Bücher mit dem Tag "ungarische literatur"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "ungarische literatur" gekennzeichnet haben.

57 Bücher

  1. Cover des Buches Roman eines Schicksallosen (ISBN: 9783499253690)
    Imre Kertész

    Roman eines Schicksallosen

     (234)
    Aktuelle Rezension von: Joroka

    Der Ich-Erzähler wird als 14jähriger nach Auschwitz deportiert. Er gibt sich 2 Jahre älter aus, um nicht sofort ins Gas zu müssen. Doch bleibt er nicht lange dort, sondern wird nach Buchenwald weitergereicht und landet schließlich im Außenlager Zeitz. Die Bedingungen sind auch dort so, dass ein Ableben billigend in Kauf genommen wird....


    Ich habe so manchen Roman über die Konzentrationslager gelesen. Viele erschütternde und kaum auszuhaltende Tatsachenberichte. Dieses Buch ist anders. Dass man die Schecken des Holocaust auch anders darzustellen vermag, dürfte spätestens seit dem Film "Das Leben ist schön" (1997) bekannt sein.

    Der Roman schildert die Ereignisse aus Sicht eines jungen Menschen, zunächst recht naiv und unwissend und das Schreckliche - zwar registrierend, aber irgendwie nicht wahrhaben wollend. Er möchte ein folgsamer Gefangener sein und Revolte liegt außerhalb seiner Phantasie. Doch auch er wird von der Realität eingeholt. Er bleibt in der Beobachterhaltung, als ob er selbst einem Schauspiel beiwohnen würde. Sein Überleben ist letztendlich eine Fügung glücklicher Umstände


    Wir als Aufgeklärte, lesen mit untergründigem Schrecken und wundern uns. 

    Fazit: Dieses Werk kann sehr kontrovers diskutiert werden. Für mich persönlich war es ein Gewinn. 

  2. Cover des Buches Die Pendragon-Legende (ISBN: 9783423137126)
    Antal Szerb

    Die Pendragon-Legende

     (51)
    Aktuelle Rezension von: Carina_Borutta

    Eine spannende Detektivgeschcihte, die sich leider im Mystischen verliert und mich durch das absolut veraltete und schreckliche Frauenbild leider einfach aus dem Lesefluss reist. Jedes Mal, wenn der Protagonsit etwas über Frauen sagt, will ich das Buch in eine Ecke werfen.

  3. Cover des Buches Der Schwimmer (ISBN: 9783104000053)
    Zsuzsa Bánk

    Der Schwimmer

     (165)
    Aktuelle Rezension von: Alisha70

    Vor dem Hintergrund des Volksaufstandes 1956 in Ungarn setzt die Handlung des Romans „Der Schwimmer“ der in Frankfurt am Main lebenden ungarisch-stämmigen Autorin Zsuzsa Bánk ein.

    Kata, Isti und ihr Vater Kalman wurden von der Mutter verlassen, die die Wirren des Aufstandes genutzt hat, um in den Westen zu fliehen. Die Familie bleibt rat- und haltlos zurück, dieses Thema zieht sich durch den ganzen Roman.

    Der Vater zieht fortan mit den Kindern quer durch Ungarn von Familienmitglied zu Familienmitglied und lebt dort einige Wochen bzw. Monate. Auf die Art und Weise fühlen sich die Kinder niemals zu Hause und erleben die Welt hauptsächlich aus Zügen und in ihnen fremden Häusern.

    Die Geschichte wird aus der Perspektive der Tochter Kata erzählt, selbst die Passagen, von denen sie eigentlich gar nichts wissen kann, nämlich die Flucht der Mutter und deren erste Zeit im Westen. Das Thema des Verlassenseins und die Frage nach dem Warum lässt die beiden Kinder Kata und Isti nicht mehr los.

    Mein Leseeindruck war vor allem in der ersten Hälfte leider eher negativ. Zwar beschreibt Zsuzsa Bánk alles wunderschön, das ganze Setting ist jedoch sehr zäh und ereignislos. Trotzdem (und ich weiß nicht wie) haben mich immer wieder einzelne Passage oder Andeutungen neugierig bleiben lassen und ich wollte wissen, wie es weitergeht, auch wenn sich wirklich alles sehr langatmig dahinzog. Am Ende hat es dann Fahrt aufgenommen, auch wenn das leider (zumindest für mich) sehr vorhersehbar war.

