Bücher mit dem Tag "uruguay"

Hier findest du alle Bücher, die LovelyBooks-Leser*innen mit dem Tag "uruguay" gekennzeichnet haben.

35 Bücher

  1. Cover des Buches Die Rebellin (ISBN: 9783037630655)
    Ursula Hauser

    Die Rebellin

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Diana182

    Dass Cover zeigt eine ältere, sympathische Dame mit einem offenen Lächeln im Gesicht. Bisher war sie mir leider noch nicht bekannt, die Buschbeschreibung klang jedoch sehr ansprechend. Daher wollte ich sehr gerne mehr erfahren.


    Dieses Leben ist alles andere als Alltäglich und Durchschnittlich. Die Hauptperson berichte von so einigen Höhen und Tiefen in ihrem Leben, welche anderen Leuten schon den Boden unter den Füßen weggerissen hätte- nicht aber Ursula Hauser! Sie lässt sich nicht unterkriegen und geht ihren Weg, so steinig er auch sein mag. Dieser Lebenswille und das Durchhaltevermögen haben mir sehr imponiert.


    So habe ich dieses Buch auch fast am Stück verschlungen und wollte mit dem Lesen gar nicht mehr aushören. Frau Hauser wirkt direkt vertraut und sympathisch und die Beschreibung der einzelnen Begebenheiten fand ich sehr interessant und lesenswert.


    Mein Fazit:
    Eine tolle, spannende, lesenswerte Geschichte über eine starke Frau, die ihren Weg geht und niemals aufgibt!

  2. Cover des Buches Das Papierhaus (ISBN: 9783458176152)
    Carlos María Domínguez

    Das Papierhaus

     (242)
    Aktuelle Rezension von: Kerstin_aus_Obernbeck

    Das Papierhaus / Carlos María Domínguez

     

    88 Seiten sind nicht gerade ein riesiger Wälzer, aber bei dem Buch „Das Papierhaus“ ist ganz klar Qualität statt Quantität das Motto! 

     

    „Im Frühjahr 1998 kaufte Bluma Lennon in einer Buchhandlung in Soho eine alte Ausgabe der Gedichte von Emily Dickinson und wurde an der nächsten Straßenecke, als sie gerade beim zweiten Gedicht angelangt war, von einem Auto überfahren.

    Bücher verändern das Schicksal der Menschen.“

     

    Ein ungewöhnlicher Einstieg in ein Buch und ich war neugierig, wie es weitergeht. 

     

    Erzählt wird die Geschichte durch einen Kollegen von Bluma Lennon, der ihre Aufgaben an der Universität Cambridge übernimmt und einige Zeit nach ihrem Tod ein an sie adressiertes Paket aus Uruguay erhält. In diesem Paket findet sich ein zerlesenes, verdrecktes, mit Zement verunreinigtes Exemplar von Joseph Conrads „Schattenlinie“ mit einer rätselhaften Widmung von Bluma Lennon an einen dem Erzähler unbekannten Carlos.

     

    Neben dem Wunsch, das Buch an den Absender zurückzubringen und zu erklären, dass Bluma verstorben ist, ist auch die Neugier des Erzählers geweckt, mehr über das Buch, warum es sich in diesem Zustand befindet und den Absender zu erfahren. Zu diesem Zweck macht er sich auf eine aufregende Spurensuche nach Südamerika. Dort erfährt er, wie die Liebe zu Büchern und zur Literatur aussehen können und welche Auswirkungen eine Bücherobsession haben kann – und die Frage der optimalen Sortierung der Druckwerke im Regal ist dabei nur ein Teilaspekt. 

     

    Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und zum Ende der Geschichte mehr und mehr nachdenklich gemacht. Es ist eine Liebeserklärung an Bücher, es erzählt vom Leben und vom Lesen und einer großen Leidenschaft für Literatur. „Das Papierhaus“ ist ein Buch mit viel Gefühl. 

     

    Ein wunderbares Buch für einen zeitlich überschaubaren Lesemoment, ein feines Geschenk für einen Buchmenschen und eine schöne Geschichte, wenn man Bücher liebt. 

  3. Cover des Buches Eines Menschen Herz (ISBN: 9783833305085)
    William Boyd

    Eines Menschen Herz

     (36)
    Aktuelle Rezension von: haberland86
    William Boyd ist ein meisterhafter Erzähler, was auch in "Eines Menschen Herz" von der ersten bis zur letzten Seite deutlich wird.

    Dennoch war ich von der Geschichte, die das Leben des Schriftstellers Logan Gonzago Mountstuart in Tagebucheinträgen umreißt, ein wenig enttäuscht.
    Denn wie die Tagebücher der meisten Menschen, enthalten auch die seinen hauptsächlich Banalitäten. Viele davon fügen sich zwar im Laufe der 670 Seiten stimmig und verblüffend zusammen, doch die wirklich spannenden Passagen - die es durchaus gibt - beschränken sich auf vielleicht 200 Seiten; was mir im Ganzen betrachtet jedoch zu wenig war.

    Zugegeben - bislang habe ich nur ein weiteres Buch des Schriftstellers gelesen. Von "Ruhelos" war ich aber so begeistert, dass die Erwartungen an dieses Buch vielleicht von vorneherein ein wenig zu hoch gesteckt waren.
  4. Cover des Buches Die unsichtbaren Stimmen (ISBN: 9783596511877)
    Carolina De Robertis

    Die unsichtbaren Stimmen

     (73)
    Aktuelle Rezension von: Tilman_Schneider

    Es geht um drei Generationen von Frauen, drei starke Persönlichkeiten und führt uns nach Montevideo, Buenos Aires und lässt die Geschichte von Südamerika lebendig werden. Man leidet, wächst, liebt, hofft und bangt und erlebt einen Roman wie ein Rausch. Ein großartiger Familienroman der alle LeserInnen die Allende mögen verzaubern wird.

  5. Cover des Buches Die man nicht sieht (ISBN: 9783803132970)
    Lucía Puenzo

    Die man nicht sieht

     (8)
    Aktuelle Rezension von: Gwhynwhyfar
    Der erste Satz: »Bevor sie in Once auftauchten, hatte es sich schon herumgesprochen: Sie waren dabei, Kinder anzuwerben, die den Sommer über in Uruguay arbeiten sollten.«

    Ich lese gern Literatur aus Südamerika, Argentinien steht hier für mich an erster Stelle. Lucía Puenzo legt hier einen Roman vor, den ich sogar in den Bereich Thriller einordnen würde und auch zu den Jugendbüchern einordnen möchte. Ein spannender Stoff um eine Kinderbande, die zu Einbrechern trainiert werden – sie kämpfen um ihr eigenes Überleben – es ist nur ein Job.

    »Noch nie hatte er so ein großes Haus gesehen. Er war auch noch nie im Kino oder im Theater gewesen. Aber etwas lag in diesen stummen Szenen, die sich in den einzelnen Zimmern abspielten, etwas von Werbespots, in denen alle Darsteller den passenden Gesichtsausdruck für die perfekten Ferien übten.«

    Ismael und Enana sind circa dreizehn, Enanas kleiner Bruder Ajo, der jüngste ist sechs. Sie leben in Once, ein Vorort von Buenos Aires, wohnen sozusagen im Bahnhof. Sie sind eins von vielen Gaunertrios, das jede Nacht auf Diebestour geht. Guida ist der Chef, der sie instruiert, die Häuser aussucht, ihnen Tipps gibt, wie sie einsteigen sollen, dem sie die gesamte Beute aushändigen müssen. Ajo ist sehr klein, geschmeidig, kann klettern wie ein Affe, kommt überall rein, wo eine Katze einsteigen kann. Die Bewohner sind nie zu Hause und zuerst bedienen sich die Kinder am Kühlschrank. Ein Stückchen hiervon, ein Stück dort, nur nicht zu viel, es darf nicht auffallen. Und genauso klauen sie: Ein oder zwei Schmuckstücke, nie das Wertvollste, ein wenig Silberbesteck, einen Kerzenständer. Der Einbruch darf nicht auffallen. Sollten die Bestohlenen irgendwann etwas vermissen, würden sie die Angestellten in Verdacht haben.

