Bücher mit dem Tag "unübersichtlich"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "unübersichtlich" gekennzeichnet haben.

12 Bücher

  1. Cover des Buches Die Frau des Zeitreisenden (ISBN: 9783942656689)
    Audrey Niffenegger

    Die Frau des Zeitreisenden

     (4.371)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Die Idee ist ausgezeichnet und auch der Anfang vermag durchaus zu begeistern, doch schnell wird klar, dass hier eine gute Kurzgeschichte über die Maßen gestreckt wurde. Was zu Beginn für Spannung sorgt, verbleibt auf Dauer im Wiederkäuen des ewig Gleichen. Wenn es denn darum gehen würde, bei den ganzen, oft für die Geschichte vollkommen überflüssigen, Zeitreisen, wenigstens die Charaktere zu vertiefen, würde der Roman gefälliger werden. Aber so ist es eine Liebesgeschichte aus dem tiefsten Herzen der puritanischen USA. Keine Ahnung wie man solche Rollenbilder als gelungenen Roman abfeiern kann.

    Und wie sollte es anders sein, sind alle mir bekannten Geschichten über Zeitreisen gespickt mit Logikfehlern oder Logiklöchern. So natürlich auch hier. Zumal die Zeitreisen ja in diesem Falle lediglich Beiwerk sind, um die in Teilen brutal kitschige Liebesgeschichte zu rahmen. Und wie könnte es bei der vermuteten Zielgruppe anders sein, sind die Sexszenen dermaßen peinlich, dass man sich ob der literarischen Qualität nur schämen kann.

    Kurz: In weiten Teilen eine langweilige und redundante Liebesgeschichte mit Rollenbildern aus den 1950er Jahren. Lediglich die Grundidee ist spannend, was aber nicht im Ansatz ausreicht um 500 Seiten lesenswert zu füllen.

  2. Cover des Buches Die Habenichtse (ISBN: 9783104009391)
    Katharina Hacker

    Die Habenichtse

     (133)
    Aktuelle Rezension von: M__E__U_

    Ja, der Schreibstil ist sehr ungewöhnlich. Ketten - und Schachtelsätze, assoziativ, deskriptiv, atmosphärisch, manchmal stakkatoartig, aber nie sinnlos oder überflüssig. 

    Es geht nicht um Fröhlichkeit, nicht um echte, gelebte Beziehungen, nicht um deren Erfüllung, sondern ganz und gar um deren Gegenteile. Menschen wie Fragmente. 

    Alle suchen permanent etwas - die große Liebe, das zerstörerisch Gefährliche, Sicherheit, Erinnerungen, andere Menschen, Sex mit allen möglichen Personen. Die tiefsten Sehnsüchte und Projektionen einer "heilen" Zukunft von Garten und Kirschbaum. Und im Grunde findet niemand das Gesuchte! 

    Wenigstens wird ganz am Ende ein traumatisiertes, misshandeltes, höchstvernachlässiges Kind endlich gerettet, aber ohne dass auch diese Rettung einen inneren, befriedigenden Abschluss markieren könnte. Dafür ist die Zerstörung an diesem Kind vermutlich schon zu weit fortgeschritten. Das Kind selbst ist nicht süß und liebenswert, sondern inkontinent, arm, auch abstoßend - sich all das Furchtbare in Phantasiegebilden zu "sinnvollen" Konstrukten fügend. Das ist sehr schwer zu ertragen. In den handelnden Personen ruft das kleine Mädchen kaum Schutzinstinkte hervor, eher Abscheu, Widerwillen, Ekel, sogar Schuldzuweisungen. Nur der große Bruder scheint Liebe für sie zu empfinden, ist selbst aber fast genauso hilflos! 

    Ich verstehe zum Schluss den Titel. 

    Trotz der sehr verschiedenen materiellen Grundlagen und Bedingungen stehen die beschriebenen Bewohner:innen der drei Wohnungen in dieser Straße letztlich alle leer da, kein Traum erfüllt, keine Hoffnung erfüllt. 

    Ein sehr künstlerisches Buch, das man nicht in einer depressiven Lebensphase lesen sollte. 

  3. Cover des Buches Herzsammler (Ein Fabian-Risk-Krimi 2) (ISBN: 9783548613147)
    Stefan Ahnhem

    Herzsammler (Ein Fabian-Risk-Krimi 2)

     (183)
    Aktuelle Rezension von: Zahirah

    Der 2. Fall für Stefan Ahnhems Ermittler Fabian Risk ist nichts für Leser mit schwache Nerven. Der Schreibstil und die damit einhergehende Erzählweise sind wieder ausgesprochen gut, sie sind flüssig zu lesen und abwechslungsreich durch die vielen Handlungsstränge. Der Krimi-Plot ist sehr komplex und der Leser muss am Buch bleiben, will er den Überblick nicht schon am Anfang verlieren. Der Autor schafft es dank des beliebten Cliffhangers und unerwarteten Wendungen die Spannungsschraube immer weiter nach oben zu drehen. Die beiden Ermittler Risk und Hougaard werden passend zu ihrer Rolle gut charakterisiert und überzeugen durchaus in ihren Handlungsweisen. Der einzige Kritikpunkt aus meiner Sicht ist die extreme Brutalität, die der Täter an den Tag legt. Man kann, wenn man das will, das Handeln durchaus nachvollziehen, aber weniger Gewalttätigkeit hätte diesem Krimi durchaus nicht geschadet. Das Zusammenführen der vielen Handlungsreihen ist dem Autor letztlich glaubhaft gelungen. Für mich ein durchaus fesselnder aber mit zu viel unnötig beschriebener Gewalt ausgestatteter Krimi. Von mir gibt es eine Leseempfehlung und 4 von 5 Sterne.