    Ich „musste“ das Buch für einen Lesekreis lesen und deshalb wollte ich dranbleiben, und im Nachhinein bin ich dann doch froh, es fertig gelesen zu haben.

    So eine richtige Leseempfehlung aus tiefstem Herzen kann ich leider nicht aussprechen, dafür war es einfach zu langatmig wenn auch wunderschön erzählt.

  4. Cover des Buches Parallelgeschichten (ISBN: 9783499227318)
    Péter Nádas

    Parallelgeschichten

     (16)
    Aktuelle Rezension von: Xirxe
    Ich glaube es kaum, ich habe es geschafft. 1724 Seiten sind gelesen - und die waren nun wirklich keine Wonne. Wer immer sich an dieses Buch heranwagt, der/dem sollte klar sein, dass es sich um keine durchgängige Geschichte handelt. Einzelne Personen bzw. Familien tauchen zwar immer wieder auf, doch stets wird auch die Gelegenheit genutzt, den Spuren anderer Personen zu folgen. Hauptsächlich ereignen sich die Begebenheiten in Ungarn zu Ende der 60er Jahre und kurz oder während des Ungarnaufstandes 1956/57 sowie in Deutschland kurz vor (oder nach) der Jahrtausendwende und während des Dritten Reiches. Die Geschichten springen hin und her und das einzig Verbindende sind insbesondere im ersten und zweiten Teil die Fixiertheit des Autors auf die Beschäftigung mit Geschlechtsorganen und der Verdauungstätigkeit. Ach ja, und die fast durchgehend meist zutiefst unglücklichen Protagonisten, eingebunden in Zwänge und Pflichten die sie nicht wollen. Zudem sind sie fast alle zumindest latent schwul oder lesbisch. So etwas mag im Einzelfall vielleicht schön zu lesen sein, aber über 1724 Seiten wieder und wieder - sorry, das ist einfach nervig. Falls es so etwas wie einen roten Faden oder einen Mittelpunkt gibt, ist der vielleicht am ehesten bei der Familie Lehr aus Budapest zu finden. Professor Lehr, frührer Berater der Nazis, jetzt der Kommunisten, liegt im Sterben. Seine unglückliche Ehefrau Erna trauert der Liebe zu einer Niederländerin nach, die einzige Tochter wurde verschleppt und tauchte nie wieder auf und Agóst, der einige Sohn, lebt seit seiner Rückkehr aus dem Ausland, wo er als Spion arbeitete, mit seiner momentanen Freundin Gyöngyver wieder daheim. Dazu kommt noch Kristof, der Neffe Ernas, dessen Mutter mit einer Frau nach Paris verschwand und dessen Vater von seinen Genossen hingerichtet wurde. Er träumt von Erlebnissen mit Männern, traut sich aber kaum, diese Träume auch zu verwirklichen. Gyöngyver träumt von einer Karriere als Sängerin, bisher aber recht erfolglos und fühlt sich erstaunlicherweise von Erna angezogen, wie auch andersherum. Dann gibt es noch Agósts Freunde, von denen aus eine Verbindung ins Dritte Reich besteht, die ebenfalls erzählt wird. Ernas Kartenrunde, ein deutsches KZ mit Wärtern und Aufsehern, deren Nachkommen ebenfalls eine Rolle spielen undundund. Dies könnten alles wirklich spannende und unterhaltende Geschichten sein, wenn Nádas nicht so unglaublich langatmig erzählen würde. 50 Seiten über einen Geschlechtsakt, der weder unterhaltsam noch erotisch ist sondern schlicht sachlich technisch und unterkühlt. Seitenlange Pseudobeziehungsgespräche oder Selbstreflexionen, die ohne Ergebnis enden - 700 bis 800 Seiten weniger hätten dem Buch sicherlich gut getan. Dass Nádas jedoch gut erzählen kann, merkt man auch in diesem Mammutwälzer: Einzelne Kapitel sind packend und fesselnd erzählt und immer wieder kommt es vor, dass man vor Spannung oder Abscheu die Luft anhält. Leider viel zu selten. Zuguterletzt kann ich nur noch schreiben dass ich hoffe, dass der Autor nicht dieselbe Überzeugung hat, die dieses Buch mir vermittelt. Dass die Menschen grundsätzlich triebhafte Lebewesen sind, die nur durch Zwänge von außen bzw. selbstauferlegte unter Kontrolle zu halten sind. Fallen diese Zwänge weg, bricht das Animalische aus, dass sich ansonsten nur beim Sex oder diesen vielfach beschriebenen Verdauungstätigkeiten einen Weg bahnt. Und dieses Animalische endet dann in einer Katastrophe, wie uns das Schicksal Balters im letzten Kapitel zeigt, oder beispielsweise die Geschichte der Juden im Dritten Reich. Denn machten sich die Nazis nicht frei? Arbeit macht frei?
  5. Cover des Buches Reise im Mondlicht (ISBN: 9783423219044)
    Antal Szerb