    »Ismael wusste es; und er wusste, dass die Männer mit dem Pick-up es wussten. Das jedoch verwandelte den Auftrag in etwas ganz anderes: in einen Opfergang.«

    Aber irgendwann wird auch ihre Zeit abgelaufen sein, sie werden zu alt – zu groß und sie kommen bald in das Alter strafmündig zu sein. Eines Tages bekommen sie den Auftrag, die Heimat zu verlassen, sie werden nach Uruguay verfrachtet, sollen Villen in einer umzäunten Urbanisation ausnehmen. Irgendwas an diesem Job ist faul, so die Ahnung des Trios. Aber sie haben keine andere Wahl.

    »Es gab keinen Zweifel: Sie wussten Bescheid. Die Aktion hatte nichts Improvisiertes. Es waren mehr als zwei, die sich die Beute teilten. Darum hatten sie an der Küste Kinder im Einsatz, die das Gleiche taten wie sie: Nur so rentierte sich das Geschäft.«

    Kinder, die ohne Eltern aufwachsen, meist verstoßen, die sich auf die ein oder andere Art am Leben halten, immer beschissen um einen gerechten Lohn bei der Arbeit. Kinder, die von skrupellosen Erwachsenen ausgenutzt werden, deren Leben kein Cent wert ist, die selten eine Schule besucht haben, ein Roman über eine ganz normale Welt auf der anderen Seite der Weltkugel. Sehr berührend ist die Szene, in der Ajo Guida vermisst, der Mann, den ihn zum Stehlen ausbildet, Ajo in die Gefahr schickt, selbst in Sicherheit bleibt, Guida, der die Kinder verkauft – er, der doch irgendetwas wie Ajos Vater ist, den er nie gehabt hat.

    »Sie rannten nicht mehr, um sich vor den Kiebitzen in Sicherheit zu bringen. Sie rannten, um die Angst, die Kälte, den Hunger, das Eingesperrtsein abzuschütteln. Sie rannten, weil die Extraportion Sauerstoff sie munter machte und weil von allem, was sie kannten, Adrenalin das war, was Glücksgefühlen am nächsten kam.«

    Sehr eindringlich beschreibt Lucía Puenzo diese Straßenkinder, die mit sehr viel Lebenslust und Zusammenhalt ihr Leben meistern. Kinder, die nicht mehr besitzen, als die Bekleidung, die sie tragen, die einberechnen müssen in Häuser von den Menschen, die von allem zu viel haben. Sie steigen in Kinderzimmer ein, voller Elektronik, Markenkleidung, Inliner usw. Der kleine Ajo kommt ins Schwärmen, hier gibt es Dinge, die hat er nie zuvor gesehen. Die Autorin beschreibt, wertet nicht. Der Leser lernt auch die andere Seite kennen, die Tippgeber, die mitverdienen an den Diebstählen. Es sind Angestellte der Reichen, die Menschen, die gut bezahlte Jobs haben, die ein kleines Fenster offen stehen lassen, Zahlenkombinationen verraten, die eigene Interessen mit den Einbrüchen verfolgen. Ein feines Gesellschaftsbild blättert sich auf, ein spannendes Buch.
  6. Cover des Buches Die Rosen von Montevideo (ISBN: 9783426510230)
    Carla Federico

    Die Rosen von Montevideo

     (112)
    Aktuelle Rezension von: Bellis-Perennis

    „Die Rosen von Montevideo“ ist der 4. Teil einer fünfteiligen Romanserie, die rund um das Einwandern von diversen europäischen Familien handelt. Dieser beschäftigt sich zum einem mit der der Bankiersfamilie Gothmann aus Frankfurt und zum anderen mit der Kaufmannsfamilie de la Vegas aus Montevideo, Uruguay, einer spanischen Einwandererfamilie.  

    Zutaten wie Liebe, Verbote, Neid und Verrat sowie starke Frauen über mehrere Generationen hinweg versprechen eine interessante Lektüre, die auch über weite Strecken gehalten wird. Natürlich wiederholen sich einzelne Schicksalsschläge, aber so spielt das Leben eben. Nicht immer lernen die Nachkommen aus den Fehlern ihrer Vorgänger. 

    „Wir alle sind ein wenig wie Rosen: wir können wunderbar blühen und duften, aber wir haben auch unsere Stacheln.“ 

    Fazit: 

    Ein guter Schmöker für jede Jahreszeit, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

     

     

  7. Cover des Buches Sara und Simón (ISBN: 9783257600940)
    Erich Hackl

    Sara und Simón

     (18)
    Aktuelle Rezension von: mariameerhaba

    Das Buch fühlt sich an, als würde man einen langen historischen Bericht lesen. Die Beschreibungen sind auf die wichtigsten Details beschränkt und folgen einem Aufbau, der einem Protokoll gleicht. Es tauchen viele Namen auf, deren Bezug kurz erläutert werden, aber als Leser habe ich nicht gewusst, wie wichtig der Name war, ob er im späteren Verlauf eine Bedeutung hat, ob ich ihn mir wirklich merken sollte oder nicht. Das sorgt eben dafür, dass ich keine Nähe zu den Figuren aufbauen konnte, dass ich mich dazu zwingen musste, bloß den beiden Figuren auf dem Titel zu konzentrieren, wobei Sara die größte Rolle spielte und Simon nur eine enttäuschende Nebenrolle.

    Es ist schrecklich, was in Uruguay passiert ist. Die Politik, das Leben, das Militär, all das widerspiegelt sich hier, doch sie bleiben bloß am Anfang interessant, sobald man in der Mitte des Buches angelangt, schleppt sich die Handlung nur noch träge vor sich ihn und schafft es nicht, einen gewöhnlichen Zeitungsbericht zu übertrumpfen.

     Der Autor beschreibt alles distanziert und zwingt den Leser dazu, nicht mitzufühlen, sondern als Zuseher die Geschehnisse mitzuverfolgen. Man vergisst nicht, dass man ein Buch in den Händen hält, zuhause auf einem gemütlichen Sofa sitzt, die Beine ausgestreckt, das Handy an der Seite und das eigene Luxus von Freiheit genießt. Das Buch lässt nicht zu, dass man das eigene Leben vergisst und zu der Figur wird, sondern zeigt uns alles wie ein Schwarzweißfilm, das auch noch ein Stummfilm ohne Untertitel ist. Das sorgt eben dafür, dass man hier und da vielleicht etwas mitfühlt, aber das grausame Schicksal von Sara nimmt einen nicht mit und Sara ist verdammt, nicht außerhalb dieses Buches weiter leben zu können.

     Außerdem vergehen so viele Jahre in diesem Buch. Von der achtzehnjährigen Frau am Anfang wird am Schluss eine sechzigjährige und das erschwert alles noch mehr. Das schadet der Figur, das schadet der Handlung, das schadet allem und macht daraus, dass das Buch nicht mehr bleibt als ein ausgiebiger Bericht.