  4. Cover des Buches Land aus Glas (ISBN: 9783446234260)
    Alessandro Baricco

    Land aus Glas

     (55)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer

    Mr. Rail und seine bildschöne Frau Jun leben in der fiktiven Stadt Quinnipak irgendwo in Europa, Ende des 19. Jahrhunderts. Mr. Rail gehört eine Glasfabrik, doch seine eigentliche Leidenschaft gilt nicht so sehr dem Glas, sondern vielmehr dem Reisen. Und Elisabeth. Diese Eisenbahn bringt er nämlich eines Tages von einer seiner Reisen zurück, und stellt sie auf die Wiese neben seinem Haus. Von nun an ist er von dem Wunsch beseelt, Elisabeth auf Schienen zu setzen. Schnurgerade bis ans Meer sollen sie verlaufen, doch der Besuch eines Ingenieurs bringt Ernüchterung, denn obwohl die Geschäfte gut laufen, fehlen Mr. Rail die finanziellen Mittel um seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, und die Idee wird zur Obsession des Mr. Rail.

    Derweil läuft das Leben in Quinnipak weiter. Während der Leser Mr. Rail und Jun nie wirklich kennenlernt, kommt er einigen anderen Menschen sehr viel näher.

    So zum Beispiel Pehnt und Pekisch. Pehnt, als Baby von der Witwe Abegg aufgefunden und aufgenommen, begegnet uns als Junge zum ersten Mal. Pekisch, Untermieter der Witwe, nimmt ihn unter seine Fittiche und fungiert als Vaterfigur.

    Pekisch liebt die Musik und ist Erfinder und Dirigent des Humanophons, das wie eine Orgel funktioniert, nur dass es aus Menschen besteht, und jeder Mensch, einer Orgelpfeife gleich, seinen eigenen Ton auf ein Zeichen von Pekisch hin singt. 

    Viele der Personen in diesem Buch haben eine große Leidenschaft, der sie zu guter letzt erliegen. Mr. Rail hat seine Eisenbahn, Pekisch die Musik, der Architekt Hector Horeau, der in der zweiten Hälfte des Buches auftaucht, das Glas. Und Jun? Die hütet ein Geheimnis, das mit der Stadt Morivar zu tun hat, und das sich erst sehr viel später auflösen wird.

    Baricco lässt ganz unterschiedliche Personen zu Wort kommen. So folgt die Geschichte vom Land aus Glas nicht einem stringenten, chronologischen Weg, sondern vermittelt Momentaufnahmen  und flüchtige Eindrücke, die manchmal nur wenige Minuten, und zum Teil Jahre auseinander liegen. Dabei jagen sich absurde, bisweilen urkomische, zeitweise tieftraurige, Ereignisse, bis der Leser am Ende zu dem Schluss kommt, dass Glas tatsächlich sehr zerbrechlich ist.

    Bevor es so weit ist, beglückt Baricco den Leser jedoch mit einer Vielzahl an philosophischen Gedanken zu allen möglichen Themen.

    So ist die Industrialisierung, verkörpert durch die Eisenbahn, „zu Eisen gewordene Zeit, auf zwei Schienen dahinrasende Zeit.“

    Lesen, überlegt Baricco, mag nie etwas anderes gewesen sein, „als sich auf einen Punkt zu konzentrieren, um von dem unkontrollierbaren Fortgleiten der Welt nicht verführt, und nicht zerstört, zu werden.“
    Auch das Leben an sich erklärt er, quasi nebenbei, in einem nicht einmal vollendeten Satz: „das Schicksal macht Feuer mit dem Holz, das gerade da ist“.

    Land aus Glas ist ein Feuerwerk an absurden Einfällen, tiefen Gedanken und wunderschönen sprachlichen Bildern.


    Diese Rezension wurde auch auf lesemanie.com veröffentlicht.
  5. Cover des Buches Der Inquisitor von Askir (ISBN: 9783492269667)
    Richard Schwartz

    Der Inquisitor von Askir

     (57)
    Aktuelle Rezension von: FusselFelix

    "Der Inquisitor von Askir" ist eine atemberaubende Reise in eine Welt voller Gefahren und Entscheidungen. Die Geschichte dreht sich diesmal größtenteils um Wiesel, den cleveren Meisterdieb und Ziehbruder der Kaiserin Desina. Es geht um die bevorstehende Krönung, die mögliche Bedrohung durch Kolaron Malorbian, den Nekromantenkaiser, und die wichtige Entscheidung über die Nachfolge des Hochinquisitors Pertok.

    Richard Schwartz erschafft eine faszinierende Welt mit tiefgründigen Charakteren und spannenden Beziehungen. Die bevorstehende Krönung und die Bedrohung durch Kolaron Malorbian und die Frage ob oder was er geplant hat um die Krönung zu verhindern, sorgen für eine hohe Spannung, die das Buch von Anfang bis Ende mitreißend macht.

    Der Perspektivenwechsel gefiel mir sehr, da Wiesel schon vorher ein Charakter war, den ich persönlich sehr mochte. Nun aus seiner Sicht die Intrigen Askirs und die Bedrohung des Krieges zu sehen, war sehr interessant.

    "Der Inquisitor von Askir" ist voller Abenteuer, unerwarteter Wendungen und einer fesselnden Handlung. Der Schreibstil des Autors ist mitreißend und macht es schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

    Alles in allem ist dieses Buch ein spannendes Fantasy-Abenteuer, das Leser*innen in eine Welt voller Gefahren und Entscheidungen entführt. Es ist eine Geschichte über Mut, Freundschaft und die Kraft, die richtigen Entscheidungen zu treffen, um das Königreich zu beschützen.