    Reise im Mondlicht

     (92)
    Aktuelle Rezension von: Buckshaw

    In Reise im Mondlicht (übersetzt aus dem Ungarischen von Christina Viragh) geht es um die Jugend und das Erwachsenwerden, die Gesellschaft, die Liebe und den Tod und nicht zuletzt ums Reisen. Mihály, in seiner Jugend ein Freigeist, arbeitet im Familienunternehmen und möchte mit der Heirat von Erzsi seinen Weg in eine gutbürgerliche Zukunft festigen. Diese fühlt sich aber gerade durch Mihálys Unkonventionalität zu ihm hingezogen. Durch eine Zufallsbegegnung mit einem alten Jugendfreund während der Hochzeitsreise erinnert Mihály sich an seine rebellische Jugend zurück und er beginnt seine Ehe zu hinterfragen. Am Bahnhof verpasst er es (nicht ganz unabsichtlich) rechtzeitig zurück in den Zug zu steigen und trennt sich somit von seiner Frau. Während Erzsi sich auf den Weg nach Paris macht, reist Mihály quer durch Italien (mit ausführlich beschriebenen Städten und Landschaften) auf der Suche nach seiner Identität, seinen Lebenszielen und in dem Versuch seine Jugendjahre wieder aufleben zu lassen. Die Charaktere sind exzentrisch und interessant beschrieben, insbesondere Mihály ist psychologisch stark ausgearbeitet. Dabei finden sich immer wieder erstklassige Dialoge und bemerkenswerte Sätze, vorgebracht in einem leicht ironischen, lakonischen Erzählton, der einen ins Buch hineinzieht. Der Roman ist nostalgisch, aber keinesfalls kitschig, atmosphärisch zwischen tragisch und komisch schwankend.

  6. Cover des Buches Das Halsband der Königin (ISBN: 9783423401166)
    Antal Szerb

    Das Halsband der Königin

     (20)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Inhalt:

    [Klappentext]

    Beim Regierungsantritt Ludwigs XVI. im Jahr 1774 wähnt ganz Frankreich sich an der Schwelle eines neuen Zeitalters. Die Bourgeoisie des Ancien Régime entfaltet eine rege kaufmännische Tätigkeit. Enorme Beträge fließen durch die Hände der Unternehmer und Spekulanten, die Bedürfnisse und Hoffnungen der Menschen wachsen.
    Ein optimistisches Lebensgefühl bereitet den Boden für Wunder, für mystische Begegnungen und alchimistische Zauberkunststücke, für einen überfeinerten Lebensstil und für einen der wohl berühmtesten Hofskandale der europäischen Geschichte: die Halsbandaffäre der Jahre 1785-86, in die die größten Namen Frankreichs verwickelt sind und die zugleich auch die Gesellschaft am Vorabend der Revolution wie kein anderes Ereignis erschüttert.

    Antal Szerb zeichnet anhand bedeutender Episoden, in Szenen voll spöttischen Charmes das Porträt eines Zeitalters und erzählt mit feiner Ironie jene wahre Geschichte eines Halsbandes aus drei Brillantenketten, das niemand bestellt, niemand getragen hat, sehr wenige nur gesehen haben, das nur für kurze Zeit existierte und bis heute nicht bezahlt ist.

    Meine Meinung:

    In diesem Buch kreuzen sich die Schicksale der unglücklichen Königin Marie Antoinette und ihres Gemahls Ludwig XVI., des ehrgeizigen Kardinals Rohan, der gewissenlosen Abenteurerin Jeanne de La Motte und vieler weiterer Persönlichkeiten des Ancien Régime.

    Da ich mich für Marie Antoinette und ihre Zeit interessiere, konnte ich diesem Büchlein nicht länger widerstehen.
    Und doch wurde ich etwas enttäuscht. Zwar ist das Buch wirklich sehr interessant und informativ, doch leider auch langatmig.