     Es ist interessant, das will ich nicht abstreiten, doch es ist protokollhaft erzählt, der Autor überhäuft einen mit Namen, erdrückt den Leser mit so vielen belanglosen Figuren, dass man nicht in der Lage ist, etwas für einen gelesenen Namen zu empfinden. Das sorgt dafür, dass die Dramatik an Kraft einbüßt und man langsam für das Schicksal von Sara abstumpft, weil die Flut von Informationen einem nicht erlaubt, wirklich mitzufühlen.

     Das Buch ist wie eine einzelne Geschichtsstunde, die einen mit Details überhäuft, die man sich nicht alle merken kann und am Ende hat man ein schwieriges Schicksal gelesen, aber es fühlt sich so an, als hätte man aus der Ferne bloß zugesehen und nichts miterlebt. Es fehlt einfach an Feingefühl und es erlaubt nicht, dass man eine Nähe zu der Hauptfigur aufbauen kann. Das macht das Buch auch so schlecht. Mag sein, dass es auf der Wirklichkeit beruht, mag sein, dass das vielleicht so passiert ist, aber es lässt keinen bleibenden Eindruck zurück und ist auch kein Buch, das ich jemals empfehlen würde. Für mich bleibt der Autor schlecht und ich werde in Zukunft einen großen Bogen um seine Bücher machen.

  8. Cover des Buches In den Kordilleren (ISBN: 9783780215130)
    Karl May

    In den Kordilleren

     (28)
    Aktuelle Rezension von: rallus
    Toller spannender zweiter Teil des Südamerika Abenteuers, mit einer Liebesgeschichte, Kriminalfall und natürlich die Lösung von allem plus dem Fall des Bösen. Auch heute noch sehr lesenswert!
  9. Cover des Buches Die Diplomatin (ISBN: 9783548067780)
    Lucy Fricke

    Die Diplomatin

     (172)
    Aktuelle Rezension von: mariameerhaba

    Türkei ist ein wunderschönes Land, die Politik aber ziemlich oasch. Das ist eines dieser Bücher, die das wieder einmal zeigt. Dass so viele Bücher sich gegen die Politik der Türkei richten, stimmt mich doch traurig. Ich hätte lieber etwas Schönes über das Land gelesen, eine Art Offenbarung, aber wahrscheinlich wird man so etwas die nächsten 100 Jahre nicht mehr über die Türkei lesen.

    Die Autorin beschäftigt sich über die Redefreiheit. Angeblich herrscht Demokratie dort, aber wehe dir, du sagst etwas gegen einen Politiker, gegen die ganz Großen oder auch gegen die ganz Kleinen, und schon ist deine Zukunft ruiniert. Berichterstattungen sind genauso wenig erwünscht. Ich kann mich an einen Arzt erinnern, der ein Bild geliked hat und daraufhin hat er seine Akkreditierung verloren.

    In diesem Buch wird die Diplomatin mit drei Personen konfrontiert, die im Land festgehalten werden, weil sie ihr Recht auf freie Meinung geäußert haben, und die Diplomatin hat nicht das Herz, sich gegen diese drei Personen zu verschließen. Sie will ihnen um jeden Preis helfen und gleichzeitig muss sie dafür sorgen, dass ihr politischer Ruf nicht ruiniert wird.

    Es ist ein interessantes Buch, das die Politik der Türkei zeigt, auch ein aktuelles Buch. Nur fühlt es sich nach dem Lesen so eigenartig leer an, als hätte man nicht wirklich eine ganze Geschichte gelesen. Ich fand es schön, der Stil ist toll, die Diplomatin sympathisch, ihre Mama lieb, aber irgendwie wirkt das Buch eher so, als hätte ich nur einen winzigen Teil einer großen Geschichte gelesen. Es ist unbefriedigend und endet in einem lauen Gefühl, der die offenen Fragen einfach ignoriert.

    Ich habe mir mehr erwartet. Vor allem dachte ich, der Konflikt würde ausarten und die Diplomatin irgendwie bestraft werden, aber so weit geht die Geschichte nicht. Sie endet völlig abrupt, ignoriert einfach den Konflikt und das hat mir wiederum nicht gefallen. Die Autorin erfüllt die Erwartungen nicht.

  10. Cover des Buches Die Wildnis des Lebens (ISBN: 9783100631022)
  11. Cover des Buches Lateinamerikanische Erzähler des 20. Jahrhunderts (ISBN: 9783453064447)
    Günther Fetzer

    Lateinamerikanische Erzähler des 20. Jahrhunderts

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Dubois
    Das Buch ist vergriffen, habe es auf einem Flohmarkt günstig ergattert. Es verschafft einen guten Überblick über die Lateinamerikanischen Autoren. Lese immer wieder zwischendurch eine Kurzgeschichte. Interessant allemal. Die Lateinamerikanische Literatur ist eine Welt für sich. Da kann man Neues entdecken, eine weitere Facette. Dieser Sammelband enthält u.a. Kurzgeschichten von Isabel Allende, Mario Vargas Llosa, Gabriel Garcia Márquez, Alejo Carpentier, Jorge Luis Borges und Jorge Amado. Weitere Autoren in diesem Sammelband: Jose María Arguedas (Peru) Miguel Angel Asturias (Guatemala) Giocande Belli (Nicaragua) Maria Luisa Bombal (Chile) Guillermo Cabera Infante (Kuba) Ernesto Cardenal (Nicaragua) Adolfo Bioy Casares (Argentinien) Julios Cortázar (Argentinien) José Donoso (Chile) Rubem Fonseca (Brasilien) Carlos Fuentes (Mexiko) und noch ca. 14 weitere Autoren. Auf den 440 Seiten diese Taschenbuches findet man also wirklich eine sehr gute Übersicht über die Lateinamerikanischen Autoren. Für ca. 2-5 Euro ist der Band gelegentlich gebraucht im Angebot. Empfehlenswert!
  12. Cover des Buches Krokodilstränen (ISBN: 9783293208728)
    Mercedes Rosende