  6. Cover des Buches Grauwacht (ISBN: 9783492269940)
    Robert Corvus

    Grauwacht

     (24)
    Aktuelle Rezension von: Olaf_Raack

    Eine schier ewig währende frostige Nacht auf der einen und kochende Ozean im Licht der Sonne auf der anderen Seite? Klingt für mich, als würde ich mir einen Platz im Zwielicht der auf- oder untergehenden Sonne suchen. Doch was, wenn die Sonne nicht mehr gelb scheint, sondern zunehmend ins Blau abdriftet.
    Die Grauwacht als Wächterinstanz zwischen den in der Nacht lebenden Menschen und den reptilienartigen Sasseks, die sich in der Hitze des Tages wohl fühlen. Doch es existiert noch einen dritte intelligente Spezies auf dem Planeten, die das blaue Licht benötigen, um zum Leben zu erwachen.
    High-Fantasy, Dark-Fantasy, Scifi? Was hab ich eigentlich gelesen? Von allem ein wenig und das aus meiner Sicht hervorragend inszeniert und dargeboten. Am Ende gibt es für alles, was während der Geschichte mit Fragezeichen versehen war, ein Ausrufezeichen. Für mich eine runde Sache und eine fantastische Geschichte, die ich gerne weiterempfehle.

  7. Cover des Buches Bloody Bones (ISBN: 0515134465)
    Laurell K. Hamilton

    Bloody Bones

     (15)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    In Großbritannien und den USA weckt der Titel des fünften „Anita Blake“-Bandes, „Bloody Bones“, vermutlich ganz bestimmte Assoziationen. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass deutsche Leser_innen hingegen keine Ahnung haben, welche Anspielung sich darin versteckt. Im englischsprachigen Raum ist Bloody Bones als Kinderschreck bekannt, der nahe Gewässern lebt und unartige Kinder ertränkt. Die Legende variiert natürlich. Alternativ lebt das Monster in einem Schrank unter der Treppe; in neueren Versionen treibt es in Abflussrohren sein Unwesen. Obwohl ich das Buch schon einmal auf Deutsch gelesen habe, erinnerte ich mich nicht an diese Sagengestalt. Insgesamt war meine Erinnerung an Band 5 vollkommen verschwunden, sodass ich „Bloody Bones“ gänzlich unbelastet beginnen konnte.


    Jeder andere Animator hätte den Auftrag, einen ganzen Friedhof voller 200 Jahre alten Leichen zu erwecken, um einen Streit über die Besitzverhältnisse des Landes beizulegen, ablehnen müssen. Doch Anita Blake ist nicht wie ihre Kolleg_innen. Ist das Opfer mächtig genug, könnte sie es schaffen. Sie ist neugierig; will wissen, ob sie den Auftrag meistern kann, ohne menschliches Blut zu vergießen. Sie sagt zu und kurz darauf sitzt sie, begleitet von Larry, bereits in einem Helikopter, der sie nach Branson, Missouri bringen soll. Dort angekommen, bekommt sie es allerdings nicht nur mit gierigen Anwälten und der dubiosen Familie Bouvier zu tun, sondern auch mit einer rätselhaften Mordserie. Alle Opfer sind jung und nahezu blutleer. Für Anita ist der Fall klar: der Täter ist ein Vampir. Sie ahnt nicht, dass sich in den Wäldern rund um Branson noch ein ganz anderes Wesen verbirgt. Ein Wesen, das schlimmer und gefährlicher ist als ein Nest skrupelloser Vampire…


    Vor rund zwei Jahren habe ich einen Artikel gelesen, der die Rolle der weiblichen Heldin in der Urban Fantasy aus der Gender-Perspektive heraus analysiert. Die These lautete, dass die Entscheidungen der Heldin festlegen, ob sie sich wahrhaft als Heldin mit weiblichem Gender qualifiziert oder ob sie eher als „Held mit Brüsten“ kategorisiert werden muss. Anita Blake ist ein Held mit Brüsten, das schlussfolgerte der Artikel einwandfrei und „Bloody Bones“ belegt diesen Ansatz zweifellos. Im fünften Band benimmt sich Anita äußerst maskulin, ist unfähig, Verantwortung abzugeben, Vertrauen zu schenken und zeigt extremes, teilweise aggressives Konkurrenzverhalten. Sie ging mir auf die Nerven, weil ihre Tendenzen zum obsessiven Kontrollfreak stark zu Tage treten. Sie muss alles selbst machen, kann nichts delegieren und reagiert wütend, stößt sie an Grenzen. Den armen Larry würde sie, wenn sie könnte, sogar auf die Toilette begleiten, da sie ihm nicht zutraut, sich selbst zu schützen. Selbstverständlich verfügt Larry weder über ihr Wissen, noch über ihre Erfahrung, aber sie ist nicht seine Mutter und hat kein Recht, ihn wie ein Kind zu behandeln und ihm Vorschriften zu machen, so sehr sie sich auch um seine Sicherheit sorgen mag. Er ist ein erwachsener Mann, verflixt noch mal. Durch ihr Verhalten stellt sie seine Kompetenz, seine Fähigkeiten und seine Autorität in Frage, was insofern paradox ist, dass sie selbst es nicht erträgt, wird mit ihr ebenso umgesprungen. In Branson, Missouri ist Anita kaum mehr als eine Zivilistin. Sie möchte der Polizei bei den Ermittlungen in der Mordserie helfen, hat jedoch keinerlei Handhabe, als ihr Ablehnung entgegenschlägt. Außerhalb von St. Louis besitzt sie keinen offiziellen Status, was sie verständlicherweise als frustrierend empfindet. Auf diese Weise unterstreicht Laurell K. Hamilton elegant die Notwendigkeit eines potentiellen Gesetzes, das Vampirhenkern die Befugnisse der Bundespolizei verleihen würde. Noch wird dieses Gesetz allerdings lediglich diskutiert, weshalb Anita in „Bloody Bones“ ordentlich tricksen muss, um in die Ermittlung involviert zu werden. Ich fand den Fall verworren und unübersichtlich, da wieder einmal mehrere Antagonisten vorgestellt werden und ich nur mit Mühe auseinanderhalten konnte, wer sich jetzt welcher Missetaten schuldig machte. Das unausweichliche Vampirchaos überstrahlt sowohl die Ausgangssituation der Erweckung eines ganzen Friedhofs, als auch die Etablierung einer neuen Spezies, die dadurch beiläufig und enttäuschend unspektakulär daherkam. Es wirkte, als hätte Hamilton während des Schreibprozesses den Fokus der Geschichte verschoben, damit die Vampire und somit auch Anitas Verbindung zu Jean-Claude erneut im Mittelpunkt stehen, was meiner Ansicht nach unnötig war. Ich sehe zwar ein, dass die Veränderung der Beziehung zwischen Anita und Jean-Claude für die übergreifende Handlung bedeutsam ist, doch meiner Meinung nach hätte sie dieses Element nicht zwangsläufig in „Bloody Bones“ hineinquetschen müssen. Es hätte Zeit gehabt. Ich hätte eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Erweckungsszenario und der damit einhergehenden Eingliederung besagter neuer Spezies definitiv bevorzugt.