    Nichts desto trotz würde ich es allen empfehlen, die sich für Marie Antoinette, die französische Revolution oder für diese Zeitepoche begeistern können. 
  7. Cover des Buches Harmonia Caelestis (ISBN: 9783446255876)
    Péter Esterházy

    Harmonia Caelestis

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Lesebiber
    Ein "Enthüllungsroman" der anderen Art. Der Autor arbeitet dunkle Kapitel seiner Familiengeschichte auf metafiktionale Weise auf. Ein wirklich interessantes und aufschlussreiches Werk, das auf auf sprachlicher Ebene einiges zu bieten hat.
  8. Cover des Buches Verlockung (ISBN: 9783865550156)
    Janos Szekely

    Verlockung

     (67)
    Aktuelle Rezension von: Beust

    Béla hat alle Anlagen, ein erfolgreicher, guter Mensch zu werden, obschon seine Startbedingungen denkbar schlecht sind: Unehelich geboren, in einem Waisenstall ausgebeutet, spät eingeschult, wächst er in der tiefsten Provinz Ungarns heran. Die Segnungen des Schullehrers prägen ihn: Bildung und Klassenkampf. Angesichts der Ungerechtigkeiten, denen Béla im Kleinen durch sein persönliches Umfeld und im Großen durch die gesellschaftlichen Missstände ausgesetzt ist, lassen allerdings in jedem den Wunsch nach Umsturz wachsen.

    Aus dem Morast der Provinz nach Budapest vertrieben, setzt der zweite Teil Bélas Armutsgeschichte im städtischen Milieu fort. Er wird in einem Luxushotel angestellt und dort Spielball der Launen von Gästen und Vorgesetzten. Die Hotelwelt als Mikrokosmos des faschistischen Ungarns unter Admiral Horthy inklusive der Metapher des HInauf- und Hinabfahrenden Liftboys sind hervorragend gelungen.

    Der dritte Teil des Romans politisiert das Geschehen ganz erheblich und wartet mit Spitzeln, Staatspolizei und Unterdrückungsaktionen auf. 

    Autor Janos Szekely, der den Roman Mitte der 1940er Jahre in New York geschrieben hat,  nutzt für seine literarische Anklage gegen die Ungerechtigkeit der Herrschenden und Reichen ein großes Figurentableau und detailreiche Geschichtenstränge. Diese enden freilich fast immer in der sozialen Sackgasse.

    Der dritte Teil ist ein einziger Klassenkampf und wirkt auch in der Diktion wie ein staatstragendes Lehrstück aus den sozialistischen Staaten Europas. Überdies entpuppen sich hier die Reichen allesamt als Unmenschen, die Armen (fast) alle als gute Menschen. Das ist sehr plakativ und senkt das Anfangsniveau des Romans erheblich. Auch wiederholt sich der Roman erheblich: Die Mühsal, sich auch nur einen Pengö oder ein paar Filler zu erarbeiten, kommt hier wieder, liefert aber keine Neuigkeiten.

    "Verlockung" - gemeint ist der glitzernde Schein des Kapitalismus als vermeintlich verlockendes Lebenskonzept - ist ein starker Roman und eine Entdeckung für mich; als Trilogie angelegt, hätten die nächsten teile in Amerika sicherlich ein entlarvendes Licht auf jenes Land geworfen, in dem Tellerwäscher angeblich Millionäre werden konnten. Szekely hat diese Bände aber nicht mehr geschrieben.

  9. Cover des Buches Die Liebe am Nachmittag (ISBN: 9783423139427)
    Ernö Szép

    Die Liebe am Nachmittag

     (14)
    Aktuelle Rezension von: sabatayn76

    ‚[...] nichts sollte dieses heimliche Aufkeimen stören, das sich gerade in meinem Herzen vollzog. Ein sensibler Prozess, wie wenn eine Pfütze gerade im Begriff ist zuzufrieren, da reicht es schon, wenn ein Kind nur mit dem Fingernagel hineinfährt, um alles kaputt zu machen.‘ (Seite 23)

    Der 46-jährige Mihály - Feuilletonist, Theaterkritiker, Dichter und Flaneur - hat Liebschaften, doch er sucht die Liebe, die perfekte Liebe, bei der alles stimmig ist, bei der ihn nichts stört, die keinerlei Makel aufweist.

    Da trifft er auf eine verheiratete Dame, die er aufgrund ihres Parfums Cinq-Fleur nennt, die er mal anbetet, mal halbherzig begehrt.