    Krokodilstränen

     (4)
    Aktuelle Rezension von: aus-erlesen
    Wenn man schon unbedingt einen Geldtransporter überfallen muss, dann wenigstens mit Leuten, denen man vertraut. Sonst geht es auf alle Fälle schief! Dies als Prämisse, die diesem Buch vorangestellt ist, bevor man anfängt zu lesen. 
    Germán sitzt derzeit im Gefängnis. Er soll jemanden entführt und Lösegeld gefordert haben. Sein Kompagnon wurde nicht geschnappt. Und lässt es sich derweil mit der Beute gut gehen. Doch Germáns Anwalt, Doktor Antinucci, macht ihm Mut. Er sei bald wieder draußen. Die Zweifel an der Tatbeteiligung überwiegen. Außerdem gebe es eine Zeugin, die beschwört, dass Germán ein höflicher Mann gewesen sei, der auch gar nichts von Lösegeld gesagt haben will. 
    Die Zeugin ist Úrsula Lopez. Sie hatte eine schwere Kindheit. Ihr Vater triezte das pummelige Mädchen wann immer konnte. Stibitzte sie sich mal was aus dem Kühlschrank, gab`s eine verlängerte Nacht in Dunkelheit und ohne Essen. Ihre Schwester hingegen war Papas Liebling. 
    El Roto, ist im Gefängnis, weil er jemanden ermordet hat. Kein Kind von Traurigkeit, der hinter den dicken Mauern, die die Insassen vom Leben fernhalten, alles an sich reißt, was auch nur im Entferntesten nach Geld reicht. Germán ist ihm ein Dorn im Auge. Denn der genießt eine besondere Art von Protektion.
    Das Rätsel um die Drei wird nicht einfacher je mehr man darüber liest. Und das ist gut so! Der so genannte Spannungsbogen biegt sich bis kurz vor dem Zerbersten. Die Verwirrung komplettiert Úrsula Lopez. Denn die ist plötzlich gar nicht mehr in eine Entführung involviert. Des Rätsels Lösung ist scheinbar einfach …
    Bei Leonilda Lima laufen die Fäden, die sich wie Fallstricke sich anfühlen zusammen. Die Kommissarin bekommt einen Fall zugeschrieben, obwohl der eigentliche Ermittler doch noch eigene Recherchen durchführt. Mal leitet sie den Fall, mal wieder nicht. Uruguays Staatsapparat ertrinkt im Chaos. Dennoch hat Leonilda Lima den Kampf um die Gerechtigkeit noch nicht aufgegeben. Jeder neue Fall birgt ebenso die Chance auf Veränderung (natürlich zum Besseren) in sich. Doch es kommt alles anders: Qualmwolken verhängen den Himmel, Schüsse fallen, Autos brennen, quietschende Reifen, fünf Tote. 
    Minutiös berichtet Mercedes Rosende vom mittlerweile zu erwartenden Höhepunkt, der bei allen Beteiligten eine einzige Reaktion hervorrufen wird: Sie werden alle weinen. Krokodilstränen.
    Mit einer selten dagewesenen Vehemenz scheucht die Mercedes Rosende ihre Figuren von einem Extrem ins Andere. Úrsulas Vater ist inzwischen verstorben – Selbstmord. Oder doch nicht? Wie ein Geist drängt er sich aber immer noch zwischen sie und ihre Gedanken. Noch nie war Úrsula frei. Immer wieder kreuzten Menschen oder Ereignisse ihren eingeschlagenen Weg. Zeit, dass sich was ändert. Die Zeit kommt als Germán sich für ihre geleistete Hilfe bedanken will. Denn sie war es, die ihn schlussendlich – mit Hilfe des zwielichtigen Doktor Antinucci – aus dem Knast kommen ließ. Den hat inzwischen – auf nicht ganz legale Weise – auch El Roto verlassen können. 
    Wer bisher immer dachte, dass Kriminalromane im weitesten Sinne dem gleichen Schema folgen, wird mit „Krokodilstränen“ eines besseren belehrt. Wer es einmal aufschlägt, kommt so schnell nicht zur Ruhe. Montevideo als exotischer Handlungsort hält so manche Überraschung parat.

  13. Cover des Buches Magda (ISBN: 9783518222621)
    Juan Carlos Onetti

    Magda

     (1)
    Noch keine Rezension vorhanden
  14. Cover des Buches Kerkerjahre: Als Geiseln der uruguayischen Militärdiktatur (ISBN: 9783862414666)
  15. Cover des Buches Neues vom Fluss (ISBN: 9783981206234)
    Carlos Blasco

    Neues vom Fluss

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Herbert Fraunhoffer
    Es hat viel Spaß gemacht die Geschichten zu lesen, es war eine wirklich sehr kurzweilige Lektüre, die mich manchmal zum Nachdenken, manchmal zum Schmunzeln, manchmal zum Schaudern und manchmal zum erneuten Lesen und Zurückblättern gebracht hat. Es sind hier so viele unterschiedliche Themen versammelt, mörderische Brutalität, Satire, Rock´N Roll, Spionage, Kriminalität, Erotik, einfach von allem etwas. Da hat Timo Berger ganze Arbeit geleistet und ein wunderschönes Büchlein zusammengestellt, die auch in deutscher Sprache ihre ganze Pracht entfalten, dank der geglückten Übersetzungen von ihm und den Übersetzerinnen. Denn dadurch werden dem Leser, auch ihm fremde, Zusammenhänge verständlich, es formt sich ein Bild in meinem Kopf, von der Welt rund um den Rio Plata, von den Menschen dort, ihren Problemen und Verhaltensweisen, wie ich sie mir eigentlich nicht vorgestellt habe. Einerseits wird mir klar, dass die Autoren teilweise mit denselben Sachen beschäftigt sind, wie ich und die Menschen hier, aber es tauchen auch uns fremdartige Probleme auf. Und originell sind die Themen im Buch natürlich auch, wer kommt auf die Idee, sich zum Ausgehen so zu verkleiden, dass man dick und hässlich aussieht, wie in "I want to be fat", oder die Frau, die nackt über den Prachtboulevard läuft, um ihrem Geliebten eins auszuwischen, in "Calle Palma", oder der "Himmelblaue Jasmin", der obwohl schon verwelkt, doch noch zu etwas sehr eigenartigem zu gebrauchenist. Sehr gut gefallen haben mir jene Geschichten, wenn es um Musik ging, um das Leben und Leiden von Rockmusikern und ihrem Anhang. Vom Aufbau und Thema her, hat mich "Kurze Geschichte der Wirklichkeit" besonder beeindruckt, wie ein Abschnitt an den nächsten anschließt ist sehr interessant geschrieben und verleiht der Geschichte einen besonderen Reiz. Es gibt kaum eine Geschichte, die mich nicht berührt hat, oder die mir nicht interessant genug für diese Auswahl scheint. Wie im Klappentext angekündigt ist wirklich die ganze Bandbreite an Literatur versammelt. Ich werde das Buch auch nicht zu weit weg stellen, um immer wieder mal reinzuschauen und die Erinnerung an die Texte so wach zu halten.
  16. Cover des Buches Gesammelte Werke (ISBN: 9783518418963)
  17. Cover des Buches Für diese Nacht (ISBN: 9783518470404)
    Juan Carlos Onetti

    Für diese Nacht

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Wolkenatlas
    "Für diese Nacht" ist Juan Carlos Onettis dritter Roman. Ursprünglich unter dem Titel "Auch für den Hund kommt der Tag" geschrieben, weigerte sich Onettis Verleger zuerst, dieses Buch unter dem Titel zu veröffentlichen, da er Bedenken hatte, der Titel könne als Angriff auf den Machthaber verstanden werden und zu Repressionen gegen den Verlag führen. Den neuen Titel lieferte die Überschrift einer Rubrik in der Zeitung "Critica", für die Juan Carlos Onetti gelegentlich schrieb. Die Inspiration zu diesem Roman hatte Juan Carlos Onetti, nachdem ihm zwei Anarchisten, ein Italiener und ein Spanier, die gegen Francos aufständische Truppen gekämpft hatten, vom Chaos in der Stadt Valencia, zu dem es nach dem Zusammenbruch der republikanischen Front gekommen war, erzählten. Sie schilderten auch die spezielle Entsendung eines Schiffes zwecks Evakuierung der Republikaner, für das jedoch nur Kommunisten den speziellen, heiß ersehnten Stempel erhielten, der die Rettung und Ausreise aus Valencia bedeutete. Onettis Roman, dessen Handlung sich auf nur eine Nacht verteilt, beginnt mit einem Anruf, der dem Protagonisten Ossorio eine Passage in Aussicht stellt. Ossorio wird in eine Bar gerufen, in der sich im Laufe dieser Nacht einige gewaltsame Tode ereignen, Hoffnungen zerstreuen und Freundschaften an Opportunismus und mangelnder Loyalität zerbrechen werden. Bezeichnenderweise heißt Onettis Bar, die im Mittelpunkt des Geschehens steht "The First and the Last". Der Autor nimmt sich der menschlichen Psyche an, im Moment der größten Verzweiflung im Kampf ums Überleben und an dem Punkt, an dem sich die Frage der moralischen Integrität stellt und der Mensch bewusst oder unbewusst entscheidet, wie weit er bereit ist zu gehen, um seine eigene Haut zu retten. In diesem dichten amoralischen Nebel betrügt jeder jeden, und die Machtverhältnisse ändern sich so schlagartig, dass der Henker binnen Sekunden zum Gejagten werden kann. Ossorios moralische Werte werden durch die Tochter seines Freundes, den er zu seinen Gunsten an die Machthaber ausgeliefert hatte, ins Wanken gebracht. Juan Carlos Onetti erlaubt somit auch in dieser nächtlichen Hölle einen schwachen Lichtstrahl, der ein Fünkchen Hoffnung zulässt. "Für diese Nacht" ist Juan Carlos Onettis politischster Roman und zugleich seine wahrscheinlich eindringlichste Auseinandersetzung mit dem von ihm geliebten Genre des "Crime Noir". Leser von Raymond Chandler werden sich in einigen Passagen an stilistische Momente und Stimmungen aus den Romanen um Philip Marlowe erinnert fühlen. Nichtsdestotrotz ist schon in "Für diese Nacht" viel von der Genialität und Originalität der späteren großen Romane des Autors vorhanden, man spürt, wie Onetti seine Welt behutsam baut, wie er ausprobiert, um der Kunst willen und um des ständigen Dranges, zu schreiben. Svenja Beckers Übersetzung ist gut, wenn auch durch die überstrapazierte Verwendung mancher Wörter, wie zum Beispiel "Hundsfott" mit Verlauf des Romans etwas mühsam wird. Alles in Allem, diese deutsche Erstveröffentlichung von "Für diese Nacht" ist eine Glanztat und ein Geschenk an die Leser, da damit die Lücken in Juan Carlos Onettis Gesamtwerk endlich geschlossen werden und auch die weniger bekannten Werke des Autors zugänglich sind. (Erstveröffentlicht auf www.sandammeer.at, Roland Freisitzer)
  18. Cover des Buches Die offenen Adern Lateinamerikas (ISBN: 9783779505747)
    Eduardo Galeano