    Ich hatte leider nur mäßig Spaß an der Lektüre des fünften „Anita Blake“ – Bandes „Bloody Bones“. Einerseits fand ich das unglücklich wirre Handlungskonstrukt langatmig und gestreckt, andererseits manifestieren sich Anitas negative Eigenschaften so dominant, dass sich die Distanz zwischen uns, die sich bereits im letzten Band „The Lunatic Cafe“ aufzubauen begann, weiter vertiefte. Ich gebe es ungern zu, aber Anita ist in „Bloody Bones“ keine Sympathieträgerin – sie ist eine nervige, kontrollsüchtige, waffenschwingende Irre. Zum Glück weiß ich, dass diese Facetten lediglich einen Aspekt ihrer Persönlichkeit darstellen und bessere Zeiten nahen. Diese werden mich daran erinnern, warum ich sie trotz oder gerade aufgrund ihrer Fehler gernhabe, weshalb ich nicht einmal ansatzweise darüber nachdenke, die Reihe abzubrechen. Einfach durchhalten und diesen durchschnittlich überzeugenden Band erneut vergessen.

  8. Cover des Buches Amerikanische Landmaschinen (ISBN: 9783462033915)
  9. Cover des Buches Taranee: Zeiten des Zweifels (ISBN: 9781493792726)
    Kristin B. Sword

    Taranee: Zeiten des Zweifels

     (6)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    In diesem Buch geht es um die Geschichte von Taranee, die in einem Waisenhaus aufgewachsen ist und nun das Haus ihrer Mutter erbt. Der Leser begleitet Taranee durch den Großteil ihres Lebens von 1986 bis 2010. Also da Buch anfängt ist Taranee gerade 18. In diesen 24 Jahren erlebt man einiges mit Tara, verschiedene Männer, ihre Kinder und natürlich Glück und Schicksalsschläge. Man kann das Buch schlecht kurz zusammenfassen, weil es sich eben über zu viele Jahre erstreckt und ich denke man würde dann auch zu viel verraten.
    Ich muss sagen Anfangs tat ich mich schwer mit dem Buch, die ersten zwei bis drei Kapitel waren für mich echt schleppend und ich wusste nicht ob ich wirklich weiterlesen will.  Aber so ab dem vierten Kapitel wird es besser und ich kam viel besser in die ganze Geschichte rein. 
    Taranee wuchs im Waisenhaus auf, erst viel später erfährt sie dass sie eine Mutter hat und sie hasst ihre Mutter dafür dass sie im Waisenhaus aufgewachsen ist.
    Ich muss ehrlich zugeben, mit Taranee wurde ich nicht so richtig warm. Sie hat oft Gedanken und Entscheidungen die ich einfach nur lächerlich fand. Ich hätte sie dann gern geschüttelt, oftmals bekommt sie meiner Meinung nach nicht den Mund auf und trifft einfach die falschen Entscheidungen im Leben.
    Erst ab einer bestimmten Stelle, gefiel sie mir langsam besser und gegen Ende hin mochte ich sie dann auch wirklich. Aber wenn ich ehrlich bin hat mich der Hauptcharakter Taranee nicht gehalten das Buch weiter zu lesen, sondern das waren andere Charakter.

    Mein absoluter Lieblingscharakter ist Jonas, ihn mochte ich von Anfang an und hatte auch eine Vermutung bei ihm die sich dann bestätigt hat.
    Ich will nicht zu viel über die Charaktere rund um Taranee schreiben, weil ich einfach nicht zu viel verraten will. Jonas ist auf jeden Fall einer meiner Lieblinge im Buch, dicht gefolgt von Noah und Evelyn. Vor allem Jonas war der Grund warum ich wissen wollte wie die Geschichte weiter geht, später dann aber auch Noah und Evelyn.

    Mich störte allerdings das in diesem Buch mit so vielen Namen und Charakteren um sich geschmießen wird, gut das liegt bestimmt daran dass das Buch über 20 Jahre von Taranees Leben darstellt, aber es war nicht immer einfach sich zu merken wer wer ist. Wenn dann wieder ein Name auftauchte musste man sich erst einmal überlegen, wer war jetzt das schon wieder?