    Zeitgleich verbringt er seine Tage mit der jungen Schauspielschülerin Iboly, die ihn in aller Unschuld anhimmelt, die er bisweilen herablassend behandelt, weil sie arm ist und weil sie tiefe Gefühle für ihn hegt, die er nicht recht ernst nehmen kann und will.

    Der ungarisch-jüdische Schriftsteller Ernő Szép, der 1944 in einem Arbeitslager interniert, aber durch den schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg kurz vor der Deportation nach Auschwitz gerettet wurde, schrieb vier Romane sowie Theaterstücke und Gedichte, wobei ‚Die Liebe am Nachmittag‘ 1935 im ungarischen Original (als ‚Ádámcsutka‘) erschien und 2008 in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde.

    Mich hat ‚Die Liebe am Nachmittag‘ wegen der im untergehenden Kaiserreich angesiedelten Handlung oftmals an Sándor Márai und wegen der besonderen Stimmung im Roman und der überzeugenden Beschreibung von Emotionen an russische Autoren des 19. Jahrhunderts wie Fjodor Michailowitsch Dostojewski und Lew Nikolajewitsch Tolstoi erinnert.

    Ich bin froh, dass ich das Buch zufällig in die Hände bekommen habe, denn aufgrund des Titels hätte ich den Roman nicht gekauft und eher eine schnulzige Liebesgeschichte als einen tiefsinnigen Roman über Altern, Erfolg, Liebe, Reue und Tod erwartet.

    Mihály ist ein gänzlich unsympathischer Zeitgenosse, der so lebendig und überzeugend charakterisiert wurde, dass ich bei der Lektüre teilweise regelrecht angeekelt und abgestoßen war. Er ist gleichzeitig ein tragischer Held, und ob man will oder nicht, er tut einem beinahe leid, weil er sich und seinem Glück selbst im Weg steht, der Liebe hinterherjagt, sie aber gleichzeitig nicht zulässt.

    Die blumige Sprache hat mir den Einstieg ins Buch etwas erschwert, so dass ich mich erst einlesen musste, doch im Verlauf liest sich der Roman recht flott und ist vor allem nach der Hälfte besonders packend.

    ‚Die Liebe am Nachmittag‘ ist ein ebenso unterhaltsamer wie nachdenklich machender Roman, der den Leser ins Budapest der k. u. k. Doppelmonarchie versetzt und Lust auf ungarische Literatur und eine Reise nach Ungarn macht.

  10. Cover des Buches Satanstango (ISBN: 9783596180738)
    László Krasznahorkai

    Satanstango

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Beagle
    Wer keine Fantasie hat, wird dieses Buch nicht verstehen! Wer sich nicht das Grauen der menschlichen Abgründe vorzustellen vermag, wird an der Geschichte keine Freude finden. Denn, was kann geschehen, wenn in einem längst verlassenen Dorf, einer Siedlung weit ab einer Stadt inmitten Ungarns, die paar übriggebliebenen Bewohner auf einmal zu träumen beginnen? Zu träumen beginnen, von einer besseren, für SIE besseren Welt. Nur noch wenige sind geblieben. Es sind kauzige Persönlichkeiten, die sich noch in der verfallenden Siedlung befinden, deren Häuser längst von Unkraut, Spinnen und sonstigem Ungeziefer befallen sind, die langsam, aber sicher, dem Verfall preisgegeben wurden. Die Schmidts: Er, ein geldgieriger und rechthaberischer Mann, der sich vor Allem durch seine Reden hervortut. Sie: eine alternde Hure, die es mit allen Männern im Dorf hatte, eine Art Dorfschönheit unter den Hässlichen dieses Fleckchens Erde. Die Halics: Sie, eine bibeltreue, von Reue befasste Besserwisserin, die einzig von der Sicherheit befallen ist, dass alle anderen, nur nicht sie, im Fegefeuer landen werden. Er, ein duckmäuserisches Männlein, das sich dem Alkoholkonsum ergeben hat. Die Kraners: Sie, eine dicke, hilfsbereite Frau. Er, ein starker Mann, dessen Geist jedoch schwach ist, da er nichts zu tun hat. Futaki: Ein hinkender Alter, der nichts mehr fürchtet, als den Tod oder, dass er eines Tages als Landstreicher durch die Gegend wandern muss, wenn er wieder aus der Siedlung vertrieben wird. Der Doktor: Ein ehemals geachteter Mann, der den lieben langen Tag in seinem Sessel vor dem Fenster sitzt, raucht und trinkt und das, was er vor seinem Fenster sieht, in Hefte notiert. Der Schuldirektor: Er hat es nicht verwunden, dass die Schule geschlossen wurde und lässt sich immer noch mit seinem Titel ansprechen, hofft, dass die Siedlung wieder zu neuem Leben erblüht. Daneben gibt es noch ein paar Gestalten, die sich unter die Bewohner mischen, auch sie fabelhaft beschrieben und jede einzelne mit einem spezifischen, auf sie zugeschnittenen Charakter belegt. Doch alles ändert sich in dieser Gemeinschaft, als Irimias, ein längst tot geglaubter „Heiliger“, aus der Stadt zurückkehrt. Alle erhoffen sich von ihm, dass er die Siedlung wieder mit Leben erfüllt, dass er ihnen ein besseres Leben beschert. Doch am Tage seiner Ankunft, nimmt sich die zehnjährige, geistig zurückgebliebene Estike das Leben. Irimias hält eine lange Rede, dass ihnen die Schuld an ihrem Tod gegeben werden muss. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf… Laszlo Krasznahorkai ist „ein Meister der Apokalypse“, so steht es im Klappentext geschrieben. Und wahrhaftig, dies ist nicht übertrieben! Präzise und brillant erzählt er von den hoffnungslosen Träumen der Dorfbewohner, er nimmt den Staat nach der Wende, nach dem Ende des Kommunismus in Ungarn gekonnt ins Visier seiner Geschichte. Zwar gibt sich die Erzählung mancherorts etwas langatmig, aber ansonsten ist das Buch ein uneingeschränkter Lesetipp!
  11. Cover des Buches Der arme Swoboda (ISBN: 9783442737000)
    Janos Szekely