    Die offenen Adern Lateinamerikas

     (9)
    Aktuelle Rezension von: glasperlenspiel13
    Ich habe dieses Buch des uruguayischen Schriftstellers Eduardo Galeano lange nicht gekannt aber zum Glück wurde es mir noch rechtzeitig geschenkt. "Die offenen Adern Lateinamerikas" öffnet Augen in Bezug auf die Geschichte des Kontinents, zerstört romantische Illusionen (falls die jemand in Verbindung mit der spanischen Conquista in Lateinamerika haben sollte), nährt die Wut des Lesers in Bezug auf die verschiedenen ausländischen Interventionen der letzten Jahrhunderte und wirbt um Verständnis für die Situation vieler lateinamerikanischer Staaten. Eduardo Galeano beschreibt Geschichte und komplexe Sachverhalte in einfachen Worten, da er mit den Menschen ins Gespräch kommen möchte. Als nicht spezialisierter Autor wendet er sich an ein nicht spezialisiertes Publikum mit der Absicht, gewisse Tatsachen zu verbreiten, die von der offiziellen Geschichtsschreibung, die eine Beschreibung der Geschichte der Sieger ist, verschleiert und verfälscht wurde.* Aufgrund dieser Ambition wurde es lange in verschiedenen Ländern Lateinamerikas verboten. So geschehen in Chile, Argentinien und Uruguay zu Zeiten der Militärdiktaturen. Galeano, Zeit seines Lebens als Schreibender unterwegs, beschäftigten viele Fragen, die er mit diesem Buch versuchte zu beantworten: "Ist Lateinamerika ein Teil der Welt, der zur Armut und Demütigung verdammt ist? Verdammt von wem? Hat Gott die Schuld oder vielleicht die Natur? Das erdrückende Klima, die minderwertige Rasse? Die Religion, die Bräuche? Oder ist unser Unglück ein Produkt der Geschichte, die von Menschen gemacht wurde und darum auch von Menschen verändert werden kann?" Das Buch ist in verschiedene Teile untergliedert. Neuere Auflagen beginnen mit dem Einstieg "Sieben Jahre danach". Galeano beschreibt darin Reaktionen auf das Buch und die weitere Entwicklung Lateinamerikas der letzen sieben Jahre nach Erstauflage. Nach der relativ langen Einleitung "Hundertzwanzig Millionen Kinder im Mittelpunkt des Gewitters" folgt Teil 1 mit den Anfängen der Conquista. Teil 2 beschreibt vor allem die "derzeitige Struktur (in den 70er Jahren) der Ausplünderung". Sicher hat sich seit 1978, als das Buch erschien einiges verändert aber viele angesprochene Probleme bestehen nach wie vor. Und über 30 Jahre später gelangte das Buch zu neuer Bekanntheit, als der venezualische Präsident Hugo Chávez beim fünften Amerika-Gipfel (2009) das Buch dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama überreichte.
  19. Cover des Buches Die Frau, die mir gleicht (ISBN: 9783518417522)
    Felisberto Hernández

    Die Frau, die mir gleicht

     (1)
    Aktuelle Rezension von: Nymphenbad

    Jeder, der sich mit phantastischer Literatur beschäftigt, kennt die großen Borges und Cortázar, weil die beiden Argentinier die Phantastik in die höchsten Höhen der Weltliteratur geführt haben. Wie erwähnt ist die hispanische Welt überhaupt geprägt von der magischen Realität, von der die Europäer seit dem Niedergang des kontinentalen Surrealismus kaum mehr etwas wissen. Doch auch diese einstige Bewegung wurde erst in Lateinamerika transformiert.

    Auch hier jedoch gilt: Es sind die Außenseiter, die Kultstatus erreichen. So verhielt es sich bei Macedonio Fernández (der uns zu Borges führt). So verhält es sich mit Felisberto Hernández.

    Das Leben eines Schriftstellers fern des Mainstreams ist in der Regel nicht zu beneiden. Talentiert, originell, von erfolgreicheren Schriftstellern bewundert und von der Öffentlichkeit ignoriert, plagen sie sich in ihrer Vergessenheit ab, sterben unbemerkt und gelangen, wenn sie Glück haben, durch Irrwege wieder in Druck.

    Herman Melville ist vielleicht der berühmteste Nutznießer einer solchen Behandlung, die auch Nathanael West oder Henry Green widerfuhr.

    Felisberto Hernández (1902 – 1964) hatte nicht so viel Glück. Er übte einen großen Einfluss auf Gabriel Garcia Márquez aus und wurde von Julio Cortázar und Italo Calvino bewundert, aber das brachte ihm nicht viel ein.

    Hernández wurde in Uruguay geboren und verdiente seinen Lebensunterhalt am Klavier, spielte in Stummfilmkinos und Konzerthallen. Viermal war er verheiratet und jede seiner Frauen wurde es Leid, ihn durchzuziehen. Mit der gleichen Glücklosigkeit wie seine Ehen war seine literarische Arbeit behaftet. 1947 kam es zu seiner einzigen kommerziellen Veröffentlichung: Niemand zündet die Lampe an. Das verkaufte sich natürlich nicht. Erst 1983 erschien in Mexiko eine dreibändige Werkausgabe, und erst 1993 gab es eine englische Übersetzung (Piano Stories). Weil es aber die Öffentlichkeit immer noch nicht interessierte, verschwanden die Bücher wieder in der Versenkung. 2006 kam die deutsche Übersetzung, eine große Resonanz blieb freilich aus. In Amerika wurde eine Neuauflage 2008 gewagt, und wie es aussieht, mit dem bisher größten Erfolg.