    Es gibt auch ein paar Geschehnisse im Buch, die ich etwas an den Haaren herbei gezogen finde. Trotzdem hat mich das Buch unterhalten und es hat mir Spaß gemacht es zu lesen. Gerade wenn es dann auch um Jonas ging, wurde ich richtig emotional und konnte manchmal die Tränen nicht zurück halten.

    Das Buch wird meist aus der Sicht von Taranee erzählt, später erleben wir auch Sichten ihrer Kinder, was ich total schön fand und mir gut gefallen haben. Außerdem bekommen wir einmal die Sicht eines Charakters zu lesen, der eine große Rolle in der Geschichte spielt. Von wem möchte ich aber nicht verraten. Dazu müsst ihr das Buch selber lesen.
    Fazit: Ja ich hab mich Anfangs wirklich schwer mit der Geschichte getan, Tara war auch nicht gerade der tollste Hauptcharakter. In meinen Augen trifft sie viel zu oft die falschen Entscheidungen, trotzdem hat mir die Geschichte gefallen. Was zum größten Teil an Jonas lag, er ist ein toller Charakter und ich habe so mit ihm gehofft. Außerdem Noah und Evelyn, die beiden sich wirklich toll. Deswegen gebe ich diesem Buch 4 Sterne.
  10. Cover des Buches Aloha from Hell (ISBN: 9780007446025)
    Richard Kadrey

    Aloha from Hell

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Richard Kadrey ist mein Lieblings-Urban-Fantasy-Autor. Er ist einfach der Beste, wenn es darum geht, harte, witzige, makabre Geschichten zu schreiben, die Magie und Übernatürliches in unsere Welt katapultieren. Bei ihm gibt es keine glitzernden Vampire, keine schmusigen Werwölfe und erst recht keine jungen Frauen, die sich in all ihrem Herzschmerz mit Wonne suhlen. Seine Welt ist die Welt von James Stark aka Sandman Slim, mäßig begabter Hexer, Nephilim und Ex-Höllengladiator. Er ist nicht nett, er hat ein Alkoholproblem und sein Motto lautet „Mit Hoodoo und Bullshit wird’s schon gehen“. Kurz gesagt: ich liebe ihn! „Aloha from Hell“ ist der dritte Band der Reihe und ich freute mich riesig auf ein Wiedersehen mit Stark, seinen Gefährten und seinen Feinden!

    Wieder einmal regiert die Langeweile in Starks Leben. Das Golden Vigil ist zerschlagen und Luzifer kehrte in den Himmel zurück. Seit er Los Angeles abermals rettete, war Stark brav und arrangierte sich mit dem Engel in seinem Kopf. Aber Stark wäre nicht Stark, hätte er nicht noch ein paar offene Rechnungen, die beglichen werden wollen. Da sich Luzifer kurzerhand aus dem Staub machte, versinkt die Hölle dank Mason im Chaos. Das könnte Stark natürlich egal sein, hätte Mason sich nicht mit Aelita verbündet, die weiterhin der fixen Idee nachjagt, Gott zu töten. Gemeinsam planen sie, Himmel und Hölle zu zerstören und dabei auch gleich noch Stark zu beseitigen. Sie spielen seine größte Schwachstelle gegen ihn aus und entführen Alice aus dem Himmel. Stark hat keine Wahl. Er muss ein weiteres Mal in die Hölle hinabsteigen. Sandman Slim kehrt heim.

    Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr ein Buch aufschlagt, ein paar Sätze lest und es ist wie nach Hause kommen? So empfinde ich die Bände der „Sandman Slim“ – Reihe. Ich habe stets das Gefühl, Stark so gut zu kennen, als wäre er mein Freund, mit dem ich mich regelmäßig auf ein Bier treffe. Er erzählt mir von seinen Abenteuern und obwohl ich mir recht gut vorstellen kann, worauf seine Geschichten hinauslaufen, überrascht er mich doch jedes Mal mit den Details. Er ist ein Bastard, aber ein Bastard, den man einfach lieben muss. Manchmal vergesse ich, dass er nicht real ist, denn er ist so realistisch und greifbar gezeichnet, dass ich mich ihm ungeheuer nah fühle. Für mich ist es genau das, was die Reihe auszeichnet. In der Urban Fantasy bekommt man es oft mit Charakteren zu tun, deren Eindimensionalität durch eine actiongeladene Handlung vertuscht werden soll. Richard Kadrey hingegen vereint Action, fiesen Galgenhumor und einen psychologisch vielschichtigen Protagonisten zu einem stimmigen Gesamtbild. Stark ist unter seiner harten Schale noch immer verloren und ziellos. Daher habe ich mich über seine Rückkehr in die Hölle überhaupt nicht gewundert. Offiziell steigt er natürlich nur hinab, um Alice zu retten, aber inoffiziell war es lediglich eine Frage der Zeit, wann er das Leben auf der Erde nicht mehr ertragen würde. Stark findet keinen Lebenssinn. Die Arena und die Spielregeln der Hölle waren mehr als 10 Jahre seine Welt und so sehr er es auch zu leugnen versucht, diese Welt ist ihm vertrauter als unsere. Er ist noch immer nicht über Alice hinweg und kann nicht loslassen. Mir war gar nicht klar, wie unheimlich präsent sie all die Zeit über in seinen Gedanken war; das wurde mir erst bewusst, als er ihr in der Hölle begegnet. Sie hat nichts von all dem mitbekommen, was Stark jahrelang erlebt hat und erdulden musste – und doch war es für mich so, als wäre sie da gewesen, weil sie eben nie aus seinem (Unter-)Bewusstsein verschwunden ist. Dass Kadrey ihre emotionale Verbindung auf eine Weise herausarbeitete, die sogar mich vergessen ließ, dass Alice seit vielen Jahren tot ist, spricht von einem Talent, das wirklich beeindruckend ist.
    Trotzdem sehe ich „Aloha from Hell“ nicht völlig unkritisch. Ich fand, dass Kadrey die Szenen in der Hölle zu schnell abhandelte. Im Vergleich zum Vorgeplänkel war mir dieser Part zu kurz und etwas zu unübersichtlich. Ich weiß zwar, dass Kadrey großen Spaß daran hat, seine Leser_innen vor vollendete Tatsachen zu stellen, sie zu schockieren und ihnen Haarsträubendes um die Ohren zu schlagen, ohne eine Erklärung abzugeben, aber da die Hölle für Stark ein Ort ist, mit dem er viele widerstreitende Gefühle verbindet, hätte ich mir mehr Tiefe in der Handlung gewünscht. Außerdem verschenkte Kadrey meiner Meinung nach einiges an Potential, indem er ein Zusammentreffen mit einer faszinierenden Persönlichkeit aus der Geschichte oberflächlich und beiläufig gestaltete.
    Letztendlich hatte ich aber doch wieder eine Menge Spaß mit Stark. „Aloha from Hell“ ist vielleicht nicht perfekt, mein Lesevergnügen war jedoch enorm. Und darauf kommt es schließlich an.