    Der arme Swoboda

     (32)
    Aktuelle Rezension von: winter-chill

    Ein schmales Büchlein mit großer Wirkung: Die Geschichte über den naiven Gepäckträger Swoboda, der mehr oder weniger durch Zufall zu einem engagierten Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime wird, hat mich tief beeindruckt und sehr nachdenklich zurückgelassen. Schauplatz der Geschichte ist ein beschauliches Örtchen in Böhmen, in dem Tag ein Tag aus alles seinen normalen, ruhigen Gang geht und eigentlich nie etwas Großartiges passiert. Für Gesprächsstoff sorgen nur ein paar schrullige, exzentrische Dorfbewohner. Einer davon ist der Dorftrottel Swoboda, der seit über 20 Jahren im Bahnhof wohnt und sein Geld damit verdient, dass einer der wenigen Zugreisenden ihn ihr Gepäck tragen lassen. Als im März 1939 die deutschen Truppen in das Städtchen einfallen, wird Swoboda aus heiterem Himmel beschuldigt, ein Attentat gegen Hitler geplant zu haben. Die Stärke des Romans sind seine Charaktere: alle sehr einzigartig, ein wenig schrullig, aber durchaus liebenswürdig. Trotz der wenigen Seiten gelingt es Székely die Charaktere sehr detailliert auszuarbeiten und sie dem Lesser sehr nahe zu bringen. Großartig ist auch Székelys Schreibstil: Seine Formulierungen sind sehr präzise und immer auf den Punkt. Ein bissiges, ironisches, unterhaltsames Buch über die Absurdität eines totalitären Systems und über Zivilcourage, das auch seine nachdenklichen, traurigen Momente hat. Ein Buch, das auch irgendwie erschreckend aktuell ist. Ein absolutes Lese-Muss.

  12. Cover des Buches Alle Tage (ISBN: 9783641128357)
    Terézia Mora

    Alle Tage

     (46)
    Aktuelle Rezension von: franzzi

    „Er sieht so normal aus, sagte Mercedes Jahre später, deswegen dauert es eine Weile, bis man merkt, dass er in Wirklichkeit wie ein Magnet alles Sonderbare, Lächerliche und Traurige anzieht.“


    „Ganz im Gegensatz um äußeren Anschein und dem Hörensagen wäre ich nämlich gegenüber ein wenig Schönheit der Schöpfung, sagen wir, in Form von Natur, nicht abgeneigt. Mir mangelt es an nichts, außer an einer grünen Aue. Manchmal bin ich in den Park gegangen. Aber das ist aus verschiedenen Gründen vorbei. Was ist schon ein Park? Die Abwesenheit einer wirklichen Landschaft. So wie ein Palmenhaus die Abwesenheit wirklicher Palmen ist.“


    Dieses Buch ist über alle Maßen unwahrscheinlich, weil es einfach so anders ist, als das meiste, das ich so gelesen habe. Allerdings habe ich gelesen, wie Terézia Mora in einem Interview erzählt hat, sie schreibe die Dinge vom Ende her. Mit dem Ende müsse die Geschichte anfangen und dann entwickele sie alles da hin - und das tut sie in „Alle Tage“ in der Tat.


