung. Für mich ging die Geschichte nur bedingt auf, weil mir bestimmte Aspekte nicht einleuchten, aber vielleicht soll es gerade darum gehen. Es hat mir auf jeden Fall auch meine festgezurrten Vorstellungen einmal mehr vor Augen gehalten – was irgendwie auch wieder etwas Gutes hat.
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