    Ich hoffe wirklich, dass Richard Kadrey nie aufhört, „Sandman Slim“ – Romane zu schreiben. In Kombination bieten Stark und seine übernatürliche Welt eine schier endlose Fläche zur Entwicklung, eine bunte Spielwiese, auf der jede noch so obszöne Idee ein Plätzchen finden kann. Ich hoffe, Kadrey schreibt sie alle auf. Ich möchte mich niemals von Stark verabschieden müssen. Irgendwann wird sich das vermutlich nicht vermeiden lassen, doch noch ist es nicht so weit.
    Das Großartige an dieser Reihe ist, dass sie so unberechenbar ist, obwohl man vor dem Lesen genau weiß, worauf man sich einlässt. Stark ist ein Wirbelwind aus chaotischer Energie, der am Beginn einer Geschichte selbst nie weiß, wo er landen wird.
    Kadreys Reihe ist eine Bereicherung für die Urban Fantasy – es ist eine Schande, dass sie so unbekannt ist. Darum kann ich euch nur einen Rat geben: geht los, kauft einen „Sandman Slim“ – Roman und lernt meinen Freund Stark kennen!

  11. Cover des Buches Trapped (ISBN: 9780356501970)
    Kevin Hearne

    Trapped

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Kevin Hearnes „Iron Druid Chronicles“ ist eine der wenigen Reihen, die mit Buch-Merchandise veredelt wurde, obwohl es (noch?) keine Verfilmung gibt. Der Onlineshop The Tinker’s Packs bietet neben Hearnes Büchern Klamotten und allerlei Kinkerlitzchen an, die von der Geschichte des Eisernen Druiden inspiriert wurden und das Fan-Herz höherschlagen lassen. Ich werde mir zum Abschluss der Reihe ein T-Shirt gönnen, weil ich verrückt nach Buch-Merchandise bin und The Tinker’s Packs mit jedem gekauften Artikel ein Wohltätigkeitsprojekt unterstützt. Nerd sein für den guten Zweck! Bis ich mir diese Belohnung gestatte, wird allerdings noch einige Zeit vergehen, denn ich habe mich erst bis zum fünften Band „Trapped“ vorangelesen.

    Atticus O’Sullivan wusste, dass er sich eines Tages den Schäden, die er in Asgard anrichtete und die alle Welten beeinflussen, stellen muss. Die Inszenierung seines eigenen Todes war niemals als langfristige Lösung gedacht. Sie sollte ihm lediglich Zeit kaufen. Zeit, die Lehre seiner Auszubildenden Granuaile abzuschließen, die nun, 12 Jahre später, beinahe eine vollwertige Druidin ist. Er hätte den Zeitpunkt seiner wundersamen Wiederauferstehung allerdings gern selbst gewählt, statt kurz vor dem letzten und wichtigsten Schritt in Granuailes Ausbildung, ihrer Bindung an Gaia, von seiner Vergangenheit überrumpelt zu werden. Leider kann man sich nicht aussuchen, wann das Ende des Universums droht. Ragnarök naht und Atticus hat keine andere Wahl, als die Götter wissen zu lassen, dass er noch lebt. Dummerweise liegen „Vergessen und Vergeben“ nicht in der Natur der Götter. Bacchus, die dunklen Elfen, ein uralter Meistervampir – die Liste seiner Feinde ist lang und hochkarätig und sie alle wollen ihn tot sehen. Vielleicht sollte er anfangen, Buch zu führen.