    Und zwar mit einer Mischung aus poetisch-melancholisch, absurd, tieftraurig und unbekümmert, dass es eben unglaublich ist. Neben der Sprache hat mich vor allem gefesselt, wie Moras Art zu erzählen selbst noch einmal spiegelt, was der Roman erzählt. 


    In dessen Mittelpunkt steht nämlich der ver-rückte, im Sinne von aus seinem inneren Gleichgewicht und seiner Heimat geratene, Übersetzer Abel, der aber gar nicht so richtig auftaucht. Er ist oft abwesend, tatsächlich oder in Gedanken, vor allem scheint er in nahezu unverrückbarem Gleichmut regungs- wie emotionslos alles hinzunehmen, womit einen das Leben so überschütten kann: Glückseligkeiten und Grausamkeiten, Freundschaft/Liebe/Annäherung und Verlust/Ablehnung/Unverständnis, Gastfreundschaft und Feindlichkeit, körperliche und seelische Angriffe, Heimatlosigkeit und so viel mehr, Abel nimmt es hin. Vor allem wird er einfach nicht betrunken, irgendwie.


    Und im gleichen Stil, im gleichen Ton schreibt Mora, irgendwie da und doch abwesend, präzise beobachtend, aber eher beiläufig darauf hinweisend, scheinbar gleichgültig, anziehend rätselhaft. Ein präziser Plauderton. Es klingt widersprüchlich, aber genauso wird diese Geschichte erzählt, die in gar nicht mal so vielen Seiten ein ganzes Universum an Halbfragen und Halbantworten eröffnet, an denen man sich nicht Sattnachdenken kann. Und diese Sprache, hatte ich schon erwähnt, wie wunderbar sie ist?

  13. Cover des Buches Wandlungen einer Ehe (ISBN: 9783492960090)
    Sándor Márai

    Wandlungen einer Ehe

     (36)
    Aktuelle Rezension von: beccaris

    Drei Erzählperspektiven führen durch dieses meisterhaft geschriebenen Roman. Im Grunde genommen geht es um die Liebe. Zuerst erzählt die geschiedene Frau, dann der ehebrüchige Ehemann und im letzten Kapitel das Dienstmädchen und spätere Ehefrau. Man denkt sich, was für ein abgenutzter Plot, der da erzählt wird. Jedoch muss ich zugeben, dass je weiter die Erzählung führt, umso tiefgründiger und auch philosophischer wird sie. Mir hat ausserordentlich gut gefallen, wie der Autor sich in alle drei Personen sehr authentisch hinein versetzen konnte. Sowohl die Rollen der beiden Frauen wie auch die Sicht des Mannes werden klar und mit tiefem Gespür für die jeweilige Bedeutung nachgezeichnet.

    Die Konventionen einer grossbürgerlichen Familie und die Wahrnehmungen eines aus sehr armem Milieu stammenden Dienstmädchens lassen tief in die Seele der einzelnen Protagonisten blicken. Es sind Welten kultureller Herkunft, die da aufeinanderprallen und die in Nichtverständnis, Hass und Betrug münden.

    Die ersten beiden Teile sind bereits 1941 in Ungarn erschienen, der dritte Teil wurde erst 1948 in italienischem Exil des Autors fertiggestellt.

  14. Cover des Buches Verlockung (ISBN: 9783257243635)
    János Székely

    Verlockung

     (5)
    Aktuelle Rezension von: gagiju

    Ich habe dieses Buch aus den Tiefen meines Bücherregals ausgegraben und kann mich noch nicht einmal erinnern, ob ich es schon einmal gelesen habe oder nicht. 


    Die betreffende Ausgabe stammt noch aus dem Verlag Volk und Welt Berlin und wurde 1972 in der damaligen DDR gedruckt, wie ich dem Nachwort entnommen habe, als erster Teil einer angedachten Trilogie. 