    Liest man die Geschichten, wird sofort klar, warum das gewöhnliche Lesevieh nichts damit anzufangen weiß. Es gibt wohl weder in Amerika (Nord wie Süd), noch in Europa etwas, mit dem sich diese Texte vergleichen lässt, meist von einem namenlosen Ich-Erzähler vorgetragen, besessen von an sich toten Dingen oder fremden Häusern. Die Geschichten verfolgen keinen anderen Zweck als das eigene Vergnügen, L’art pour l’art.

    In dem Essay Falsche Erklärung meiner Geschichten sagt Hernández: „Meine Geschichten folgen keiner logischen Struktur. Selbst jenes Bewusstsein, das unentwegt über sie wacht, ist mir unbekannt.“

    Das Setting der Geschichten ist in den meisten Fällen gespenstisch. Da gibt es geheimnisvolle Frauen, verfallene Häuser in einer isolierten und ritualisierten Atmosphäre, und trotzdem erfüllen sie niemals das plumpe Klischee einer Gespenstergeschichte, stehen der Dekadenz wesentlich näher als dem Spuk.

    Die toten Dinge in den Geschichten sind meistens eben doch lebendig, zum Bersten gefüllt mit Blut und Begehren. Es ist genau dieser Umgang mit den Objekten, der Hernández so einzigartig macht. Die Struktur dieser Prosa folgt dem Empfinden eines Traumes. Nicht als bekäme man ihn erzählt, sondern als durchlebe man ihn selbst.

    Die längere Erzählung Die Hortensien ist das unbestreitbare Meisterwerk der Kollektion, und wohl das stärkste Argument dafür, warum diese Sammlung in jede Bibliothek des Phantastischen gehört, ohne Ausnahme, ohne Ausrede.

    Einerseits gespenstisch, andererseits pervers, steht ein verheiratetes Ehepaar im Vordergrund – vor allem aber die Sammlung lebensgroßer Puppen des Ehemanns, von denen eine ganz genauso aussieht wie seine Frau. Die Mischung aus Eifersucht, Morbidität, Schabernack und ungesundem Verhalten treibt die Geschichte an und erzeugt eine der stärksten surrealen Empfindungen, die beim Lesen überhaupt entstehen können.

    Und auch wenn wenige der anderen Erzählungen eine solche emotionale Wirkung haben, sind sie für eine traumbewusste Leserschaft gedacht.

  20. Cover des Buches Das große Fußball-Quiz (ISBN: 9783426776599)
    Oliver Noelle

    Das große Fußball-Quiz

     (3)
    Aktuelle Rezension von: Holden

    Ein schönes Frage-Antwort-Buch zum Thema Fußball, leider nicht mehr auf dem neuesten Stand. Insofern wäre eine Neuauflage reizvoll, dann aber gern mit mehr Hintergrundinfos. Ansonsten eventuell den Fernsehquizzern vorlegen, mal sehen was die davon beantworten könnten. Von einer Verfilmung würde ich abraten, Superbesetzung aber kaum Handlung.

  21. Cover des Buches Die Welt des Juan Carlos Onetti (ISBN: 9783518420881)
    Mario Vargas Llosa

    Die Welt des Juan Carlos Onetti

     (2)
    Aktuelle Rezension von: Wolkenatlas
    Über die Wahrheit der literarischen Lüge Schon 1967 hat Mario Vargas Llosa öffentlich darauf hingewiesen, dass Juan Carlos Onetti einer der wichtigsten Einflüsse, dass Juan Carlos Onetti so etwas wie eine literarische Vaterfigur für ihn sei. Auch Gabriel García Márquez und Carlos Fuentes haben immer wieder auf die Wichtigkeit der Prosa Juan Carlos Onettis hingewiesen. Im deutschsprachigen Raum konnte sich Juan Carlos Onetti leider nie wirklich durchsetzen, seine bei Suhrkamp verlegten Romane und Erzählungen sind großteils vergriffen und nur über Antiquariate und Restpostenbuchläden erhältlich. Zum hundertsten Geburtstag bemüht sich Suhrkamp jetzt um eine größere Rezeption dieses wichtigen Oeuvres mit der deutschen Erstveröffentlichung von Juan Carlos Onettis drittem Roman "Für diese Nacht", eines weiteren Bandes in der Gesamtausgabe und einem essayistischen Buch über die wunderbar magisch lügenhaft literarische Welt des Juan Carlos Onetti von Mario Vargas Llosa. Schon in Mario Vargas Llosas Einführung wird klar, wie tiefgehend und bewundernd er sich mit dem Schaffen des am 1. Juli 1909 in Montevideo geborenen Onetti beschäftig hat, indem er auf das in Onettis Schaffen fast durchgehend anwesende ambivalente Verhältnis zwischen Lüge und Realität eingeht, es ausgehend von seinem eigenen Roman "Der Geschichtenerzähler" und einer sich darauf beziehenden Geschichte durchleuchtet und somit eine brillante Ouvertüre für die folgenden Kapitel komponiert. "Eines ist jedenfalls universell bekannt: die Fiktion, diese andere Wirklichkeit, die der Mensch ausgehend von seiner Lebenserfahrung erfindet und mit dem Treibmittel seiner unerfüllten Wünsche und seiner Imagination versieht, begleitet uns wie ein Schutzengel, seit wir in den Tiefen der Vorgeschichte den gewundenen Pfad betraten, der uns im Laufe der Jahrtausende dazu brachte, zum Mond zu fliegen, das Atom zu beherrschen und unglaubliche Entdeckungen auf dem Gebiet des Wissens und der Zerstörungsgewalt zu machen, Menschenrechte, Freiheit und das autonome Individuum zu proklamieren. Wahrscheinlich wäre keine dieser Entdeckungen und Fortschritte möglich gewesen, hätten Millionen Jahre zuvor unsere Vorfahren aus der Steinzeit sich nicht nachts wärmesuchend aneinandergepresst und zu fabulieren begonnen, um, bevor der Schlaf sie überkam, im Geiste in eine andere Welt zu reisen, in ein leichteres, weniger gefährliches, beglückenderes Leben." Systematisch geht Mario Vargas Llosa vor; er beginnt bei Juan Carlos Onettis erstem Roman "Der Schacht" (1939) und führt, die Entwicklung der imaginären Stadt Santa María verfolgend (die sich durch fast alle Romane Onettis zieht), bis zum letzten Roman aus der Feder Onettis, "Wenn es nicht mehr wichtig ist" (1993). Er analysiert die stilistische Entwicklung Onettis in diesen 54 Jahren schriftstellerischer Tätigkeit, scheut nicht vor einer behutsamen Beleuchtung des doch sehr turbulenten Privatlebens des mehrfach verheirateten und einmal aus politischen Gründen inhaftierten Onetti zurück und zeigt die Einflüsse William Faulkners, Louis Ferdinand Célines und (wenn auch sehr ambivalent) Jorge Luis Borges' auf. Er beschäftigt sich mit dem Schaffen Onettis unter Berücksichtigung der Entwicklung Uruguays, vom südamerikanischen Vorzeigeland schlechthin, zu einem Land der politischen Unterentwicklung bzw. zu einer Art uruguayischen Dekadenz, im Gesamtbild Lateinamerikas. Nur so lässt sich die Entwicklung von Juan Carlos Onettis erträumter Stadt Santa María erklären, deren eine (durch einen Fluss von der anderen Stadthälfte abgetrennte) dekadente Hälfte deutlich an Montevideo angelehnt zu sein scheint. Auch Onettis männliche und weibliche Figuren sind von einer traumwandlerisch sicheren Neigung zur Selbstzerstörung, von einem durch Sex und Alkohol inspirierten Verschwinden in das imaginäre Reich der Fantasie gezeichnet. Figuren, die Antonio Muñoz Molina treffend als "die friedliebendsten, faulsten und nutzlosesten der Welt" bezeichnet hat. Der Höhepunkt dieser Entwicklung ist Onettis Meisterwerk "Das kurze Leben" (1950). Vargas Llosa beschriebt die Grundidee wie folgt: "Während Juan María Brausen in Buenos Aires eine düstere Existenz lebt, seiner Frau Getrudis wurde eine Brust abgenommen, er selbst ist kurz davor, aus der Werbeagentur, in der er arbeitet, entlassen zu werden -, erfindet er bei seinen vergeblichen Bemühungen, ein Drehbuch für Julio Stein zu schreiben, die Stadt Santa María und eine Reihe von Figuren, für die er selbst und einige ihm nahe stehende Personen Modell stehen. Diese Stadt entspringt also einem literarisch-filmischen Projekt im Kopf des von Gertrudis' Operation gequälten Brausen, der sich genötigt sieht, die ihm anvertraute Arbeit voranzubringen ... Dennoch wird aus dieser Idee keine Literatur, denn Brausen wird das Drehbuch für Julio Stein niemals schreiben. Die Idee wird unabhängig von ihrem Ursprung und ihrem Schöpfer eine eigene imaginäre Existenz führen, losgelöst sogar von ihrem Vermittler, als eine autonome Realität ... Brausen wird kein Drehbuch schreiben, und Santa María wird ihn nicht mehr brauchen, um seine eigene Geschichte zu leben und die andere - reale - Geschichte zu verschlingen und zu ersetzen, in der es geboren wurde ... " Mario Vargas Llosas genau recherchiertes und geistreich formuliertes Buch ist eine wunderbare Einführung in die Gegenwelt, in die Nebenwelt, in die Fantasiewelt der kaputten Männer und Frauen, der Prostituierten, der Alkoholiker, der Zuhälter und anderen dekadenten Persönlichkeiten, sowie dem sich deutlich von Faulkners Yoknapatawpha County und García Márquez' Macondo unterscheidenden Santa María. Eine überzeugende literarische Einführung in ein großes Gesamtwerk, dem zu wünschen wäre, auch in unserem Sprachkreis die ihm gebührende Anerkennung zu ernten, die es in Lateinamerika hat. Mario Vargas Llosas "Die Welt des Juan Carlos Onetti" sollte auch jene Leser, die sich noch nie auf eine literarische Reise nach Santa María begeben haben, dazu inspirieren, den Weg über die Erzählungen und Romane Juan Carlos Onettis zu nehmen und diese einzigartige Reise zu genießen. (erstveröffentlicht auf www.sandammeer.at, Roland Freisitzer; 07/2009)
  22. Cover des Buches Niemandsland (ISBN: 9783518470398)
  23. Cover des Buches An Liebe (ISBN: 9783518223987)
    Idea Vilariño