    Das ist er also, der fünfte Band der „Iron Druid Chronicles“, der eine neue Ära für Atticus, Granuaile und Oberon einläuten sollte. Ich muss gestehen, ich bin ein bisschen enttäuscht. Ein Zeitsprung von 12 Jahren ist keine Kleinigkeit und ich habe angenommen, dass die Handlung durch die Jahre, die verstrichenen sind, eine neue Richtung und neuen Schwung erhält. Leider war das nicht der Fall. Der einzige Unterschied zu den vorangegangenen Bänden besteht darin, dass Granuailes Ausbildung erfreulicherweise nun so gut wie beendet ist. Ansonsten setzt „Trapped“ genau an der Stelle an, an der wir das Trio Infernale im vierten Band „Tricked“ verließen. Es ist im Grunde nicht erkennbar, dass mehr als ein Jahrzehnt vergangen ist. Natürlich weiß ich Kevin Hearnes inhaltliche Konsequenz zu schätzen, doch ich finde, dass ein Zeitsprung dieser Größenordnung spürbar sein sollte. Sowohl die Figuren als auch das Universum sollten sich weiterentwickelt haben. Diesen Anspruch erfüllt „Trapped“ nicht; Atticus ist noch immer derselbe und plagt sich mit denselben Konflikten, die ihn bereits seit Beginn der Reihe begleiten. In 12 Jahren machte er emotional überhaupt keine Fortschritte, was ihn einige Sympathiepunkte kostete, weil ich erwartet hatte, dass er sich zumindest mit seiner Schuld an der drohenden Apokalypse auseinandergesetzt hätte. Er verursachte unfassbares Leid und kümmert sich scheinbar nicht die Bohne darum. Das ist schockierend ignorant. Ich habe ihm mehr zugetraut. Meine Beziehung zu ihm hat sich dadurch definitiv verändert, da ich mich mittlerweile frage, ob seine guten Absichten all den Schaden, den er anrichtet, rechtfertigen. Wann immer er versucht, seine Verfehlungen in Ordnung zu bringen, macht er es nur noch schlimmer, was meiner Ansicht nach der Grund dafür ist, dass sich die Liste seiner Feinde ständig erweitert, wodurch „Trapped“ chaotisch und unübersichtlich wirkt. Es ist ein unruhiges Buch, das mit zahllosen Schauplatzwechseln ein mörderisches Tempo diktiert, mit dem ich mich trotz des hohen Actionlevels nicht mehr so recht anfreunden konnte. Kämpfe hier, Kämpfe dort, überall sind sie hinter Atticus her, zwischendurch werden neue Komponenten des Universums vorgestellt und nebenbei erhalten die Leser_innen auch noch Einblicke in die druidische Lebensweise. All das auf nicht einmal 300 Seiten. Obwohl mir Kevin Hearnes Freigiebigkeit mit Informationen per se gut gefiel, konfrontierte er mich innerhalb kürzester Zeit mit extrem viel Input und ich hatte Schwierigkeiten, Schritt zu halten. Ich fühlte mich gehetzt, getrieben und am Ende des Buches völlig außer Atem. „The Iron Druid Chronicles“ war von Anfang an eine äußerst temporeiche Reihe, aber „Trapped“ erreicht beinahe Lichtgeschwindigkeit. Muss es denn immer so sein? Ich würde Atticus, Granuaile und Oberon gern einmal unter entspannteren Bedingungen treffen, weitere Facetten ihrer Persönlichkeiten kennenlernen und sie nicht permanent beim Krisentango beobachten. Vielleicht war der immense Zeitsprung nicht die beste Idee, weil die Vergangenheit auf die drei einstürzt wie eine Lawine. Ein sanfterer Übergang wäre vielleicht besser gewesen.

    Mit „Trapped“ wagt Kevin Hearne keinerlei Experimente. Obwohl der fünfte Band einen neuen Handlungsbogen einleitet, bleibt er seinem Stil treu und hält sich an Altbewährtes, um die „Iron Druid Chronicles“ fortzuführen. Grundsätzlich ist sein Hausrezept für die Reihe natürlich nicht schlecht – ich hatte durchaus Spaß an der Lektüre – doch ein wenig Abwechslung täte der übergreifenden Geschichte meiner Meinung nach wirklich gut. Von mir aus könnte Hearne auf die Bremse treten und den verschiedenen Komponenten mehr Raum zugestehen, um sich zu entfalten. Ich habe das Gefühl, dadurch, dass alles rasant und gleichzeitig geschieht, nimmt er sich selbst die Möglichkeit, bestimmte Entwicklungen eingehend zu erforschen und deren Implikationen abzuwägen. Deshalb bleibt „Trapped“ trotz der mythologischen Vielfältigkeit oberflächlich. Für mich war es der bisher schwächste Band der Reihe und ich kann nur hoffen, dass mich die Folgebände mehr überzeugen.

  12. Cover des Buches The Red Wolf Conspiracy (ISBN: 9780575081789)
    Robert V.S. Redick

    The Red Wolf Conspiracy

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Wortmagie

    Robert V.S. Redick hat einen Master in Tropenschutz. Während seines Studiums arbeitete er in Argentinien, an der Patagonischen Küste. Elf Tage verbachte er auf Valdés, einer kleinen Halbinsel mit atemberaubender Flora und Fauna. Eines Morgens ging er allein spazieren. Es war neblig. Er sah hinaus auf den Südatlantik und plötzlich überfiel ihn die Vision eines gigantischen Schiffes, das vor seinen Augen an den Klippen zerschellte. Einige Jahre später wurde er auf die Libertad eingeladen, ein Segelschulschiff der argentinischen Kriegsmarine. An Bord erinnerte er sich an seine Vision und legte den Grundstein für seine High Fantasy – Reihe „The Chathrand Voyage“, die mit „The Red Wolf Conspiracy“ beginnt.