    Ich finde es faszinierend,  wie Janos Szekely es schafft, uns mit einer sehr klaren Sprache und "einfachen" philosophischen Gedanken übet mehr als 700 Seiten weg in seinen Bann zu ziehen. 


    Das Ungarn der 20er und 30er Jahre mit seinen gewaltigen Klassen Unterschieden,  Hunger,  Armut, Arbeitslosigkeit,  Verzweiflung unter dem größten Teil der Bevölkerung,  deren Machtlosigkeit gegenüber Gewalt,  Korruption und Willkür von oben - es ist so erschreckend zeitgemäß und sowohl stilistisch als auch philosophisch und psychologisch betrachtet absolut lesenswert. 

  15. Cover des Buches Das Kissen der Jadwiga (ISBN: 9783442737642)
  16. Cover des Buches Die jungen Rebellen (ISBN: 9783492960045)
  17. Cover des Buches Kaddisch für ein nicht geborenes Kind (ISBN: 9783644109711)
    Imre Kertész

    Kaddisch für ein nicht geborenes Kind

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Wolkenatlas
    Dunkles Sprachfeuerwerk, Kaddisch für ein nicht geborenes Kind ist der mittlere Teil der Trilogie, die aus "Roman eines Schicksallosen" (Teil 1) und "Fiasko" (Teil 3) besteht. Kaddisch ist zugegebenermaßen der am schwierigsten zu lesende Roman der drei, da er praktisch aus einem permanenten Gedankenstrommonolog des "Protagonisten" besteht. Lange, verschachtelte Sätze (die trotzdem kürzer als so manche Sätze von Thomas Bernhard sind) machen zwar den Einstieg nach einer erzwungenen (ohne dazu gezwungen zu sein, würde man wahrscheinlich nicht unterbrechen) Unterbrechung etwas mühsam, die Mühe jedoch lohnt sich wirklich. Dieser lebensverneinende (und doch kraftvoll positive) Monolog schwankt hin und her, in den Zeitebenen und Ideen, folgt jedoch penibelst genau eine Linie. Genial, wie Imre Kertész das als logisches Ganzes zusammenführt! Im Gesamtkonzept der Trilogie ist Kaddisch für ein nicht geborenes Kind nach dem fulminanten Roman eines Schicksallosen der perfekte Mittelteil, bevor dann das fast kafkaeske Fiasko als Finale grande zuschlägt.
  18. Cover des Buches Buch der Erinnerung (ISBN: 9783644023611)
  19. Cover des Buches Eine Frau (ISBN: 9783833303166)
  20. Cover des Buches Das Vermächtnis der Eszter. Ein Hund mit Charakter (ISBN: 9783492241847)
  21. Cover des Buches Fancsikó und Pinta (ISBN: 9783827004062)
  22. Cover des Buches Die Hilfsverben des Herzens (ISBN: 9783833306266)
    Péter Esterházy

    Die Hilfsverben des Herzens

     (3)
    Aktuelle Rezension von: The iron butterfly

    Der Dreißigjährigen Erzähler fasst in „Die Hilfsverben des Herzens“ seine anfängliche Sprachlosigkeit über den Tod seiner Mutter zusammen. Zusammen mit seinem Bruder und seiner Schwester ereilt ihn die Nachricht vom Vater zwar nicht aus heiterem Himmel, denn der Gesundheitszustand der Mutter war wohl bekanntermaßen „hundsmiserabel“ und allen bekannt, dennoch dauert es noch etwas, bis der neue Informationsgehalt im Bewusstsein der Geschwister ankommt. Aber dann ist es „vorbei“ und irgendwie wird alles fremd – die eigene Rolle des Erstgeborenen, des Bruders, des Sohnes. Was passiert denn nun? Wo ist das offizielle Protokoll zu finden?

    Péter Esterházy untermalt seine kurzen Kapitel, die den Aufruhr der Gefühle und viele Erinnerungen mit zahlreichen Zitaten aus der Ende 1988 aktuellen Literaturumgebung. Musil, Sartre, Trakl – Esterházy hat sich ihrer Worte bedient, um die Hilflosigkeit gegenüber dem Tod abzufedern.

    Vor langem schon einmal gelesen, war die erneute Lektüre, auf eine Art noch humoriger und interessanter, denn die eigenen Rollen haben sich über die Jahre hin entwickelt.


  23. Cover des Buches Seiobo auf Erden (ISBN: 9783596183975)
  24. Cover des Buches Krieg und Krieg (ISBN: 9783596149971)

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