    An Liebe

     (1)
    Aktuelle Rezension von: buechersaeuferin
    Durch Zufall entdeckt, inzwischen eines meiner Lieblingsbücher. Einfache Worte ohne Schnörkel aber treffend bis ins Mark. Spanisch deutsche Ausgabe.
  24. Cover des Buches Wüste Meere (ISBN: 9783453351738)
    Carlos María Domínguez

    Wüste Meere

     (10)
    Aktuelle Rezension von: Ein LovelyBooks-Nutzer
    Wie bereits der Titel vermuten lässt, dreht sich in diesem Bändchen alles um das Thema Meer - seine Tücken, seine Schönheit, wie es den Menschen Leben oder auch Tod bringt. Seine Weite, seine Kraft und wie es jeden von uns in seinen Bann ziehen und nicht mehr loslassen kann. In jeder der sieben Kurzgeschichten findet der große Teich also nicht nur Erwähnung, sondern ist das zentrale Motiv im Leben der Protagonisten; ob sie das nun wollen oder nicht, ob es ihnen Glück oder Unheil bringt. Es wird also als Mittelpunkt des Lebens beschrieben, als Nabel der Welt und Existenzgrundlage der Menschheit - so nicht ganz falsch, aber nicht unbedingt ganz zutreffend für den gestandenen Mitteleuropäer. Allerdings findet jener auch keine Erwähnung in Domìnguez Erzählungen, die allesamt in seiner Heimat Südamerika und um dessen Zentrum (laut Domìnguez), Buenos Aires, spielen. Dementsprechend trifft der Leser in den Geschichten, die sowohl in der Gegenwart als auch Vergangenheit spielen, vor allem auf verarmte Waisen die am Hafen betteln, hart gesottene Seemänner, die sich noch an die Zeiten der großen Segler erinnern, verzweifelte Fischer denen die See ihren Kahn entriss, der doch ihre ganze Familie versorgen musste und noch viele mehr. Diese Vielfalt macht den großen Reiz an den Erzählungen des talentierten Südamerikaners, die er selbst mit folgenden Worten als Klappentext beschreibt: " Wüste Meere erzählt Geschichten über die Leerräume des Wassers; einige tauchen an seinen Ufern auf, andere in seinen enormen Weiten und alle konfrontieren den Menschen mit seiner erstaunlichen Natur. Das Meer ist das schmucklose Szenario eines moralischen Treibens, welches das Abenteuer des conditio humanis, das Ausgeliefertsein an seine Stürme, seine Brüderlichkeit und seinen schmerzhaften Trotz zum Ausdruck bringt." - Carlo Marìa Domìnguez Interessant, interessant, mich bringt das ehrlich gesagt nicht weiter und ich bezweifle auch, dass ihr jetzt sehr viel schlauer seid. Daher werde ich einer kurzen Auswahl zwei u der folgenden sieben Erzählungen näher für euch beschreiben: Johnnys Bekenntnis / S. 9-25< Der Baum mit den Reihern / S. 25-37 Mancuso / S. 37-55 Die Falle im Sand / S. 55-73 Delta / S 73-95 Eine aufrichtige Unterhaltung / S.115-166 Der Baum mit den Reihern Ein Ich-Erzähler berichtet aus seiner Perspektive (okay, etwas anderes wäre wohl schwer möglich) von einem prägenden Ereignis, das ihm in Santa Rosa im Augustes des letzten Jahres passiert ist: In einer kleinen Seitenmündung des Rìo de la Plata, nahe dem Meer, hatte er sich von seinem mageren Erbe ein kleines Eiland von nur 200 Metern Durchmesser gekauft und sich darauf in harter Arbeit ein Zuhause aufgebaut. Er ernährte sich nur von dem was das brackige Flusswasser im gab, seinen zwei kleinen Weiden, seiner Kuh und zwei Birnbäumen. Letztere wurden jedoch von einer Reiherkolonie, die auf einem riesigen, wilden Kapokbaum auf seiner Insel nisteten, immer wieder um ihre, ohnehin schon magere, Ausbeute an Früchten erleichtert. Wieder und wieder versuchte er sie zu vertreiben, doch vergebens. Eines Tages zog jedoch ein gewaltiger Sturm auf, größer als jeder, den unser namenloser Erzähler je zuvor erlebt hatte. Die aufgewühlte See peitschte mir ihren Wogen bis in das Delta und den Seitenarm des Flusses hinein, und bevor der Mann den schwarzen Himmel und die Flutwellen fliehen konnte, war sein kleines Boot von den Gewalten des Sturmes fortgerissen worden. Er suchte Zuflucht in seiner Hütte, doch riesige Wellen fluteten immer wieder über die kleine Insel hinweg und die Temperatur fiel schlagartig, sodass er bereits glaubte, sterben zu müssen. Diesem Schicksal entging er auch nur sehr knapp, der gerade noch rechtzeitig verließ er seine Hütte, bevor auch diese von den Fluten fortgespült wurde. Auf seiner kleinen Insel bot sich ihm ein Bild der völligen Zerstörung, ja sogar Vernichtung: Seine Birnbäume, seine Weiden, selbst der Boden unter seinen Füßen wurde fortgespült und auch er stand kurz davor, in die Tiefe gerissen zu werde. Doch etwas war noch standhaft: Der Kapokbaum, dicht an dicht besetzt mit den verhassten Reihern. Nur mit Mühe konnte der Mann sich an einem Zaun entlang bis zum Baum hangeln, sank dabei immer wieder bis zur Hüfte im Schlick ein und erreichte das rettende Bollwerk nur knapp. Er erklomm es, voll Furcht dass auch dieser Baum der Last des Wassers anheim fallen könnte, und wurde oben von den Reihern erwartet, die er zu verscheuchen versuchte. Die jedoch wehrten sich und hackten auf ihn ein, bis er blutend und ob der Kälte schlotternd auf dem Baum zusammensank. Mehr als einen Tag lang klammerte er sich verzweifelt an seinen Ast, kurz davor zu erfrieren. Schließlich viel er in eine tiefe Ohnmacht und war in seinen letzten Gedanken bewusst, dass dies sein Ende sein musste. Doch es kam anders… : Als