    Sechs Jahrhunderte war die IMS Chathrand das Juwel der arqualischen Schifffahrt. Ihre gigantischen Ausmaße waren legendär, sie erlebte Kriege und Piraterie, bereiste die entlegensten Ozeane Alifros‘ und legte unzählige Seemeilen zurück. Sie war die letzte ihrer Art, ein Relikt einer vergangenen Epoche. Ihr allein gebührte es, zu der vielleicht wichtigsten diplomatischen Mission ihrer reichen Geschichte aufzubrechen: bemannt von 800 Seelen sollte sie Frieden zwischen Arqual und Mzithrin stiften. Doch an Bord gingen seltsame Dinge vor sich. Soldat_innen und Assassinen mischten sich unter die Seeleute, in den Eingeweiden des Schiffes versteckte sich das verhasste Volk der Ixchel und ein Schiffsjunge namens Pazel erlebte Fluch und Segen seiner rätselhaften Sprachtalente. Magie, Intrigen und Verschwörungen brachten sie auf ihrer bedeutenden Fahrt vom Kurs ab, bis eines Tages keine Nachrichten mehr in ihrer Heimat eintrafen. Vor der Insel Talturi, nicht weit entfernt von der Küste Mzithrins, wurde das Wrack ihres Langbootes und die Leichen der Besatzung gefunden. Ganz Arqual fragt sich: was ist mit der Chathrand geschehen? Kann das gewaltige Schiff tatsächlich verschollen sein?

    Ich liebe Seefahrtgeschichten. Deshalb hatte Robert V.S. Redick mit „The Red Wolf Conspiracy“ bei mir eigentlich von Anfang an leichtes Spiel. Tatsächlich verliebte ich mich sofort in die IMS Chathrand; in meiner Fantasie ist sie eine beeindruckende Schönheit kaum vorstellbarer Dimensionen. Sie ist ein Mysterium und eine schwimmende Stadt; uralt, weitgereist und aus mittlerweile versiegten oder vergessenen Rohstoffen erbaut. Vermutlich kennt niemand alle ihrer Ecken und Winkel, weshalb sie voller Geheimnisse steckt, die sie, einer Lady angemessen, diskret bewahrt. Ich tollte in Gedanken neugierig und aufgeregt wie ein Kind über ihre sieben Decks und hatte Spaß daran, stetig Neues zu entdecken. Mein Forschergeist wurde durch das Wissen, dass die Chathrand offiziell verschwunden ist, zusätzlich angeheizt. Diese Information erhalten Leser_innen noch vor Beginn der Geschichte durch einen Zeitungsartikel. Sie bleibt im Verlauf präsent, weil Redick sich einer überraschenden Mischung von Stilmitteln bediente, um den Anschein einer Beweismittelsammlung zu erwecken. Briefe und Tagebucheinträge, die teilweise sogar kommentiert sind, ließen mich nie vergessen, dass der Verbleib der Chathrand ungeklärt ist. Ich brannte darauf, herauszufinden, was mit ihr geschehen ist und inwiefern ihr Verschwinden mit der vertrackten politischen Lage zwischen Arqual und Mzithrin zusammenhängt. Obwohl Redick die Handlung von „The Red Wolf Conspiracy“ mit dem Setting der Chathrand räumlich stark begrenzte, erschien sie mir niemals als isoliertes Kammerspiel. Es ist eindeutig, dass alles, was an Bord passiert, eine Folge seines lebhaften Designs der Welt Alifros ist. Arqual und Mzithrin sind tonangebende Nationen, die einen Konflikt austragen, in dem Intrigen und Diplomatie beinahe gleichbedeutend sind. Die heikle Friedensmission, die die Chathrand erfüllen soll und die durch mehrere Verschwörungen sabotiert wird, schlägt allerdings Wellen, die über diese beiden Akteure hinausgehen und unter anderem auch die Ixchel betreffen. Ich bin von diesen etwa 20cm winzigen Krieger_innen begeistert und kann gar nicht verstehen, wieso solche Völker nicht häufiger in der High Fantasy auftreten. Redick überzeugte mich mit vielen dieser frischen Ideen, die „The Red Wolf Conspiracy“ zu einem Selbstläufer hätten machen sollen. Unglücklicherweise entpuppte sich der Reihenauftakt hingegen als eine schwierige Lektüre. Ich kam nicht voran und habe ewig gebraucht, weil mich die seltsame Taktung der Geschichte immer wieder ausbremste. Jedes Mal, wenn der Spannungsbogen einen Höhepunkt erreichte, nahm der Autor die entscheidende(n) Figur(en) aus dem Bild. Zum Beispiel wird der Protagonist Pazel genau dann von der Chathrand verbannt, als sich die Aufdeckung einer Verschwörung anbahnt, weshalb ich die folgenden Entwicklungen nicht mehr miterlebte. Dadurch ergaben sich große Handlungssprünge, die Interessantes ausklammerten und stattdessen weniger wichtige Nebendramen fokussierten. Ich hatte Mühe, dranzubleiben und musste mich zwingen, weiterzulesen.

    Grundsätzlich mochte ich alles, was mir Robert V.S. Redick in „The Red Wolf Conspiracy“ servierte. Trotz dessen empfinde ich die Geschichte bisher noch als recht unübersichtlich. Es ist nicht ganz leicht, allen inhaltlichen Verknüpfungen zu folgen. Zukünftig sollte der Autor Prioritäten setzen und sich auf das Wesentliche konzentrieren, statt ausschmückendes Beiwerk zu schreiben, das die ohnehin kniffelige Lage in Alifros zusätzlich verkompliziert. Gelingt ihm das, sollte sich das Problem mit der Taktung ganz von selbst lösen. Ich bin gewillt, ihm mit der Fortsetzung von „The Chathrand Voyage“, „The Rats and the Ruling Sea“, eine weitere Chance einzuräumen, denn ich glaube durchaus an das Potential der Reihe und möchte mehr von Redicks faszinierender Welt sehen. Außerdem weiß ich noch nicht, was mit der Chathrand geschehen ist und dieses Geheimnis muss ich einfach lüften. Dumm sterben ist keine Option.

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