er am nächsten morgen erwachte, schien die Sonne und der Fluss lag glatt und eben vor ihm, der Baum hatte standgehalten. Verwundert bemerkte der Mann die mollige Wärme um ihn herum und fragte sich, warum er nicht erfroren sei. Wie zur Antwort krächzten die Reiher und als er an sich herabblickte, sah er die isolierende, wärmende Schicht von (ich zitiere, damit es seriös bleibt) "Reiherscheiße", die ihm in dieser längsten Nacht das Leben gerettet hatte… Eine aufrichtige Unterhaltung Der junge Mirko, ein Matrose aus einfachen Verhältnissen, hat auf der "Fidschi", dem größten Lastschiff seiner Zeit, angeheuert. Der gebürtige Pole vermisst seine Heimat zutiefst, ist das Schiff doch multikulturell und die Verständigung nur über Zeichensprache, gebrochenes Englisch und ein Kauderwelsch aus einem verwirrenden Sprachenwirrwarr möglich. Aufgrund ihrer Größe und gewaltigen Tiefe legt die "Fidschi" auch in kaum einem Hafen der Welt an, die Ware wird einfach per Kran gelöscht und auf andere, kleiner Schiffe und Kähne übertragen. Daher ist Mirko bereits seit Monaten nicht mehr an Land gewesen, die Einsamkeit und Langeweile treiben ihn nahezu in den Wahnsinn. Noch schlimmer wird das ganze durch seinen aktuelle Aufenthaltsort: das Schiff befindet sich am Äquator und zu drückender Temperatur und ungewöhnlich hoher Luftfeuchte kommt die kaputte Klimaanlage. Eines Abends kommt mit einem Mal ein junger Offizier, Julio Andrade, in seine Kajüte. Trotz des strengen Alkoholverbots an Bord trinken die beiden Männer gemeinsam italienischen Grappa, um ihren angehenden Depressionen zu entgehen, und beginnen ein Gespräch. Hier wird es kurios: Denn beide Männer reden in ihrer Muttersprache, die das jeweilige Gegenüber nicht versteht. Es ist unglaublich lustig dem Wechsel einer Unterhaltung zu folgen, die eigentlich keine ist. Zwar reden die beiden abwechselnd, doch über komplett andere, teils kontroverse Themen. In dieser abstrusen Weise geht es weiter und weiter, bis beide Männer in ihrer Betrunkenheit dass in die Worte des anderen hineindeuten, was sie hören möchten (oder halt auch nicht). Dieser erstaunliche Dialog endet schließlich in dem Bekenntnis Mirkos, der am Anfang noch lustlos mit Sätzen wie "Auf einem Fluss in Afrika rasiert sich ein Affe mit einem silbernen Doch" antwortet, am Tod ihres gemeinsamen Kameraden, Tarik, Schuld zu sein. Bei Wartungsarbeiten hatte er eine Winde nicht richtig kontrolliert; ein Seil riss sich los, peitschte umher und trennte seinem Freund Tarik sauber dem Kopf ab. Von Julio weiß man, dass er als Offizier gleichzeitig der "Schiffpolizist" ist, und erwartet gewohnheitsgemäß, dass Mirko nun zur Verantwortung gezogen wird - bloß wie? Schließlich hat dieser kein Wort von dem verstanden, was der junge Pole ihm erzählt hat. Also trinken die beiden gemeinsam weiter, bis Julio Mirko beschuldigt, ihm seinen Mantel geklaut zu haben. Letzterer verlässt empört den Raum und beschließt, die Klimaanlage zu überprüfen um sich abzureagieren. Julio folgt ihm nach und die beiden öffnen den Schacht der Klimaanlage; ein steifgefrorener Chinese, der die Anlage verstopft hat, fällt ihnen entgegen, eingehüllt in Julios Mantel. Da die beiden so betrunken sind, dass sie ihren Job und eine hohe Strafe riskieren wen man sie so sieht, versuchen die den Mann zurück in die Anlage zu pferchen, doch seine steifen Glieder haben sich etwas entfaltet und es ist ihnen unmöglich. So werden die beiden zu Komplizen und versenken ihn im Meer, das zusammen mit ihrer Sprachdifferenz ihre ganzen, dunklen Geheimnisse für immer bewahren soll… Das interessante ist hier nicht nur das unsinnige Gespräch, sondern auch der Wechsel der Erzählperspektive: Abwechselnd berichten in den, auch so benannten, Abschnitten "1-6" Ein auktorialer Erzähler, dann Mirko und zuletzt Julio: eine wunderbare Erzählung! Ich war beim Lesen wirklich überrascht - ist dieses Buch doch so extrem anders als mein heißgeliebtes "Papierhaus"! Der detailverliebte, herausragende Stil meines literarischen Lieblings Domìnguez kommt zwar auch in diesem Buch zum Tragen, ist dabei aber bei weitem pathetischer und emotionaler als der Vorgänger. Konnte man da die staubige, trockene und weise Atmosphäre der Bibliotheken geradezu schnuppern, so findet sich hier im wilden, rastlosen Schreibstil die ruhelose Gewalt der Meeres wieder; darum bin ich auch erneut mehr als beeindruckt, stilistisch stimmt hier einfach alles. Je nach Erzähler oder Hauptperson variiert Domìnguez seine Worte und den Satzbau in feinen Nuancen, schreibt mal hypo- oder parataktisch, mal nüchtern und karg oder schmeißt mir Adjektiven und Leidenschaft um sich. Hier findet sich auf kleinem Raum höchster Anspruch und die enorme sprachliche Dichte, die eigentlich allen Kurzgeschichten und Erzählungen zueigen sein sollte. Aber nun zum inhaltlichen Aspekt: Die Erzählungen selbst kreisen alle um das zentrale Thema "Leben MIT und GEGEN das Meer". Dieser rote Faden zieht sich absolut klar ersichtlich durch jede einzelne Geschichte, doch trotzdem kommt es dabei nicht zu Wiederholungen. Aus dem selben Motiv spinnt Domìnguez wieder und wieder eine neue Handlung, lässt unterschiedliche Person

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks